Sphärenharmonie

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Als Sphärenharmonie oder Sphärenmusik wird für das erweckte «innere Ohr» die eigentliche geistige Welt, das Devachan, erlebt. Auf der Suche nach dieser Weltenharmonie entdeckte Johannes Kepler anfangs des 17. Jahrhunderts die heute nach ihm benannten drei Keplerschen Gesetze, die die fundamentalen Bewegungsprinzipen des Planetensystems beschreiben.

Sphärenharmonie und Devachan

"Außer dem, was durch «geistiges Sehen» in diesem «Geisterlande» wahrzunehmen ist, gibt es hier noch etwas anderes, das als Erlebnis des «geistigen Hörens» zu betrachten ist. Sobald nämlich der «Hellsehende» aufsteigt aus dem Seelen- in das Geisterland, werden die wahrgenommenen Urbilder auch klingend. Dieses «Klingen» ist ein rein geistiger Vorgang. Es muß ohne alles Mitdenken eines physischen Tones vorgestellt werden. Der Beobachter fühlt sich wie in einem Meere von Tönen. Und in diesen Tönen, in diesem geistigen Klingen drücken sich die Wesenheiten der geistigen Welt aus. In ihrem Zusammenklingen, ihren Harmonien, Rhythmen und Melodien prägen sich die Urgesetze ihres Daseins, ihre gegenseitigen Verhältnisse und Verwandtschaften aus. Was in der physischen Welt der Verstand als Gesetz, als Idee wahrnimmt, das stellt sich für das «geistige Ohr» als ein Geistig-Musikalisches dar. (Die Pythagoreer nannten daher diese Wahrnehmung der geistigen Welt «Sphärenmusik». Dem Besitzer des «geistigen Ohres» ist diese «Sphärenmusik» nicht bloß etwas Bildliches, Allegorisches, sondern eine ihm wohlbekannte geistige Wirklichkeit.) Man muß nur, wenn man einen Begriff von dieser «geistigen Musik» erhalten will, alle Vorstellungen von sinnlicher Musik beseitigen, wie sie durch das «stoffliche Ohr» wahrgenommen wird. Es handelt sich hier eben um «geistige Wahrnehmung», also um eine solche, die stumm bleiben muß für das «sinnliche Ohr». In den folgenden Beschreibungen des «Geisterlandes» sollen der Einfachheit halber die Hinweise auf diese «geistige Musik» weggelassen werden. Man hat sich nur vorzustellen, daß alles, was als «Bild», als ein «Leuchtendes» beschrieben wird, zugleich ein Klingendes ist. Jeder Farbe, jeder Lichtwahrnehmung entspricht ein geistiger Ton, und jedem Zusammenwirken von Farben entspricht eine Harmonie, eine Melodie und so weiter. Man muß sich nämlich durchaus vergegenwärtigen, daß auch da, wo das Tönen herrscht, das Wahrnehmen des «geistigen Auges» nicht etwa aufhört. Es kommt eben das Tönen zu dem Leuchten nur hinzu. Wo von «Urbildern» in dem Folgenden gesprochen wird, sind also die «Urtöne» hinzuzudenken. Auch andere Wahrnehmungen kommen hinzu, die gleichnisartig als «geistiges Schmecken» und so weiter bezeichnet werden können. Doch soll hier auf diese Vorgänge nicht eingegangen werden, da es sich darum handelt, eine Vorstellung von dem «Geisterlande» durch einige aus dem Ganzen herausgegriffene Wahrnehmungsarten in demselben zu erwecken." (Lit.: GA 9, S. 124)

Anders als die sinnlich hörbaren Töne leben die Sphärenklänge nicht in der Luft als Trägermedium, sondern in dem viel feineren Akashastoff, in dem "der Gedanke sich unmittelbar ausprägen kann" (Lit.: GA 53, S. 230) und der auch der Träger des Weltengedächtnisses ist.

