Höhlengleichnis und Sender (Information): Unterschied zwischen den Seiten

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Das '''Höhlengleichnis''' ist wohl das berühmteste [[Gleichnis]] [[Platon]]s und durch seine dichterische Kraft und Ausdrucksform das berühmteste Lehrstück der Philosophie und der Lehre der Philosophie.
Ein '''Absender''' oder ''Sender'' (veraltet '''Adressant''') ist im [[Informationstheorie|informationstheoretischen]] Sinn eines [[Sender-Empfänger-Modell]]s eine [[Person]] oder [[Institution]], die eine [[Nachricht]] oder eine andere [[Information]] übermittelt oder durch ein [[Medium (Kommunikation)|Medium]] zum [[Empfänger (Information)|Empfänger]] (Adressat) übermittelt oder übermitteln lässt.
Es steht am Beginn des siebten Buches der [[Politeia]], die um [[380 v. Chr.]] entstanden ist.
Platons Lehrer [[Sokrates]] verdeutlicht darin gegenüber dem Dialogpartner [[Wikipedia:Glaukon|Glaukon]] den Bildungsweg des Philosophen, der gemäß dem Dialog als einziger den Staat führen könne. Eingebettet ist dieses Gleichnis in die Frage Glaukons nach dem Wesen des Guten und den beiden vorhergehenden Gleichnissen, dem [[Sonnengleichnis]] und dem [[Liniengleichnis]], die beide das Höhlengleichnis vorbereiten.


== Inhalt des  Gleichnisses ==
== Allgemeines ==
[[Datei:Platon Cave Sanraedam 1604.jpg|mini|hochkant=2.5|[[w:Jan Saenredam|Jan Saenredam]]: ''Antrum Platonicum'' („Die platonische Höhle“), Kupferstich (1604) nach dem nicht erhaltenen Ölgemälde von [[w:Cornelis van Haarlem|Cornelis van Haarlem]] (1598).]]
Absender und Empfänger können sich am selben [[Ortschaft|Ort]] befinden und dann direkte [[Kommunikation]] miteinander betreiben ([[Gespräch]], [[Verhandlung]], [[Diskussion]]) oder beide sind außer [[Sichtweite|Sicht-]] oder [[Menschliche Stimme|Rufweite]]. Dann benötigen sie zwecks Kommunikation ein [[Kommunikationsmittel]] für ihre [[Telekommunikation]]. Dabei ist zwischen asynchroner und synchroner Telekommunikation zu unterscheiden. Bei der ''asynchronen Telekommunikation'' werden die [[Nachrichten]] aufgezeichnet oder aufgeschrieben, mit zeitlicher Verzögerung zum Empfänger transportiert und erst dann (vielleicht) von ihm rezipiert ([[Brief]], [[E-Mail]], [[Telefax]], [[Anrufbeantworter]]). Die ''synchrone Telekommunikation'' stellt eine wechselseitige Kommunikationsverbindung her, die Absender und Empfänger in direkten [[Soziale Beziehung|Kontakt]] bringt ([[Telefonie]], [[Videokonferenz]], [[Chat]]ten). Absender und Empfänger können im Verlauf einer synchronen Kommunikation ständig ihre Rollen wechseln - der Absender wird zum Empfänger und der Empfänger wird zum Absender.<ref>Julia Haberstroh/Katharina Neumeyer/Johannes Pantel, ''Kommunikation bei Demenz'', 2016, S. 28</ref>


