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Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Zur Farbenlehre/XVI. Abnahme der farbigen Erscheinung
XVI. Abnahme der farbigen Erscheinung
243. Da man jene vorschreitenden fünf Bedingungen (219), unter welchen die Farbenerscheinung zunimmt, nur rückgängig annehmen darf, um die Abnahme des Phänomens leicht einzusehen und zu bewirken, so wäre nur noch dasjenige, was dabei das Auge gewahr wird, kürzlich zu beschreiben und durchzufahren.
244. Auf dem höchsten Punkte wechselseitiger Deckung der entgegengesetzten Ränder erscheinen die Farben folgendermaßen (216):
Gelbrot Blau
Grün Purpur
Blaurot Gelb
245. Bei minderer Deckung zeigt sich das Phänomen folgendermaßen (214, 215):
Gelbrot Blau
Gelb Blaurot
Grün Purpur
Blau Gelbrot
Blaurot Gelb
Hier erscheinen also die Bilder noch völlig gefärbt, aber diese Reihen sind nicht als, ursprüngliche, stetig sich auseinander entwickelnde stufen- und skalenartige Reihen anzusehen; sie können und müssen vielmehr in ihre Elemente zerlegt werden, wobei man denn ihre Natur und Eigenschaft kennen lernt.
246. Diese Elemente aber sind (199, 200, 201):
Gelbrot Blau
Gelb Blaurot
Weißes Schwarzes
Blau Gelbrot
Blaurot Gelb
Hier tritt nun das Hauptbild, das bisher ganz zugedeckt und gleichsam verloren gewesen, in der Mitte der Erscheinung wieder hervor, behauptet sein Recht und läßt uns die sekundäre Natur der Nebenbilder, die sich als Ränder und Säume zeigen, völlig erkennen.
247. Es hängt von uns ab, diese Ränder und Säume so schmal werden zu lassen, als es uns beliebt, ja noch Refraktion übrig zu behalten, ohne daß uns deswegen eine Farbe an der Grenze erschiene.
Dieses nunmehr genugsam entwickelte farbige Phänomen lassen wir denn nicht als ein ursprüngliches gelten, sondern wir haben es auf ein früheres und einfacheres zurückgeführt und solches aus dem Urphänomen des Lichtes und der Finsternis durch die Trübe vermittelt, in Verbindung mit der Lehre von den sekundären Bildern abgeleitet, und so gerüstet werden wir die Erscheinungen, welche graue und farbige Bilder durch Brechung verrückt hervorbringen, zuletzt umständlich vortragen und damit den Abschnitt subjektiver Erscheinungen völlig abschließen.