„Durch gewisse andere Methoden, von denen wir später sprechen werden, kann der Mensch dahin gelangen, daß ihm durch eigene innere Kraft der Raum nicht nur vom Lichte erleuchtet, vom Weisheitslichte durchflössen sein wird, sondern daß der Raum gleichsam zu tönen beginnt. In der alten pythagoreischen Philosophie wurde, wie Sie wissen, von Sphärenmusik gesprochen. Unter «Sphäre» wird dabei der Weltenraum begriffen, der Raum, in dem die Sterne schweben. Das ist kein erdachtes, ausspintisiertes Bild, kein poetischer Vergleich, sondern das ist eine Wirklichkeit. Wenn der Mensch sich genügend nach den Angaben des Geheimlehrers geübt hat, dann lernt er, innerlich nicht nur einen erhellten, durchleuchteten Raum zu schauen, der der Ausdruck der Weisheit ist, sondern er lernt auch zu hören die Sphärenmusik, die den Weltenraum durchflutet. Und wenn der Raum zu erklingen beginnt, dann sagt man, der Mensch sei in der himmlischen Welt, im Devachan. Richtig ist, daß der Raum erklingt, aber es ist nicht ein physischer Ton, sondern dies sind geistige Töne, die nicht in der Luft leben, sondern in einem viel höheren, feineren Stoffe, im Akasha-Stoff. Fortwährend ist der Raum von solcher Musik erfüllt, und es gibt in dieser Sphärenmusik gewisse Grundtöne.“ (Lit.:GA 101, S. 150)

„Sie wissen, die Planeten bewegen sich mit ganz bestimmten Geschwindigkeiten um die Sonne. Aber auch diese bewegt sich, und es ist diese Bewegung, wie auch die der Planeten, welche von den okkulten Astronomen genau erforscht worden sind. Die Forschung hat ergeben, daß die Sonne sich um einen geistigen Mittelpunkt bewegt, und daß die Bahnen der Planeten Spiralen sind, deren Richtlinie die Sonnenbahn ist. Die Geschwindigkeiten, womit die einzelnen Planeten ihre Bahnen vollziehen, stehen zueinander in ganz bestimmten, harmonischen Verhältnissen, und es stellen sich diese Verhältnisse als Töne für den Hörenden zu einer Symphonie zusammen, welche durch die Pythagoreer als Sphärenmusik bezeichnet wurde. Dies Zusammenklingen, diese Musik ist also ein Abbild kosmischer Vorgänge, und was die pythagoreische Schule lehrt, ist nichts Ausgeklügeltes. Die alten okkulten Astronomen sagten sich: Der Sternenhimmel, welcher scheinbar ruhend sich ausnimmt, ist in Wahrheit in Bewegung und dreht sich um den geistigen Mittelpunkt mit solcher Geschwindigkeit, daß er in 100 Jahren um 1° vorrückt. Es verhalten sich nun die Geschwindigkeiten der Planeten zueinander wie folgt:

Geschwindigkeit des Saturn = 2 1/2 mal die des Jupiter
des Jupiter = 5 mal die des Mars
des Mars = 2 mal die von Sonne, Merkur und Venus
der Sonne = 12 mal die des Mondes

wobei die Geschwindigkeit des Saturn 1200mal größer ist als die des ganzen Sternenhimmels, oder 12° im Jahre vorrückt[1].

Wenn physische musikalische Harmonien entstehen, beruht das darauf, daß beispielsweise verschiedene Saiten verschiedenartig schwingen, die eine schneller, die andere langsamer. Je nach der Geschwindigkeit, mit der sich die einzelnen Saiten bewegen, erklingt ein höherer oder tieferer Ton, und das Zusammenklingen dieser verschiedenen Töne ertönt als Musik, ergibt die Harmonie. Genauso wie Sie nun musikalische Eindrücke hier im Physischen von den Bewegungen der Saiten erhalten, so hört derjenige, der zu der Stufe des Hellhörens im Devachan emporgedrungen ist, die Bewegung der Himmelskörper als Sphärenmusik. Und durch das Verhältnis der verschiedenen Schnelligkeiten in der Bewegung der Planeten entstehen die Grundtöne der Sphärenharmonie, die durch das ganze Weltall erklingt. In der Pythagoreischen Schule wird also mit Recht von einer Sphärenmusik gesprochen, man kann sie mit geistigen Ohren hören.

