Ernest Bader

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Ernest Bader (24. November 1890 - 5. Februar 1982) war ein Unternehmer und Quäker, der Ideen der Sozialen Dreigliederung in seinem Unternehmen praktisch durchführte.

Leben

Ernest Bader und seine Frau Dora Scott, gründeten im Jahre 1921 ein Chemieunternehmen unter dem Namen Scott Bader Ltd. in Großbritannien. Aufgrund eines ambitionierten sozialen Verantwortungsgefühls wollte Ernest Bader sein Unternehmen sozial umfassend reformieren. Hierzu holte er den Rat des anthroposophischen Ökonomen Folkert Wilken ein, zu dessen Schülern er schließlich zählte. Folkert Wilken riet ihm dazu, dass Unternehmen unter den Bedingungen des gemeinsamen Eigentums, also der Kapitalneutralisierung zu führen und entsprechend wurde das Unternehmen, das sich nun Scott Bader Commonwealth nannte, im Jahre 1951 umfassend sozial und rechtlich reformiert.

Ernest Bader übertrug demzufolge 1951 90 % und 1963 die restlichen 10 % des Eigentums seines Unternehmens auf den Sott Bader Commonwealth (=Gemeinwesen), dessen Teilhaber seine früheren Arbeitnehmer waren.

Die Scott Bader Unternehmungen sind Mitglieder einer größeren Organisation, die Scott Bader Gemeinwesen (Commonwealth) genannt wird. Von jedem neuen Mitarbeiter, der bei Scott Bader eintritt, wird erwartet, daß er dem Commonwealth beitritt. Die Mitglieder teilen gemeinsam die Verantwortlichkeiten, die Rechte einer treuhänderischen Verwaltung und die Art und Weise des Arbeitens bei Scott Bader. Sie müssen die Herausforderung annehmen, sicherzustellen, daß die Gesellschaft mit ihrer Arbeit dem Wohl zukünftiger Generationen dient.

Ernest Bader war schon früh mit der kapitalistischen Wirtschaft unzufrieden. Die bloße Vorstellung eines "Arbeitsmarktes" und "Lohnsystems" waren ihm zuwider, insbesondere der Gedanke, daß das Kapital Menschen beschäftigte, statt daß die Menschen das Kapital beschäftigen. "Das eigentliche Hindernis war das Gesellschaftsrecht mit seinen diktatorischen Vollmachten der Aktionäre und der von ihnen überwachten Geschäftsleitungshierarchie" (Ernest Bader). Daher wurde speziell für dieses neuartige Unternehmen die neue Rechtsform des "Commonwealth" vom britischen Unterhaus geschaffen, um das bisherige Eigentums- und Aktienrecht auf Unternehmenskapital wirksam neutralisieren zu können. Ernest Bader wählte zudem als Führungssystem des Unternehmens einen Selbstverwaltungsansatz. Er versuchte die Industrie menschlichen Bedürfnissen anzupassen ohne darunter die Rentabilität leiden zu lassen.

Scott Bader Ltd. zog im Jahre 1943 nach Wollaston, Northamptonshire, wo es heute noch seinen Hauptsitz hat. Es ist mittlerweile international tätig und produziert technisch ausgereifte Kunstoffharze und Verbundwerkstoffe.[1]

Ursprünglich mit Schweizer Staatsangehörigkeit, emigrierte Ernest Bader als Kriegsdienstverweigerer aus der Schweiz nach Großbritannien, dessen Staatsbürgerschaft er schließlich erlangte. Er war ein international angesehener Quäker und Mitglied des Ausschusses der 100 Repräsentanten der Quäker-Vereinigung im Vereinigten Königreich.

Er starb im Jahre 1982, im hohen Alter von 91 Jahren.

Eine Biographie über sein Lebenswerk erschien 1978 aus der Feder von Susanna Hoe, mit einem Vorwort von E. F. Schumacher[2].

Literatur

  • Folkert Wilken: Die Befreiung der Arbeit, Vlg. Die Kommenden, Freiburg i.Br. 1965, S. 122 ff.
  • Michael Heinen-Anders: Kapitalneutralisierung als Dreigliederungsaufgabe, BOD, Norderstedt Februar 2013, S. 39 ff.

Einzelnachweise

  1. http://www.scottbader.com/
  2. The Man Who Gave His Company Away: A Biography of Ernest Bader, Founder of the Scott Bader Commonwealth by Susanna Hoe (foreword E. F. Schumacher); London, William Heinemann (1978) ISBN 0-434-34023-5