Joachim Stiller und Vorurteil: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Bild 29x.jpg|mini|Joachim Stiller in seiner Wohnung (2014)]]
Ein '''Vorurteil''' ({{EnS|prejudice}}) ist ''im weitesten Sinn'' ein [[Urteil]], das in einer gegebenen Situation ''nicht'' durch das aktuelle [[Denken]] nach einer gründlichen Untersuchung der Sachlage gefällt wird, sondern [[gewohnheit]]smäßig mehr oder weniger fertig dem [[Gedächtnis]] entnommen ist. Da Vorurteile sehr fest im [[Ätherleib]] sitzen, sind sie entsprechend schwer zu ändern und werden als mehr oder weniger unverrückbare [[Tatsache]] gewertet. Sie prägen nicht nur das [[Denken]] sondern oft auch beinahe [[instinktiv]] das [[Verhalten]]. Eine mildere Form des Vorurteils, die einen weniger zwanghaften Charakter hat und weniger unmittelbar das [[Handeln]] impulsiert, ist die '''Voreingenommenheit''' oder '''Befangenheit''' ({{EnS|bias}}). Vorurteile erleichtern oder ermöglichen überhaupt erst die rasche Orientierung im Alltagsleben, behindern aber umgekehrt auch jede tiefer gehende neue [[Erkenntnis]].


'''Joachim Stiller''' (* [[Wikipedia:24. Juli|24. Juli]] [[Wikipedia:1968|1968]] in [[Wikipedia:Beckum|Beckum]]) ist ein deutscher [[Künstler]], [[Philosoph]] und [[Schriftsteller]]. Außerdem ist er ein [[Wikipedia:Kritik|kritischer]] [[Wikipedia:Anthroposoph|Anthroposoph]]<ref>[http://joachimstiller.de/anthroposophie.html Joachim Stiller: Seite für kritische Antrhoposophie]</ref> und [[Wikipedia:Manichäer|Neomanichäer]].
{{Zitat|Vorurteil nennt ursprünglich einen harmlosen Tatbestand. In alten Zeiten
war es das auf frühere Erfahrung und Entscheidung begründete Urteil, praejudicium.
Später hat die Metaphysik, Descartes, Leibniz zumal, eingeborene
Wahrheiten, Vorurteile im strengen Sinne, zur höchsten philosophischen
Wahrheit erklärt. Sätze "a priori" , der Erfahrung logisch vorgeordnet, bilden
nach Kant die reine Wissenschaft. Nur in England, wo Erfahrung seit
Jahrhunderten als die oberste Instanz der Erkenntnis erschien, galt prejudice,
das heißt die Ansicht, die der Prüfung durch die Tatsachen vorhergeht oder
ihr sich gar entziehen will, von der Bibel abgesehen, längst als Vorurteil im
negativen Sinn.


== Leben und Wirken ==
Daß Abbreviaturen eigener Erlebnisse und dessen, was vom Hörensagen
stammt, im Vollzug des Lebens eine Rolle spielen, ist offenbar. Was einmal
gelernt und aufgenommen ist, wird in allgemeinen Vorstellungen aufgestapelt.
Bewußt und halbbewußt, automatisch und absichtlich wird jeder neue
Gegenstand mittels des so erworbenen Arsenals begrifflich eingeschätzt. Die
Verhaltensweisen der Individuen in den Situationen des Alltags haben auf
Grund von bruchstückhaftem Wissen sich eingeschliffen, sind Reaktionen aus
Vorurteilen. Im Dschungel der Zivilisation reichen angeborene Instinkte noch
weniger aus als im Urwald. Ohne die Maschinerie der Vorurteile könnte
einer nicht über die Straße gehen, geschweige denn einen Kunden bedienen.
Nur muß er imstande sein, die Generalisierung einzuschränken, wenn er nicht
unter die Räder kommen will. Jenseits des Kanals fahren Autos auf der
linken Straßenseite, und hierzulande wechseln die Kunden in immer rascherem
Tempo den Geschmack. Man kann sie nicht stets nach demselben Schema
zufriedenstellen. Solche Vorurteile näher zu bestimmen, zwingt das eigene
Interesse.|[[Wikipedia:Max Horkheimer|Max Horkheimer]]|''Über das Vorurteil'', [http://archive.org/stream/MaxHorkheimerUeberDasVorurteil/Max_Horkheimer_%C3%9Cber_das_Vorurteil_#page/n3/mode/2up S. 5f]}}


[[Datei:Bild 18.jpg|mini|Joachim Stiller: Regie' 68 (1996)]]
Häufig sind Vorurteile auch mit einer ''positiven'' oder ''negativen'' [[Wertung]] verbunden und sind in diesem Sinn zugleich [[Werturteil]]e. Im [[Wirtschaftsleben]] beispielsweise tragen positive Vorurteile entscheidend zum wirtschaftlichen Erfolg eines [[Wikipedia:Unternehmen|Unternehmen]]s, einer [[Wikipedia:Marke (Marketing)|Marke]] oder eines [[Produkt]]s bei.
[[Datei:Bild 19.jpg|mini|Joachim Stiller: Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg! (1999)]]


Stiller versteht sich als [[Künstler]], [[Philosoph]] und [[Schriftsteller]], aber auch als [[Anthroposophie|anthroposophisch]] orientierter [[Sozialwissenschaft|Sozial]]- und [[Naturwissenschaft|Naturwissenschaftler]]. Er ist reiner [[Autodidakt]]. Er hat [[Wikipedia:Feldforschung|Feldstudien]] zu fast allen Bereichen der systematischen und historischen Philosophie betrieben. Stiller publiziert in erster Linie im [[Internet]]. So hat er seine sämtlichen Arbeiten und Schriften auf seiner Homepage veröffentlicht.  
Als Vorurteile ''im engeren Sinn'' werden insbesondere '''soziale Vorurteile''' aufgefasst, die aus [[Egoismus|egoistischen]] und [[Gruppenegoismus|gruppenegoistischen]] [[Triebfeder]]n entstehen. Auch sie sind stets mit einer ''positiven'' oder ''negativen'' Wertung verbunden und meist sehr stark [[Emotion|emotional]] aufgeladen. Gemeinsam ist ihnen, dass sie das [[Individualität|individuelle]] [[Wesen]] der Mitmenschen ausklammern, und diese nur nach dem hemmenden oder fördernden [[Wert]] für das eigene [[Ego]] beurteilen. Persönliche Vorurteile resultieren vornehmlich aus [[Sympathie und Antipathie]], die oft auch [[Karma|karmische]] Ursachen hat. Besonders schädlich für das [[Soziales Leben|soziale Leben]] sind Vorurteile gegen einzelne Menschengruppen, die dann oft nur mehr durch stark vereinfachende und wenig wirklichkeitsgemäße [[Stereotyp]]e charakterisiert werden. Typischerweise wird dabei die eigene Gruppe, der man sich zugehörig fühlt, stark positiv überbewertet, während eine oder mehrere andere Gruppen ebenso stark abgewertet werden. Damit wird die soziale Kluft innerhalb einer gegebenen [[Gesellschaft]] zunehmend verschärft bis hin zu so sozial zerstörerischen Phänomenen wie [[Rassismus]] und [[Nationalismus]]. Gruppenegoistische Vorurteile führen sehr leicht zu einer Gewalteskalation, wenn die eigene Gruppe als bedroht empfunden wird. Der US-amerikanische [[Psychologe]] [[Wikipedia:Gordon Allport|Gordon Allport]] (1897-1967) hat 1954 in seiner klassischen Arbeit über „Die Natur des Vorurteils“ (''The nature of prejudice'') folgende typische Eskalationsstufen beschrieben: ''Verleumdung, Kontaktvermeidung, Diskriminierung, körperliche Gewalt, Vernichtung'' (→ [[Wikipedia:Allport-Skala|Allport-Skala]]).