Sokrates beschreibt eine unterirdische, höhlenartige Behausung, von der aus ein rauer und steiler Gang nach oben zur Erdoberfläche führt. Der Gang ist ein Schacht, der in Höhe und Breite der Höhle entspricht.<ref>Rudolf Rufener (Übersetzer): ''Platon: Der Staat'', Zürich 1950, S. 545 (Anm. 2 zu S. 353).</ref> In der Höhle leben Menschen, die dort ihr ganzes Leben als Gefangene verbracht haben. Sie sind sitzend an Schenkeln und Nacken so festgebunden, dass sie immer nur nach vorn auf die Höhlenwand blicken und ihre Köpfe nicht drehen können. Daher können sie den Ausgang, der sich hinter ihren Rücken befindet, nie erblicken und von seiner Existenz nichts wissen. Auch sich selbst und die anderen Gefangenen können sie nicht sehen; das Einzige, was sie je zu Gesicht bekommen, ist die Wand, der sie zugedreht sind. Erhellt wird ihre Behausung von einem Feuer, das hinter ihnen weit oben in der Ferne brennt. Die Gefangenen sehen nur dieses Licht, das die Wand beleuchtet, nicht aber dessen Quelle. Auf der Wand sehen sie Schatten.<ref>Platon, ''Politeia'' 514a–515b.</ref>
== Kommunikation zwischen Absender und Empfänger ==
Der Absender verfügt bereits über die Information (er hat einen Informationsvorsprung: [[asymmetrische Information]]) und beabsichtigt deren Weitergabe an einen Empfänger. Der Absender benutzt zur [[Nachrichtenübermittlung]] ein bestimmtes [[Trägermedium]] ([[Sprache]], [[Schrift]]), um die Information für den Empfänger transparent zu machen. Bei [[Medium (Kommunikation)|primären Medien]] ist zwischen Absender und Empfänger kein [[Elektrogerät|Gerät]] zwischengeschaltet, ''sekundäre Medien'' erfordern auf der Seite des Absenders technische Geräte, nicht jedoch beim Empfänger. ''Tertiäre Medien'' erfordern ein technisches Gerät sowohl beim Absender als auch beim Empfänger. Benötigt der Absender ein technisches Gerät ([[Telefon]], [[Rundfunksender]], [[Rundfunkveranstalter|Fernsehsender]], [[Computer]] für [[E-Mail]]s), muss er dieses für das Absenden der Information bedienen.  


Zwischen dem Inneren des Gefängnisses und dem Feuer befindet sich eine kleine Mauer, die nicht so hoch ist, dass sie das Licht des Feuers abschirmt. Längs der Mauer tragen Menschen unterschiedliche Gegenstände hin und her, Nachbildungen menschlicher Gestalten und anderer Lebewesen aus Stein und aus Holz.<ref>Siehe zu diesen Gegenständen Karl Bormann: ''Zu Platon, Politeia 514 b 8 – 515 a 3''. In: ''Archiv für Geschichte der Philosophie'' 43, 1961, S. 1–14, hier: 1–4.</ref> Diese Gegenstände ragen über die Mauer hinaus, ihre Träger aber nicht. Manche Träger unterhalten sich miteinander, andere schweigen.<ref>Platon, ''Politeia'' 514b–515a.</ref>
Absender und Empfänger müssen bei der Informationsübermittlung aktiv sein. Während der Absender sich bemühen muss, eine adressatengerechte und angemessene Kommunikationsebene auszuwählen, muss der Empfänger die Information wahrnehmen ([[Hören]], [[Lesen]]),<ref>[https://books.google.de/books?id=zXnjBAAAQBAJ&pg=PA88&dq=Empf%C3%A4nger+(Information)&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiJloGV58rZAhXPhKYKHcfnD-cQ6AEIOzAD#v=onepage&q=Empf%C3%A4nger%20(Information)&f=false Dietmar Brunner, ''Information, Kommunikation und Planung im Beruf'', 2014, S. 88]</ref> möglicherweise [[Dekodierung|dekodieren]]<ref>Georg Hans Wiebecke, ''Das Interface zwischen F&E und Marketing'', 1989, S. 103</ref> und gegebenenfalls verarbeiten. Werden Informationen vom Absender falsch [[Kodierung|kodiert]] oder vom Empfänger falsch dekodiert, liegt ein [[Missverständnis]] vor. Durch die Kommunikation vom Absender zum Empfänger werden bewertete [[Daten]] zur Information, mit der eine Erweiterung des [[Wissen]]s beim Empfänger verbunden ist.<ref>Helmut Fickenscher, ''Zielorientiertes Informationsmanagement'', 1991, S. 5</ref>


