Devas und Tod: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Devas''' ([[Sanskrit]], देव, deva, [{{IPA|devə}}], [[Wikipedia:Etymologie|etymologisch]] verwandt mit dem ebenfalls aus der indogermanischen Sprachfamilie stammenden [[Wikipedia:Latein|lateinischen]] Wort ''divinus'', welches soviel wie „himmlisch“ oder „göttlich“ bedeutet) sind nach indischer Überlieferung die „Gott dienenden“ Götter, und sind somit ganz allgemein Engelwesen der [[Dritte Hierarchie]]. Als solche stehen sie nach buddhistischer Auffassung nicht außerhalb des Kreislaufs der Wiedergeburten ([[Samsara]]), wobei aber ihre Wiedergeburten bei regelrechter Entwicklung nicht auf [[Erde (Planet)|Erden]], sondern in den  obersten der [[Sechs Daseinsbereiche]] erfolgen.  
[[File:Las Edades y la Muerte (Grien).jpg|mini|200px|''Die Lebensalter und der Tod'' ([[Wikipedia:Hans Baldung|Hans Baldung Grien]])]]
[[Datei:Ascent of the Blessed.jpg|miniatur|200px|''Der Flug zum Himmel'' ([[Wikipedia:Hieronymus Bosch|Hieronymus Bosch]])]]
Der '''Tod''' ({{ELSalt|θάνατος}} ''thánatos''; [[lat.]] ''mors''; [[medizin]]isch: ''exitus'', eigentl. „Ausgang“) traf die [[Menschheit]] als Folge des [[Sündenfall]]s, der durch die [[luziferische Versuchung]] ausgelöst wurde. Der [[Mensch]] aß vom [[Baum der Erkenntnis]] des Guten und Bösen, um bei der Bildsprache der [[Genesis]] zu bleiben, und wurde tiefer in die [[sinnliche Welt]] verstrickt, als ursprünglich vorgesehen war. Das geschah in der [[Lemuria|lemurischen]] Zeit. Der Mensch betrat nun erstmals als körperliches Wesen die fest werdende [[Erde]], so dass man erst seit dieser Zeit von irdischen Verkörperungen des Menschen sprechen kann. Dadurch erhielt der Mensch aber auch erst sein individuelles [[Ich]], vorher lebte er noch ganz im Schoß des allgemeinen [[Gruppen-Ich]]. Nun kam es auch zur [[Geschlechter-Trennung]], und damit zogen [[Krankheit]] und Tod in die Menschheit ein. Mit der [[Luftatmung]], die jetzt einsetzte, begann auch das [[Bewusstsein]] von Tod und [[Geburt]]. Nach und nach wurde dem Menschenwesen das feste [[Knochensystem|Knochengerüst]] eingelagert, das zurecht einerseits als Symbol des Todes angesehen wird, aber anderseits dem Menschen die aufrechte Haltung ermöglicht, durch die er als freies Wesen über die Erde schreiten und so sein [[Ich-Bewusstsein]] entwickeln kann.  


Devas aus der Hierarchie der [[Urengel]] ([[Geister der Persönlichkeit]]) werden auch als '''Suras''' bezeichnet. Das Wort Sura bedeutet im [[Sanskrit]] soviel wie "Lichtwesen" und leitet sich vom Namen des indischen Sonnengottes [[Surya]] ab.
== Das Ich-Bewusstsein als eigentliche Ursache des Todes ==


Die Gegenspieler der Devas und insbes. der Suras sind die [[Asuras]], die zu Widersachermächten gewordene Geister der Persönlichkeit sind.  
Das [[Ich-Bewusstsein]] ist beim Menschen die eigentliche Ursache des Todes. Das Ich stößt sich gleichsam fortwährend am [[Physischer Leib|physischen Leib]] und wird sich dadurch seiner selbst bewusst, zerstört aber dadurch zugleich die Leiblichkeit. Umgekehrt ist der Tod dadurch die ''notwendige'' Voraussetzung dafür, dass der Mensch überhaupt das Ich-Bewusstsein entwickeln kann.


