Mysterien von Eleusis: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Mysterien basieren auf einer [[Wikipedia:Legende|Legende]], die sich um [[Demeter]], die Göttin des Lebens und der Fruchtbarkeit, dreht. Ihre Tochter Persephone wurde durch die [[Gottheit]] des Todes und der Unterwelt [[Hades]] entführt. Während Demeter nach ihr suchte, vernachlässigte sie ihre Pflichten – die Erde gefror und die Menschen hungerten – der erste [[Wikipedia:Winter|Winter]]. Während dieser Zeit lehrte Demeter [[Wikipedia:Triptolemus|Triptolemus]] die Geheimnisse der [[Landwirtschaft]]. Am Ende gelang es ihr, Persephone zurückzuholen und die Erde begann wieder zu leben – der erste [[Wikipedia:Frühling|Frühling]] ereignete sich. Während ihrer Entführung gab Hades Persephone einen Granatapfel, von dem sie ein paar Samen aß und deshalb konnte sie seitdem nicht mehr ständig im Land der Lebenden weilen, ein Drittel des Jahres zog es sie in die Unterwelt, den Rest des Jahres verbrachte sie mit ihrer Mutter – so entstanden die Jahreszeiten (die Griechen kannten allerdings nur drei [[Wikipedia:Jahreszeit|Jahreszeit]]en, den Herbst unterschlugen sie).
Die Mysterien basieren auf dem [[Mythos]] der [[Demeter]], der Göttin des Lebens und der Fruchtbarkeit. Ihre Tochter [[Persephone]] wurde durch [[Hades]], den Gott der [[Unterwelt]], entführt. Während Demeter nach ihr suchte, vernachlässigte sie ihre Pflichten – die Erde gefror und die Menschen hungerten – der erste [[Wikipedia:Winter|Winter]]. Während dieser Zeit lehrte Demeter [[Wikipedia:Triptolemus|Triptolemus]] die Geheimnisse der [[Landwirtschaft]]. Am Ende gelang es ihr, Persephone zurückzuholen und die Erde begann wieder zu leben – der erste [[Wikipedia:Frühling|Frühling]] ereignete sich. Während ihrer Entführung gab Hades Persephone einen Granatapfel, von dem sie ein paar Samen aß und deshalb konnte sie seitdem nicht mehr ständig im Land der Lebenden weilen, ein Drittel des Jahres zog es sie in die Unterwelt, den Rest des Jahres verbrachte sie mit ihrer Mutter – so entstanden die Jahreszeiten (die Griechen kannten allerdings nur drei [[Wikipedia:Jahreszeit|Jahreszeit]]en, den Herbst unterschlugen sie).


Mit den Mysterien von Eleusis wurde Persephones Rückkehr in die Welt der Lebenden gefeiert, also der Frühlingsbeginn. Da sie während ihres Aufenthaltes in der Unterwelt Samen aß, ein Symbol des Lebens, steht ihre Wiedergeburt symbolisch für die Wiedergeburt allen pflanzlichen Lebens im Frühjahr und im größeren Rahmen allen Lebens auf Erden.
Mit den Mysterien von Eleusis wurde Persephones Rückkehr in die Welt der Lebenden gefeiert, also der Frühlingsbeginn. Da sie während ihres Aufenthaltes in der Unterwelt Samen aß, ein Symbol des Lebens, steht ihre Wiedergeburt symbolisch für die Wiedergeburt allen pflanzlichen Lebens im Frühjahr und im größeren Rahmen allen Lebens auf Erden.

Version vom 16. Mai 2016, 13:32 Uhr

Blick auf das Demeter- und Kore-Heiligtum und das Telesterion, die Einweihungshalle, die das Zentrum der Eleusinischen Mysterienstätte bildeten. Die meisten Ruinen stammen allerdings von römischen, vor allem unter den Kaisern Hadrian und Marc Aurel errichteten Bauten.

Die Mysterien von Eleusis waren Initiations- und Weiheriten, die sich um den Mysteriengott Jakchos (d.h. Dionysos, s. Dionysoskult) drehten, und die nach dem Demeterheiligtum in Eleusis etwa 30 km nordwestlich von Athen benannt waren. Die Mysterien gehörten zum Staatskult der Athener, wurden jedoch in der Spätantike auch von Reisenden aus allen Ländern besucht.

