Christian Rosenkreutz und Bibliothek:Rudolf Steiner/Mitgliedervorträge/GA 122 Die Geheimnisse der biblischen Schöpfungsgeschichte/Neunter Vortrag: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Christian Rosenkreutz''', auch '''Christianus Rosencreutz''' oder '''Christian Rosenkreuz''' (* [[Wikipedia:1378|1378]]; † [[Wikipedia:1484|1484]]<ref name=Daten>In der [[Confessio Fraternitatis]] werden zum ersten Mal die Geburts- und Sterbedaten des [[Christian Rosenkreutz]] (C.R.) (1378–1484) jener Inkarnation erwähnt, in der er die Initiation erhielt, durch die er zum Begründer der [[Rosenkreuzer]]-Bewegung werden konnte. In diesem Erdenleben erreichte Christian Rosenkreutz das beachtliche Alter von 106 Jahren.</ref>) ist nach [[Rudolf Steiner]] einer der höchsten christlichen [[Eingeweihter|Eingeweihten]] und Begründer des [[Rosenkreuzer Schulungsweg|Einweihungswegs der Rosenkreuzer]], der für das gegenwärtige [[Bewusstseinsseelen-Zeitalter]], und damit auch für die [[Anthroposophie]], von grundlegender Bedeutung ist. Die sehr lebendigen, farbigen Schilderungen der [[Chymische Hochzeit|Chymischen Hochzeit]] zeigen ihn aber keineswegs als entrückten, hocherhabenen weltfremden Weisen, den nichts mehr erschüttern kann, sondern als humorvollen, manchmal auch geängstigten und bedrückten Menschen, dem die ganze Skala menschlicher [[Gefühl]]e durchaus nicht fremd ist. Er lacht und scherzt und weint wie andrere auch; nur Hochmut, Eitelkeit und Größenwahn liegen seinem Wesen völlig fern.


== Christian Rosenkreutz und die Schriften des [[Johann Valentin Andreae]] ==
== NEUNTER VORTRAG ==
[[Bild:Christian_Rosenkreutz.jpg|thumb|left|Christian Rosenkreutz]]
Öffentlich genannt wurde der Name ''Christian Rosenkreutz'' erstmals in drei zunächst handschriftlich verbreiteten und dann anonym erschienenen Werken, nämlich der 1614 in [[Wikipedia:Kassel|Kassel]] verlegten [[Fama Fraternitatis]] (''Allgemeine und General Reformation, der gantzen weiten Welt. Beneben der Fama Fraternitatis, deß Löblichen Ordens des Rosencreutzes, an alle Gelehrte und Häupter Europae''), der 1615 erschienenen [[Confessio Fraternitatis]] (''Confession oder Bekandnuß der Societet und Brüderschaft R. C. An die Gelehrten Europae'') und in der 1616 bei Lazare Zetzner in [[Wikipedia:Straßburg|Straßburg]] unter dem Titel [[Chymische Hochzeit des Christiani Rosencreutz Anno 1459]] veröffentlichten Schrift, die den Einweihungsweg des Christian Rosenkreutz in Form eines alchemistischen Romans schildert. Alle drei Werke werden [[Johann Valentin Andreae]] und seinem [[Wikipedia:Tübingen|Tübinger]] Freundeskreis zugeschrieben. Bezüglich der geistigen Urheberschaft dieser Werke sagt [[Rudolf Steiner]]:


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München, 24. August 1910
"Aber kein Mensch, der die Biographie des Valentin Andrea kennt, wird im Zweifel darüber sein, daß der Valentin Andrea, der später ein philiströser Pastor geworden ist und salbungsvolle andere Bücher schrieb, nicht die «Chymische Hochzeit» geschrieben hat. Es ist ein bloßer Unsinn, zu glauben, daß der Valentin Andrea die «Chymische Hochzeit» geschrieben hat. Denn vergleichen Sie nur einmal die «Chymische Hochzeit» oder die «Reformation der ganzen Welt» oder die anderen Schriften von Valentinus Andrea - physisch war es schon dieselbe Persönlichkeit - mit dem schmalzig Salbungsvollen, Fettig-Öligen, was der Pastor Valentin Andrea, der nur denselben Namen trägt, in seinem späteren Leben dann geschrieben hat. Das ist doch ein höchst merkwürdiges Phänomen! Wir haben einen jungen Menschen, der überhaupt noch kaum erst die Schulzeit vollendet hat, der schreibt solche Dinge nieder wie die «Reformation der ganzen Welt», wie die «Chymische Hochzeit Christiani Rosencreutz», und wir müssen uns anstrengen, den inneren Sinn dieser Schriften zu ergründen. Er selber versteht gar nichts davon, denn das zeigt er später: er wird ein salbungsvoller öliger Pastor. Das ist derselbe Mensch! Und man braucht nur dieses Faktum zu nehmen, so muß man plausibel finden, was ich dazumal dargestellt habe: daß eben die «Chymische Hochzeit» nicht von einem Menschen geschrieben ist, oder nur insofern von einem Menschen geschrieben ist, nun ja - wie der stets angsterfüllte geheime Sekretär von Napoleon seine Briefe geschrieben hat. Aber Napoleon war immerhin ein Mensch, der stark mit seinen Füßen, mit seinen Beinen auf dem Boden stand, war eben eine physische Persönlichkeit. Derjenige, der die «Chymische Hochzeit» geschrieben hat, war nicht eine physische Persönlichkeit, und er hat sich dieses «Sekretärs» bedient, der eben dann später der ölige Pastor Valentin Andrea geworden ist." {{Lit|GA 232, S 143}}
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== Die Inkarnation des Christian Rosenkreutz im 13. Jahrhundert ==
Wir haben im Verlaufe der Vorträge uns ein Bild gemacht von dem Hereinfließen früherer Vorbereitungszustände aus der alten Saturn-, Sonnen- und Mondenzeit in unser Erdenwerden. Wir müssen uns natürlich immer vor Augen halten, daß das 'Wesentlichste, das uns interessieren kann an diesem ganzen Erdenwerden, die Entwickelung, die Heranbildung des Menschen selbst ist. Wir wissen ja, daß der Mensch in unserer ganzen planetarischen Evolution sozusagen der Erstling ist Wenn wir den Blick zurückwenden auf das alte Saturndasein, so fällt uns ja auf, daß wir während dieses Wärmewebens nur die erste Anlage zum physischen Menschen zu verzeichnen haben und daß von alledem, was uns sonst noch heute umgibt, was wir antreffen im tierischen, im pflanzlichen, im mineralischen Reich, noch nichts vorhanden war. Diese Reiche kamen zum Menschenreich erst hinzu. Und wir werden daher fragen müssen: Wie steht es denn nun eigentlich während des Erdenwerdens, im Sinne des Berichtes der Genesis, mit der Entwickelung des Menschen im genaueren?<br>Wir werden schon sehen im Verlaufe der Vorträge, daß sich alles das voll bewahrheitet, was wir heute aus den geisteswissenschaftlichen Forschungen selbst heraus gewinnen wollen. 'Wenn wir die Genesis so oberflächlich ansehen, so könnte es uns ja scheinen, als ob der Mensch erst gleichsam wie aus der Pistole geschossen am sogenannten sechsten Schöpfungstag aufträte. Nun wissen wir aber, daß ja der Mensch das Allerwichtigste ist, daß die anderen Reiche gleichsam Abfälle sind des Menschenwerdens. Und deshalb muß uns die Frage interessieren: Wie ist es mit dem Menschen in den Schöpfungstagen, die dem sechsten vorangegangen sind? Wo haben wir da den Menschen zu suchen? - Wenn das Erdenwerden eine Art Wiederholung des Saturn, der Sonne, des Mondes darstellt, so ist ja vorauszusetzen, daß sich das Menschenwerden vor allen Dingen


=== [[Flor und Blancheflor]] ===
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Die [[Initiation]] des Christian Rosenkreutz, die ihn im Jahre [[1459]] zur [[Chymische Hochzeit|Chymischen Hochzeit]] führte, wurde durch eine [[Einweihung]] in einer früheren [[Inkarnation]] im [[Wikipedia:13. Jahrhundert|13. Jahrhundert]] vorbereitet. Sie fällt in die Zeit um das Jahr [[1250]], das eine derartige geistige Finsternis über die Menschheit fiel, dass selbst hohen [[Eingeweihte]]n für eine kurze Weile der unmittelbare Einblick in die [[Geistige Welt|geistige Welt]] verwehrt war. Diese geistige Finsternis war aber nötig, um den [[Intellekt]] vorzubereiten, der in unserem gegenwärtigen [[Bewusstseinsseelen-Zeitalter]] voll ausgebildet werden soll. In dieser Inkarnation wurde Christian Rosenkreutz erstmals, zwar nicht öffentlich, aber [[esoterisch]] mit diesem Namen bezeichnet. Es hatte sich in ihm jene [[Seele]] des [[Flos]] oder [[Flor]] wiederverkörpert, von dem in der Sage von [[Flor und Blancheflor]] (''Rose'' und ''Lilie'') gesprochen wird, die um 1230 von [[Wikipedia:Konrad Fleck|Konrad Fleck]] in Gedichtform gebracht worden war:
immer wiederholt, daß wir den Menschen nicht erst am sechsten Schöpfungstage zu suchen haben, sondern schon vorher. Wie erklärt sich dieser scheinbare Widerspruch, daß die Genesis nicht schon vorher von dem Menschen spricht?<br>Nun, da ist zunächst auf eines aufmerksam zu machen. Die Genesis spricht da, wo sie von dem Menschenwerden zu sprechen beginnt, von Adam, und in gewissem Sinne ist in der alten Priestersprache des Hebräischen der Ausdruck Adam zusammenfallend mit unserem Aus(ruck . Aber wir müssen diesen Ausdruck Adam genauer verstehen. Er rief in der Seele eines alt hebräischen Weisen eine Vorstellung hervor, die wir in der deutschen Sprache etwa wiedergeben könnten mit dem Worte «der Erdige». Also der Mensch als solcher ist das Erdenwesen kat` exochen, die Krönung gleichsam alles Erdenwesens, das, was zuletzt als Frucht des Erdenwerdens sich ergibt. Aber alles das, was in der Frucht zuletzt zusammenschießt, ist ja schon vorher in der ganzen Wesenheit der Pflanze, wenn wir im Bilde bleiben, dar- innen. Wir werden in den vorhergehenden Schöpfungstagen den Menschen nicht finden, wenn wir uns nicht klarmachen, daß in Wirklichkeit nicht das Physische des Menschen dem Geistig-Seelischen vorangeht, sondern daß es umgekehrt ist, daß das Geistig-Seelische dem Physischen vorangeht. Das, was wir heute als den physischen Erdenmenschen vor uns haben, was wir zunächst als Mensch ansprechen, das haben wir uns etwa so vorzustellen, wie wenn wir eine kleine Masse Wasser haben, die wir durch Abkülilung zu Eis erstarren lassen. So wie Wasser erstarrt zu Eis, so haben wir uns etwa am sechsten Schöpfungstage durch das Werk der Elohim den seelisch-geistigen Menschen als erstarrend, gleichsam sich verdichtend zum Erdenmenschen vorzustellen. Also das Vorrücken zum sechsten Schöpfungstage ist ein Verdichten des geistig-seelischen Menschen zum dichten Erdenmenschen. Wir werden ganz naturgemäß den Menschen an den vorhergehenden sogenannten Schöpfungstagen nicht im Bereich dessen zu suchen haben, was sich zunächst wie physische Abfälle oder wie Gesetze der physischen Abfälle des Menschenwerdens übersinnlich bildet, sondern


