Lilith und Ephesos: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Lilith Adam Eva Michelangelo.jpg|thumb|300px|[[Wikipedia:Michelangelo|Michelangelo]]: ''Die Verführung und Fall Adams und Evas.'', [[Lilith]], Adams erste Frau, als Mischwesen aus [[Frau]] und [[Schlange]] dargestellt, reicht Eva den Apfel. Ausschnitt eines Deckengemäldes in der [[Wikipedia:Sixtinische Kapelle|Sixtinischen Kapelle]].]]
{{Positionskarte
|Türkei
|label='''Ephesos'''
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'''Lilith''' ([[Wikipedia:Sumerische Sprache|sumerisch]] <sup>[[Wikipedia:Dingir|DINGIR]]</sup>LIL.du/LIL.LU, [[Wikipedia:Babylonische Sprache|babylonisch]] Lilitu, [[Hebräische Schrift|hebr.]]: לילית, „weiblicher ''[[Dämon]]''<ref>Die Zuweisung negativer Eigenschaften zum Begriff Dämon erfolgte erst im Mittelalter; Übersetzung vgl. Gesenius, Wilhelm: Wilhelm Gesenius' hebräisches und aramäisches Handwörterbuch über das Alte Testament / Wilhelm Gesenius. In Verb. mit ... bearb. von Frants Buhl. - Berlin ; Göttingen ; Heidelberg : Springer, 1962, S.385 </ref>“) war eine alte Gottheit aus [[Wikipedia:Sumer|Sumer]] (''Göttin des Windes in großer Höhe''), die bei der Erschaffung der Welt eine undurchsichtige Rolle spielte und schließlich wegen ihrer Bosheit aus dem [[Wikipedia:Eden (Sumer)|Paradies-Garten]] der [[Wikipedia:Inanna|Inanna]] vertrieben wurde. In der Folge wird sie im [[Wikipedia:Alter Orient|alten Orient]] mit einem weiblichen [[Wikipedia:Mischwesen|Mischwesen]] gleichgesetzt. In späteren Zeiten wird Lilith meist geflügelt dargestellt. Sie kommt sowohl in mythologischen und magischen als auch literarischen Texten vor.
'''Ephesos''' ({{ELSalt|Ἔφεσος}}, [[Wikipedia:Hethitische Sprache|hethitisch]] vermutlich ''Apaša'', {{LaS|''Ephesus''}}), war in der [[Wikipedia:Antike|Antike]] eine der ältesten, bedeutendsten und größten griechischen Städte [[Wikipedia:Kleinasien|Kleinasien]]s.  


== Etymologie ==
== Die Mysterien von Ephesos ==
Neben der sumerischen Form <sup>[[Wikipedia:Dingir|D]]</sup>LIL.LU bestanden weitere literarische Bezeichnungen sowie Gleichsetzungen mit anderen Gottheiten. Als Gottheit KI.SIKIL.LIL.LA („Reiner Ort des Windes“) erscheint sie auch in Form der Göttin (w)ardat-LIL.I (LIL.LU), die zum Zeitpunkt der Schöpfung durch ihren negativen Einfluss in die Steppe verbannt wird und fortan als ruhelos und ohne festen Wohnort gilt. Der in diesem Zusammenhang auch verwendete Begriff BAḪAR („Töpfer“) weist auf das Töpferhandwerk, Symbolbestandteil der [[Wikipedia:sumer|sumer]]ischen Schöpfungsgötter.


Die Lesung lil<sub>2</sub> als „lillu“ deutet auf die Bedeutung [[Wikipedia:Tölpel|Tölpel]] (LIL.MEŠ): Luftwesen, die sich nur unbeholfen auf der Erde fortbewegen konnten. Die Grundform LIL (Wind) zeigt die Charakteristik als Luftgottheit. In der späteren Zeit taucht die gleichgesetzte Göttin <sup>D</sup>Li-lum und <sup>D</sup>Le-el-lu-um in [[Wikipedia:Mari (Stadt)|Mari]] als „Nächtlicher Schutzwind“ auf.
{{Hauptartikel|Mysterien von Ephesos}}


Die [[Wikipedia:Mythologie|mythologischen]] Zusammenhänge und Wandlungen lassen eine eindeutige Übersetzung deshalb nicht zu. Sicher belegt ist nur ihre ursprüngliche Zugehörigkeit zu den Luftwesen, die als Nachkommen aus der Verbindung von Mutter- und Schöpfungsgottheiten gelten. Die meistgenannten Bedeutungen „Windhauch, Schützer des Windes“, „Tölpel der Städte“ und „Nachtwind“ zeigen die Vielfältigkeit der verwendeten [[Wikipedia:Synonymie|Synonyme]].
Der [[Tempel der Artemis in Ephesos|Tempel der Artemis]] (Artemision) galt schon in der Antike als eines der [[Sieben]] [[Wikipedia:Weltwunder|Weltwunder]]. In den hier beheimateten [[Mysterien von Ephesos]], die zu den bedeutensten [[Mysterien]] der Antike zählten, wurde der [[Geistesschüler]] zum [[Erleben]] des [[schöpferisch]]en [[Weltenwort]]es geführt.


