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'''Honig''' ist ein von [[Honigbienen]] und bestimmten [[Ameisen]]arten (→ [[Wikipedia:Honigtopfameisen|Honigtopfameisen]]) zur eigenen Nahrungsvorsorge erzeugtes und vom Menschen genutztes Lebensmittel aus dem [[Nektar (Botanik)|Nektar]] von Blüten ''oder'' den zuckerhaltigen Ausscheidungsprodukten verschiedener Insekten, dem sogenannten [[wikipedia:Honigtau|Honigtau]].
 
== Entstehung ==
[[Datei:Bee on -calyx 935.jpg|miniatur|Saugende [[wikipedia:Honigbienen|Honigbiene]] am Blütenkelch der [[wikipedia:Goldruten|Goldrute]]]]
[[Datei:cinara.spec.090.jpg|miniatur|[[Rindenläuse]] auf dem mehrjährigen Holz der [[wikipedia:Gemeine Fichte|Fichte]]]]
[[Datei:Bienen auf Honigwabe.jpg|miniatur|[[Bienenwabe]] mit teilweise verdeckelten Honigzellen]]
Honig entsteht, indem Bienen [[wikipedia:Nektarium|Nektarien]]säfte oder auch andere süße Säfte an lebenden Pflanzen aufnehmen, mit körpereigenen Stoffen anreichern, in ihrem Körper verändern, in Waben speichern und dort reifen lassen. Die Hauptquelle ist der Nektar von Blütenpflanzen. Als weitere Quelle kommt in einigen, hauptsächlich gemäßigten Klimaregionen der Erde die gelegentliche Massenvermehrung verschiedener Rinden- und Schildläuse hinzu, bei der dann in ausreichenden Mengen [[wikipedia:Honigtau|Honigtau]] entsteht. Seltener spielen auch extraflorale [[wikipedia:Nektarium|Nektarien]] (außerhalb von Blüten) eine Rolle, zum Beispiel die Pflanzensaftabsonderung aus der Blattachsel beim Mais.
 
Die Biene saugt den Nektar oder Honigtau über ihren Rüssel auf. In der Honigblase wird dieser dann in den [[wikipedia:Bienenstock|Bienenstock]] transportiert. Dort wird der zuckerhaltige Saft an die [[wikipedia:Arbeiterin (Bienen)|Stockbienen]] weitergegeben, die ihn im Laufe der Zeit mehrfach transportieren (umtragen), indem sie ihn in ihren Körper aufnehmen und wieder abgeben. Beim Transport in den Bienenstock und beim Umtragen gelangen Säuren, Enzyme und sonstige Eiweiße aus der Biene in den Nektar und bewirken eine [[wikipedia:Invertzucker|Invertierung]] der Saccharose, [[wikipedia:Isomerisierung|Isomerisierung]] von Glucose zu Fructose und die Bildung höherer [[wikipedia:Saccharide|Saccharide]].<ref>Waldemar Ternes, Alfred Täufel, Lieselotte Tunger, Martin Zobel (Hrsg.): Lebensmittel-Lexikon. 4., umfassend überarbeitete Auflage. Behr, Hamburg 2005, ISBN 3-89947-165-2.</ref> Außerdem wird der Nektar eingedickt, und es entstehen sogenannte Inhibine; eine allgemeine Bezeichnung für Stoffe, die das Wachstum von Hefen und Bakterien hemmen. Die Reduzierung des Wassergehalts erfolgt in zwei Schritten: Zuerst wird ein Tropfen Nektar über den Rüssel mehrfach herausgelassen und wieder eingesaugt. Danach, ab einem Wassergehalt von 30 bis 40 %, wird der so schon bearbeitete und etwas eingedickte Nektar über und auch im Brutnest in leeren Wabenzellen ausgebreitet. Die Zellen werden dabei nur teilweise gefüllt, um eine möglichst große Verdunstungsfläche zu erzeugen. Die weitere Verdunstung des Wassers wird jetzt durch Fächeln mit den Flügeln beschleunigt. Dabei wird beispielsweise nachts die Stockluft mit kühlerer und trockenerer ([[wikipedia:Luftfeuchtigkeit|absolute Feuchte]]) Außenluft getauscht, die auf annähernd Brutnesttemperatur aufgeheizt wird.<ref>Helmut Horn, Cord Lüllmann: Das große Honigbuch: Entstehung, Gewinnung, Gesundheit und Vermarktung. 3. Auflage. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-440-10838-3 </ref> Schließlich wird ein Wassergehalt von unter 20 % erreicht, meist 18 % oder sogar noch etwas geringer. Damit ist der Trocknungsvorgang des Honigs durch die Bienen abgeschlossen. Der jetzt fertige Honig wird noch einmal umgetragen und in Lagerzellen über dem Brutnest eingelagert, wobei er mit einer luftundurchlässigen Wachsschicht überzogen wird. Imker bezeichnen diesen Vorgang als Verdeckeln. Er ist für sie das Zeichen, dass der Honig reif ist und geerntet werden kann. Bei einigen [[wikipedia:Bienentrachtpflanze|Trachtpflanzen]] (Heide) und sogenannten [[wikipedia:Tracht (Imkerei)|Massentrachten]] (Raps) kann allerdings ein Honig entstehen, der noch einen Wassergehalt über dem möglichst gewünschten Wert von 18 % ([[wikipedia:Deutscher Imkerbund|DIB]]-Vorschrift) hat oder sogar im Bereich der [[wikipedia:Gärung|Gärfähigkeit]] von über 20 % liegt. Deshalb ist es für eine Honigernte sicherer, den Wassergehalt vorab mit einem [[wikipedia:Refraktometer|Refraktometer]] zu prüfen.
 