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"In den Eingeweihtenkreisen sagte man: Dieselbe Seele, die in Flos oder Flor war und die besungen wird in dem Liede, ist wiederverkörpert erschienen im dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert zur Begründung einer neuen Mysterienschule, welche in einer neuen, der Neuzeit entsprechenden Weise das Christus-Geheimnis zu pflegen hat, in dem Begründer des Rosenkreuzertums." {{Lit|GA 57, S 422f}}
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Flor und Blanchflor waren die Bewahrer des esoterischen Christentums und sollen der genannten Sage nach die Großeltern mütterlicherseits [[Wikipedia:Karl der Große|Karls des Großen]] gewesen sein:
wir werden den Menschen vorher in einem geistig-seelischen Zustande zu suchen haben. 'Wenn wir also im Sinne der Genesis davon sprechen, daß am ersten Tage vorhanden war das innerlich Regsame und das äußerlich sich Offenbarende, so dürfen wir den Menschen für diesen ersten Schöpfungstag nicht in dem Erdigen suchen, sondern im Umkreis der Erde als geistig-seelisches Wesen.&nbsp;Wir müssen sagen: sein Erdendasein bereitet sich vor als geistig-seelisches Wesen.<br>Ich will Ihnen heute zunächst die geisteswissenschaftlichen Resultate mit der Genesis ein wenig verbinden. Was bereitet sich denn in der allerersten Anlage vom Menschen vor, wenn uns die Genesis berichtet, daß durch kosmisches Sinnen die beiden Komplexe des sich innerlich Regenden und des sich äußerlich Offenbarenden entstehen? Wenn der Geist der Elohim webt, brütet durch diese Komplexe, was bereitet sich da vom Menschen vor? Das, was wir nennen können die Empflndungsseele im Sinne unserer heutigen Auseinandersetzungen auf dem Gebiet der Geisteswissenschaft, das, was wir heute als ein Innerliches anzusehen haben, das bereitet sich vor im Sinne der Genesis am sogenannten ersten Schöpfungstage bis zu dem Moment, wo es heißt: «Es werde Licht, und es ward Licht.» In alledem steckt darinnen sozusagen im geistigen Umkreise als Geistig-Seelisches vom Menschen die Empflndungsseele. Wir werden also sagen, um uns das zu verdeutlichen: Wir suchen in der Umgebung der Erde zuerst die Empflndungsseele und setzen sie an den Platz, der gewöhnlich genannt wird der erste der Schöpfungstage. - Da also, wo im Umkreise der Erde die Elohim und ihre dienenden Wesenheiten ihre Arbeiten entfalten, da, wo ein geistigseelisches Wesen webt, da haben wir, so wie heute etwa die Wolken im Luftkreise, ein Geistig-Seelisches vom Menschen in dieser geistig-seelischen Atmosphäre zu sehen, und zwar zunächst die Empflndungsseele des Menschen. Dann schreitet die Entwickelung des Menschen vor und wir haben, wenn wir den Menschen weiter verfolgen, das zu suchen, was wir Verstandes- oder Gemütsseele nennen. Die Empflndungsseele schreitet zur Verstandes- oder Gemütsseele vor, und wir haben im Umkreis der Erde diese gleichsam


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"Flor und Blancheflor sind Seelen, in Menschen verleiblicht, die schon einmal gelebt haben. Die Sage bringt sie zusammen mit den Großeltern Karls des Großen. In Karl dem Großen aber sahen die, welche mit den Sagen sich intimer beschäftigten, die Gestalt, die in gewisser Weise in Beziehung gebracht hat das innere esoterische mit dem exoterischen Christentum. Das ist in der Kaiserkrönung ausgedrückt. Geht man zu seinen Großeltern zurück, zu Flor und Blancheflor, so lebten in ihnen Rose und Lilie, die rein bewahren sollten das esoterische Christentum, wie es zurückgeht auf Dionysios den Areopagiten. Nun sah man in der Rose, in Flor oder Flos das Symbolum für die menschliche Seele, die den Persönlichkeits-, den Ich-Impuls in sich aufgenommen hat, die das Geistige aus ihrer Individualität wirken läßt, die bis in das rote Blut hinein den Ich-Impuls gebracht hat. In der Lilie aber sah man das Symbolum der Seele, die nur dadurch geistig bleiben kann, daß das Ich außerhalb ihrer bleibt, nur bis an die Grenze herankommt. So sind Rose und Lilie zwei Gegensätze. Rose hat das Selbstbewußtsein ganz in sich, Lilie ganz außer sich. Aber die Vereinigung der Seele, die innerhalb ist, und der Seele, die außen als Weltengeist die Welt belebt, ist dagewesen. Flor und Blancheflor drückt aus das Finden der Weltenseele, des Welten-Ich durch die Menschenseele, das Menschen-Ich." {{Lit|GA 57, S 438}}
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=== Der Dreizehnte in der Mitte von zwölf Weisen ===
seelische Verdünnung der Empflndungsseele zur Verstanden oder Gemütsseele am zweiten der sogenannten Schöpfungstage. Da also, wo der KIangäther einschlägt in das Erdenwerden, wo sich die oberen Stoffmassen von den unteren trennen, da gehört der oberen Sphäre, in ihr webend, ein Mensch an, der erst in der Empflndungsseele und Verstandes- oder Gemütsseele der Anlage nach vorhanden ist Als dritten Moment haben wir uns dann das Vorschreiten des Menschen bis zur Bewußtseinsseele zu denken, so daß wir uns den ganzen Vorgang, der uns durch die Genesis dargestellt wird, so zu denken hätten, daß sich an diesem dritten Schöpfungstage unten auf der Erde durch die Einwirkung des Lebensäthers herausentwickelt das Grüne, das Pflanzenhafte, wie wir es geschildert haben, artgemäß. Die Erde treibt aus sich hervor, freilich nur so, daß es übersinnlich wahrnehmbar werden kann, die Grundlage des Pflanzenlebens, und oben webt im Äther das, was wir als die Bewußtseinsseele in Verbindung mit Empflndungsseele und Verstandesoder Gemütsseele zu bezeichnen haben.<br>So webt im Umkreise des Erdenwerdens der seelisch.geistige Mensch. Er ist wie in der Substanz der verschiedenen geistigen Wesenheiten darinnen. Er hat im Grunde genommen bis dahin kein selbständiges Dasein. Es ist so, wie wenn er als Organ innerhalb der Elohim, der Archai und so weiter sich bildete, in deren Leibern als Glied derselben vorhanden wäre. Daher ist es natürlich, daß uns erzählt wird von diesen Wesenheiten, denn nur sie sind eigentlich Individualitäten in dieser Zeit des Erdenwerdens; denn mit dem Schicksal dieses` Wesenheiten wird auch das Schicksal der menschlichen Anlage geschildert. Aber es muß, wie Sie sich leicht denken können, wenn der Mensch einstmals wirklich die Erde bevölkern soll, etwas eintreten, was wir als eine allmähliche Verdichtung des Menschen bezeichnen können. Dieses Seelisch-Geistige muß sich nach und nach mit dem Leiblichen gleichsam umkleiden. Wir haben also am Ende dessen, was uns in der Bibel etwa als der dritte Schöpfungstag entgegentritt, einen geistig-seelischen Menschen in der Anlage, so wie wir heute sprechen von der Bewußtseinsseele, Verstandes- oder Gemütsseele und Empflndungsseele.


Die vorbereitende Einweihung des Christian Rosenkreutz im 13. Jahrhundert fand nach Aussagen [[Rudolf Steiner]]s "an einem Orte in Europa, von dem noch nicht gesprochen werden darf" statt {{Lit|GA 130, S 57ff}}. Sie fand im Kreis eines Kollegiums 12 hoher [[Eingeweihter]] statt, die zusammen die gesamte, seit Beginn der [[Atlantische Zeit|atlantischen Zeit]] errungene [[Weisheit]] repräsentierten. In sieben von ihnen waren die Seelen der sieben heiligen [[Rishis]] wiederverkörpert, die schon in der [[Urindische Zeit|urindischen Zeit]] die Repräsentanten des geistigen Wissen der sieben atlantischen Entwicklungsepochen gewesen waren. Weitere vier Eingeweihte standen für die Weisheit der ersten vier [[Nachatlantische Zeit|nachatlantischen Kulturepochen]]. Zu ihnen gesellte sich noch ein weiterer, der die intellektuellen Fähigkeiten schon bedeutsam ausgebildet hatte, die äußeren Wissenschaften pflegte und so das kommende [[Bewusstseinsseelen-Zeitalter]] vorbereiten sollte.
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Das alles muß sich einkleiden, gleichsam versehen mit dem äußeren KIeide. Es muß der Mensch innerhalb dieser geistig-seelischen Sphären zunächst das Kleid des astralischen Leibes erhalten.<br>Versuchen wir uns einmal vorzustellen, was wir eigentlich damit sagen: Der Mensch muß sich jetzt nach diesem dritten Schöpfungstag mit dem astralischen Leib umkleiden. - Wo haben wir denn beim Menschen im heutigen Leben gleichsam abgesondert vor uns seinen Astralleib, so daß wir seine Gesetze studieren können? Nun, wir haben diesen Astralleib, wenn auch in einer ganz anderen Form, als er in der Zeit war, von der uns die Genesis berichtet, abgesondert im Menschen, wenn der Mensch schläft. Da läßr er seinen Äther- und physischen Leib im Bette liegen, und der Mensch selber ist dann im Astralleib, der das Ich birgt, vorhanden.<br>Erinnern Sie sich nun an so mancherlei, was ich Ihnen in verflossenen Jahren gesagt habe über das eigenartige Leben dieses Astralleibes im schlafenden Zustande. Erinnern Sie sich auch an das, was Sie darüber in meiner «Geheimwissenschaft» finden können. Dann werden Sie sich sagen: Wenn dieser Astralleib aus dem&nbsp;physischen und Ätherleib heraus ist, dann beginnen sich Verbindungen zu bilden, gleichsam Strömungen von diesem Astralleib aus&nbsp;nach der kosmischen Umgebung. Wenn Sie des Morgens aus dem&nbsp;schlafenden Zustande wiederum zum wachenden zurückkehren, so&nbsp;haben Sie während des schlafenden Zustandes die stärkenden Kräfte&nbsp;gleichsam gesogen aus dem ganzen Kosmos. In einer gewissen Beziehung war Ihr Astralleib während der Nacht durch seine Strömungen eingegliedert dem ganzen umgebenden Kosmos. Er war&nbsp;in Verbindung mit all den planetarischen Wesenheiten, die zu unserer Erde gehören. Er sandte seine Strömungen nach Merkur, Mars,&nbsp;Jupiter und so weiter, und in diesen planetarischen Wesenheiten&nbsp;sind die stärkenden Kräfte, die in den Astralleib hineinsenden, was&nbsp;wir nötig haben, um bei unserer Rückkehr in den physischen und&nbsp;Ätherleib den Wachzustand fortführen zu können. Gleichsam ausgegossen und vergrößert zu einem Weltendasein ist unser Astralleib&nbsp;während der Nacht. Das hellseherische Bewußtsein sieht beim Einschlafen den Astralleib sich aus dem physischen Leib in gewisser
"In diesem Kollegium der Zwölf war zum Teil nur Erinnerungshellsehen und intellektuelle Weisheit vorhanden. Die sieben Nachfolger der sieben Rishis erinnerten sich ihrer alten Weisheit, die fünf andern vertraten die Weisheit der fünf nachatlantischen Kulturen. Somit vertraten die Zwölf die ganze atlantische und nachatlantische Weisheit. Der Zwölfte war ein Mensch, der im höchsten Maße die intellektuelle Weisheit seiner Zeit hatte. Er besaß verstandesmäßig das ganze Wissen seiner Zeit, während die anderen, denen direktes Geistesschauen damals auch versagt war, durch Versenken in die Erinnerungen an ihre früheren Inkarnationen ihr Wissen damals erlangten." {{Lit|GA 130, S 61}}
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Christian Rosenkreutz stand, abgesondert von der übrigen Welt, als Dreizehnter in der Mitte dieser zwölf Weisen, die seine Pflege und Erziehung übernahmen und ihm alle [[Weisheit]] zuströmen ließen, die sie zu geben vermochten. In Christian Rosenkreutz lebte eine große, fromme und tief mystische Seele, die aber in dieser Inkarnation als schwächliches Kind geboren wurde, sodass die Erziehung der zwölf Weisen bis in seinen [[Physischer Leib|physischen Leib]] hineinwirken konnte.
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Beziehung herausbegeben. Das ist freilich ein ungenauer Ausdruck. Wie in einer Spirale schlängelt sich der Astralleib aus dem physischen Leib heraus, wie eine spiralige Wolke schwebt er. Aber da`s, was man da sieht, ist nur der Anfang der Strömungen, die sich aus diesem astralischen Leib herausgliedern. Sie gehen tatsächlich in den Weltenraum hinaus und holen sich Kräfte, durchsaugen sich mit den Kräften der Planeten. Und wenn jemand Ihnen sagen wollte, daß der Astralleib das ist, was man mit grober HeIlsichtigkeit als eine Wolke gleichsam in der Nähe des physischen Leibes schweben sieht, dann sagt er Ihnen gar nicht die Wahrheit, denn dieser Astralleib ist während der Nacht ausgegossen über unser ganzes Sonnensystem. Er ist während des schlafenden Zustandes sozusagen in Verbindung mit den planetarischenWesenheiten. Darum sprechen wir auch von einem «astralischen» Leib. Alle übrigen Erklärungen für den Ausdruck astralischer Leib, der im Mittelalter&nbsp;geprägt worden ist, sind nicht richtig. Wir sprechen von Astralleib&nbsp;aus dem Grunde, weil er im schlafenden Zustande des Menschen in<br>gewisser innerer Verbindung ist mit den Sternen, mit der astralischen Welt, weil er in ihr ruht, weil er ihre Kräfte in sich aufnimmt.<br>Wenn Sie diesen Tatbestand, der heute noch der hellsichtigen Forschung sich ergibt, ins Auge fassen, dann werden Sie sich sagen: Dann müßten aber auch die ersten Strömungen, die diesen Astralleib bildeten, aus der Astralwelt, aus der Sternenwelt dem Menschen zufließen. Also müßte diese Sternenwelt vorhanden sein im Erdenwerden. - Wenn wir also sagen: Am sogenannten vierten Schöpfungstag ,1mkIeidete sich das, was fräher geistig-seelisch da war, mit den Gesetzen und Kräften des Astralleibes - so müssen an diesem vierten Schöpfungstage die Sterne, die astra, im Umkreise der Erde ihre Tätigkeit entfalten.<br>Das erzählt uns auch die Genesis. Wenn uns am sogenannten vierten Schöpfungstage das geschildert wird, was wir nennen können
"Dieser Dreizehnte wurde kein Gelehrter im Sinne der damaligen Zeit. Er war eine Individualität, die inkarniert gewesen war zur Zeit des Mysteriums von Golgatha. Er hatte in darauffolgenden Inkarnationen durch ein demütiges Gemüt, durch ein inbrünstiges, gottergebenes Leben sich für seine Mission vorbereitet. Er war eine große Seele, ein frommer, innerlich tief mystischer Mensch, der mit diesen Eigenschaften geboren wurde und sie sich nicht nur erworben hatte. Wenn Sie sich einen jungen Menschen vorstellen, sehr fromm, fortwährend inbrünstig zu seinem Gott betend, so können Sie sich ein Bild der Individualität dieses Dreizehnten vor Augen stellen. Dieser Dreizehnte wuchs ganz und gar auf in der Pflege und Erziehung der Zwölf, und er erhielt von jedem an Weisheit, soviel ihm jeder nur geben konnte. Mit der größten Sorgfalt wurde dieser Dreizehnte erzogen, und es wurden alle Einrichtungen so getroffen, daß niemand als diese Zwölf einen Einfluß auf ihn ausüben konnten. Er wurde von der übrigen Welt abgesondert. Er war ein sehr schwächliches Kind in jener Inkarnation des dreizehnten Jahrhunderts, daher wirkte die Erziehung, die ihm die Zwölf angedeihen ließen, bis in seinen physischen Leib hinein...