Während des Abiturs kam Stiller in Berührung mit dem [[Marxismus]], durch den er nachhaltig geprägt wurde. Er wurde mit nur 18 Jahren der jüngste OV-Vorsitzende der [[Wikipedia:Sozialistische Jugend Deutschlands - Die Falken|Sozialistischen Jugend Deutschlands - Die Falken]]. Nach dem Abitur wollte Stiller eigentlich Malerei studieren. Er begeisterte sich für Joseph Beuys, sah in Berlin die große Beuys-Rhetrospektive 1988 und geriet so an [[Wilhelm Schmundt]] und die [[Anthroposophie]]. Nach der [[Wikipedia:Deutsche Wiedervereinigung|Wende]] und dem Zusammenbruch der [[Wikipedia:Sowjetunion|Sowjetunion]], eine [[Wikipedia:Zäsur|Zäsur]], die praktisch alle [[Wikipedia:Revolution|revolutionären]] Träume zunichte machte, wandelte sich Stiller von einem Marxisten zu einem Anthropsophen. Aus dem [[Kommunismus|Kommunisten]] war ein [[Soziale Dreigliederung|Dreigliederer]] geworden, aus dem [[Materialismus|Materialisten]] ein [[Anthroposophie|Anthroposoph]] und aus aus dem [[Atheismus|Atheisten]] ein tief religiöser [[Christ]] und [[Esoteriker]]. Zu einem Kunststudium kam es hingegen nicht, nicht zuletzt, weil eine schwere psychische Erkrankung ([[Schizophrenie]]) dies verhinderte. Auch ein angefangenes Studium der [[Soziologie]], [[Philosophie]] und [[Geschichte]] musste Stiller abbrechen. Lange Krankenhausaufenthalte schlossen sich an. Während seiner medizinsichen und beruflichen [[Wikipedia:Rehabilitation psychisch Kranker|Reha]] in [[Wikipedia:Lippstadt|Lippstadt]] griff er den Faden der Kunst wieder auf. Nun war klar, er würde nur noch Objekt und Zeichnungen machen, und zwar im Stile von Joseph Beuys. Stiller las alles, was er von Steiner in die Finger kriegen konnte, bewahrte sich aber immer auch einen kritischen Geist Steiner und der Anthroposophie gegenüber. Während seiner [[Wikipedia:Umschulung|Umschulung]] zum [[Wikipedia:Industriekaufmann|Industriekaufamm]] in [[Wikipedia:Hamm|Hamm]] nahm er Kontakt zum [[Internationales Kulturzentrum Achberg|Internationalen Kulturzentrum in Achberg]] auf, die ihn auch sofort nach Achberg einluden. Um die Jahrtausendwende war Stiller dann regelmäßiger Tagungsteilnehmer im Internationalen Kulturzentrum. Stiller hat bei [[Wilfried Heidt]] über zwei Konstitutionsprobleme gearbeitet, das des [[Sozialer Organismus|sozialen Organismus]] und das der [[Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft|Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft der Weihnachtstagung (AAG)]], ein damals viel diskutiertes Thema. Er hat auch die Entwicklung miterlebt, die zum Medianum-Bauimpuls geführt hat. Allerdings distanziert er sich heute unbedingt von diesem Projekt, das er für nicht zielführend hält.  
[[Wahrnehmungsurteile]], durch die wir gegebene [[Wahrnehmung]]en rasch identifizieren, beruhen überwiegend auf lange, oft schon seit der frühen Kindheit eingeübten, unbewusst bleibenden und daher kaum verrückbaren Vorurteilen, die gegebenenfalls auch zu typischen [[Wahrnehmungstäuschung]]en führen, die sich oft selbst dann nicht aufheben lassen, wenn wir sie mit dem wachen [[Verstand]] durchschauen. Bei den uns aus dem Alltagsleben gut vertrauten [[Ding]]en fließen [[Wahrnehmung]] und [[Begriff]] so selbstverständlich und rasch zusammen, dass wir uns dieses Vorgangs gar nicht bewusst werden. Der zugehörige Begriff ist längst in uns vorgebildet und muss nicht erst mühsam suchend der Wahrnehmung entgegengebracht werden. Die Wahrnehmung wird dadurch unvermerkt mit [[Vorstellung]]en durchsetzt. Wir sehen nur, was wir zu sehen erwarten - und so für alle Sinne. Für die rasche routinierte Orientierung im Alltagsleben sind solche Begriffe und Vorstellungen unerlässlich. Allerdings beziehen sie sich heute, wo wir durch eine stark [[Materialismus|materialistische]] [[Denken|Denkweise]] geprägt sind, meist nur auf das rein [[Gegenstand|gegenständlich]]e [[Raum|räumlich]]-[[Materie|materielle]] Dasein. Wir erkennen auf diese Weise eine bestimmte Gruppe sinnlicher Wahrnehmungen sofort als Eiche, als Buche, als Bergkristall, als Löwe usw. Diese „Dinge“ erscheinen uns derart ganz unmittelbar als gegebene gegenständliche materielle Wirklichkeit und wir glauben ihr ganzes [[Wesen]] darin erschöpft. Das ist aber nicht der Fall. Ihr eigentliches, tieferes Wesen erschließt sich nur, wenn es gelingt, diesen „Erkenntnisautomatismus“ zu durchbrechen. Dazu muss einerseits die Wahrnehmung von den begrifflichen Elementen befreit und zu einer möglichst [[Reine Wahrnehmung|reinen Wahrnehmung]] geläutert werden und andererseits der Begriff geistig vertieft werden, was nur durch eine entsprechende [[geistige Schulung]] möglich ist.