Honig entsteht generell erst dann, wenn eine ausreichende Menge pro Zeiteinheit von den Sammelbienen in den Bienenstock heimgebracht wird. Diese muss über dem laufenden Eigenverbrauch, der zur Ernährung des Bienenvolks und zur Aufzucht der Brut notwendig ist, liegen. Der [[wikipedia:Imker|Imker]] spricht dann von einer Blüten- oder Honigtautracht. Es werden also nur Überschüsse zur Bevorratung weiterverarbeitet und schließlich eingedickt als Honig gelagert.
 
In Australien, Asien und Amerika wird nicht nur der Honig der auch bei uns beheimateten [[wikipedia:Westliche Honigbiene|westlichen Honigbiene]] genutzt. Auch [[wikipedia:Körbchensammler|exotische Bienenarten]] liefern dort hochwertige Honige, die als seltene Spezialitäten gelten, aber bisher kaum in den internationalen Handel gelangen.
 
== Zusammensetzung ==
Honig ist eine dickflüssige bis feste, teilweise auch [[wikipedia:Kristallisation|kristallisierte]] Substanz, die hauptsächlich aus den Zuckerarten [[wikipedia:Fructose|Fructose]] (Fruchtzucker, 27 bis 44 %) und [[wikipedia:Glucose|Glucose]] (Traubenzucker, 22 bis 41 %) sowie Wasser (15 bis 21 %, Heidehonig bis 23 %) besteht. Die Fructose überwiegt meist gegenüber der Glucose: Im Durchschnitt sind etwa 38 % Fructose und 30 % Glucose enthalten. Bei manchen Honigsorten weicht die Zusammensetzung jedoch stark ab, beispielsweise ist bei Rapshonig das Verhältnis von Fructose zu Glucose etwa 60&nbsp;:&nbsp;40.<ref> Ternes s.o.</ref> Daneben enthält Honig in geringen Mengen [[wikipedia:Saccharose|Saccharose]], [[wikipedia:Maltose|Maltose]], [[wikipedia:Melezitose|Melezitose]] und weitere [[wikipedia:Oligosaccharide|Di- und Oligosaccharide]], [[wikipedia:Pollen|Pollen]], [[wikipedia:Mineralstoffe|Mineralstoff]]e, [[Protein]]e, [[wikipedia:Enzym|Enzym]]e, [[wikipedia:Aminosäuren|Aminosäuren]], [[wikipedia:Vitamin|Vitamin]]e, [[wikipedia:Farbstoff|Farb-]] und [[wikipedia:Aromastoff|Aromastoff]]e.
 