Da die bewegten Gegenstände auf die Höhlenwand, der die Gefangenen zugewendet sind, Schatten werfen, können die Höhlenbewohner die bewegten Formen schattenhaft wahrnehmen. Von den Trägern ahnen sie aber nichts. Wenn jemand spricht, hallt das Echo von der Höhlenwand so zurück, als ob die Schatten sprächen. Daher meinen die Gefangenen, die Schatten könnten sprechen. Sie betrachten die Schatten als Lebewesen und deuten alles, was geschieht, als deren Handlungen. Das, was sich auf der Wand abspielt, ist für sie die gesamte Wirklichkeit und schlechthin wahr. Sie entwickeln eine Wissenschaft von den Schatten und versuchen in deren Auftreten und Bewegungen Gesetzmäßigkeiten festzustellen und daraus Prognosen abzuleiten. Lob und Ehre spenden sie dem, der die besten Voraussagen macht.<ref>Platon, ''Politeia'' 515a–c, 516c–e.</ref>
== Postwesen ==
Ein ''Absender'' im postalischen Sinn ist die Angabe des [[Name]]ns und der [[Adresse]] zum Zwecke der Identifikation des Versenders. In Deutschland ist auf einem [[Briefumschlag]] der Absender in der oberen linken Ecke der Vorderseite anzubringen.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.deutschepost.de//mlm.nf/dpag/images/f/frankiermaschine/dp_automationsfaehige_briefsendungen_2013.pdf | wayback=20140122180946 | text=Deutsche Post}} (PDF; 1,8&nbsp;MB)</ref> Die Angabe des Absenders ist jedoch nach dem [[Postgesetz]] (PostG) nicht verpflichtend. In der [[Schweiz]] bringt man den Absender ebenfalls in der linken oberen Ecke an.<ref>[https://www.post.ch/-/media/post/gk/dokumente/druckvorlagen-couvert-c4-rechts-adressiert.pdf Schweizer Post] (PDF; 67&nbsp;kB)</ref> In [[Österreich]] ist die Absenderangabe links oben im Bereich bis
40 mm von der Oberkante anzubringen. Wenn vom Platz nicht anders möglich, kann die Absenderangabe in Ausnahmefällen auf der Rückseite angebracht werden.<ref>[https://www.post.at/downloads/Richtig_Adressieren_Folder_mit_Ausklappteil_06_2015.pdf?1475798132 Österreichische Post] (PDF; 748&nbsp;kB)</ref> Bei handschriftlicher Adressierung wird der Absender gelegentlich auch links unten angebracht. Bei einem Kuvert mit [[Sichtfenster]] finden sich die Angaben in der Absenderzeile oben im Sichtfeld.


Nun bittet Sokrates Glaukon sich vorzustellen, was geschähe, wenn einer der Gefangenen losgebunden und genötigt würde, aufzustehen, sich umzudrehen, zum Ausgang zu schauen und sich den Gegenständen selbst, deren Schatten er bisher beobachtet hat, zuzuwenden. Diese Person wäre schmerzhaft vom Licht geblendet und verwirrt. Sie hielte die nun in ihr Blickfeld gekommenen Dinge für weniger real als die ihr vertrauten Schatten. Daher hätte sie das Bedürfnis, wieder ihre gewohnte Position einzunehmen, denn sie wäre überzeugt, nur an der Höhlenwand sei die Wirklichkeit zu finden. Gegenteiligen Belehrungen eines wohlgesinnten Befreiers würde sie keinen Glauben schenken.<ref>Platon, ''Politeia'' 515c–e.</ref>
Da es früher häufig zu Problemen bei nicht zustellbaren Paketen kam, wurde in der [[DIN 5008]]<ref>Schreib- und Gestaltungsregel, gültig ab 18. Januar 2005</ref> festgehalten, dass der Absender mit vollständigem Namen und Adresse anzugeben ist.