Stiller ließ sich 2003 wegen seiner psychischen Erkrankung berenten und verwirklicht sich seitdem selbst. Er wurde zunächst [[Künstler]], dann [[Literatur|Literat]], dann [[Philosoph]]. Ein Ausflug in die [[Schriftsteller|Schriftstellerei]] brachte hingegen nicht so viel ein und wurde von ihm wieder aufgegeben, obwohl es an Ideen nicht gemangelt hätte. Am Ende wurde er aber ein moderner Enzyklopädist, der für gleich drei Wikis arbeitet.
{{GZ|Nicht wahr, unser gewöhnliches Geistesleben im wachen Zustande
verläuft ja so, daß wir wahrnehmen und eigentlich immer im Wahrnehmen
schon das Wahrgenommene mit Vorstellungen durchtränken,
im wissenschaftlichen Denken ganz systematisch das Wahrgenommene
mit Vorstellungen verweben, durch Vorstellungen systematisieren
und so weiter. Dadurch, daß man sich ein solches Denken angeeignet
hat, wie es allmählich hervortritt im Verlaufe der «[[Philosophie der Freiheit]]», kommt man nun wirklich in die Lage, so scharf
innerlich seelisch arbeiten zu können, daß man, indem man wahrnimmt,
ausschließt das Vorstellen, daß man das Vorstellen unterdrückt,
daß man sich bloß dem äußeren Wahrnehmen hingibt. Aber damit
man die Seelenkräfte verstärke und die Wahrnehmungen im richtigen
Sinne gewissermaßen einsaugt, ohne daß man sie beim Einsaugen mit
Vorstellungen verarbeitet, kann man auch noch das machen, daß man
nicht im gewöhnlichen Sinne mit Vorstellungen diese Wahrnehmungen
beurteilt, sondern daß man sich symbolische oder andere Bilder schafft
zu dem mit dem Auge zu Sehenden, mit dem Ohre zu Hörenden, auch
Wärmebilder, Tastbilder und so weiter. Dadurch, daß man gewissermaßen
das Wahrnehmen in Fluß bringt, dadurch, daß man Bewegung
und Leben in das Wahrnehmen hineinbringt, aber in einer solchen
Weise, wie es nicht im gewöhnlichen Vorstellen geschieht, sondern im
symbolisierenden oder auch künstlerisch verarbeitenden Wahrnehmen,
dadurch kommt man viel eher zu der Kraft, sich von der Wahrnehmung
als solcher durchdringen zu lassen* Man kann sich ja schon gut
vorbereiten für eine solche Erkenntnis bloß dadurch, daß man wirklich
im strengsten Sinne sich heranerzieht zu dem, was ich charakterisiert
habe als den Phänomenalismus, als das Durcharbeiten der Phänomene.
Wenn man wirklich an der materiellen Grenze des Erkennens
getrachtet hat, nicht in Trägheit durchzustoßen durch den Sinnesteppich
und dann allerlei Metaphysisches da zu suchen in Atomen
und Molekülen, sondern wenn man die Begriffe verwendet hat, um
die Phänomene anzuordnen, um die Phänomene hin zu verfolgen bis
zu den Urphänomenen, dann bekommt man dadurch schon eine Erziehung,
die dann auch alles Begriffliche hinweghalten kann von den
Phänomenen. Und symbolisiert man dann noch, verbildlicht man die
Phänomene, dann bekommt man eine starke seelische Macht, um gewissermaßen
die Außenwelt begriffsfrei in sich einzusaugen.|322|113f}}


Stiller wohnt seit 2000 in [[Wikipedia:Münster|Münster]]. Er führt dort das Leben eines [[Eremit|Eremiten]], der sich nach der [[Internationales Kulturzentrum Achberg|Achberger]] Enttäuschung weitestgehend aus dem gesellschafltichen Leben zurückgezogen hat.
== Vorurteilslosigkeit als Grundbedingung jeder geistigen Schulung ==


== Werke ==
Jede Art von Vorurteil, sei es auch vollkommen [[wertfrei]], behindert die [[geistige Entwicklung]]. Jede [[geistige Schulung]] muss daher mit einer strengen [[Selbsterziehung]] zur [[Vorurteilslosigkeit]] verbunden sein. Nur durch Vorurteilslosigkeit kann das [[Geistselbst]] ([[Manas]]) entwickelt werden. Darauf zielt insbesondere auch die fünfte [[Nebenübung]]. In der freien Nachschrift (''Aufzeichnung A'' in der Handschrift von ''Camilla Wandrey'') zu einer von [[Rudolf Steiner]] am 2. Januar 1914 in [[Wikipedia:Leipzig|Leipzig]] gehaltenen esoterischen Stunde heißt es:


[[Datei:Bild 20.jpg|mini|Joachim Stiller: Solidarität mit Chile (1986) - Die Erdkundalini bewegt sich von Tibet weg. Chile wird das neue spirituelle Zentrum der Welt.]]
{{GZ|Auf der fünften Stufe entwickeln wir Manas oder Geistselbst.
[[Datei:Bild 23x.jpg|mini|Joachim Stiller:Ich bin nicht aus Pappe (1996)]]
Da dürfen wir uns nicht festlegen auf dasjenige, was wir bisher
[[Datei:Bild 24x.jpg|mini|Joachim Stiller:[[Wikipedia:Alptraum|Alptraum]] (1997)]]
gesehen, gelernt, gehört haben. Wir müssen lernen, von alle dem
[[Datei:Bild 40x.jpg|mini|Joachim Stiller:[[Wikipedia:Perpetuum mobile|Perpetuum mobile]] - Der Fortschritt ist eine Schnecke (1996)]]
abzusehen, uns allem, was uns entgegentritt, ganz wie ausgeleert
[[Datei:Bild 42x.jpg|mini|Joachim Stiller: Sonnenblume (1988)]]
von dem Bisherigen zu erhalten. Manas kann nur entwickelt
[[Datei:Bild 22x.jpg|mini|Joachim Stiller: [[Organe|Okkulte Physiologie]] (2002-2017)]]
werden, wenn man lernt, alles, was wir uns durch Eigendenken
[[Datei:Bild 44x.jpg|mini|Joachim Stiller: [[Kosmologie]] und [[Architektur]]: Blasenbau (1988)]]
erworben haben, doch nur zu empfinden als etwas Minderwertiges
[[Datei:Bild 41x.jpg|thumb|220px|Joachim Stiller: Beuyssche Schultafel (2001) mit dem [[Wikipedia:Tafelbild (Unterricht)|Tafelbild 1]]: Was ist der Mensch?]]
gegenüber dem, was wir uns erwerben können, indem wir
[[Datei:Bild 45x.jpg|thumb|220px|Joachim Stiller: Rose für [[Direkte Demokratie]] (2005-2013)]]
uns den Gedanken öffnen, die aus dem gottgewobenen Kosmos
einströmen. Aus diesen göttlichen Gedanken ist alles, was uns
umgibt, entstanden. Wir haben sie nicht durch unser bisheriges
Denken finden können. Da verbergen es uns die Dinge. Jetzt
lernen wir hinter allem wie ein verborgenes Rätsel dies Göttliche
zu erahnen. Immer mehr lernen wir in Bescheidenheit einsehen,
wie wenig wir bisher von diesen Rätseln ergründet haben. Und
wir lernen, daß wir eigentlich alles aus unserer Seele entfernen
müssen, was wir bisher gelernt haben, daß wir ganz unbefangen,
wie ein Kind, allem entgegentreten müssen - daß sich nur der
Unbefangenheit der Seele darbieten die göttlichen Rätsel, die uns
umgeben. Kindlich muß die Seele werden, um in die Reiche der
Himmel eindringen zu können. Der kindlichen Seele strömt
dann entgegen die verborgene Weisheit - Manas - wie ein Geschenk
der Gnade aus der geistigen Welt.|266c|244f}}


Das Gesamtwerk von Joachim Stiller gliedert sich in sieben Bereiche:
== Literatur ==


=== Das aphoristische Werk ===
# {{Literatur
  |Autor=[[Wikipedia:Walter Lippmann|Walter Lippmann]]
  |Hrsg=[[Wikipedia:Elisabeth Noelle-Neumann|Elisabeth Noelle-Neumann]]
  |Titel=''Die öffentliche Meinung''
  |Verlag=Brockmeyer
  |Ort=Bochum
  |Datum=1990
  |ISBN=3-88339-786-5
  |Originaltitel=''Public Opinion''
  |Originalsprache=en
  |Online=[http://www.gutenberg.org/etext/6456 gutenberg.org]}}
#[[Wikipedia:Max Horkheimer|Max Horkheimer]]: ''Über das Vorurteil'', Springer Fachmedien, Wiesbaden 1963, ISBN ISBN 978-3-663-03191-8 [http://archive.org/details/MaxHorkheimerUeberDasVorurteil archive.org]
#Rudolf Steiner: ''Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, Band III: 1913 und 1914; 1920 – 1923'', [[GA 266/3]] (1998), ISBN 3-7274-2663-2 {{Schule|266c}}
#Rudolf Steiner: ''Grenzen der Naturerkenntnis'', [[GA 322]] (1981), ISBN 3-7274-3220-9 {{Vorträge|322}}


