Ägyptisch-Chaldäische Kultur und Katholizismus: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Steiner Der aegyptische Mensch.jpg|thumb|400px|[[Rudolf Steiner]]: ''Der ägyptische Mensch'', Pastell 1914]]
'''Katholizismus''' bezeichnet soziologisch weniger die offizielle Lehre der [[Römisch-katholische Kirche|Katholischen Kirche]] sondern das tatsächliche Denken, Empfinden und Handeln katholischer Bevölkerungsteile besonders dort, wo sie die Mehrheit bilden und [[Soziales Milieu|milieuprägend]] wirken.  
Die '''Ägyptisch-Chaldäische Kultur''' (2907 - 747 v. Chr.), das '''Stier-Zeitalter''', war die '''dritte nachatlantische [[Kulturepoche]]''' und diente vor allem der Ausbildung der [[Empfindungsseele]]; sie kann daher auch als '''Empfindungsseelenkultur''' bezeichnet werden. Der [[Frühlingspunkt]] stand damals im Zeichen des [[Stier (Sternbild)|Stiers]].


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In Europa prägt der Katholizismus die Zivilisation vor allem in Ländern, in denen der [[Protestantismus]] schwach war, etwa in Italien, Spanien, Portugal und Frankreich, oder im Zuge der [[Gegenreformation]] zurückgedrängt wurde. Im deutschsprachigen Raum ist er v.a. im Westen und Süden Deutschlands anzutreffen, aber auch in [[Österreich]]. In [[Irland]] und [[Polen]] steht die nationale Identität dem Katholizismus besonders nahe, da sich dort jeweils eine nationale Opposition auf den überlieferten Katholizismus stützte. Eine große Rolle spielt der Katholizismus darüber hinaus in [[Lateinamerika]].
"Da haben wir eine merkwürdige
Erscheinung in dieser chaldäisch-ägyptischen Zeit. Nicht umsonst
benennen wir sie mit zwei Namen. Wir haben nämlich auf der
einen Seite während dieser Kulturepoche drüben in Asien Angehörige
der nördlichen Völkerströmung, das ist das chaldäische Element; und
der anderen Strömung gehört das ägyptische Element an, der Völkerströmung,
die auf dem südlichen Wege gezogen ist. Da haben wir eine
Epoche, wo zwei Völkerströmungen zusammenstoßen. Und wenn Sie
sich erinnern, daß die nördliche Strömung vorzugsweise den Blick nach
außen entwickelte, das Suchen nach jenen Wesenheiten, die hinter dem
Teppich der Sinnenwelt standen, und daß das ägyptische Volk diejenigen
Geister suchte, die man auf dem Weg nach innen findet, so werden
Sie begreifen, wie hier zwei Strömungen zusammenwirkten. Also da
stoßen der Weg nach außen bei den Chaldäern und der Weg nach innen
bei den Ägyptern zusammen. Das empfanden die Griechen auch in einer
ganz richtigen Weise, wenn sie die chaldäischen Götter verglichen mit
ihrem apollinischen Reiche. Sie suchten dasjenige, was ihnen von den
Chaldäern zukam, in ihren apollinischen Mysterien auf ihre Art. Wenn
sie aber von Osiris sprachen und von demjenigen, was dazu gehörte,
dann suchten sie das in entsprechender Weise bei sich in ihren dionysischen
Mysterien." {{Lit|{{G|113|166f}}}}
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In der [[Apokalypse]] des [[Johannes]] wird in dem Sendschreiben an die Gemeinde von [[Pergamon]] auf die ägyptisch-chaldäische Zeit hingewiesen.
Der Begriff bedeutet ursprünglich allumfassend, universell und leitet sich vom Griechischen ''κάτολος'' (κατά: herab, gegen, entgegen; ὅλος: ganz, umfassend) ab. In diesem Sinne wird er etwa von [[Aristoteles]] oder [[Polybios]], aber auch von frühen christlichen Schriftstellern verwendet; so spricht etwa [[Justin der Märtyrer]] von der „katholischen Auferstehung“. Diese Bedeutung hat sich in der Bezeichnung [[Katholische Briefe]] für einige [[Neues Testament|neutestamentliche]] Bücher erhalten. Die Wortverbindung „[[Katholische Kirche]]“ wurde erstmals von [[Ignatius von Antiochien]] um das Jahr 110 verwendet, um diese von Kleingruppen abzugrenzen.<ref>[http://www.newadvent.org/cathen/03449a.htm Engl. Erklärung aus der New Catholic Encyclopedia]</ref>


== Die ägyptisch-chaldäische Kultur als bewusste Wiederholung der lemurischen Zeit ==
== Überblick ==
=== Katholizismus in Deutschland ===
Seit der [[Reichsgründung]] 1871 waren die Katholiken mit etwa einem Drittel Bevölkerungsanteil eine Minderheit in [[Deutsches Kaiserreich|Deutschland]]. Das änderte sich nach 1945, als die vorwiegend protestantischen Gebiete des deutschen Nordostens verloren gingen bzw. zur sowjetischen Besatzungszone kamen.