== Darstellungen in späteren Epochen ==
{{Panorama|Site of Temple of Artemis.jpg|1000|360 Grad Panorama des Geländes des Artemis-Tempels von Ephesos|1000}}
=== Altsumerische Zeit ===
[[Bild:Lilith ('Burney Relief').JPG|thumb|Wahrscheinliche Darstellung der Göttin [[Wikipedia:Inanna und der Huluppu-Baum#Der Huluppu-Baum wird gefällt|Lilitu]] ([[Wikipedia:Burney-Relief|Burney-Relief]] aus dem [[Wikipedia:Britisches Museum|Britischen Museum]])]]
Im Zusammenhang mit der Erzählung ''[[Wikipedia:Inanna und der Huluppu-Baum|Inanna und der Huluppu-Baum]]'' ist die Göttin Lildu (Lilitu) sitzend unter den Ästen des [[Wikipedia:Heiliger Baum von Eridu|Weltenbaumes]] mit einer Hörnermütze zu erkennen, dessen Wipfel niedergebogen den Boden berühren. Von außen versucht der Gott [[Wikipedia:Utu|Utu]] die Baumwohnung zu zerstören, indem er die Äste entfernt und mit den Füßen einzudringen versucht.


Zusätzlich beherbergt der Huluppu-Baum eine weitere Gottheit, die die heranwachsende [[Wikipedia:Vegetation|Vegetation]] verkörpert und durch die Zweckentfremdung der Baumkrone in ihrer Entstehung gehindert wird.
== Die frühchristliche Gemeinde von Ephesos ==


=== Altbabylonische Zeit ===
[[Datei:Artemis Ephesos.jpg|thumb|300px|Artemis-Statue im Museum von Ephesos (Foto: Lutz Langer)]]
Das Burney-Relief zeigt Lilitu mit der vierfachen Hörnerkrone, die sie als Göttin ausweist. Statt menschlicher Füße hat sie vogelähnliche Krallen. Die herabhängenden Flügel sind das typische Symbol einer Unterweltgottheit. Als Herrschaftssymbol trägt sie Ring und Stab in den Händen. Flankiert von zwei Eulen steht Lilitu auf zwei liegenden Löwen.
[[Datei:Bibliothek des Celsus.JPG|thumb|300px|[[Wikipedia:Celsus-Bibliothek|Celsus-Bibliothek]], rechts das Südtor der [[Wikipedia:Agora|Agora]]]]
[[Datei:Ephesos Theatre.jpg|thumb|300px|Das große Theater von Ephesos]]


Erhaltene Farbreste bezeugen, dass Lilitu ursprünglich einen roten Körper hatte. Die Flügel und die Mähnen der Löwen waren schwarz. Die Flügel der Eulen hatten im Wechsel die Farben rot und schwarz. Im unteren Bildbereich ist eine doppelte Schuppenreihe zu erkennen, Symbol für das Gebirge und das ''Land ohne Wiederkehr'' (Totenreich).  
Ephesos war die erste der [[sieben Gemeinden in Kleinasien]], an die in der [[Apokalypse des Johannes]] ein [[Sendschreiben]] gerichtet wurde, das der [[Christus]] dem [[Johannes (Evangelist)|Evangelisten Johannes]] diktiert hatte. Nach [[Rudolf Steiner]] repräsentiert Ephesos die [[Urindische Kultur]]epoche.


Da es keine Bildbeschreibung gibt, muss offen bleiben, ob es sich um die direkte Darstellung von Lilitu oder um die gleichgesetzte Nebenform der [[Wikipedia:Ištar|Ištar]] als <sup>D</sup>NIN.NIN.NA (Göttin der Eulen) handelt. Auch eine Verbindung mit <sup>D</sup>KI.LIL.I als ''Schutzpatronin der Prostituierten'' kommt in Frage.
{{Zitat|1 Dem Engel der Gemeinde in "Ephesus" schreibe: Das sagt, der da hält die sieben Sterne in seiner Rechten, der da wandelt mitten unter den sieben goldenen Leuchtern:
2 Ich kenne deine Werke und deine Mühsal und deine Geduld und weiß, dass du die Bösen nicht ertragen kannst; und du hast die geprüft, die sagen, sie seien Apostel und sind's nicht, und hast sie als Lügner befunden
3 und hast Geduld und hast um meines Namens willen die Last getragen und bist nicht müde geworden.
4 Aber ich habe gegen dich, dass du die erste Liebe verlässt.
5 So denke nun daran, wovon du abgefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke! Wenn aber nicht, werde ich über dich kommen und deinen Leuchter wegstoßen von seiner Stätte - wenn du nicht Buße tust.
6 Aber das hast du für dich, dass du die Werke der Nikolaïten hassest, die ich auch hasse.
7 Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt! Wer überwindet, dem will ich zu essen geben von dem Baum des Lebens, der im Paradies Gottes ist.|[[Apokalypse des Johannes|Offenbarung]]|{{BB|Offb|2|1-7|LUT}}}}


== Jüdische Legenden um Lilith ==
[[Rudolf Steiner]] erläutert dazu:


Laut traditionellem [[Wikipedia:Midrasch|Midrasch]] erschuf [[Gott]] [[Adam und Eva|Adam]] und Lilith aus demselben Lehm, um Adam eine Partnerin zu schenken. Gott holte Lilith vor der ersten Nacht noch zu sich und sagte ihr, sie solle Adam untertan sein (einige deuten dies so, dass sie beim Geschlechtsakt unten zu liegen habe). Dies wurde von Lilith nicht akzeptiert, denn der Lehm, aus dem Lilith erschaffen worden war, war durch den Speichel des verstoßenen [[Samael]] verunreinigt worden. Lilith stritt sich mit Adam und verschwand dann aus dem [[Paradies]] in die Wüste. Dort verkehrte sie jeden Tag mit tausend Mischwesen und brachte tausend Kinder pro Tag auf die Welt. Adam beklagte sich bei Gott über seine Einsamkeit, welcher ihm dann [[Adam und Eva|Eva]] aus seiner [[Wikipedia:Rippe|Rippe]] erschuf.
<div style="margin-left:20px">
 
"Was sich nun also von Zeitraum zu Zeitraum in der nachatlantischen
Lilith aber blieb unsterblich, da sie nie die verbotene Frucht vom [[Baum der Erkenntnis]] aß.
Kultur entwickelt, das stellt sich der Apokalyptiker so vor,
 
daß es sich ausdrückt in kleineren Gemeinschaften, und so werden
In einigen jüdischen [[Wikipedia:Sage|Sage]]n wird Lilith als der letzte [[Engel]] der zehn unheiligen [[Sephiroth]] beschrieben und gefürchtet; denn der Legende nach wurden alle Kinder der Lilith getötet, da sie sich mit der Flucht aus dem Paradies Gottes Willen widersetzte. Man sagt, Lilith raube aus Vergeltung nachts die Kinder der Menschen aus ihren Krippen und töte sie. Um sich davor zu schützen, befestigten die Menschen früher [[Pentagramm]]e an den Krippen, auf denen die vier Flüsse des Paradieses, sowie die Namen der Engel [[Sanvai]], [[Sansanvi]] und [[Semangloph]], die Lilith einst im Auftrag Gottes jagten und ihre Kinder mordeten, zu sehen waren.
ihm diese kleineren Gemeinschaften, die auf der äußeren Erde im
 
Raum verteilt sind, zu Repräsentanten dieser Kulturepochen. Wenn
In jüdisch-[[Wikipedia:Feminismus|feministischer]] [[Wikipedia:Theologie|Theologie]] wird Lilith im Midrasch beispielsweise als eine Frau dargestellt, die sich nicht Gottes, sondern Adams Unterordnungswillen entzieht und im Gegensatz zu Eva resistent gegen den [[Teufel]] ist. Sie symbolisiert positiv die gelehrte, starke Frau.
er spricht von der Gemeinde oder Kirche zu Ephesus, so meint er:
 
Ich nehme an, daß zu Ephesus eine solche Gemeinde lebte, die in
In einer anderen Version brachte Lilith als erste Frau Adams Gott dazu, ihr seinen heiligen Namen zu verraten. Der Name verlieh ihr anschließend unbegrenzte Macht. Lilith verlangte Flügel von Gott und flog davon.<ref>Martin Bocian: ''Lexikon der biblischen Personen''. Kröner, 2004, ISBN 3-520-46002-5.</ref>
gewisser Beziehung wohl das Christentum angenommen hat. Aber
 
weil sich alles nach und nach entwickelt, so bleibt immer von jeder
Lilith wird auch im jüdischen [[Wikipedia:Talmud|Talmud]] wie auch in einer Textstelle {{Bibel|Jes|34|14}} der Bibel erwähnt.
Kulturepoche etwas zurück. In Ephesus haben wir zwar eine Eingeweihtenschule,
 
aber wir haben die christliche Lehre da so gefärbt,
== Lilith in der Bibel ==
daß man noch überall die altindische Kultur erkennen kann. — Er
 
will uns zeigen die erste Epoche in der nachatlantischen Zeit. Diese
In der Bibel wird der Name Lilith nur einmal genannt. Im [[Wikipedia:Buch Jesaja|Buch Jesaja]] wird in einer prophetischen Rede die Verwüstung Edoms geschildert, und dass auf seinen Ruinen Tiere und andere Wesen hausen werden, darunter auch Lilith: ''„Da treffen Wüstentiere mit wilden Hunden zusammen, und [[Asasel|Bocksdämonen]] begegnen einander. Ja, dort rastet die Lilit und findet einen Ruheplatz für sich.“'' {{Bibel|Jes|34|14|ELB}}<ref>Hier [[Wikipedia:Elberfelder Bibel|Elberfelder Bibel]]übersetzung, Luther übersetzte Lilith mit „Nachtgespenst“.</ref> Die Elberfelder Bibel deutschte, wie einige andere Bibelübersetzungen, das hebräische Wort ''„lilit“'' mit „Lilit“ ein. Andere Bibelübersetzungen, wie zum Beispiel die [[Wikipedia:Lutherbibel|Lutherbibel]] übersetzen ''Lilit'' mit „Nachtgespenst“ und die [[Wikipedia:Neue Welt Übersetzung|Neue Welt Übersetzung]] mit „Nachtschwalbe“<ref>Hier [[Wikipedia:Neue Welt Übersetzung|Neue Welt Übersetzung]], NWÜ übersetzt Lilit mit „Nachtschwalbe“.[http://www.watchtower.org/x/bibel/index.htm]</ref>.
erste Epoche in der nachatlantischen Zeit ist also repräsentiert in
 