Das aphoristische Werk umfasst weit über 14 000 Aphorismen (ab 1998). Hier eine kleine Auswahl:
{{GA}}


* "Denken = Freiheit."
[[Kategorie:Philosophie]] [[Kategorie:Denken]] [[Kategorie:Logik]] [[Kategorie:Erkenntnistheorie]] [[Kategorie:Wissenschaftstheorie]] [[Kategorie:Soziales Leben]] [[Kategorie:Ethik]]
* "Kreativität = Kapital."
* "Soziale Kunst = Interaktion."
* "Gewürze müssen immer handgreiflich sein."
* "Ich glaube an die Macht der Träume."
* "Die Zeit kommt immer von oben und fließt nach unten."
* "Ich habe meine Seele an das Kreuz dieser Gesellschaft geschlagen."
* "Das Bauwerk muss sein wie die Musik, wie eine Symphonie, wie ein Konzert, wie eine Melodie."
* "Phänomenologie heißt nichts anderes, als Wesentliches von Unwesentlichem zu trennen."
* "In der Psychiatrie gilt das Münchhausenprinzip: Man muss sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen."
* "Gehen heißt ein Schritt nach dem anderen."
* "Cogito ergo liber sum." (Ich denke, also bin ich frei.)
* "Der weise Mann ist wie der Sämann, er sät, aber er erntet nicht."
* "Ich bin ein Prophet des Antichristen."
* "Lebe immer im Einklang mit Dir selbst, dann lebst Du auch im Einklang mit Deinem Schicksal."
* "Bürger aller Länder, vereinigt Euch!"
* "Zeit meines Lebens war ich Freidenker, Humanist und Menschenfreund. Und doch glaube ich an Gott. Für mich steht das nicht im Widerspruch zueinander."
* "Politik ist Opium fürs Volk."
* "Ich glaube an die Wandlung der katholischen Kirche."
 
=== Das lyrische Werk ===
 
Das lyrische Werk umfasst über 1000 Gedichte (1998-2012). Eines von Stillers schönsten Gedichten lautet: "Fels in der Brandung" (2002-03):
<poem>   
        Ich möcht' ein Fels in der Brandung sein,
        Die Wellen, sie peitschen gegen mich ein,
        Ich trotz' dem Wasser und auch dem Wind,
        Bis alle Wellen gebrochen sind.
</poem>
 
=== Das erzählerische Werk ===
 
Das erzählerische Werk umfast zwei Erzählbände (Dachwitz - Kriminalerzählungen<ref>[http://joachimstiller.de/download/erzaehlung1.pdf Joachim Stiller: Dachwitz - Kriminalerzählungen (2004)]</ref> 2004 und Mythen, Sagen, Legenden, Märchen<ref>[http://joachimstiller.de/download/erzaehlung2.pdf Joachim Stiller: Mythen, Legenden, Märchen (2007-2013)]</ref> 2007-2013), zwei Kinderbücher (Paul sucht die Zeit<ref>[http://joachimstiller.de/download/kinderbuch1.pdf Joachim Stiller: Paul sucht die Zeit - Kinderbuch 1 (2004)]</ref> 2004 und Paul hat ein Geheimnis<ref>[http://joachimstiller.de/download/kinderbuch2.pdf Joachim Stiller: Paul hat ein Geheimnis - Kinderbuch 2 (2004)]</ref> 2004) und eine experimentelle Autobiographie (bis 2016).
 
=== Das sozialwissenschaftliche Werk ===
 
Stiller hat die "Soziale Fünfgliederung"<ref>[http://joachimstiller.de/download/sozialwissenschaft_soziale_fuenfgliederung.pdf Joachim Stiller: Die soziale Fünfgleiderung (bis 2017)]</ref> entwickelt (bis 2017) und wichtige Beiträge zur "Dynamischen Wirtschaftstheorie" geliefert. Außerdem hat er eine "Neue klassische Theorie"<ref>[http://joachimstiller.de/download/sozialwissenschaft_neue_klassische_theorie.pdf Joachim Stiller: Neue klassische Theorie (2017)]</ref> (2017) entwickelt.
 
=== Das philosophische Werk ===
 
Stiller hat praktisch zu allen wichtigen Themen der Philosophie gearbeitet. Sein bisheriges Hauptwerke, das nur im Internet veröffentlicht ist, ist der „Grundriss der Philosophie“.
 
 
'''Spirituelle Anthropologie'''
 
Stiller entwickelte in seiner "Spirituellen [[Anthropologie]]" ein neues [[Paradigma]] des [[Mensch]]en, dass er den "[[Anthropos]]" nennt. Er fand 24 Formen des [[Denken]]s, praktisch beliebig viele [[Fühlen|Gefühlsnuancen]], 12 Formen des [[Wollen|Willens]], 12 [[Wikipedia:Empfindung|Empfindungsformen]] und 24 [[Wikipedia:Transzendentalphilosophie|transzendentale]], regulative [[Idee|Ideen]] der [[Vernunft]]. Außerdem entwickelte Stiller ein ganz neues [[System]] der 24 [[Sinne]]. Er stellt dies in seinem "Grundriss der Philosophie I - Spirituelle Anthropologie"<ref>[http://joachimstiller.de/download/philosophie_grundriss1_anthropologie.pdf Joachim Stiller: Grundriss der Philosophie I - Spirituelle Anthropologie (bis 2012)]</ref> (bis 2018) ausführlich dar.
 
 
''' Naturphilosophie '''
 
Stillers [[Naturphilosophie]] versteht sich durchaus als "[[spirituell|spirituelle]]" Naturphilosophie. Er knüpft dabei an der Naturphilosophie der [[Anthroposophie]] mit ihren vier [[Naturreich]]en an, entwickelt darüber hinaus aber ein neues [[System]] der [[vier Elemente]], das er in nun geänderer Weise mit der Lehre der [[vier Temperamente]] in Verbindung bringt. Er stellt dies in seinem "Grundriss der Philosophie II - Naturphilosophie"<ref>[http://joachimstiller.de/download/philosophie_grundriss2_naturphilosophie.pdf Joachim Stiller: Grundriss der Philosophie II - Naturphilosophie (bis 2012)]</ref> (bis 2012) ausführlich dar.
 
 
'''Metaphysik'''
 
Im Rahmen seiner [[Metaphysik]] vertritt Stiller einen [[Wikipedia:Pluralismus (Philosophie)|"gemäßigten" Pluralismus]] und einen [[Wikipedia:Relativismus|"gemäßigten" Relativismus]]. Das setzt natürlich einen [[Wikipedia:Individualismus|Individualismus]] zwingend voraus. Diesen (gemäßigten) Individualismus teilt Stiller mit der [[Anthroposophie]] [[Steiner|Steiners]].
 
Im Rahmen einer [[Metaphysik]] des [[Raum|Raumes]] und der [[Zeit]] entwickelte Stiller eine eigene [[Mystik]] der Zeit. Er sagt:
 
:"Die Zeit kommt immer von oben und fließt nach unten."
 
Diese Mystik der Zeit wurde für Stiller [[Paradigma|paradigmatisch]] nicht zuletzt auch für seine "Neubegründung der Relativitätstheorie". Er ist der Meinung, dass die an sich [[Wikipedia:Invarianz|invariante]] [[Wikipedia:Zeitdilatation|Ortszeit]] anders nicht verstanden werden könne.
 