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In der Bundesrepublik von 1949 bis 1989 hatte das römisch-katholische Milieu bis in die 1970er Jahre einen großen gesellschaftspolitischen Einfluss. Nicht nur Bundeskanzler wie [[Konrad Adenauer]] und [[Helmut Kohl]], sondern auch ein Kritiker wie [[Heinrich Böll]] war im rheinischen beziehungsweise süddeutschen Katholizismus verwurzelt. Führungspersönlichkeiten wie die Kardinäle [[Joseph Frings]], [[Julius Döpfner]], [[Joseph Höffner]] wurden stark beachtet, in etwa auch noch [[Karl Lehmann]]. Die [[Deutsche Bischofskonferenz]], jetzt unter ihrem Vorsitzenden [[Robert Zollitsch]], steht für eine große öffentliche Wahrnehmung der römisch-katholischen Kirche ein. Trotz der Folgen der staatlichen Wiedervereinigung (relativ starker Anstieg des statistischen Anteils konfessionsloser Deutscher) bemüht man sich, diesen Einfluss auch weiterhin zu sichern. Dennoch kann man nicht von einer an sich klerikalen Republik sprechen.
"In der nachatlantischen Entwickelung haben zunächst die Völker,
die vorzugsweise jenem menschlichen Entwickelungszustande angehörten,
den wir die ägyptisch-chaldäische Kultur nennen, die Aufgabe,
zu wiederholen, was in der alten lemurischen Zeit für die
Menschheit geschehen ist, aber das mit Bewußtsein zu durchdringen.
Ganz unbewußt lernt der Mensch ein aufrechtes Wesen zu sein in der
lemurischen Zeit, lernt er ein sprechendes Wesen zu sein in der atlantischen
Zeit. Ganz unbewußt nimmt er, weil seine Denkkraft noch
nicht erwacht war in dieser Zeit, den Christus-Impuls auf. Langsam
sollte er hingeführt werden in der nachatlantischen Zeit, zu verstehen,
was er in der Vorzeit unbewußt aufgenommen hatte. Was ihn aufrecht
hinausschauen ließ in kosmische Höhen, das war der Christus-Impuls.
Er erlebte dies unbewußt, wie er es erleben mußte in der lemurischen
Zeit. Dann sollten, noch nicht vollbewußt, aber doch wie in einer
Vorbereitung zum vollen Bewußtsein, die Völker Ägyptens hingeführt
werden, zu verehren dasjenige, was in der Aufrichtekraft des Menschen
lebt. Daß sie es verehren lernten, dafür sorgten die Eingeweihten,
welche die ägyptische Kultur zu beeinflussen hatten, dadurch, daß sie
die Menschen aufrichten ließen die Pyramiden, die von der Erde in
den Kosmos hinausragen. Jetzt noch haben wir zu bewundern, wie
durch das Hereinwirken der kosmischen Kräfte in die ganze Form und
Lage des Baues der Pyramiden diese Aufrichtekraft zum Ausdruck
gebracht wurde. Die Obelisken sollten hingestellt werden, damit der
Mensch anfängt einzudringen in dasjenige, was Aufrichtekraft ist. Die
wunderbaren Hieroglyphen in den Pyramiden und an den Obelisken,
die auf den Christus hindeuten sollten, erweckten die überirdischen
Kräfte aus der lemurischen Zeit. Aber selbst zu einem solchen dunkeln
Verständnis, wie die Ägypter kommen konnten bezüglich der Aufrichtekraft,
konnten sie nicht kommen bezüglich der Sprachkraft. Da
sollte erst ihr Gemüt die richtige Schulung für die Empfindung erlangen,
damit in späteren Zeiten man einsehen könne das Rätsel, wie
der Christus lebt in der Wortbegabung des Menschen. Das sollte aufgenommen
werden mit der heiligsten Scheu in der reifenden Menschenseele.
Dafür sorgten in wunderbarer Art die Hierophanten, die
Eingeweihten der ägyptischen Kultur, indem sie hinstellten die rätselhafte
Sphinx mit ihrer stummen, höchstens für die damalige menschliche
Erhebung unter dem Einflüsse des Kosmos tönenden, ehernen
Gestalt. Im Anblicke der stummen, nur vom Kosmos herein unter
gewissen Voraussetzungen und Beziehungen durch die aufgehende
Sonne tönend werdenden Sphinx, bildete sich heraus jene heilige
Scheu der Seele, durch welche die Seele vorbereitet wurde zu verstehen
die Sprache, die gesprochen werden mußte in der Zeit, als zu
höherem Bewußtsein gebracht werden sollte, wie der Christus-Impuls
nach und nach in die irdische Menschheitsentwickelung hereinkommt.
Was die Sphingen noch nicht sagen konnten, wozu sie aber vorbereiteten,
das sollte der Menschheit gesagt werden. In der Bildung der
Wortbewegung liegt der Christus-Impuls. Dies wurde der Menschheit
gesagt in den Worten:


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Nach statistischen Daten der Deutschen Bischofskonferenz (und der Süddeutschen Zeitung vom 5. Februar 2009, S. 2, „Die frustrierte Mehrheit“) hat die Zahl der Katholiken in Deutschland (jeweils 1990 zu 2007) von 28.252.000 auf 25.461.000, die Zahl der Taufen von 299.796 auf 185.586, die Zahl der Trauungen von 116.332 auf 49.393 und der Anteil der Gottesdienstteilnehmer von 21,9 auf 13,7 Prozent abgenommen.
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Im Urbeginne war das Wort,
Die von Papst [[Wikipedia:Benedikt XVI.|Benedikt XVI.]] anlässlich des Weltjugendtages in Köln 2005 geforderte Hinwendung der Kirche in Deutschland dazu, „missionarisch“ zu werden, könnte eine neue, zum kulturellen Umfeld eher kontrastierende Tendenz begünstigen. Die starke ökumenische Orientierung der römisch-katholischen Kirche in Deutschland wird derzeit jedoch noch fortgesetzt. Diese ökumenische Ausrichtung wird von manchen Theologen kritisiert, da die römisch-katholische Kirche durch die Hinwendung zum Protestantismus ihre eigene Identität aufzugeben scheine.
Und das Wort war bei Gott,
 
