Max Scheler und Alfred Jules Ayer: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:MaxScheler.jpg|thumb|Max Scheler (1874-1928)]]
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'''Max Scheler''' (* [[Wikipedia:22. August|22. August]] [[Wikipedia:1874|1874]] in [[Wikipedia:München|München]];   [[Wikipedia:19. Mai|19. Mai]] [[Wikipedia:1928|1928]] in [[Wikipedia:Frankfurt am Main|Frankfurt am Main]]) war ein deutscher [[Wikipedia:Philosophie|Philosoph|]] und [[Wikipedia:Soziologie|Soziologe|]] sowie
'''Alfred Jules Ayer''' (* [[Wikipedia:29. Oktober|29. Oktober]] [[Wikipedia:1910|1910]] in [[Wikipedia:London|London]]; [[Wikipedia:27. Juni|27. Juni]] [[Wikipedia:1989|1989]] in London) war ein [[Vereinigtes Königreich|britischer]] [[Philosoph]]. Er trug wesentlich zur Popularisierung des [[Logischer Positivismus|Logischen Empirismus]] in englischsprachigen Ländern vor allem durch seine Hauptschriften ''Language, Truth and Logic'' (1936; [[Wikipedia:Sprache, Wahrheit und Logik|Sprache, Wahrheit und Logik]]) und ''The Problem of Knowledge'' (1956; Das Problem der Erkenntnis) bei.
Vater des Fotografen [[Wikipedia:Max Scheler (Fotograf)|Max Scheler|]] ([[Wikipedia:1928|1928]]-[[Wikipedia:2003|2003]]).


Er war der Sohn eines Domänenverwalters und einer streng jüdischen Mutter, konvertierte jedoch [[Wikipedia:1899|1899]] zum Katholizismus. Er studierte Medizin, Philosophie und Psychologie in München und [[Wikipedia:Berlin|Berlin]]. In Berlin studierte er noch Soziologie, u.a. bei [[Wikipedia:Wilhelm Dilthey|Wilhelm Dilthey]], [[Wikipedia:Carl Stumpf|Carl Stumpf]] und [[Wikipedia:Georg Simmel|Georg Simmel]]. In [[Wikipedia:Jena|Jena]] lernte er den [[Wikipedia:Neukantianismus|Neukantianismus]] mit den Bereichen Ethik und Erkenntnistheorie kennen und promovierte bei [[Wikipedia:Rudolf Eucken|Rudolf Eucken]] [[Wikipedia:1897|1897]] mit dem Thema ''Beiträge zur Feststellung der Beziehungen zwischen den logischen und ethischen Beziehungen''. Danach erfolgte [[Wikipedia:1899|1899]] auch dort die Habilitation über das Thema ''Die transzendentale und die psychologische Methode''. Sein Studium von [[Wikipedia:1900|1900]] bis [[Wikipedia:1901|1901]] des Werkes ''Logische Untersuchungen''  von [[Wikipedia:Edmund Husserl|Edmund Husserl]] führten bei ihm zu ersten Momenten des Umdenkens. Bis [[Wikipedia:1905|1905]] lehrte er in Jena als Privatdozent. Weil seine krankhaft eifersüchtige Frau Amélie von Dewitz-Krebs einen Eheskandal herbeigeführt hatte, mußte er seine Position in Jena aufgeben.
== Leben ==
Ayers Vater, Jules Ayer, stammte aus [[Neuenburg NE|Neuchâtel]] und war in London für das [[N M Rothschild & Sons|Bankhaus Rothschild]] sowie als Privatsekretär für [[Alfred Rothschild]] tätig. Seine Mutter, Reine Citroën, eine Nichte [[André Citroën]]s, des Begründers des gleichnamigen Autoherstellers, stammte aus einer jüdischen Familie in Holland.