Am Ende klärt Stiller noch den Begriff des [[Wikipedia:Sinn|''Sinns'']] als einem zweiseitigen Begriff. Sinn hat einerseits die Bedeutung von [[Wikipedia:Bedeutung|Bedeutung]] (Wikipedia:Bedeutungstheorie|Bedeutungstheorie) und andererseits die Bedeutung von [[Wikipedia:Zweck|Zweck]] ([[Wikipedia:Handlungstheorie (Philosophie)|Handlungstheorie)]]. Stiller stellt dies alles in seinem "Grundriss der Philosophie III - Metaphysik"<ref>[http://joachimstiller.de/download/philosophie_grundriss3_metaphysik.pdf Joachim Stiller: Grundriss der Philosophie III - Metaphysik (bis 2012)]</ref> (bis 2012) ausführlich dar.
 
'''Ontologie'''
 
Der [[Aristoteles|aristotelische]] [[Substanz|Substanzbegriff]] und der [[Wesen|Wesensbegriff]] fallen für Stiller weitestgehend zusammen. Grundlegende Eigenschaften der Dinge können entweder [[Akzidenz|akzidentiell]] (accidentia) oder [[Essenz|essentiell]] (essentia) sein.
 
Stiller stellt dies in seinem "Grundriss der Philosophie IV - Ontologie"<ref>[http://joachimstiller.de/download/philosophie_grundriss4_ontologie.pdf Joachim Stiller: Grundriss der Philosophie IV - Ontologie (bis 2012)]</ref> (bis 2012) ausführlich dar. Es kommen darin aber auch noch weitere Themen rund um die aristotelische Metaphysik zur Sprache. So unterscheidet Stiller strikt zwischen [[Wikipedia:Sein|Seinsontologie]], [[Wikipedia:Prozessontologie|Prozessontologie]] und [[Wikipedia:Substanz|Substanz-]] bzw. [[Wikipedia:Wesen (Philosophie)|Wesensmetaphysik]]. Es gibt aber auch noch ein Kapitel zur der von Stiller so genannten "Sprachontologie" mit der er eigentlich die Philosophie Hiedeggers zu charakterisieren versucht.
 
 
'''"Sein" als Kategorie des Denkens'''
 
[[Sein|"Sein"]] ist für Stiller keine bloße Koppola, wie für [[Aristoteles]], [[Kant]] und [[Heidegger]], sondern eine echte [[Kategorie]] des [[Denken]]s. Die drei genannten [[Philosophie|Philosophen]] hätten sich hier grundelgend geirrt. Stiller klärt dieses Problem in seiner ''Fundamentalonologie''<ref>[http://joachimstiller.de/download/philosophie_sein.pdf Joachim Stiller: Fundamentalontologie (2014)]</ref> von 2014. Darin findet sich auch seine neue Kategorienlehre mit einer Tafel von 32 Kategorien in einem revolutionären [[Wikipedia:Quadrupel|Quadrupelschema]]. Stiller stellt dies aber auch in seiner ''Kategorienschrifft''<ref>[http://joachimstiller.de/download/philosophie_kategorien_und_urteile.pdf Joachim Stiller: Über die Urteile und Kategorien (2012-2016)]</ref> (2012-2016) und in der gleich zu besprechenden [[Logik]] ausführlich dar.
 
 
'''Logik'''
 
Stiller definiert den [[Begriff]] [[Logik]] als [[Synthese]] von [[Kant]] und [[Wikipedia:Ernst Tugendhat|Tugendhat]] so:
 
: "Logik ist die Kunst des formal richtigen Denkens und Schließens."
 
Er ist allerdings der Meinung, dass sich die [[Wikipedia:Formalismus (Mathematik)|formale]] [[Logik]] immer weiter von der eigentlichen Sprachlogik entfernt hat und daher unbrauchbar für die [[Philosophie]] geworden ist.
 
Stiller fand als erster die [[Wikipedia:Paradoxien der materialen Implikation|Pardoxien der materialen Replikation]]. Er stellt seine logischen Untersuchungen und Ideen u.a. in seinem "Grundriss der Philosophie V - Logik"<ref>[http://joachimstiller.de/download/philosophie_grundriss5_logik.pdf Joachim Stiller: Grundriss der Philosophie V - Logik (bis 2012)]</ref> (bis 2012) ausführlich dar. 
 
 
'''Erkenntnistheorie'''
 
[[Steiner]] definiert das [[Denken]] als das "Sich-Verbinden mit der Welt". Aber wie geht das von statten? Das Denken kann sich entweder mit der [[Wahrnehmung]] oder mit den [[Vorstellung|Vorstellungen]] oder mit den [[Idee|Ideen]] verbinden. Dieses sind die vier Säulen der [[Erkenntnis]]. Darüber hinaus unterscheidet Stiller vier [[Wikipedia:Transzendentalphilosophie|transzendentale]] [[Wikipedia:Differenz (Philosophie)|Differenzen]]. Er vertritt einen [[Wikipedia:Kritischer Realismus|Kritischen Realismus]], der über [[Wikipedia:Nicolai Hartmann|Nicolai Hartmann]], [[Wikipedia:Eduard von Hartmann|Eduard von Hartmann]] und [[Wikipedia:John Locke|John Locke]] bis zu [[Demokrit]] zurückreicht.
 
Bei Stillers neuer [[Erkenntnistheorie]] handelt es sich um eine grundsätzliche Erweiterung der Lehren von [[Thomas von Aquin]], [[Kant]] und [[Steiner]]. Stiller stellt sie in seinem "Grundriss der Philosophie VI - Erkenntnistheorie"<ref>[http://joachimstiller.de/download/philosophie_grundriss6a_erkenntnistheorie.pdf Joachim Stiller: Grundriss der Philosophie VI - Erkenntnistheorie (bis 2012)]</ref> (bis 2012) ausführlich dar.
 
 
''' Negative Ethik '''
 
Stiller entwickelte ohne Kenntnis bereits vorhandener ähnlicher Bestrebungen bei [[Wikipedia: Henning Ottmann|Henning Ottmann]] und in der gerade auch in [[Wikipedia:Münster|Münster]] besonders starken [[Wikipedia:Medizinethik|Medizinethik]] eine sich als [[Wikipedia:Universalismus (Philosophie)|universelle]] [[Ethik]] verstehende "Negative Ethik", mit der er sich sowohl vom [[Utilitarismus]] [[Wikipedia:Jeremy Bentham|Benthams]] und [[John Stuart Mill|Mills]], wie auch von der [[Wikipedia:Deontologische Ethik|Deontologie]] [[Kant]]s abzugrenzen Versucht. Zentral für diese negarive Etkik ist das sogenannte "Nichtschadensprinzip" (nonmaleficence):
 
: "Gut ist, was niemandem schadet."
 
Der dazugehörige (neue) [[Wikipedia:Kategorischer Imperativ|Kategorische Imperativ]] (KI) lautet:
 
: "Handle immer so, dass Du nach Möglichkeit niemandem schadest."
 
Stiller glaube nicht nur, mit dieser neuen Ethik die [[Wikipedia:Widerspruch|Widersprüche]] der [[Kant]]schen [[Ethik]] lösen, sondern auch, [[Moral]]ität  [[Wikipedia:Letztbegründung|letztbegründen]] zu könne. Er stellt dies in seinem "Grundriss der Philosophie VII - Negative Ethik"<ref>[http://joachimstiller.de/download/philosophie_grundriss7_ethik.pdf Joachim Stiller: Grundriss der Philosophie VII - Negative Ethik (bis 2016)]</ref> (bis 2016) ausführlich dar.
 