Und ein Gott war das Wort.
=== Katholizismus in Österreich ===
Dieses war im Urbeginne bei Gott.
In Folge des [[Josephinismus]] wies der österreichische Katholizismus während der [[Habsburgermonarchie]] eine ausgeprägte Nähe zum Staat auf. Während des [[Austrofaschismus]] von 1933 bis 1938 galt Österreich für manche konservativen Katholiken dann geradezu als „Musterstaat“. Österreichische Bischöfe haben den Anschluss 1938 an das Großdeutsche Reich überdies viel wohlwollender begrüßt als deutsche Bischöfe. Aus dieser historischen Situation heraus belastet, hat der Episkopat das II. Vatikanum zum Anlass genommen, sich weitgehend liberal zu profilieren. Eine große Nähe zur [[ÖVP]] (Österreichische Volkspartei) ist kaum zu leugnen. Katholiken in [[Österreich]] distanzieren sich mitunter noch deutlicher vom Papsttum als in Deutschland. Es sind aber auch vehemente Befürworter des [[Katholischer Traditionalismus|Traditionalismus]] anzutreffen. Das generelle Problem, welche Nähe oder Distanz der katholischen Konfession zum Staat angemessen ist, tritt in Österreich deutlicher hervor als in Deutschland.
Dort war es, wo alles entstanden ist,
 
Und nichts ist entstanden
=== Katholizismus in der Schweiz ===
Außer durch das Wort.
Die Situation der katholischen Kirche in der [[Schweiz]] ist noch schwieriger zusammenzufassen, da die konfessionelle und staatskirchenrechtliche Eigenart jedes einzelnen [[Kanton (Schweiz)|Kantons]] berücksichtigt werden muss. In manchen Kantonen üben staatliche Stellen über eigene Organe eine mittelbare Kontrolle kirchlicher Angelegenheiten aus.
Im Worte war das Leben,
 
Und das Leben war
=== Verhältnis der Römischen Kirche zur Politik und zivilen Gesellschaft ===
Das Licht der Menschen.
[[Datei:Weltreligionen.png|thumb|Länder, in denen das Christentum die vorherrschende Religion ist, sind violett (kath.), blau (prot.) oder rötlich (orth.) gekennzeichnet]]
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Papst [[Pius IX.]] setzte 1870 die Definition der päpstlichen Unfehlbarkeit in Lehrfragen durch. Diese „Geburtsurkunde“ des römischen Anspruchs in moderner Zeit bewirkte, außerhalb der eigentlich theologischen Probleme, eine eindeutige Zuordnung des Papsttums zum „geistlichen Bereich“. Die zunächst unfreiwillige Abkehr von päpstlich-kirchenstaatlicher Politik beseitigte zwangsläufig auch eine wesentliche Ursache der [[Intransigenz]] der Päpste [[Leo XII.]] bis [[Gregor XVI.]]). Der so zugleich begründete päpstliche Internationalismus brachte Papst [[Leo XIII.]], dem Begründer der neueren katholischen Soziallehre (†&nbsp;1903), großes Ansehen ein. In der Konfrontation mit dem optimistischen [[Humanismus]] der Moderne kämpfte Papst [[Pius X.]] (1903−1914) um eine größere religiöse Wirksamkeit der Kirche in der Gesellschaft. Im Ersten Weltkrieg gelang es Papst [[Benedikt XV.]] überdies, den Katholizismus als überparteilich und supranational zu festigen. Seither hat die römisch-katholische Kirche die wesentlichen Forderungen der internationalen [[Friedensbewegung]] (Schiedsgerichtsbarkeit, Abrüstung) in ihr Programm integriert.
</td></tr></table></center>" {{Lit|{{G|152|110f}}}}
 
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Der Sturz vieler europäischer [[Monarchie]]n 1918 und die Befreiung der nichtkatholischen Staatskirchen von politischer Bevormundung eröffnete auch neue Möglichkeiten des interkonfessionellen Dialogs, der aber erst nach den Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges breite Akzeptanz auf römisch-katholischer Seite fand.
 
Die programmatische Selbstkorrektur durch das [[Zweites Vatikanisches Konzil|2. Vatikanische Konzil]] (1962–65), vorbereitet durch die Päpste [[Pius XI.]] und [[Pius XII.]], durchgeführt durch die Konzilspäpste [[Johannes XXIII.]] und [[Paul VI.]], hat aber gerade in den typisch römisch-katholischen Milieus interne Krisen heraufbeschworen. In jedem der römisch-katholisch geprägten Länder war die Situation der Kirche noch nicht frei von Belastungen aus den politischen Konflikten. In Spanien fand die Kirche erst allmählich eine Distanz zum [[Franco-Regime]]. In Italien besteht auch heute noch Dissens, ob die ''civiltà cattolica'' eine eher christlich demokratische oder eine eher traditionell autoritätsbezogene politische Haltung begünstigt. Besonders gravierend ist die Situation in Frankreich, wo der nationale Katholizismus in Opposition zur Republik stand, so dass es (vor allem vor 1914 und nach 1945) auch zu Übertreibungen in der Gegenrichtung kam. Jüngere kirchliche Bewegungen in diesen Ländern werden seitens liberaler Theologie oft mit politischen Kategorien bewertet, ohne dass dies dem spirituellen Anliegen des ''[[renouveau catholique]]'' entspräche.
 
Der Schwerpunkt des weltweiten Katholizismus hat sich seit 1980er Jahren nach Lateinamerika, Afrika und allmählich auch Asien verlagert. Afrika südlich der Sahara wendet sich verstärkt dem Christentum zu. Die römisch-katholische Kirche in Lateinamerika steht aber, wegen ihrer langen Bindung an die europäisch-katholische Tradition, vor besonders gravierenden Herausforderungen. Hier wurde seit den 1960er Jahren der Versuch einer [[Befreiungstheologie]] unternommen, die aus römischer Sicht jedoch als Rückfall in Konzepte, die eine [[politische Theologie]] begünstigen, jetzt aber unter marxistischer Perspektive zu sehen sei, bekämpft wurde.
 
Im anglo-amerikanischen Kulturraum hat die römisch-katholische Kirche seit dem 19. Jahrhundert nach und nach an Akzeptanz gewinnen können, ist aber noch immer als Konfession der Minderheit zu werten.
 
Insgesamt steht der Katholizismus zu Beginn des 21. Jahrhunderts erst am Anfang der ihm vom II. Vatikanischen Konzil gestellten Aufgabe, gleichermaßen die religiöse Tradition fortzuführen, aber doch inmitten des jeweiligen kulturellen Umfeldes „auf der Höhe der Zeit“ mitzuwirken. Papst [[Johannes Paul II.]] versuchte in seinem Pontifikat, den Selbstvollzug der Kirche als Weltkirche in einem universalen und interreligiösen Horizont persönlich zu verorten; mit seinen Reisen und Lehrschreiben, den Weltjugendtagen und Heiligsprechungen erlangte er dabei große Aufmerksamkeit.
 
Unmittelbare Sonderrechte innerhalb der Staatsordnungen strebt der Katholizismus ausdrücklich nicht mehr an. So vereinbarten Italien und der Vatikan im Jahr 1984 den Verzicht auf die römisch-katholische Staatsreligion.
 
== Wissenschaft ==
 
Der Begriff Katholizismus wird wissenschaftlich von der [[Religionswissenschaft|Konfessionskunde]], der [[Phänomenologie]] und [[Soziologie]] benutzt, um die Praxis des katholischen Glaubens durch den einzelnen Gläubigen, aber auch die gesellschaftliche Relevanz des katholischen Glaubens zu beschreiben. Entsprechendes gilt für das Wort Protestantismus, das dies bei den protestantischen Christen beschreibt.
 
Der Katholizismus gilt traditionell sowohl in Bezug auf [[Moral]], als auch politisch als [[Konservatismus|konservativ]], aber auch volkstümlich ([[Volksfrömmigkeit]]). Eine große Rolle spielen weiterhin das Gemeinschaftsbewusstsein sowie die religiös-kulturelle Tradition. Innerhalb des Katholizismus bestehen auch diverse Strömungen, die häufig mit der Politik entlehnten Begriffen zusammengefasst werden (insbesondere [[Linkskatholizismus]]) bzw. als „Progressisten“ und „Traditionalisten“ bezeichnet werden.
 
Vor dem Hintergrund globaler gesellschaftlicher Veränderungen befindet sich der Katholizismus, jedenfalls sofern er selbst einen traditionellen Kulturkreis prägte, zwar in einem grundlegenden Umgestaltungsprozess. Unter der Jugend in Europa ist der überlieferte Katholizismus auch weiterhin ein Minderheitenphänomen. Die Auflösung der typisch katholischen Milieus bewirkt bei progressiven wie konservativen Kräften aber entgegengesetzte Reaktionen. Die Gegenwehr des [[Integralismus]] vermag nur eine sehr geringe Minderheit der Katholiken anzuziehen (z.&nbsp;B. Lefebvre-Bewegung, mit der höchstens 0,015 % der 1,1 Mrd. Katholiken sympathisieren), da die traditionelle Volksfrömmigkeit stark nachlässt. Aus sozialwissenschaftlicher Sicht wirken die konfessionellen Milieus jedoch auch dann noch auf die persönlichen Verhaltensmuster, wenn die eigentlich kirchliche Bindung bereits nicht mehr bewusst empfunden wird.
 
== Anspruch des Papsttums ==
 
Zentrales Element im römisch-katholischen Selbstverständnis ist das [[Papsttum]]. Die als „petrinisches Prinzip“ bezeichnete Funktion des Bischofs von Rom unterscheidet diese Kirche sichtbar von anderen Konfessionen. Als Nachfolger des Apostels Petrus gilt der Papst in der römisch-katholischen Kirche als Fels der Gesamtkirche und Stellvertreter Christi auf Erden.
 
Dem Vorwurf, dass sich das Papsttum stets in die Politik einmische, wird von der römisch-katholischen Kirche entgegen gehalten, dass der christliche Glaube über die politischen und gesellschaftlichen Sphären hinaus reiche. Das petrinische Prinzip etabliert einen religiösen Internationalismus, einen weltweiten öffentlichen Anspruch. Das wiederum findet sich in der ursprünglich Wortbedeutung von „katholisch“ als „allgemein“ wieder.
 
In der Folge dieses Anspruchs, die Religion der Politik und der Gesellschaft überzuordnen, setzte sich der ''Heilige Stuhl'' mit dem jeweiligen Gegenüber im staatlichen Bereich auseinander. Mit ihrer jahrhundertelangen [[Diplomatie]] weisen die päpstlichen Institutionen einen großen Erfahrungsschatz auf. Heute wird die Institution des Papsttums (nicht nur der Vatikanstaat) von fast allen Staaten der Welt auch völkerrechtlich anerkannt.
 
Während sich die Orthodoxie in ein orientalisches Staatskirchentum einfügte, traten die Bischöfe von Rom in einen vielhundertjährigen Konflikt mit den Staatsgewalten ein. Im Bereich der lateinischen Kirche trat der Anspruch des päpstlich formulierten [[Primat (römisch-katholische Kirche)|Primats]] mit besonderer Deutlichkeit im 11. Jahrhundert in Erscheinung ([[Gregor VII.]], ''[[Dictatus Papae]]'', 1075).
 