Wenn man den Befreiten nun mit Gewalt aus der Höhle schleppte und durch den unwegsamen und steilen Aufgang an die Oberfläche brächte, würde er sich dagegen sträuben und wäre noch verwirrter, denn er wäre vom Glanz des Sonnenlichts geblendet und könnte daher zunächst gar nichts sehen. Langsam müsste er sich an den Anblick des Neuen gewöhnen, wobei er erst Schatten, dann Spiegelbilder im Wasser und schließlich die Menschen und Dinge selbst erkennen könnte. Nach oben blickend würde er sich erst mit dem Nachthimmel vertraut machen wollen, später mit dem Tageslicht, und zuletzt würde er es wagen, die Sonne unmittelbar anzusehen und ihre Beschaffenheit wahrzunehmen. Dann könnte er auch begreifen, dass es die Sonne ist, deren Licht Schatten erzeugt. Nach diesen Erlebnissen und Einsichten hätte er keinerlei Bedürfnis mehr, in die Höhle zurückzukehren, sich mit der dortigen Schattenwissenschaft zu befassen und dafür von den Gefangenen belobigt zu werden.<ref>Platon, ''Politeia'' 515e–516e.</ref>
== Kommunikationstechnik ==
In der [[Kommunikationstechnik|Kommunikations-]] und [[Nachrichtentechnik]] wird prinzipiell nur vom ''Sender'' gesprochen, der die Informationen an den Empfänger übermittelt. Die Übertragung kann hier über eine [[Funkverbindung|Funk-]], [[Kabelnetz|Kabel-]] oder eine [[optische Kommunikation]] erfolgen. Sender und Empfänger müssen aufeinander abgestimmt sein, damit die Informationen überhaupt und korrekt empfangen und ausgewertet werden können.


Sollte er dennoch an seinen alten Platz zurückkehren, so müsste er sich erst wieder langsam an die Finsternis der Höhle gewöhnen. Daher würde er einige Zeit bei der dort üblichen Begutachtung der Schatten schlecht abschneiden. Daraus würden die Höhlenbewohner folgern, er habe sich oben die Augen verdorben. Sie würden ihn auslachen und meinen, es könne sich offenbar nicht lohnen, die Höhle auch nur versuchsweise zu verlassen. Wenn jemand versuchte, sie zu befreien und nach oben zu führen, würden sie ihn umbringen, wenn sie könnten.<ref>Platon, ''Politeia'' 516e–517a.</ref>
== Transportwesen ==
Im Transportwesen ist der Absender Vertragspartner des [[Frachtführer]]s. Für den Frachtführer entsteht aus diesem Vertrag die Verpflichtung, das [[Frachtgut]] an den vereinbarten Ort zu transportieren und dort an den Empfänger auszuliefern. Dem Absender wiederum entsteht aus dem [[Frachtvertrag]] die Verpflichtung, die vereinbarte [[Fracht]] zu bezahlen ({{§|407|hgb|juris}} [[Handelsgesetzbuch|HGB]]).  


== Text ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Absender}}
* {{WikipediaDE|Empfangsgerät}}


{{Zitat|Stelle dir nämlich Menschen vor in
{{Wiktionary|Absender}}
einer höhlenartigen Wohnung unter der Erde, die
einen nach dem Lichte zu geöffneten und längs der
ganzen Höhle hingehenden Eingang habe, Menschen,
die von Jugend auf an Schenkeln und Hälsen in Fesseln
eingeschmiedet sind, so daß sie dort unbeweglich
sitzenbleiben und nur vorwärts schauen, aber links
und rechts die Köpfe wegen der Fesselung nicht umzudrehen
vermögen; das Licht für sie scheine von
oben und von der Ferne von einem Feuer hinter ihnen;
zwischen dem Feuer und den Gefesselten sei oben ein
Querweg; längs diesem denke dir eine kleine Mauer
erbaut, wie sie die Gaukler vor dem Publikum haben,
über die sie ihre Wunder zeigen.
 
Ich stelle mir das vor, sagte er.
 