der ephesischen Gemeinde, und das, was zu verkünden ist, soll in
== Lilith als Symbolfigur der Emanzipation ==
einem Briefe an die Gemeinde von Ephesus verkündet werden. Wir
[[Bild:Lilith (John Collier painting).jpg|right|thumb|Gemälde von [[Wikipedia:John Collier (Maler)|John Collier]]]]
müssen uns das ungefähr so vorstellen: Der Charakter jener fernen
Lilith wurde im [[Wikipedia:Feminismus|Feminismus]] zum [[Symbol]] und die ersten [[Wikipedia:Frauenbuchladen|Frauenbuchhandlung]]en und Frauencafés nannten sich oft ''Lilith''. Auch als weiblicher Vorname wurde Lilith beliebt, siehe [[Wikipedia:Lilith (Vorname)|Lilith]]. In Lilith sehen einige Menschen die Gegenheldin zu der biblischen Eva, die in der [[Wikipedia:Patriarchat|patriarchalen]] Tradition stehe.
indischen Kulturepoche blieb natürlich, er setzte sich fort in verschiedenen
 
Kulturströmungen. In der Gemeinde von Ephesus haben
Der Lilithmythos symbolisiere die Selbständigkeit der Frau und den (bereits biblischen) Versuch der Männer, diese mittels einer höheren Autorität zu unterdrücken. In der Psychologie stehen sich hier zwei scheinbar gegensätzliche Eigenschaften der Frauen gegenüber – Sinnlichkeit, Leidenschaft, Sexualität (Lilith) und Mütterlichkeit, Bescheidenheit, Folgsamkeit (Eva).
wir noch etwas von diesem Charakter. Von dieser Gemeinde wurde
 
das Christentum so erfaßt, daß es noch von dem typischen Charakter
== Lilith als Symbolfigur der Ambivalenz der Seele ==
der altindischen Kultur bestimmt wurde.
 
In talmudischen Quellen (3. bis 5. Jhd. n.&nbsp;Chr.) geistert Lilith als Nachtdämon umher und wird erst ab dem 9. Jahrhundert n. Chr. zu Adams erster Frau erhoben.
 
In der [[Astrologie]] bezeichnet Lilith einen „dunklen Zwilling des [[Mond]]es“ (auch „schwarzer Mond“). Als materieller Trabant unseres Planten wurde er 1918 von dem Astrologen [[Sepharial]] postuliert. Der heute teilweise in Horoskopen verwendete Planet Lilith ist jedoch kein realer Himmelskörper, sondern der (neben der [[Erde]]) zweite [[Wikipedia:Brennpunkt (Ellipse)|Brennpunkt]] der [[Wikipedia:Ellipse|elliptischen]] [[Wikipedia:Mondbahn|Mondbahn]].<ref>www.astro.com: ''[http://www.astro.com/astrology/in_lilith_e.htm Lilith – the Dark Moon].''</ref> Nach [[Wikipedia:Joëlle de Gravelaine|Joëlle de Gravelaine]] beschreibt er unser Verhältnis zum Absoluten, zum Opfer, aber auch zum Loslassen.<ref>Joëlle de Gravelaine: ''Lilith und das Loslassen.'' In: ''Astrologie Heute'' Nr. 23, 2006</ref>


Im übrigen sind Lilith-Figuren in der Dichtung häufig ironisch gebrochen z.&nbsp;B. in [[Wikipedia:Ernst Penzoldt|Ernst Penzoldt]]s ''[[Wikipedia:Die Powenzbande|Die Powenzbande]]''.
So haben wir in jedem dieser Briefe einen Repräsentanten einer
der sieben nachatlantischen Kulturepochen angesprochen. In jedem
Briefe wird gesagt: Ihr seid so und so! Diese und jene Seite eures
Wesens entspricht dem, was im Sinne des Christentums ist, das
andere muß anders werden. — So sagt der Apokalyptiker zu einer
jeden Kulturepoche, was beibehalten werden kann und was nicht
mehr stimmt und anders werden soll.