Während die geistigen Kräfte dieses Dreizehnten ins Unendliche zunahmen, gingen seine physischen Kräfte ganz zurück. Es kam so weit, daß fast aller Zusammenhang mit dem äußeren Leben aufhörte, alles Interesse für die physische Welt verschwand. Er lebte nur für die geistige Entwickelung, wozu er von den Zwölf die Anregung erhielt. In ihm war ein Reflex der Weisheit der Zwölf. Es kam so weit, daß der Dreizehnte alle Nahrung verweigerte und dahinsiechte. Da trat ein Ereignis ein, das nur einmal in der Geschichte eintreten konnte. Es war eines der Ereignisse, die dann eintreten können, wenn die makrokosmischen Kräfte - der Früchte wegen, die ein solches Ereignis zeitigen soll - zusammenwirken. Nach einigen Tagen wurde der Körper dieses Dreizehnten ganz durchsichtig, und er war wie tot durch Tage hindurch. Um ihn herum versammelten sich nun die Zwölf in bestimmten Zeiträumen. Es entströmte ihrem Mund alles Wissen und alle Weisheit in diesen Momenten. In kurzen Formeln, die wie Andachtsgebete waren, ließen sie dem Dreizehnten ihre Weisheit zuströmen, während der Dreizehnte wie tot dalag. Man kann sich am besten die Zwölf in einem Kreis um den Dreizehnten herum vorstellen. Dieser Zustand endete damit, daß die Seele dieses Dreizehnten erwachte wie eine neue Seele. Eine große Umwandlung seiner Seele hatte er erlebt. Es war in ihr etwas vorhanden wie eine ganz neue Geburt der zwölf Weisheiten, so daß auch die zwölf Weisen etwas ganz Neues lernen konnten von dem Jüngling. Aber auch dessen Körper wurde dadurch in einer solchen Weise belebt, daß diese Belebung des ganz durchsichtigen Körpers mit nichts verglichen werden kann. Der Jüngling konnte nun von ganz neuen Erlebnissen sprechen. Die Zwölf konnten erkennen, daß er das Erlebnis von Damaskus hinter sich hatte: es war eine Wiederholung der Vision des Paulus vor Damaskus. Im Verlauf weniger Wochen gab nun der Dreizehnte alle Weisheit wieder, die er von den Zwölfen erhalten hatte, aber in einer neuen Form. Wie von Christus selbst gegeben war diese neue Form. Was er ihnen da offenbarte, das nannten die Zwölf das wahre Christentum, die Synthesis aller Religionen, und sie unterschieden zwischen diesem wahren Christentum und dem Christentum der Epoche, in der sie lebten." {{Lit|GA 130, S 61ff}}
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Christian Rosenkreutz starb in dieser Inkarnation bereits in verhältnismäßig jungen Jahren und die zwölf Weisen machten es sich zur Aufgabe, die von ihm in erneuerter Form wiedergegebene Weisheit in [[Imagination]]en festzuhalten:
geistigen oder astralischen Umgebung der Erde, mit der Tätigkeit der Sternenwelt, die zunächst zu unserer Erde gehört Also auch darin liegt in dem Berichte der Genesis ein tiefer Sinn, der in vollständiger Kongruenz steht zu dem, was uns die hellseherische Forschung heute von dem gegenwärtigen Menschen zu sagen hat. Wir werden noch sehen, daß allerdings in jener Zeit, von der die Genesis spricht, dieser Astralleib nicht so war, wie heute unser Astralleib in der Nacht ist, aber seine Gesetze waren dieselben. Das, was in ihm als Tätigkeit sich entfaltete, war dasselbe.<br>Wir werden also zu erwarten haben, daß für die nächste Zeit, die die Genesis als den fünften Schöpfungstag verzeichnet, eine weitere Verdichtung des Menschen eintritt. Der Mensch bleibt noch immer ein übersinnliches ätherisches Wesen, aber es tritt eine weitere Verdichtung ein, eine Verdichtung innerhalb des Atherischen. Der Mensch berührt noch immer nicht die Erde, er gehört sozusagen noch immer dem mehr geistig-ätherischen Umkreise der Erde an. Und da berühren wir etwas, was zu verstehen außerordentlich wichtig ist für das ganze Werden des Menschen im Zusammenhang mit der Erde. Wenn wir auf das dem Menschen nächste Reich, auf das tierische Reich, unseren Blick lenken, dann können wir uns die Frage vorlegen, die wir ja auch öfter schon gestreift haben: Warum sind denn diese Tiere eigentlich Tiere geworden, und warum ist der Mensch Mensch geworden? - Daß der Mensch sich erst aus der Tierheit herausentw`ickelt hat, wie die grobe materialistische Vorstellung der Gegenwart phantasiert, das kann ja nicht einmal eine oberflächliche abstrakte Vernunft zugeben, wenn Sie wirklich sich selber versteht. Wenn wir aber den Vorgang zeitlich betrachten, wenn wir gleichsam den Blick hinlenken auf das Erdenwerden, so müssen wir dennoch sagen: Bevor sichtbarlich der Mensch als Erdenwesen auftrat, sind die Tiere aufgetreten. - Damit der Mensch hat Mensch werden können auf der Erde, dazu war notwendig, daß er zu seiner Verdichtung die geeigneten Erdenverhältnisse angetroffen hat Nehmen Sie an, der Mensch wäre in der Zeit, die uns als der fünfte Schöpfungstag bezeichnet wird, ein Erdenwesen geworden, wie er es heute ist, das heißt so dicht, daß er als ein Erdenwesen


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"So entstanden die symbolischen Figuren und Bilder, die in der Sammlung des Hinricus Madathanus Theosophus {{Lit|Theosophus}} enthalten sind, und die Mitteilungen der H.P.Blavatsky in dem Werke: «Die entschleierte Isis»."
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Nach dem frühen Tod des Christian Rosenkreutz in diesem Erdenleben blieb dessen [[Ätherleib]] erhalten "und durchdrang dann den Ätherleib des sich wieder inkarnierenden Dreizehnten." Erst diese Inkarnation wurde auch exoterisch mit dem Namen Christian Rosenkreutz bezeichnet, während [[esoterisch]] schon die vorige so genannt wurde.
bezeichnet werden kann, was wäre dann geschehen? Wenn damals der Mensch gleichsam schon herabgestiegen wäre in das dichte Erdendasein, dann hätte er nicht die Gestalt und Wesenheit&nbsp;werden können, die er geworden ist, denn die Erdenverhältnisse&nbsp;waren damals noch nicht reif, um dem Menschen diese Gestalt zu geben. Der Mensch mußte im Geistigen warten und mußte die&nbsp;Erdenentwickelung sich selbst überlassen, weil sie ihm noch nicht die Bedingungen geben konnte für das irdische Dasein. Er mußte reif erst werden innerhalb einer geistig-seelischen, einer mehr ätherischen Sphäre. Hätte er nicht gewartet mit seinem Herabstieg auf die Erde, so wäre er eben mit einer tierischen Gestalt umkleidet worden. Deshalb sind die Tiere Tiere geworden, weil das seelisch- geistige Wesen, das Gatttingsseelenmäßige dieser Tierformen herab- gestiegen ist, als die Erde noch nicht reif war, noch nicht die Bedingungen hergeben konnte, die für die irdische Menschengestalt notwendig waren. Der Mensch mußte oben im Geistigen warten. Das, was Tier geworden ist, ist in bezug auf das Menschwerden gleichsam zu früh herabgestiegen. Die Erde war in jener Zeit, die uns bezeichnet wird als der fünfte Schöpfungstag, mit Luft und Wasser erfüllt. Der Mensch durfte nicht hetabsteigen und sich eine erdenhafte Leiblichkeit darin bilden. Die Tierwesen, die Gattungsseelen der Tiere, die da herabgestiegen sind, die wurden Wesen der Luft, Wesen des Wassers. Während also gewisse Gattungsseelen sich umkIeideten mit einem Leibe, der den Bedingungen des Luftkreises, der Wassersubstanz entnommen war, mußte der Mensch warten im Geistigen, um später seine menschliche Gestalt annehmen zu können.<br>Die Genesis erzählt den ganzen Hergang ungeheuer geistvoll.&nbsp;Was würde denn geschehen sein, wenn der Mensch zum Beispiel schon am fünften Schöpfungstage in die dichte Materie heruntergestiegen wäre? Dann hätte seiner physischen Menschlichkeit noch nicht diejenige Kraft verliehen werden können, die ihm dadurch geworden ist, daß die Elohim gleichsam zu ihrer Einheit empor- gestiegen sind. Wir haben ja von diesem Einswerden der Elohim gesprochen und haben gesagt, daß die Genesis das in wunderbarer&nbsp;