 
''' Ästhetik'''
 
In der [[Ästhetik]] vertritt Stiller einen radikalen ästhetischen [[Wikipedia:Subjektivismus|Subjektivismus]]. Stiller glaubt nachweisen zu können, dass dieser radikale ästhetische Subjektivismus bereits bei [[Plotin]] voll ausgebildet ist. Auch Plotin spircht nicht nur von einem reinen Geschmacksurteil, sondern macht dieses am eigenen, an sich subjektiven Gefallen fest. In Anlehnung an Plotin formuliert Stiller den radikalen ästehetischen Subjektivismus wie folgt:
 
: "Schön ist, was gefällt."
 
Mehr lässt sich über [[Wikipedia:Schönheit|das Schöne]] nicht sagen, so Stillers Überzeugung. Er stellt dies in seinem "Grundriss der Philosophie VIII - Ästhetik"<ref>[http://joachimstiller.de/download/philosophie_grundriss8_aesthetik.pdf Joachim Stiller: Grundriss der Philosophie VIII - Ästhetik (bis 2016)]</ref> (bis 2016) ausführlich dar.
 
Dies sind die wichtigsten Theman aus dem "Grundriss der Philosophie" von Joachim Stiller.
 
 
''' Sonstiges '''
 
Stiller entwickelte über seinen "Grundriss" hinaus eine neue [[Wikipedia:Handlungstheorie (Philosophie)|Handlungstheorie]]<ref>[http://joachimstiller.de/download/philosophie_handlungstheorie2.pdf Joachim Stiller: Neue Handlungstheorie (2014)]</ref> (2014) und eine neue [[Wikipedia:Sprechakttheorie|Sprechakttheorie]]<ref>[http://joachimstiller.de/download/philosophie_sprechakttheorie2.pdf Joachim Stiller: Neue Sprechakttheorie (2017)]</ref> (2017).
Außerdem arbeitete Stiller eine Widerlegung der Handlungstheorie von [[Wikipedia:Donald Davidson|Davidson]]<ref>[http://joachimstiller.de/download/philosophie_davidson_handlungstheorie1.pdf Joachim Stiller: Donald Davidson: Handlungen, Gründe, Ursachen (2014)]</ref> (2014) und eine Widerlegung der Gerechtigkeitstheorie von [[Wikipedia:John Harsanyi|Harsanyi]] und [[Wikipedia:John Rawls|Rawls]]<ref>[http://joachimstiller.de/download/philosophie_widerlegung_harsanyi_und_rawls.pdf Joachim Stiller: Die Widerlegung von Harsanyi und Rawls (2017)]</ref> (2017) aus.
 
=== Das naturwissenschaftliche Werk ===
 
Stiller hat eine Neubegründung der [[Relativitätstheorie]]<ref>[http://joachimstiller.de/download/sonstiges_relativitaetstheorie1.pdf Joachim Stiller: Zur Neubegründung der Relativitätstheorie I (2008-2012)]</ref><ref>[http://joachimstiller.de/download/sonstiges_relativitaetstheorie2.pdf Joachim Stiller: Zur Neubegründung der Relativitätstheorie II (2009)]</ref><ref>[http://joachimstiller.de/download/sonstiges_relativitaetstheorie3.pdf Joachim Stiller: Zur Neubegründung der Relativitätstheorie III (2013-2016)]</ref> (2008-16) ausgearbeitet, aber auch über die [[Kosmologie]]<ref>[http://joachimstiller.de/download/sonstiges_kosmologie.pdf Joachim Stiller: Zur Kosmologie des Weltalls (2008-2017)]</ref> im Allgemeinen (2009-17) und die [[Wikipedia:Dunkle Materie|Dunkle Materie]]<ref>[http://joachimstiller.de/download/sonstiges_wasserstoffhypothese2.pdf Joachim Stiller: Zur Wasserstoffhypothese der Dunklen Materie (2012-2016))]</ref> (DM) im Besonderen (2012-2016) geforscht und gearbeitet. Er entwickelte das "Kosmologische Trilemma"<ref>[http://joachimstiller.de/download/sonstiges_kosmologisches_trilemma.pdf Joachim Stiller: Kosmologisches Trilemma (2012-2016))]</ref> (2012-2016) als neues kosmologisches Frageparadigma im Zusammenhang mit der Modellierung des Weltalls. Außerdem glaubt Stiller nachweisen zu könne, dass es keine Dunkle Energie (DE) gibt. Er stellt dies ebenfalls in seiner Kosmologie dar.
 
=== Das künstlerische Werk ===
 
Stiller hat vor allem Objekte (ca. 200) und Zeichnungen (ca. 300) geschaffen. Dabei hat er sich vor allem an [[Joseph Beuys]] orientiert, von dem er als von „seinen großen Lehrer“ spricht. Stiller versteht sich als Beuys-Schüler in der zweiten Generation.
 
== Einzelausstellungen ==
 
* 2000 Berufsförderungswerk Hamm (BfW)
 
== Zitate ==
: "Ja, der Nationalökonomsiche Kurs... Den kannst Du komplet in die Tonne treten, und man kann nur dringend empfehlen, GA 340 und 341 umgehend vom Markt zu nehmen..." (Joachim Stiller).
 
== Schriften (eine Auswahl) ==
* Lektüre für Augenblicke 1- Aphorismen und Sinnsprüche 1 - 11, eBook, Neobooks, 2018, ISBN 978-3-7427-4681-8
* Lektüre für Augenblicke 2- Aphorismen und Sinnsprüche 12 - 22, eBook, Neobooks, 2018, ISBN 978-3-7427-4634-4
* Lektüre für Augenblicke 3- Aphorismen und Sinnsprüche 23 - 33, eBook, Neobooks, 2018, ISBN 978-3-7427-4586-6
* Gesammelte Gedichte 1- Gedichte 1 - 6, eBook, Neobooks, 2018, ISBN 978-3-7427-4705-1
* Gesammelte Gedichte 2- Gedichte 7 - 14, eBook, Neobooks, 2018, ISBN 978-3-7427-4693-1
* Versuche über den sozialen Organismus, eBook, Neobooks, ISBN 978-3-7427-4661-0
* Versuche über die soziale Kunst, eBook, Neobooks, ISBN 978-3-7427-4660-3
* Husserl: Die Krisis der europäischen Wissenschaften – Eine Besprechung,  eBook, Neobooks, 2. Auflage  2017, ISBN 978-3-7380-4936-7
* Nietzsche: Ecce home – Eine Besprechung, eBook, Neobooks,  2015, ISBN 978-3-7380-4946-6
* Thomas Nagel: Was bedeutet das alles? – Eine Besprechung, eBook, Neobooks, 2. Auflage, 2017, ISBN 978-3-7380-1583-6
* Karl Jaspers: Einführung in die Philosophie – Eine Besprechung, eBook, Neobooks, 2016, ISBN 978-3-7380-1584-3
* Plotin: Enneaden – Eine Besprechung, eBook, Neobooks, 2016, ISBN 978-3-7380-1428-0
* Was ist Sein? Eine Fundamentalontologie, eBook, Neobooks, 2016, ISBN 978-3-7380-5905-2
* Spirituelle Anthropologie - Philosophie, eBook, Neobooks, 2018, ISBN 978-3-7427-4657-3
* Zur Naturphilosophie - Philosophie, eBook, Neobooks, 2016, ISBN 978-3-7380-4910-7
* Ontologie und Metaphysik - Philosophie, eBook, Neobooks, 2016, ISBN 978-3-7380-1963-6
* Religionsphilosophie und philosophische Theologie - Philosophie, eBook, Neobook, 2015, ISBN 978-3-7380-1579-9
* Zur Logik - Philosophie, eBook, Neobooks, 2016, ISBN 978-3-7380-1975-9
* Zur Erkenntnistheorie - Philosophie, eBook, Neobooks, 2016, ISBN 978-3-7380-2002-1
* Negative Ethik - Philosophie, eBook, Neobooks, 2017, ISBN 978-3-7380-9307-0
* Zur Ästhetik - Philosophie, eBook, Neobooks, 2. Auflage, 2017, ISBN 978-3-7380-4902-2
* Das Problem der Dunkle Materie gelöst! – Zur Wasserstoffhypothese der Dunklen Materie, eBook, Neobooks, 2. Auflage 2017, ISBN 978-3-7380-5905-2
* Zur Neubegründung der Relativitätstheorie – Das Postulat eines absoluten Bezugssystems, eBook, Neobooks, 2. Auflage, 2017, ISBN 978-3-7380-4903-9
* Zur Kosmologie – Neue Gesichtspunkte zur Modellierung des Weltalls, eBook, Neobooks, 2. Auflgate 2017, ISBN 978-3-7380-5950-2
 
