Otto Schily und Jutta Ditfurth: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Otto Georg Schily''' (* [[20. Juli]] [[1932]] in [[Bochum]]) ist [[Rechtsanwalt]] und ein [[Deutschland|deutscher]] [[Politiker]]
'''Jutta Ditfurth''' (Geburtsname ''Jutta Gerta Armgard von Ditfurth;'' * [[29. September]] [[1951]] in [[Würzburg]]) ist eine [[Deutschland|deutsche]] [[Sozialwissenschaft]]lerin, [[Publizist]]in, [[Anthroposophie-Kritik]]erin<ref>Vgl. z.B. http://www.info3.de/c5/index.php/projekte/stichwort-anthroposophie/anthroposophie-kritik/eine-radikale-verirrt-sich/</ref> und [[Politiker]]in ([[Ökologische Linke|ÖkoLinX]]). Sie ist Mitbegründerin der Partei [[Bündnis 90/Die Grünen|Die Grünen]] und war von 1984 bis 1989 eine der drei gleichberechtigten ehrenamtlichen Bundesvorstandssprecher der Grünen.
der [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]. Von 1998 bis 2005 war er [[Bundesministerium des Innern|Bundesminister des Innern]]. Er war Mitbegründer der Partei [[Bündnis 90/Die Grünen|Die Grünen]], von der er im November 1989 zur SPD wechselte.


== Leben ==
== Leben ==
=== Ausbildung und Tätigkeit als Rechtsanwalt ===
Ditfurth ist die Tochter der Fotografin [[Heilwig von Raven]] und des Arztes und Wissenschaftsjournalisten [[Hoimar von Ditfurth]], der dem [[Ditfurth (Adelsgeschlecht)|Adelsgeschlecht Ditfurth]] entstammt. Ihr Bruder ist [[Christian von Ditfurth]]. 1978 versuchte sie, ihren Namen ändern zu lassen, dies wurde abgelehnt. Sie nennt sich Jutta Ditfurth.<ref>Sigrid Born/Nicole Würth: ''[http://www.3sat.de/dynamic/sitegen/bin/sitegen.php?tab=2&source=/specials/111494/index.html Blaues Blut und Privilegien]'', Recht brisant, 3sat</ref>. In dem Magazin [[Stern (Zeitschrift)|Stern]] 1999 sagte sie, sie habe auch die Aufnahme in den „Adelsverband“ im Alter von 18 Jahren abgelehnt, da sie von [[Elite|elitärem]] Denken abgestoßen werde.<ref>[[Stern (Zeitschrift)|Stern]]: ''[http://www.gegeninformationsbuero.de/frameset.html?/krieg/gruene_ditfurth.htm Was macht eigentlich…Jutta Ditfurth?].'' 25. April 1999</ref>
Schily ist Sohn einer [[Anthroposophie|anthroposophisch]] orientierten Familie. Sein Vater Franz war promovierter [[Verhüttung|Hüttendirektor]]. Schily wuchs in [[Bochum]] und ab Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] in [[Garmisch-Partenkirchen]] im Ortsteil [[Partenkirchen]] auf. Nach dem Abitur am Werdenfels-Gymnasium studierte Schily [[Rechtswissenschaft|Rechts-]] und [[Politikwissenschaft]]en in [[München]], [[Hamburg]] und [[Berlin]] bis zum zweiten juristischen [[Staatsexamen]] 1962. Seit 1963 ist er als Rechtsanwalt zugelassen.


Bis 1968 vertrat Schily für die konservative Anwaltskanzlei Neufeldt Mandanten in Grundstücks- und Erbschaftsangelegenheiten. Nachdem Schily 1968 erstmals [[Gudrun Ensslin]] vertreten hatte, beendete er auf Bitten des Kanzlei-Seniors die Mitarbeit in der Rechtsanwaltsgemeinschaft und eröffnete an der Charlottenburger [[Kantstraße]] eine eigene Kanzlei.<ref>Peter Carstens: [http://www.faz.net/s/RubFC06D389EE76479E9E76425072B196C3/Doc~E967CDB96877F47149B51F1494F8CEE3E~ATpl~Ecommon~Scontent.html ''Der Fall Ohnesorg. Wendepunkt für Otto Schily''.] In: ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung|FAZ]],'' 2. Juni 2007, S. 8.</ref>
Jutta Ditfurth studierte [[Soziologie]], [[Politik]], [[Kunstgeschichte]], [[Wirtschaftsgeschichte]] und [[Philosophie]] in Heidelberg, Hamburg, Freiburg, [[Glasgow]], [[Detroit]] und Bielefeld mit dem Abschluss 1977 als Diplomsoziologin. In der Folge arbeitete sie als Sozialwissenschaftlerin an den Universitäten Freiburg, Bielefeld und Marburg. Im Winter 1977 zog Ditfurth nach [[Frankfurt am Main]] und arbeitete dort zwei Jahre in unterschiedlichen Firmen und Funktionen. Parallel arbeitete sie als Journalistin und Autorin für Printmedien und Rundfunk, ab 1980 hauptberuflich.


Bereits im Studium engagierte sich Schily politisch und stand dem [[Sozialistischer Deutscher Studentenbund|Sozialistischen Deutschen Studentenbund]] (SDS) nahe. Er freundete sich mit [[Rudi Dutschke]] und [[Horst Mahler]] an und war Vertreter der [[Nebenklage]] im Prozess um den Mord an [[Benno Ohnesorg]]. Als Rechtsanwalt war er Hauptmieter einer als [[Zentralrat der umherschweifenden Haschrebellen#Vorgeschichte|„Wielandkommune“]] bekannt gewordenen [[Anarchismus|anarchistisch]] orientierten [[Wohngemeinschaft]] und [[Kommune (Lebensgemeinschaft)|Kommune]] in der Wielandstraße, [[Berlin-Charlottenburg]].
Politisch aktiv war sie seit Anfang der siebziger Jahre im Umfeld der [[Undogmatische Linke|undogmatischen Linken]]. Ihr Engagement erstreckte sich von der [[Internationalismus|internationalistischen]] Bewegung über die [[Frauenbewegung]] (hier beispielsweise gegen den [[Abtreibung|§&nbsp;218]] - Ditfurth selbst hatte nach eigenen Aussagen zweimal eine Schwangerschaft abgebrochen)<ref>Interview mit ''[[Cosmopolitan (Magazin)|Cosmopolitan]],'' Ausgabe 8/1988</ref> bis hin zur [[Anti-AKW-Bewegung]]. Nach dem [[Deutscher Herbst|Deutschen Herbst]] von 1977 wurde sie 1978 Mitgründerin der Grünen Liste Wählerinitiative für Demokratie und Umweltschutz (GLW) und der Grünen Liste Hessen (GLH) sowie 1979/1980 Mitbegründerin der Grünen. Neben [[Thomas Ebermann]] und [[Rainer Trampert]] war sie eine der bekanntesten Symbolfiguren des linken, „[[Ökosozialisten|ökosozialistischen]]“ Flügels der Partei. Sie bezeichnete sich selbst als Radikalökologin und Feministin, ihre Gegenspieler in der oft als [[Realo]]-Fraktion benannten Strömung (abgeleitet von „realpolitisch“) um den späteren Außenminister [[Joschka Fischer]] zählten sie zu den sogenannten „[[Fundi]]s“ (abgeleitet von „fundamentalistisch“).