== Die [[Initiation]] durch [[Manes]] - die [[Chymische Hochzeit]] Anno 1459 ==
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[[Bild:Rembrandt_Rosenkreutz.jpg|thumb|250px|[[Wikipedia:Rembrandt|Rembrandt]]s, ''Mann in Rüstung'' gilt als Porträt von Christian Rosenkreutz]]
Weise darstellt, indem sie vorher von den Elohim spricht und dann von Jahve-Elohim. Wir haben die Wesenheit der Elohim dadurch charakterisiert, daß wir gesagt haben: Sie woben in dem Wärmehaften, das Wärmehafte war ihr Element, gleichsam die Leiblichkeit, durch die sie sich unmittelbar ankündigten. - Als die Elohim am Ende jener Entwickelungsreihe, die uns durch die Genesis dargestellt wird, sich so weiterentwickelten, daß wir von einem Einheitsbewußtsein, von einem Jahve-Elohim sprechen können, da geschah auch eine Veränderung mit der Wesenheit dieser Elohim.<br>Und diese Veränderung liegt in der Linie, in welcher auch die Veränderung der übrigen Wesenheiten der Hierarchien liegt. Erinnern Sie sich, daß wir von dem Leib, -sagen wir der Throne, gesprochen haben. Wir sagten, daß er sich am Beginne unserer planetarischen Entwickelung hingeopfert hat zum Wärmeelement des alten Saturn. Wir haben ferner gesagt, daß wir die Leiblichkeit der&nbsp;Throne während der alten Sonne in dem luftartigen Element zu suchen haben, während des alten Mondes in dem Wasser und während unserer Erdenzeit im erdigen oder festen Element. Das war gleichsam das Avancement der Throne, daß sie aufgestiegen sind, indem sie ihre Wesenheit isimer mehr und mehr vom wärmehaften Zustand zum erdigen verdichtet haben.<br>Fragen wir uns jetzt: Wenn die Elohim ein ähnliches Avancement durchmachen, wenn sie gleichsam als Lohn für ihr Schaffen um eine Stufe hinaufsteigen durften, was mußte in dieser Beziehung mit ihnen geschehen? - Dann mußten sie, das liegt ja in der ganzen Gesetzmäßigkeit, vorschreiten zur nächsten Verdichtung. Ganz in derselben Gesetzmäßigkeit, wie die Throne in uralten Zeiten beim Übergang vom alten Saturn zur alten Sonne vom wärmehaften zum luftartigen Element fortgeschritten sind, so dürfen wir erwarten, daß da, wo die Elohim das Eiriheitsbewußtsein erreichten, sie auch in bezug auf ihre äußere Manifestation, auf ihr äußeres Weben in einer Leiblichkeit vom Wärmeelement zum Luftelement vorschreiten. Das war aber noch nicht beim fünften Schöpfungstage der Fall, sondern erst am Ende jener Entwickelungslinie, die uns in der Genesis berichtet wird. Hätte der Mensch also schon am
In der [[Inkarnation]] des Christian Rosenkreutz im [[Wikipedia:14. Jahrhundert|14.]]/[[Wikipedia:15. Jahrhundert|15. Jahrhundert]], in der er nach den Angaben der [[Confessio Fraternitatis]] das beachtliche Alter von 106 Jahren erreichte, trug er diesen Namen auch exoterisch. Erzogen wurde er von den Schülern jener zwölf Weisen, die ihn in der vorigen Inkarnation umgeben hatten.  


=== Die Reise in den Orient ===
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1378 am Ufer des Rheins als Sohn gleichwohl adeliger, aber verarmten Eltern geboren, wurde er im 5. Lebensjahr in ein Kloster gegeben, wo er [[Wikipedia:Griechische Sprache|Griechisch]] und [[Wikipedia:Latein|Latein]] lernte. Auf seine drängende Bitte hin durfte Christian Rosenkreutz seinen Mitbruder P.A.L. auf eine Reise zum Heiligen Grab begleiten, doch der andere Bruder starb in Zypern. Christian Rosenkreutz, damals erst 16 Jahre alt, setzte allein die Reise fort und kam so nach [[Wikipedia:Damaskus|Damaskus]], wo er, noch körperlich geschwächt, für einige Zeit blieb. Hier erlebte er, wie uns [[Rudolf Steiner]] berichtet, nochmals das Paulus-Ereignis und "wissende Männer" offenbarten ihm manche okkulten Geheimnisse und brachten ihn schließlich auf sein dringendes Ersuchen zu ihrem Ordens-Tempel nach ''Damkar'' (Dam-Car), das heißt auf [[Hebräische Sprache|Hebräisch]]: ''das Blut des Lammes'' (Dam = {{HeS|דָּם|Blut}}; Car = {{HeS|כר|Lamm}}; als CR zugleich die Initialen von Christian Rosenkreutz). Die dort versammelten Weisen empfingen ihn nicht wie einen Fremden, sondern wie einen, auf den sie lange gewartet hatten. Sie nannten ihn nicht nur beim rechten Namen, sondern zeigten ihm, zu seinem großen Erstaunen, auch sonst manche Geheimnisse aus seinem Kloster an. Nicht nur viele "Wunder" offenbarten ihm die Weisen, sie zeigten ihm vor allem auch, wie sich ihnen die Sprache der Natur enthüllte. Christian Rosenkreutz lernte nun [[Wikipedia:Arabische Sprache|Arabisch]], studierte Medizin und Mathematik und ein Jahr später übertrug er schließlich das [[Liber M]], das [[Liber Mundi]], das Buch der Natur, des Naturwissens, des Wissens von [[Mineral]]ien, [[Pflanze]]n und [[Tier]]en, ins Lateinische.


Von Damkar aus ging Christian Rosenkreutz nach Ägypten, wo er zwar nur kurz verweilte, aber doch wesentliche Erkenntnisse über die Tier- und Pflanzenwelt erlangte. Nach drei Jahren schiffte er sich schließlich nach [[Wikipedia:Fès|Fès]] ein, wo er für weitere zwei Jahre blieb. Die "Elementarischen Bewohner", wie Christian Rosenkreutz sie nennt, gaben ihm hier eine Vielzahl ihrer Kenntnisse kund, die ihm sehr wertvoll waren und ihn schließlich zur wahren [[Adept]]enschaft führten, obwohl, wie er sagt, "ihre Magie nicht absolut rein und ihre Kabbala durch ihre Religion verändert ist". Christian Rosenkreutz wird von nun an "Vater" genannt.
fünften Schöpfungstage in das feinere Element der Luft heruntersteigen dürfen, so wäre es ihm ergangen wie den Wesenheiten, die ihre Leiblichkeit in diesem Luftelement gesucht haben. Sie sind die in der Luft lebenden Tiere geworden, weil ihnen nicht die Kraft verliehen werden konnte, die notwendig ist, um den Sinn des Erdenwerdens herbeizuführen, die Kraft von Jahve-Elohim, nach dem Avancement der Elohim zu Jahve-Elohim. Der Mensch mußte also warten. Er durfte die Luft nicht aufnehmen. Als jene Gattungswesen herabstiegen, da mußte er warten, bis aus den Elohim Jahve-Elohim geworden war. Dann erst konnte ihm die Kraft gegeben werden, die JaIive-Elohimkraft. In dem Weben des Jahve-Elohim, in der Luft mußte er sich inkorporisieren, aber er durfte das elementarische Dasein der Luft erst in sich aufnehmen, als er es empfangen konnte von Jahve-Elohim. Wunderbar geistvoll erzählt uns das die Genesis, indem sie sagt: Es reifte der Mensch in einem mehr geistig-ätherischen Dasein heran und suchte die dichte Körperlichkeit erst dann, als die Elohim zu Jahve-Elohim emporgestiegen waren, als JahveElohim die irdische Wesenheit des Menschen bilden konnte, indem er dem Menschen die Luft einhauchte. - Es war der Ausfluß der zu Jahve-Elohim gewordenen Elohim selber, der mit der Luft in den Menschen einströmte.<br>Da haben wir wiederum eine solche Ausführung der Genesis, die so wunderbar sich zusanimenschließt mit dem, was uns die Geistesforschung der Gegenwart zeigt, und da haben Sie in der Genesis eine Evolutionslehre gegeben, gegen welche alle so stolzen Evolutionslehren der Gegenwart nichts sind als eine Phantasterei, als Dilettantismus. Denn die Genesis führt uns in das innere Werden hinein, zeigt uns, was da geschehen mußte im Übersinnlichen, bevor der Mensch zum sinnlichen Dasein fortschreiten durfte.<br>So also werden wir sagen dürfen: Der Mensch mußte noch im ätherischen Dasein verbleiben, während die anderen Wesenheiten schon sich physisch verdichteten im Luft- und Wasserkreis. Und weiter dürfen wir sagen: Es geschieht die Verdichtung des Menschen bis zum Ätherleib in derjenigen Zeitepoche, die wir in der Bibel den fünften Schöpfungstag nennen. - Da finden wir also den


Von Fès kam Christian Rosenkreutz nach Spanien, um schließlich nach vielen weiteren mühseligen Reisen wieder nach Deutschland zurückzukehren. Im Verlaufe seiner Reise in den Orient hatte er die ganze Weisheit der Zwölf wieder in sich aufgenommen und konnte nun beginnen, seine Lehren zu verbreiten. Doch wurde er zunächst nicht verstanden. Dennoch gilt das Jahr [[1413]] als "innerer" Gründungszeitpunkt des Rosenkreuzerordens. (Lit.: Viktor Stracke, S. XXIII).
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=== Die Initiation durch Manes ===
Menschen noch nicht unter den physischen Erdenwesen. Erst in der Zeit, die wir als den sechsten Schöpfungstag bezeichnen, haben wir den Menschen unter den eigentlichen Erdenwesen zu suchen. Da ist er sozusagen von dem Erdenwerden aufgenommen, und wir können sagen: Das, was wir heute als des Menschen physischen Leib bezeichnen, das entsteht zu jener Zeit, die in der Genesis als der sechste Schöpfungstag bezeichnet ist.<br>Jetzt aber müssen wir uns noch etwas klarmachen. Sie würden noch immer fehlgehen, wenn Sie nun glauben wurden, daß Sie mit gewöhnlichen Augen den Menschen hätten sehen können, der da am sechsten Schöpfungstage entstanden ist, oder gar mit den Händen angreifen, so daß Sie etwas gespürt hätten. 'Wenn ein Mensch mit den heutigen Sinnen damals überhaupt möglich gewesen wäre, so hätte er doch den eben entstandenen Erdenmenschen nicht wahrnehmen können. Der Mensch ist heute zu sehr geneigt, materialistisch zu denken. Daher denkt er sich gleich beim sechsten Schöpfungstag: Da war der Mensch ebenso vorhanden, wie er heute ist - Der Mensch war allerdings schon physisch vorhanden, aber physisch ist ja zum Beispiel auch das Weben der Wärme. Wenn Sie irgendwo in einen Raum hineinkommen und in diesem differenzierte Wärmeströmungen finden, die nicht so dicht sind wie Gas, so müssen Sie das auch schon physisches Dasein nennen, und es gab schon während der Saturnzeit physisches Dasein, wenn auch nur als Wärmesubstanz. Also den Menschen im dichten Fleisch zu suchen am sogenannten sechsten Schöpfungstage, das darf nimmermehr sein. Wir dürfen ihn als Erdenwesen suchen, im Physischen, wir müssen ihn jetzt sogar im Physischen suchen, aber nur in der feinsten physischen Manifestation, als Wärmemensch. Als jenes Ereignis eintrat, das mit dem schönen Worte bezeichnet wird «Die Elohim sprachen: Lasset uns den Menschen machen!», da wurde ein Wesen, das enipfänglich gewesen wäre, Wärmezustände wahrzunehmen, gewisse Differenzierungen in der Wärmesubstanz gefunden haben. Wenn es hingeschritten wäre über die Erde, die dazumal bedeckt war mit dem Gattungsmäßigen des Pflanzenhaften, des Tierhaften im Luft- und Wasserelement, dann hätte es sich


