Raffael

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Raffaello Santi

Raffael, auch Raffael da Urbino, Raffaello Santi [rafːaˈɛlːo ˈsanti], Raffaello Sanzio [ˈsantsi̯o] oder Raphael (* 6. April oder 28. März 1483 in Urbino; † 6. April 1520 in Rom) war ein italienischer Maler und Architekt der Hochrenaissance.

Leben und Werk

Nach den Angaben des Künstlerbiografen Giorgio Vasari wurde Raffael am 6. April 1483 geboren und starb „an dem Tag, an dem er geboren worden ist“, nämlich am Karfreitag, den 6. April 1520. 1491, im Alter von 8 Jahren, verlor er seine Mutter und wenig später, 1494, auch seinen Vater, der ihn zuerst für die Malerei ausgebildet hatte. Rudolf Steiner hat darauf hingewiesen, dass die geistige Beziehung zu seinem verstorbenen Vater wesentlich zur Entfaltung von Raffaels künstlerischen Fähigkeiten beigetragen hat:

„So zeigte es sich mir eines Tages, daß bei Raffael, der in erstaunlicher Weise gemalt hat, etwas anderes in seiner Seele nachwirkte, und ich konnte entdecken, daß das, was da nachwirkte, nichts anderes war, als das, was von seinem Vater ausging. Dieser starb, als Raffael erst zehn Jahre alt war. Dieser Vater hätte ja vielleicht noch etwas länger leben können, ich meine das natürlich hypothetisch aufgefaßt. Er hätte die Kräfte noch länger haben können, zu leben, aber diese Kräfte trug er hinüber in die geistige Welt, und unter Umständen können diese Kräfte von da aus mächtig wirken. Der Vater war kein großer Maler, aber er war innerlich ein Maler, er lebte in malerischen Vorstellungen, die er nicht verwirklichen konnte, solange er noch im physischen Leibe war. Aus der geistigen Welt schickte er die Kräfte seinem Sohn, und dieser junge Raffael konnte deshalb ein so großer Maler werden. Er hat die malerische Befähigung durch das gewonnen, was der Vater ihm zuschickte aus der geistigen Welt. Durch das ist Raffael natürlich nicht verkleinert, sondern es sollte nur gezeigt werden, wie Kräfte aus der geistigen Welt herunterwirken in die physische Welt.“ (Lit.:GA 150, S. 51)

Nach dem Tod seines Vaters trat Raffael als Schüler in die Werkstatt von Pietro Vanucci (genannt Perugino) ein. Seine Begabung war so groß, dass er mit 17 Jahren schon als „Meister“ tituliert wurde.

Raffael erlangte vor allem als Maler für seine harmonischen und ausgewogenen Kompositionen und lieblichen Madonnenbilder Berühmtheit. Zu Lebzeiten genoss er das Privileg, nur unter seinem Vornamen bekannt zu sein, und noch heute kennen die wenigsten seinen Nachnamen. Bis weit in das 19. Jahrhundert hinein galt er als der größte Maler.[1] Neben seiner Laufbahn als Maler in Florenz und am päpstlichen Hof in Rom wurde er auch Bauleiter des Petersdoms und Aufseher über die römischen Antiken.

Frühere und spätere Inkarnationen Raffaels

Raffael: Sixtinische Madonna, Gemäldegalerie Alte Meister (Dresden)
Raffaels Madonna Terranuova mit Johannes dem Täufer und den beiden Jesusknaben.

Raffael gehört der von Rudolf Steiner wohl am gründlichsten untersuchten Reinkarnationsline an, über die er auch immer wieder sehr ausführlich gesprochen hat. Am Anfang dieser Linie steht Pinchas ben Eleasar (hebr. פִּֽינְחָס֙ בֶּן־ אֶלְעָזָ֔ר, auch Pinhas oder Pinehas) aus dem Stamm Levi, der im 4. Buch Mose erwähnt wird. Er war der Sohn des Eleasar und der Enkel des Hohepriesters Aaron, dem ältesten Bruder Moses. Später wurde er als der Prophet Elias und zur Zeitenwende als Johannes der Täufer wiedergeboren, wie auch aus dem Neuen Testament sehr deutlich hervorgeht.

