Sinn (Philosophie)

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Der Sinn bezeichnet in der Philosophie einerseits, ähnlich wie in der Semantik, die Bedeutung einer sprachlichen Äußerung bzw. den gedankliche Inhalt eines Begriffs, anderseits die Absicht, das Ziel und den Zweck einer Handlung.

Aus geisteswissenschaftlicher Sicht hängt der innere Sinn der Gedanken, das eigentliche begriffliche Element, laut Rudolf Steiner mit den Kräften des Lebensäthers zusammen, der gemeinsam mit dem Klangäther den Baum des Lebens bildet. Durch den Sündenfall wurde dem Menschen zunächst die Herrschaft über diese Kräfte entzogen, weshalb der innere Sinn der Gedanken den Menschen heute zumeist auch nur als Abstraktum erscheint.

Dass der Mensch die Herrschaft über die höchsten Ätherkräfte verloren hat, beeinflusst auch sein Seelenleben entscheidend, denn die Seelenfähigkeiten des Menschen korrespondieren mit den Ätherkräften. Drei Seelentätigkeiten des Menschen können wir zunächst unterscheiden, nämlich Denken, Fühlen und Wollen. Diese Tätigkeiten spielen sich im Astralleib ab, hängen aber wie folgt mit den verschiedenen Ätherkräften zusammen: Das Wollen mit dem Wärmeäther, das Fühlen mit dem Lichtäther. Diese beiden Ätherarten sind unter die Herrschaft des Menschen gestellt und können vom Menschen willkürlich benutzt werden. Fühlen und Wollen tragen daher ein individuelles Gepräge.

innerer Sinn der Gedanken
Denken, Sprache
Fühlen
Wollen

noch nicht individualisiert

individuell

Nicht so ist es mit dem Denken. Wir können zwar den Gedanken willentlich eine bestimmte Richtung geben, die Denkgesetze selbst aber – und insbesondere der innere Sinn der Gedanken, die eigentlich begrifflichen Elemente - sind überindividuell, sind allgemein-menschlich. Wirklich wach sind wir im Denken nur dort, wo wir logische Schlüsse ziehen. Schon indem wir uns Urteile bilden, träumen wir nur und die Begriffsbildung wird in Wahrheit verschlafen.

Das gilt auch für den sprachlichen Ausdruck der Gedanken. Die Sprache ist heute noch Volkssprache und nicht eine individuell schöpferisch hervorgebrachte. Das wird sich aber in Zukunft ändern, wenn wir die Kräfte des Baums des Lebens, also die höheren Ätherarten, unter unsere individuelle Herrschaft bringen. Dann werden wir in der Sprache und auch im Denken bis in den inneren Sinn der Gedanken hinein schöpferisch tätig werden:

„Wie nun der heutige physische Mensch ist, so prägt sich alles, was sein Seelenhaftes ist, in seiner physischen Leiblichkeit und in seiner ätherischen Leiblichkeit aus. Aber alles Seelische ist Sozusag`en gewissen Substanzen des Ätherischen zugeteilt. Was wir den Willen nennen, drückt sich ätherisch aus in dem, was wir das Feuer nennen. Wer nur ein wenig empfänglich ist für gewisse empfindungsgemäße Zusammenhänge, der wird fühlen, daß man ein gewisses Recht hat, so von dem Willen zu sprechen, daß dieser Wille, der sich physisch im Blute ausdrückt, in dem Feuerelement des Ätherischen lebt; physisch drückt er sich im Blute aus, beziehungsweise in der Bewegung des Blutes. Was wir Gefühl nennen, drückt sich aus in dem Teile des Ätherleibes, der dem Lichtäther entspricht. Weil das so ist, deshalb sieht auch der Hellseher die Willensimpulse des Menschen wie Feuerflammen, die seinen Ätherleib durchzucken und in den Astralleib hineinstrahlen, und die Gefühle sieht er als Lichtformen. Was aber der Mensch als sein Denken in seiner Seele erlebt und was wir in den Worten aussprechen, das sind auch nur Schattenbilder des Denkens, wie Sie sich ja leicht denken können, weil ja der physische Ton auch nur ein Schattenbild eines Höheren ist. Die Worte haben ihr Organ in dem Tonäther. Unseren Worten liegen zugrunde die Gedanken, die Worte sind Ausdrucksformen für die Gedanken. Diese Ausdrucksformen erfüllen den ätherischen Raum, indem sie ihre Schwingungen durch den Tonäther schikken. Was Ton ist, das ist eben nur die Abschattung der eigentlichen Gedankenschwingungen. Das aber, was das Innerliche aller unserer Gedanken ist, was unseren Gedanken Sinn gibt, das gehört seinem ätherischen Zustande nach dem eigentlichen Lebensäther an.

Sinn - Lebensäther
Denken - Tonäther
- - - - - - - - - - - - - - -
Gefühl - Lichtäther
Wille - Feueräther
Luft
Wasser
Erde

Von diesen vier Ätherformen wurden in der lemurischen Zeit nach dem luziferischen Einflusse dem Menschen nur die zwei unteren zur freien, willkürlichen Verfügung gelassen: Feueräther und Lichtäther; dagegen wurden die zwei oberen Ätherarten dem Menschen entzogen. Das ist der innere Sinn, wenn uns gesagt wird: Nachdem die Menschen durch den luziferischen Einfluß die Unterscheidung von Gut und Böse erlangt hatten - bildlich ausgedrückt durch den Genuß vom «Baume der Erkenntnis» -, wurde ihnen entzogen der Genuß vom «Baume des Lebens». Das heißt, es wurde ihnen entzogen, was frei, willkürlich durchdrungen hätte den Gedankenäther und den Sinnesäther. Dadurch mußten sich die Menschen nun in folgender Weise entwickeln: In jedes Menschen Willkür war das gestellt, was seinem Willen entspricht. Der Mensch kann seinen Willen als seinen persönlichen geltend machen, ebenso auch seine Gefühle. Gefühl und Wille ist dem einzelnen Menschen für das Persönliche freigegeben, daher das Individuelle der Gefühlswelt und der Willenswelt. Das Individuelle hört aber sofort auf, wenn wir aufsteigen vom Gefühl zum Denken, ja sogar schon zu dem Ausdruck der Gedanken, zu den Worten auf dem physischen Plan. Während jeder Mensch seine Gefühle und seinen Willen persönlich hat, kommen wir sofort in etwas Allgemeines hinein, wenn wir, in die Wortwelt und in die Gedankenwelt hinaufrücken. Es kann nicht jeder sich seine eigenen Gedanken machen. Wenn die Gedanken so individuell wären wie die Gefühle, so würden wir uns nie verstehen. Es wurden also Gedanke und Sinn der menschlichen Willkür entzogen und vorläufig in der Göttersphäre aufbewahrt, um später erst dem Menschen gegeben zu werden. Daher können wir auf dem Erdenkreis überall individuelle Menschen finden mit individuellen Gefühlen und individuellen Willensimpulsen, aber wir haben überall gleiches Denken, gleiche Sprache bei den Völkern. Wo eine gemeinsame Sprache ist, da herrscht eine gemeinsame Volksgottheit. Diese Sphäre ist der menschlichen Willkür entzogen; da wirken vorläufig die Götter hinein.“ (Lit.: GA 114, S. 147ff)

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.