[[Wikipedia:1459|1459]] wurde [[Manes]] zum Initiator von Christian Rosenkreutz:
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sagen können: Merkwürdige Dinge sind da wahrzunehmen. An gewissen Stellen sind Wärmeeindrücke wahrzunehmen, noch nicht etwa gasförmige Eindrücke, nur reine Wärmeeindiücke. Man findet gewisse Wärmeddferenzierungen im Umkreise der Erde. Da huschen Wärmewesen hin und her. - Der Mensch war eben noch nicht ein- mal ein gasiges Wesen, nur ein Wärmewesen war er. Denken Sie sich alles Feste weg, das an Ihnen ist, denken Sie sich auch weg alles Flüssige und alles Gasförmige, und stellen Sie sich von diesem Menschen, der Sie heute sind, nur das vor, was in Ihrem Blut als Wärme pulsiert, Ihre Blutswärme denken Sie sich, abstrahieren Sie von allem übrigen, dann haben Sie das, was danials entstand, als die Elohim das schöpferische Wort sprachen: Und der nächste Verdichtungszustand kommt erst nach den Schöpfungstagen. Das Einströmen dessen, was Jahve-Elohim geben konnte, der Luft, das kommt erst, nachdem dieser sechste Schöpfungstag war.<br>Die Menschen werden nicht eher ihren eigenen Ursprung verstehen, als bis sie sich entschließen werden, ihre Herkunft so vor- zustellen, daß ursprünglich im Erdenwerden ein Geistig.Seelisches vorhanden war, dann ein Astralisches, dann ein Ätherisches, daß dann von den physischen Zuständen zuerst der Wärmezustand vorhanden war und dann erst der Luftzustand. Und selbst für den Moment, wo uns nach den sechs Schöpfungstagen erzählt wird , solange sich die Menschen nicht entschließen, sich selbst für diesen Moment physisch einen Wärme- und Luftmenschen vorzustellen, solange sie glauben, daß da schon etwas vom Fleisch- menschen vorhanden war, so lange werden die Menschen ihren eigenen Ursprung nicht verstehen. Aus dem Feineren entsteht das Gröbere, nicht aus dem Gröberen das Feinere. Es ist ja für ein heutiges Bewußtsein sehr fremd, so zu denken, aber es ist die Wahrheit.<br>Wenn wir das ins Auge fassen, dann wird es uns auch begreiflich erscheinen, warum in so vielen Schöpfungsberichten davon die Rede ist, daß das Werden des Menschen als ein Herabsteigen aus
"Als ein «höherer Grad» wird innerhalb dieser ganzen Strömung
die Initiation des Manes angesehen, der 1459 auch Christian Rosenkreutz
initiierte: sie besteht in der wahren Erkenntnis von der
Funktion des Bösen." {{Lit|{{G|262|24}}}}
</div>


Die mit dieser [[Initiation]] verbundenen Erlebnisse sind in der [[Chymische Hochzeit des Christiani Rosencreutz Anno 1459|Chymischen Hochzeit des Christiani Rosencreutz Anno 1459]] festgehalten.
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== Das Jahr 1413 ==
dem Umkreise der Erde aufzufassen ist. Und wenn uns die Bibel selber, nachdem sie uns von den Schöpfungsragen gesprochen hat, von dem sogenannten Paradiese spricht, so müssen wir auch da etwas Tieferes dahinter suchen, und wir werden nur das Richtige finden, wenn wir uns geisteswissenschaftlich darüber verständigen. Es ist für den, der die Dinge kennt, wirklich recht eigentümlich, wenn unter den Bibelexegeten herumgestritren wird, ob an diesem oder jenem Orte der Erde das Paradies gelegen hat, von dem die Menschen dann ausgewandert sind. Nur zu deutlich ist in manchem Schöpfungsbericht, auch in der Bibel selber, enthalten, daß das Paradies überhaupt nicht auf dem Erdboden als solchem vorhanden war, daß es vielmehr erhaben über dem Erdboden, sozusagen in Wolkenhöhen war, und daß der Mensch, als er im Paradiese lebte, noch ein wärmehaft-gasiges Wesen war. Zweibeinig ist der Mensch wahrhaft damals noch nicht auf dem Erdboden herumgeschritten, das ist materialistische Phantastik. Wir haben uns also vorzustellen, daß der Mensch auch noch nach Ablauf der Schöpfungstage, wie sie gewöhnlich genannt werden, ein Wesen ist, das nicht dem&nbsp;Erdboden, sondern dem Erdenumkreise angehört.<br>Wie ist nun der Mensch sozusagen aus dem Umkreise auf den&nbsp;Erdboden herabgelangt, wie ist die weitere Verdichtung geschehen von jenem Zustand, in den ihn jahve-Elohim versetzt hat? Da kommen wir nun zu dem, was Sie ziemlich genau dargestellt finden in meiner «Geheimwissenschaft», da kommen wir zu dem, was wir den luziferischen Ein1lüß nennen. Wenn wir genauer charakterisieren wollen, was mit diesem luziferischen Einfluß gemeint ist, so müssen wir uns vorstellen, daß sich Wesenheiten, eben jene Wesen, die man als die luziferischen bezeichnet, gleichsam in den menschlichen Astralleib hineingossen, so daß der Mensch, wie er gebildet worden ist durch alle die Kräfte, die wir bisher geschildert&nbsp;haben im Erdenwerden, nachher in sich aufgenommen hat den luziferischen Einfluß. Wir werden diesen Eirifluß verstehen, wenn wir sagen: Des Menschen Begierdeleben, des Menschen Wunsch- leben, alles, was überhaupt im Astralleib verankert ist, das wurde durchsetzt von dem luziferischen Element, wurde dadurch, wenn


Der Beginn des Bewußtseinsseelenzeitalters ([[1413]]) gilt gleichzeitig auch als "innerer" Gründungszeitpunkt des geheimen Ordens vom Rosenkreuz. (Lit.: Viktor Stracke, S. XXIII).
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=== Die Begründung des Rosenkreuzer-Ordens ===
ich mich so ausdrücken darf, vehementer, leidenschaftlicher, dringlicher an Begierdenhaftigkeit gemacht, wurde in sich geschlossener gemacht. Kurz, das, was wir heute mit dein Ausdrucke Egoismus bezeichnen, dieses innerlich in sich Abgeschlossen.sein.Wollen, dieses Darauf-Schauen, daß man womöglich innerlich behaglich sich fühlt, das drang mit dem luziferischen Element in den Menschen etn. Alles Gute und Schlimme, was unter diesem von innerlichem Behagen LIiirchsetztsein verstanden werden kann, drang mit dem luziferischen EinIluß in den Menschen ein. Ein fremder Einfluß war es also zunächst Aus dem Astralleib, wie er vorher war in der Zeit, wo er geformt worden ist von den Strömungen, die da aus der Sternenwelt hereinströmten, aus der Form, die da der AstralIeib an- genommen hat, wurde jetzt ein anderer Astralleib, ein solcher, der von dem luziferischen Einfluß durchdrungen war. Die Folge davon war, daß der Luftwärmeleib des Menschen zusammengezogen wurde, weiter zusammengedichtet wurde. Da entstand erst das, was man den Fleischesmenschen nennt, da entstand erst die weitere Verdichtung des Menschen. So daß wir sagen können: Das Vor-Luziferische des Menschen ist in dem elementarischen Dasein von Wärme und Luft enthalten, und in das Flüssige und in das Feste des Menschen hat sich hineingeschlichen der luziferische Einfluß. - Da ist er hineingedrungen, da lebt er drinnen. In allem, was fest, was flüssig ist, lebt der Iuziferische Einfluß. Und es ist gar nicht eigentlich bildlich gesprochen, sondern bezeichnet ziemlich klar, ziemlich richtig den Tatbestand, wenn ich sage: Durch diese durch den luziferischen Eirfluß bewirkte Zusammenpressung des MenschenIeibes wurde der Mensch schwerer und sank herunter aus dem Umkreise auf den Erdboden. - Das war der Austritt aus dem Paradiese, wie er bildlich dargesteIlt wird. Der Mensch bekam erst sozusagen die Schwere, die Gravitationskraft, um aus dem Umkreise der Erde auf den Erdboden herabzusinken. Das ist das Herabsteigen des Menschen auf den physischen Erdboden, das ist das, was den Menschen heruntergebracht hat bis zur Erde, während er vorher in ihrem Umkreise gewohnt hat. Wir müssen also diesen luziferischen Einfluß unter die wahrhaftigen Bildekräfte des Menschen zählen.


Für fünf Jahre zog er sich nun an einen geheimen Ort zur [[Meditation]] zurück und initiierte dann drei seiner ehemaligen Klosterbrüder, die in der [[Fama Fraternitatis|Fama]] nur mit ihren Initialen genannt werden. Es sind dies die Brüder G.V., I.A. und I.O. Mit ihnen vereint beginnt er das [[Haus des Heiligen Geistes]] zu bauen, als geistiges Zentrum und Hauptquartier des nun zunächst mit vier Mitgliedern begründeten geheimen Ordens der Rosenkreuzer. Gemeinsam mit seinen drei Mitbrüdern verfasste nun Christian Rosenkreutz die grundlegenden Schriften des Ordens, heilte Kranke und brachte den Verzweifelten Trost und Rat.
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Nach sieben Jahren wurde der Orden um weitere vier Mitglieder erweitert, die auch nur durch ihre Initialen bekannt sind. Dazu zählt der Neffe des Gründers, Bruder R.C., dann der Bruder F.B. ein geschickter Maler, der Bruder G.G. und endlich noch der Bruder F.B., der später der Sekretär der ganzen Gemeinschaft wurde. Der Orden trat dadurch in eine neue Entwicklungsphase ein; die Brüder trennten sich nun und zogen als "fahrende Edelleute" in die Welt hinaus, um dort fruchtbar zu wirken. Zuvor noch schlossen sie folgende Vereinbarung:
Deshalb tritt uns auch ein merkwürdiger Parallelismus entgegen zwischen den Schilderungen des rein geisteswissenschaftlich Forschenden und denen der Bibel. Sehen Sie doch einmal, wie in meiner «Geheimwissenschaft» alles ferngehalten ist, was leicht hätte entstehen können, wenn man irgend etwas von den Schilderungen der Genesis selber herangezogen hätte. Ich möhte sagen: Davor habe ich mich wohl gehütet bei der Darstellung meiner «Geheimwissenschaft». — Ich habe nur die geisteswissenschaftlichen&nbsp;Forschungen zu Rate gezogen. Da kommt dann an einer bestimmten Stelle, von ganz anderer Seite her geschildert, der luziferische&nbsp;Einfluß heraus. Wenn man ihn aber gefunden hat, dann trifft man&nbsp;damit in der geisteswissenschaftlichen Schilderung genau jene Zeitepoche, die uns in der Bibel geschildert wird als die sogenannte&nbsp;Verführung des Menschen durch die Schlange, durch Luzifer. Wir finden dann diesen Parallelismus nachträglich heraus. So wahr die&nbsp;Schwere und Elektrizität und der Magnetismus Kräfte sind, die&nbsp;heute in gröberem Stile teilnehmen an der Erdenbildung, so wahr&nbsp;ist das, was wir luziferischen Einfluß nennen, eine Kraft, ohne&nbsp;welche das Erdenwerden nicht hätte vor sich gehen können. Und&nbsp;wir müssen unter die die Erde konstituierenden Kräfte diesen luziferischen Einfluß hinzuzählen. Namentlich morgenländische Schöpfungsberichte verlegen daher das Paradies auch - nicht so fein, wie es in der Bibel geschieht — in den Umkreis der Erde, nicht auf den Erdboden selbst, und sie fassen die Vertreibung aus dem Paradiese&nbsp;als ein Herabsteigen aus dem Erdenumkreis auf die Erdenoberfläche&nbsp;auf. So also stellt sich uns auch auf diesem Gebiete, wenn wir nur&nbsp;die Worte zu verstehen wissen, die volle Kongruenz heraus zwischen der geisteswissenschaftlichen Forschung und der Bibel.<br>Aber betrachten wir jetzt noch ein anderes Moment. Wir haben ja hervorgehoben, daß der Geistesforscher es nicht so leicht hat wie jene Wissenschaft, die so ziemlich nach dem Grundsatz vorgeht, in der Nacht sind alle Kühe grau, und die die verschiedensten Vorgänge auf dieselbe Ursache zurückführt. Der seelische Forscher muß da, wo sich Wolken bilden, ganz etwas anderes sehen als da, wo sich auf dem Erdboden Wasser bildet. Wir haben gesprochen


