Limbisches System und Rhinencephalon: Unterschied zwischen den Seiten

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#WEITERLEITUNG [[Olfaktorischer Cortex]]
Das '''limbische System''' ([[Latein|lat.]] ''limbus'' „Saum“) ist eine Funktionseinheit des [[Gehirn]]s, die der Verarbeitung von [[Emotion]]en und der Entstehung von [[Trieb]]verhalten dient. Dem limbischen System werden auch [[intellekt]]uelle Leistungen zugesprochen. Die Sichtweise, bestimmte Funktionen (wie die Triebe) nur auf das limbische System zu beziehen und als vom Rest des Gehirns funktionell abgegrenzt zu betrachten, gilt heute als veraltet. Andere [[Großhirnrinde|kortikale]] und nicht-kortikale Strukturen des Gehirns üben einen enormen Einfluss auf das limbische System aus. Die Entstehung von Emotion und Triebverhalten muss also immer als Zusammenspiel vieler Gehirnanteile gesehen werden und darf nicht dem limbischen System allein zugesprochen werden.
 
Das limbische System ist auch für die Ausschüttung von [[Endorphin]]en, also körpereigenen [[Opioid]]en, verantwortlich.
 
== Geschichte ==
Der Begriff wurde 1878 von [[Paul Broca]] eingeführt, der einen „limbischen Lappen“ definierte. Der Name „limbisch“ leitet sich von lateinisch ''limbus'' („Saum“) ab, da die dazugehörigen Strukturen einen doppelten Ring um die [[Basalganglien]] und den [[Thalamus]] bilden. [[Paul D. MacLean|Paul MacLean]] prägte 1952 den Begriff „limbisches System“ und ordnete auch den [[Amygdala|Mandelkern]] diesem funktionellen Gebilde zu.
 
Die erste funktionelle Theorie wurde 1937 von [[James W. Papez]] entwickelt, der sogenannte [[Papez-Kreis]]. Seit den 1990er Jahren steht das Konzept des limbischen Systems jedoch in zunehmender Kritik:
* Autoren wie Rolf Kötter und Niels Meyer (1992) weisen darauf hin, dass es kein unabhängiges und allgemein anerkanntes Definitionskriterium gebe – sei es anatomisch oder funktional –, welches für alle zum limbischen System gezählten Gebiete zutreffen könnte. Als Antwort auf diese Kritik haben andere Autoren das Konzept eines ''extended limbic system'' vorgeschlagen, das auch Teile der [[Großhirnrinde]] und des [[Hirnstamm]]s umfasst, oder den Begriff als ''fuzzy limbic system'' (Isaacson) verteidigt.
* Andere Wissenschaftler, die an den neuronalen Grundlagen von [[Emotion]]en forschen (z.&nbsp;B. [[Joseph LeDoux]]), geben zu bedenken, dass Emotionen kein monolithisches Phänomen sind, sondern dass ganz unterschiedliche neuronale Substrate z.&nbsp;B. der Furcht oder dem Suchtverlangen zugrunde liegen. So beschreibt die Neurowissenschaft das limbische System als ''ein emotionales Machtzentrum im Gehirn.''<ref>vgl. Häusel, H.-G. (2008): ''Brain View''. S. 80.</ref>
 
== Anatomie ==
Die Strukturen des limbischen Systems bilden einen doppelten Ring um die [[Basalganglien]] und den [[Thalamus]]. Es wird gebildet aus [[phylogenetisch]] alten Anteilen der Großhirnrinde (Paläopallium und Archipallium, auch [[Allocortex]]) und subkortikalen Strukturen, die medial der Hemisphären liegen.
 
Das limbische System gliedert sich in die folgenden [[Anatomie|anatomischen]] Strukturen (unvollständige Auswahl):
 
* [[Hippocampus]]
* [[Fornix (Gehirn)|Fornix]]
* [[Corpus mamillare]]
* [[Gyrus cinguli]]
* ''Corpus amygdaloideum'' ([[Amygdala]], Mandelkern)
* ''Nucleus anterior'' des Thalamus
* [[Gyrus parahippocampalis]]
* [[Septum pellucidum]]
 
Jeder dieser Bestandteile besitzt wichtige funktionelle Verbindungen zu Steuerungszentren in anderen Hirnregionen. Die Verbindungen mit dem Mittelhirn werden auch als [[Mesolimbisches System]] bezeichnet.
 
== Störungen des limbischen Systems ==
Einige [[Krankheit]]en lassen sich auf Störungen des limbischen Systems oder der Amygdala zurückführen, so vermutlich die Unfähigkeit, emotionale Situationen einschätzen zu können; [[Amnesie|Gedächtnisstörungen]]; [[Posttraumatische Belastungsstörung]]en; [[Narkolepsie]]; [[Autismus]]; [[Depression]]en; [[Phobische Störung|Phobien]] und das [[Urbach-Wiethe-Syndrom]].
 
Da zum limbischen System viele Strukturen gehören, ist es schwierig, dieser „Funktionseinheit“ insgesamt einzelne Krankheiten bzw. Störungen zuzuordnen. Erkrankungen können viele unterschiedliche Ursachen haben, deren Ursprünge eventuell auf spezifische Teile des limbischen Systems beschränkt angenommen werden.
 
=== Alzheimer-Krankheit ===
Der Hippocampus – als Teil des limbischen Systems – ist eines der ersten Areale, die von der [[Alzheimer-Krankheit]] befallen werden.<ref>[http://www.alzheimer-forschung.de/alzheimer-krankheit/illustrationen_anatomie.htm Anatomie des Gehirns], Artikel bei ''alzheimer-forschung.de''</ref> Weitere Hirnveränderungen, die mit der Erkrankung einhergehen, konzentrieren sich dann weitestgehend auf den Neokortex und den limbischen Kortex.<ref>Clemens Kirschbaum: ''Biopsychologie von A bis Z''. Springer-Lehrbuch, ISBN 3540396039, S. 10 Lemma „Alzheimer-Demenz“.</ref>
 
=== Bipolare Störung ===
Zu den Ursachen der [[Bipolare Störung|bipolaren Störung]] wird auch eine Funktionsveränderung des limbischen Systems gezählt.<ref>[http://www.medizinfo.de/kopfundseele/bipolar/ursachen.shtml Ursachen der bipolaren Erkrankung], Artikel bei ''medizinfo.de''.</ref>
 
=== Schizophrenie ===
Auf biologischer Ebene lässt sich bei der [[Schizophrenie]] mithilfe von [[Wikipedia:Positronen-Emissions-Tomographie|PET]] oft eine verminderte Aktivität des [[Frontallappen|Frontalhirns]] beobachten, die ''sog. Hypofrontalität'' – diese geht einher mit limbischen Dysfunktionen und einer eingeschränkten Regulation von Emotionen und Angst.<ref>Clemens Kirschbaum: ''Biopsychologie von A bis Z''. Springer-Lehrbuch, ISBN 3540396039, S. 133 Lemma „Hypofrontalität“.</ref>
 
== Weblinks ==
* [http://www.gehirn-atlas.de/limbisches-system.html limbisches System], Gehirnatlas
* [http://www.gehirn-und-geist.de/artikel/932005&_z=798884 Grundsätzliches: Limbisches System]
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
[[Kategorie:Gehirn]]
{{Wikipedia}}

Aktuelle Version vom 10. Oktober 2018, 15:48 Uhr

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