Sumer

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Ruinen von Ur
Karte von Sumer

Als Sumer bezeichnet man den südlichen Teil der Kulturlandschaft des mesopotamischen Schwemmlandes, das sich zwischen der heutigen Stadt Bagdad und dem Persischen Golf erstreckt. In dieser Region vollzogen die dort lebenden Sumerer erstmals in der Menschheitsgeschichte den Übergang zur Hochkultur und erfanden mit der Keilschrift die Schrift.

Allgemeines

Hypothetisch bleibt der Ursprung der Ethnie, die die sumerische Kultur prägte. In der aktuellen Forschung werden zwei Theorien propagiert. Zum einen, dass sich die sumerische Kultur aus der zuvor bestehenden Obed-Kultur herausgebildet hatte, die etwa von 5500 bis 3500 v. Chr. währte. Die zweite Theorie nimmt die Einwanderung aus nordöstlichen Regionen an, etwa (sekundär) aus dem iranischen Hochland oder (primär) direkt aus der Kaukasus-Region.[1][2]

Sumer war jedoch nie eine zusammenhängende politische Einheit, sondern eine Region von Stadtstaaten, von denen jeder seinen eigenen König oder Oberhaupt hatte.

Die Besiedlung und kulturellen Gegebenheiten werden anhand historischer Entwicklungen in sechs Epochen unterteilt:

  • Obed-Zeit, um 5000–4100 v. Chr.
  • Uruk-Zeit, 4100–2900 v. Chr.
  • frühe Dynastie, 2900–2334 v. Chr.
  • akkadische Zeit, 2334–2218 v. Chr.
  • Gutianische Zeit, um 2218–2047 v. Chr.
  • Ur-III-Zeit (auch als sumerische Renaissance bekannt), 2047–1750 v. Chr.

Name

Die Eigenbezeichnung der Sumerer für dieses Land lautete ki-en-ĝir, ihre Sprache nannten sie emegi(r). Die Bezeichnung Sumer geht hingegen auf das akkadische Wort šumeru zurück, welches sowohl das Land als auch die Bewohner des südlichsten Mesopotamiens bezeichnete. Sie begegnet vor allem in Königstiteln der altbabylonischen Zeit, wo sich die Herrscher als „König von Sumer und Akkad“ bezeichneten. Diese auch schon im 3. Jahrtausend v. Chr. in sumerischer Sprache bezeugte Bezeichnung (lugal kiengi kiuri(m)) drückt dabei den Anspruch auf Herrschaft über das gesamte, später Babylonien genannte, südliche Mesopotamien aus, das neben dem südlichen Teil Sumer auch einen nördlichen Teil, in Anlehnung an das Reich von Akkade, Akkad genannt, hatte. Nachdem im 19. Jahrhundert zunächst die akkadische Sprache rekonstruiert worden war, bürgerte sich das akkadische Wort zur Bezeichnung der sumerischen Sprache ein, die aus den akkadischen Quellen erschlossen werden konnte.

Naturräumliche Gegebenheiten

Das Land Sumer liegt heute mehrheitlich im südlichen Staatsgebiet des Irak, im Schwemmgebiet der Flüsse Euphrat und Tigris. Diese Region ist besonders vom küstennahen Marschland geprägt, wobei die Golfküste in der Antike deutlich weiter landeinwärts lag und sich seitdem durch Sedimentablagerungen der Flüsse immer weiter nach Südosten zurückgezogen hat. Ebendiese Sedimente bilden fruchtbare Böden, die sich grundsätzlich für den Anbau von Kulturpflanzen eignen. Aufgrund dort niedriger und variabler Niederschläge ist dies jedoch nur in der Nähe der Flussläufe oder durch künstliche Bewässerung möglich. Anders als in Ägypten stellt sich die Frühjahrsflut jedoch recht spät ein und konnte so die Ernte gefährden. Außerdem sorgen hohe Temperaturen für große Verdunstungsmengen. Der daraus resultierenden Versalzung kann nur durch ein Ausschwemmen der Böden und durch eine Brachenwirtschaft entgegengewirkt werden.

Entgegen seinem landwirtschaftlichen Potenzial verfügt das Land Sumer über nahezu keine Bodenschätze. Weder Gesteine noch Metalle sind vor Ort verfügbar, so dass sie von weit her importiert werden mussten, dasselbe gilt auch für Bauhölzer. Wichtigste Baumaterialien waren daher der überall verfügbare Lehm, Reet sowie Erdpeche.