[[Kategorie:Geistige Wesen]] [[Kategorie:Hierarchien]]
Die unmittelbare, [[physisch]] konstatierbare '''Todesursache''' kann gegebenenfalls durch eine [[Obduktion]] aufgeklärt werden, wobei man für [[Wikipedia:Forensik|forensische]] Zwecke grundsätzlich drei mögliche '''Todesarten''' unterscheidet: ''natürlich'', ''nicht natürlich'' oder ''ungeklärt''.
[[Kategorie:Indische Gottheit]]
 
== Das Lebenspanorama ==
Im Augenblick des Todes tritt dem Menschen sein ganzes vergangenes Erdenleben in einem ungeheuren [[Lebenspanorama]] gleichzeitig vor das geistige Auge. Dieses Lebenspanorama verdeckt zunächst für das Bewusstsein das eigentliche Todeserlebnis. Wenige Tage nach dem Tod löst sich das Lebenspanorama auf und wird durchsichtig für die dahinter webende [[Astralwelt|astrale Welt]], in die der Tote dann eintritt und sich im [[Kamaloka]] von den [[Trieb]]en und [[Begierde]]n läutert, die ihn noch an das abgelegte irdische Dasein fesseln.
 
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"In dem Augenblick, wo der Mensch durch die Pforte des Todes
tritt, ist er noch mit seinem Ätherleibe vereint. Was mit diesem geschieht,
haben wir öfter geschildert. Diese Vereinigung mit dem
Ätherleib gibt dem Menschen die Möglichkeit, so recht in allen Vorstellungen
zu leben, welche das letzte Leben in ihm angefacht hat,
ganz aufzugehen wie in einem mächtigen Tableau in all demjenigen,
was ihm das letzte Leben gegeben hat. Aber es ist dieses ein Anschauen,
das verhältnismäßig kurze Zeit dauert, das mit der Loslösung
des Ätherleibes von Ich und Astralleib abglimmt. Ja man kann sagen,
es beginnt gleich nach dem Moment des Todes ein Abglimmen, ein
Immer-Schwächerwerden der Eindrücke, die noch von dem Besitz
des Ätherleibes herrühren, und es macht sich dann dasjenige geltend,
was nach dem physischen Tode maßgebend ist. Was da maßgebend
ist, wird nur in geringerem Maße richtig vorgestellt von den Menschen,
die sich Vorstellungen über das Leben nach dem Tode machen
wollen. Es ist sogar schwierig, Worte zu prägen für jene ganz andersartigen
Verhältnisse, gegenüber den Verhältnissen, die im physischen
Leibe durchlebt werden. Man glaubt leicht, daß der Mensch, wenn er
durch die Pforte des Todes gegangen ist, ein Bewußtsein sich erst
wiederum erwerben müsse. So ist es eigentlich nicht. Was der Mensch
durchmacht, wenn er durch die Pforte des Todes durchgeht, ist nicht
ein Mangel an Bewußtsein. Mit dem Tode tritt nicht ein Mangel des
Bewußtseins ein, das Gegenteil tritt ein. Ein Zuviel, eine Überfülle
des Bewußtseins ist da, wenn der Tod eingetreten ist. Man lebt und
webt ganz im Bewußtsein darin, und so wie das starke Sonnenlicht
die Augen betäubt, so ist man zunächst vom Bewußtsein betäubt,
man hat zuviel Bewußtsein. Es muß dieses Bewußtsein erst herabgedämmert
werden, damit man sich orientieren kann in dem Leben,
in das man nach dem Tode eingetreten ist. Das dauert längere Zeit,
es geschieht nach und nach in der Weise, daß nach dem Tode immer
mehr Momente eintreten, in denen das Bewußtsein eine solche Orientierung
möglich macht; daß die Seele für eine mehr oder weniger
kurze Zeit zu sich kommt und dann wiederum in eine Art schlafähnlichen
Zustand eintritt, wie man es bezeichnen könnte. Dann werden
nach und nach solche Momente immer länger, die Seele kommt
immer mehr in solche Verhältnisse hinein, bis ein vollständiges Orientieren
in der geistigen Welt da ist." {{Lit|{{G|159|34f}}}}
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Das Erlebnis des Lebenspanoramas ist zudem mit einem starken Glücksgefühl verbunden.
 
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"Man kann also sagen, daß in diesem Lebenstableau etwas wie ein
Erlebnis ist in unmittelbarer Gegenwart, bei dem nicht eines nach
dem andern sich stellt, wie in der Erinnerung, sondern eines neben
das andere im zweidimensionalen Raume. Man kann dieses Lebenstableau
sehr wohl vom bloßen Erinnerungstableau unterscheiden.
Nun dasjenige, was man dabei erreicht, das ist, daß man die
innere Aktivität, das aktive Erleben der eigenen Persönlichkeit gesteigert
hat. Das ist das Wesentliche daran. Man lebt intensiver,
man entwickelt intensiver die Kräfte, die aus der eigenen Persönlichkeit
ausstrahlen. Man muß, wenn man dies erlebt hat, nun zu
einem weiteren Schritte aufsteigen. Den tut eigentlich keiner gern.
Und zu diesem weiteren Schritte gehört dasjenige, was man eigentlich
nennen kann die denkbar stärkste innere Überwindung. Denn
dasjenige, was man in dem Erleben dieses Tableaus hat, was man in
diesen Bildern hat, in denen sich einem das Erleben vor die Seele
stellt, das ist selbst für diejenigen Dinge, die schmerzlich waren, als
sie wirklich erlebt wurden in der Vergangenheit, ein subjektives
Glücksgefühl. Dasjenige, was verbunden ist mit dieser imaginativen
Erkenntnis, ist ein ungeheuer starkes subjektives Glücksgefühl.
 
Aus diesem subjektiven Glücksgefühl sind alle diejenigen religiösen
Ideale und Schilderungen hervorgegangen, die, wie zum
Beispiel die Schilderungen des [[Mohammedanismus]], das Leben außer
dem Erdenleben sich in glückbringenden Bildern vorstellen.
Das ist aus dem Erlebnis dieses Glücksgefühls in der Imagination
hervorgegangen." {{Lit|{{G|227|46ff}}}}
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== Die Bedeutung des Todeserlebnisses ==
 
Aus geistiger Sicht ist der Tod das ''schönste'' und ''wunderbarste'' Erlebnis, das der Mensch haben kann. Von hier strahlt ein helles Bewusstseinslicht aus, auf das der Tote später immer wieder zurückblicken kann und das ihm auch im [[Leben zwischen Tod und neuer Geburt]] das Ich-Bewusstsein garantiert. Im Sterben löst sich mit einem hellen Aufleuchten im [[Herz]]en die Verbindung zwischen dem physischen Leib und den höheren [[Wesensglieder]]n, die sich über den Kopf hinausheben.
 
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"Der Tod ist schrecklich
oder kann wenigstens schrecklich sein für den Menschen, solange
er im Leibe weilt. Wenn der Mensch aber durch die Pforte
des Todes gegangen ist und zurückblickt auf den Tod, so ist der
Tod das schönste Erlebnis, das überhaupt im menschlichen Kosmos
möglich ist. Denn dieses Zurückblicken auf dieses Hineingehen in
die geistige Welt durch den Tod ist zwischen Tod und neuer Geburt
das allerwunderbarste, das schönste, großartigste, herrlichste
Ereignis, auf das der Tote überhaupt zurückschauen kann. So wenig
wie von unserer Geburt in unserem physischen Erleben jemals
wirklich steht - es erinnert sich ja kein Mensch mit den gewöhnlichen,
nicht ausgebildeten Fähigkeiten an seine physische Geburt -,
sicher steht immer der Tod da für die Seele, die durch die Pforte
des Todes gegangen ist, von dem Auftauchen des Bewußtseins an.
Er ist immer vorhanden, aber er steht da als das Schönste, als der
Auferwecker in die geistige Welt hinein. Und er ist ein Belehrer
wunderbarster Art, ein Belehrer, der wirklich für die empfängliche
Seele beweisen kann, daß es eine geistige Welt gibt, weil er das Physische
durch seine eigene Wesenheit vernichtet und aus dieser Vernichtung
eben nur hervorgehen läßt dasjenige, was geistig ist. Und
diese Auferstehung des Geistigen, mit dem vollständigen Abstreifen
des Physischen, das ist ein Ereignis, das immer dasteht zwischen
Tod und neuer Geburt. Das ist ein tragendes, ein wunderbar großes
Ereignis, und in sein Verständnis wächst die Seele nach und nach
hinein ..." {{Lit|{{G|157|188}}}}
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== Das Erwachen des Bewusstseins nach dem Tod ==
 
Das Todeserlebnis, so wie es unmittelbar im Moment des Todes auftritt, wird dem Menschen nicht sogleich bewusst. Zunächst wird es, wie oben besprochen, von dem Lebenspanorama überdeckt. Aber auch danach tritt es nicht gleich ins Bewusstsein. In der Regel folgt dem dreitägigen Erleben des Lebenspanoramas eine Phase des herabgedämpften Bewusstseins. Das liegt daran, dass das Geisteslicht, die strahlende [[Weisheit]], die nun den Menschen umgibt, sein Bewusstsein überflutet und dadurch blendet. Erst wenn es uns gelingt, dieses uns umflutende Weisheitslicht zu dämpfen, werden wir uns des eigentlichen Todeserlebnisses bewusst.
 
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"Der Moment des Todes ist durchaus unähnlich dem Momente der
Geburt, insofern als man in der geistigen Welt immer hinschauen kann
auf den Moment des Todes, während man ja auf den Moment der
Geburt mit den gewöhnlichen Fähigkeiten im physischen Leibe nicht
hinschauen kann. Man kann immer in der geistigen Welt in der Zeit
zwischen dem Tode und einer neuen Geburt auf den Moment des Todes
hinschauen, von dem Augenblick an, wo man ihn sich zum ersten Mal
zum Bewußtsein gebracht hat. Da steht er da, allerdings nicht etwa so,
wie wir ihn sehen mit seinen Schrecken von dieser Seite des Lebens aus,
sondern er steht da als ein wunderbar herrliches Ereignis des Lebens,
als ein Hervorgehen der geistig-seelischen Wesenheit des Menschen aus
der physisch-sinnlichen Umhüllung, er steht da als die Befreiung
der Willens- und Gefühlsimpulse aus dem flutenden, aus dem objektiv-
flutenden Gedankenwesen.
 
Daß der Mensch nicht unmittelbar nach dem Tode imstande ist, diesen
Moment des Todes gleich zu erschauen, das hängt damit zusammen, daß
wir nun nicht zuwenig Bewußtsein haben, wenn der Tod eingetreten ist,
sondern im Gegenteil, daß wir zuviel Bewußtsein haben. Erinnern Sie
sich nur an dasjenige, was in den Wiener Vorträgen steht: daß wir uns
hineinleben nicht in zuwenig Weisheit, sondern in zuviel Weisheit, in
eine uns wie überflutende, unendliche, von überall an uns herandringende
Weisheit. Unweise zu sein ist uns unmöglich nach dem Tode.
Diese Weisheit kommt über uns wie ein uns allseitig überflutendes Licht,
und wir müssen im Gegenteil erst dahin gelangen, uns zu beschränken,
uns in dem, worinnen wir anfangs nicht orientiert sind, zu orientieren.
Also durch dieses Herabstimmen des ganz hochgestimmten Bewußtseins
bis zu dem Grade von Bewußtheit, den wir ertragen können nach
unserer irdischen Vorbereitung bis zum Tode, durch dieses Herabstimmen
kommen wir zu dem, was wir das Erwachen nennen können nach
dem Tode.
 
Wir erwachen nach dem Tode, unmittelbar nach dem Tode, zu stark,
und wir müssen erst dieses zu starke Erwachen herabmindern, herabdämpfen
bis zu dem Grade, der den Fähigkeiten entspricht, die wir uns
zubereitet haben durch die Erfahrungen, die wir in den verschiedenen
Erdeninkarnationen durchgemacht haben. So ist es ein Ringen, uns
selbst zu behaupten in dem von allen Seiten über uns hereinbrechenden
Bewußtsein." {{Lit|{{G|161|128f}}}}
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== Siehe auch ==
 
* [[Leben zwischen Tod und neuer Geburt]]
* [[Erster Tod]]
* [[Zweiter Tod]]
 
== Literatur ==
 
#Michael Nahm: ''Wenn die Dunkelheit ein Ende findet: Terminale Geistesklarheit und andere ungewöhnliche Phänomene in Todesnähe'', Crotona Verlag 2012, ISBN 978-3861910244; eBook ASIN B015EKOJ2U
#Rudolf Steiner: ''Menschenschicksale und Völkerschicksale'', [[GA 157]] (1981), ISBN 3-7274-1571-1 {{Vorträge|157}}
#Rudolf Steiner: ''Das Geheimnis des Todes. Wesen und Bedeutung Mitteleuropas und die europäischen Volksgeister'', [[GA 159]] [GA 159/160] (1980), ISBN 3-7274-1590-8 {{Vorträge|159}}
#Rudolf Steiner: ''Wege der geistigen Erkenntnis und der Erneuerung künstlerischer Weltanschauung'', [[GA 161]] (1999), ISBN 3-7274-1610-6 {{Vorträge|161}}
#Rudolf Steiner: ''Initiations-Erkenntnis'', [[GA 227]] (2000), ISBN 3-7274-2271-8 {{Vorträge|227}}
 
{{GA}}
 
[[Kategorie:AnthroWiki:Lesenswert]] [[Kategorie:Leben zwischen Tod und neuer Geburt]] [[Kategorie:Soziales Leben]] [[Kategorie:Alltagskultur]] [[Kategorie:Tod|!]]

Version vom 10. Juni 2018, 12:18 Uhr

Die Lebensalter und der Tod (Hans Baldung Grien)
Der Flug zum Himmel (Hieronymus Bosch)

Der Tod (griech. θάνατος thánatos; lat. mors; medizinisch: exitus, eigentl. „Ausgang“) traf die Menschheit als Folge des Sündenfalls, der durch die luziferische Versuchung ausgelöst wurde. Der Mensch aß vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, um bei der Bildsprache der Genesis zu bleiben, und wurde tiefer in die sinnliche Welt verstrickt, als ursprünglich vorgesehen war. Das geschah in der lemurischen Zeit. Der Mensch betrat nun erstmals als körperliches Wesen die fest werdende Erde, so dass man erst seit dieser Zeit von irdischen Verkörperungen des Menschen sprechen kann. Dadurch erhielt der Mensch aber auch erst sein individuelles Ich, vorher lebte er noch ganz im Schoß des allgemeinen Gruppen-Ich. Nun kam es auch zur Geschlechter-Trennung, und damit zogen Krankheit und Tod in die Menschheit ein. Mit der Luftatmung, die jetzt einsetzte, begann auch das Bewusstsein von Tod und Geburt. Nach und nach wurde dem Menschenwesen das feste Knochengerüst eingelagert, das zurecht einerseits als Symbol des Todes angesehen wird, aber anderseits dem Menschen die aufrechte Haltung ermöglicht, durch die er als freies Wesen über die Erde schreiten und so sein Ich-Bewusstsein entwickeln kann.

Das Ich-Bewusstsein als eigentliche Ursache des Todes

Das Ich-Bewusstsein ist beim Menschen die eigentliche Ursache des Todes. Das Ich stößt sich gleichsam fortwährend am physischen Leib und wird sich dadurch seiner selbst bewusst, zerstört aber dadurch zugleich die Leiblichkeit. Umgekehrt ist der Tod dadurch die notwendige Voraussetzung dafür, dass der Mensch überhaupt das Ich-Bewusstsein entwickeln kann.

Die unmittelbare, physisch konstatierbare Todesursache kann gegebenenfalls durch eine Obduktion aufgeklärt werden, wobei man für forensische Zwecke grundsätzlich drei mögliche Todesarten unterscheidet: natürlich, nicht natürlich oder ungeklärt.

Das Lebenspanorama

Im Augenblick des Todes tritt dem Menschen sein ganzes vergangenes Erdenleben in einem ungeheuren Lebenspanorama gleichzeitig vor das geistige Auge. Dieses Lebenspanorama verdeckt zunächst für das Bewusstsein das eigentliche Todeserlebnis. Wenige Tage nach dem Tod löst sich das Lebenspanorama auf und wird durchsichtig für die dahinter webende astrale Welt, in die der Tote dann eintritt und sich im Kamaloka von den Trieben und Begierden läutert, die ihn noch an das abgelegte irdische Dasein fesseln.

"In dem Augenblick, wo der Mensch durch die Pforte des Todes tritt, ist er noch mit seinem Ätherleibe vereint. Was mit diesem geschieht, haben wir öfter geschildert. Diese Vereinigung mit dem Ätherleib gibt dem Menschen die Möglichkeit, so recht in allen Vorstellungen zu leben, welche das letzte Leben in ihm angefacht hat, ganz aufzugehen wie in einem mächtigen Tableau in all demjenigen, was ihm das letzte Leben gegeben hat. Aber es ist dieses ein Anschauen, das verhältnismäßig kurze Zeit dauert, das mit der Loslösung des Ätherleibes von Ich und Astralleib abglimmt. Ja man kann sagen, es beginnt gleich nach dem Moment des Todes ein Abglimmen, ein Immer-Schwächerwerden der Eindrücke, die noch von dem Besitz des Ätherleibes herrühren, und es macht sich dann dasjenige geltend, was nach dem physischen Tode maßgebend ist. Was da maßgebend ist, wird nur in geringerem Maße richtig vorgestellt von den Menschen, die sich Vorstellungen über das Leben nach dem Tode machen wollen. Es ist sogar schwierig, Worte zu prägen für jene ganz andersartigen Verhältnisse, gegenüber den Verhältnissen, die im physischen Leibe durchlebt werden. Man glaubt leicht, daß der Mensch, wenn er durch die Pforte des Todes gegangen ist, ein Bewußtsein sich erst wiederum erwerben müsse. So ist es eigentlich nicht. Was der Mensch durchmacht, wenn er durch die Pforte des Todes durchgeht, ist nicht ein Mangel an Bewußtsein. Mit dem Tode tritt nicht ein Mangel des Bewußtseins ein, das Gegenteil tritt ein. Ein Zuviel, eine Überfülle des Bewußtseins ist da, wenn der Tod eingetreten ist. Man lebt und webt ganz im Bewußtsein darin, und so wie das starke Sonnenlicht die Augen betäubt, so ist man zunächst vom Bewußtsein betäubt, man hat zuviel Bewußtsein. Es muß dieses Bewußtsein erst herabgedämmert werden, damit man sich orientieren kann in dem Leben, in das man nach dem Tode eingetreten ist. Das dauert längere Zeit, es geschieht nach und nach in der Weise, daß nach dem Tode immer mehr Momente eintreten, in denen das Bewußtsein eine solche Orientierung möglich macht; daß die Seele für eine mehr oder weniger kurze Zeit zu sich kommt und dann wiederum in eine Art schlafähnlichen Zustand eintritt, wie man es bezeichnen könnte. Dann werden nach und nach solche Momente immer länger, die Seele kommt immer mehr in solche Verhältnisse hinein, bis ein vollständiges Orientieren in der geistigen Welt da ist." (Lit.: GA 159, S. 34f)

Das Erlebnis des Lebenspanoramas ist zudem mit einem starken Glücksgefühl verbunden.

"Man kann also sagen, daß in diesem Lebenstableau etwas wie ein Erlebnis ist in unmittelbarer Gegenwart, bei dem nicht eines nach dem andern sich stellt, wie in der Erinnerung, sondern eines neben das andere im zweidimensionalen Raume. Man kann dieses Lebenstableau sehr wohl vom bloßen Erinnerungstableau unterscheiden. Nun dasjenige, was man dabei erreicht, das ist, daß man die innere Aktivität, das aktive Erleben der eigenen Persönlichkeit gesteigert hat. Das ist das Wesentliche daran. Man lebt intensiver, man entwickelt intensiver die Kräfte, die aus der eigenen Persönlichkeit ausstrahlen. Man muß, wenn man dies erlebt hat, nun zu einem weiteren Schritte aufsteigen. Den tut eigentlich keiner gern. Und zu diesem weiteren Schritte gehört dasjenige, was man eigentlich nennen kann die denkbar stärkste innere Überwindung. Denn dasjenige, was man in dem Erleben dieses Tableaus hat, was man in diesen Bildern hat, in denen sich einem das Erleben vor die Seele stellt, das ist selbst für diejenigen Dinge, die schmerzlich waren, als sie wirklich erlebt wurden in der Vergangenheit, ein subjektives Glücksgefühl. Dasjenige, was verbunden ist mit dieser imaginativen Erkenntnis, ist ein ungeheuer starkes subjektives Glücksgefühl.

Aus diesem subjektiven Glücksgefühl sind alle diejenigen religiösen Ideale und Schilderungen hervorgegangen, die, wie zum Beispiel die Schilderungen des Mohammedanismus, das Leben außer dem Erdenleben sich in glückbringenden Bildern vorstellen. Das ist aus dem Erlebnis dieses Glücksgefühls in der Imagination hervorgegangen." (Lit.: GA 227, S. 46ff)

Die Bedeutung des Todeserlebnisses

Aus geistiger Sicht ist der Tod das schönste und wunderbarste Erlebnis, das der Mensch haben kann. Von hier strahlt ein helles Bewusstseinslicht aus, auf das der Tote später immer wieder zurückblicken kann und das ihm auch im Leben zwischen Tod und neuer Geburt das Ich-Bewusstsein garantiert. Im Sterben löst sich mit einem hellen Aufleuchten im Herzen die Verbindung zwischen dem physischen Leib und den höheren Wesensgliedern, die sich über den Kopf hinausheben.

"Der Tod ist schrecklich oder kann wenigstens schrecklich sein für den Menschen, solange er im Leibe weilt. Wenn der Mensch aber durch die Pforte des Todes gegangen ist und zurückblickt auf den Tod, so ist der Tod das schönste Erlebnis, das überhaupt im menschlichen Kosmos möglich ist. Denn dieses Zurückblicken auf dieses Hineingehen in die geistige Welt durch den Tod ist zwischen Tod und neuer Geburt das allerwunderbarste, das schönste, großartigste, herrlichste Ereignis, auf das der Tote überhaupt zurückschauen kann. So wenig wie von unserer Geburt in unserem physischen Erleben jemals wirklich steht - es erinnert sich ja kein Mensch mit den gewöhnlichen, nicht ausgebildeten Fähigkeiten an seine physische Geburt -, sicher steht immer der Tod da für die Seele, die durch die Pforte des Todes gegangen ist, von dem Auftauchen des Bewußtseins an. Er ist immer vorhanden, aber er steht da als das Schönste, als der Auferwecker in die geistige Welt hinein. Und er ist ein Belehrer wunderbarster Art, ein Belehrer, der wirklich für die empfängliche Seele beweisen kann, daß es eine geistige Welt gibt, weil er das Physische durch seine eigene Wesenheit vernichtet und aus dieser Vernichtung eben nur hervorgehen läßt dasjenige, was geistig ist. Und diese Auferstehung des Geistigen, mit dem vollständigen Abstreifen des Physischen, das ist ein Ereignis, das immer dasteht zwischen Tod und neuer Geburt. Das ist ein tragendes, ein wunderbar großes Ereignis, und in sein Verständnis wächst die Seele nach und nach hinein ..." (Lit.: GA 157, S. 188)

Das Erwachen des Bewusstseins nach dem Tod

Das Todeserlebnis, so wie es unmittelbar im Moment des Todes auftritt, wird dem Menschen nicht sogleich bewusst. Zunächst wird es, wie oben besprochen, von dem Lebenspanorama überdeckt. Aber auch danach tritt es nicht gleich ins Bewusstsein. In der Regel folgt dem dreitägigen Erleben des Lebenspanoramas eine Phase des herabgedämpften Bewusstseins. Das liegt daran, dass das Geisteslicht, die strahlende Weisheit, die nun den Menschen umgibt, sein Bewusstsein überflutet und dadurch blendet. Erst wenn es uns gelingt, dieses uns umflutende Weisheitslicht zu dämpfen, werden wir uns des eigentlichen Todeserlebnisses bewusst.