In der Zeit seit dem Spätmittelalter nahm die Machtfülle der Territorialstaaten zu. Diese nutzten die Reformation zum Zweck weiterer Steigerung ihrer Autorität aus, übrigens auch in den katholischen Monarchien. Seit dem Westfälischen Frieden von 1648 deshalb fast vom „diplomatischen Parkett“ verschwunden, schien das Papsttum vor 1789 den absoluten Monarchien insgesamt unterlegen zu sein. In nachnapoleonischer Zeit gelang jedoch ein schrittweiser Wiederaufstieg.
 
Heute urteilen auch manche außerkirchliche Beobachter, dass der Katholizismus im 20. Jahrhundert angesichts der „Krise des Humanismus“ einen wesentlichen Beitrag für den Fortbestand der Zivilisation geleistet habe.
 
== Zum Verhältnis des Katholizismus zur Anthroposophie ==
 
Außer vereinzelten Versuchen, wie etwa durch [[Martin Kriele]] und [[Willi Seiß]] (aber auch durch Dr. Michael Frensch und Wilhelm Maas), den [[Katholizismus]] mit der [[Anthroposophie]] zu versöhnen, kennzeichnet gegenwärtig eine innere Fremdheit, das Verhältnis von Katholiken und Anthroposophen, was z.B. einen [[Valentin Tomberg]] auch nötigte, nach seiner Konversion zum [[Katholizismus]] radikal mit der [[Anthroposophie]] zu brechen.
Insgesamt verhindert die katholische Glaubensdogmatik die freie Entfaltung des Menschenwesens so nachhaltig, als dass von einem starken Gegensatz zwischen diesen beiden Strömungen gesprochen werden kann, der unüberbrückbar scheint. Nicht nur der Machtanspruch der [[Jesuiten]] und des derzeit in der katholischen Kirche tonangebenden [[Opus Dei]], sondern auch ein gewisser Kavadergehorsam der Katholiken in aller Welt, sorgt dafür, dass die anthroposophische Literatur für Katholiken vielfach wie verbotene Schriften erscheinen müssen.


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Henri de Lubac]], ''Catholicisme. Les aspects sociaux du dogme'', 1938.
* [[Jean Guitton]], ''Le Catholicisme hier, aujourd'hui et demain'', 1972.
* [[Émile Poulat]], ''L'église c'est un monde'', 1986.
* [[Wikipedia:Benedikt XVI.|Joseph Ratzinger]], ''Kirche, Ökumene und Politik'', Einsiedeln 1987.
* Renate Riemeck: ''Glaube - Dogma - Macht. Geschichte der Konzilien'', Urachhaus Vlg. 1985
* [[Martin Kriele]]: ''Anthroposophie und Kirche. Erfahrungen eines Grenzgängers'', Herder Vlg., Freiburg i. Br. 1996
* Sergej O. Prokofieff: ''Die Beziehung des späteren Tomberg zu Rudolf Steiner und zur Anthroposophie'', Vlg. am Goetheanum, Dornach 2003
* Michael Heinen-Anders: ''Aus anthroposophischen Zusammenhängen'', BOD, Norderstedt 2010
* Michael Heinen-Anders: ''Aus anthroposophischen Zusammenhängen Band II'', BOD, Norderstedt 2011


#Rudolf Steiner: ''Der Orient im Lichte des Okzidents'', [[GA 113]] (1982), ISBN 3-7274-1130-9 {{Vorträge|113}}
== Einzelnachweise ==
#Rudolf Steiner: ''Vorstufen zum Mysterium von Golgatha '', [[GA 152]] (1990), ISBN 3-7274-1520-7 {{Vorträge|152}}


{{GA}}
<references />


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Wikiquote|Katholizismus}}
* [http://www.vatican.va Internetpräsenz des Vatikans]
* [http://www.katholisch.de Katholische Kirche Deutschland]
* [http://www.katholisch.at Katholische Kirche Österreich]
=== Private Internetseiten ===
* [http://www.kathpedia.com/index.php?title=Hauptseite „Kathpedia, die freie katholische Enzyklopädie“]
* [http://www.kath.net Konservatives „unabhängiges, katholisches, österreichisches Internetmagazin“, Linz (Österreich)]


{{Audio YouTube|ZcFpgoySKws|PLK8jdAUQL84fVKJNYXXjPqM1Tjnk7Odip}}
[[Kategorie:Katholizismus|Gegnerschaften]]


[[Kategorie:Grundbegriffe]] [[Kategorie:Weltentwicklung]] [[Kategorie:Menschheitsentwicklung]] [[Kategorie:Kultur]] [[Kategorie:Ägyptisch-Chaldäische Kultur]]
{{Wikipedia}}

Version vom 17. Oktober 2011, 18:06 Uhr

Katholizismus bezeichnet soziologisch weniger die offizielle Lehre der Katholischen Kirche sondern das tatsächliche Denken, Empfinden und Handeln katholischer Bevölkerungsteile besonders dort, wo sie die Mehrheit bilden und milieuprägend wirken.

In Europa prägt der Katholizismus die Zivilisation vor allem in Ländern, in denen der Protestantismus schwach war, etwa in Italien, Spanien, Portugal und Frankreich, oder im Zuge der Gegenreformation zurückgedrängt wurde. Im deutschsprachigen Raum ist er v.a. im Westen und Süden Deutschlands anzutreffen, aber auch in Österreich. In Irland und Polen steht die nationale Identität dem Katholizismus besonders nahe, da sich dort jeweils eine nationale Opposition auf den überlieferten Katholizismus stützte. Eine große Rolle spielt der Katholizismus darüber hinaus in Lateinamerika.