So stelle dir nun weiter vor, längs dieser Mauer trügen
Leute allerhand über diese hinausragende Gerätschaften,
auch Menschenstatuen und Bilder von anderen
lebenden Wesen aus Holz, Stein und allerlei sonstigem
Stoffe, während, wie natürlich, einige der Vorübertragenden
ihre Stimme hören lassen, andere
schweigen.
 
Ein wunderliches Gleichnis, sagte er, und wunderliche
Gefangene!
 
Leibhaftige Ebenbilder von uns! sprach ich. Haben
wohl solche Gefangene von ihren eigenen Personen
und von einander etwas anderes zu sehen bekommen
als die Schatten, die von dem Feuer auf die ihrem Gesichte
gegenüberstehende Wand fallen?
 
Unmöglich, sagte er, wenn sie gezwungen wären,
ihr ganzes Leben lang unbeweglich die Köpfe zu halten.
Ferner, ist es nicht mit den vorübergetragenen Gegenständen
ebenso?
 
Allerdings.
 
Wenn sie nun mit einander reden könnten, würden
sie nicht an der Gewohnheit festhalten, den vorüberwandernden
Schattenbildern, die sie sahen, dieselben
Benennungen zu geben?
 
Notwendig.
 
Weiter: Wenn der Kerker auch einen Widerhall von
der gegenüberstehenden Wand darböte, sooft jemand
der Vorübergehenden sich hören ließe, - glaubst du
wohl, sie würden den Laut etwas anderem zuschreiben
als den vorüberschwebenden Schatten?
 
Nein, bei Zeus, sagte er, ich glaube es nicht.
 
Überhaupt also, fuhr ich fort, würden solche nichts
für wahr gelten lassen als die Schatten jener Gebilde?
 
Ja, ganz notwendig, sagte er.
 
Betrachte nun, fuhr ich fort, wie es bei ihrer Lösung
von ihren Banden und bei der Heilung von
ihrem Irrwahne hergehen würde, wenn solche ihnen
wirklich zuteil würde: Wenn einer entfesselt und genötigt
würde, plötzlich aufzustehen, den Hals umzudrehen,
herumzugehen, in das Licht zu sehen, und
wenn er bei allen diesen Handlungen Schmerzen empfände
und wegen des Glanzgeflimmers vor seinen
Augen nicht jene Dinge anschauen könnte, deren
Schatten er vorhin zu sehen pflegte: was würde er
wohl dazu sagen, wenn ihm jemand erklärte, daß er
vorhin nur ein unwirkliches Schattenspiel gesehen,
daß er jetzt aber dem wahren Sein schon näher sei und
sich zu schon wirklicheren Gegenständen gewandt
habe und daher nunmehr auch schon richtiger sehe?
Und wenn man ihm dann nun auf jeden der vorüberwandernden
wirklichen Gegenstände zeigen und ihn
durch Fragen zur Antwort nötigen wollte, was er sei, -
glaubst du nicht, daß er ganz in Verwirrung geraten
und die Meinung haben würde, die vorhin geschauten
Schattengestalten hätten mehr Realität als die, welche
er jetzt gezeigt bekomme?
 
Ja, bei weitem, antwortete er.
 
Und nicht wahr, wenn man ihn zwänge, in das
Licht selbst zu sehen, so würde er Schmerzen an den
Augen haben, davonlaufen und sich wieder jenen
Schattengegenständen zuwenden, die er ansehen kann,
und würde dabei bleiben, diese wären wirklich deutlicher
als die, welche er gezeigt bekam?
 
So wird's gehen, meinte er.
 
Wenn aber, fuhr ich fort, jemand ihn aus dieser
Höhle mit Gewalt den rauhen und stellen Aufgang
zöge und ihn nicht losließe, bis er ihn an das Licht
der Sonne herausgebracht hätte, - würde er da wohl
nicht Schmerzen empfunden haben, über dieses Hinaufziehen
aufgebracht werden und, nachdem er an das
Sonnenlicht gekommen, die Augen voll Blendung
haben und also gar nichts von den Dingen sehen können,
die jetzt als wirkliche ausgegeben werden?
Er würde es freilich nicht können, sagte er, wenn
der Übergang so plötzlich geschähe.
 