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#Keiner solle sich einer anderen Beschäftigung hingeben, als Kranke zu pflegen und zwar ganz umsonst.
#Keiner soll genötigt sein, der Bruderschaft wegen eine bestimmte Kleidung zu tragen, sondern sich des Landes Art anpassen.
#Ein jeder Bruder sollte sich alle Jahre am C. Tag bei S. Spiritus (d.h. zu Pfingsten im "Haus des Heiligen Geistes") einstellen oder seines Ausbleibens Ursache schicken.
#Ein jeder Bruder soll sich nach einer tauglichen Person umsehen, die ihm gegebenenfalls nachfolgen kann.
#Das Wort R.C. soll ihr Siegel, Losung und Charakter sein.
#Die Bruderschaft soll 100 Jahre verschwiegen bleiben.
</div>


Zwölf Jahre später, im Jahre 1484, starb Bruder Rosenkreutz in England und in Frankreich, in der Narbonne, stirbt auch der Bruder I.A.
von den Cherubimen als den dirigierenden Mächten bei der Wolkenbildung, und wir haben gesprochen von den Seraphimen als den dirigierenden Mächten bei dem, was als das Blitzesfeuer aus der Wolke herausquillt Wenn Sie sich nun vorstellen, daß die Vertreibung aus dem Paradiese in Wahrheit zurückftihrt auf ein Herab steigen aus dem Umkreise, dann haben Sie fast bis zur Wörtlichkeit geschildert, wie der Mensch durch seine eigene Schwere herabfällt aus dem Umkreise der Erde und zurücklassen muß die Kräfte und Wesenheiten, die die Wolken und den Blitz bilden, die Chertibime mit dem blitzenden Schwert. Der Mensch fällt gleichsam herab aus dem Erdenukkkreise, aus jenem Gebiete, wo die Cherubime walten mit den feurigen Blitzesschwertern. Da haben Sie bis zur Wörtlichkeit das wiedergegeben durch die Geisteswissenschaft, was uns bei der Vertreibung aus dem Paradies dargestellt wird, wenn gesagt wird: Die Gottheit stellte hin vor das Paradies die Cherubime mit der Flamme des wirbelnden Schwertes. - 'Wenn Sie das ins Auge fassen, dann können Sie es fast, man möchte sagen, mit Händen greifen, wie jene alten Seher, welche uns die Genesis geschenkt haben, mit voller Seherkraft hineinschauten in die geheimnisvollen Vorgänge in diesem Weben und 'Wesen des Menschen in Ätherhöhen, bevor er herabgefallen war aus jenen Regionen, wo die Seraphime und Cherubime walten. Mit einer solchen Realistik schildert die Bibel, die nicht etwa bloße Vergleiche darstellen will oder bloß grobsinnliche Bilder, sondern die uns berichten will, was sich dem hellseherischeu Bewußtsein ergibt.<br>Die Menschen von heute kennen nur schlecht die Vorstellungen alter Zeiten. Heute kritisiert man so viel an der Bibel herum, als ob sie so naiv wäre, daß sie uns erzählte: Das, was einst das Paradies war, das war ein großer Garten, schön hübsch mit Bäumen beetzt, Löwen und Tiger gingen darin herum, mitten drinnen die Menschen. - Nun ja, dann ist es leicht, Kritik zu üben, und ein frivoler Kritiker brachte es dahin, darauf aufmerksam zu machen: Wenn das wirklkh so gewesen wäre, wie wäre es dem Menschen ergangen, wenn er in seiner Naivität einmal die Hand einem solchen Löwen hingereicht hätte? - Man kann leicht kritisieren, wenn


=== Die Entdeckung des Grabes von Christian Rosenkreutz ===
[158]


120 Jahre später, also im Jahre 1604, beschließt Bruderr N.N., der mittlerweile das Oberhaupt des inneren Kreises der Rosenkreuzer geworden ist, den zentralen Tempel umzubauen und zu erweitern. Dabei stößt er auf eine geheime Tür, auf der zu lesen war:
man sich zuerst ein phantastisches Bild zurechtmacht, das in der Genesis gar nicht gemeint ist Solche Anschauungen, die entstanden nämlich erst in den letzten Jahrhunderten. Die Menschen wissen nicht viel von den Vorstellungen früherer Jahrhunderte. Die Scholastiker des zwölften Jahrhunderts wurden ein sonderbares Gesicht machen, wenn sie hetite wiederkämen und hören könnten, was sie selbst über die Bibel gesagt haben sollen. Keinem der Scholastiker ist es eingefallen, solche Vorstellungen über den Bibelbericht zu haben, wie man sie heute hat. Das könnten die Menschen heute wissen, wenn sie wirklich lernen wollten. Man brauchte nur die Schriften der Scholastiker wirklich zu studieren, dann würde man schon sehen, wie da deutlich ausgesprochen ist, daß es sich um etwas anderes handelt. Wenn auch das Bewußtsein davon, daß man es im Bibelbericht mit einer Wiedergabe hellseherischer Forschung zu tun hat, schon in gewisser Weise geschwunden war, so war doch noch etwas ganz anderes vorhanden als das, was vom sechzehnten, siebzehnten Jahrhundert an als eine grobsinnliche Exegese Platz gegriffen hat So etwas zu behaupten, wäre niemandem in den ersten Jahrhunderten des Mittelalters eingefallen. Heute ist es leicht, die Bibel zu kritisieren. Man darf nur nicht wissen, daß die Vorstellungen, die man heute bekämpft, erst vor ein paar Jahrhunderten entstanden sind. Und diejenigen, die heute am meisten gegen die Bibel streiten, die bekämpfen ein phantastisches Produkt von Menschenvorstellungen und nicht die Bibel. Es ist ein Kämpfen gegen etwas, was es gar nicht gibt, was erst zusammenphantasiert worden ist. Demgegenüber hat Geisteswissenschaft die Aufgabe, durch das Verkünden geisteswissenschaftlicher Resultate auf den wahren Sinn der Bibel wieder hinzudeuten und dadurch jene großen Eindrücke zu ermöglichen, die unsere Seele überkommen müssen, wenn wir verstehen lernen, was in so monumentaler Prägung aus alten Zeiten zu uns herübertönt.
 
<div align="center">
POST CXX ANNOS PATEBO
(Nach 120 Jahren werde ich offenbar)
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Durch die Tür gelang Bruder N.N. in eine Krypta, die sieben Seiten und sieben Ecken hat. Jede Seite ist fünf Fuss breit und acht Fuss hoch und obwohl das Licht der Sonne die unterirdische Kammer noch nie berührt hat, so ist sie doch hell erleuchtet "von einer anderen Sonne, die dieses von der anderen Sonne gelernt hat". Sie ist in der Mitte der Kammer unter der Decke angebracht. Darunter erhob sich in der Mitte der Krypta ein Altar, der mit einer Messingplatte bedeckt war, auf der zu lesen stand:
 
<div align="center">
A.C.R.C.
hoc universi compendium vivus mihi sepulchrum feci
(Dies Kompendium des Alls habe ich mir zu meinen Lebzeiten zum Grabmal gemacht.)
</div>
 
Um den ersten Reif oder Rand herum, wie es in der Fama heißt, stand:
<div align="center">
Jesus mihi omnia
(Jesus ist mir alles)
</div>
In der Mitte standen vier Figuren (die Sphinxtiere bzw. Evangelisten-Symbole) von einem Kreis umschlossen, dessen Umschrift lautete:
 
<table width="500px" align="center"><tr><td>
#Nequaquam vacuum - (nirgends Leere), um das Bild eines Löwen
#Legis jugum - (Joch des Gesetzes), um das Bild eines Stieres
#Libertas Evangelii - (Freiheit des Evangeliums), um das Bild eines Adlers
#Dei gloria intacta - (Die unantastbare Herrlichkeit Gottes), um das Bild eines Menschen.
</td></tr></table>
 
Als man den Altar verrückte, entdeckte man unter einer Messingplatte den völlig unversehrten  Leichnam des Vater und Bruders Rosenkreutz. In der rechten Hand hielt er ein Pergament, das [[Liber T]] ([[Liber Testamentum]] genannt, das Buch Gottes, welches, wie gesagt wird, "nach der Bibel unser grösster Schatz ist, den wir nicht der Kritik der Welt überliefern dürfen".
 
== Die Vereinigung der alten atlantischen Weisheit mit der des Orients ==
 
Die zentrale Aufgabe von Christian Rosenkreutz ist es, die Weisheit der alten [[Atlantis]] mit der des Orients zu verbinden:
 
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"Die Quelle all der Weisheit des Ostens wie des Westens, dessen müssen wir uns klar sein, ist Atlantis.
 
Atlantis war ein Land, das von dichten Wassernebelmassen eingehüllt war. Diese dichten Wassernebelmassen hatten eine ganz bestimmte Beziehung zum Menschen. Der Mensch von damals empfand etwas dabei. Sie machten seine Seele empfänglich für die Sprache der Götter. Im Rieseln der Quellen, im Rauschen der Blätter hörte der Atlantier den Gott zu sich reden. Und wenn er einsam wurde und still in sich gekehrt, so vernahm er einen Laut als Stimme des Gottes der zu ihm sprach. Da brauchte er keine Gesetze und Gebote, der Gott selbst sagte ihm, was er tun müsse. Und jener Laut, der überall in Atlantis tönte und der aus den Herzen der Menschen widerhallte in stillen Stunden der Einkehr, er ward später in Ägypten in Zeichen gesetzt als Tauzeichen: T. Es ist dies auch die ursprüngliche Form des Kreuzes.
 
Wenn wir uns nun klar sind, wie damals die Wassernebelmassen die Verbindung mit dem Göttlichen herstellten, so dass der Mensch ganz unmittelbar die Weisheit seines Gottes aufnehmen und verstehen kontte, so wollen wir einmal unseren Blick hinwenden auf das Wasser, das in unseren Ländern flutet. Wenn wir dann ein Tautröpfchen im Grase funkeln sehen im Lichtglanz der Morgensonne, dann wird uns andächtig ums Herz. Und dieses strahlende Tautröpfchen ist uns ein Denkmal, ein Denkmal jener Zeiten in Atlantis, wo das WAsser als Nebel das Land umhüllte, und der Mensch die Weisheit der Götter um sich verspürte.
 
Die Weisheit der Atlantis verkörperte sich im Wasser, im Tautropfen. Tau, unser deutsches Wort Tau, ist nichts anderes als jener alte atlantische Laut. So wollen wir mit Ehrfurcht und Andacht jedes Tautröpfchen betrachten, das am Grashalm blinkt, als heiliges Vermächtnis jener Zeit, wo das Band zwischen Menschen und Göttern noch nicht zerrissen war. Das Tauzeichen, das alte Kreuzeszeichen heißt im lateinischen crux. Und was heißt Tau, Tautropfen? ros. "Ros-crux" ist unser Rosenkreuz.
 
Nun erkennen wir seine wahre Bedeutung. Es ist also das TAO der Atlantis, die Weisheit der Atlantis, welche uns heute entgegenstrahlt im Tautropfen. Nichts anderes will uns das Rosenkreuz sagen. Es ist ein Symbol für das neue Leben, das in der Zukunft in geistiger Art erblühen wird.
 