== Lilith in Goethes Faust ==
Versuchen wir einmal, ob nun wirklich in den sieben aufeinanderfolgenden
In [[Goethe]]s ''[[Faust I|Faust]]'' erscheint Lilith in der Walpurgisnacht. Auf Fausts Frage nach ihr erhält er folgende Antwort von [[Mephistopheles|Mephisto]]: ''„Lilith ist das.“'' [Faust: ''„Wer?“''] ''„Adams erste Frau. Nimm dich in Acht vor ihren schönen Haaren, vor diesem Schmuck, mit dem sie einzig prangt. Wenn sie damit den jungen Mann erlangt, so lässt sie ihn sobald nicht wieder fahren.“'' Lilith ist hier ein dämonisiertes Gretchen, das Männer verführt und Neugeborene tötet.
Briefen etwas enthalten ist von dem Charakter der
sieben aufeinanderfolgenden Kulturepochen. Versuchen wir einmal
zu verstehen, wie diese Briefe gehalten sein mußten, wenn sie dem
entsprechen sollten, was eben gesagt worden ist. Der Apokalyptiker
denkt sich: In Ephesus ist eine Gemeinde, eine Kirche. Sie
hat das Christentum angenommen, aber sie zeigt das Christentum
in einer Färbung, wie die erste Kulturepoche noch war, fremd dem
äußeren Leben, nicht von Liebe erfüllt für das, was die eigentliche
Aufgabe ist des nachatlantischen Menschen. — Daß sie die Anbetung
der groben Sinnlichkeit verlassen hat, daß sie sich gewandt
hat zum geistigen Leben — so sagt der, der die Briefe an die Gemeinde
richtet —, das gefalle ihm an ihr. Wir erkennen, was der
Apokalyptiker damit sagen wollte, in dem Umstand, daß Ephesus
die Stätte war, wo der Mysteriendienst der keuschen Diana gepflegt
wurde. Er deutet darauf hin, daß die Abkehr von der Materie dort
in besonderer Blüte stand, die Abkehr vom sinnlichen Leben und
die Hinwendung zum Geistigen. «Aber ich habe wider dich, daß
du die erste Liebe verlassen hast», die Liebe, die die erste nachatlantische
Kultur haben muß, die darin sich äußert, die Erde als
Acker anzusehen, in den hinein verpflanzt werden muß der göttliche
Same.


[[Rudolf Steiner]] weist darauf hin, dass in der Walpurgisnacht auch der [[Ätherleib]] Fausts gelockert wird und ihm - da er ein [[Mann]] ist - in [[weib]]licher Gestalt als Lilith erscheint:
Wie charakterisiert sich denn derjenige, der diesen Brief diktiert?
 
Er charakterisiert sich als Vorläufer des Christus Jesus, gleichsam
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als Führer der ersten Kulturepoche. Der Christus Jesus spricht
"Und jetzt wird darauf hingewiesen, wie das Seelische heraus muß aus dem Leibe, wie auch noch ein Stück Ätherleib herausgeholt werden muß, was während der ganzen Erdenentwickelung sonst nicht geschieht, als wie in einem besonderen Herausfahren, ich möchte sagen, in einer Art Natur-Initiation. Der Ätherleib des Faust ist mitgegangen zum Teil; das wird, weil der Ätherleib - ich habe das öfter erwähnt - des Mannes weiblich ist, als Lilith gesehen. Das führt hinauf in Zeiten, in denen der Mensch überhaupt nicht so konstituiert war. Lilith ist der Sage nach Adams erste Frau und Luzifers Mutter. Also hier sehen wir, wie schon luziferische Künste, die dem Mephistopheles auch zu Hilfe stehen, mit spielen, wie aber doch etwas Niedriges dabei ist. Das ist in der nachfolgenden Rede der Fall, die einer Verführung gleichkommt. Faust fürchtet sich ohnedies schon, daß ihm das Bewußtsein schwinden könnte, und dafür möchte Mephistopheles schon sorgen, daß Faust das Bewußtsein verliert und so recht untertaucht. Er hat ihn nun dazu gebracht, sogar ein Stück Ätherleib herauszuziehen, so daß er die Erscheinung der Lilith haben kann. Er möchte schon, daß es recht weit käme, daher verführt er ihn zu diesem Hexentanz, wo er selber mit der alten Hexe tanzt und Faust mit der jungen Hexe." {{Lit|GA 273, S 52f}}
gleichsam durch diesen Führer oder Meister der ersten Kulturepoche,
jener Epoche, wo der Eingeweihte hinaufsah zu den jenseitigen
Welten. Er sagt von sich, daß er die sieben Sterne in seiner
Rechten halt und die sieben goldenen Leuchter. Die sieben Sterne
sind nichts anderes als Symbole für die sieben höheren geistigen
Wesenheiten, welche die Führer der großen Kulturepochen sind.
Und von den sieben Leuchtern ist es im besonderen ausgedrückt,
daß es geistige Wesenheiten sind, die man nicht in der sinnlichen
Welt sehen kann. So ist auch in der Joga-Einweihung in klaren
Worten auf sie hingedeutet, hingedeutet aber auch darauf, daß niemals
der Mensch im Sinne der Entwickelung wirkt, wenn er die
äußeren Werke haßt, wenn er von der Liebe zu den äußeren Werken
abläßt. Die Gemeinde zu Ephesus hat die Liebe zu den äußeren
Werken verlassen. So wird ganz richtig in der Apokalypse des
Johannes angegeben: Du hassest die Werke der Nikolaiten. —
«Nikolaiten» ist nichts anderes als eine Bezeichnung für diejenigen
Menschen, die das Leben bloß in der sinnlichen Materie zum Ausdruck
bringen. Es gab in der Zeit, auf die sich dieser Brief bezieht,
eine Sekte der Nikolaiten, die alles, was dem Menschen wert sein
soll, nur in dem äußeren, fleischlichen, sinnlichen Leben sahen.
Das sollst du nicht, sagt derjenige, der den ersten Brief inspiriert.
Aber nicht von der ersten Liebe lassen, sagt er auch, denn dadurch,
daß du die Liebe zur äußeren Welt hast, belebst du diese äußere
Welt, holst du sie hinauf zum geistigen Leben. ~ Derjenige, der
Ohren hat zu hören, der höre: Wer überwindet, dem werde ich zu
essen geben, nicht bloß vom vergänglichen Baum, sondern vom
Baum des Lebens —, das heißt, der wird imstande werden, zu vergeistigen,
was hier im Sinnlichen ist, um es hinaufzuführen zum
Altar des geistigen Lebens." {{Lit|{{G|104|77ff}}}}
</div>
</div>