Pausanias berichtet in seinen Reisebeschreibungen Buch X, 31:

„Die älteren Griechen hielten nämlich die Feier in Eleusis um so viel höher in Ehren als alles, was sonst zur Frömmigkeit gehört, …“

Die Teilnehmer der Mysterienfeiern mussten die Geschehnisse bei der Androhung der Todesstrafe geheim halten und wurden dadurch zu einem exklusiven Zirkel geeint. Sie glaubten, dadurch an der göttlichen Macht teilzuhaben und im Leben nach dem Tode davon zu profitieren. Trotz der Geheimhaltungspflicht konnte aus archäologischen Funden und überlieferten Texten die Abläufe der Feiern weitgehend rekonstruiert werden.

Die Mysterien bestanden aus umfangreichen kultischen Vorbereitungen, auf die ein Umzug von bis zu 3.000 Teilnehmern auf der heiligen Straße von Athen nach Eleusis (griech. „Ankunft“; heißt heute im Neugriechischen Elefsis) folgte. Während des Zuges wurden Szenen nachgestellt, die die Geschichten der Demeter, Persephone und des Dionysos darstellen. Das von Édouard Schuré rekonstruierte und von Marie von Sivers übersetze Heilige Drama von Eleusis wurde von Rudolf Steiner sprachlich eingerichtet und auf dem Münchner Kongress 1907 erstmals aufgeführt.

Hintergrund

Die Mysterien basieren auf dem Mythos der Demeter, der Göttin des Lebens und der Fruchtbarkeit. Ihre Tochter Persephone wurde durch Hades, den Gott der Unterwelt, entführt. Während Demeter nach ihr suchte, vernachlässigte sie ihre Pflichten – die Erde gefror und die Menschen hungerten – der erste Winter. Während dieser Zeit lehrte Demeter Triptolemus die Geheimnisse der Landwirtschaft. Am Ende gelang es ihr, Persephone zurückzuholen und die Erde begann wieder zu leben – der erste Frühling ereignete sich. Während ihrer Entführung gab Hades Persephone einen Granatapfel, von dem sie ein paar Samen aß und deshalb konnte sie seitdem nicht mehr ständig im Land der Lebenden weilen, ein Drittel des Jahres zog es sie in die Unterwelt, den Rest des Jahres verbrachte sie mit ihrer Mutter – so entstanden die Jahreszeiten (die Griechen kannten allerdings nur drei Jahreszeiten, den Herbst unterschlugen sie).

Mit den Mysterien von Eleusis wurde Persephones Rückkehr in die Welt der Lebenden gefeiert, also der Frühlingsbeginn. Da sie während ihres Aufenthaltes in der Unterwelt Samen aß, ein Symbol des Lebens, steht ihre Wiedergeburt symbolisch für die Wiedergeburt allen pflanzlichen Lebens im Frühjahr und im größeren Rahmen allen Lebens auf Erden.

Im homerischen Hymnus an Demeter war König Keleos einer der ursprünglichen Demeter-Priester und einer der ersten, die in die geheimen Riten und Mysterien ihres Kultes eingeweiht wurden. Die anderen der ursprünglichen Priester waren Diokles, Eumolpos, Triptolemus und Polyxeinus. Triptolemus, der das Wissen um die Landwirtschaft ja direkt von Demeter erhalten hatte, gab dieses an das ganze Volk der Griechen weiter.

Ablauf der Mysterien

Man unterschied zwischen den größeren und den kleineren Mysterien Eleusis. Die kleineren Mysterien, Myesis, wurden im Monat Anthesterion (Februar/März) abgehalten, wobei sich das genaue Datum bei Bedarf gelegentlich änderte. Die Priester läuterten die Kandidaten für die Initiation. Dem ging die Opferung eines Schweines voran; danach reinigten sich die Priester selbst rituell in Agrai durch ein Bad im Fluss Ilissos.

Die größeren Mysterien, die Teletai, fanden im Monat Boedromion (= „um Hilfe laufen“) (~August/September) statt, dem ersten Monat des Attischen Kalenders. Sie dauerten neun Tage. Zu ihrem Auftakt wurden die geheiligten Gegenstände am 14. Boedromion von Eleusis zum Eleusinion, einem Tempel am Fuße der Akropolis in Athen gebracht.