1971 war er [[Strafverteidiger#Wahlverteidigung|Wahlverteidiger]] des damaligen [[Rote Armee Fraktion|RAF]]-Mitgliedes [[Horst Mahler]], von 1975 bis 1977 der RAF-Terroristin Gudrun Ensslin.<ref>Vgl. zur Rolle Schilys im Stammheim-Prozess: Christopher Tenfelde, ''Die Rote Armee Fraktion und die Strafjustiz. Anti-Terror-Gesetze und ihre Umsetzung am Beispiel des Stammheim-Prozesses''. Jonscher, Osnabrück 2009; ISBN 978-3981139938; S. 147; 171 ff.; 195; 200; 235 f.</ref> Wegen der [[Abhöraffäre von Stammheim]] erschien Schily schließlich nicht mehr im Gerichtssaal des [[Stammheim-Prozess]]es. Nach dem Tod der Angeklagten bezweifelte Schily die Selbsttötungen und machte den Staat für die Todesfälle verantwortlich. Am 19. Oktober 1977 war er bei der Obduktion von [[Andreas Baader]], [[Jan-Carl Raspe]] und Gudrun Ensslin anwesend.
Nachdem sie bei der [[Bundestagswahl 1990]], bei der die westdeutschen Grünen den Einzug in den Bundestag verfehlten, auf der Liste der bayerischen Grünen für den Bundestag kandidiert hatte, verließ sie die Partei im April 1991 wie viele andere linke Grüne vor ihr aus Protest gegen die „Rechtsentwicklung“ der grünen Bewegung.


Heute betreibt Schily eine Rechtsanwaltskanzlei in Berlin-Mitte.
Danach war sie zeitweise ehrenamtliche Funktionärin der Mediengewerkschaft [[IG Medien]], so von 1992 bis 1995 eine von drei gleichberechtigten Bundesvorsitzenden der [[Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union|Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union]].<ref>[http://dju.verdi.de/ueber_die_dju/50_jahre_dju/data/chronik.pdf ''50 Jahre gewerkschaftlich organisierte Journalistinnen und Journalisten''], Chronik der  dju (PDF-Datei)</ref>


=== Mitbegründer der Grünen ===
Sie ist Publizistin und Mitglied der politischen [[Kleinpartei]] [[Ökologische Linke]], die sie 1991 mit politischen Freunden gründete. Von 1991 bis 1999 war sie Herausgeberin der Zeitschrift ''ÖkoLinx'' der Ökologischen Linken. Von einem linkssozialistischen Standpunkt aus kritisierte sie in Büchern und Reportagen die Politik der Grünen. Sie attackierte auch rechtskonservatives und rechtsextremistisches Gedankengut, für das auch linksorientierte [[Neue soziale Bewegungen|neue soziale Bewegungen]] anfällig seien, was sich in [[Rechte Esoterik|esoterischen]] und [[Irrationalismus|irrationalen]] Tendenzen äußere. So gebrauchte sie den Ausdruck „[[Ökofaschismus]]“ unter anderem für [[Rudolf Bahro]]<ref>Jutta Ditfurth: ''Ein grüner Adolf? Rudolf Bahro zwischen Esoterik und Ökofaschismus.'' in [[Junge Welt]], 5. November 1994</ref> ebenso wie für die [[Ökologisch-Demokratische Partei]], [[Baldur Springmann]] sowie die ''Unabhängigen Ökologen Deutschlands''.<ref>Das waren die Grünen. Abschied von einer Hoffnung. Econ, München 2000, ISBN 3-548-75027-3</ref>
1980 war er Mitbegründer der Bundespartei [[Bündnis 90/Die Grünen|Die Grünen]], er galt als Gegenspieler zu dem wertkonservativen Flügel um [[Herbert Gruhl]]. Für den West-Berliner Landesverband ([[Alternative Liste für Demokratie und Umweltschutz]]) kandidierte Schily 1981 bei der vorgezogenen Wahl zum [[Abgeordnetenhaus von Berlin]]. 1983 wurde er in den [[Deutscher Bundestag|Deutschen Bundestag]] gewählt und war Mitglied der ersten [[Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen|Grünen-Bundestagsfraktion]]. Gemeinsam mit [[Marieluise Beck|Marieluise Beck-Oberdorf]] und [[Petra Kelly]] übte er bis 1984 im Sprecherrat die Funktion des Fraktionsvorsitzenden aus. Innerhalb der Grünen galt Schily zu dieser Zeit als [[Realo]], trat für eine mögliche [[Koalition (Politik)|Koalition]] mit der SPD ein.


Wegen des damals bei den Grünen noch herrschenden [[Rotationsprinzip]]s schied er im März 1986 aus dem Bundestag aus. 1987 wurde er erneut in den Bundestag gewählt. Nachdem er 1989 mit seiner Kandidatur für den Fraktionsvorstand der Grünen scheiterte, trat er am 2. November 1989 bei den Grünen aus, legte sein Bundestagsmandat nieder und wurde Mitglied der SPD.
Bei der [[Europawahl 1999]] kandidierte Ditfurth als politische Aktion als „Gegnerin des [[Jugoslawienkriege|Nato-Krieges mit deutscher Beteiligung gegen Jugoslawien]]“ auf Einladung eines linken Bündnisses (NAR) in Griechenland auf einer internationalen Liste.  


=== SPD-Politiker ===
Ende 2000 beteiligte sie sich an der Bildung der Wählervereinigung [[Ökologische Linke|ÖkoLinX-Antirassistische Liste]], für die sie im April 2001 als ehrenamtliche Stadtverordnete in das Frankfurter Stadtparlament einzog und die Fraktion ''ÖkoLinX-ARL im Römer'' bildete.
Am 2. Dezember 1990 wurde er für die SPD zum [[Mitglied des Deutschen Bundestages]] gewählt. Von 1993 bis 1994 hatte er den Vorsitz des [[Treuhandanstalt|Treuhand]]-[[Untersuchungsausschuss]]es im Deutschen Bundestag inne. Von 1994 bis zum Eintritt in die Bundesregierung 1998 war er stellvertretender Vorsitzender der [[Fraktion (Politik)|SPD-Bundestagsfraktion]]. Während der [[Kabinett Schröder I|Regierung Schröder&nbsp;I]] war er Mitglied des [[Richterwahlausschuss]]es, des [[Vermittlungsausschuss]]es sowie stellvertretendes Mitglied des Innen- und des Rechtsausschusses sowie des [[Gemeinsamer Ausschuss|gemeinsamen Ausschusses]] nach Artikel 53a des Grundgesetzes. Für die Zeit von 2005 bis 2009 wurde Otto Schily zum ordentlichen Mitglied im [[Auswärtiger Ausschuss|Auswärtigen Ausschuss]] gewählt.