== Weblinks ==
 
* [http://wiki.muenster.org/index.php/Joachim_Stiller MünsterWiki: Joachim Stiller]
* [http://joachimstiller.de/download/lebenslauf_tab.pdf Tabellarischer Lebenslauf von Joachim Stiller]
* [http://joachimstiller.de/download/lebensgang2.pdf Lebensgang von Joachim Stiller]
* [http://joachimstiller.de/ Homepage von Joachim Stiller]
*''[http://aphorismen-archiv.de/S4238.html Aphorismen-Archiv]''
*''[http://aphoristiker-archiv.de/S4238.html Aphoristiker-Archiv]''
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
{{DEFAULTSORT:Stiller, Joachim}}
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Version vom 27. Juli 2017, 02:15 Uhr

Ein Vorurteil (eng. prejudice) ist im weitesten Sinn ein Urteil, das in einer gegebenen Situation nicht durch das aktuelle Denken nach einer gründlichen Untersuchung der Sachlage gefällt wird, sondern gewohnheitsmäßig mehr oder weniger fertig dem Gedächtnis entnommen ist. Da Vorurteile sehr fest im Ätherleib sitzen, sind sie entsprechend schwer zu ändern und werden als mehr oder weniger unverrückbare Tatsache gewertet. Sie prägen nicht nur das Denken sondern oft auch beinahe instinktiv das Verhalten. Eine mildere Form des Vorurteils, die einen weniger zwanghaften Charakter hat und weniger unmittelbar das Handeln impulsiert, ist die Voreingenommenheit oder Befangenheit (eng. bias). Vorurteile erleichtern oder ermöglichen überhaupt erst die rasche Orientierung im Alltagsleben, behindern aber umgekehrt auch jede tiefer gehende neue Erkenntnis.

„Vorurteil nennt ursprünglich einen harmlosen Tatbestand. In alten Zeiten war es das auf frühere Erfahrung und Entscheidung begründete Urteil, praejudicium. Später hat die Metaphysik, Descartes, Leibniz zumal, eingeborene Wahrheiten, Vorurteile im strengen Sinne, zur höchsten philosophischen Wahrheit erklärt. Sätze "a priori" , der Erfahrung logisch vorgeordnet, bilden nach Kant die reine Wissenschaft. Nur in England, wo Erfahrung seit Jahrhunderten als die oberste Instanz der Erkenntnis erschien, galt prejudice, das heißt die Ansicht, die der Prüfung durch die Tatsachen vorhergeht oder ihr sich gar entziehen will, von der Bibel abgesehen, längst als Vorurteil im negativen Sinn.

Daß Abbreviaturen eigener Erlebnisse und dessen, was vom Hörensagen stammt, im Vollzug des Lebens eine Rolle spielen, ist offenbar. Was einmal gelernt und aufgenommen ist, wird in allgemeinen Vorstellungen aufgestapelt. Bewußt und halbbewußt, automatisch und absichtlich wird jeder neue Gegenstand mittels des so erworbenen Arsenals begrifflich eingeschätzt. Die Verhaltensweisen der Individuen in den Situationen des Alltags haben auf Grund von bruchstückhaftem Wissen sich eingeschliffen, sind Reaktionen aus Vorurteilen. Im Dschungel der Zivilisation reichen angeborene Instinkte noch weniger aus als im Urwald. Ohne die Maschinerie der Vorurteile könnte einer nicht über die Straße gehen, geschweige denn einen Kunden bedienen. Nur muß er imstande sein, die Generalisierung einzuschränken, wenn er nicht unter die Räder kommen will. Jenseits des Kanals fahren Autos auf der linken Straßenseite, und hierzulande wechseln die Kunden in immer rascherem Tempo den Geschmack. Man kann sie nicht stets nach demselben Schema zufriedenstellen. Solche Vorurteile näher zu bestimmen, zwingt das eigene Interesse.“

Max Horkheimer: Über das Vorurteil, S. 5f

Häufig sind Vorurteile auch mit einer positiven oder negativen Wertung verbunden und sind in diesem Sinn zugleich Werturteile. Im Wirtschaftsleben beispielsweise tragen positive Vorurteile entscheidend zum wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens, einer Marke oder eines Produkts bei.

Als Vorurteile im engeren Sinn werden insbesondere soziale Vorurteile aufgefasst, die aus egoistischen und gruppenegoistischen Triebfedern entstehen. Auch sie sind stets mit einer positiven oder negativen Wertung verbunden und meist sehr stark emotional aufgeladen. Gemeinsam ist ihnen, dass sie das individuelle Wesen der Mitmenschen ausklammern, und diese nur nach dem hemmenden oder fördernden Wert für das eigene Ego beurteilen. Persönliche Vorurteile resultieren vornehmlich aus Sympathie und Antipathie, die oft auch karmische Ursachen hat. Besonders schädlich für das soziale Leben sind Vorurteile gegen einzelne Menschengruppen, die dann oft nur mehr durch stark vereinfachende und wenig wirklichkeitsgemäße Stereotype charakterisiert werden. Typischerweise wird dabei die eigene Gruppe, der man sich zugehörig fühlt, stark positiv überbewertet, während eine oder mehrere andere Gruppen ebenso stark abgewertet werden. Damit wird die soziale Kluft innerhalb einer gegebenen Gesellschaft zunehmend verschärft bis hin zu so sozial zerstörerischen Phänomenen wie Rassismus und Nationalismus. Gruppenegoistische Vorurteile führen sehr leicht zu einer Gewalteskalation, wenn die eigene Gruppe als bedroht empfunden wird. Der US-amerikanische Psychologe Gordon Allport (1897-1967) hat 1954 in seiner klassischen Arbeit über „Die Natur des Vorurteils“ (The nature of prejudice) folgende typische Eskalationsstufen beschrieben: Verleumdung, Kontaktvermeidung, Diskriminierung, körperliche Gewalt, Vernichtung (→ Allport-Skala).