Also einer allmählichen Gewöhnung daran, glaube
ich, bedarf er, wenn er die Dinge über der Erde schauen
soll. Da würde er nun erstlich die Schatten am
leichtesten anschauen können und die im Wasser von
den Menschen und den übrigen Wesen sich abspiegelnden
Bilder, sodann erst die wirklichen Gegenstände
selbst. Nach diesen zwei Stufen würde er die Gegenstände
am Himmel und den Himmel selbst erst des
nachts, durch Gewöhnung seines Blickes an das Sternen-
und Mondlicht, leichter schauen als am Tage die
Sonne und das Sonnenlicht.
 
Ohne Zweifel.
 
Und endlich auf der vierten Stufe, denke ich, vermag
er natürlich die Sonne, das heißt nicht ihre Abspiegelung
im Wasser oder in sonst einer außer ihr
befindlichen Körperfläche, sondern sie selbst in ihrer
Reinheit und in ihrer eigenen Region anzublicken
sowie ihr eigentliches Wesen zu beschauen.
 
Ja, notwendig, sagte er.
 
Und nach solchen Vorübungen würde er über sie
die Einsicht gewinnen, daß sie die Urheberin der Jahreszeiten
und Jahreskreisläufe ist, daß sie die Mutter
von allen Dingen im Bereiche der sichtbaren Welt
und von allen jenen allmählichen Anschauungen gewissermaßen
die Ursache ist.
 
Ja, entgegnete er, offenbar muß er zu diesen Einsichten
nach jenen Vorübungen gelangen.
 
Wenn er nun an seinen ersten Aufenthaltsort zurückdenkt
und an die dortige Weisheit seiner Mitgefangenen:
wird er da wohl nicht sich wegen seiner
Veränderung glücklich preisen und jene bedauern?
 
Ja, sicher.
 
Und wenn damals bei ihnen Ehres- und Beifallsbezeugungen
wechselseitig bestanden sowie Belohnungen
für den schärfsten Beobachter der vorüberwandernden
Schatten, feiner für das beste Gedächtnis
daran, was vor, nach und mit ihnen zu kommen pflegte,
und für die geschickteste Prophezeiung des künftig
Kommenden: meinst du, daß er da danach Verlangen
haben werde, daß er die bei jenen Höhlenbewohnern
in Ehre Stehenden und Machthabenden beneidet?
Oder daß es ihm geht, wie Homer sagt, und er viel lieber
als Tagelöhner bei einem linderen dürftigen
Manne das Feld bestellen und eher alles in der Welt
über sich ergehen lassen will, als jene Meinungen und
jenes Leben haben?
 
Letzteres glaube ich, sagte er, daß er nämlich sich
eher allen Leiden unterziehen als jenes Leben führen
wird.
 
Hierauf nun, fuhr ich fort, bedenke folgendes:
Wenn ein solcher wieder hinunterkäme und sich wieder
auf seinen Platz setzte: würde er da nicht die
Augen voll Finsternis bekommen, wenn er plötzlich
aus dem Sonnenlicht käme?
 
Ja, ganz sicherlich, sagte er.
 
Aber wenn er nun, während sein Blick noch verdunkelt
wäre, wiederum im Erraten jener Schattenwelt
mit jenen ewig Gefangenen wetteifern sollte, und
zwar ehe seine Augen wieder zurechtgekommen
wären - und die zu dieser Gewöhnung erforderliche
Zeit dürfte nicht ganz klein sein -: würde er da nicht
ein Gelächter veranlassen, und würde es nicht von
ihm heißen, weil er hinaufgegangen wäre, sei er mit
verdorbenen Augen zurückgekommen, und es sei
nicht der Mühe wert, nur den Versuch zu machen,
hinaufzugehen? Und wenn er sich gar erst
unterstände, sie zu entfesseln und hinaufzuführen, -
würden sie ihn nicht ermorden, wenn sie ihn in die
Hände bekommen und ermorden könnten?
 
