Geschlechtsmerkmale und Sattelgelenk: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Geschlechtsmerkmale''' sind die [[Wikipedia:Merkmal #Biologie|Eigenschaften]], die bei den [[Wikipedia:Gonadales Geschlecht|Geschlecht]]ern einer [[Tierart]] unterschiedlich ausgeprägt sind. Es gibt ''primäre'', ''sekundäre'' und ''tertiäre'' Geschlechtsmerkmale.
[[Datei:Gelenke_Zeichnung01.jpg|thumb|1. [[Kugelgelenk]], 2. [[Eigelenk]], 3. '''Sattelgelenk''', 4. [[Scharniergelenk]] und 5. [[Zapfengelenk]]]]  


== Primäre Geschlechtsmerkmale ==
Ein '''Sattelgelenk''' (die ''Articulatio sellaris'') ist ein [[Gelenk]], das eine Bewegung in zwei senkrecht zueinander stehenden [[Bewegungsachse|Achsen]] erlaubt und somit zwei ''Freiheitsgrade'' besitzt. Die Bewegungsrichtungen sind hier eine [[Flexion (Medizin)|Beugung]]/[[Extension (Medizin)|Streckung]] bzw. eine [[Abduktion (Physiologie)|Abduktion]]/[[Adduktion]] des Gelenks. Dabei sind jeweils beide Gelenkflächen wie ein [[Reitsattel]] geformt und es entspricht die [[Konvexität]] der einen Gelenkfläche der [[Konkavität]] der anderen und umgekehrt.  
Primäre Geschlechtsmerkmale sind die [[Geschlechtsorgan]]e, die vornehmlich der direkten Fortpflanzung dienen, wie z.&nbsp;B. [[Vulva]], [[Vagina]],<ref name="clauss">Wolfgang Clauss, Cornelia Clauss: ''Humanbiologie kompakt''. Springer, 2009. S. 348.</ref> die [[Eierstock|Ovarien]], [[Uterus]], [[Hoden]], [[Nebenhoden]], [[Samenleiter|Samenwege]] und der [[Penis]]. Sie sind bei Säugetieren und beim Menschen schon bei der Geburt vorhanden.<ref name="pschyrembel">Pschyrembel: ''Klinisches Wörterbuch'', 256. Auflage, de Gruyter.</ref>


== Sekundäre Geschlechtsmerkmale ==
Ein Beispiel ist das Wurzelgelenk des Daumens ([[Daumensattelgelenk]], ''Articulatio carpometacarpalis pollicis'') zwischen dem [[Großes Vieleckbein|großen Vieleckbein]] und dem ersten [[Mittelhandknochen]]. Durch Kombination der Bewegungen in beiden Hauptachsen ist ein Kreisen des Daumens möglich. Das Sattelgelenk am Daumen hat keine besonderen Einrichtungen.
* {{WikipediaDE|Sexualdimorphismus}}
Sekundäre Geschlechtsmerkmale sind nicht unmittelbar für die [[geschlechtliche Fortpflanzung]] notwendige physische Merkmale. Sie entwickeln sich durch die [[Geschlechtsreife]]. Beim Menschen sind das die [[weibliche Brust]] und der männliche [[Bartwuchs]]. Ein Beispiel bei Tieren ist der [[Kamm (Huhn)|Hahnenkamm]].<ref>[http://www.ithaca.edu/staff/jhenderson/chooks/sexingchicks.html ''Sexing Chicks After a Few Weeks.'']</ref> Sekundäre Geschlechtsmerkmale sind physische Merkmale, die im Laufe der Generationen durch die [[sexuelle Selektion]] verändert werden können.<ref name=west>Krist West: ''Animal Courtship''. Chelsea House Pubs, 2009, S. 26.</ref> Sie steigern beispielsweise oft die [[Attraktivität]] gegenüber dem anderen oder dem eigenen Geschlecht oder das Durchsetzungsvermögen gegenüber [[Konkurrenz (Ökologie)|Konkurrent]]en<ref>''The American heritage science dictionary.'' Houghton Mifflin, 2005, S. 558.</ref> oder dienen der Aufzucht der Jungen.<ref name="pschyrembel" /> Häufig betreffen sie Feder- und Haarkleid, Gebiss- und Skelettmerkmale, aber auch Horn- und [[Geweih]]bildung, [[Milchdrüse]]n oder den Beutel bei [[Beuteltiere]]n.<ref>Rüdiger Wehner, Walter Gehring: ''Zoologie.'' 23. Auflage. Thieme Verlag, 1995.</ref> Bei vielen Lebewesen sind die mit der Geschlechtsreife sich herausbildenden sekundären Geschlechtsmerkmale dauerhaft, andere Arten zeigen den Sexualdimorphismus nur zur Paarungszeit. Sekundäre Geschlechtsmerkmale stehen oft auch mit der [[Fortpflanzung]]sfunktion in Zusammenhang, da zum Beispiel die Ausbildung eines [[Geburtskanal]]s zu Veränderungen im Körperbau führt (siehe [[Becken (Anatomie)|Anatomie des Beckens]] und [[Geburtsdilemma]]).