Bei einer Umhabilitation in [[Wikipedia:1906|1906]] nach München machte er die Bekanntschaft der dort ansässigen Phänomenologen als Schüler von [[Wikipedia:Theodor Lipps|Theodor Lipps]]. Neben Husserl wird er in dieser Periode von [[Wikipedia:Immanuel Kant|Immanuel Kant]], [[Wikipedia:Henri Bergson|Henri Bergson]] und [[Wikipedia:Friedrich Nietzsche|Friedrich Nietzsche]] beeinflußt. Im Jahre [[Wikipedia:1909|1909]] wird er durch seine Frau wiederum in einen Skandal, den Prozess "über die Würde des Hochschullehrers", verwickelt, so dass er [[Wikipedia:1910|1910]] auch dort seine Position als Dozent aufgeben muß. Er geht nach [[Wikipedia:Göttingen|Göttingen]] und Berlin und nimmt dort eine freie Lehrtätigkeit auf. Ab [[Wikipedia:1911|1911]] beginnt seine fruchtbare Schaffensperiode mit zahlreichen Publikationen, beginnend mit seinem Hauptwerk über einen ethischen [[Wikipedia:Personalismus|Personalismus]]. Nach der Scheidung von seiner ersten Frau heiratet er [[Wikipedia:1912|1912]] Märit Furtwängler, die Tochter des Archäologen [[Wikipedia:Alfred Furtwängler|Alfred Furtwängler]].
Alfred Jules Ayer besuchte das renommierte [[Eton College]] und studierte ab 1929  Philosophie und andere Fächer in [[Christ Church (Oxford)|Christ Church]], [[University of Oxford|Oxford]], wo er 1931 sein Examen ablegte. 1932 heiratete er Renee Lees und besuchte mit ihr während eines Freisemesters Wien, wo er Kontakt zum [[Wiener Kreis]] aufnahm. 1933 kehrte er an das Christ Church College in Oxford zurück, zunächst als Lecturer und ab 1935 als Research Fellow. Er hielt dort Vorlesungen über [[Ludwig Wittgenstein|Wittgenstein]] und [[Rudolf Carnap|Carnap]]. Bis 1935 arbeitete er an seinem ersten Hauptwerk ''Language Truth and Logic'', das 1936 erschien. Er verband darin die bis dahin in England weithin unbekannten Gedanken des kontinentalen Neoempirismus mit denen des herkömmlichen englischen Empirismus ([[David Hume]] und [[George Berkeley]])  zu einem eigenständigen empiristischen Konzept.


[[Wikipedia:Rudolf Steiner|Rudolf Steiner]] berichtet über seine Begegnung mit Max Scheler:
Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] leistete Ayer seinen Dienst als Soldat für die britische Armee  bei den [[Welsh Guards]] und beim [[Special Operations Executive]], wo er aufgrund guter Deutschkenntnisse Kriegsgefangene verhörte.
Während dieser Zeit veröffentlichte er 1940 seine zweite wichtige Schrift, ''The Foundations of Empirical Knowledge'', das seine Auseinandersetzungen mit den Theorien Rudolf Carnaps widerspiegelt.


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1944–46 war er zunächst Fellow am [[Wadham College]] in Oxford, 1945–46 dort auch Dekan, und erhielt 1946 die Grote Professur für [[Philosophie des Geistes]] und [[Logik]] am [[University College London]]. Im Jahr 1952 wurde er Mitglied der [[British Academy]]. Als Hauptarbeit dieser Zeit veröffentlichte er 1956 ''The Problem of Knowledge'', das vor allem der Philosophie des Geistes gewidmet ist.
"Ich hatte in Weimar Vorträge über anthroposophische Themen zu halten. Es wurde auch ein Vortrag in kleinerem Kreise in Jena veranlaßt. Nach demselben gab es noch ein Zusammensein mit einem ganz kleinen Kreise. Man wollte über dasjenige diskutieren, was Theosophie zu sagen hatte. In diesem Kreise war Max Scheler, der damals in Jena als Dozent für Philosophie wirkte. In eine Erörterung über dasjenige, was er an meinen Ausführungen empfand, lief bald die Diskussion ein. Und ich empfand sogleich den tieferen Zug, der in seinem Erkenntnisstreben waltete. Es war innere Toleranz, die er meiner Anschauung entgegenbrachte. Diejenige Toleranz, die für denjenigen notwendig ist, der wirklich erkennen will.


Wir diskutierten über die erkenntnistheoretische Rechtfertigung des Geist-Erkennens. Wir sprachen über das Problem, wie sich das Eindringen in die Geistwirklichkeit nach der einen Seite ebenso erkenntnistheoretisch müsse begründen lassen, wie dasjenige in die Sinnes-Wirklichkeit nach der ändern Seite.
1959 folgte Ayer einem Ruf zurück nach Oxford auf die Wykeham-Professur für Logik. 1960 heiratete er Alberta Chapman. 1963 wurde er in die [[American Academy of Arts and Sciences]] gewählt. Seit 1965 war er Präsident der British Humanist Association und wandte sich zunehmend Themen der praktischen Philosophie zu.


