Jacques de Molay

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Jacques de Molay (oder auch Jakobus von Molay oder Jakob Bernhard von Molay) (* zwischen 1244 und 1250 in der Freigrafschaft Burgund (Franche-Comté); † 18. März 1314 in Paris) war der dreiundzwanzigste und letzte Großmeister des Templerordens, des reinsten Ordens der Welt, der auf abscheulichste Weise von Philipp dem Schönen im Verein mit Papst Clemens V. vernichtet wurde.

„Man machte nun Gerichtsprozeduren, in denen, ganz unter dem Einflüsse Philipps IV. des Schönen, die Folter in ausgiebigstem Maße angewendet wurde. Alle nur auftreibbaren Tempelritter wurden den schlimmsten Folterungen unterworfen. So wurde hier die Folter angewendet zu ähnlichen Überwindungen des Lebens, wie Sie sie ja in ihrer Bedeutung kennengelernt haben. Möglichst viele Leute zu foltern, das gehörte mit in die Intentionen Philipps des Schönen. Und die Folterung wurde in der grausamsten Weise vollzogen, so daß eine große Zahl, ja die größte Zahl der gefolterten Tempelritter bis zur Bewußtlosigkeit gefoltert wurden. Das wußte Philipp IV. der Schöne, was da herauskommt, wenn das Bewußtsein getrübt wurde, wenn diese Leute auf der Folter liegen unter den entsetzlichsten Qualen; er wußte: da kommen die Bilder der Anfechtungen heraus! Und nun wurde unter Anstiftung Philipps IV. des Schönen eine Katechisierung zusammengestellt, ein Katechismus von Suggestionsfragen, so daß man die Fragen so stellte, daß immer in der Frage herausgefordert wurde die Antwort, und die Antwort gegeben aus dem durch die Folter getrübten Bewußtsein. Die Frage wurde gestellt: Habt ihr die Hostie verleugnet und bei der Konsekration nicht die Konsekrationsworte gesprochen? - Und die Tempelritter gestanden das, weil ihr Bewußtsein getrübt war durch die Folter, weil die dem Guten entgegenstehenden Mächte aus ihren Visionen heraus sprachen. Und sie klagten sich an, während sie in ihrem bewußten Leben dem Kreuzessymbolum, dem Kruzifixus, die höchste Verehrung entgegenbrachten, daß sie es bei der Aufnahme anspeien; und sie klagten sich an aller der schlimmsten Verbrechen, die in dieser Zeit sonst als Anfechtungen in ihrem Unterbewußtsein lebten. Und so stellte man zusammen aus dem, was die Tempelritter gestanden haben auf der Folter, daß diese Tempelritter angebetet hätten ein Idol statt des Christus, ein Idol eines Menschenkopfes, dessen Augen leuchtend werden, daß sie bei ihrer Aufnahme widerwärtigen Prozeduren schlimmster geschlechtlicher Art unterworfen würden, daß sie die Wandlung nicht in der richtigen Weise vollziehen, daß sie die schlimmsten geschlechtlichen Laster treiben, daß sie eben bei ihrer Aufnahme abschwören das Mysterium von Golgatha; und man hatte die ganze Katechisierung so eingerichtet, daß selbst der Großmeister des Templerordens unter der Folter gezwungen worden ist, aus dem Unterbewußten heraus diese Zugeständnisse zu machen.

Es ist eines der traurigsten Kapitel der Menschheitsgeschichte, aber eines derjenigen Kapitel der Menschheitsgeschichte, die man nur verstehen kann, wenn man sich klar ist darüber, daß hinter dem Schleier dessen, wovon die Geschichte erzählt, wirksame Kräfte stehen, und daß das Menschenleben wahrhaftig ein Kämpfen ist. Es wäre eine Leichtigkeit - ich will jetzt alles übrige, was noch zu erzählen wäre, weglassen wegen der kurzen Zeit - zu zeigen, wie alle Scheingründe dafür sprachen, die Templer zu verurteilen. Manche blieben bei den Geständnissen, manche flüchteten; ein großer Teil wurde verurteilt, und wie gesagt, selbst der Großmeister, Jakob Bernhard von Molay, wurde durch die Folter gezwungen, in der gekennzeichneten Weise auszusagen. Und so kam es denn, daß Philipp IV. der Schöne von Frankreich es dahin bringen konnte, seine Kreatur, den Papst Clemens V. zu überzeugen - es war nicht schwierig!-, daß die Templer alle die schändlichsten Laster begangen hätten, daß sie die unchristlichsten Ketzer seien. Alles das segnete der Papst Clemens V. auch mit seinem Segen, und es wurde von Clemens V. der Templerorden aufgehoben, vernichtet. Vierundfünfzig Tempelritter, auch Jakob Bernhard von Molay, wurden verbrannt. In den übrigen europäischen Ländern wurde ihnen bald danach auch der Prozeß gemacht, in England, in Spanien, dann auch bis nach Mitteleuropa, Italien herein.