== Tertiäre Geschlechtsmerkmale ==
Auch das Gelenk zwischen den beiden [[Gehörknöchelchen]] [[Hammer (Anatomie)|Hammer]] (''Malleus'') und [[Amboss (Anatomie)|Amboss]] (''Incus''), die ''Articulatio incudomallearis'', ist ein Sattelgelenk.
Tertiäre Geschlechtsmerkmale sind sonstige Geschlechtsmerkmale. Sie bilden sich teilweise mit der Geschlechtsreife heraus, wie etwa die dunklere Färbung der Männchen der [[Wikipedia:Welsartige|Welsartige]]n<ref>Robert G. Piper: ''Fish Hatchery Management''. Forgotten Books, 2010. S. 138.</ref> oder der Knochenbau in Form eines weiblichen oder männlichen Beckens oder die Körpergröße. Die Abgrenzung bei den physischen Merkmalen zwischen sekundären und tertiären Geschlechtsmerkmalen ist nicht immer eindeutig, <ref>http://www.spektrum.de/lexikon/biologie/geschlechtsmerkmale/27696</ref> da neben der [[Genetik]] auch die Umwelt eine maßgebliche Rolle spielt.<ref>[http://www.orn.mpg.de/2884995/research_report_7712286 Stefan Leitner: ''Gene und Umwelt: Wie beeinflussen sie Verhalten und Physiologie bei Singvögeln?''] Forschungsbericht 2014 - Max-Planck-Institut für Ornithologie</ref> Verhaltensmerkmale, psychische und soziale Merkmale gehören zu den tertiären Geschlechtsmerkmalen<ref name="clauss" /> und sind oft nicht erblich, sondern erlernt.<ref>Bernhard Rensch: ''Die stammesgeschichtliche Sonderstellung des Menschen'', 1957, Seite 33</ref>
 
== Entstehungsgeschichte des Sattelgelenks ==
Bis zu 80 % der Frauen im Alter von über 40 Jahren sind von der [[Rhizarthrose]] betroffen. Das liegt an einer Wachstumsstörung, die dazu führt, dass der Sattel des Sattelgelenks bei Frauen häufig schräg steht. Die Tatsache, dass die ''Rhizarthrose'' so häufig vorkommt, hängt damit zusammen, dass das betreffende Sattelgelenk – gemessen an der Dauer der Entstehungsgeschichte des Menschen – relativ „jung“ ist, nämlich acht Millionen Jahre. Erst durch dieses spezielle Gelenk bekam der Mensch die Möglichkeit, Gegenstände richtig fest zu halten und beispielsweise Flöte zu spielen. Weil aber dieses Gelenk in der Entstehungsgeschichte des Menschen erst sehr spät entstand und deshalb relativ „jung“ ist, ist es noch nicht perfekt ausgebildet und nicht so belastbar, wie es wünschenswert wäre.<ref>Sebastian Knoppik: Wenn der Reiter vom Sattel rutscht. Hildesheimer Handchirurg Rieck informiert beim Sarstedter Patientenforum über spezielle Form der Arthrose. In: ''Leine Nachrichten'' Ausgabe 21/2016 vom 26. Januar 2016 (Beilage der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung).</ref>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Geschlechtsmerkmal}}
* {{WikipediaDE|Sattelgelenk}}
* {{WikipediaDE|Rhizarthrose}}
* {{WikipediaDE|Daumen}}