Schelers Art, zu denken, machte auf mich einen genialischen Eindruck. Und bis heute verfolge ich seinen Erkenntnisweg mit dem tiefsten Interesse. Innige Befriedigung gewährte es mir immer, wenn ich - leider ganz selten - dem Manne, der mir damals so sympathisch geworden war, wieder begegnen konnte.
1970 wurde Ayer für seine Verdienste geadelt. In verschiedener Hinsicht war er als Philosoph Nachfolger von [[Bertrand Russell]]. Über mehrere Phasen lehrte und las er in den Vereinigten Staaten, u.&nbsp;a. im Herbst 1987 als Gastprofessor mit den Themen ''Moore und Russell'' sowie ''Ryle und Austin'' am Bard College.


Für mich waren solche Erlebnisse bedeutsam. Jedesmal, wenn sie kamen, war wieder eine innere Notwendigkeit da, die Sicherheit des eigenen Erkenntnisweges aufs neue zu prüfen. Und in diesem immer wiederkehrenden Prüfen entfalten sich die Kräfte, die dann auch immer weitere Gebiete des geistigen Daseins erschließen." {{Lit|TB 636, S 330 ff}}
In seiner Freizeit spielte Ayer [[Wikipedia:Cricket|Cricket]] und engagierte sich für die [[Labour Party]]. Er trat öffentlich für einen [[Humanismus]] und die Rechte [[Homosexualität|Homosexueller]] ein und bekannte sich zum [[Atheismus]]. Mit Erreichen der Altersgrenze trat er 1978 in den Ruhestand, blieb der Universität aber als Mitglied des Wolfson College noch weiter verbunden. 1981 wurde Ayer von seiner zweiten Frau, mit der er einen Sohn hatte, geschieden und er heiratete Vanessa Lawson, die jedoch bereits 1985 starb. Kurz vor seinem Tod heiratete er seine zweite Frau erneut. Außerdem errang er in dieser Zeit durch eine ungewöhnliche „[[Wikipedia:Nahtodeserfahrung|Nahtoderfahrung]]“ weitere Berühmtheit.
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Im Jahre [[Wikipedia:1913|1913]] veröffentlicht er die Arbeit ''Der Formalismus in der Ethik und materiale Wertethik''. Hier beschreitet er neue Wege abseits von Husserl mit ontologischen und/oder realistischen Tendenzen, beginnend mit einem ''materialen Apriori''. Ausgangspukt sind bei ihm die Erfahrungen der Sachen und ihren Wesensgesetzen. Er löst hierbei die Kantsche [[Wikipedia:Pflichtethik|Pflichtethik]] durch seine Wertethik ab, indem er zum Theoretischen und Praktischen das emotionale Wertgefühl einbringt. Das Sittliche baut nun bei ihm personalistisch auf einer konkreten Wertbestimmung auf. Damit führte er die phänomenologsiche Philosophie weiter, wichtige Momente der Zeit aufnehmend.
Ayer war neben seiner akademischen Tätigkeit auch öffentlich wirksam. Bekannt sind seine Fernsehdiskussionen (u.&nbsp;a. mit Bertrand Russell) und die Teilnahme an Quiz-Sendungen. Mit Russell zusammen agitierte er auch gegen die Atomwaffen.


Scheler hat damit ein objekiv stufenförmiges System der Werte aufgebaut(als Selbstwertmodi):
Ayer erhielt den [[Ehrendoktor]] der Universitäten Brüssel (1962), [[University of East Anglia|East Anglia]] (1972), London (1978), Trent und Ontario (1980), Bard College (1985) sowie Durham (1988).


# ''sinnliche Werte'' : angenehm - unangenhem
== Philosophie ==
# ''vitale Werte'' : edel - gemein (Lebenswerte)
Ayer, der besonders von [[Gilbert Ryle]] und [[Bertrand Russell]] beeinflusst war, gilt als Vertreter der [[Analytische Philosophie|analytischen Philosophie]] und herausragende Persönlichkeit des logischen Empirismus in Großbritannien. Er vertrat in ''„Language, Truth and Logic“'' ([[Sprache, Wahrheit und Logik]]) ähnlich wie Carnap die Auffassung, dass Sätze der [[Metaphysik]], der [[Theologie]], aber auch der [[Ethik]] als Wertaussagen sinn- und gehaltlos seien, weil sie sich empirisch nicht überprüfen ließen ([[Nonkognitivismus]]). Solche Sätze seien Ausdruck von Gefühlen und hätten den Charakter von Befehlen. Ebenfalls in Anlehnung an den Wiener Kreis vertrat er das Prinzip der [[Verifikation]] für solche Aussagen, die sich empirisch überprüfen lassen. In seiner weiteren Entwicklung folgte Ayer einem [[Linguistischer Phänomenalismus|linguistischen Phänomenalismus]] und beschäftigte sich erkenntnistheoretisch intensiv mit dem Sprachgebrauch und der Regelung von [[Bedeutung (Sprachphilosophie)|Bedeutungen]]. In einem Interview mit Bryan Magee aus dem Jahr 1976 bekräftigte er, dass seine früher vertretenen Positionen zum logischen Empirismus beinahe alle falsch gewesen seien.<ref>{{Internetquelle |autor=flame0430 |url=https://www.youtube.com/watch?v=4cnRJGs08hE&feature=youtu.be&t=6m27s |titel=Ayer on Logical Positivism: Section 4 |datum=2008-03-17 |zugriff=2018-02-06}}</ref>
# ''geistige Werte'' : recht - unrecht, schön - häßlich, wahr - falsch : "reine Wahrheitserkenntnis" (Funktionen des geistigen Fühlens)
# ''heilige und profane Werte''
# ''Konsekutivwert'' : die Nützlichkeit 
 
Aus gesundheitlichen Gründen brauchte er nicht im [[Wikipedia:Erster Weltkrieg | Ersten Weltkrieg|]] dienen. Er vertrat aber zu Beginn des Krieges wie viele andere Akademiker eine nationale Position, die er im Verlaufe der Kriegsjahre aber revidierte.  So äußerter er [[Wikipedia:1915|1915]] in seiner Schrift "Der Genisus des Krieges", dass der Weltkrieg ein Aufruf zur geistigen Wiedergeburt des Menschen sei und ein eine Zerfallserscheinung des Kapitalismus sei. Er kam zu der Auffassung, dass für Europa eine christlicher Sozialismus oder Solidarismus der geeignete Weg wäre, um auch einen Weg zwischen dem kapitalistischen Westen und dem kommunistischen Osten zu finden. In der Beschäftigung des Geistes der ''platonisch-augustinischen Liebe'' im Katholizismus entwickelte er sich zum einem weltoffenen Glauben. Der [[Wikipedia:Köln|Köln]]er Oberbürgermeister [[Wikipedia:Konrad Adenauer|Konrad Adenauer]] holte ihn an die neu gegeründtete Universität, wo er Direktor des Instituts für Sozialwissenschaften wurde, womit er zum Aufbau einer neuen Soziologie beitrug. In dieser Lehre verknüpfte er zwei historische Momente der Gesellschafts- und Wisssenschaftsentwicklung in Europa: die neue Physik im 17. Jahrhundert und die Herausbildung der kapitalistischen Wirtschaft. In seiner Wissenssoziologie traf er die Unterscheidung von drei Arten oberster Wissensformen:
 
* das Leistungs- und Herrschafstwissen der positiven Wissenschaften
* das Bildungswissen der Philosophie
* das Erlösungs- und Heilswissen der Religionen
 
Jede dieser Wissensformen zeichnet sich durch spezifische Motivation, Erkenntnisziele, Erkenntnisakte, vorbildhafte Persönblichkeitstypen, soziale Gruppen des Wissenserwerbs und der Wissensverbreitung und historischer Bewegungsformen aus.
 
Mit der Publikation ''Vom Ewigen im Menschen'' von [[Wikipedia:1921|1921]] wurde er zur Führungsperson der geistigen religiösen Erneuerungsbewegung in der katholischen Tradition. Doch seine eigenpersönliche Entwicklung band ihn selber in diese Bewegung nicht ein. Auf einer Gedenkfeier zum 250. Geburtstag von [[Wikipedia:Spinoza|Spinoza]] hielt er eine Rede, die zeigte, dass er sich inzwischen dem [[Wikipedia:Neuspinozismus|Neuspinozismus]] der Goethezeit und den Ideen von [[Wikipedia:Friedrich Nietzsche|Friedrich Nietzsche]] zugewandt hatte. Nach seiner Berufung von [[Wikipedia:1921|1921]]/[[Wikipedia:1922|1922]] zum Professor für Philosophie und Soziologie an die Universität Köln distanzierte er sich öffentlich vom katholischen Glauben. Als er [[Wikipedia:1924|1924]] nach erneuter Scheidung eine Ehe mit Maria Scheu einging, wurde er von konservativen Katholiken als ein labiler Charaktermensch beurteilt, der zwischen Triebhaftigkeit und Geistigem schwanken würde. Sein Hang zur geistigen Bewältigung der Zeitkrisen drängten ihn zu neuen Auffassungen. So nahm er eine Einladung des Reichskanzlers an und sprach vor den Generälen der [[Wikipedia:Reichswehr|Reichswehr]] zum Thema der Friedenssicherung. An der Deutschen Hochschule für Politik hielt er einen Vortrag zum Thema "Der Mensch im Zeitalter des Ausgleichs".
 
Mit diesem Thema wollte er den "uralten tragischen deutschen Gegensatz von Macht und Geist überwinden".  Er hatte die Absicht, die parlamentarische Demokratie gegen Angriffe von Rechts und Links zu verteidigen. Den Ausgleich wollte er auch gegenüber den "Panromantikern" wie [[Wikipedia:Ludwig Klages|Ludwig Klages]] suchen, eine Brücke zwischen dem Männlichen und Weiblichen, der westlichen und östlichen Welt, den apollinischen und dionysischen Tendenzen im Geiste der Idee von Nietzsche schlagen. Er vertrat die Ansicht, dass ohne diese geistige Brückenbildung des Ausgleichs es zu einer verhängnisvollen Entwicklung kommen müßte.
 
Die hervorragendste Wirkung seiner Schaffens bewirkte er mit seiner Veröffentlichung von [[Wikipedia:1928|1928]]: ''Die Stellung des Menschen im Kosmos'', die auf einen Vortrag im April [[Wikipedia:1927|1927]] zurückgeht, wo er auf der Tagung "Mensch und Erde" in [[Wikipedia:Darmstadt|Darmstadt]] an der "Schule der Weisheit" von [[Wikipedia:Hermann von Keyserling|Hermann von Keyserling]] einen Vortrag hielt, zusammen mit dem Ethnologen [[Wikipedia:Leo Frobenius|Leo Frobenius]], dem Sinnologen [[Wikipedia:Richard Wilhelm|Richard Wilhelm]] und dem Psychologen [[Wikipedia:Carl Gustav Jung|Carl Gustav Jung]]. In dieser Schrift zeichnete er die menschliche Psyche in vier Schichten nach dem Stufenbau der organischen Natur:
 
* ''Gefühlsdrang''
* ''Instinkt''
* ''assoziatives Gedächtnis''
* ''praktische Intelligenz''
 
Diesen setzte er ein gänzlich andere Prinzip des Geistes entgegen, wodurch der Mensch dem Naturzusammenhang vollkommen "enthoben" sei. Allerdings sei das Leben und der Geist aufeinander angewiesen: der Geist durchdringe das Leben mit Ideen, die dem Leben erst seine Bedeutung geben würde. Dagegen würde das Leben erst den Geist ermöglichen, ihm eine Tätigkeit zu geben und diese im Leben zu verwirklichen.  
 
In seinem Vortrag nimmt er zum Standpunkt der technischen Intelligenz eine radikale Position ein. So behauptete er, dass die Intelligenz von [[Wikipedia:Thomas Edison|Thomas Edison]] als Physiker, den Menschen nicht über die Leistungen eines Schimpansen erhöhe, wenn man von den Untersuchungen von [[Wikipedia:Wolfgang Köhler|Wolfgang Köhler]] ausgehen würde. Er bezeichnete den [[Wikipedia:Weltgrund|Weltgrund]] als bipoplar. Dieser würde in der Selbstbehauptung des Lebensdrangs einerseits und der Ausrichtung des Geistes auf Wesenheiten andererseits bestehen. So würden die technischen Leistungen sich in einem "Weltauftrag" bestimmen und begrenzen lassen.   


== Werke ==
== Werke ==
* ''Language Truth and Logic.'' Gollancz, London 1936; 2. Auflage 1946
** ''[[Wikipedia:Sprache, Wahrheit und Logik|Sprache, Wahrheit und Logik]].'' Reclam, Stuttgart 1970, ISBN 3-15-007919-5
* ''The Foundations of Empirical Knowledge.'' Macmillan, London 1940
* ''Philosophical Essays.'' Macmillan, London 1954
* ''The Problem of Knowledge.'' Macmillan, London 1956
* ''The Concept of a Person and other Essays.'' Macmillan, London 1963
* ''The Origins of Pragmatism.'' Macmillan, London 1968
* ''Metaphysics and Common Sense.'' Macmillan, London 1969
* ''Russell and Moore: The Analytical Heritage.'' Macmillan, London 1971
* ''Probability and Evidence.'' Macmillan, London 1972
* ''Bertrand Russell.'' Fontana, London 1972
** ''Bertrand Russell.'' Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1973, ISBN 3-423-00935-7
* ''The Central Questions of Philosophy.'' Weidenfeld & Nicholson, London 1973
** ''Die Hauptfragen der Philosophie.'' Piper, München 1976, ISBN 3-492-00433-4
* ''Part of My Life.'' Collins, London 1977
* ''Hume.'' Oxford University Press, Oxford 1980
* ''Philosophy in the Twentieth Century.'' Weidenfeld & Nicholson, London 1982
* ''Freedom and Morality and Other Essays.'' Clarendon Press, Oxford 1984
* ''More of My Life.'' London: Collins, London 1984
* ''Ludwig Wittgenstein.'' Penguin, London 1986
* ''Voltaire.'' Weidenfeld & Nicholson, London 1986, ISBN 0-297-78880-9
** ''Voltaire. Eine intellektuelle Biographie.'' Athenäum, Frankfurt 1987, ISBN 3-610-09223-8; Beltz/Athenäum, Weinheim 1994, ISBN 3-89547-038-4


* ''Zur Phänomenologie und Theorie der Sympathiegefühle und von Liebe und Haß'', 1913
== Siehe auch ==
* ''Der Genius des Kriegs und der Deutsche Krieg'', 1915
* {{WikipediaDE|Alfred Jules Ayer}}
* ''Der Formalismus in der Ethik und die materiale Wertethik'', 1913 - 1916
* ''Vom Umsturz der Werte'', 1919
* ''Neuer Versuch der Grundlegung eines ethischen Personalismus'', 1921
* ''Vom Ewigen im Menschen'', 1921
* ''Probleme der Religion. Zur religiösen Erneuerung'', 1921
* ''Wesen und Formen der Sympathie'', 1923 (neu aufgelegt als Titel von 1913: Zur Phänomenologie ...)
* ''Schriften zur Soziologie und Weltanschauunslehre'', 3 Bände, 1923/1924
* ''Die Wissensformen und die Gesellschaft'', 1926
* ''Der Mensch im Weltalter des Ausgleichs'', 1926
* ''Die Stellung des Menschen im Kosmos'', 1928
* ''Philosophische Weltanschauung'', 1929
* ''Gesammelte Werke'', 15 Bände, 1954 - 1998


== Literatur ==
== Literatur ==
*Angelika Sander: ''Max Scheler zur Einführung'', Hamburg: Junius, 2001, ISBN 3885063387
* A. Phillips Griffiths (Hrsg.): ''A.J. Ayer Memorial Essays''. Royal Institute of Philosophy Supplement Nr. 30, Cambridge University Press 1991.
*Rudolf Steiner: ''Mein Lebensgang'', [[TB 636]], S 330 ff


{{GA}}
== Weblinks ==
* {{DNB-Portal|118505270}}
* {{Webarchiv | url=http://www.btinternet.com/~glynhughes/squashed/ayer.htm | wayback=20060317191910 | text=Kurzversion von „Language Truth and Logic“ in englischer Sprache}}
* {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/ayer/||Graham Macdonald}}
* Anthony Quinton: [http://www.proc.britac.ac.uk/cgi-bin/somsid.cgi?type=pdf&page=94p255&code=su7ddlj7&session=090265A&record=1461&subpage=0 Alfred Jules Ayer 1910–1989] (Proceedings of the British Academy 94, S. 255–282, hinter einer Pay Wall)
* Ted Honderich: [http://www.ucl.ac.uk/~uctytho/AyerbyTH.html Ayer's Philosophy and its Greatness].


== Weblinks ==
== Einzelnachweise ==
<references />


* http://www.max-scheler.de
{{Normdaten|TYP=p|GND=118505270|LCCN=n/79/151213|NDL=00431959|VIAF=64001100}}
* http://www.maxscheler.com


[[Kategorie:Biographie]]
{{SORTIERUNG:Ayer, Alfred Jules}}
[[Kategorie:Mann|Scheler, Max]]
[[Kategorie:Analytischer Philosoph]]
[[Kategorie:Philosoph|Scheler, Max]]
[[Kategorie:Logischer Positivist]]
[[Kategorie:Logischer Empirist]]
[[Kategorie:Logiker]]
[[Kategorie:Moralphilosoph]]
[[Kategorie:Sprachphilosoph]]
[[Kategorie:Philosoph der Mathematik]]
[[Kategorie:Mathematiker (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Wiener Kreis]]
[[Kategorie:Atheist]]
[[Kategorie:Philosoph (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Nonkognitivist]]
[[Kategorie:Metaethiker]]
[[Kategorie:Brite]]
[[Kategorie:Geboren 1910]]
[[Kategorie:Gestorben 1989]]
[[Kategorie:Mann]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 27. August 2020, 10:59 Uhr

Alfred Jules Ayer

Alfred Jules Ayer (* 29. Oktober 1910 in London; † 27. Juni 1989 in London) war ein britischer Philosoph. Er trug wesentlich zur Popularisierung des Logischen Empirismus in englischsprachigen Ländern vor allem durch seine Hauptschriften Language, Truth and Logic (1936; Sprache, Wahrheit und Logik) und The Problem of Knowledge (1956; Das Problem der Erkenntnis) bei.

Leben

Ayers Vater, Jules Ayer, stammte aus Neuchâtel und war in London für das Bankhaus Rothschild sowie als Privatsekretär für Alfred Rothschild tätig. Seine Mutter, Reine Citroën, eine Nichte André Citroëns, des Begründers des gleichnamigen Autoherstellers, stammte aus einer jüdischen Familie in Holland.

Alfred Jules Ayer besuchte das renommierte Eton College und studierte ab 1929 Philosophie und andere Fächer in Christ Church, Oxford, wo er 1931 sein Examen ablegte. 1932 heiratete er Renee Lees und besuchte mit ihr während eines Freisemesters Wien, wo er Kontakt zum Wiener Kreis aufnahm. 1933 kehrte er an das Christ Church College in Oxford zurück, zunächst als Lecturer und ab 1935 als Research Fellow. Er hielt dort Vorlesungen über Wittgenstein und Carnap. Bis 1935 arbeitete er an seinem ersten Hauptwerk Language Truth and Logic, das 1936 erschien. Er verband darin die bis dahin in England weithin unbekannten Gedanken des kontinentalen Neoempirismus mit denen des herkömmlichen englischen Empirismus (David Hume und George Berkeley) zu einem eigenständigen empiristischen Konzept.

Im Zweiten Weltkrieg leistete Ayer seinen Dienst als Soldat für die britische Armee bei den Welsh Guards und beim Special Operations Executive, wo er aufgrund guter Deutschkenntnisse Kriegsgefangene verhörte. Während dieser Zeit veröffentlichte er 1940 seine zweite wichtige Schrift, The Foundations of Empirical Knowledge, das seine Auseinandersetzungen mit den Theorien Rudolf Carnaps widerspiegelt.

1944–46 war er zunächst Fellow am Wadham College in Oxford, 1945–46 dort auch Dekan, und erhielt 1946 die Grote Professur für Philosophie des Geistes und Logik am University College London. Im Jahr 1952 wurde er Mitglied der British Academy. Als Hauptarbeit dieser Zeit veröffentlichte er 1956 The Problem of Knowledge, das vor allem der Philosophie des Geistes gewidmet ist.

1959 folgte Ayer einem Ruf zurück nach Oxford auf die Wykeham-Professur für Logik. 1960 heiratete er Alberta Chapman. 1963 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt. Seit 1965 war er Präsident der British Humanist Association und wandte sich zunehmend Themen der praktischen Philosophie zu.