So blieb unserer nordischen Bevölkerung ein inniger Zusammenhang mit der alten Atlantis. Anders war es bei jenen Bevölkerungsgruppen, die nach Osten gewandert waren und sich zu den vier Kulturepochen der Inder, Perser, Ägypter, Griechen-Römer entwickelten. Sie machten eine selbständige Entwicklung durch. Aber es ist ein Gesetz in der geistigen Welt, dass jede Kultur, die sich selbständig eine Weile emporgerungen hat, zugrunde gehen muss, wenn sie nicht von neuem einen Einschlag erhält aus jenen Gebieten, von denen sie ausging, die ihr Mutterland waren. So war es notwendig für die hohe orientalische Kultur, aus unseren Gebieten einen Einschlag zu erhalten, sich zu verschmelzen mit der geistigen Kultur, die sich in unseren Ländern in der Stille gebildet hatte.
 
Jene hohe Individualität, die das das erkannte, war Christian Rosenkreutz. Er war es, der im 13. und 14. Jahrhundert das große Werk unternahm, die geistige Kultur des Ostens mit der des Westens zu verschmelzen. Er hat immer unter uns gelebt und ist auch heute noch bei uns als Führer im spirituellen Leben. Die geistige Kultur des Orients, wie sie sich als höchste Blüte der östlichen Weisheit im Alten und Neuen Testament darstellt, brachte er in innige Harmonie mit der alten von Atlantis herstammenden Weisheit. {{Lit|GA 266/1, S 218f}}
</div>
 
== Die Aufgabe des Rosenkreuzer-Ordens ==
 
Den Weg des Christian Rosenkreutz und die zentrale Aufgabe des von ihm begründeten Ordens umreißt [[Rudolf Steiner]] so:
 
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"''Christian Rosenkreutz'' ging in der ersten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts nach dem Orient, um den Ausgleich zu finden zwischen der Initiation des Ostens und jener des Westens. Eine Folge davon war die definitive Begründung der Rosenkreuzerrichtung im Westen nach seiner Rückkehr. In dieser Form sollte das Rosenkreuzertum die streng geheimgehaltene Schule sein zur Vorbereitung dessen, was der Esoterik öffentlich als Aufgabe zufallen müsse um die Wende des 19. und 20. Jahrhunderts, wenn die äußere Naturwissenschaft zur vorläufigen Lösung gewisser Probleme gekommen sein werde.
 
Als diese Probleme bezeichnete Christian Rosenkreutz:
 
::#Die Entdeckung der Spektralanalyse, wodurch die materielle Konstitution des Kosmos an den Tag kam.
::#Die Einführung der materiellen Evolution in die Wissenschaft vom Organischen.
::#Die Erkenntnis der Tatsache eines anderen als des gewöhnlichen Bewusstseinszustandes durch die Anerkennung des Hypnotismus und der Suggestion.
 
Erst wenn diese materiellen Erkenntnisse innerhalb der Wissenschaft ausgereift wären, sollten gewisse rosenkreuzerische Prinzipien aus dem Geheimwissenschaftlichen in die öffentliche Mitteilung eintreten.
 
Für die Zeit bis dahin wurde die christlich-mystische Initiation in der Form dem Abendlande gegeben, in der sie durch den Initiator, dem «Unbekannten aus dem Oberland» erfloss in St. Victor, Meister Eckhart, Tauler usw." {{Lit|GA 262, S 23}}
</div>
 
Der rein materialistischen Lösung der genannten drei naturwissenschaftlichen Probleme soll das Wissen von dem wahren [[Physisch]]en, dem [[Ätherisch]]en und dem [[Astral]]en hinzugefügt und öffentlich verbreitet werden.
 
[[Bild:Rembrandt_Polnischer_Reiter.jpg|thumb|left|300px|[[Wikipedia:Rembrandt|Rembrandt]]s, ''Der Polnische Reiter (Tamalan verfolgt Bajesid vor Istanbul)'', 1655, gilt nach der Tradition als Porträt von Christian Rosenkreutz in seiner damaligen Inkarnation.]]
 
<div style="margin-left:20px">
"Im Jahre 1459 hat der eigentliche Begründer der Rosenkreuzerströmung selbst jene
Stufe erlangt, durch die er die Macht hatte, auf die Welt so zu wirken, dass von ihm aus
jene Einweihung der Welt gebracht werden konnte." {{Lit|GA 98, S 45}}
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Dem Jahr [[1459]] kommt dabei besondere Bedeutung zu; nicht früher und nicht später hätte sich die [[Initiation]] des Christian Rosenkreutz in dieser Form vollziehen können. Die [[Chymische Hochzeit]] weist uns darauf hin, wie Christian Rosenkreutz durch Beobachtung und Berechnung der Sternenkonstellationen erkannt hat, dass nun der kosmisch bestimmte Augenblick da ist, zu dem diese Einweihung einzig erfolgen kann. Derart tiefgehende geistige Entwicklungsschritte, die für die ganze Menschheit bedeutsam sind, können nur im Einklang mit dem ganzen [[Kosmos]] geschehen:
 
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"Bedeutungsvoll für ihn ist, daß er sich sagen darf, diese Verfassung in seiner Menschen-Wesenheit stehe im Einklang mit den Verhältnissen im Weltall. Er hat in «fleißiger Nachrechnung und Kalkulation» seiner «annotierten Planeten» gefunden, daß diese Verfassung bei ihm in dem Zeitpunkte eintreten darf, in dem sie nunmehr stattfindet. Wer das hier in Betracht Kommende im Sinne der Torheiten mancher «Astrologen» ansieht, der wird es mißverstehen, gleichgültig ob er sich als Gläubiger zustimmend oder als «Aufgeklärter» hohnlächelnd dazu verhält. Der Darsteller der «Chymischen Hochzeit» hat aus guten Gründen dem Titel seines Buches die Jahreszahl 1459 hinzugefügt. Er war sich bewußt, daß die Seelenverfassung des Trägers der Erlebnisse zusammenstimmen muß mit der Verfassung, bei der in einem bestimmten Zeitpunkte das Weltwerden angelangt ist, wenn innere Seelenverfassung und äußerer Weltinhalt nicht eine Disharmonie ergeben sollen. Der von der gewöhnlichen Sinneswahrnehmung unabhängigen Seele muß der äußere übersinnliche Weltinhalt in Harmonie begegnen, wenn durch den Zusammenklang der beiden derjenige Bewußtseinszustand entstehen soll, welcher die «Chymische Hochzeit» ausmacht. Wer glaubt, daß die Konstellation der «annotierten Planeten» eine geheimnisvolle Kraft enthält, welche den Erlebniszustand des Menschen bestimmt, der gliche demjenigen, welcher der Meinung wäre, die Zeigerstellungen seiner Uhr hätten die Kraft, ihn zu einem Ausgang zu veranlassen, den er aus seinen Lebensverhältnissen heraus zu einer bestimmten Stunde hat unternehmen müssen." {{Lit|GA 35, S 345}}
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Die [[Initiation]] des Christian Rosenkreutz im Jahre 1459, wie sie romanhaft in der [[Chymische Hochzeit|Chymischen Hochzeit]] geschildert wird, erfolgte nach den Angaben [[Rudolf Steiner]]s durch [[Manes]] und war mit einer tieferen Einsicht in das Wesen und die Aufgabe des [[Böse]]n in der Welt verbunden:
 
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"Als ein «höherer Grad» wird innerhalb dieser ganzen Strömung die Initiation des Manes angesehen, der 1459 auch Christian Rosenkreutz initiierte: sie besteht in der wahren Erkenntnis von der Funktion des Bösen. Diese Initiation muss mit ihren Hintergründen noch für lange vor der Menge ganz verborgen bleiben. Denn wo von ihr auch nur ein ganz kleiner Lichtstrahl in die Literatur eingeflossen ist, da hat er Unheil angerichtet, wie durch den edlen [[Wikipedia:Guyau|Guyau]], dessen Schüler [[Wikipedia:Friedrich Nietzsche|Friedrich Nietzsche]] geworden ist." {{Lit|GA 262, S 24}}
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Der Einweihungsweg des Christian Rosenkreutz ist nicht der Weg des [[Mystik]]ers, der nach innen geht und zur [[Mystische Hochzeit|Mystischen Hochzeit]] mit dem eigenen geistigen [[Wesen]] führt, sondern er beschreitet den Pfad der [[Alchemist]]en, der  nach der Vereinigung mit dem [[Geist]]igen der Außenwelt strebt, das sich hinter der [[Sinneswelt]] verbirgt. Dieser gleichsam objektivere Weg ist unserer Zeit angemessener als der subjektive Weg des Mystikers und ist eine solide Basis für die Erkenntnis der eigenen menschlichen Geistigkeit.
 
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"Die Forschungswege des Mystikers und des Alchimisten liegen nach entgegengesetzten Richtungen. Der Mystiker geht unmittelbar in das eigene Geistwesen des Menschen hinein. Sein Ziel ist, was die Mystische Hochzeit genannt werden kann, die Vereinigung der bewußten Seele mit der eigenen geistigen Wesenheit. Der Alchimist will das Geistgebiet der Natur durchwandeln, um nach der erfolgten Wanderung mit den in diesem Gebiet erworbenen Erkenntniskräften das Geistwesen des Menschen zu schauen. Sein Ziel ist die «Chymische Hochzeit», die Vereinigung mit dem Geistgebiet der Natur. Nach dieser Vereinigung erst will er die Anschauung der Menschenwesenheit erleben." {{Lit|GA 35, S 341}}
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== Frühere und spätere Inkarnationen des Christian Rosenkreutz ==
 
[[Hiram Abiff]], der Baumeister des [[Salomonischer Tempel|Salomonischen Tempels]], der in seiner damaligen [[Inkarnation]] bis an die Grenze der [[Einweihung]] kam, wurde wiedergeboren als [[Lazarus]], der nach seiner [[Totenerweckung|Erweckung]] durch den [[Christus]] den Einweihungsnamen [[Johannes (Apostel)|Johannes]] trug. [[Lazarus-Johannes]] wurde im 13. und 14. Jahrhundert erneut wiedergeboren und eingeweiht und trägt seitdem den Namen Christian Rosenkreutz. {{Lit|GA 265, S 405ff und S 420}} Dazwischen liegt die bereits oben erwähnte Inkarnation in Zusammenhang mit der Sage von [[Flor und Blancheflor]].
 
Nach den Angaben [[Rudolf Steiner]]s wurde Christian Rosenkreutz im achtzehnten Jahrhundert als [[Graf von Saint-Germain]] wiedergeboren.
 
Hohe [[Eingeweihter|Eingeweihte]] wie Christian Rosenkreutz verkörpern sich in jedem Jahrhundert und zwischen ihren einzelnen irdischen Inkarnationen liegen nur kurze Zeiträume. {{Lit|GA 264, S 238f}} Exoterisch dürfen diese Inkarnationen erst hundert Jahre nach dem Tod bekannt werden, um jeglichen Personenkult auszuschließen. {{Lit|GA 143, S 149}}
 
== Der [[Ätherleib]] des Christian Rosenkreuz und seine [[Inspiration|inspirierende]] Wirkung ==
 
Hohe [[Eingeweihter|Eingeweihte]] wie Christian Rosenkreutz wirken nicht nur, wenn sie im irdischen [[Leib]] verkörpert sind, sondern auch dann, wenn sie in der [[Geistige Welt|geistigen Welt]] weilen. Nach dem [[Tod]] bleibt sein [[Ätherleib]] erhalten, von dem die [[Rosenkreuzer]]-Bewegung entscheidende Impulse empfangen kann.
 