Der Begriff bedeutet ursprünglich allumfassend, universell und leitet sich vom Griechischen κάτολος (κατά: herab, gegen, entgegen; ὅλος: ganz, umfassend) ab. In diesem Sinne wird er etwa von Aristoteles oder Polybios, aber auch von frühen christlichen Schriftstellern verwendet; so spricht etwa Justin der Märtyrer von der „katholischen Auferstehung“. Diese Bedeutung hat sich in der Bezeichnung Katholische Briefe für einige neutestamentliche Bücher erhalten. Die Wortverbindung „Katholische Kirche“ wurde erstmals von Ignatius von Antiochien um das Jahr 110 verwendet, um diese von Kleingruppen abzugrenzen.[1]

Überblick

Katholizismus in Deutschland

Seit der Reichsgründung 1871 waren die Katholiken mit etwa einem Drittel Bevölkerungsanteil eine Minderheit in Deutschland. Das änderte sich nach 1945, als die vorwiegend protestantischen Gebiete des deutschen Nordostens verloren gingen bzw. zur sowjetischen Besatzungszone kamen.

In der Bundesrepublik von 1949 bis 1989 hatte das römisch-katholische Milieu bis in die 1970er Jahre einen großen gesellschaftspolitischen Einfluss. Nicht nur Bundeskanzler wie Konrad Adenauer und Helmut Kohl, sondern auch ein Kritiker wie Heinrich Böll war im rheinischen beziehungsweise süddeutschen Katholizismus verwurzelt. Führungspersönlichkeiten wie die Kardinäle Joseph Frings, Julius Döpfner, Joseph Höffner wurden stark beachtet, in etwa auch noch Karl Lehmann. Die Deutsche Bischofskonferenz, jetzt unter ihrem Vorsitzenden Robert Zollitsch, steht für eine große öffentliche Wahrnehmung der römisch-katholischen Kirche ein. Trotz der Folgen der staatlichen Wiedervereinigung (relativ starker Anstieg des statistischen Anteils konfessionsloser Deutscher) bemüht man sich, diesen Einfluss auch weiterhin zu sichern. Dennoch kann man nicht von einer an sich klerikalen Republik sprechen.

Nach statistischen Daten der Deutschen Bischofskonferenz (und der Süddeutschen Zeitung vom 5. Februar 2009, S. 2, „Die frustrierte Mehrheit“) hat die Zahl der Katholiken in Deutschland (jeweils 1990 zu 2007) von 28.252.000 auf 25.461.000, die Zahl der Taufen von 299.796 auf 185.586, die Zahl der Trauungen von 116.332 auf 49.393 und der Anteil der Gottesdienstteilnehmer von 21,9 auf 13,7 Prozent abgenommen.

Die von Papst Benedikt XVI. anlässlich des Weltjugendtages in Köln 2005 geforderte Hinwendung der Kirche in Deutschland dazu, „missionarisch“ zu werden, könnte eine neue, zum kulturellen Umfeld eher kontrastierende Tendenz begünstigen. Die starke ökumenische Orientierung der römisch-katholischen Kirche in Deutschland wird derzeit jedoch noch fortgesetzt. Diese ökumenische Ausrichtung wird von manchen Theologen kritisiert, da die römisch-katholische Kirche durch die Hinwendung zum Protestantismus ihre eigene Identität aufzugeben scheine.

Katholizismus in Österreich

In Folge des Josephinismus wies der österreichische Katholizismus während der Habsburgermonarchie eine ausgeprägte Nähe zum Staat auf. Während des Austrofaschismus von 1933 bis 1938 galt Österreich für manche konservativen Katholiken dann geradezu als „Musterstaat“. Österreichische Bischöfe haben den Anschluss 1938 an das Großdeutsche Reich überdies viel wohlwollender begrüßt als deutsche Bischöfe. Aus dieser historischen Situation heraus belastet, hat der Episkopat das II. Vatikanum zum Anlass genommen, sich weitgehend liberal zu profilieren. Eine große Nähe zur ÖVP (Österreichische Volkspartei) ist kaum zu leugnen. Katholiken in Österreich distanzieren sich mitunter noch deutlicher vom Papsttum als in Deutschland. Es sind aber auch vehemente Befürworter des Traditionalismus anzutreffen. Das generelle Problem, welche Nähe oder Distanz der katholischen Konfession zum Staat angemessen ist, tritt in Österreich deutlicher hervor als in Deutschland.

Katholizismus in der Schweiz

Die Situation der katholischen Kirche in der Schweiz ist noch schwieriger zusammenzufassen, da die konfessionelle und staatskirchenrechtliche Eigenart jedes einzelnen Kantons berücksichtigt werden muss. In manchen Kantonen üben staatliche Stellen über eigene Organe eine mittelbare Kontrolle kirchlicher Angelegenheiten aus.