== Lilith im Film ==
== Siehe auch ==
 
Es gibt unterschiedliche Bearbeitungen der Lilith-Sage, z.&nbsp;B. Robert Rossens Film ''Lilith'' mit [[Wikipedia:Warren Beatty|Warren Beatty]] in der Hauptrolle. Er handelt von einem Therapeuten, der sich in einem Nobel-Sanatorium einer mysteriösen jungen Frau annimmt und in der Folge unter Wahnvorstellungen leidet.
 
Lilith tritt auch in verschiedenen Bearbeitungen als [[Vampir]]in oder verstoßener Engel auf, etwa in dem Anime ''[[Neon Genesis Evangelion]]'' sowie in der Serie ''[[Wikipedia:Supernatural|Supernatural]]''.
 
== Anmerkungen und Einzelnachweise ==
<references />
 
== Literatur ==
 
* Swantje Christow: ''Der Lilith-Mythos in der Literatur. Der Wandel des Frauenbildes im literarischen Schaffen des 19. und 20. Jahrhunderts''. Shaker, Essen 1998, ISBN 978-3-8265-3852-0.
* Hans-Christian Huf: ''Das Bibelrätsel. Geheimnisse der Heiligen Schrift''. Econ, Berlin 2005, ISBN 978-3-430-14875-7.
* Siegmund Hurwitz: ''Lilith – die erste Eva. Eine Studie über dunkle Aspekte des Weiblichen''. Mit einem Vorwort von [[Wikipedia:Marie-Louise von Franz|Marie-Louise von Franz]]. Daimon, Zürich 1980 (5. überarbeitete Auflage 2004), ISBN 978-3-85630-633-5.
* Manfred Hutter: ''Lilith''. In: K. van der Toorn, B. Becking, Pieter W. van der Horst (Hrsg.): ''Dictionary of Deities and Demons in the Bible''. Leiden, Boston, Köln, zweite Auflage 1999, S. 520-521
* [[Wikipedia:Hans-Joachim Maaz|Hans-Joachim Maaz]]: ''Der Lilith-Komplex. Die dunklen Seiten der Mütterlichkeit''. Beck, München 2003, ISBN 3-406-49335-1.
* Dorothee Pielow: ''Lilith und ihre Schwestern. Zur Dämonie des Weiblichen''. Grupello, Düsseldorf 1998, ISBN 3-928234-94-3.
* [[Wikipedia:Vera Zingsem|Vera Zingsem]]: ''Lilith, Adams erste Frau''. Klöpfer & Meyer, Tübingen 1999 (2. erweiterte Auflage 2003), ISBN 978-3-937667-55-3.
* Diane Wolkenstein, Samuel Noah Kramer: ''Inanna – Queen of Heaven and Earth''. Rider & Co, 1984, ISBN 0-09-158181-8.
* Heide Göttner-Abendroth: ''Inanna, Gilgamesch, Isis, Rhea – Die großen Göttinnenmythen Sumers, Ägyptens und Griechenlands''. Ulrike Helmer Verlag, Königstein 2004, ISBN 3-89741-158-X.
 
== Lilith als literarische Figur ==


* [[Wikipedia:Octavia Butler|Octavia Butler]]: ''Lilith’s Brood''. 2000 ([[Science Fiction|Science-Fiction]]-[[Trilogie]]. Ursprünglich 1987–1989 unter dem Titel ''Xenogenesis'')
* {{WikipediaDE|Ephesos}}
* [[Wikipedia:Christoph Marzi|Christoph Marzi]]: ''Lilith''.
* [[Wikipedia:George MacDonald|George MacDonald]]: ''Lilith''.