== Weblinks ==
== Literatur ==
{{Wiktionary|}}
*Kurt Tittel: ''Beschreibende und funktionelle Anatomie des Menschen''. Elsevier, Urban & Fischer, 14. Auflage 2003, ISBN 3-437-46151-6, S. 49.


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


[[Kategorie:Geschlecht|H]]
[[Kategorie:Gelenkformen]]

Version vom 21. Dezember 2017, 18:18 Uhr

Schematische Zeichnung
1. Kugelgelenk, 2. Eigelenk, 3. Sattelgelenk, 4. Scharniergelenk und 5. Zapfengelenk

Ein Sattelgelenk (die Articulatio sellaris) ist ein Gelenk, das eine Bewegung in zwei senkrecht zueinander stehenden Achsen erlaubt und somit zwei Freiheitsgrade besitzt. Die Bewegungsrichtungen sind hier eine Beugung/Streckung bzw. eine Abduktion/Adduktion des Gelenks. Dabei sind jeweils beide Gelenkflächen wie ein Reitsattel geformt und es entspricht die Konvexität der einen Gelenkfläche der Konkavität der anderen und umgekehrt.

Ein Beispiel ist das Wurzelgelenk des Daumens (Daumensattelgelenk, Articulatio carpometacarpalis pollicis) zwischen dem großen Vieleckbein und dem ersten Mittelhandknochen. Durch Kombination der Bewegungen in beiden Hauptachsen ist ein Kreisen des Daumens möglich. Das Sattelgelenk am Daumen hat keine besonderen Einrichtungen.

Auch das Gelenk zwischen den beiden Gehörknöchelchen Hammer (Malleus) und Amboss (Incus), die Articulatio incudomallearis, ist ein Sattelgelenk.

Entstehungsgeschichte des Sattelgelenks

Bis zu 80 % der Frauen im Alter von über 40 Jahren sind von der Rhizarthrose betroffen. Das liegt an einer Wachstumsstörung, die dazu führt, dass der Sattel des Sattelgelenks bei Frauen häufig schräg steht. Die Tatsache, dass die Rhizarthrose so häufig vorkommt, hängt damit zusammen, dass das betreffende Sattelgelenk – gemessen an der Dauer der Entstehungsgeschichte des Menschen – relativ „jung“ ist, nämlich acht Millionen Jahre. Erst durch dieses spezielle Gelenk bekam der Mensch die Möglichkeit, Gegenstände richtig fest zu halten und beispielsweise Flöte zu spielen. Weil aber dieses Gelenk in der Entstehungsgeschichte des Menschen erst sehr spät entstand und deshalb relativ „jung“ ist, ist es noch nicht perfekt ausgebildet und nicht so belastbar, wie es wünschenswert wäre.[1]

Siehe auch

Literatur

  • Kurt Tittel: Beschreibende und funktionelle Anatomie des Menschen. Elsevier, Urban & Fischer, 14. Auflage 2003, ISBN 3-437-46151-6, S. 49.

Einzelnachweise

  1. Sebastian Knoppik: Wenn der Reiter vom Sattel rutscht. Hildesheimer Handchirurg Rieck informiert beim Sarstedter Patientenforum über spezielle Form der Arthrose. In: Leine Nachrichten Ausgabe 21/2016 vom 26. Januar 2016 (Beilage der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung).