Sixtinische Madonna und Schleife (Graphentheorie): Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:RAFAEL - Madonna Sixtina (Gemäldegalerie Alter Meister, Dresden, 1513-14. Óleo sobre lienzo, 265 x 196 cm).jpg|thumb|350px|Sixtinische Madonna]]
#WEITERLEITUNG [[Graphentheorie]]
[[Bild:Raffaels_Angels.jpg|350px|thumb|Bildausschnitt: Raffaels Engel]]
Die '''„Sixtinische Madonna“''' von [[Wikipedia:Raffael|Raffael]], heute in der [[Wikipedia:Gemäldegalerie Alte Meister|Galerie Alte Meister]] in [[Wikipedia:Dresden|Dresden]] (angekauft [[Wikipedia:1754|1754]]) ist eines der berühmtesten Gemälde der italienischen [[Wikipedia:Renaissance|Renaissance]]. Das Gemälde in seiner Gesamtheit ist den meisten Menschen weniger geläufig als die beiden [[Wikipedia:Putte|Putte]]nfiguren am unteren Bildrand (Raffaels Engel), die als eigenständiges Motiv der Populärkultur millionenfach auf [[Wikipedia:Poster|Poster]]n oder [[Wikipedia:Postkarte|Postkarte]]n auftauchen.
 
{{GZ|Wir alle kennen ein Bild von tiefer Bedeutung, das uns gewiß
allen einmal vor die Seele getreten ist, jenes berühmte Bild des
Raffael das durch eine Verkettung verschiedener Umstände in bedeutungsvoller
Art gerade bei uns in Mitteldeutschland sich befindet: ich meine die Sixtinische Madonna. Wir haben vielleicht in
diesem Bilde, das ja in unzähligen Nachbildungen vor vieler Augen
treten kann, bewundern gelernt die wunderbare Reinheit, die über
die ganze Gestalt ausgegossen ist; wir haben vielleicht auch in dem
Antlitz der Mutter, in dem eigenartigen Schweben der Gestalt, etwas
empfunden, vielleicht auch etwas empfunden in dem tiefen Augenausdruck
des Kindes. Und wenn wir dann rundherum die Wolkengebilde
sehen, aus denen zahlreiche Engelsköpfchen erscheinen,
dann haben wir ein noch tieferes Gefühl, ein Gefühl, das uns begreiflicher
erscheinen läßt das ganze Bild. Ich weiß, daß ich etwas
Gewagtes ausspreche, wenn ich sage: Sieht jemand ganz tief und
ernstlich dieses Kind im Arme der Mutter, hinter ihm die Wolken,
die sich gliedern zu einer Summe von Engelsköpfchen, dann hat er
die Vorstellung: Dieses Kind ist nicht auf natürliche Art geboren,
es ist eins von denen, die daneben in den Wolken schweben. Dieses
Jesuskindlein ist selbst solch eine Wolkengestalt, nur etwas dichter
geworden, als wenn ein solches Engelchen aus den Wolken auf den
Arm der Madonna geflogen wäre. Das wäre gerade ein gesundes
Empfinden. Wenn wir diesen Gefühlsinhalt in uns lebendig machen,
dann wird sich unser Blick erweitern, er wird sich befreien
von gewissen engen Auffassungen über die natürlichen Zusammenhänge
des Daseins. Gerade aus einem solchen Bilde heraus wird sich
der enge Blick erweitern können dazu, daß auch das, was nach heutigen
Gesetzen geschehen muß, einmal anders gewesen sein könnte.
Wir werden einsehen, daß einstmals eine andere als die geschlechtliche
Zeugung bestand. Kurz, wir werden tiefe Zusammenhänge
des Menschlichen mit den geistigen Kräften in diesem Bilde erblicken.
Das liegt darinnen.|106|17f}}
 
Geschaffen wurde die Sixtinische Madonna im Jahre 1512/1513 von [[Wikipedia:Raffael|Raffaelo Santi]] für den [[Wikipedia:Hochaltar|Hochaltar]] der Klosterkirche San Sisto in [[Wikipedia:Piacenza|Piacenza]]. Es handelt sich um ein von [[Wikipedia:Papst|Papst]] [[Wikipedia:Julius II.|Julius II.]] in Auftrag gegebenes Werk, das den Sieg des Papstes über die in [[Wikipedia:Italien|Italien]] eingefallenen Franzosen feiert und aus Anlass der Einverleibung der Stadt Piacenza in den [[Wikipedia:Kirchenstaat|Kirchenstaat]] gestiftet wurde.
 
{{GZ|Wir müssen, wenn
wir im Gleichnis sprechen wollen, einmal fühlen, wie zu
dem Irdischen etwas heranschwebt, wenn wir zum Beispiel
des Morgens, insbesondere in einer solchen Gegend wie die
ist, in welcher Raffael gelebt hat, unsere Blicke zu einem
Sonnenaufgang hinwenden, zu dem goldglänzenden Sonnenaufgang,
und da ein Gefühl erhalten können, wie selbst
im natürlichen Dasein zu dem, was irdisch ist, etwas hinzukommen
muß an Kräften, die in das Irdische hereinwirken,
an Kräften, die wir immer mit dem Sonnensein
verbinden müssen. Dann steigt vor unserer Seele aus dem
goldigen Glänze das Sinnbild dessen auf, was heranschwebt,
um sich mit dem Irdischen zu umkleiden.
Man kann insbesondere in Perugia das Gefühl haben,
daß das Auge denselben Sonnenaufgang sehen darf, den
einst Raffael erlebt hat, und daß man in den Naturerscheinungen
der aufgehenden Sonne ein Gefühl von dem bekommen
kann, was im Menschen überirdisch ist. Aus den
von dem Sonnengolde durchglänzten Wolken kann einem
aufgehen - oder man kann wenigstens empfinden, als ob es
einem so erscheint - das Bild der Madonna mit dem Kinde
als ein Sinnbild des ewig Überirdischen im Menschen, das
an die Erde eben aus dem Außerirdischen herankommt und
unter sich noch, durch Wolken getrennt, alles das hat, was
nur aus dem Irdischen hervorgehen kann. Zu höchsten geistigen
Höhen kann sich unser Empfinden erhoben fühlen,
wenn man sich, nicht theoretisch, nicht im Abstrakten, aber
mit ganzer Seele, dem hingeben und sich damit durchdringen
kann, was in Raffaels Madonna auf uns wirkt. Es ist eine
naturgemäße Empfindung, die wir so vor dem weltberühmten
Dresdner Bilde haben können.|62|302f}}
 
{{GZ|Denken Sie einmal an die Zeit, als eine große Anzahl von Menschen
noch in der Lage war, auch ohne okkulte Schulung, noch
durch ihre natürlichen Anlagen hineinzuschauen in die geistige
Welt. Da werden Sie einen etwas anderen Begriff bekommen von
manchem alten Bilde, das frühere Maler gemalt haben. Ich erinnere
Sie nur an die «Sixtinische Madonna», die sich in Dresden befindet.
Auch wenn manche die «Sixtinische Madonna» nicht selbst gesehen
haben, so kennen sie jedenfalls die guten Stiche, die es von ihr gibt.
Da werden Sie gesehen haben, daß im Hintergrunde die ganze Atmosphäre
mit Engelköpfen oder Genienköpfen erfüllt ist. So wie
sonst die Naturanschauung aus der Luft Wolkengebilde herauswachsen
läßt, so wachsen da Engels- oder Geniengestalten heraus.
Das ist nicht etwa bloße Phantasie, sondern etwas, was für den, der
die astralische Welt sehen kann, eine volle Wirklichkeit ist. So ist die
astralische Welt, die uns als wogendes Lichtmeer umgibt, angefüllt
mit Wesenheiten, die gleichsam in einer unendlichen Lebendigkeit
an jedem Punkt aus dem Raum hervorsprießen. So nimmt sich in jeder
Beziehung der astralische Plan aus; bewegtes geistiges Leben ist
in ihm. Nun soll nicht etwa gesagt werden, daß die Maler, die zur
Zeit Raffaels gelebt haben, noch im vollen Umfange diese Anschauung
gehabt haben. Das wäre zu viel gesagt; aber es waren große Vorgänger
dieser Maler da, deren Werke längst nicht mehr vorhanden
sind, die in mancher Beziehung wirkliche Hellseher waren, die aus
ihrer Hellsichtigkeit heraus die Tradition so angegeben haben, daß
ein Maler wie Raffael, auch wenn er nicht Hellseher war, aus der
Überlieferung wußte: so ist es, und daher sachgemäß das wiedergeben
konnte. Noch viel sachgemäßer sind ältere Bilder aus dem
13. und 14. Jahrhundert. Wenn Sie zurückgehen und zu einer Zeit
kommen, die am meisten bekannt ist durch den Maler ''Cimabue'',
so werden Sie sehen, wie auf den Bildern Ihnen die merkwürdige
Erscheinung des Goldgrundes entgegentritt, und wie aus ihm
herauswachsen Engel- oder Geniengestalten. Auch das entspricht
in vollem Sinne der Wirklichkeit des astralischen Anschauens.
Bis auf den Goldgrund hin entspricht das der Wirklichkeit. Denn
tatsächlich, wenn wir in die höheren Partien des astralischen Planes
kommen, verwandelt sich das flutende Lichtmeer, das in anderen
Farbentönen erglänzt und durchhellt ist, in ein solches flutendes
Lichtmeer, das wie von Gold durchglüht erscheint.|101|30f}}
 
{{GZ|Diese Raffaelische
Sixtinische Madonna ist noch aus den großen naiven Natur- und
Geist-Erkenntnissen einer alten Zeit heraus geboren. Denn sie ist
das Bild jener Imagination, die der Mensch eigentlich haben muß, der
sich mit innerer Schauung in die Geheimnisse des Weihnachtswebens
so hineinversetzt, daß ihm dieses Weihnachtsweben eben zum Bilde
wird.
 
So können wir sagen: Der Jahreslauf, er muß sich für die innere
Schauung in ganz bestimmten grandiosen Imaginationen ausleben.
Geht man seelisch mit seinem ganzen Menschen hinaus in die Welt, so
wird einem der Herbstesbeginn zu der grandiosen Imagination des
Streites des Michael mit dem Drachen. Und wie der Drache nur sulfurisch
dargestellt werden kann - die Schwefelmasse, die sich in die
Drachengestalt hineinfindet -, wie da das Schwert Michaels entsteht,
wenn wir uns das Meteoreisen zu diesem Schwerte konzentriert, vereinigt
denken, so entsteht uns aus dem, was wir in der Weihnachtszeit
empfinden können, das Bild der Marienmutter, deren Kleid in den
Kräften der Erde gefaltet ist, während das Gewand - bis in diese Einzelheiten
geht da die Malerei in einer bestimmten Weise vor - sich
innerlich runden muß, quecksilbrig werden muß, so daß man eine
innere Geschlossenheit in dem Brustgebilde hat. Da aber halten die
Sonnenkräfte ihren Einzug. Und das unschuldige Jesuskind, das so
gedacht werden muß, daß es noch keine Erdennahrung genossen hat,
das ist die auf dem Arm der Maria sitzende Sonnenwirkung selber;
oben die Sternenstrahlungswirkung. So daß wir, wie von innen heraus
leuchtend in Auge und Haupt selbst, darzustellen haben, dem
Menschen entgegenglänzend, das Haupt der Maria, daß wir wie in
lieblicher Milde aus den Wolkengebilden in sphärischer Rundung,
innerlich geschlossen, das Jesuskind auf dem Arm der Maria darzustellen
haben, und dann nach unten gehend die Gewandung, von der
Erdenschwere übernommen, in der Gewandung ausdrückend dasjenige,
was Erdenschwere werden kann.
 
Und wir tun am besten, wenn wir das auch in den Farben ausdrücken.
Dann haben wir jenes Bild, das uns aufdämmert als eine kosmische
Imagination zur Weihnachtszeit, mit dem wir hinüberleben
können bis zur Osterzeit, wo uns wiederum aus dem kosmischen Zusammenhange
eine ebensolche Osterimagination aufgehen kann, von
der wir dann morgen sprechen wollen.|229|39f}}
 
Gegenstand des Bildes ist die klassisch in Rot und Blau gewandete [[Wikipedia:Madonna (Kunst)|Madonna]] mit dem Jesuskind, die von Papst [[Wikipedia:Sixtus II.|Sixtus II.]], der die Porträtzüge von [[Wikipedia:Julius II.|Julius II.]] trägt, und der [[Wikipedia:Heilige Barbara|Heiligen Barbara]] flankiert wird. (Die Gebeine dieser beiden Heiligen wurden in der Kirche San Sisto als [[Wikipedia:Reliquie|Reliquie]]n aufbewahrt.) Die drei Figuren sind im [[Dreieck]] angeordnet; zurückgeschlagene Vorhänge in den oberen Bildecken betonen die geometrische Komposition. Der Gesamtkomposition liegt allerdings sehr deutlich das [[Pentagramm]] zugrunde, worauf auch [[Rudolf Steiner]] laut Notizen von ''Maria Strakosch-Giesler'' hingewiesen hat:
 
{{GZ|Im Vollbild der Sixtinischen Madonna ist das Hauptmotiv zu
sehen. Der Gesamtkomposition derselben liegt das Pentagramm
zugrunde. Wiederholt hat Dr. Steiner angedeutet, daß dem Pentagramm
als Zeichen die tiefsten Menschheitsgeheimnisse zugrunde
liegen.|291a|477}}
 
Der Heilige, zu dessen Füßen die Papstkrone als Würdezeichen abgestellt ist, weist aus dem Bild hinaus, und die Madonna und das Kind blicken ernst in die gewiesene Richtung, während die Frau zur Rechten den Blick demütig niederschlägt. An seinem ursprünglichen Platz war das Bild an der Rückwand des Altars gegenüber einem großen [[Wikipedia:Kruzifix|Kruzifix]] angebracht; das Spiel der Figuren steht also im Bezug zum Kreuzestod Christi.
 
{{GZ|Die
Kunsthistoriker sollten nur wirklich tief genug schürfen, dann würden
sie schon finden, wie ohne den katholischen Symbolismus die
ganze Kunstentwickelung von Giotto, Cimabue, über Leonardo bis
zu Raffael, Michelangelo unmöglich ist, denn diese Kunstentwickelung
ist durchaus eine Fortsetzung des christlichen Kultusinhaltes,
und sie gehört in das Christentum so stark hinein, daß die Leute
zum Beispiel gar nicht begreifen, warum die Sixtinische Madonna so
aussieht, wie sie aussieht. Wenn Sie die Sixtinische Madonna betrachten,
sie ist großartig. Soweit man nach oben sieht, sind Wolkengebilde,
die sich umwandeln in lauter Engelsköpfe, dann die
Madonna selber mit dem Kinde, das wie verdichtet ist aus den
Engeln, die in den Wolken sind. Es ist, wie wenn sich aus den
Wolkengebilden eine der Engelgestalten verdichtet hätte und heruntergestiegen
wäre auf den Erdboden, aber alles wunderbar ins Geistige
gehoben. Dann zwei Vorhänge (es wird an der Tafel skizziert, [http://fvn-archiv.net/PDF/GA/GA343b.pdf#page=14&view=Fit Tafel 7] links oben), und darunter eine kokette Frauengestalt und eine
furchtbare Priestergestalt, alles Dinge, die gar nicht dazugehören.
Warum ist denn das so? Es ist das aus dem einfachen Grunde, weil
Raffael ursprünglich in diesem Bilde das Seelenerlebnis beim Umgange [mit einem Marienbild] an einem bestimmten Marien-Feiertage
wiederzugeben gedachte — jetzt ist dies an das Fronleichnamsfest
verlegt -, wo man [in Prozession mit einem Marienbild] herumgeht,
das unter einem Baldachin [getragen wird] und zu Altären kommt,
[wo man niederkniet]. Daher ergeben sich hier (siehe Tafel) die
Vorhänge, und unten knieen eben eine weibliche und eine männliche
Gestalt an einer solchen Kapelle vor dem Marienbild. Also das
ist gewissermaßen schülerhaft hinzugezeichnet zu dem, was [Raffael
gemalt hat]. Was da eigentlich gemeint ist, steht ganz im römischkatholischen
Kultus drinnen - absolut steht es darinnen.|343a|227f}}
 
{{GZ|Hinter dem Maler stehen die großen Weltanschauungsperspektiven,
die sich in ihm zum Ausdruck bringen. Das kennzeichnet solch einen Maler
wie Raffael gerade als den Maler des ausgehenden Zeitalters, das wir als den
vierten nachatlantischen Zeitraum bezeichnet haben. Solche Zeiträume, zu
Ende gehend oder auch in ihrer Innerlichkeit noch herüberragend über die
Zeitengrenze, drücken ein Höchstes aus [...]
 
Dasjenige, was dargestellt ist,
interessiert vor allen Dingen dadurch, daß es sich abhebt von einer größeren
Weltanschauungsperspektive - und ohne den Hintergrund einer größeren
Weltanschauungsperspektive ist die Sache nicht zu denken.
 
Von diesem Gesichtspunkte aus sehen wir uns einmal Raffaels Bilder an,
soweit sie uns heute zur Verfügung stehen, und beachten wir gerade diesen
charakterisierten Gesichtspunkt. Um in diesem charakterisierten Gesichtspunkte
zu schaffen, um gerade von diesem Gesichtspunkte aus herauszuheben
die Schöpfungen aus einer großen Weltenperspektive, mußte in Raffaels Seele
etwas so, ich möchte sagen auch Kosmisch-Gesetzmäßiges wirken, wie es sich
ausdrückt in seinem ja höchst merkwürdigen Lebensgange.|292|199}}
 
{{GZ|Raffael malt
so, daß wir es mit über den Völkern stehenden allgemeinen Wiedergaben
christlicher Geheimnisse zu tun haben. Darum sehen wir, wie in kurzer
Zeit die Sixtinische Madonna selbst in protestantischen Gegenden sich
in die Seelen einlebt. Und wenn Anthroposophie wirken soll für das
Verständnis der christlichen Mysterien, wird sie in denjenigen Seelen
am besten Eingang finden, in denen die Empfindungen leben, welche
gewonnen sind an Bildern wie die Sixtinische Madonna, in denjenigen
Seelen, die auf diese Weise vorbereitet sind. Und wenn wir heute davon
sprechen, daß das Christentum erst im Anfang seiner Entwickelung ist,
daß es erst durch den spirituellen Schlüssel, den die Anthroposophie zu
geben vermag, seine wahre Gestalt erhalten wird, dann wissen wir, daß
diesem Christentum gegenüber wie ein Herold dasteht Raffael.|143|197}}
 
Eine maltechnische Meisterleistung dieses Werkes birgt der Hintergrund – aus größerer Entfernung glaubt man, Wolken zu sehen, bei näherer Betrachtung sind es jedoch zahllose Engelsköpfe.
 
{{GZ|Sehen Sie, ''Raffael'' war groß. Die Sixtinische Madonna ist eine sehr
bedeutende malerische Schöpfung. Sie richtig zu würdigen ist eigentlich
nur derjenige berechtigt, der, wenn heute ein Maler die Sixtinische
Madonna malen würde, sie für ein schlechtes Bild hielte. Denn nicht
darauf kommt es an, daß man irgend etwas absolut nimmt, sondern
darauf kommt es an, daß man sich in den großen Menschheitszusammenhang
hineinzustellen versteht. Und das ist die große Sünde, das
ist das eigentliche Unheil in unserer Zeit, wenn das mißachtet wird.
Heute liegt die Notwendigkeit vor, endlich einmal nicht bloß, wie es
in der Vorzeit erlaubt war, sich absolut hineinzustellen in die Welt,
sondern im Zeitalter der Bewußtseinsentwickelung wird es eine Notwendigkeit,
sich bewußt in dem Zeitpunkt zu fühlen, auf den man in
einer bestimmten Inkarnation gesetzt ist. So paradox das klingt, zur
richtigen Schätzung der Raffaelischen Sixtinischen Madonna wird nur
der kommen, der, wenn heute ein Maler diese Sixtinische Madonna
malen würde, sie für ein schlechtes Bild zu halten vermöchte aus den
heutigen Gesinnungen des Malens heraus. Denn nichts hat einen
absoluten Wert, sondern die Dinge haben ihren Wert an der Stelle
der Welt, an der sie stehen. Bisher konnte man ohne eine solche Einsicht
auskommen. Von heute ab ist eine solche Einsicht notwendig.
Schließlich ist sie ja nicht einmal so ganz besonders tief. Der den
pythagoräischen Lehrsatz erfunden hat, war zu seiner Zeit ein großer
Mann. Wenn ihn heute einer erfindet oder entdeckt, wäre es interessant,
nicht wahr; es wäre ja auch interessant, wenn heute jemand die
Sixtinische Madonna macht - aber es ist halt nicht die Zeit dazu, es
ist nicht das, was geschehen muß an dem Punkte der Entwickelung,
an dem wir stehen.|189|167f}}
 
{{GZ|Sie können nachdenken darüber,
wie merkwürdig es Goethe gegangen ist, als er das erste Mal die Dresdener
Galerie besucht hat. Vielleicht werden Sie voraussetzen, wenn
Sie vor die «Sixtinische Madonna» hintreten, daß da ein lichtes Entzücken über dieses Bild in Goethes Seele aufgegangen sei. Sie könnten
es voraussetzen nach all den Lobeshymnen, mit denen er später über
die «Sixtinische Madonna» gesprochen hat. Aber wir müssen uns erinnern,
was er gehört hatte von den Dresdener Galeriebeamten und
von denen, welche die offiziellen Hüter dieses Bildes waren. Da hörte
er, daß das Kind in den Armen der Mutter, dem wir das ungemeine
Hellsehen in den Augen ansehen, gemein realistisch gemalt sei; es
könnte nicht von Raffael herrühren, sondern müsse von einem andern
übermalt worden sein. Und besonders könnten die kleinen Engel nicht
von Raffael herstammen. Es war nicht ein Siegeszug, als die «Sixtinische Madonna» in Dresden einzog. Allerdings ist es dann ein Verdienst
Goethes gewesen, daß er, nachdem er zu einer Würdigung
Raffaels gekommen war, zum Verständnisse der «Sixtinischen Madonna» und Raffaels überhaupt beigetragen hat.|133|89f}}
 
{{GZ|Als ''Goethe'' seinerzeit von Leipzig nach Dresden fuhr, da horte er
etwas anderes über das Bild der Madonna. Die Beamten der Galerie
m Dresden sagten ungefähr so: Da haben wir auch ein Bild von
Raff ael. Es ist aber nichts Besonderes. Es ist schlecht gemalt. Der
Blick des Kindes, das ganze Kind, alles, was da gemalt ist an dem
Kinde, ist gemein. Die Madonna selber ebenso. Man kann nur glauben,
daß sie gemalt worden ist von einem Stümper. Und nun gar noch
unten die Figuren, von denen man nicht weiß, ob es Kinderköpfe oder
Engel sein sollen. — Dieses grobe Urteil hat Goethe damals gehört.
Daher hatte er auch zunächst keine richtige Schätzung des Bildes.
Alles, was wir heute über das Bild hören, das lebte sich erst nachher
ein, und der Umstand, daß Raffaels Bilder in den Nachbildungen
ihren Siegeszug durch die Welt machten, ist eine Folge dieser besseren
Einschätzung. Man braucht nur zu erinnern daran, was gerade England
für die Reproduktion und Verbreitung der Bilder Raffaels getan
hat. Was aber bewirkt wurde in England dadurch, daß so gesorgt
worden ist für die Reproduktion und Verbreitung Raffaelscher Bilder,
das wird man erst erkennen, wenn man die Sache vom geisteswissenschaftlichen
Standpunkt aus mehr betrachten lernen wird.
 
So ist uns Raffael durch seine Bilder wie ein Vorherverkündiger
eines Christentums, das international werden wird. Der spekulative
Protestantismus sah die Madonna lange Zeit als spezifisch katholisch
an. Heute ist die Madonna auch in die evangelischen Länder überall
eingedrungen, und man erhebt sich mehr zu der okkulten Auffassung,
zu einem höheren, interkonfessionellen Christentum. So wird es immer
weitergehen.
 
Wenn wir diese Wirkungen für ein interkonfessionelles Christentum
erhoffen dürfen, so wird uns das, was Raffael gemacht hat, auch
in der Geisteswissenschaft helfen.|155|25}}
 
==Literatur==
* Claudia Brink/ Andreas Henning (Hrsg.): ''Raffaels Sixtinische Madonna. Geschichte und Mythos eines Meisterwerks'', Berlin 2005
* Andreas Henning: ''Raffaels Transfiguration und der Wettstreit um die Farbe. Koloritgeschichtliche Untersuchung zur römischen Hochrenaissance'', Deutscher Kunstverlag, München 2005, ISBN 3-422-06525-3, zugl.: Berlin FU Diss. 2002
* [[Wikipedia:Theodor Hetzer|Theodor Hetzer]]: ''Die Sixtinische Madonna'', Verlag Urachhaus, Stuttgart 1991
* Michael Ladwein: ''Raffaels Sixtinische Madonna. Literarische Zeugnisse aus zwei Jahrhunderten'', Pforte-Verlag, Dornach 2004, ISBN 3-85636-159-6
* Marielene Putscher: ''Raphaels Sixtinische Madonna. Das Werk und seine Wirkung'', Hopfer, Tübingen 1955, zugl.: Hamburg Univ. Diss. 1955
**1. - ''Textband''
**2. - ''195 Blätter'' (in einer Mappe)
* Michael Rohlmann (Hrsg.): ''Raffaels Sixtinische Madonna'', in: ''Römisches Jahrbuch der Bibliotheca Hertziana'' Jg. 30 (1995), S. 221-248
* Angelo Walther: ''Raffael, die Sixtinische Madonna'', Seemann, Leipzig 2004, ISBN 3-86502-100-X
* Giorgio Vasari, ''Leben der ausgezeichnetsten Maler, Bildhauer und Baumeister, von Cimabue bis zum Jahre 1567'', Übersetzung von Ludwig Schorn und Ernst Förster, Stuttgart 1843, Bd.3/I
;Rudolf Steiner
* Rudolf Steiner: ''Ergebnisse der Geistesforschung'', [[GA 62]] (1988), ISBN 3-7274-0620-8 {{Vorträge|062}}
* Rudolf Steiner: ''Mythen und Sagen. Okkulte Zeichen und Symbole'', [[GA 101]] (1992), ISBN 3-7274-1010-8 {{Vorträge|101}}
* Rudolf Steiner: ''Ägyptische Mythen und Mysterien'', [[GA 106]] (1992), ISBN 3-7274-1060-4 {{Vorträge|106}}
* Rudolf Steiner: ''Der irdische und der kosmische Mensch'', [[GA 133]] (1989), ISBN 3-7274-1330-1 {{Vorträge|133}}
* Rudolf Steiner: ''Erfahrungen des Übersinnlichen. Die drei Wege der Seele zu Christus'', [[GA 143]] (1994), ISBN 3-7274-1430-8 {{Vorträge|143}}
* Rudolf Steiner: ''Christus und die menschliche Seele'', [[GA 155]] (1994), ISBN 3-7274-1550-9 {{Vorträge|155}}
* Rudolf Steiner: ''Die soziale Frage als Bewußtseinsfrage'', [[GA 189]] (1980), ISBN 3-7274-1890-7 {{Vorträge|189}}
* Rudolf Steiner: ''Das Miterleben des Jahreslaufes in vier kosmischen Imaginationen'', [[GA 229]] (1999), ISBN 3-7274-2290-4 {{Vorträge|229}}
* Rudolf Steiner: ''Kunstgeschichte als Abbild innerer geistiger Impulse'', [[GA 292]] (2000), ISBN 3-7274-2920-8 {{Vorträge|292}}
* Rudolf Steiner: ''Farbenerkenntnis'', [[GA 291a]] (1990), ISBN 3-7274-2915-1 {{Vorträge|291a}}
* Rudolf Steiner: ''Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, II'', [[GA 343a]] (1993), ISBN 3-7274-3430-9 {{Vorträge|343a}}
* Rudolf Steiner: ''Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, II. Dokumentarische Ergänzungen'' [[GA 343b]] {{Vorträge|343b}}
 
{{GA}}
 
==Weblinks==
{{Commons|Sistine Madonna|Sixtinische Madonna}}
{{Wikisource|Die italienischen Schulen. II. Die Italiener bis zum Ende des XVI. Jahrhunderts. (Woermann 1887)#Die Sixtinische Madonna. 93. (80.) A 1.|Die Sixtinische Madonna im Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Dresden (1887)}}
{{Wikisource|Madonna Sistina. Von Raphael|Madonna Sistina, Sonett von Julius Hübner, illustriert mit einer Radierung von Hugo Bürkner}}
{{Wikisource|Die Madonna des heiligen Sixtus (Gemälde der Dresdener Gal<!--sic!-->lerie)|Die Madonna des heiligen Sixtus, in: Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gal<!--sic!-->lerie (ca. 1851)}}
* {{Webarchiv | url=http://www.binaryblood.com/biblio/raffael.pdf | wayback=20130619160520 | text=Jakob Sztaba: Die Sixtinische Madonna – eine gemalte himmlische Vision}} (PDF-Datei; 81 kB)
* [http://www.skd.museum/de/museen-institutionen/zwinger-mit-semperbau/gemaeldegalerie-alte-meister Website der Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden]
*[http://www.uni-leipzig.de/~kuge/neu/dresden/2raffael-sixtina.html Juliane Schunke: Raffael: Die Sixtinische Madonna (1513)]
 
[[Kategorie:Gemälde]]
 
{{Wikipedia}}

Aktuelle Version vom 17. Juli 2019, 09:58 Uhr

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