1970 wurde Ayer für seine Verdienste geadelt. In verschiedener Hinsicht war er als Philosoph Nachfolger von Bertrand Russell. Über mehrere Phasen lehrte und las er in den Vereinigten Staaten, u. a. im Herbst 1987 als Gastprofessor mit den Themen Moore und Russell sowie Ryle und Austin am Bard College.

In seiner Freizeit spielte Ayer Cricket und engagierte sich für die Labour Party. Er trat öffentlich für einen Humanismus und die Rechte Homosexueller ein und bekannte sich zum Atheismus. Mit Erreichen der Altersgrenze trat er 1978 in den Ruhestand, blieb der Universität aber als Mitglied des Wolfson College noch weiter verbunden. 1981 wurde Ayer von seiner zweiten Frau, mit der er einen Sohn hatte, geschieden und er heiratete Vanessa Lawson, die jedoch bereits 1985 starb. Kurz vor seinem Tod heiratete er seine zweite Frau erneut. Außerdem errang er in dieser Zeit durch eine ungewöhnliche „Nahtoderfahrung“ weitere Berühmtheit.

Ayer war neben seiner akademischen Tätigkeit auch öffentlich wirksam. Bekannt sind seine Fernsehdiskussionen (u. a. mit Bertrand Russell) und die Teilnahme an Quiz-Sendungen. Mit Russell zusammen agitierte er auch gegen die Atomwaffen.

Ayer erhielt den Ehrendoktor der Universitäten Brüssel (1962), East Anglia (1972), London (1978), Trent und Ontario (1980), Bard College (1985) sowie Durham (1988).

Philosophie

Ayer, der besonders von Gilbert Ryle und Bertrand Russell beeinflusst war, gilt als Vertreter der analytischen Philosophie und herausragende Persönlichkeit des logischen Empirismus in Großbritannien. Er vertrat in „Language, Truth and Logic“ (Sprache, Wahrheit und Logik) ähnlich wie Carnap die Auffassung, dass Sätze der Metaphysik, der Theologie, aber auch der Ethik als Wertaussagen sinn- und gehaltlos seien, weil sie sich empirisch nicht überprüfen ließen (Nonkognitivismus). Solche Sätze seien Ausdruck von Gefühlen und hätten den Charakter von Befehlen. Ebenfalls in Anlehnung an den Wiener Kreis vertrat er das Prinzip der Verifikation für solche Aussagen, die sich empirisch überprüfen lassen. In seiner weiteren Entwicklung folgte Ayer einem linguistischen Phänomenalismus und beschäftigte sich erkenntnistheoretisch intensiv mit dem Sprachgebrauch und der Regelung von Bedeutungen. In einem Interview mit Bryan Magee aus dem Jahr 1976 bekräftigte er, dass seine früher vertretenen Positionen zum logischen Empirismus beinahe alle falsch gewesen seien.[1]

Werke

  • Language Truth and Logic. Gollancz, London 1936; 2. Auflage 1946
  • The Foundations of Empirical Knowledge. Macmillan, London 1940
  • Philosophical Essays. Macmillan, London 1954
  • The Problem of Knowledge. Macmillan, London 1956
  • The Concept of a Person and other Essays. Macmillan, London 1963
  • The Origins of Pragmatism. Macmillan, London 1968
  • Metaphysics and Common Sense. Macmillan, London 1969
  • Russell and Moore: The Analytical Heritage. Macmillan, London 1971
  • Probability and Evidence. Macmillan, London 1972
  • Bertrand Russell. Fontana, London 1972
  • The Central Questions of Philosophy. Weidenfeld & Nicholson, London 1973
  • Part of My Life. Collins, London 1977
  • Hume. Oxford University Press, Oxford 1980
  • Philosophy in the Twentieth Century. Weidenfeld & Nicholson, London 1982
  • Freedom and Morality and Other Essays. Clarendon Press, Oxford 1984
  • More of My Life. London: Collins, London 1984
  • Ludwig Wittgenstein. Penguin, London 1986
  • Voltaire. Weidenfeld & Nicholson, London 1986, ISBN 0-297-78880-9

Siehe auch

Literatur

  • A. Phillips Griffiths (Hrsg.): A.J. Ayer Memorial Essays. Royal Institute of Philosophy Supplement Nr. 30, Cambridge University Press 1991.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. flame0430: Ayer on Logical Positivism: Section 4. 17. März 2008, abgerufen am 6. Februar 2018.


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