„Und diese Geheimlehre und die neuere okkulte Forschung sagen da, dass in des Pinehas Leibe dieselbe Seele lebte, die später in Elias vorhanden war. Damit haben wir eine fortlaufende Linie, die wir ja für gewisse Punkte schon bezeichnet haben. In dem Enkel des Aaron haben wir die Seele, auf die es uns ankommt; da wirkt sie, in Pinehas. Wir haben sie dann wieder in Elias-Naboth, dann in Johannes dem Täufer, und wir wissen ja, wie sie danach ihren weiteren Weg durch die Menschheitsevolution macht.“ (Lit.:GA 139, S. 155f)

„Ein Herold des Christentums steht wieder vor uns. Großes und Ungeheures wird sich in Zukunft daraus noch entwickeln. Und wenn wir Verständnis dafür haben, werden uns zu Hilfe kommen die Empfindungen, die in die Menschheit eingedrungen sind: was herunterstrahlt von dem Bilde der «Sixtinischen Madonna», von der «Madonna mit den Fischen» und anderen Madonnen oder von der «Schule von Athen», der «Disputa» und andern Bildern von Raffael. Ohne daß sie es wissen, haben heute die Menschen in ihren Seelen die Gefühle eines interkonfessionellen Christentums, das da lebt in dieser wunderbaren okkulten Schrift.

Wieder hat einer verkündet und vorherbegründet wie ein Herold einen neuen Aufschwung des Christentums: Raffael, nachdem ihn zuerst die Menschen nicht verstanden haben. Wir lernen durch die okkulte Forschung, daß dieselbe Individualität, die einst in Elias und später in Johannes dem Täufer wirkte, wieder auf der Erde gelebt hat in Raffael. Wir lernen dadurch verstehen, wie die Kräfte sich hindurchentwickeln von Leben zu Leben in derselben Seele, und wir lernen manches verstehen als Wirkung früherer Ursachen. Der Täufer wurde enthauptet. Sein Werk ging erst wieder auf in dem, was sein großer Nachfolger tat. Vergessen wurde die neue Heroldschaft des Täufers in Raffael durch lange Zeiten hindurch. Wieder auf ging es in dem, was wir auch geisteswissenschaftlich über den Christus-Impuls wieder zu sagen haben. Wie unendlich lichtvoll wird unser Verständnis gefördert, wenn wir verbinden die Charakteristiken dessen, was durch die einzelnen Persönlichkeiten hindurchgeht, und wie anschaulich wird uns dann die einzelne Persönlichkeit!

Ich sagte, die Bilder des Raffael erscheinen uns wie ein Jubel über die Kraft des Christentums. Raffael steht selbstverständlich auf dem Boden der Ereignisse der christlichen Tatsachen; aber in einer ganz eigenartigen Weise verkörpert er das, aus bestimmten Gefühlen heraus. Wir lassen den Blick schweifen und fragen uns: Raffael hat so Großes geleistet in bezug auf die künstlerische Verkörperung der christlichen Kraft; was hat Raffael nicht gemalt? - Er hat keine Szene auf dem Ölberg gemalt, er hat keine Kreuzigung gemalt. Als er eine Kreuztragung gemalt hat, ist es ein sehr schlechtes Bild geworden: wir sehen, daß es wie in einem Auftrage entstand. Er hat auch nichts gemalt von den Szenen, die der Kreuzigung vorangegangen sind. Erst da erhebt sich Raffael zu voller Größe, als er zu verkörpern hat die Gestalt des großen Nachfolgers des Johannes: die Gestalt des Paulus in dem Bilde der «Schule von Athen», oder wenn er, mit Übergehen der übrigen christlichen Ereignisse, die Transfiguration malt. Aus dem, was Raffael nicht gemalt hat, gewinnen wir ein gewisses Verständnis dafür, wie es ihm ferne lag, dasjenige zu malen, was sich erst als Ereignis auf der Erde zugetragen - nicht auf die spirituelle Welt bezieht sich das - , nachdem er in seinem vorhergehenden Leben enthauptet war. Man empfindet es unmittelbar, warum Raffael weniger diese Bilder gemalt hat. Ja, wenn man diese Bilder anschaut, so hat man an allem, was aus der Zeit nach der Enthauptung des Johannes stammt, die Empfindung, daß es nicht so, wie es bei den andern Bildern der Fall ist, aus der früheren Erinnerung hervorgegangen ist.“ (Lit.:GA 133, S. 91f)