Geschichte

6. Jahrtausend v. Chr. (Keramisches Neolithikum)

Ab wann das als Sumer bezeichnete Land von Menschen regulär besiedelt wurde, ist bis heute nicht endgültig geklärt. Älteste Siedlungsreste stammen aus dem 6. Jahrtausend v. Chr., wobei eventuelle frühere Besiedlungen aufgrund der Mächtigkeit der durch die Flüsse abgelagerten Sedimente und des im Südirak hohen Grundwasserspiegels der Archäologie bisher nicht zugänglich sind. Von diesen frühesten Siedlungsspuren ausgehend ist jedoch eine mehr oder weniger kontinuierliche Entwicklung hin zu größeren Sozialwesen nachvollziehbar, die im späten 4. Jahrtausend v. Chr. mit der Entstehung der ersten Stadt in Uruk ihren ersten Höhepunkt fand.

3. Jahrtausend v. Chr. (Chalkolithikum)

Ab dem frühen 3. Jahrtausend v. Chr. sind dann auch schriftliche Quellen verfügbar, die uns über eine Reihe auch archäologisch bekannter Städte informieren. Diese sind vor allem die Stadtstaaten Adab, Eridu, Isin, Kiš, Kullab, Lagaš, Larsa, Nippur, Ur und Uruk. In diesen Städten herrschten lokale Dynastien, die oft auch miteinander in Konflikt standen, wie es etwa die Inschrift der Geierstele bezeugt. Die deutlich jüngere sumerische Königsliste suggeriert den Eindruck, dass diese Dynastien einander abgewechselt hätten und so ein „abstraktes Königtum über ein altsumerisches Reich“ bestanden und von je einer Dynastie ausgeübt worden sei. Dabei handelt es sich jedoch um keine historisch korrekte Darstellung.

In der zweiten Hälfte des 3. Jahrtausends kam es erstmals zur Ausbildung eines Territorialstaates. Diese Bestrebungen wurden vor allem von Sargon von Akkad betrieben, der von sich selbst behauptete, ganz Mesopotamien unter seine Kontrolle gebracht zu haben. Infolge diverser lokaler Unruhen, des Eindringens der Gutäer genannten Völker und eventueller klimatischer Veränderungen ging dieser erste Flächenstaat im frühen 22. Jahrhundert v. Chr. endgültig unter. Um die Zeit 3200 v. Chr. entwickelte sich die sumerische Keilschrift zuerst als eine Silbenschrift. Die Schreiber benutzten einen stumpfen Schreibgriffel, mit dem Keile in den noch weichen Ton gedrückt wurden, welcher anschließend getrocknet oder gebrannt wurde.

Rekonstruktion der Entwicklung des Schreibens. Mit der Hypothese, dass die sumerische Keilschrift der Ursprung vieler Schriftsysteme sei.[3]

2. Jahrtausend v. Chr. (Frühbronzezeit)

In der Folgezeit bestanden wieder vorrangig Stadtstaaten, bis nach rund einem Jahrhundert der Herrscher von Uruk größere Landesteile unter seine Kontrolle bringen konnte und damit Vorreiter für die 3. Dynastie von Ur wurde, deren Begründer wiederum einen großen Territorialstaat begründen konnte. Dieser Staat bestand für etwa 100 Jahre und ging dann im Zuge von Überfällen der Elamer aus dem heutigen Iran unter. Die Bevölkerungszahl ging zurück. In die frei werdenden Gebiete wanderten Amurriter von Norden her ein und ergriffen die Macht im Land, bis schließlich Hammurapi I. von Babylon wieder ein großes Reich errichten konnte. Spätestens in dieser Zeit ging die sumerische Kultur vollends in der semitischen auf, obgleich die sumerische Sprache als Gelehrtensprache noch mindestens für ein Jahrtausend weiter tradiert wurde.

Zusammenhänge der sumerisch-akkadischen Gottheiten

Literatur

  • Dietz-Otto Edzard: Geschichte Mesopotamiens. C.H. Beck, München 2004, ISBN 3-406-51664-5.
  • Harriet Crawford: Sumer and the Sumerians. Cambridge University Press, Cambridge 2004, ISBN 0-521-82596-2.
  • Gebhard J. Selz: Sumerer und Akkader. Geschichte, Gesellschaft, Kultur. C.H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-50874-X.
  • Konrad Volk (Hrsg.): Erzählungen aus dem Land Sumer. Harrassowitz, Wiesbaden 2016, ISBN 978-3-447-10413-5.

Weblinks

Commons: Sumer - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wiktionary: Sumer – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Vergleiche hierzu die Hypotheses der Dene-Kaukasischen Makrofamilie, in welcher von einigen Autoren u. a. auch kaukasische Sprachen und das Sumerische aufgrund struktureller Ähnlichkeiten zusammengefasst werden.
  2. Benno Landsberger: Three Essays on the Sumerians. Dezember 1973 ([1] auf undena.com) hier S. 6
  3. Geoffrey Barraclough, Norman Stone: The Times Atlas of World History. Hammond Incorporated, Maplewood, New Jersey 1989, ISBN 978-0-7230-0304-5, S. 53. ([2] auf archive.org)
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