Salome (Tochter der Herodias)

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Hans Hassenteufel: Salome, 1927
Gustave Moreau: Salomé, 1871
Lovis Corinth: Salomé, 1900
Tanz der Salome oder Die goldenen Schmetterlinge (Gaston Bussière)

Salome (von hebr. שׁלם šlm „wohlbehalten, vollständig“ bzw. „Frieden halten“) war Flavius Josephus zufolge der Name einer Tochter der Herodias. In der späteren Tradition ist dieser Name mit der in den Evangelien erzählten Geschichte des Todes Johannes des Täufers in Zusammenhang gebracht worden, in der aber nur von der Tochter der Herodias die Rede ist. Salome, die Tochter der Herodias, war später (ab 54 n. Chr.) Königin in Kleinarmenien.

Sie ist nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Schwester des Herodes und steht auch in keiner Beziehung zu der Jüngerin Salome, die im Markusevangelium erwähnt wird.

Familie

Salome war väterlicherseits eine Enkelin Herodes des Großen: Ihr Vater Herodes Boethos (Herodes ohne Land) war ein Sohn des Königs von dessen siebter Ehefrau, der (zweiten) Mariamne, die nach Angaben des Geschichtsschreibers Flavius Josephus[1] als die „schönste Frau der damaligen Zeit“ galt.

Mütterlicherseits war sie die Urenkelin Herodes des Großen. Ihre Mutter war Herodias, deren Vater Aristobulos selbst ein Sohn der ersten Mariamne I. (der zweiten Frau) von Herodes dem Großen war.

Verheiratet war Salome in erster Ehe mit ihrem Onkel Philippos, Tetrarch von Ituräa, Golan und Trachonitis. Nach dessen Tod im Jahr 34 n. Chr. heiratete sie den mit ihr verwandten Aristobulos, den Sohn des Königs Herodes von Chalkis. Seine Hoffnungen, die Nachfolge seines Vaters antreten zu können, zerschlugen sich jedoch, als der römische Kaiser Claudius dieses Königreich im Jahr 49 an Herodes Agrippa II., den Vetter des Aristobulos, übertrug. Dies war sicherlich auch für Salome eine Enttäuschung. Aristobulos wurde jedoch einige Jahre später (54 n. Chr.) vom römischen Kaiser Nero gleich nach seinem Amtsantritt zum König von Kleinarmenien ernannt. Salome wurde dadurch zur Königin dieses Reiches, das mit dem Hauptort Nikopolis westlich von Großarmenien im nördlichen Anatolien lag.

Es sind mehrere Münzen mit Bildnissen und Inschriften von Aristobulos und Salome als Königspaar von Kleinarmenien erhalten.[2]

Legende

Herodes Antipas heiratete in zweiter Ehe seine Schwägerin Herodias. Diesen Umstand kritisierte Johannes der Täufer, was laut der biblischen Erzählung im Neuen Testament (Mt 14,1–12 EU und Mk 6,14–29 EU) zu dessen Ermordung führte. Hier befinden sich Berichte der Ereignisse, in denen der Name Salome zwar nicht vorkommt, die aber die Basis der späteren Salomelegende bilden. Flavius Josephus dagegen führt politische Gründe für den Mord an, der ihm zufolge in Machaerus verübt wurde.

Die Legende selbst erscheint im Neuen Testament folgendermaßen: Herodias begehrte den Tod des Johannes, doch Herodes weigerte sich, diesen töten zu lassen. Anlässlich einer Geburtstagsfeier des Herodes, der viele Würdenträger beiwohnten, führte die Tochter der Herodias einen Tanz auf, mit dem sie die Anwesenden derart in Verzücken versetzte, dass Herodes ihr schwor: „Um was du mich auch bitten wirst, ich werde es dir geben bis zur Hälfte meines Reiches“ (Mk 6,23 EU). Das Mädchen fragte ihre Mutter, was sie sich wünschen solle, und diese flüsterte ihr das eigene Begehren ein. Sie solle den Kopf des Johannes verlangen. Diesem Wunsch konnte sich Herodes Antipas „um der Eide und um derer willen, die mit zu Tisch lagen“ nicht verweigern. Er ließ Johannes köpfen und das Haupt auf einer Schale der Tänzerin bringen.

Der Mönch und Presbyter Isidor von Pelusium benennt die Tochter der Herodias gegen Anfang des 5. Jahrhunderts dann in einem Brief erstmals konkret mit dem Namen Salome. Als Figur der Leidensgeschichte des Johannes taucht sie später beispielsweise im altsächsischen Heliand-Epos um 830[3] und in den mittelalterlichen Mysterien-, Passions- und Prophetenspielen als Schuldige am Tode des Johannes auf.[4]

Salome in der Kunst

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es keine christlich-mythologische Frauengestalt, die in Kunst, Literatur und Musik die Zeitgenossen so faszinierte wie die Figur der Salome. Sie galt speziell in der Literatur der französischen Décadence wahlweise als Inkarnation weiblicher Grausamkeit, aber auch als Modell der Kindfrau und Verkörperung idealer Schönheit und purer Erotik.[5] Der Asteroid (562) Salome ist nach ihr benannt.[6]

Siehe Salome in der Kunst - Artikel in der deutschen Wikipedia

Literatur

  • Hugo Daffner: Salome. Ihre Gestalt in Geschichte und Kunst. Dichtung, Bildende Kunst, Musik. Hugo Schmidt, München 1912 (mit einer Original-Radierung von Wilhelm Thöny).
  • Kerstin Merkel: Salome. Ikonographie im Wandel. Peter Lang, Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-631-42540-6 (zugleich Dissertation, Universität Mainz 1989).
  • Theo Reichenberger: Das Rätsel um Salome. Ein monumentales Bild im Prado und die Heiratspolitik der europäischen Großmächte um 1620 (= Europäische Profile. Band 62). Edition Reichenberger, Kassel 2003, ISBN 3-935004-69-9.
  • Thomas Rohde (Hrsg.): Mythos Salome. Vom Markusevangelium bis Djuna Barnes. Anthologie. Reclam, Leipzig 2000, ISBN 3-379-01720-5 (rund 100 Texte, siehe Inhaltsverzeichnis).
  • Erika Wäcker: Die Darstellung der tanzenden Salome in der bildenden Kunst zwischen 1870 und 1920. Dissertation, Freie Universität Berlin 1993.

Weblinks

Commons: Salome - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Flavius Josephus, Antiquitates Judaicae 15,9,3.
  2. Wolfgang Leschhorn: Antike Ären. Zeitrechnung, Politik und Geschichte im Schwarzmeerraum und in Kleinasien nördlich des Tauros. Franz Steiner, Stuttgart 1993, ISBN 3-515-06018-9, S. 145.
  3. Heliand v. 2745ff (Übersetzung)
  4. Salome – Wandlungen: Von der Nebenperson zur Kultfigur (Memento vom 6. Juli 2012 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft (bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis)
  5. Sandra Walz: Tänzerin um das Haupt : eine Untersuchung zum Mythos "Salome" und dessen Rezeption durch die europäische Literatur und Kunst des Fin de Siècle. München 2008 (zugleich Dissertation, Universität Erlangen-Nürnberg 2005).
  6. Dictionary of Minor Planet Names in der Google Buchsuche
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