== Literatur ==
== Literatur ==
#Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaftliche Erläuterungen zu Goethes «Faust»'', Band II: Das Faust-Problem, [[GA 273]] (1981)
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Apokalypse des Johannes'', [[GA 104]] (1985), ISBN 3-7274-1040-X {{Vorträge|104}}


{{GA}}
{{GA}}


== Weblinks ==
{{Navigationsleiste Sieben Gemeinden}}
 
{{Commons|Lilith}}
* [http://www.hagalil.com/archiv/2000/09/lilith.htm Lilith aus jüdisch-feministischer Sicht]
* [http://www.hennapage.com/henna/encyclopedia/kurdjewish/circ.html ''Indigo and Turmeric Body Art Traditions for Circumcision in Jewish Kurdistan'']
* [http://www.vampyrbibliothek.de/vampire/vampire-lilith.htm Lilith – Vampyrbibliothek]
*[http://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/details/quelle/WIBI/zeichen/l/referenz/25027///cache/356c31b32f/ Entsprechender Fachartikel in: Michaela Bauks / Klaus Koenen (Hrsg.): ''Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet'' (WiBiLex), 2007ff.]
* [http://www.ucalgary.ca/~elsegal/Shokel/950206_Lilith.html Eliezer Segal zum Alphabet des Ben Sira (englisch)]
 
{{DEFAULTSORT:Lilith}}
[[Kategorie:Mythologisches Luftwesen]]
[[Kategorie:Sumerische Mythologie]]
[[Kategorie:Mesopotamische Gottheit]]
[[Kategorie:Fabelwesen]]
[[Kategorie:Jüdische Mythologie]]


{{Wikipedia}}
[[Kategorie:Mysterien]] [[Kategorie:Griechische Mysterien]] [[Kategorie:Apokalypse]]  [[Kategorie:Antike Stadt|102]] [[Kategorie:Sieben Gemeinden in Kleinasien|!102]]

Version vom 29. August 2018, 18:21 Uhr

Ephesos (Türkei)
Ephesos (Türkei)
Ephesos
Ephesos
Ephesos
Ephesos, Lage in der Türkei

Ephesos (griech. Ἔφεσος, hethitisch vermutlich Apaša, lat. Ephesus), war in der Antike eine der ältesten, bedeutendsten und größten griechischen Städte Kleinasiens.

Die Mysterien von Ephesos

Hauptartikel: Mysterien von Ephesos

Der Tempel der Artemis (Artemision) galt schon in der Antike als eines der Sieben Weltwunder. In den hier beheimateten Mysterien von Ephesos, die zu den bedeutensten Mysterien der Antike zählten, wurde der Geistesschüler zum Erleben des schöpferischen Weltenwortes geführt.

360 Grad Panorama des Geländes des Artemis-Tempels von Ephesos

Vorlage:Panorama/Wartung/Para4

Die frühchristliche Gemeinde von Ephesos

Artemis-Statue im Museum von Ephesos (Foto: Lutz Langer)
Celsus-Bibliothek, rechts das Südtor der Agora
Das große Theater von Ephesos

Ephesos war die erste der sieben Gemeinden in Kleinasien, an die in der Apokalypse des Johannes ein Sendschreiben gerichtet wurde, das der Christus dem Evangelisten Johannes diktiert hatte. Nach Rudolf Steiner repräsentiert Ephesos die Urindische Kulturepoche.

„1 Dem Engel der Gemeinde in "Ephesus" schreibe: Das sagt, der da hält die sieben Sterne in seiner Rechten, der da wandelt mitten unter den sieben goldenen Leuchtern: 2 Ich kenne deine Werke und deine Mühsal und deine Geduld und weiß, dass du die Bösen nicht ertragen kannst; und du hast die geprüft, die sagen, sie seien Apostel und sind's nicht, und hast sie als Lügner befunden 3 und hast Geduld und hast um meines Namens willen die Last getragen und bist nicht müde geworden. 4 Aber ich habe gegen dich, dass du die erste Liebe verlässt. 5 So denke nun daran, wovon du abgefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke! Wenn aber nicht, werde ich über dich kommen und deinen Leuchter wegstoßen von seiner Stätte - wenn du nicht Buße tust. 6 Aber das hast du für dich, dass du die Werke der Nikolaïten hassest, die ich auch hasse. 7 Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt! Wer überwindet, dem will ich zu essen geben von dem Baum des Lebens, der im Paradies Gottes ist.“

Offenbarung: 2,1-7 LUT

Rudolf Steiner erläutert dazu:

"Was sich nun also von Zeitraum zu Zeitraum in der nachatlantischen Kultur entwickelt, das stellt sich der Apokalyptiker so vor, daß es sich ausdrückt in kleineren Gemeinschaften, und so werden ihm diese kleineren Gemeinschaften, die auf der äußeren Erde im Raum verteilt sind, zu Repräsentanten dieser Kulturepochen. Wenn er spricht von der Gemeinde oder Kirche zu Ephesus, so meint er: Ich nehme an, daß zu Ephesus eine solche Gemeinde lebte, die in gewisser Beziehung wohl das Christentum angenommen hat. Aber weil sich alles nach und nach entwickelt, so bleibt immer von jeder Kulturepoche etwas zurück. In Ephesus haben wir zwar eine Eingeweihtenschule, aber wir haben die christliche Lehre da so gefärbt, daß man noch überall die altindische Kultur erkennen kann. — Er will uns zeigen die erste Epoche in der nachatlantischen Zeit. Diese erste Epoche in der nachatlantischen Zeit ist also repräsentiert in der ephesischen Gemeinde, und das, was zu verkünden ist, soll in einem Briefe an die Gemeinde von Ephesus verkündet werden. Wir müssen uns das ungefähr so vorstellen: Der Charakter jener fernen indischen Kulturepoche blieb natürlich, er setzte sich fort in verschiedenen Kulturströmungen. In der Gemeinde von Ephesus haben wir noch etwas von diesem Charakter. Von dieser Gemeinde wurde das Christentum so erfaßt, daß es noch von dem typischen Charakter der altindischen Kultur bestimmt wurde.