Verhältnis der Römischen Kirche zur Politik und zivilen Gesellschaft

Länder, in denen das Christentum die vorherrschende Religion ist, sind violett (kath.), blau (prot.) oder rötlich (orth.) gekennzeichnet

Papst Pius IX. setzte 1870 die Definition der päpstlichen Unfehlbarkeit in Lehrfragen durch. Diese „Geburtsurkunde“ des römischen Anspruchs in moderner Zeit bewirkte, außerhalb der eigentlich theologischen Probleme, eine eindeutige Zuordnung des Papsttums zum „geistlichen Bereich“. Die zunächst unfreiwillige Abkehr von päpstlich-kirchenstaatlicher Politik beseitigte zwangsläufig auch eine wesentliche Ursache der Intransigenz der Päpste Leo XII. bis Gregor XVI.). Der so zugleich begründete päpstliche Internationalismus brachte Papst Leo XIII., dem Begründer der neueren katholischen Soziallehre († 1903), großes Ansehen ein. In der Konfrontation mit dem optimistischen Humanismus der Moderne kämpfte Papst Pius X. (1903−1914) um eine größere religiöse Wirksamkeit der Kirche in der Gesellschaft. Im Ersten Weltkrieg gelang es Papst Benedikt XV. überdies, den Katholizismus als überparteilich und supranational zu festigen. Seither hat die römisch-katholische Kirche die wesentlichen Forderungen der internationalen Friedensbewegung (Schiedsgerichtsbarkeit, Abrüstung) in ihr Programm integriert.

Der Sturz vieler europäischer Monarchien 1918 und die Befreiung der nichtkatholischen Staatskirchen von politischer Bevormundung eröffnete auch neue Möglichkeiten des interkonfessionellen Dialogs, der aber erst nach den Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges breite Akzeptanz auf römisch-katholischer Seite fand.

Die programmatische Selbstkorrektur durch das 2. Vatikanische Konzil (1962–65), vorbereitet durch die Päpste Pius XI. und Pius XII., durchgeführt durch die Konzilspäpste Johannes XXIII. und Paul VI., hat aber gerade in den typisch römisch-katholischen Milieus interne Krisen heraufbeschworen. In jedem der römisch-katholisch geprägten Länder war die Situation der Kirche noch nicht frei von Belastungen aus den politischen Konflikten. In Spanien fand die Kirche erst allmählich eine Distanz zum Franco-Regime. In Italien besteht auch heute noch Dissens, ob die civiltà cattolica eine eher christlich demokratische oder eine eher traditionell autoritätsbezogene politische Haltung begünstigt. Besonders gravierend ist die Situation in Frankreich, wo der nationale Katholizismus in Opposition zur Republik stand, so dass es (vor allem vor 1914 und nach 1945) auch zu Übertreibungen in der Gegenrichtung kam. Jüngere kirchliche Bewegungen in diesen Ländern werden seitens liberaler Theologie oft mit politischen Kategorien bewertet, ohne dass dies dem spirituellen Anliegen des renouveau catholique entspräche.

Der Schwerpunkt des weltweiten Katholizismus hat sich seit 1980er Jahren nach Lateinamerika, Afrika und allmählich auch Asien verlagert. Afrika südlich der Sahara wendet sich verstärkt dem Christentum zu. Die römisch-katholische Kirche in Lateinamerika steht aber, wegen ihrer langen Bindung an die europäisch-katholische Tradition, vor besonders gravierenden Herausforderungen. Hier wurde seit den 1960er Jahren der Versuch einer Befreiungstheologie unternommen, die aus römischer Sicht jedoch als Rückfall in Konzepte, die eine politische Theologie begünstigen, jetzt aber unter marxistischer Perspektive zu sehen sei, bekämpft wurde.

Im anglo-amerikanischen Kulturraum hat die römisch-katholische Kirche seit dem 19. Jahrhundert nach und nach an Akzeptanz gewinnen können, ist aber noch immer als Konfession der Minderheit zu werten.

Insgesamt steht der Katholizismus zu Beginn des 21. Jahrhunderts erst am Anfang der ihm vom II. Vatikanischen Konzil gestellten Aufgabe, gleichermaßen die religiöse Tradition fortzuführen, aber doch inmitten des jeweiligen kulturellen Umfeldes „auf der Höhe der Zeit“ mitzuwirken. Papst Johannes Paul II. versuchte in seinem Pontifikat, den Selbstvollzug der Kirche als Weltkirche in einem universalen und interreligiösen Horizont persönlich zu verorten; mit seinen Reisen und Lehrschreiben, den Weltjugendtagen und Heiligsprechungen erlangte er dabei große Aufmerksamkeit.

Unmittelbare Sonderrechte innerhalb der Staatsordnungen strebt der Katholizismus ausdrücklich nicht mehr an. So vereinbarten Italien und der Vatikan im Jahr 1984 den Verzicht auf die römisch-katholische Staatsreligion.

Wissenschaft

Der Begriff Katholizismus wird wissenschaftlich von der Konfessionskunde, der Phänomenologie und Soziologie benutzt, um die Praxis des katholischen Glaubens durch den einzelnen Gläubigen, aber auch die gesellschaftliche Relevanz des katholischen Glaubens zu beschreiben. Entsprechendes gilt für das Wort Protestantismus, das dies bei den protestantischen Christen beschreibt.

Der Katholizismus gilt traditionell sowohl in Bezug auf Moral, als auch politisch als konservativ, aber auch volkstümlich (Volksfrömmigkeit). Eine große Rolle spielen weiterhin das Gemeinschaftsbewusstsein sowie die religiös-kulturelle Tradition. Innerhalb des Katholizismus bestehen auch diverse Strömungen, die häufig mit der Politik entlehnten Begriffen zusammengefasst werden (insbesondere Linkskatholizismus) bzw. als „Progressisten“ und „Traditionalisten“ bezeichnet werden.