Am 15. Boedromion erklärten die Hierophanten, die Priester des Kults, die Prorrhesis, den offiziellen Beginn der Riten. Die Zeremonien begannen in Athen am 16. Boderomion mit der feierlichen Waschung der Priester im Meer bei Phaleron und der Opferung eines jungen Schweins im Eleusinion am 17. Boedromion.

Zwei Tage später, am 19. Boedromion begann am Athener Friedhof Kerameikos die Prozession zurück nach Eleusis. Hinter den Priestern, die Tafeln des Dionysos hochhielten, zog die Bevölkerung entlang der heiligen Straße und passierte dabei Abschnitte, die man Bakchoi nannte. An einem bestimmten Punkt des Weges riefen sie im Gedenken an Iambe Obszönitäten. Die Magd hatte es geschafft, Demeters Trauer um den Verlust ihrer Tochter mit einem derben Scherz zu erweichen und die Göttin so zu einem Lächeln gebracht. Immer wieder riefen die Teilnehmer Iakch´ o Iakche!, vermutlich als Referenz an Dionysos.

Nachdem die Prozession in Eleusis angekommen war, folgte ein Tag des Fastens in Erinnerung an Demeters Fasten während ihrer Suche nach Persephone. Mit dem Genuss eines besonderen Getränks aus Gerste und Frauenminze, dem Kykeon, wurde das Fasten gebrochen. Am 20. und 21. betraten die zukünftigen Priester die große Halle, das Telesterion, wo ihnen die heiligen Reliquien der Demeter gezeigt wurden und die Priesterinnen ihre Visionen der heiligen Nacht bekannt gaben. Im Zentrum des Telesterions befand sich der Anaktoron, der Palast, bei dem es sich um ein schmales Steingebäude handelte, zu dem nur die Hierophanten zutritt hatten. Im Anaktoron wurden die heiligen Objekte der Demeter aufbewahrt. Die Geschehnisse im Telesterion gehörten zu den geheimsten Teilen der Mysterien und auf Verrat der Geheimnisse stand die Todesstrafe.

Abends folgte die Pannychis, ein großes Fest, das die ganze Nacht andauerte und von Tanz und Fröhlichkeit begleitet wurde. Die zur Weihe bestimmten Jünglinge tanzten auf den Rharischen Feldern wie Dionysos in Mädchenkleidern. Es ging die Sage, die Felder seien der erste Fleck Erde, auf dem Getreide wuchs. Nachts oder am frühen Morgen wurde ein Stier geopfert.

Am Tag nach dem Fest, dem 22. Boedromion, ehrten die Initiaten den Tod durch ein Trankopfer aus besonderen Behältnissen.

Die Mysterien von Eleusis endeten am 23. Bodromion und alle Besucher kehrten wieder heim.

Teilnehmer

Es gab vier Arten von Teilnehmern an den Mysterien von Eleusia:

  1. die Priester, Priesterinnen und Hierophanten
  2. die zur Weihe bestimmten Jünglinge, die an der Zeremonie zum ersten mal teilnahmen
  3. Andere, die schon einmal an der Zeremonie teilnahmen
  4. Diejenigen, die an der Epopteia teilgenommen hatten und von den großen Geheimnissen der Demeter erfahren hatten

Die Besucher, die die Feiern und insbesondere den Zug entlang der heiligen Straße begleiteten nahmen nicht direkt an den Mysterien teil.

Zeit und Ende der Mysterienfeiern

Man vermutet, dass die Mysterien seit dem Mykenischen Zeitalter, seit 1500 v. Chr. gefeiert wurden. Sie wurden jährlich über eine Zeit von rund zweitausend Jahren abgehalten. Unter Peisistratos von Athen wurden die Mysterien von Eleusis zu einer panhellenischen Veranstaltung und Pilger aus ganz Griechenland und darüber hinaus nahmen an den Feiern teil.