So sehen wir, wie hineindringt mitten in die europäische Entwickelung dasjenige, was die Auffassung des Mysteriums von Golgatha und seiner Wirksamkeit durch den Templerorden war. Im tieferen Sinne müssen die Dinge doch angesehen werden als von einer gewissen Notwendigkeit bedingt. So aufzunehmen die Impulse von Weisheit, Schönheit, Stärke, wie die Templer das wollten, dazu war die Menschheit zu der Templer Zeiten noch nicht reif. Und außerdem war es durch Gründe, die wir auch noch kennenlernen werden später, durch Gründe, die in der gesamten europäischen Geistesentwickelung liegen, bedingt, daß nicht in der Form, in der die Templer sich in die geistige Welt hineinleben, diese geistige Welt errungen werden sollte. Sie wäre zu schnell errungen worden, wie es luziferische Art ist. Und wir sehen wirklich einen der bedeutungsvollsten Zusammenstöße Luzifers und Ahrimans: Luzifer nur die Templer gleichsam hindrängend, in ihr Unglück hineindrängend; Ahriman durch die Inspiration Philipps IV. des Schönen wirksam. Wir sehen ein bedeutsames Zusammenstoßen in der Weltgeschichte.“ (Lit.:GA 171, S. 127ff)

Noch auf dem Scheiterhaufen stehend bekannte Jacques de Molay seine Unschuld und die Unschuld seines Ordens.

Kurz nach seinem Tode im Jahre 1314 starben noch im gleichen Jahr auch Papst Clemens V. und Philipp der Schöne.

Siehe auch:

Literatur

  • Judith von Halle: Die Templer. Band I. Der Gralsimpuls im Initiationsritus des Templerordens, Vlg. für Anthroposophie, Dornach 2012, ISBN 978-3037690413
  • Judith von Halle: Die Templer, Bd II: Der Gralsimpuls im Initiationsritus des Templerordens, Vlg. für Anthroposophie, Dornach 2013, ISBN 978-3037690468
  • Andreas Meyer: Die letzten Templer. Band I: Die Geschichte der Templer und die Motive der Protagonisten des Templerprozesses aus Sicht der historischen Forschung, Infolücke-Verlag ILV 2014, ISBN 9783905955958
  • Andreas Meyer: Die letzten Templer. Band II: Geisteswissenschaftliche Forschungen und Hintergründe zur Entstehung, Vernichtung und Fortentwicklung des Templerimpulses, Infolücke-Verlag ILV 2014, ISBN 9783905955965
  • M. J. Krück von Poturzyn: Der Prozess gegen die Templer. Ein Bericht über die Vernichtung des Ordens, Ogham Vlg., Dornach 2003
  • Bruno Nardini: Das Handbuch der Mysterien und Geheimlehren, Goldmann TB, München 1994, S. 169 - 203 (Kapitel: Das Geheimnis der Tempelritter)
  • Inge Ott: Das Geheimnis der Tempelritter, Vlg. Freies Geistesleben, Stuttgart 2005
  • Peter Tradowsky: 13. Oktober 1307. Zur Vernichtung des Templerordens vor 700 Jahren, Freie Vereinigung für Anthroposophie MORGENSTERN, Berlin 2007
  • Rudolf Steiner: Innere Entwicklungsimpulse der Menschheit. Goethe und die Krisis des neunzehnten Jahrhunderts, GA 171 (1984), ISBN 3-7274-1710-2 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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