Vor dem Hintergrund globaler gesellschaftlicher Veränderungen befindet sich der Katholizismus, jedenfalls sofern er selbst einen traditionellen Kulturkreis prägte, zwar in einem grundlegenden Umgestaltungsprozess. Unter der Jugend in Europa ist der überlieferte Katholizismus auch weiterhin ein Minderheitenphänomen. Die Auflösung der typisch katholischen Milieus bewirkt bei progressiven wie konservativen Kräften aber entgegengesetzte Reaktionen. Die Gegenwehr des Integralismus vermag nur eine sehr geringe Minderheit der Katholiken anzuziehen (z. B. Lefebvre-Bewegung, mit der höchstens 0,015 % der 1,1 Mrd. Katholiken sympathisieren), da die traditionelle Volksfrömmigkeit stark nachlässt. Aus sozialwissenschaftlicher Sicht wirken die konfessionellen Milieus jedoch auch dann noch auf die persönlichen Verhaltensmuster, wenn die eigentlich kirchliche Bindung bereits nicht mehr bewusst empfunden wird.

Anspruch des Papsttums

Zentrales Element im römisch-katholischen Selbstverständnis ist das Papsttum. Die als „petrinisches Prinzip“ bezeichnete Funktion des Bischofs von Rom unterscheidet diese Kirche sichtbar von anderen Konfessionen. Als Nachfolger des Apostels Petrus gilt der Papst in der römisch-katholischen Kirche als Fels der Gesamtkirche und Stellvertreter Christi auf Erden.

Dem Vorwurf, dass sich das Papsttum stets in die Politik einmische, wird von der römisch-katholischen Kirche entgegen gehalten, dass der christliche Glaube über die politischen und gesellschaftlichen Sphären hinaus reiche. Das petrinische Prinzip etabliert einen religiösen Internationalismus, einen weltweiten öffentlichen Anspruch. Das wiederum findet sich in der ursprünglich Wortbedeutung von „katholisch“ als „allgemein“ wieder.

In der Folge dieses Anspruchs, die Religion der Politik und der Gesellschaft überzuordnen, setzte sich der Heilige Stuhl mit dem jeweiligen Gegenüber im staatlichen Bereich auseinander. Mit ihrer jahrhundertelangen Diplomatie weisen die päpstlichen Institutionen einen großen Erfahrungsschatz auf. Heute wird die Institution des Papsttums (nicht nur der Vatikanstaat) von fast allen Staaten der Welt auch völkerrechtlich anerkannt.

Während sich die Orthodoxie in ein orientalisches Staatskirchentum einfügte, traten die Bischöfe von Rom in einen vielhundertjährigen Konflikt mit den Staatsgewalten ein. Im Bereich der lateinischen Kirche trat der Anspruch des päpstlich formulierten Primats mit besonderer Deutlichkeit im 11. Jahrhundert in Erscheinung (Gregor VII., Dictatus Papae, 1075).

In der Zeit seit dem Spätmittelalter nahm die Machtfülle der Territorialstaaten zu. Diese nutzten die Reformation zum Zweck weiterer Steigerung ihrer Autorität aus, übrigens auch in den katholischen Monarchien. Seit dem Westfälischen Frieden von 1648 deshalb fast vom „diplomatischen Parkett“ verschwunden, schien das Papsttum vor 1789 den absoluten Monarchien insgesamt unterlegen zu sein. In nachnapoleonischer Zeit gelang jedoch ein schrittweiser Wiederaufstieg.

Heute urteilen auch manche außerkirchliche Beobachter, dass der Katholizismus im 20. Jahrhundert angesichts der „Krise des Humanismus“ einen wesentlichen Beitrag für den Fortbestand der Zivilisation geleistet habe.

Zum Verhältnis des Katholizismus zur Anthroposophie

Außer vereinzelten Versuchen, wie etwa durch Martin Kriele und Willi Seiß (aber auch durch Dr. Michael Frensch und Wilhelm Maas), den Katholizismus mit der Anthroposophie zu versöhnen, kennzeichnet gegenwärtig eine innere Fremdheit, das Verhältnis von Katholiken und Anthroposophen, was z.B. einen Valentin Tomberg auch nötigte, nach seiner Konversion zum Katholizismus radikal mit der Anthroposophie zu brechen. Insgesamt verhindert die katholische Glaubensdogmatik die freie Entfaltung des Menschenwesens so nachhaltig, als dass von einem starken Gegensatz zwischen diesen beiden Strömungen gesprochen werden kann, der unüberbrückbar scheint. Nicht nur der Machtanspruch der Jesuiten und des derzeit in der katholischen Kirche tonangebenden Opus Dei, sondern auch ein gewisser Kavadergehorsam der Katholiken in aller Welt, sorgt dafür, dass die anthroposophische Literatur für Katholiken vielfach wie verbotene Schriften erscheinen müssen.

Literatur

  • Henri de Lubac, Catholicisme. Les aspects sociaux du dogme, 1938.
  • Jean Guitton, Le Catholicisme hier, aujourd'hui et demain, 1972.
  • Émile Poulat, L'église c'est un monde, 1986.
  • Joseph Ratzinger, Kirche, Ökumene und Politik, Einsiedeln 1987.
  • Renate Riemeck: Glaube - Dogma - Macht. Geschichte der Konzilien, Urachhaus Vlg. 1985
  • Martin Kriele: Anthroposophie und Kirche. Erfahrungen eines Grenzgängers, Herder Vlg., Freiburg i. Br. 1996
  • Sergej O. Prokofieff: Die Beziehung des späteren Tomberg zu Rudolf Steiner und zur Anthroposophie, Vlg. am Goetheanum, Dornach 2003
  • Michael Heinen-Anders: Aus anthroposophischen Zusammenhängen, BOD, Norderstedt 2010
  • Michael Heinen-Anders: Aus anthroposophischen Zusammenhängen Band II, BOD, Norderstedt 2011

Einzelnachweise

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