Ungefähr seit 300 v. Chr. lag die Kontrolle der Mysterien beim Staat und insbesondere zwei Familien hatten besonderen Einfluss auf die Veranstaltung: die Eumolpidae und die Kerykes. Das führte zu einem starken Ansteigen der Weiheadepten, deren einzige Voraussetzungen war, dass sie keine Blutschuld haben und keine Barbaren sein durften. Das heißt, sie durften nie einen Mord begangen haben und mussten griechisch sprechen können. Männer, Frauen und auch Sklaven war es erlaubt, als Adepten die Weihen zu empfangen.

Augustus wurde in die eleusischen Mysterien eingeweiht und Claudius wollte den Kult nach Rom verlegen. Nero, in Griechenland weilend, vermied den Besuch in Eleusis nach dem Mord an seiner Mutter. Der letzte römische Kaiser, der in die Mysterien eingeweiht wurde, war Julian Apostata. Die Feiern wurden im Jahr 392 nach Christus durch den römischen Kaiser Theodosius I. per Dekret verboten. Mit der Zerstörung des Tempels in Eleusis durch den Gotenkönig Alarich 395, in dessen Gefolge sich arianische Christen befanden, geraten diese Mysterien in Vergessenheit.

Vom Ende der Mysterien von Eleusia berichtete im vierten Jahrhundert Eunapios, ein Historiker und Biograph griechischer Philosophen. Eunapios selbst wurde vom letzten legitimen Hierophanten geweiht. Auch der christliche Kirchenvater Hippolyt von Rom berichtet in seinen Philosophumena von den Eleusinischen Mysterien. Halbversteckte Aussagen über den Ablauf der Mysterien finden wir unter anderem z. B. bei Pindar, Aischylos und Sophokles. Einer der das auferlegte Schweigegelübde brach, war z. B. Diagoras von Melos, der „Gottlose“ genannt, und schrieb ein Buch über die Mysterien, wobei jedoch selbst jede Kopie dieses Buches aufgespürt und vernichtet wurde. Im Jahr 364 erließ der christlich-römische Kaiser Valentinian I. ein Edikt, das alle nächtlichen heidnischen Zeremonien verbot, dessen Durchsetzung jedoch von dem römische Prokonsul Vettius Agorius Praetextatus verhindert wurde.

Literatur

  • O. A.: Herder Lexikon. Griechische und römische Mythologie. Götter, Helden, Ereignisse, Schauplätze. Freiburg im Breisgau 2001 (1981)
  • Preka Alexandri: Eleusis 1991
  • J. N. Bremmer: Götter, Mythen und Heiligtümer im antiken Griechenland. 1996
  • W. Burkert: Antike Mysterien. Funktionen und Gehalt. 1990
  • K. Clinton: Myth and Cult. The Iconography of the Eleusian Mysteries. 1992
  • K. Clinton: Stages of initiation in the Eleusinian and Samothracian Mysteries; In: Greek Mysteries. The Archaeology and Ritual of Ancient Greek Secret Cult. 2002, S. 50-78.
  • Mircea Eliade: Schamanen, Götter und Mysterien. Die Welt der alten Griechen. 1992
  • H. Gsänger: Mysterienstätten der Menschheit – Eleusis. 1961
  • Carl Kerenyi: Eleusis: archetypal image of mother and daughter, (in seiner Reihe Archetypal Images in Greek religion) 1967
  • Hans Kloft: Mysterienkulte der Antike. Götter – Menschen – Rituale. München 1999
  • K. Kourouniotes: Eleusis. A guide to the Excavations and the Museum 1936
  • Diether Lauenstein: "Die Mysterien von Eleusis", Urachhaus 1987
  • George E. Mylonas.: Eleusis and the eleusinian Mysteries. Princeton 1961
  • F. Noack: Eleusis. Die Baugeschichtliche Entwicklung des Heiligtums. 1927
  • Carl Schneider: Die antiken Mysterien in ihrer Einheit und Vielfalt. Wesen und Wirkung der Einweihung. Hamburg 1979
  • Wasson, Ruck, Hofmann: "Der Weg nach Eleusis. Das Geheimnis der Mysterien" Insel-Verlag, Frankfurt/M. 1984
  • Waldemar von Uxkull, Die Eleusinischen Mysterien, Büdingen-Gettenbach: Avalon o. J. [1956]

Weblinks


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