„Man kann sehen, wie in der Sixtinischen Madonna ein großes kosmisches Mysterium sich in die Menschenherzen hineinprägt, und man wird in Zukunft darauf fortbauen können - wenn die Menschheit geführt sein wird zu einem interkonfessionellen, weiten und umfassenden Christentum, das heute schon die Geisteswissenschaft darstellt - , man wird fortbauen können darauf, daß auf die menschlichen Gemüter etwas so wunderbar Mysterienhaftes gewirkt hat wie die Sixtinische Madonna. Öfters ist von mir schon hingewiesen worden darauf, daß, wenn der Mensch Kindern ins Auge schaut, er wissen kann, daß aus dem kindlichen Auge etwas herausschaut, was nicht durch die Geburt ins Dasein getreten ist, was menschliche Seelentiefen herausschauen läßt. Wer die Kinder auf den Madonnenbildern von Raffael anschaut, der sieht, daß aus seinen Kinderaugen herausschaut das Göttliche, das Verborgene, das Übermenschliche, das mit dem Kinde in den ersten Zeiten nach der Geburt noch verbunden ist. Das kann man auf allen Kinderbildern Raffaels beobachten, mit Ausnahme eines einzigen. Ein Kindesbild wird man nicht so deuten können, und das ist das Jesuskind der Sixtinischen Madonna. Wer diesem Kinde ins Auge schaut, der weiß, daß mehr, als was in einem Menschen sein kann, schon aus dem Auge dieses Kindes herausschaut. Diesen Unterschied hat Raffael gemacht, daß in diesem einzigen Kinde der Sixtinischen Madonna etwas lebt, was ein rein Geistiges, ein Christushaftes schon im voraus erlebt.

So ist Raffael ein Herold, der verkündet hat den geistigen Christus, der von der Geisteswissenschaft wieder erfaßt wird. Und durch die Geisteswissenschaft erfahren wir, daß es nun wiederum dieselbe Individualität ist, die in Elias und Johannes dem Täufer gelebt hat, die auch in Raffael lebte. Und wir lernen verstehen, daß die Welt, innerhalb welcher er war als Johannes der Täufer, wieder aufersteht in Raffael dadurch, daß er andeutet, in welcher Beziehung er zu dem historischen Christus-Ereignis steht, indem er an einem Karfreitag geboren wird.

Da finden wir das dritte Heroldtum nach Elias und Johannes dem Täufer. Jetzt verstehen wir mancherlei von den Fragen, die der Weiterblickende aufwerfen muß, wenn wir hinblicken auf die Gestalt Johannes des Täufers. Er stirbt den Märtyrertod, bevor das Ereignis von Golgatha herannaht, er macht mit die Zeit der Morgenröte des Mysteriums von Golgatha, die Zeit der Prophezeiungen, der Vorhersage, gleichsam die Zeit des Frohlockens, er macht aber nicht mit die Zeit der Klage, des Leides. Wenn sich diese Gemütsstimmung nun fortpflanzt in die Persönlichkeit des Raffael hinein, finden wir es da nicht begreiflich, daß Raffael mit so großer Hingabe Madonnenbilder, Kinderbilder malt, verstehen wir da nicht, warum er keinen Verrat des Judas, keine Kreuztragung, kein Golgatha, keinen Ölberg malt? Die in dieser Art existierenden Bilder müssen auf Bestellung gemacht sein, in ihnen drückt sich wirklich nicht das Wesen Raffaels aus. Warum liegen gerade diese Bilder nicht in Raffael? Weil er als Johannes der Täufer nicht mehr mitgemacht hat das Mysterium von Golgatha.“ (Lit.:GA 143, S. 178ff)