Ja, gewiß, antwortete er.|[[Platon]]|''Politeia'' VII, 514a-517a|ref=<ref>Platon: ''Sämtliche Werke''. Band 2, Berlin 1940, [http://www.zeno.org/Philosophie/M/Platon/Der+Staat/Siebentes+Buch S. 248-288] ([http://www.zeno.org/Philosophie/M/Platon/Der+Staat/Siebentes+Buch zeno.org])</ref>}}
 
== Erläuterungen  zu dem Gleichnis ==
Der losgebundene Mensch steht für den [[Philosoph]]en, der auf dem Weg der [[Anamnesis]] zu [[Weisheit]] gelangt.
Dies den festgebundenen, also noch unaufgeklärten Menschen zu vermitteln, bedeutet ein großes [[Kommunikation]]sproblem, das im Falle des Sokrates sogar dessen Verurteilung zum Tode nach sich zog.
 
Als Ganzes stellt das Höhlengleichnis eine anschauliche und dramatische Zusammenfassung von Platons [[Ideenlehre]] dar.
Nach dieser hat jedes sinnliche Ding ein immaterielles, [[Idee|ideelles]] Urbild, dessen bloßes Abbild es ist.
 
== Literatur ==
* Schubert, Andreas: ''Platon: Der Staat.'' Paderborn 1995, ISBN 3-8252-1866-x
* [[Karl-Martin Dietz]]: ''Metamorphosen des Geistes.'' Freies Geistesleben, Stuttgart 2004, Band 1: ''Prometheus der Vordenker: Vom göttlichen zum menschlichen Wissen.'' Band 2: ''Platon und Aristoteles. Das Erwachen des europäischen Denkens.'' Band 3: ''Heraklit von Ephesus und die Entwicklung der Individualität.'' Freies Geistesleben, Stuttgart, 2004, ISBN 3-7725-1300-X.
 
==Weblinks==
* {{PGDW|platon/politeia/politeia}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


[[Kategorie:Ontologie]]
{{Normdaten|TYP=s|GND=4124182-4}}
[[Kategorie:Metaphysik]]
[[Kategorie:Gleichnis]]
[[Kategorie:Griechische Philosophie]]
[[Kategorie:Erkenntnistheorie]]


[[Kategorie:Kommunikationswissenschaft]]
[[Kategorie:Kommunikationsmodell]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Aktuelle Version vom 25. November 2019, 13:13 Uhr

Ein Absender oder Sender (veraltet Adressant) ist im informationstheoretischen Sinn eines Sender-Empfänger-Modells eine Person oder Institution, die eine Nachricht oder eine andere Information übermittelt oder durch ein Medium zum Empfänger (Adressat) übermittelt oder übermitteln lässt.

Allgemeines

Absender und Empfänger können sich am selben Ort befinden und dann direkte Kommunikation miteinander betreiben (Gespräch, Verhandlung, Diskussion) oder beide sind außer Sicht- oder Rufweite. Dann benötigen sie zwecks Kommunikation ein Kommunikationsmittel für ihre Telekommunikation. Dabei ist zwischen asynchroner und synchroner Telekommunikation zu unterscheiden. Bei der asynchronen Telekommunikation werden die Nachrichten aufgezeichnet oder aufgeschrieben, mit zeitlicher Verzögerung zum Empfänger transportiert und erst dann (vielleicht) von ihm rezipiert (Brief, E-Mail, Telefax, Anrufbeantworter). Die synchrone Telekommunikation stellt eine wechselseitige Kommunikationsverbindung her, die Absender und Empfänger in direkten Kontakt bringt (Telefonie, Videokonferenz, Chatten). Absender und Empfänger können im Verlauf einer synchronen Kommunikation ständig ihre Rollen wechseln - der Absender wird zum Empfänger und der Empfänger wird zum Absender.[1]

Kommunikation zwischen Absender und Empfänger

Der Absender verfügt bereits über die Information (er hat einen Informationsvorsprung: asymmetrische Information) und beabsichtigt deren Weitergabe an einen Empfänger. Der Absender benutzt zur Nachrichtenübermittlung ein bestimmtes Trägermedium (Sprache, Schrift), um die Information für den Empfänger transparent zu machen. Bei primären Medien ist zwischen Absender und Empfänger kein Gerät zwischengeschaltet, sekundäre Medien erfordern auf der Seite des Absenders technische Geräte, nicht jedoch beim Empfänger. Tertiäre Medien erfordern ein technisches Gerät sowohl beim Absender als auch beim Empfänger. Benötigt der Absender ein technisches Gerät (Telefon, Rundfunksender, Fernsehsender, Computer für E-Mails), muss er dieses für das Absenden der Information bedienen.