Wahrnehmungsurteile, durch die wir gegebene Wahrnehmungen rasch identifizieren, beruhen überwiegend auf lange, oft schon seit der frühen Kindheit eingeübten, unbewusst bleibenden und daher kaum verrückbaren Vorurteilen, die gegebenenfalls auch zu typischen Wahrnehmungstäuschungen führen, die sich oft selbst dann nicht aufheben lassen, wenn wir sie mit dem wachen Verstand durchschauen. Bei den uns aus dem Alltagsleben gut vertrauten Dingen fließen Wahrnehmung und Begriff so selbstverständlich und rasch zusammen, dass wir uns dieses Vorgangs gar nicht bewusst werden. Der zugehörige Begriff ist längst in uns vorgebildet und muss nicht erst mühsam suchend der Wahrnehmung entgegengebracht werden. Die Wahrnehmung wird dadurch unvermerkt mit Vorstellungen durchsetzt. Wir sehen nur, was wir zu sehen erwarten - und so für alle Sinne. Für die rasche routinierte Orientierung im Alltagsleben sind solche Begriffe und Vorstellungen unerlässlich. Allerdings beziehen sie sich heute, wo wir durch eine stark materialistische Denkweise geprägt sind, meist nur auf das rein gegenständliche räumlich-materielle Dasein. Wir erkennen auf diese Weise eine bestimmte Gruppe sinnlicher Wahrnehmungen sofort als Eiche, als Buche, als Bergkristall, als Löwe usw. Diese „Dinge“ erscheinen uns derart ganz unmittelbar als gegebene gegenständliche materielle Wirklichkeit und wir glauben ihr ganzes Wesen darin erschöpft. Das ist aber nicht der Fall. Ihr eigentliches, tieferes Wesen erschließt sich nur, wenn es gelingt, diesen „Erkenntnisautomatismus“ zu durchbrechen. Dazu muss einerseits die Wahrnehmung von den begrifflichen Elementen befreit und zu einer möglichst reinen Wahrnehmung geläutert werden und andererseits der Begriff geistig vertieft werden, was nur durch eine entsprechende geistige Schulung möglich ist.

„Nicht wahr, unser gewöhnliches Geistesleben im wachen Zustande verläuft ja so, daß wir wahrnehmen und eigentlich immer im Wahrnehmen schon das Wahrgenommene mit Vorstellungen durchtränken, im wissenschaftlichen Denken ganz systematisch das Wahrgenommene mit Vorstellungen verweben, durch Vorstellungen systematisieren und so weiter. Dadurch, daß man sich ein solches Denken angeeignet hat, wie es allmählich hervortritt im Verlaufe der «Philosophie der Freiheit», kommt man nun wirklich in die Lage, so scharf innerlich seelisch arbeiten zu können, daß man, indem man wahrnimmt, ausschließt das Vorstellen, daß man das Vorstellen unterdrückt, daß man sich bloß dem äußeren Wahrnehmen hingibt. Aber damit man die Seelenkräfte verstärke und die Wahrnehmungen im richtigen Sinne gewissermaßen einsaugt, ohne daß man sie beim Einsaugen mit Vorstellungen verarbeitet, kann man auch noch das machen, daß man nicht im gewöhnlichen Sinne mit Vorstellungen diese Wahrnehmungen beurteilt, sondern daß man sich symbolische oder andere Bilder schafft zu dem mit dem Auge zu Sehenden, mit dem Ohre zu Hörenden, auch Wärmebilder, Tastbilder und so weiter. Dadurch, daß man gewissermaßen das Wahrnehmen in Fluß bringt, dadurch, daß man Bewegung und Leben in das Wahrnehmen hineinbringt, aber in einer solchen Weise, wie es nicht im gewöhnlichen Vorstellen geschieht, sondern im symbolisierenden oder auch künstlerisch verarbeitenden Wahrnehmen, dadurch kommt man viel eher zu der Kraft, sich von der Wahrnehmung als solcher durchdringen zu lassen* Man kann sich ja schon gut vorbereiten für eine solche Erkenntnis bloß dadurch, daß man wirklich im strengsten Sinne sich heranerzieht zu dem, was ich charakterisiert habe als den Phänomenalismus, als das Durcharbeiten der Phänomene. Wenn man wirklich an der materiellen Grenze des Erkennens getrachtet hat, nicht in Trägheit durchzustoßen durch den Sinnesteppich und dann allerlei Metaphysisches da zu suchen in Atomen und Molekülen, sondern wenn man die Begriffe verwendet hat, um die Phänomene anzuordnen, um die Phänomene hin zu verfolgen bis zu den Urphänomenen, dann bekommt man dadurch schon eine Erziehung, die dann auch alles Begriffliche hinweghalten kann von den Phänomenen. Und symbolisiert man dann noch, verbildlicht man die Phänomene, dann bekommt man eine starke seelische Macht, um gewissermaßen die Außenwelt begriffsfrei in sich einzusaugen.“ (Lit.:GA 322, S. 113f)

Vorurteilslosigkeit als Grundbedingung jeder geistigen Schulung

Jede Art von Vorurteil, sei es auch vollkommen wertfrei, behindert die geistige Entwicklung. Jede geistige Schulung muss daher mit einer strengen Selbsterziehung zur Vorurteilslosigkeit verbunden sein. Nur durch Vorurteilslosigkeit kann das Geistselbst (Manas) entwickelt werden. Darauf zielt insbesondere auch die fünfte Nebenübung. In der freien Nachschrift (Aufzeichnung A in der Handschrift von Camilla Wandrey) zu einer von Rudolf Steiner am 2. Januar 1914 in Leipzig gehaltenen esoterischen Stunde heißt es:

„Auf der fünften Stufe entwickeln wir Manas oder Geistselbst. Da dürfen wir uns nicht festlegen auf dasjenige, was wir bisher gesehen, gelernt, gehört haben. Wir müssen lernen, von alle dem abzusehen, uns allem, was uns entgegentritt, ganz wie ausgeleert von dem Bisherigen zu erhalten. Manas kann nur entwickelt werden, wenn man lernt, alles, was wir uns durch Eigendenken erworben haben, doch nur zu empfinden als etwas Minderwertiges gegenüber dem, was wir uns erwerben können, indem wir uns den Gedanken öffnen, die aus dem gottgewobenen Kosmos einströmen. Aus diesen göttlichen Gedanken ist alles, was uns umgibt, entstanden. Wir haben sie nicht durch unser bisheriges Denken finden können. Da verbergen es uns die Dinge. Jetzt lernen wir hinter allem wie ein verborgenes Rätsel dies Göttliche zu erahnen. Immer mehr lernen wir in Bescheidenheit einsehen, wie wenig wir bisher von diesen Rätseln ergründet haben. Und wir lernen, daß wir eigentlich alles aus unserer Seele entfernen müssen, was wir bisher gelernt haben, daß wir ganz unbefangen, wie ein Kind, allem entgegentreten müssen - daß sich nur der Unbefangenheit der Seele darbieten die göttlichen Rätsel, die uns umgeben. Kindlich muß die Seele werden, um in die Reiche der Himmel eindringen zu können. Der kindlichen Seele strömt dann entgegen die verborgene Weisheit - Manas - wie ein Geschenk der Gnade aus der geistigen Welt.“ (Lit.:GA 266c, S. 244f)

Literatur

  1.  Walter Lippmann: 'Die öffentliche Meinung'. Brockmeyer, Bochum 1990 (Originaltitel: Public Opinion), ISBN 3-88339-786-5 (gutenberg.org).
  2. Max Horkheimer: Über das Vorurteil, Springer Fachmedien, Wiesbaden 1963, ISBN ISBN 978-3-663-03191-8 archive.org
  3. Rudolf Steiner: Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, Band III: 1913 und 1914; 1920 – 1923, GA 266/3 (1998), ISBN 3-7274-2663-2 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  4. Rudolf Steiner: Grenzen der Naturerkenntnis, GA 322 (1981), ISBN 3-7274-3220-9 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.