So haben wir in jedem dieser Briefe einen Repräsentanten einer der sieben nachatlantischen Kulturepochen angesprochen. In jedem Briefe wird gesagt: Ihr seid so und so! Diese und jene Seite eures Wesens entspricht dem, was im Sinne des Christentums ist, das andere muß anders werden. — So sagt der Apokalyptiker zu einer jeden Kulturepoche, was beibehalten werden kann und was nicht mehr stimmt und anders werden soll.

Versuchen wir einmal, ob nun wirklich in den sieben aufeinanderfolgenden Briefen etwas enthalten ist von dem Charakter der sieben aufeinanderfolgenden Kulturepochen. Versuchen wir einmal zu verstehen, wie diese Briefe gehalten sein mußten, wenn sie dem entsprechen sollten, was eben gesagt worden ist. Der Apokalyptiker denkt sich: In Ephesus ist eine Gemeinde, eine Kirche. Sie hat das Christentum angenommen, aber sie zeigt das Christentum in einer Färbung, wie die erste Kulturepoche noch war, fremd dem äußeren Leben, nicht von Liebe erfüllt für das, was die eigentliche Aufgabe ist des nachatlantischen Menschen. — Daß sie die Anbetung der groben Sinnlichkeit verlassen hat, daß sie sich gewandt hat zum geistigen Leben — so sagt der, der die Briefe an die Gemeinde richtet —, das gefalle ihm an ihr. Wir erkennen, was der Apokalyptiker damit sagen wollte, in dem Umstand, daß Ephesus die Stätte war, wo der Mysteriendienst der keuschen Diana gepflegt wurde. Er deutet darauf hin, daß die Abkehr von der Materie dort in besonderer Blüte stand, die Abkehr vom sinnlichen Leben und die Hinwendung zum Geistigen. «Aber ich habe wider dich, daß du die erste Liebe verlassen hast», die Liebe, die die erste nachatlantische Kultur haben muß, die darin sich äußert, die Erde als Acker anzusehen, in den hinein verpflanzt werden muß der göttliche Same.

Wie charakterisiert sich denn derjenige, der diesen Brief diktiert? Er charakterisiert sich als Vorläufer des Christus Jesus, gleichsam als Führer der ersten Kulturepoche. Der Christus Jesus spricht gleichsam durch diesen Führer oder Meister der ersten Kulturepoche, jener Epoche, wo der Eingeweihte hinaufsah zu den jenseitigen Welten. Er sagt von sich, daß er die sieben Sterne in seiner Rechten halt und die sieben goldenen Leuchter. Die sieben Sterne sind nichts anderes als Symbole für die sieben höheren geistigen Wesenheiten, welche die Führer der großen Kulturepochen sind. Und von den sieben Leuchtern ist es im besonderen ausgedrückt, daß es geistige Wesenheiten sind, die man nicht in der sinnlichen Welt sehen kann. So ist auch in der Joga-Einweihung in klaren Worten auf sie hingedeutet, hingedeutet aber auch darauf, daß niemals der Mensch im Sinne der Entwickelung wirkt, wenn er die äußeren Werke haßt, wenn er von der Liebe zu den äußeren Werken abläßt. Die Gemeinde zu Ephesus hat die Liebe zu den äußeren Werken verlassen. So wird ganz richtig in der Apokalypse des Johannes angegeben: Du hassest die Werke der Nikolaiten. — «Nikolaiten» ist nichts anderes als eine Bezeichnung für diejenigen Menschen, die das Leben bloß in der sinnlichen Materie zum Ausdruck bringen. Es gab in der Zeit, auf die sich dieser Brief bezieht, eine Sekte der Nikolaiten, die alles, was dem Menschen wert sein soll, nur in dem äußeren, fleischlichen, sinnlichen Leben sahen. Das sollst du nicht, sagt derjenige, der den ersten Brief inspiriert. Aber nicht von der ersten Liebe lassen, sagt er auch, denn dadurch, daß du die Liebe zur äußeren Welt hast, belebst du diese äußere Welt, holst du sie hinauf zum geistigen Leben. ~ Derjenige, der Ohren hat zu hören, der höre: Wer überwindet, dem werde ich zu essen geben, nicht bloß vom vergänglichen Baum, sondern vom Baum des Lebens —, das heißt, der wird imstande werden, zu vergeistigen, was hier im Sinnlichen ist, um es hinaufzuführen zum Altar des geistigen Lebens." (Lit.: GA 104, S. 77ff)

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Literatur

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Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.