Absender und Empfänger müssen bei der Informationsübermittlung aktiv sein. Während der Absender sich bemühen muss, eine adressatengerechte und angemessene Kommunikationsebene auszuwählen, muss der Empfänger die Information wahrnehmen (Hören, Lesen),[2] möglicherweise dekodieren[3] und gegebenenfalls verarbeiten. Werden Informationen vom Absender falsch kodiert oder vom Empfänger falsch dekodiert, liegt ein Missverständnis vor. Durch die Kommunikation vom Absender zum Empfänger werden bewertete Daten zur Information, mit der eine Erweiterung des Wissens beim Empfänger verbunden ist.[4]

Postwesen

Ein Absender im postalischen Sinn ist die Angabe des Namens und der Adresse zum Zwecke der Identifikation des Versenders. In Deutschland ist auf einem Briefumschlag der Absender in der oberen linken Ecke der Vorderseite anzubringen.[5] Die Angabe des Absenders ist jedoch nach dem Postgesetz (PostG) nicht verpflichtend. In der Schweiz bringt man den Absender ebenfalls in der linken oberen Ecke an.[6] In Österreich ist die Absenderangabe links oben im Bereich bis 40 mm von der Oberkante anzubringen. Wenn vom Platz nicht anders möglich, kann die Absenderangabe in Ausnahmefällen auf der Rückseite angebracht werden.[7] Bei handschriftlicher Adressierung wird der Absender gelegentlich auch links unten angebracht. Bei einem Kuvert mit Sichtfenster finden sich die Angaben in der Absenderzeile oben im Sichtfeld.

Da es früher häufig zu Problemen bei nicht zustellbaren Paketen kam, wurde in der DIN 5008[8] festgehalten, dass der Absender mit vollständigem Namen und Adresse anzugeben ist.

Kommunikationstechnik

In der Kommunikations- und Nachrichtentechnik wird prinzipiell nur vom Sender gesprochen, der die Informationen an den Empfänger übermittelt. Die Übertragung kann hier über eine Funk-, Kabel- oder eine optische Kommunikation erfolgen. Sender und Empfänger müssen aufeinander abgestimmt sein, damit die Informationen überhaupt und korrekt empfangen und ausgewertet werden können.

Transportwesen

Im Transportwesen ist der Absender Vertragspartner des Frachtführers. Für den Frachtführer entsteht aus diesem Vertrag die Verpflichtung, das Frachtgut an den vereinbarten Ort zu transportieren und dort an den Empfänger auszuliefern. Dem Absender wiederum entsteht aus dem Frachtvertrag die Verpflichtung, die vereinbarte Fracht zu bezahlen (§ 407 HGB).

Siehe auch

 Wiktionary: Absender – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Julia Haberstroh/Katharina Neumeyer/Johannes Pantel, Kommunikation bei Demenz, 2016, S. 28
  2. Dietmar Brunner, Information, Kommunikation und Planung im Beruf, 2014, S. 88
  3. Georg Hans Wiebecke, Das Interface zwischen F&E und Marketing, 1989, S. 103
  4. Helmut Fickenscher, Zielorientiertes Informationsmanagement, 1991, S. 5
  5. Deutsche Post (Memento vom 22. Januar 2014 im Internet Archive) (PDF; 1,8 MB)
  6. Schweizer Post (PDF; 67 kB)
  7. Österreichische Post (PDF; 748 kB)
  8. Schreib- und Gestaltungsregel, gültig ab 18. Januar 2005


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