Wir können bei diesen Betrachtungen noch auf ein anderes Phänomen hindeuten. Wenn Sie eine dünne Messingplatte nehmen, sie möglichst gleichmäßig mit feinem Staube bestreuen und mit einem Fiedelbogen diese Platte streichen, dann wird nicht nur ein Ton hörbar, sondern es ordnen sich die Staubpartikelchen in ganz bestimmten Linien an. Da bilden sich allerlei Figuren, dem Tone entsprechend. Der Ton bewirkt eine Verteilung der Materie, des Stoffes. Das sind die bekannten Chladnischen Klangfiguren. Als der geistige Ton durch das Weltall erklang, ordnete er die Planeten in ihren Verhältnissen zueinander zu einer Sphärenharmonie. Was Sie im Weltenraume ausgebreitet sehen, das hat dieser schaffende Ton der Gottheit angeordnet. Dadurch, daß dieser Ton in den Weltenraum hineintönte, gestaltete sich die Materie zu einem System, dem Sonnen- und Planetensystem. So ist auch der Ausdruck «Sphärenharmonie» nicht ein geistreicher Vergleich; er ist Wirklichkeit.“ (S. 151ff)

Sphärenharmonie und Ätherleib

„Und in unserem Ätherleib haben wir etwas vor uns, was allerdings die feineren Substantialitäten der Menschenwesenheit enthält, nur kann sie der Mensch deshalb nicht sehen, weil er durch die luziferischen und ahrimanischen Einflüsse nicht fähig ist, sie zu sehen. In diesem Ätherleib lebt auch, was der Sonne angehört. Da tönt herein, was als die Sphärenharmonie tätig war, dasjenige, was hinter dem bloßen Physischen wahrnehmbar von den Göttern ist. Daher können wir von ihm sagen: Im Ätherleibe leben hohe Götter, und gerade solche, die verwandt sind den Sonnengöttern.“ (Lit.:GA 123, S. 243)

Die Wahrnehmung der Sphärenharmonie

Um die Sphärenharmonie wahrnehmen zu können, muss sich der Mensch zunächst von der Wahrnehmung der Sinneswelt lösen. Die Sinneseindrücke rücken dabei in immer größere Ferne und scheinen dann zu verschwinden. Dann beginnt die Wahrnehmung der von differenzierten Gefühlen durchwebten astralen Welt (Seelenwelt), die sich in zunächst farbig und bildhaft in vollkommen stummen, tonlosen bewegten Imaginationen offenbart. Nachdem der Abgrund dieser tonlosen Welt überschritten wird und sich der Mensch zum Devachan erhebt, beginnen die zwischen Sympathie und Antipathie rhythmisch schwingenden Gefühle geistig zu ertönen.

„Dieses Hineinleben des Menschen im Beginn der Entwickelung in die astrale Welt zeigt sich dadurch, daß sich folgendes abspielt. Der Mensch ist an einem bestimmten Orte. Er hört allerlei um sich, sieht die Gegenstände, er tastet sie, er schmeckt sie. Wenn nun der Mensch sich nach und nach hellseherisch in die astrale Welt einlebt, dann ist es so, daß diese sinnlichen Eindrücke zuerst anfangen, weiter und weiter vom Menschen abzuziehen, so daß der Ton wie in weiter, weiter Ferne zu sein und dann ganz und gar zu verschwinden scheint. Ebenso ist es mit den Tastwahrnehmungen: Der Mensch wird nach und nach dasjenige, was sonst getastet wird, nicht als unmittelbar empfinden; er wird mit gewissen Gefühlen die Körper durchdringen, in sie hineintasten. Ebenso die Farbenwelt, die Lichtwelt; der Mensch breitet sich aus, er lebt sich in diese Lichtwelt hinein. So zieht dasjenige, was die sinnliche Welt ist, vom Menschen ab, und an ihre Stelle treten die Erscheinungen, wie sie vorhin besprochen worden sind. Das erste nun zunächst, was da beobachtet werden muß, ist das, daß da, wo die Astralwelt wirklich vom Menschen beschritten wird, sozusagen vollständig die Tonwahrnehmungen, die Gehörwahrnehmungen, die Schallwelt, die Tonwelt ausgelöscht sind. Das ist eine Zeitlang überhaupt in der Astralwelt nicht vorhanden. Der Mensch muß sozusagen diesen Abgrund durchmachen, in einer tonlosen Welt zu leben. Allerdings ist sie dadurch ausgezeichnet, daß sich in ihr mannigfaltige Eindrücke finden, namentlich eine differenzierte Bilderwelt. Wenn er höher steigt in der Entwickelung, lernt er etwas kennen, was ihm jetzt ganz neu ist, nämlich das, was wie ein geistiges Gegenbild zur Tonwelt zu bezeichnen ist. Er lernt zuerst innerhalb der Astralwelt kennen das, was neu auftritt als geistiges Hören. Das ist nun freilich schwer zu beschreiben.