Mit Verweis auf den [[Verschwiegenheitspflicht|Mandantenschutz]] weigerte sich Schily, die Einkünfte zu spezifizieren, die er neben seinem Bundestagsmandat aus seiner [[Nebentätigkeit]] als Rechtsanwalt erzielte.<ref>[http://www.bundestag.de/bundestag/abgeordnete/bio/S/schilot0.html Abgeordnetenseite] auf bundestag.de</ref> Das [[Präsident des Deutschen Bundestages|Bundestagspräsidium]] sah darin eine [[Pflichtverletzung]] und verhängte deshalb ein [[Ordnungsgeld]] in Höhe von 22.000&nbsp;Euro.<ref>[http://www.bundestag.de/aktuell/presse/2008/pm_080423.html Pressemitteilung des Deutschen Bundestages: Präsidium verhängt Ordnungsgeld gegen Schily]</ref> Mit Urteil vom 30. September 2009 entschied das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig zwar, dass Bundestagsabgeordnete ihre Nebeneinkünfte bis ins kleinste Detail offenlegen müssen, die Ordnungsgelder gegen Schily hob das Gericht aber auf, da die Richter einen Verstoß der Bundestagsverwaltung gegen die Gleichbehandlung aller Abgeordneten sahen. Während Einzelanwälte ihre Einkünfte aus Nebentätigkeiten offenlegen mussten, galt dies für Anwälte in Anwaltssozietäten nicht. Dies sei eine „gleichheitswidrige Verwaltungspraxis“, erklärte der Vorsitzende Richter. Der Bundestag wurde zudem aufgefordert, die entsprechenden Regeln anzugleichen.
Der Stadtverordnetenvorsteher von Frankfurt am Main erteilte ihr im Oktober 2004 eine Rüge, nachdem sie als einzige Vertreterin der Fraktion ''ÖkoLinX-Antirassistische Liste im Römer'' geäußert hatte, [[Arbeitslosengeld II|Hartz IV]] zwinge die Betroffenen in einen „[[Reichsarbeitsdienst]]. Zudem hatte sie die darin vorgesehenen [[Ein-Euro-Job]]s als „staatlich verordnete Zwangsarbeit“ bezeichnet.


Schily leitete als [[Alterspräsident]] die konstituierenden Sitzungen des Deutschen Bundestages in den Jahren 2002 und 2005. Sein Wahlkreis war [[Bundestagswahlkreis München-Land|München-Land]].
2007 veröffentlichte sie nach sechs Jahren Recherche eine Biografie über [[Ulrike Meinhof]].<ref>[[Stern (Zeitschrift)|Stern]]: ''[http://www.stern.de/politik/historie/:Ditfurth-%FCber-Meinhof-Sie-Schwester-68er/602814.html Ditfurth über Meinhof: „Sie war die große Schwester der 68er“].'' 18. November 2007</ref><ref>[[Reinhard Mohr]] in [[Spiegel Online]]: ''[http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,518534,00.html Ditfurth über Meinhof: Terroristen ausmisten].'' 20. November 2007</ref>


Bei der [[Bundestagswahl 2009]] hat Schily nicht mehr kandidiert.
Im Mai 2008 legte sie ihr Amt als Frankfurter Stadtverordnete nieder.<ref>''[http://www.jutta-ditfurth.de/allgemein/OekoLinX-ARL_20080526_Ditfurth-Ruecktritt.pdf Brief an das Wahlamt der Stadt Frankfurt/Main]'' vom 26. Mai 2008</ref>


=== Bundesinnenminister ===
== Politische und weltanschauliche Positionen ==
Nach dem Sieg von SPD und Bündnis 90/Die Grünen bei der [[Bundestagswahl 1998|Bundestagswahl am 27. September 1998]] wurde Schily am 27. Oktober 1998 zum [[Bundesministerium des Innern|Bundesminister des Innern]] ernannt.
Jutta Ditfurth führte schon als Mitglied der GRÜNEN heftige Kampagnen gegen all jene Politiker von [[Bündnis'90/Die Grünen]] bei denen sie eine Nähe zu [[anthroposophisch]]en und/oder esoterischen Positionen feststellte oder auch nur vermutete. Obwohl ihr Vater, der bekannte Wissenschaftsjournalist [[Hoimar von Ditfurth]] seinerzeit in einer seiner Fernsehsendungen [[Rudolf Steiner]]s Schrift ''Aus der Akasha-Chronik'' ([[GA 11]]) dezidiert neutral als einen Beitrag zur Atlantis-Forschung vorstellte, gebärdet sich Jutta Ditfurth, angesichts einer oft nur vermuteten Nähe irgend eines politischen Protagonisten zur [[Anthroposophie]], häufig ähnlich wie die Romanfigur [[Don Quichotte]] angesichts von dessen Kampf gegen die Windmühlenflügel.<ref>Rupert Neudeck: "Geradezu in der Stierkampfarena fühlt man sich, wenn die Buchautorin Jutta Ditfurth den Kampf einläutet gegen Otto Schily. Nun kann dieser Mann mit seiner weltabgewandten Toskana-Vornehmheit einen Gegner schon reizen. Auch alte Kampfgefährten, ich will das doch noch mal sagen. Immer wieder wird Schily nachgesagt, er stehe der Anthroposophie nahe. Das diskreditiert ihn dann noch doppelt. Auf die Anthroposophen hat sie schon in einem früheren Buch eingedroschen. Und es ist schon schlimm genug, dass es sie offenbar immer noch gibt. »Wo immer Anthroposophen und Anthroposophinnen im Bundestag oder dessen Umfeld kritisiert werden, ist Otto Schily zu ihrer Verteidigung zur Stelle.« Den besonderen antirassistischen Dünkel des Otto Schily wird man nur verstehen, »wenn sein anthroposophischer Hintergrund und das zutiefst elitäre und rassistische Menschenbild der Anthroposophie begriffen wird. Ditfurth fährt fort: »Schilys Eltern waren Anthroposophen«. Das klingt - toute proportion gerade so: Sie waren Kommunisten oder waren Juden. Was findet die Autorin an dem Schily und seiner Nähe zur Anthroposophie so ekelerregend und gefährlich? Sie kann es nicht beschreiben und belegen. Es bleibt der fade Geschmack von einer Kindheits-Verletztheit. Einem Erlebnis, das sie zu einer fast fixen Idee gebracht haben muss." Aus: http://www.info3.de/c5/index.php/projekte/stichwort-anthroposophie/anthroposophie-kritik/eine-radikale-verirrt-sich/</ref>


1999 machte er mit der Feststellung auf sich aufmerksam, nur drei Prozent der etwa 100.000 Menschen, die jährlich nach Deutschland wollten, seien „asylwürdig“, 97&nbsp;Prozent seien hingegen Wirtschaftsflüchtlinge. Das bisherige [[Asylrecht]] sei daher zu überprüfen. Die Äußerungen wurden kontrovers diskutiert, führten aber im Ergebnis zu keiner Änderung des Aslyrechtes.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,53361,00.html ''Härtefall Schily''.] In: ''[[Spiegel Online]] – Politik,'' 21. November 1999.</ref>
Heute zählt Jutta Ditfurth zu den Hauptkritikern von [[Anthroposophie]] und [[Esoterik]], insbesondere sobald sie angesichts ihrer Politiker-Hassobjekte politische Hintergründe auch nur vermutet.


Schily war vor allem für die Verschärfung von Gesetzen und Verordnungen nach den [[Terroranschläge am 11. September 2001 in den USA|Terroranschlägen am 11. September 2001 in den USA]] verantwortlich. Seine zwei ''Sicherheitspakete'' wurden in der Presse in Anspielung auf den Verkaufskatalog des gleichnamigen [[Otto-Versand|Versandhauses]] als ‚Otto-Kataloge‘ bezeichnet.
Inhaltlich steht Jutta Ditfurth für eine [[Ökologie|ökologisch]]-[[Sozialismus|sozialistische]] Grundposition, wie sie sie beispielsweise in ihrem Buch ''Entspannt in die Barbarei'' ausgedrückt hat:
{{Zitat|Es gibt eine lange Tradition von Linken, auch wenn sie nicht die Mehrheitslinie bildeten und bilden, die begriffen haben, dass die soziale nicht von der ökologischen Frage zu trennen ist, weil die Wurzel der Ausbeutung des Menschen und der Natur dieselbe ist: die kapitalistische Produktionsweise mit ihrer Profitlogik und ihrem Verwertungszwang.|Jutta Ditfurth<ref>Jutta Ditfurth: ''Entspannt in die Barbarei.'' Konkret-Literatur-Verlag, Hamburg 1996, S. 157</ref>}}


Ebenfalls 2001 scheiterte er vor dem [[Bundesverfassungsgericht]] mit einem [[NPD-Verbotsverfahren|Verbotsantrag]] gegen die rechtsextremistische [[Nationaldemokratische Partei Deutschlands|NPD]] aus formalen Gründen.
Ditfurth gilt als scharfe Kritikerin des später dominanten [[Realo]]-Flügels der Grünen um [[Joschka Fischer]], sie führte ein eigenes Archiv über die Grünen und kritisiert eine Aufweichung und Entstellung der ursprünglichen Ziele der Grünen bis zur Unkenntlichkeit (etwa Friedenspolitik, Anti-AKW-Bewegung) seit 1985. Ihre Abrechnung mit Joschka Fischer und den Grünen veröffentlichte sie 1999 als Fortsetzungsserie in dem politisch konservativen Boulevardmagazin ''[[Neue Revue]].''<ref name="NR">''[http://www.ulrich-wegener.de/spd_dsv/spd_dsv_diskussion/gruene/dittfurt_gruene.pdf Zahltag, Junker Joschka!].'' Zuerst veröffentlicht in der ''[[Neue Revue|Neuen Revue]].'' 1999</ref> Statt an einem grundlegenden Wandel in der Gesellschaft seien die Grünen in den 1990er Jahren eher an Machtpositionen und Verteilung von staatlicher Förderung an Freunde ([[Nepotismus]]) interessiert gewesen. Zudem habe eine Gruppe aus dem Frankfurter [[Sponti]]-Milieu um Joschka Fischer und [[Daniel Cohn-Bendit]] sowie um die damalige Redaktion der Zeitschrift [[Pflasterstrand]] viele der ursprünglichen Grünen aus der Partei vertrieben. Da Jutta Ditfurth in den 1990er Jahren bei [[die tageszeitung|taz]], [[Frankfurter Rundschau]], [[Der Spiegel]] und anderen damals linksliberalen Medien (die für [[Realpolitik|realpolitische]] Regierungsbeteiligungen der Grünen warben) aufgrund ihrer Angriffe nicht mehr publiziert wurde,<!-- so ganz stimmt das nicht, die taz hat ja noch 1995 ihren Roman Blavatzkys Kinder vorab als Serie gedruckt --> nutzte sie eine Artikelreihe in der [[Neue Revue|Neuen Revue]] für ihre „Abrechnung mit Junker Joschka“, von dem (nach ihrer Darstellung) auch der Begriff [[Fundi]] ([[Fundamentalismus]]) für parteiinterne Kritiker seines Kurses – wie sie – stammte.<ref name="NR"/>


Unter Innenminister Otto Schily (SPD) befasste sich der Bundestag im Jahre
Ebenso kritisiert sie eine neue Generation in den Grünen um [[Oswald Metzger]], [[Matthias Berninger]] oder [[Cem Özdemir]], die nichts mehr mit den ursprünglichen Zielen der Grünen zu tun habe. Diese pragmatischen Jungpolitiker hätten auch in der [[Freie Demokratische Partei|FDP]] oder [[CDU]] Parteikarrieren machen können, so Ditfurth. [[Oswald Metzger]] ist im April 2008 tatsächlich zur CDU übergetreten.
2002, auf Initiative der Koalitionsfraktionen (SPD und Bündnis90/Die Grünen)
mit der Einführung plebiszitärer Elemente auf Bundesebene.<ref>Vgl. Entwurf eines
Gesetzes zur Einführung von Volksinitiative, Volksbegehren und
Volksentscheid in das Grundgesetz; Bundestags-Drucksache 14/8503 vom
12.3.2002</ref> „Der Entwurf scheiterte an der mangelnden Zustimmung der
CDU/CSU-Fraktion."


Schily setzte sich als Innenminister für die Einführung von [[Reisepass|Reisepässen]] mit [[Biometrie|biometrischen]] Merkmalen ein, welche seit Oktober 2005 ausgestellt werden. Am 10. Mai 2005 kündigte er einen „Nationalen Plan zum Schutz der Informationsinfrastrukturen in Deutschland“ an. Dieser soll gemeinsam mit dem [[Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik]] (BSI) erarbeitet werden. Dabei sollen „neue Strategien zur Bekämpfung von Angriffen von Hackern und Viren“ entwickelt werden.<ref>[http://www.heise.de/newsticker/meldung/59427 heise.de/newsticker]</ref>
Ditfurth selbst steht politisch weiterhin für [[Politische Linke|linke Politik]], Kritik an [[Überwachung]], Forderungen nach einem sofortigen [[Atomausstieg]] und [[direkte Demokratie]] ein.


Am 15. Juli 2005 sagte Schily als Zeuge vor dem [[Visa-Untersuchungsausschuss]] des Bundestages aus. Es ging um die Vergabe von Touristenvisa für Deutschland an der deutschen Botschaft in [[Kiew]] im Zusammenhang mit dem sogenannten „[[Volmer-Erlass]]“.
== Siehe auch ==


Im September 2005 erteilte Schily die Ermächtigung zur Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegen Mitarbeiter des Magazins [[Cicero (Magazin)|Cicero]]. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft genehmigte ein Gericht daraufhin die Durchsuchung der Redaktionsräume des Magazins durch das [[Bundeskriminalamt (Deutschland)|BKA]], die zu einer heftigen Diskussion über [[Pressefreiheit]] führte.
* [[Geschichte von Bündnis 90/Die Grünen]]


Am 18. Oktober 2005, dem Tag der Konstituierung des 16.&nbsp;Deutschen Bundestages, wurde er gemeinsam mit den übrigen Bundesministern aus dem Amt entlassen und gleichzeitig von [[Bundespräsident (Deutschland)|Bundespräsident]] [[Horst Köhler]] mit der Wahrnehmung der Geschäfte bis zur Bildung einer neuen Bundesregierung beauftragt. Nach der Wahl von [[Angela Merkel]] zur [[Bundeskanzler (Deutschland)|Bundeskanzlerin]] schied er am 22. November 2005 endgültig aus dem Amt.
== Veröffentlichungen ==


Es werden Vorwürfe von Politikern aller Parteien, auch seiner eigenen, gegen Schily erhoben, weil er als Bundesinnenminister am 31. Mai 2004 durch den US-amerikanischen Botschafter [[Dan Coats]] über den Fall des deutschen Staatsbürgers [[Khaled el-Masri]] informiert wurde und anschließend bis Herbst 2005 der Bitte des Botschafters nachkam, diesbezüglich Stillschweigen zu bewahren. Khaled el-Masri war nach derzeitigem Sachstand im Jahre 2003 durch die [[Central Intelligence Agency|CIA]] nach Afghanistan entführt, gefoltert und schließlich im Mai 2004 heimlich zurückgeflogen und in einem Wald in [[Albanien]] ohne Erklärungen ausgesetzt worden. Die Oppositionsfraktionen im Bundestag beantragten eine [[Aktuelle Stunde (Parlament)|Aktuelle Stunde]] über die Vorgänge. Schily äußerte, er habe zu einem Zeitpunkt, wo er hätte eingreifen können, keine Informationen bekommen, die ihn in die Lage versetzt hätten, dafür zu sorgen, dass einem deutschen Staatsbürger kein Leid geschähe.
* mit Rose Glaser: ''Die tägliche legale Verseuchung unserer Flüsse und wie wir uns dagegen wehren können. Ein Handbuch mit Aktionsteil.'' Rasch und Röhring, Hamburg/Zürich 1987, ISBN 3-89136-163-7
* ''Träumen, Kämpfen, Verwirklichen. Politische Texte bis 1987.'' Kiepenheuer & Witsch, Köln 1988, ISBN 3-462-01903-1
* ''Lebe wild und gefährlich. Radikalökologische Perspektiven.'' Kiepenheuer & Witsch, Köln 1991
* ''Feuer in die Herzen. Plädoyer für eine ökologische linke Opposition.'' Carlsen, Hamburg 1992, ISBN 3-551-85002-X; stark erweiterte und aktualisierte Neuausgabe: Econ, Düsseldorf/Wien 1994, ISBN 3-612-26157-6; erweiterte und aktualisierte Neuausgabe: ''Feuer in die Herzen. Gegen die Entwertung des Menschen.'' Konkret-Literatur-Verlag, Hamburg 1997, 3-89458-159-X
* ''Was ich denke.'' Goldmann, München 1995, ISBN 3-442-12606-1
* ''Blavatzkys Kinder.'' Lübbe, Bergisch Gladbach 1995, ISBN 3-404-12380-8 (Thriller)
** ''[{{Der Spiegel|9206707|Titel=Im Netz der Bösböcke|Text=}} Im Netz der Bösböcke],'' Rezension von [[Wiglaf Droste]], ''[[Der Spiegel]],'' Nr. 33, 14. August 1995
* ''Entspannt in die Barbarei. Esoterik, (Öko-)Faschismus und Biozentrismus.'' Konkret-Literatur-Verlag, Hamburg 1996, ISBN 3-89458-148-4
* ''Die Himmelsstürmerin. Roman.'' von Schröder, München/Düsseldorf 1998, ISBN 3-547-72108-3; Ullstein, München 2000, ISBN 3-548-24844-6 (über Gertrud Elisabeth von Beust, ihre Urgroßmutter)
* ''Das waren die Grünen. Abschied von einer Hoffnung.'' Econ, München 2000, ISBN 3-548-75027-3
* ''Durch unsichtbare Mauern. Wie wird so eine links?'' Kiepenheuer & Witsch, Köln 2002, ISBN 3-462-03083-3 (Autobiografie)
* mit Manfred Zieran (Hrsg.): ''„Wir sind dem blinden Prozess der Evolution nicht ausgeliefert“. [[Murray Bookchin]] über Kommunismus, Anarchismus und Biozentrismus. Ein Interview.'' Syndikat – A, Moers 2004
* ''Ulrike Meinhof. Die Biografie.'' Ullstein, Berlin 2007, ISBN 3-550-08728-4; ebd. 2009, ISBN 978-3-548-37249-5
** ''[http://www.sueddeutsche.de/politik/702/425460/text/ Tragisch, selbstgerecht, mörderisch],'' Rezension von [[Willi Winkler (Autor)|Willi Winkler]], ''[[Süddeutsche Zeitung]],'' 26. November 2007
** ''[http://www.faz.net/s/RubA330E54C3C12410780B68403A11F948B/Doc~E23478154AB6A477A995CE6C76E8711E5~ATpl~Ecommon~Scontent.html Eine Heldin zum Fürchten],'' Rezension von [[Jochen Staadt]], ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]],'' 1. Juli 2008
** ''[http://www.zeit.de/2007/48/P-Ditfurth?page=all Sich selbst treu],'' Rezension von [[Barbara Sichtermann]], ''[[Die Zeit]],'' 22. November 2007
* ''Rudi und Ulrike. Geschichte einer Freundschaft.'' Droemer Knaur, München 2008, ISBN 978-3-426-27456-9
** ''[http://www.taz.de/1/leben/buch/artikel/1/der-aschenbecher-fuellte-sich-rasch/?src=SE&cHash=4709ba39c8 „Der Aschenbecher füllte sich“],'' Rezension von Wolfgang Gast, ''[[die tageszeitung]],'' 11. April 2008
** ''[http://www.dradio.de/dlf/sendungen/andruck/770687/ Ultimatives 68er-Märchen],'' Rezension von [[Hubert Maessen]], ''[[Deutschlandfunk]],'' 14. April 2008
* ''Zeit des Zorns: Streitschrift für eine gerechte Gesellschaft'', Droemer Knaur, München 2009, ISBN 978-3426275047
*''Die Himmelsstürmerin.Roman'', Rotbuch Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-86789-110-3


Wie nach seiner Amtszeit bekannt wurde, stimmte Otto Schily im Jahr 2005 der Änderung einer Dienstanweisung zu, auf Grundlage derer der [[Bundesamt für Verfassungsschutz|Verfassungsschutz]] verdeckte [[Online-Durchsuchung]]en durchführte.<ref>{{internetquelle|url=http://www.heise.de/newsticker/meldung/88824|titel=Bundesregierung gibt zu: Online-Durchsuchungen laufen schon|werk=heise online|datum=25. April 2007|zugriff=31. Januar 2008}}</ref> Nach Angaben des damaligen Staatssekretärs [[Lutz Diwell]] soll die Anweisung jedoch nur auf das Eindringen in geschlossene Nutzergruppen und Chatrooms abgezielt haben („offensive Beobachtung des Internets“), nicht hingegen auf das Ausspähen privater Festplatteninhalte.<ref>{{internetquelle|url=http://www.taz.de/?id=archivseite&dig=2007/05/02/a0210|titel=Online-Schnüffeln ohne Freibrief?|werk=taz.de|datum=2. Mai 2007|zugriff=31. Januar 2008}}</ref>
== Weblinks ==
 
„Was lange währt, wird endlich gut“, so wird manch eine/r gedacht haben, nachdem der
Bundespräsident endlich im August 2006 das lange umkämpfte Antidiskriminierungsgesetz
unter dem Namen ‚Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz’ (abgekürzt: AGG) verkündet hat.
Das Gesetz, das noch in letzter Sekunde in einigen wichtigen Details verändert wurde, ist
bereits am 18. August 2006 in Kraft getreten, nachdem es von Bundesinneminister Otto Schily in den Koalitionsverhandlungen mit der CDU/CSU zur unverzichtbaren Verhandlungsmasse erklärt worden war. 
Das besondere an diesem Gesetz ist, dass es auf Anregung von [[Anthroposoph]]en hin, nicht nur Alter, Behinderung, sexuelle Orientierung und Religionszugehörigkeit, sondern auch die jeweilige [[Weltanschauung]] der Bürger, also mithin auch die [[Anthroposophie]] unter seinen besonderen Schutz stellt. Der erste Versuch einer solchen Umsetzung
scheiterte im Jahr 2002 nach nur wenigen Wochen, der zweite Versuch kam über einen
Vorentwurf ebenfalls nicht hinaus, und der dritte Anlauf scheiterte schließlich am energischen Widerstand der damaligen Bundestagsopposition CDU und FDP und der von ihnen geführten Landesregierungen. Erst der gemeinsame Entwurf von SPD und CDU/CSU war als ein Ergebnis der Koalitionsverhandlungen im Bundestag erfolgreich.
 
=== Aufsichtsrat ===
Otto Schily wurde nach seiner Zeit als Bundesinnenminister [[Aufsichtsrat]] bei der Firma SAFE ID Solutions AG (Unterhaching).<ref>[http://www.safe-id.de/about_us/supervisory_board.html safe-id.de] (abgerufen 15. Juli 2010)</ref> Diese Firma bietet Lösungen zur Personalisierung von Ausweisdokumenten an. Als Bundesinnenminister war Otto Schily ein maßgeblicher Wegbereiter der Einführung des kontrovers diskutierten [[Biometrischer Reisepass|biometrischen Reisepasses]] ([[Reisepass#Elektronischer Reisepass mit biometrischen Daten (ePass)|epass]]).<ref>August 2006: ''Otto Schily neues Mitglied im Aufsichtsrat der SAFE ID Solutions AG'' ([http://www.omnicard.de/index.php?m=88&id=1607 omnicard.de]). „Der frühere Bundesinnenminister Otto Schily hat ein Aufsichtsratsmandat bei der SAFE ID Solutions AG, einem Anbieter moderner Personalisierungs-Lösungen im Bereich sicherer Reisedokumente, angenommen. Während seiner Amtszeit als Innenminister war Schily maßgeblich an der Einführung des biometrischen Reisepasses (ePass) beteiligt.“</ref> Nach seinen Angaben liegt die eigene finanzielle Beteiligung an der Firma unter einem Prozent.


== Privates ==
{{Wikiquote}}
Otto Schily galt seit den 80er Jahren als einer der wenigen Politiker im Deutschen Bundestag, denen die [[Anthroposophie]] ein besonderes Anliegen war.<ref>Vgl. Otto Schily: Nachwort, in:
* {{DNB-Portal|121467686}}
Rudolf Steiner, Die Kernpunkte der Sozialen Frage, Edition Rudolf Steiner, Rudolf Steiner Verlag, Dornach 1996, S. 165 - 176, ISBN 3-7274-5711-2</ref> Wegen seiner Nähe zu [[anthroposophisch]]en Positionen, die er auch in Interviews und verschiedenen Buchveröffentlichungen kundtat, galt Schily auch nach seinem Rückzug von den GRÜNEN,
* {{IMDb Name|2187006}}
als ein Lieblingsfeind der Ex-GRÜNEN Politikerin [[Jutta Ditfurth]], welche heftige Buch- und Medienkampagnen gegen all jene führte, die sie einer Nähe zur [[Anthroposophie]] verdächtigte. Otto Schily selbst war aber zu keinem Zeitpunkt Mitglied der [[Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft]], mit Sitz in Dornach.
* [http://www.jutta-ditfurth.de/ Website von Jutta Ditfurth]
Anfang Mai 2008 kündigte Schily für 2009 seinen Rückzug aus der Politik an.<ref>[http://www.derNewsticker.de/news.php?id=1410 Otto Schily kündigt Abschied aus der Politik an]</ref> Schily ist in zweiter Ehe verheiratet und hat zwei Kinder, darunter die Schauspielerin [[Jenny Schily]]. Sein Bruder [[Konrad Schily]] ist Arzt und wurde bei der [[Bundestagswahl 2005]] für die [[Freie Demokratische Partei|FDP]] in den Deutschen Bundestag gewählt.
* [http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/dossiers/what_und_acutes_left/625876_Immer-alles-vorlaeufig.html ''Immer alles vorläufig'']; Karin Ceballos Betancur über Jutta Ditfurth im online-Dossier ''What's left'' der [[Frankfurter Rundschau]], Februar 2005
 
* [http://www.trend.infopartisan.net/trd0998/t640998.html Abschiedsrede von Jutta Ditfurth auf der Bundesversammlung der Grünen in Neumünster Ende April 1991]
== Auszeichnungen ==
* [http://www.nadir.org/nadir/periodika/jungle_world/51/26a.htm Jutta Ditfurth: ''Bahros Guru'']; Nachruf Ditfurths auf [[Rudolf Bahro]]
=== Ehrungen ===
* [http://www.comlink.de/cl-hh/m.blumentritt/agr325.htm Jutta Ditfurth: ''Der veredelte Faschist'']; Ditfurth über [[Ernst Jünger]]
Schily wurde am 20. Juni 2001 mit dem [[Bayerischer Verdienstorden|Bayerischen Verdienstorden]] und am 29. Juni 2004 mit dem [[Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland|Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland]] ausgezeichnet.
* [http://www.comlink.de/cl-hh/m.blumentritt/agr324.htm Auszug aus ''Entspannt in die Barbarei. Esoterik, (Öko-)Faschismus und Biozentrismus'', S.22ff] Ditfurth zum Thema [[Ökofaschismus]]
 
* [http://www.nadir.org/nadir/periodika/jungle_world/_99/46/04a.htm Jutta Ditfurth: ''Ich bekämpfe den Faschismus trotzdem'']; Ditfurth zur Kritik, ihre Serie über die Grünen im Boulevard-Magazin ''[[Neue Revue]]'' zu publizieren
Otto Schily ist Ehrenbürger der [[Rumänien|rumänischen]] Stadt [[Sibiu]].<ref>''[http://hermannstaedter.ro/stire.php?id=281&dom=0018&ed=1333 Schäuble und Johannis geehrt – Feierstunde im Atrium der Deutschen Bank in Berlin.]'' Herrmannstädter Zeitung vom 14.Dezember 2007.</ref>
* [http://www.perlentaucher.de/autoren/21278/Jutta_Ditfurth.html Kurzrezensionen zu einigen Büchern von Jutta Ditfurth] bei ''[[Perlentaucher]]''
 
=== Schmähungen und Kritik ===
Am 22. November 1983 wurde er kurz nach dem erstmaligen Einzug als Grünen-Politiker in den Deutschen Bundestag vom CDU-Politiker [[Dietmar Kansy]] als „Mini-Goebbels“ bezeichnet.<ref>{{Internetquelle
|hrsg=[[Süddeutsche Zeitung]]
|datum=28. August 2010
|url=http://www.sueddeutsche.de/politik/parlamentarisches-schimpfbuch-auf-den-strich-gehe-ich-nicht-1.389241-8
|titel=Ausrutscher im Bundestag
|archiv-url=http://www.webcitation.org/5sJaRxEvd
|archiv-datum=28. August 2010
|zugriff=28. August 2010}}</ref>
 
Die HipHop-Band [[Beginner]] karikierte Otto Schilys vermeintlichen Gesinnungswechsel in ihrem Lied ''Chili-Chil Bäng Bäng'' in dem 2003 erschienenen Album ''Blast Action Heroes''. Im Refrain des Liedes wird zum einen auf Otto Schily und zum anderen auf den ehemaligen Hamburger Innensenator [[Ronald Schill]] angespielt.<ref>''[http://www.tagesspiegel.de/kultur/handgranate-hanfparade/444126.html Christian Schröder: Handgranate! Hanfparade! Groove der Rebellion: Das HipHop-Trio Beginner bringt sein neues Album ‚Blast Action Heroes‘ heraus]''. [[Der Tagesspiegel]] vom 1. September 2003. <p style="font-size:90%">'''Zitat:''' „[…] in ''Schill-Schily Bäng Bäng'' […] wird der ehemalige Hamburger Innensenator [[Ronald Schill|Schill]] als gnadenloser Operetten-Politiker verspottet, und Bundesinnenminister Schily, der früher die ‚Ärmsten der Armen‘ verteidigt habe, als ebenso gnadenloser Opportunist: »Er schaffte es, den Kopf einmal ganz umzudrehen / Perfekt wie ein Kreis, 360 Grad«.<br/>
»Ein Typ wie Schily ist noch schlimmer als Schill«, erklärt der 27-jährige Eißfeldt [Jan Phillip Eißfeldt, das ist [[Jan Delay]], der Sänger der Beginners]. »Es gibt ältere Menschen, die haben dem wirklich mal vertraut. Als ich begann, über Politik nachzudenken, war Schily schon auf der anderen Seite.«“</p></ref>
 
Am 28. Oktober 2005 wurde Schily mit dem [[Liste von Negativpreisen|Negativpreis]] [[Big Brother Awards|Big Brother Lifetime Award 2005]] ausgezeichnet. Gewürdigt wurde er „für den Ausbau des deutschen und europäischen Überwachungssystems auf Kosten der Bürger- und Freiheitsrechte und für seine hartnäckigen Bemühungen um die Aushöhlung des Datenschutzes unter dem Deckmantel von Sicherheit und Terrorbekämpfung“. Schily hatte die Auszeichnung bereits 2001 für den ersten „Otto-Katalog“ erhalten.
 
Schily wird heute oftmals als Vertreter des [[Law and Order (Politik)|Law and Order]] bezeichnet, vor allem bedingt durch seine weitgehenden Vorschläge zur [[Innere Sicherheit|inneren Sicherheit]] und Bürgerüberwachung. Kritiker meinen, Schily stehe aufgrund seiner Vorstellungen zur [[Terrorismusbekämpfung]], [[Zuwanderung]]spolitik und Einschränkung des [[Datenschutz]]es den [[Unionsparteien]] näher als der SPD. Dies wurde zum Beispiel damit begründet, dass Schily nicht lediglich auf innenpolitische Ereignisse reagiert, sondern bereits über eine größere Anzahl fertig ausgearbeiteter Vorschläge für Gesetzesverschärfungen verfügt habe; diese hätten passend zu den jeweiligen Ereignissen als Vorschlag präsentiert und dann sofort umgesetzt werden können („Pläne in der Schublade“).
 
== Weblinks ==
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{{Wikiquote|Otto Schily}}
* Otto Schilys [http://www.otto-schily.de/ Homepage] mit Interviews, Reden, Artikeln, Biografie
* {{DNB-Portal|120259168}}
{{LeMO|SchilyOtto}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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|NAME=Schily, Otto
|ALTERNATIVNAMEN=Schily, Otto Georg
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Politiker (Die Grünen, SPD), Bundesminister des Innern
|GEBURTSDATUM=20. Juli 1932
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|STERBEORT=
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Version vom 25. November 2018, 01:46 Uhr

Jutta Ditfurth (Geburtsname Jutta Gerta Armgard von Ditfurth; * 29. September 1951 in Würzburg) ist eine deutsche Sozialwissenschaftlerin, Publizistin, Anthroposophie-Kritikerin[1] und Politikerin (ÖkoLinX). Sie ist Mitbegründerin der Partei Die Grünen und war von 1984 bis 1989 eine der drei gleichberechtigten ehrenamtlichen Bundesvorstandssprecher der Grünen.

Leben

Ditfurth ist die Tochter der Fotografin Heilwig von Raven und des Arztes und Wissenschaftsjournalisten Hoimar von Ditfurth, der dem Adelsgeschlecht Ditfurth entstammt. Ihr Bruder ist Christian von Ditfurth. 1978 versuchte sie, ihren Namen ändern zu lassen, dies wurde abgelehnt. Sie nennt sich Jutta Ditfurth.[2]. In dem Magazin Stern 1999 sagte sie, sie habe auch die Aufnahme in den „Adelsverband“ im Alter von 18 Jahren abgelehnt, da sie von elitärem Denken abgestoßen werde.[3]

Jutta Ditfurth studierte Soziologie, Politik, Kunstgeschichte, Wirtschaftsgeschichte und Philosophie in Heidelberg, Hamburg, Freiburg, Glasgow, Detroit und Bielefeld mit dem Abschluss 1977 als Diplomsoziologin. In der Folge arbeitete sie als Sozialwissenschaftlerin an den Universitäten Freiburg, Bielefeld und Marburg. Im Winter 1977 zog Ditfurth nach Frankfurt am Main und arbeitete dort zwei Jahre in unterschiedlichen Firmen und Funktionen. Parallel arbeitete sie als Journalistin und Autorin für Printmedien und Rundfunk, ab 1980 hauptberuflich.

Politisch aktiv war sie seit Anfang der siebziger Jahre im Umfeld der undogmatischen Linken. Ihr Engagement erstreckte sich von der internationalistischen Bewegung über die Frauenbewegung (hier beispielsweise gegen den § 218 - Ditfurth selbst hatte nach eigenen Aussagen zweimal eine Schwangerschaft abgebrochen)[4] bis hin zur Anti-AKW-Bewegung. Nach dem Deutschen Herbst von 1977 wurde sie 1978 Mitgründerin der Grünen Liste Wählerinitiative für Demokratie und Umweltschutz (GLW) und der Grünen Liste Hessen (GLH) sowie 1979/1980 Mitbegründerin der Grünen. Neben Thomas Ebermann und Rainer Trampert war sie eine der bekanntesten Symbolfiguren des linken, „ökosozialistischen“ Flügels der Partei. Sie bezeichnete sich selbst als Radikalökologin und Feministin, ihre Gegenspieler in der oft als Realo-Fraktion benannten Strömung (abgeleitet von „realpolitisch“) um den späteren Außenminister Joschka Fischer zählten sie zu den sogenannten „Fundis“ (abgeleitet von „fundamentalistisch“).

Nachdem sie bei der Bundestagswahl 1990, bei der die westdeutschen Grünen den Einzug in den Bundestag verfehlten, auf der Liste der bayerischen Grünen für den Bundestag kandidiert hatte, verließ sie die Partei im April 1991 wie viele andere linke Grüne vor ihr aus Protest gegen die „Rechtsentwicklung“ der grünen Bewegung.

Danach war sie zeitweise ehrenamtliche Funktionärin der Mediengewerkschaft IG Medien, so von 1992 bis 1995 eine von drei gleichberechtigten Bundesvorsitzenden der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union.[5]

Sie ist Publizistin und Mitglied der politischen Kleinpartei Ökologische Linke, die sie 1991 mit politischen Freunden gründete. Von 1991 bis 1999 war sie Herausgeberin der Zeitschrift ÖkoLinx der Ökologischen Linken. Von einem linkssozialistischen Standpunkt aus kritisierte sie in Büchern und Reportagen die Politik der Grünen. Sie attackierte auch rechtskonservatives und rechtsextremistisches Gedankengut, für das auch linksorientierte neue soziale Bewegungen anfällig seien, was sich in esoterischen und irrationalen Tendenzen äußere. So gebrauchte sie den Ausdruck „Ökofaschismus“ unter anderem für Rudolf Bahro[6] ebenso wie für die Ökologisch-Demokratische Partei, Baldur Springmann sowie die Unabhängigen Ökologen Deutschlands.[7]

Bei der Europawahl 1999 kandidierte Ditfurth als politische Aktion als „Gegnerin des Nato-Krieges mit deutscher Beteiligung gegen Jugoslawien“ auf Einladung eines linken Bündnisses (NAR) in Griechenland auf einer internationalen Liste.

Ende 2000 beteiligte sie sich an der Bildung der Wählervereinigung ÖkoLinX-Antirassistische Liste, für die sie im April 2001 als ehrenamtliche Stadtverordnete in das Frankfurter Stadtparlament einzog und die Fraktion ÖkoLinX-ARL im Römer bildete.

Der Stadtverordnetenvorsteher von Frankfurt am Main erteilte ihr im Oktober 2004 eine Rüge, nachdem sie als einzige Vertreterin der Fraktion ÖkoLinX-Antirassistische Liste im Römer geäußert hatte, Hartz IV zwinge die Betroffenen in einen „Reichsarbeitsdienst“. Zudem hatte sie die darin vorgesehenen Ein-Euro-Jobs als „staatlich verordnete Zwangsarbeit“ bezeichnet.