"Der Moment des Todes ist durchaus unähnlich dem Momente der Geburt, insofern als man in der geistigen Welt immer hinschauen kann auf den Moment des Todes, während man ja auf den Moment der Geburt mit den gewöhnlichen Fähigkeiten im physischen Leibe nicht hinschauen kann. Man kann immer in der geistigen Welt in der Zeit zwischen dem Tode und einer neuen Geburt auf den Moment des Todes hinschauen, von dem Augenblick an, wo man ihn sich zum ersten Mal zum Bewußtsein gebracht hat. Da steht er da, allerdings nicht etwa so, wie wir ihn sehen mit seinen Schrecken von dieser Seite des Lebens aus, sondern er steht da als ein wunderbar herrliches Ereignis des Lebens, als ein Hervorgehen der geistig-seelischen Wesenheit des Menschen aus der physisch-sinnlichen Umhüllung, er steht da als die Befreiung der Willens- und Gefühlsimpulse aus dem flutenden, aus dem objektiv- flutenden Gedankenwesen.

Daß der Mensch nicht unmittelbar nach dem Tode imstande ist, diesen Moment des Todes gleich zu erschauen, das hängt damit zusammen, daß wir nun nicht zuwenig Bewußtsein haben, wenn der Tod eingetreten ist, sondern im Gegenteil, daß wir zuviel Bewußtsein haben. Erinnern Sie sich nur an dasjenige, was in den Wiener Vorträgen steht: daß wir uns hineinleben nicht in zuwenig Weisheit, sondern in zuviel Weisheit, in eine uns wie überflutende, unendliche, von überall an uns herandringende Weisheit. Unweise zu sein ist uns unmöglich nach dem Tode. Diese Weisheit kommt über uns wie ein uns allseitig überflutendes Licht, und wir müssen im Gegenteil erst dahin gelangen, uns zu beschränken, uns in dem, worinnen wir anfangs nicht orientiert sind, zu orientieren. Also durch dieses Herabstimmen des ganz hochgestimmten Bewußtseins bis zu dem Grade von Bewußtheit, den wir ertragen können nach unserer irdischen Vorbereitung bis zum Tode, durch dieses Herabstimmen kommen wir zu dem, was wir das Erwachen nennen können nach dem Tode.

Wir erwachen nach dem Tode, unmittelbar nach dem Tode, zu stark, und wir müssen erst dieses zu starke Erwachen herabmindern, herabdämpfen bis zu dem Grade, der den Fähigkeiten entspricht, die wir uns zubereitet haben durch die Erfahrungen, die wir in den verschiedenen Erdeninkarnationen durchgemacht haben. So ist es ein Ringen, uns selbst zu behaupten in dem von allen Seiten über uns hereinbrechenden Bewußtsein." (Lit.: GA 161, S. 128f)

Siehe auch

Literatur

  1. Michael Nahm: Wenn die Dunkelheit ein Ende findet: Terminale Geistesklarheit und andere ungewöhnliche Phänomene in Todesnähe, Crotona Verlag 2012, ISBN 978-3861910244; eBook ASIN B015EKOJ2U
  2. Rudolf Steiner: Menschenschicksale und Völkerschicksale, GA 157 (1981), ISBN 3-7274-1571-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  3. Rudolf Steiner: Das Geheimnis des Todes. Wesen und Bedeutung Mitteleuropas und die europäischen Volksgeister, GA 159 [GA 159/160] (1980), ISBN 3-7274-1590-8 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  4. Rudolf Steiner: Wege der geistigen Erkenntnis und der Erneuerung künstlerischer Weltanschauung, GA 161 (1999), ISBN 3-7274-1610-6 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  5. Rudolf Steiner: Initiations-Erkenntnis, GA 227 (2000), ISBN 3-7274-2271-8 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.