Nehmen Sie nun folgendes an: Sie sehen eine leuchtende Gestalt. Eine andere kommt ihr entgegen; sie nähern sich und durchdringen sich. Eine dritte kommt, kreuzt den Weg und so weiter. Nun, was sich Ihnen darbietet, das sehen Sie nicht bloß an mit dem hellseherischen Bewußtsein, sondern das gibt Ihnen in die Seele die mannigfaltigsten Gefühle. So kann es sein, daß in Ihnen die Gefühle einer geistigen Lust entstehen, dann wieder Unlust, aber die verschiedenst differenzierten Gefühle, wenn sich die Wesen durchdringen, oder wenn sie sich annähern oder entfernen. Und so lebt sich die hellsehend werdende Seele ein, so daß das Zusammenwirken auf dem astralen Plan nach und nach durchglüht und durchsetzt wird von erhabenen oder widersprechenden Gefühlen rein geistiger Art. Das ist die geistige Musik, die wahrgenommen wird. Aber mit dem Momente, wo dies auftritt, ist man schon im Gebiete des Devachan. Also das Devachan beginnt äußerlich, wo die Tonlosigkeit beginnt aufzuhören, die zum Teile auf dem astralen Plane eine schauerliche Tonlosigkeit ist. Denn der Mensch hat keine Ahnung, was es heißt, in einer unendlichen Tonlosigkeit zu leben, die nicht nur keinen Ton darbietet, sondern die auch zeigt, daß sie keinen in sich hat. Das Gefühl der Entbehrung auf der physischen Welt ist eine Kleinigkeit gegen die Gefühle der Seele, wenn diese Unmöglichkeit empfunden wird, daß da etwas heraustönen kann aus dem unendlich sich ausbreitenden Raum. Dann kommen eben die Möglichkeiten, das Zusammenwirken der Wesenheiten, ihre Harmonie und Disharmonie wahrzunehmen, die Tonwelt beginnt. Das ist das Devachan, äußerlich in den Formen betrachtet.“ (Lit.:GA 108, S. 26f)

„Im normalen Zustande besitzt der Mensch nur ein Wahrnehmen, wenn er wieder untertaucht in den physischen Leib und Ätherleib und die äußeren Organe des Ätherleibes zum Denken und die äußeren Organe des physischen Leibes zum sinnlichen Wahrnehmen benutzt.

Aber in den alten Zeiten gab es eben Zwischenzustände zwischen Wachen und Schlafen, die heute nur auf abnorme Weise herbeigeführt werden können und im gewöhnlichen Leben wegen der damit verbundenen Gefahr auch gar nicht herbeigeführt werden sollen. In den atlantischen Zeiten aber waren diese Wahrnehmungsfähigkeiten normalerweise entwickelt, es waren Zwischenzustände zwischen Wachen und Schlafen. Dadurch konnte sich der Mensch in dasjenige hineinversetzen, was lebte und webte in der Sphärenharmonie und in dem Lebensäther. Mit anderen Worten: Der Mensch konnte in den alten Zeiten - wenn auch in den Erdenwirkungen die Sphärenharmonie und das Leben sich nur in den äußeren Lebewesen zeigen - durch das alte Hellsehen wahrnehmen, was ihm die Sonne zustrahlte als Sphärenharmonie und als das den Raum durchpulsende Leben.