Nach seiner Inkarnation als Raffael wurde er als der Dichter Novalis (Friedrich von Hardenberg) wiedergeboren.

„Es ist das eine außerordentlich interessante Inkarnationenfolge. Da sehen wir, wie in Elias auftaucht das prophetische Element, denn die Hebräer hatten die Mission, vorzubereiten dasjenige, was später kommen sollte. Und sie bereiteten es vor in dem Übergang von ihren Patriarchen zu den Propheten, durch die Gestalt des Moses hindurchgehend. Während wir in Abraham noch sehen, wie der Hebräer das Nachwirken des Gottes in sich, in seinem Blute fühlt, sehen wir bei Elias den Übergang zur Entrückung in die spirituellen Welten. Alles bereitet sich nach und nach vor. In Elias lebt eine Individualität, die sich in den alten Zeiten schon erfüllt mit dem, was da in der Zukunft kommen soll. Und dann sehen wir, wie diese Individualität ein Werkzeug sein soll, um vorzubereiten das Verständnis für den Christus-Impuls. Wir sehen, wie die Individualität des Elias in Johannes dem Täufer wiedergeboren wird; dieser ist das Werkzeug für ein Höheres. Es lebt in ihm eine Individualität, die Johannes den Täufer zum Werkzeuge macht; aber notwendig war die hohe Individualität des Elias, um dann als solches Instrument zu dienen. Wir sehen dann später, wie diese Individualität geeignet ist, das, was in die Zukunft hineinwirken soll, in Formen zu gießen, welche nur möglich waren unter dem Einflüsse des vierten nachatlantischen Kulturzeitraumes. So taucht denn diese Individualität, so merkwürdig uns das erscheint, in Raffael wieder auf und verbindet das, was als christlicher Impuls für alle Zeiten wirken soll, mit den wunderbaren Formen des Griechentums in der Malerei. Und da können wir erkennen, wie sich das individuelle Karma dieser Entelechie verhält zu der äußeren Inkarnation. Für die äußere Inkarnation wird verlangt, daß eine Zeitenmacht in Raffael sich aussprechen kann; für diese Zeitenmacht ist die Elias-Johannes-Individualität die geeignete. Aber die Zeit kann nur einen physischen Leib hergeben, der unter solcher Macht zerbrechlich sein muß; daher stirbt er so früh.

Die andere Seite ihres Wesens muß diese Individualität ausprägen in einer Zeit, wo schon wieder die einzelnen Strömungen auseinanderfallen, da taucht sie wieder auf als Novalis. Da sehen wir, wie in diesem Novalis wirklich schon alles das in einer eigenartigen Gestalt lebt, was uns jetzt durch die Geisteswissenschaft gegeben wird. Denn so treffende Aussprüche über das Verhältnis des astralischen zum ätherischen und physischen Leib, von Wachsein und Schlafen, sind außerhalb der Geisteswissenschaft von keinem gegeben worden als von Novalis, dem wiederauferstandenen Raffael.“ (Lit.:GA 126, S. 110f)

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelnachweise

  1. "Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein gilt er als größter Maler aller Zeiten. »Raffael war nicht nur der größte unter den Malern: er war die Schönheit selbst, er war gut, er war alles!« Jean-Auguste-Dominique Ingres über Raffael." Siehe Antonio Forcellino: Raffael. Biographie (2008).
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