2007 veröffentlichte sie nach sechs Jahren Recherche eine Biografie über Ulrike Meinhof.[8][9]

Im Mai 2008 legte sie ihr Amt als Frankfurter Stadtverordnete nieder.[10]

Politische und weltanschauliche Positionen

Jutta Ditfurth führte schon als Mitglied der GRÜNEN heftige Kampagnen gegen all jene Politiker von Bündnis'90/Die Grünen bei denen sie eine Nähe zu anthroposophischen und/oder esoterischen Positionen feststellte oder auch nur vermutete. Obwohl ihr Vater, der bekannte Wissenschaftsjournalist Hoimar von Ditfurth seinerzeit in einer seiner Fernsehsendungen Rudolf Steiners Schrift Aus der Akasha-Chronik (GA 11) dezidiert neutral als einen Beitrag zur Atlantis-Forschung vorstellte, gebärdet sich Jutta Ditfurth, angesichts einer oft nur vermuteten Nähe irgend eines politischen Protagonisten zur Anthroposophie, häufig ähnlich wie die Romanfigur Don Quichotte angesichts von dessen Kampf gegen die Windmühlenflügel.[11]

Heute zählt Jutta Ditfurth zu den Hauptkritikern von Anthroposophie und Esoterik, insbesondere sobald sie angesichts ihrer Politiker-Hassobjekte politische Hintergründe auch nur vermutet.

Inhaltlich steht Jutta Ditfurth für eine ökologisch-sozialistische Grundposition, wie sie sie beispielsweise in ihrem Buch Entspannt in die Barbarei ausgedrückt hat:

„Es gibt eine lange Tradition von Linken, auch wenn sie nicht die Mehrheitslinie bildeten und bilden, die begriffen haben, dass die soziale nicht von der ökologischen Frage zu trennen ist, weil die Wurzel der Ausbeutung des Menschen und der Natur dieselbe ist: die kapitalistische Produktionsweise mit ihrer Profitlogik und ihrem Verwertungszwang.“

Jutta Ditfurth[12]

Ditfurth gilt als scharfe Kritikerin des später dominanten Realo-Flügels der Grünen um Joschka Fischer, sie führte ein eigenes Archiv über die Grünen und kritisiert eine Aufweichung und Entstellung der ursprünglichen Ziele der Grünen bis zur Unkenntlichkeit (etwa Friedenspolitik, Anti-AKW-Bewegung) seit 1985. Ihre Abrechnung mit Joschka Fischer und den Grünen veröffentlichte sie 1999 als Fortsetzungsserie in dem politisch konservativen Boulevardmagazin Neue Revue.[13] Statt an einem grundlegenden Wandel in der Gesellschaft seien die Grünen in den 1990er Jahren eher an Machtpositionen und Verteilung von staatlicher Förderung an Freunde (Nepotismus) interessiert gewesen. Zudem habe eine Gruppe aus dem Frankfurter Sponti-Milieu um Joschka Fischer und Daniel Cohn-Bendit sowie um die damalige Redaktion der Zeitschrift Pflasterstrand viele der ursprünglichen Grünen aus der Partei vertrieben. Da Jutta Ditfurth in den 1990er Jahren bei taz, Frankfurter Rundschau, Der Spiegel und anderen damals linksliberalen Medien (die für realpolitische Regierungsbeteiligungen der Grünen warben) aufgrund ihrer Angriffe nicht mehr publiziert wurde, nutzte sie eine Artikelreihe in der Neuen Revue für ihre „Abrechnung mit Junker Joschka“, von dem (nach ihrer Darstellung) auch der Begriff Fundi (Fundamentalismus) für parteiinterne Kritiker seines Kurses – wie sie – stammte.[13]

Ebenso kritisiert sie eine neue Generation in den Grünen um Oswald Metzger, Matthias Berninger oder Cem Özdemir, die nichts mehr mit den ursprünglichen Zielen der Grünen zu tun habe. Diese pragmatischen Jungpolitiker hätten auch in der FDP oder CDU Parteikarrieren machen können, so Ditfurth. Oswald Metzger ist im April 2008 tatsächlich zur CDU übergetreten.

Ditfurth selbst steht politisch weiterhin für linke Politik, Kritik an Überwachung, Forderungen nach einem sofortigen Atomausstieg und direkte Demokratie ein.

Siehe auch

Veröffentlichungen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. z.B. http://www.info3.de/c5/index.php/projekte/stichwort-anthroposophie/anthroposophie-kritik/eine-radikale-verirrt-sich/
  2. Sigrid Born/Nicole Würth: Blaues Blut und Privilegien, Recht brisant, 3sat
  3. Stern: Was macht eigentlich…Jutta Ditfurth?. 25. April 1999
  4. Interview mit Cosmopolitan, Ausgabe 8/1988
  5. 50 Jahre gewerkschaftlich organisierte Journalistinnen und Journalisten, Chronik der dju (PDF-Datei)
  6. Jutta Ditfurth: Ein grüner Adolf? Rudolf Bahro zwischen Esoterik und Ökofaschismus. in Junge Welt, 5. November 1994
  7. Das waren die Grünen. Abschied von einer Hoffnung. Econ, München 2000, ISBN 3-548-75027-3
  8. Stern: Ditfurth über Meinhof: „Sie war die große Schwester der 68er“. 18. November 2007
  9. Reinhard Mohr in Spiegel Online: Ditfurth über Meinhof: Terroristen ausmisten. 20. November 2007
  10. Brief an das Wahlamt der Stadt Frankfurt/Main vom 26. Mai 2008
  11. Rupert Neudeck: "Geradezu in der Stierkampfarena fühlt man sich, wenn die Buchautorin Jutta Ditfurth den Kampf einläutet gegen Otto Schily. Nun kann dieser Mann mit seiner weltabgewandten Toskana-Vornehmheit einen Gegner schon reizen. Auch alte Kampfgefährten, ich will das doch noch mal sagen. Immer wieder wird Schily nachgesagt, er stehe der Anthroposophie nahe. Das diskreditiert ihn dann noch doppelt. Auf die Anthroposophen hat sie schon in einem früheren Buch eingedroschen. Und es ist schon schlimm genug, dass es sie offenbar immer noch gibt. »Wo immer Anthroposophen und Anthroposophinnen im Bundestag oder dessen Umfeld kritisiert werden, ist Otto Schily zu ihrer Verteidigung zur Stelle.« Den besonderen antirassistischen Dünkel des Otto Schily wird man nur verstehen, »wenn sein anthroposophischer Hintergrund und das zutiefst elitäre und rassistische Menschenbild der Anthroposophie begriffen wird. Ditfurth fährt fort: »Schilys Eltern waren Anthroposophen«. Das klingt - toute proportion gerade so: Sie waren Kommunisten oder waren Juden. Was findet die Autorin an dem Schily und seiner Nähe zur Anthroposophie so ekelerregend und gefährlich? Sie kann es nicht beschreiben und belegen. Es bleibt der fade Geschmack von einer Kindheits-Verletztheit. Einem Erlebnis, das sie zu einer fast fixen Idee gebracht haben muss." Aus: http://www.info3.de/c5/index.php/projekte/stichwort-anthroposophie/anthroposophie-kritik/eine-radikale-verirrt-sich/
  12. Jutta Ditfurth: Entspannt in die Barbarei. Konkret-Literatur-Verlag, Hamburg 1996, S. 157
  13. 13,0 13,1 Zahltag, Junker Joschka!. Zuerst veröffentlicht in der Neuen Revue. 1999


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Jutta Ditfurth aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.