Diese Möglichkeit hörte nach und nach auf. Es schloß sich das Tor gegenüber diesen Wahrnehmungen, als der Mensch die alte Hellsichtigkeit verlor. Und damit trat dann allmählich etwas anderes ein: die innere Kraft des Wissens, die innere Kraft des Erkennens. Erst dadurch lernte der Mensch innerlich nachsinnen, innerlich nachdenken. Alles, was wir heute im wachen Leben unser Nachdenken über die Dinge der physischen Welt nennen und so weiter, also unser eigentliches Innenleben, das entwickelte sich erst mit dem Schwinden der alten Hellsichtigkeit. Ein solches Innenleben, wie es der Mensch heute hat, das in den Gefühlen, Empfindungen, Gedanken und Vorstellungen verläuft und das im Grunde das Schöpferische unserer Kultur ausmacht, hatte der Mensch in den ersten atlantischen Zeiten noch nicht. Er lebte in den Zwischenzuständen zwischen Wachen und Schlafen ausgegossen in eine geistige Welt, und die Sinnenwelt nahm er wie in einem Nebel wahr, jedenfalls war sie dem Verständnis, den inneren Spiegelbildern des äußeren Lebens vollständig entrückt. - Das äußere Leben steigt also auf, während das alte Hellsehen allmählich verschwindet.“ (Lit.:GA 123, S. 59f)

Sphärenharmonie und Engelshierarchien

Die Sphärenharmonien hängen eng zusammen mit den Engelshierarchien. Rudolf Steiner hat darüber sehr ausführlich in seinen Vorträgen über die Apokalypse des Johannes (GA 346) für die Priester der Christengemeinschaft gesprochen.

„Nehmen wir die physische Welt so, wie sie uns zunächst entgegentritt. Diese physische Welt ist ja nur scheinbar das, als was sie uns entgegentritt. Denn diese physische Welt würde uns nicht die Mannigfaltigkeit ihrer Farbennuancen, ihrer Wärmenuancen und alles desjenigen, was von allen Seiten der Weltumgebung auf den Menschen einfließt, so darbieten, wenn wir bei all dem, wie die Welt uns jetzt in diesem gegenwärtigen Zeitalter erscheint, nur an den physischen Inhalt denken und dabei eben übersehen würden, daß dasjenige, was uns physisch erscheint, eigentlich geistig ist. Wenn wir uns in die Seele einer solchen Menschenwesenheit versetzen, wie der Apokalyptiker ist, müssen wir uns, ich möchte sagen, die Seelensprache einer solchen Menschenwesenheit aneignen, und diese Seelensprache muß uns für unseren eigenen persönlichen spirituellen Gebrauch so zu eigen werden, daß man mit einem trivialen Ausdruck sagen kann: sie muß uns in Fleisch und Blut übergehen.

Tafel 12 aus GA 346
Tafel 12 aus GA 346

So möchte ich Ihnen solche Teile der inneren Seelensprache eines Initiierten geben, die er exoterisch nach außen nicht immer gebraucht, die aber eigentlich sein Mittel ist, um seine Vorstellungen, sein besonderes Miterleben der geistigen Welt innerlich zu formen. Da ist zum Beispiel dieses: Dämpfe den Blitz und du begreifst die Farbe. - Das ist Initiiertensprache. Was heißt das? Der Initiierte sieht den Blitz in seiner Erscheinung, er sieht dieses aus dem Weltall herauskommende Aufflammen, er betrachtet es als das Aufglimmen des Geistes innerhalb des Weltenraumes, und er denkt diesen Blitz abgedämpft und immer abgedämpfter, also immer milder und milder, und bekommt die Abdämpfung, die milde Ausgestaltung des Farbigen; der Blitz verbreitet sich gewissermaßen und wird zur farbigen Fläche. Das ist die Vorstellung eines Initiierten. Oder der Initiierte sagt: Lasse den Donner leiser werden, immer leiser und leiser und höre sein Modulieren, und das Musikalische ersteht. - Und so sieht der Initiierte dasjenige, was sich gewissermaßen als Sinnenteppich ausbreitet, als die Offenbarung nach der einen Seite hin, und es ist für ihn eine durchaus reale Vorstellung, wenn man so denkt: Man hat den Weltinhalt in seiner kolorierten Mannigfaltigkeit - das, was ich aufzeichne (Tafel 12, links), könnte ebensogut wie es Farbe ist, auch Tönendes sein -, und wie der Weltinhalt an unsere Sinne herantritt, das ist wie der sinnlich-physische Schleier, der sich ausbreitet als unsere Wahrnehmungswelt, in die wir zunächst unsere abstrakten, scheinhaften Gedanken verweben. Hinter alldem sieht der Initiierte - also wenn Sie sich die Tafel (Tafel 12, ganz links) als den Teppich vorstellen, der überall ausgebreitet ist, es ist das, was in der Welt das Tonliche, das Farbige, das Wärmige ist -, hinter diesem Teppich sieht der Initiierte die einfallenden Blitze. Die sind dahinter, und dasjenige, was man ab und zu als wirklichen Blitz sieht, bricht einfach durch diesen Sinnenteppich von rückwärts aus der geistigen Welt durch. In jeder Erscheinung des Blitzes ist ein Hereinstrahlen der geistigen Welt. Und schauen wir uns diesen Blitz an, wie er gemildert und gedämpft ist zum gleichmäßig Farbigen auf der Erde, so haben wir eben die Erde in ihrem Farbenkolorit vor uns.