Der ernährungsphysiologische Wert des Honigs ergibt sich in erster Linie aus dem hohen Zuckergehalt, daneben aus den enthaltenen Mineralstoffen und Enzymen. Vitamine liegen normalerweise nicht in bedeutender Konzentration vor. Eine Ausnahme sind allerdings bestimmte Honigsorten aus Gebirgsgegenden, die einen hohen Vitamin-C-Gehalt von 116–240&nbsp;mg auf 100&nbsp;g haben. Solcher Honig entsteht aus dem Nektar von [[wikipedia:Minzen|Minz-]] und [[wikipedia:Thymiane|Thymianblüten]] und wird beispielsweise im Iran gewonnen.<ref> Ternes s.o.</ref>
 
<!-- Wichtiger Hinweis: Im nachfolgenden wird der Begriff Konsistenz verwendet. Er ist beim Honig absolut gebräuchlich! Völlig unüblich ist dagegen der Begriff Viskosität, obwohl dieser Begriff eigentlich richtiger wäre. Deshalb bitte den Begriff Konsistenz stehen lassen - es gibt einfach umgangssprachlich keine Viskosität beim Honig (und Mineralöl ist ungenießbar). Weiterer Hinweis: Auch der Begriff "Viskosität" ist strenggenommen nicht korrekt, da Honig viskoelastisch ist ("reicht von flüssig bis fest"), Viskosität aber nur flüssige Zustände beschreiben kann. Die Konsistenz von Honig lässt sich daher nur mittels der komplexen Viskosität beschreiben. Für diesen Abschnitt des Artikels wäre eine derartig detaillierte Ausformulierung aber unpassend, daher eignet sich der Begriff "Konsistenz" deutlich besser.-->
Honig kann flüssig oder auch fest (kristallisiert) sein. Das hängt hauptsächlich vom Fructose-Glucose-Verhältnis ab, aber auch davon, wie der Honig weiterverarbeitet und gelagert wird. Die [[wikipedia:Viskosität|Konsistenz]] reicht von dünnflüssig über cremig bis fest. Sie ist ebenso wie die Farbe und der Geschmack abhängig von den besuchten Blüten oder dem gesammelten Honigtau. Häufige Farben sind weiß bis hellgelb, gelb, beigefarben, braun und grünschwarz.
 
Aufgrund seines hohen Zucker- und geringen Wassergehalts ist Honig lange haltbar, wobei dieser auskristallisieren und damit fest werden kann. Fester Honig wird umgangssprachlich oft als kandierter Honig bezeichnet, der Begriff [[wikipedia:Kandieren|Kandieren]] beschreibt jedoch das Überziehen von Lebensmitteln mit einer Zuckerlösung zum Zweck der Süßung und Konservierung. Für die Neigung zum Kristallisieren ist das Verhältnis von Frucht- zu Traubenzucker (der beiden Hauptbestandteile) verantwortlich. Ist das etwa 1&nbsp;:&nbsp;1, so erfolgt die Kristallisation innerhalb weniger Tage. Bei den Honigtauhonigen, etwa dem Tannenhonig, ist das Verhältnis etwa 1,6&nbsp;:&nbsp;1. Dieser Honig bleibt über Monate oder sogar Jahre flüssig. Fest gewordener, auskristallisierter Honig kann durch Erwärmen wieder verflüssigt werden; eine längere Lagerung bei hohen Temperaturen führt allerdings zu einer schnelleren Alterung und eine Erwärmung über 40&nbsp;°C zerstört wichtige, ernährungsphysiologisch wertvolle Inhaltsstoffe. Höhere Temperaturen fördern darüber hinaus die Bildung von [[wikipedia:Hydroxymethylfurfural|HMF]], einem Abbauprodukt vieler zuckerhaltiger Lebensmittel mit möglicherweise gesundheitsschädigender Wirkung.
 
{{Siehe auch|Honig#HMF im Honig|titel1=HMF im Honig}}
 
Der hohe Zucker- und der geringe Wassergehalt verhindern, dass sich Bakterien und andere Mikroorganismen (z.&nbsp;B. [[w:Hefen|Hefen]]) vermehren können, da sie [[Wikipedia:Osmose|osmotisch]] gehemmt werden. Die [[wikipedia:Dichte|Dichte]] des Honigs beträgt etwa 1,4&nbsp;kg/l, abhängig vom Wassergehalt.
 
== Gesundheitliche Risiken von Honigverzehr ==
=== Allergien ===
[[Pollen|Blütenpollen]] sind, wenn auch in gewichtsmäßig geringen Mengen, typische Bestandteile (ca. 0,5 %) des Honigs. Nach dem Verzehr von Honig kann es daher bei [[Allergische Rhinitis|Pollenallergikern]] zu [[Allergie|Überempfindlichkeitsreaktionen]] kommen.<ref>C. Lombardi et al.: ''Allergic reactions to honey and royal jelly and their relationship with senzitation to compositae.'' In: ''Allergol Immunpathol'' (Madr) (1998) 26(6); S.&nbsp;288–290, PMID 9934408.</ref> Eine 2010 veröffentlichte [[Pilotstudie]] ergab, dass der vorsaisonale Verzehr von Honig, der mit Birkenpollen angereichert wurde, jedoch auch die medikamentöse Symptomkontrolle bei Birkenpollenallergikern in der Pollenflugsaison verbessern kann.<ref>K. Saarinen et al.: ''Birch pollen honey for birch pollen allergy-a randomized controlled pilot study.'' In: ''[[International Archives of Allergy and Immunology]]'' (2011) 155 (2); S.&nbsp;160–166, PMID 21196761.</ref>
 
=== Giftstoffe in Honig und giftige Honigsorten ===
Manche Honigsorten können erhöhte Anteile von [[Wirkstoff]]en aus [[Giftpflanzen]] enthalten. Diese werden von den Bienen mit dem Nektar oder Pollen in den Honig eingebracht. Die Giftstoffe haben auf die Bienen meist keine nennenswerte Wirkung, können aber beim Menschen schädliche Wirkungen entfalten.
 
Honige können auch krebsauslösende und sehr giftige Pflanzenstoffe in bedenklichen Konzentrationen enthalten. In neun Prozent von rund 1300 seit 2009 untersuchten Proben wurden [[Pyrrolizidinalkaloide]] gefunden, wie das [[Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR) in einer Studie schreibt.<ref>Bundesinstitut für Risikobewertung: ''Analytik und Toxizität von Pyrrolizidinalkaloiden sowie eine Einschätzung des gesundheitlichen Risikos durch deren Vorkommen in Honig'', [http://www.bfr.bund.de/cm/343/analytik-und-toxizitaet-von-pyrrolizidinalkaloiden.pdf PDF], zitiert bei [http://www.taz.de/!77426/ Jost Maurin: ''Bienen sammeln fleißig süßes Gift''].</ref> Besonders betroffen seien dabei Rohhonige aus Süd- und Mittelamerika. Nach einer Schätzung der taz<ref>[http://www.taz.de/!77426/ Jost Maurin: ''Bienen sammeln fleißig süßes Gift''].</ref> auf Grundlage von Branchenzahlen käme der meiste Honig für den deutschen Verbrauch aus solchen Regionen. Bis heute gibt es bei Lebensmitteln weder Regelungen bezüglich Höchstmengen für Pyrrolizidinalkaloide noch Kontrollen.<ref>[http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/mahlzeit/1539520 „Schön, aber giftig“, Udo Pollmer, Radiofeuilleton „Mahlzeit“, Deutschlandradio Kultur].</ref>
 
Eine Risikoevaluierungsstudie der Europäischen Lebensmittelagentur EFSA aus dem Jahr 2016 hat in allen Honigproben relevante Mengen an Pyrrolizidinalkaloiden gefunden.<ref>[http://onlinelibrary.wiley.com/store/10.2903/j.efsa.2017.4908/asset/efs24908.pdf;jsessionid=05B58C1C810091DC703CDFBF4A41D39B.f03t03?v=1&t=j7geae6i&s=77901c36216226909faf7854e558a92a55306b87&systemMessage=Wiley+Online+Library+will+be+unavailable+on+Saturday+and+Sunday+i.e+16th+and+17th+September+at+3%3A00+EDT+%2F+8%3A00+BST+%2F+12%3A30+IST+%2F+15%3A00+SGT+for+5+hours+and+3hours+for+essential+maintenance.+Apologies+for+any+inconvenience+caused+ Risks for human health related to the presence of pyrrolizidine alkaloids in honey, tea, herbal infusions and food supplements].</ref>
 
Bei einer Reihenuntersuchung aus dem Jahre 2009 der Zeitschrift [[Öko-Test]] enthielten beinahe die Hälfte der Importhonige Pollen von gentechnisch veränderten Pflanzen. Honig von deutschen Imkern war genauso wie Produkte aus Südosteuropa und dem fairen Handel unbelastet. Pestizide wurden aber fast ausschließlich in deutschen Produkten gefunden, meist das [[Insektizid]] [[Thiacloprid]] in Rapshonigen oder Blütenhonigen mit hohem Rapsanteil.<ref>[http://www.oekotest.de/cgi/index.cgi?artnr=92008&bernr=04&seite=01 ''Summ, Summ – Bumm!''], bei oekotest.de.</ref> Da Bienen frei herumfliegen können, kann auch [[Bio-Lebensmittel|Bio]]-Honig mit Pestiziden belastet sein.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.goettinger-tageblatt.de/Die-Region/Goettingen/Bio-Honig-und-konventionelle-Landwirtschaft-in-der-Region-Goettingen |titel=Bio-Honig vom konventionellen Rapsfeld |werk=[[Göttinger Tageblatt|goettinger-tageblatt.de]] |autor=Britta Bielefeld |datum=2019-05-11 |zugriff=2019-05-11}}</ref>
 
{{Hauptartikel|Pontischer Honig}}
Der seit der [[Antike]] bekannte Pontische Honig aus der [[Schwarzes Meer|Schwarzmeerregion]] kann aufgrund seiner hohen Anteile an [[Grayanotoxin]] aus der [[Pontische Azalee|Pontischen Azalee]] (''Rhododendron luteum'') und anderer [[Toxin]]e aus Pflanzen der Familien der [[Heidekrautgewächse]] und [[Seifenbaumgewächse]] beim Menschen Vergiftungserscheinungen wie Übelkeit, Erbrechen oder Halluzinationen hervorrufen.<ref>H. Krause:[http://link.springer.com/article/10.1007%2FBF01504643#page-1 ''Über den giftigen Honig des pontischen Kleinasien.''] In: Naturwissenschaften. Nr.&nbsp;14, 1926, {{ISSN|0028-1042}}, S.&nbsp;976–978.</ref> Es sind außerdem Fälle von reversiblem Herzstillstand beschrieben worden.<ref>{{cite journal | author=K.&nbsp;E.&nbsp;Cagli, O.&nbsp;Tufekcioglu, N.&nbsp;Sen, D.&nbsp;Aras, S.&nbsp;Topaloglu, N.&nbsp;Basar, S.&nbsp;Pehlivan| title=Atrioventricular block induced by mad-honey intoxication: confirmation of diagnosis by pollen analysis | journal=Tex Heart Inst J. | volume=36 | issue=4 | pages=342–344 |year=2009 |pmid=19693312}}</ref><ref>[http://www.hindawi.com/isrn/toxicology/2011/526426/ Hasan Demir, Arzu Denizbasi, Ozge Onur: ''Mad Honey Intoxication: A Case Series of 21 Patients''], ISRN Toxicology, Volume 2011 (2011), Article ID 526426, 3&nbsp;Seiten [[doi:10.5402/2011/526426]].</ref>
 
Ein erhöhter Gehalt an Grayanotoxin wurde 2011 auch in Deutschland in einer Probe eines Kastanienhonigs aus dem Raum der türkischen Schwarzmeerküste festgestellt.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.mlr.baden-wuerttemberg.de/Verbraucherschutzministerium_warnt_vor_Honig_aus_der_Tuerkei/96251.html |wayback=20131021131815 |text=Verbraucherschutzministerium warnt vor Honig aus der Türkei, In Honig enthaltener Pflanzenstoff kann zu gesundheitlichen Problemen führen}}, Pressemitteilung aus 2011 vom Ministerium für den Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg</ref> Die Grayanotoxin enthaltenden Rhododendronarten kommen auch in Nordamerika sowie in Asien vor.<ref>Bundesinstitut für Risikobewertung: ''Vergiftungsfälle durch Grayanotoxine in Rhododendron-Honigen aus der türkischen Schwarzmeerregion'', [http://www.bfr.bund.de/cm/343/vergiftungsfaelle_durch_grayanotoxine_in_rhododendron_honigen_aus_der_tuerkischen_schwarzmeerregion.pdf PDF-Datei].</ref>
 
Weitere giftige Honige sind
* Honig der [[Rosmarinheide]] (Andromeda polifolia L.), die [[Andromedotoxin]] enthalten<ref>H.&nbsp;Hönig: ''Pflanzengift, Wirkstoffe aus dem Pflanzen- und Tierreich:'', Stichwort „Giftiger Honig“ {{Webarchiv | url=http://www.orgc.tugraz.at/hoenig/Pflanzengifte.pdf | wayback=20131021131331 | text=PDF-Datei}}</ref>
* einige Honige aus [[Neuseeland]], deren hohe Anteile an Tutin und [[Melliotoxin]] (''[[Hydroxytutin]]'') aus dem Nektar der [[Gerbersträucher|Tutapflanze]] (''Coriaria arborea''), die bereits bei einer Dosierung von 1&nbsp;mg Übelkeit und Erbrechen auslösen können.<ref>{{Webarchiv|text=''Compliance Guide to the Food (Tutin in Honey) Standard 2008.'' |url=http://www.foodsafety.govt.nz/elibrary/industry/Compliance_Guide-Assists_Beekeepers.pdf |wayback=20120108231759 |archiv-bot=2018-04-15 06:14:06 InternetArchiveBot }} New Zealand Food Safety Authority.</ref>
 
=== Bakterielle Kontamination ===
Sporen einiger Bakterien können im Honig überleben. Besonders gefährlich ist der Krankheitserreger [[Clostridium botulinum]], der das [[Botulinumtoxin]] freisetzt, welches zu Lähmungserscheinungen führen kann ([[Botulismus]]). In geringen Mengen wurde dieser Erreger auch in einzelnen Honigen nachgewiesen. Vermutlich wegen der noch nicht voll entwickelten Darmflora sind Säuglinge durch bakterielle Infektionen stärker gefährdet als Erwachsene.<ref>{{cite journal | author=M.&nbsp;M.&nbsp;van der Vorst, W.&nbsp;Jamal, V.&nbsp;O.&nbsp;Rotimi, A.&nbsp;Moosa|title=Infant botulism due to consumption of contaminated commercially prepared honey. First report from the Arabian Gulf States |journal=Med Princ Pract |volume=15 |issue=6 |pages=456–458 |year=2006 |pmid=17047355}}</ref> Säuglinge haben zudem erst am Ende des zweiten Lebensjahres Magensäurewerte wie Erwachsene.<ref>{{Literatur |Autor=Susanne C. Diesner, Isabella Pali-Schöll, Erika Jensen-Jarolim, Eva Untersmayr |Titel=Mechanismen und Risikofaktoren für Typ&nbsp;1 Nahrungsmittelallergien: Die Rolle der gastrischen Verdauung |Sammelwerk=Wiener Medizinische Wochenschrift |Band=162 |Nummer=23 |Datum=2012-12-01 |Seiten=513–518 |DOI=10.1007/s10354-012-0154-4}}</ref> Trotz Intensivmedizin ist bei Säuglingen, die eine Infektion mit diesem Bakterium erleiden, meist mit einem bleibenden Schaden zu rechnen. Die Ärztekammer Baden-Württemberg und auch das [[Robert Koch-Institut]] (RKI) empfehlen aus diesem Grund, bei Säuglingen unter zwölf Monaten ganz auf die Gabe von Honig zu verzichten.<ref>[http://www.aerztekammer-bw.de/20buerger/30patientenratgeber/g_m/honig.html Honig fürs Baby?] Empfehlungen der Ärztekammer Baden-Württemberg.</ref> Jedoch ist der vom Honigverzehr hervorgerufene [[Säuglingsbotulismus]] sehr selten. Bei älteren Kindern und Erwachsenen ist keine Gefahr mehr vorhanden (ausgenommen für Personen mit verminderter Magensäuresekretion oder nach Einnahme von [[Antazidum|Antazida]], [[Sucralfat]], [[H₂-Rezeptor-Antagonisten|H<sub>2</sub>-Rezeptor-Blockern]] oder [[Protonenpumpenhemmer|Protonenpumpeninhibitoren]], die erhöhte pH-Werte im Magen hervorrufen).
 
Bei einer Honiguntersuchung in Japan wurde in 8,5 % (23&nbsp;von 270) der Proben Clostridium botulinum gefunden.<ref>{{Literatur |Autor=H. Nakano, T. Okabe, H. Hashimoto, G. Sakaguchi |Titel=Incidence of ''clostridium Botulinum'' in Honey of Various Origins |Sammelwerk=Japanese Journal of Medical Science and Biology |Band=43 |Nummer=5 |Datum=1990 |Seiten=183–195 |Sprache=en |DOI=10.7883/yoken1952.43.183}}</ref> Bei einer Honiguntersuchung in Brasilien wurde der Erreger bei 7,06 % (6&nbsp;von 85) der Proben festgestellt.<ref>{{Literatur |Autor=Ruben Pablo Schocken-Iturrino, Marcelo C. Carneiro, Erica Kato, José O. B. Sorbara, Oswaldo D. Rossi, Luiz E. R. Gerbasi |Titel=Study of the presence of the spores of Clostridium botulinum in honey in Brazil |Sammelwerk=FEMS Immunology & Medical Microbiology |Band=24 |Nummer=3 |Datum=1999-07-01 |Seiten=379–382 |DOI=10.1111/j.1574-695X.1999.tb01309.x}}</ref>
 
=== Partikel ===
In Honig wurden in Untersuchungen von 2013 und 2014 Fremdpartikel wie [[Mikroplastik]] gefunden.<ref>Gerd & Elisabeth Liebezeit: ''Non-pollen particulates in honey and sugar'', [[Food Additives & Contaminants: Part A]], Volume&nbsp;30, Issue&nbsp;12, 2013, [[doi:10.1080/19440049.2013.843025]].</ref><ref>Adrian Zehnder: [http://www.srf.ch/konsum/themen/umwelt-und-verkehr/plastik-im-honig-test-zeigt-verschmutzung-im-naturprodukt ''Test zeigt Verschmutzung im Naturprodukt''], Sendung [[Kassensturz (Fernsehsendung)|Kassensturz]] vom 25.&nbsp;März 2014, abgerufen am 7.&nbsp;August 2014.</ref> Die Resultate konnten allerdings in einer neueren Studie nicht bestätigt werden.<ref>Peter Mühlschlegel, Armin Hauk, Ulrich Walter, Robert Sieber: ''Lack of evidence for microplastic contamination in honey.'' In: ''Food Additives & Contaminants: Part A.'' 34, 2017, S.&nbsp;1982–1989, {{DOI|10.1080/19440049.2017.1347281}}.</ref> Die in früheren Untersuchungen angewandten, nicht validierten Methoden wurden als ungeeignet eingestuft. Die Befunde wurden als [[Artefakt (Diagnostik)|Artefakte]] der Laborkontamination durch Mikroplastik in der Luft zugeschrieben.<ref>Dirk W. Lachenmeier, Jelena Kocareva, Daniela Noack, Thomas Kuballa: ''Microplastic identification in German beer – an artefact of laboratory contamination?'' In: ''[[Deutsche Lebensmittel-Rundschau]]'' 2015. 111. Jahrgang, S.&nbsp;437–440 ([https://www.researchgate.net/publication/283730405_Microplastic_identification_in_German_beer_-_an_artefact_of_laboratory_contamination PDF]).</ref>
 
== Bedeutung für die Bienen ==
Honig dient dem Bienenvolk als Futter und Energiequelle, um längere Zeit ohne Nahrungszufuhr von außen überleben zu können. So muss im Winter im Inneren der sogenannten Wintertraube eine Temperatur von ca. 27&nbsp;°C gehalten werden, an der Oberfläche der Wintertraube darf die Temperatur nicht unter 8&nbsp;°C abfallen, da sonst die Bienen sterben würden.
Die Strategie anderer staatenbildender Insekten ([[w:Wespen|Wespen]], [[w:Hornissen|Hornissen]], [[w:Hummeln|Hummeln]]) besteht dagegen darin, dass das gesamte Volk zum Winter hin abstirbt und nur junge Königinnen in einer [[w:Hältestarre|Kältestarre]] überleben. Honigbienen haben dagegen die Fähigkeit, ihre unmittelbare Lebensumgebung zu gestalten, wodurch sie die erforderliche Nesttemperatur aufrechterhalten können. Dafür legen sie Honigvorräte an, um stets genügend „Brennstoff“ zur Verfügung zu haben. Sie haben einen anderen Stoffwechsel, eine veränderte Zusammensetzung der [[Hämolymphe]] (siehe auch [[w:Westliche Honigbiene#Ernährung und Stoffwechsel|Westliche Honigbiene]]).
 
Selbst bei Außentemperaturen bis weit unter −20&nbsp;°C können die Bienen bei ausreichendem Futtervorrat und einer Individuenzahl von mehr als ca. 5000 den im Innern der Wintertraube erwärmten Honig aufnehmen und damit die notwendigen Körpertemperaturen aufrechterhalten. Der Vorteil der Überlebensstrategie, Honigvorräte anzulegen und den Winter als ganzes Volk zu überleben, liegt darin, dass im nächsten Frühjahr eine große Zahl von Arbeitsbienen sofort das in dieser Jahreszeit reichliche Nahrungsangebot nutzen und die eingetragenen zuckerhaltigen Stoffe zu Honig verarbeiten kann. Durch imkerliche Maßnahmen entstehen zusätzlich Überschüsse, die eine Honigernte ermöglichen.
 
Für das Überleben des Bienenvolkes genügen je nach Volksstärke und Winterhärte zwischen 10 und 20 Kilogramm Honig. Da ein Bienenvolk bis zu 50 Kilogramm produzieren kann, ist eine Entnahme vom Honig, die einen entsprechenden Wintervorrat den Bienen belässt, möglich, ohne eine Zufütterung zu bedingen. Falls mehr Honig entnommen wird, ist es notwendig, dass der Imker nach der Entnahme des Honigs im Spätsommer oder Herbst das Volk mit einer ausreichenden Menge Ersatzstoff in Form von Zuckerprodukten versorgt.
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Honig}}
 
== Literatur ==
* R. Fleming u.&nbsp;a.: ''Untersuchungen von Bienenhonig auf Cl.-botulinum-Sporen''. In: ''Archiv für Lebensmittelhygiene'', 31. Jg. 1980, S. 179–180, {{ISSN|0003-925X}}.
* Helmut Horn, Cord Lüllmann: ''Das große Honigbuch: Entstehung, Gewinnung, Gesundheit und Vermarktung''. 3. Auflage. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-440-10838-3.
* Elisabeth de Lestrieux, Anne Six, Jacques Six, Arjen Neve: ''Honig für Feinschmecker – Mit 183 Rezepten.'' Dumont, Ostfildern 1995, ISBN 3-7701-3493-1.
* Josef Lipp, Enoch Zander, Albert Koch: ''Der Honig.'' Ulmer, Stuttgart 1994, ISBN 3-8001-7417-0 (''Handbuch der Bienenkunde'', Band 3).
* Detlef Mix: ''Die Heilkraft des Honigs.'' 2. Auflage. Herbig, München 2006, ISBN 978-3-7766-2498-4.
* Werner von der Ohe: ''Honig – Entstehung, Gewinnung, Verwertung.'' Kosmos Verlag, ISBN 978-3-440-13811-3.
* M. Robischon: ''Duftendes Gold''. In: ''Der Feinschmecker''. Heft 1, 1. Januar 2007, S. 76–77 (über Tupelo-Honig).
* Jamila Smanalieva: ''Ermittlung funktioneller und materialwissenschaftlicher Kennwerte von ausgewählten Honigsorten.'' Dissertation, TU Berlin 2007. ([http://opus.kobv.de/tuberlin/volltexte/2007/1675/ Volltext] – über Honig aus materialwissenschaftlicher Sicht).
 
== Weblinks ==
{{Wiktionary}}
{{Commons|Honey|Honig}}
{{Wikiquote}}
* [http://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Ernaehrung/Lebensmittelbuch/LeitsaetzeHonig.pdf?__blob=publicationFile ''Leitsätze für Honig'']
* [https://www.gesetze-im-internet.de/honigv_2004/BJNR009200004.html Deutsche Honigverordnung]
* [http://www.bee-info.de/honig/honig.html Umfangreiche Informationssammlung zu Honig]
* [http://www.honig-verband.de/ Website des Honig-Verbands e.&nbsp;V., ein Wirtschaftsverband der Honigabfüllbetriebe, -importeure und der weiterverarbeitenden Lebensmittelhersteller]
* [http://www.die-honigmacher.de/kurs1/seite_11000.html Honig – die Honigmacher – Imkerei-Portal]
* [http://imkerei.mikley.de/faqs.php Häufig gestellte Fragen zum Lebensmittel Honig]
* {{Webarchiv | url=http://www.chemie-in-lebensmitteln.de/CIL-Tier-Lebensm-Honig/Umweltgifte_Honig_1923.php | wayback=20131021233115 | text=''Umweltgifte und Schwermetalle im Honig''}}, Chemie in Lebensmitteln, KATALYSE-Institut
* [https://science.orf.at/stories/3201417/?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE Honig wirkt besser als Antibiotika] Weblink
* [https://www.spektrum.de/news/wie-honig-wirkt/1761344?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE Wie Honig wirkt] Weblink
 
== Nachweise ==
<references/>
 
{{wikipedia}}
 
[[Kategorie:Nahrungsmittel]] [[Kategorie:Bienen]]

Aktuelle Version vom 3. August 2019, 20:04 Uhr

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