Schauen wir zum Himmel und nach den Sternen, so haben wir in den Sternen Punkte, die uns ebenfalls erscheinen wie aus dem Geistigen herauskommend, nur in dauernd lebender Offenbarung des Blitzenden. Aber in alldem sieht ja der Initiierte die äußere Offenbarung desjenigen, was dahinter ist, und er sagt sich: Eigentlich mußt du sehen - und er sieht es auch, wenn seine Seele immer aktiver und aktiver wird - die rote Rose. Sie beginnt ihr Rot nach oben und unten wie in leisen Blitzen zu verspritzen, und während das Vordere sich abstumpft, greift nach rückwärts das Rot ein in die Sphäre der Seraphim, ebenso wie alles Tonliche eingreift in die Sphäre der Cherubim, und wie alles, was wir tasten, eingreift in die Sphäre der Throne. Und wenn man die Natur um sich sieht, hat man eigentlich in der physischen Welt alles als Illusion vor sich, denn in Wahrheit sind es die abgedämpften Werke der Seraphim, Cherubim und Throne. Schauen wir, meine lieben Freunde, in die farbige Welt, so wie sie erscheint, so ist sie nur die gleichmäßig abgetönte Blitzwirkung der Seraphim. Das ist eigentlich dasjenige, was in uralten Zeiten der Maja-Charakter der sinnlich-physischen Welt genannt worden ist, daß man nicht weiß, daß da in Wirklichkeit überall Seraphim, Cherubim, Throne da sind.

Nun gehen wir etwas weiter in der Initiation. Gehen wir über zu dem, wo der Apokalyptiker den Hauptwert auf das Siegel- Eröffnen legt. Ja, was geschieht denn da? Da löst sich ab das Farbige der Welt, das Wärmeartige löst sich ab, und immer mehr und mehr treten Wirkungen auf, die geistig sind und die schon ähnlich werden den wahren Gestalten des Blitzartigen, die sich formen. Statt das Zickzack-Hervorbrechen der Blitze zu sehen, sehen wir beim Durchbrechen durch den Sinnesteppich dasjenige, was dahinter ist als geistige Welt; wir sehen dahinter sanftverlaufende Blitze. Wir wissen, daß darin zunächst diejenigen Wesen leben, die die Diener sind der Seraphim, der Cherubim und der Throne. Ähnlich ist es mit dem Tonlichen, ähnlich ist es mit dem Wärmehaften, ähnlich ist es mit dem Faßbaren, Tastbaren. Und so, wie dasjenige verlöscht, was ja zunächst uns als der irdische Sinnenteppich erscheint und dahinter diese Welt von solchen blitzartigen Gebilden erscheint und solche in sich geschlossene Figuren aus dem Astralfeuer bildet und sich immer mehr und mehr erweitert, in demselben Maße beginnen die Sterne herunterzustrahlen; so daß wir so wie Fäden des Lichtes dasjenige verfolgen, was sie sind, und es mischen sich in die Dinge, die elementar wirken, Sternenfäden, Sternenstrahlungen, Lichter hinein. Es verbindet sich das Irdische mit dem Himmlischen, und wir wissen, wir kommen in den ersten Zustand der zweiten Welt hinein, wo alles noch naturhaft leuchtend ist, wo wir nur ahnen, daß dahinter Wesenheiten sind. Wir gewahren höchstens Elementarwesenhaftes, aber wir sehen in diesen Elementarwesenheiten gewissermaßen die Wirkungsorgane von starken, bedeutsamen, erhabenen Wesenheiten. Wir kommen sozusagen in den ersten Bezirk der Kyriotetes, Dynameis, Exusiai. Die sind gleichsam noch dahinter, aber sie treten herein in diese Wesenheiten, und wir kommen, indem wir weiter auf dem Initiationswege kommen, allmählich dazu, daß diese Wesen Kyriotetes, Dynameis, Exusiai sich allmählich immer mehr in ihrer eigenen Wesenheit enthüllen. Das ist verknüpft damit, daß die weltentönende Sphärenharmonie hereintritt, aber die einzelnen Töne dieser Weltenharmonie, die jetzt erklingen und die sich eigentlich nur in großen Zeiträumen zu Harmonien und zu Melodien zusammensetzen, die sich auch in der Zeit nur zu Harmonien bilden, wenn die Zeit eine Einheit wird, die führt der Apokalyptiker als Posaunenklänge an, so daß wir in den Tönen der Posaunen das reine Leben der zweiten Hierarchie haben, während die erste Hierarchie in ganz großer Mächtigkeit dem eigentlichen Sinnenerleben zugrundeliegt.“ (Lit.:GA 346, S. 244ff)

Anmerkungen

  1. „Das hier vorgelegte Ergebnis der okkulten Astronomie erweist sich bei genauer Nachprüfung als ebenso bemerkenswert wie überraschend. Die angegebene Reihenfolge der Planeten stimmt überein mit der Reihenfolge ihrer mittleren Abstände von der Erde. Die Zahlenverhältnisse vom Saturn bis zum Mond stimmen gut überein mit den Verhältnissen der siderischen Umlauf Zeiten 2½ • 5 • 2 • 12 = 300, allerdings nicht mit den gewohnten heliozentrischen, sondern den geozentrischen. Daß es sich um diese letzteren handeln muß, geht daraus hervor, daß Venus und Merkur der Sonne gleichgesetzt werden, was damit übereinstimmt, daß sie sich von der Erde aus gesehen in ihrem Lauf nie von der Sonne weit entfernen können. Es ist für die runden Zahlen, die genannt sind, auch gleichgültig, daß diese geozentrischen Umlaufszeiten wegen der Schleifenbildungen nicht ganz eindeutig gegeben sind. Würde die 5 durch eine 6 ersetzt, würden sich 360 ergeben. Saturn braucht für seinen Umlauf in der Tat etwa 360 Monate. Das Überraschende der Ausführung ist, daß von Geschwindigkeiten und nicht von Zeiten die Rede ist, also von einer Sache, welche zwar mit der gewöhnlichen Astronomie einen Zusammenhang hat, aber doch ganz anderer Natur sein muß. Der Übergang zu der geheimnisvollen Sternbewegung durch die Zahl 4 würde als Zeitdauer der Woche entsprechen. Die durch Multiplikation mit 4 sich ergebende Zahl 1200 ist wenig größer als das Verhältnis der höchsten, dem menschlichen Ohr hörbaren Frequenz zur tiefsten. (G. A. Baiaster)“ (Lit.:GA 101, S. 286)

Literatur

  1. Hartmut Warm: Die Signatur der Sphären: Von der Ordnung im Sonnensystem, Verlag Keplerstern, 3. Auflage, 2011, ISBN 978-3935958059
  2. Rudolf Steiner: Theosophie. Einführung in übersinnliche Welterkenntnis und Menschenbestimmung , GA 9 (2003) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  3. Rudolf Steiner: Ursprung und Ziel des Menschen, GA 53 (1981), ISBN 3-7274-0532-5 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  4. Rudolf Steiner: Mythen und Sagen. Okkulte Zeichen und Symbole, GA 101 (1992), ISBN 3-7274-1010-8 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  5. Rudolf Steiner: Die Beantwortung von Welt- und Lebensfragen durch Anthroposophie, GA 108 (1986), ISBN 3-7274-1081-7 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  6. Rudolf Steiner: Das Matthäus-Evangelium, GA 123 (1988), ISBN 3-7274-1230-5 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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