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"Christian Rosenkreutz ist eine Individualität, welche wirkt sowohl wenn sie inkarniert ist, als auch wenn sie nicht im physischen Leibe verkörpert ist; sie wirkt nicht nur als physische Wesenheit und durch physische Kräfte, sondern vor allem geistig durch höhere Kräfte.
Wie wir wissen, lebt der Mensch nicht nur für sich, sondern im Zusammenhang mit der großen Menschheitsentwickelung. Wenn der gewöhnliche Mensch durch den Tod geht, löst sich sein Ätherleib im Weltenall auf. Aber von dem sich auflösenden Ätherleib bleibt immer ein Teil erhalten, und so sind wir durchweg umgeben von Resten der Ätherleiber Verstorbener, zu unserem Heil oder auch zu unserem Schaden. Sie wirken auf uns in gutem oder bösem Sinne, je nachdem wir selbst gut oder böse sind. Umfassende Wirkungen gehen von den Ätherleibern großer Individualitäten in diesem Sinne auf uns aus. So geht vom Ätherleibe des Christian Rosenkreutz eine große Kraft aus, die auf unsere Seele und auf unsern Geist einwirken kann. Es ist unsere Aufgabe, diese Kräfte kennen zu lernen. Und an diese Kräfte appellieren wir als Rosenkreuzer." {{Lit|GA 130, S 57}}
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== Wie Christian Rosenkreutz seine Schüler beruft ==
 
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"Diejenigen, die Christian Rosenkreutz zu seinen Schülern machen will, werden von ihm auf eine eigentümliche Weise dazu auserwählt. Es handelt sich dabei darum, daß der also Erwählte achtgeben muß auf ein bestimmtes Ereignis oder mehrere Ereignisse dieser Art in seinem Leben. Es geschieht diese Erwählung durch Christian Rosenkreutz so, daß irgendein Mensch in seinem Leben an einen entscheidenden Wendepunkt, an eine karmische Krise herankommt. Nehmen wir zum Beispiel an, ein Mensch sei im Begriff, eine Sache zu begehen, die ihn zum Tode führen würde. Solche Dinge können die verschiedensten sein. Der Mensch geht einen Weg, der für ihn sehr gefährlich werden kann, vielleicht bis in die Nähe eines Abgrundes, ohne es zu bemerken. Es geschieht dann, daß der Betreffende vielleicht wenige Schritte vor dem Abgrund eine Stimme hört: Halt ein! - so daß er halten muß, ohne zu wissen warum. Tausend ähnliche Fälle kann es geben. Zu bemerken ist allerdings, daß dies nur das äußere Zeichen ist, aber das wichtigste Zeichen der äußeren spirituellen Berufung. Zur inneren Berufung gehört, daß der Erwählte sich mit irgend etwas Spirituellem, Theosophie oder sonstiger geistiger Wissenschaft beschäftigt hat. Das Ihnen genannte äußere Ereignis ist eine Tatsache in der physischen Welt, rührt aber nicht von einer menschlichen Stimme her. Das Ereignis ist immer so gestaltet, daß der Betreffende ganz genau weiß, daß die Stimme aus der geistigen Welt kam. Es kann zuerst der Glaube herrschen, daß ein Mensch irgendwo versteckt sei, von dem die Stimme herrühre, aber wenn der Schüler reif ist, findet er heraus, daß nicht etwa eine physische Persönlichkeit in sein Leben eingegriffen hat. Kurz, die Sache ist so, daß durch dieses Ereignis der Schüler ganz genau weiß, daß es Mitteilungen gibt aus der geistigen Welt. Solche Ereignisse können einmal, aber auch öfters vorkommen im menschlichen Leben. Wir müssen nun die Wirkung davon auf das Gemüt des Schülers verstehen. Der Schüler sagt sich: Es ist mir durch Gnade ein weiteres Leben geschenkt worden; das erste war verwirkt. -Dieses neue, durch Gnade verliehene Leben gibt dem Schüler Licht in seinem ganzen folgenden Leben. Er hat dieses bestimmte Gefühl, das man in die Worte kleiden kann: Ohne dieses mein Rosenkreuzer-Erlebnis wäre ich gestorben. Das nun folgende Leben hätte nicht denselben Wert ohne dieses Ereignis." {{Lit|GA 130, S 69f}}
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== Christian Rosenkreutz und das künftige [[Oriphiel]]-Zeitalter ==
 
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"Im Zeitalter des Oriphiel wurde Christus geboren; wenn Oriphiel wieder an die Herrschaft kommt (in einigen Jahrhunderten), dann muss das geistige Licht, das von Christian Rosenkreutz gebracht wurde und nun verbreitet wird, auch eine Schar hellsichtiger Menschen erzeugt haben." {{Lit|GA 266/1, S 169}}
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== Anmerkungen ==
 
<references/>
 
==Literatur==
#Hinricus Madathanus Theosophus: ''Geheime Figuren der Rosenkreuzer'', 1785 [http://digicoll.library.wisc.edu/cgi-bin/HistSciTech/HistSciTech-idx?type=header&id=HistSciTech.GeheimeFiguren]
#Viktor Stracke: ''Das Geistgebäude der Rosenkreuzer'', Vlg. am Goetheanum, Dornach 1993
# [[Johann Valentin Andreae]]: ''Die Bruderschaft der Rosenkreuzer. Esoterische Texte'' (Diederichs Gelbe Reihe; 53). Diederichs, München 1995, ISBN 3-424-00793-5 (hrsg. von Gerhard Wehr)
#[[Johann Valentin Andreä]]: ''Die Chymische Hochzeit des Christian Rosencreutz'', gedeutet und kommentiert von Bastiaan Baan, Verlag Urachhaus, Stuttgart 2001
#Rudolf Steiner: ''Philosophie und Anthroposophie'', [[GA 35]] (1984)
#Rudolf Steiner: ''Wo und wie findet man den Geist?'', [[GA 57]] (1984)
#Rudolf Steiner: ''Natur- und Geistwesen – ihr Wirken in unserer sichtbaren Welt'', [[GA 98]] (1996)
#Rudolf Steiner: ''Erfahrungen des Übersinnlichen. Die drei Wege der Seele zu Christus'', [[GA 143]] (1994)
#Rudolf Steiner: ''Bausteine zu einer Erkenntnis des Mysteriums von Golgatha'', [[GA 175]] (1996)
#Rudolf Steiner: ''Mysteriengestaltungen'', [[GA 232]] (1998)
#Rudolf Steiner / Marie Steiner-von Sivers: ''Briefwechsel und Dokumente 1901–1925'', 2., völlig überarbeitete und erweiterte Auflage, [[GA 262]] (2002)
#Rudolf Steiner: ''Zur Geschichte und aus den Inhalten der ersten Abteilung der Esoterischen Schule 1904 bis 1914'', [[GA 264]] (1987)
#Rudolf Steiner: ''Zur Geschichte und aus den Inhalten der erkenntniskultischen Abteilung der Esoterischen Schule von 1904 bis 1914'', [[GA 265]] (1987)
#Rudolf Steiner: ''Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, Band I: 1904 – 1909'', [[GA 266/1]] (1995)
 
== Weblinks ==
# [http://connect.to/christian-rosenkreutz Christian Rosenkreutz] - eine umfangreiche Materialsammlung unter besonderer Berücksichtigung der Angaben Rudolf Steiners
# [http://digicoll.library.wisc.edu/cgi-bin/HistSciTech/HistSciTech-idx?type=header&id=HistSciTech.GeheimeFiguren Geheime Figuren der Rosenkreuzer, aus dem 16ten und 17ten Jahrhundert] (1785)
# [http://www.odysseetheater.com/jump.php?url=http://www.odysseetheater.com/ftp/bibliothek/Alchemie/Geheime_Figuren_der_Rosenkreuzer.pdf Geheime Figuren der Rosenkreuzer, aus dem 16ten und 17ten Jahrhundert] (1785) als PDF-Dokument (ca. 15 MB)
# [http://www.odysseetheater.com/jump.php?url=http://www.odysseetheater.com/ftp/bibliothek/Alchemie/Fama_Fraternitatis.pdf Fama Fraternitatis]
# [http://www.odysseetheater.com/jump.php?url=http://www.odysseetheater.com/ftp/bibliothek/Alchemie/Confessio_Fraternitatis.pdf Confessio Fraternitatis]
#[http://www.odysseetheater.com/jump.php?url=http://www.odysseetheater.com/ftp/bibliothek/Alchemie/Johann_Valentin_Andreae_Chymische_Hochzeit_Christiani_Rosencreutz_Anno_1459.pdf Johann Valentin Andreae: ''Chymische Hochzeit des Christiani Rosencreutz Anno 1459'']
#[http://www.odysseetheater.com/jump.php?url=http://www.odysseetheater.com/ftp/anthroposophie/Rudolf_Steiner/DIE_CHYMISCHE_HOCHZEIT_DES_CHRISTIAN_ROSENKREUTZ.pdf Rudolf Steiner: ''Die Chymische Hochzeit des Christian Rosenkreutz'']
#[http://www.hermetik.ch/ath-ha-nour/site/hermetikfamaanalyse.htm Eine Analyse der Fama Fraternitatis]
#[http://www.rosenkreuzer-orden.org/html/rosenkreuzer-archiv/die-symbolische-geschichte-der-rosenkreuzer.html Die symbolische Geschichte der Rosenkreuzer]
#[http://www.alchemylab.com/christian_rosenkreutz.htm Christian Rosenkreutz: Founder of the Rosicrucian Movement]
 
[[Kategorie:Eingeweihter]] [[Kategorie:Schulungsweg]] [[Kategorie:Rosenkreuzer]]

Version vom 2. Juni 2009, 02:04 Uhr

[142]

NEUNTER VORTRAG

München, 24. August 1910

Wir haben im Verlaufe der Vorträge uns ein Bild gemacht von dem Hereinfließen früherer Vorbereitungszustände aus der alten Saturn-, Sonnen- und Mondenzeit in unser Erdenwerden. Wir müssen uns natürlich immer vor Augen halten, daß das 'Wesentlichste, das uns interessieren kann an diesem ganzen Erdenwerden, die Entwickelung, die Heranbildung des Menschen selbst ist. Wir wissen ja, daß der Mensch in unserer ganzen planetarischen Evolution sozusagen der Erstling ist Wenn wir den Blick zurückwenden auf das alte Saturndasein, so fällt uns ja auf, daß wir während dieses Wärmewebens nur die erste Anlage zum physischen Menschen zu verzeichnen haben und daß von alledem, was uns sonst noch heute umgibt, was wir antreffen im tierischen, im pflanzlichen, im mineralischen Reich, noch nichts vorhanden war. Diese Reiche kamen zum Menschenreich erst hinzu. Und wir werden daher fragen müssen: Wie steht es denn nun eigentlich während des Erdenwerdens, im Sinne des Berichtes der Genesis, mit der Entwickelung des Menschen im genaueren?
Wir werden schon sehen im Verlaufe der Vorträge, daß sich alles das voll bewahrheitet, was wir heute aus den geisteswissenschaftlichen Forschungen selbst heraus gewinnen wollen. 'Wenn wir die Genesis so oberflächlich ansehen, so könnte es uns ja scheinen, als ob der Mensch erst gleichsam wie aus der Pistole geschossen am sogenannten sechsten Schöpfungstag aufträte. Nun wissen wir aber, daß ja der Mensch das Allerwichtigste ist, daß die anderen Reiche gleichsam Abfälle sind des Menschenwerdens. Und deshalb muß uns die Frage interessieren: Wie ist es mit dem Menschen in den Schöpfungstagen, die dem sechsten vorangegangen sind? Wo haben wir da den Menschen zu suchen? - Wenn das Erdenwerden eine Art Wiederholung des Saturn, der Sonne, des Mondes darstellt, so ist ja vorauszusetzen, daß sich das Menschenwerden vor allen Dingen

[143]

immer wiederholt, daß wir den Menschen nicht erst am sechsten Schöpfungstage zu suchen haben, sondern schon vorher. Wie erklärt sich dieser scheinbare Widerspruch, daß die Genesis nicht schon vorher von dem Menschen spricht?
Nun, da ist zunächst auf eines aufmerksam zu machen. Die Genesis spricht da, wo sie von dem Menschenwerden zu sprechen beginnt, von Adam, und in gewissem Sinne ist in der alten Priestersprache des Hebräischen der Ausdruck Adam zusammenfallend mit unserem Aus(ruck . Aber wir müssen diesen Ausdruck Adam genauer verstehen. Er rief in der Seele eines alt hebräischen Weisen eine Vorstellung hervor, die wir in der deutschen Sprache etwa wiedergeben könnten mit dem Worte «der Erdige». Also der Mensch als solcher ist das Erdenwesen kat` exochen, die Krönung gleichsam alles Erdenwesens, das, was zuletzt als Frucht des Erdenwerdens sich ergibt. Aber alles das, was in der Frucht zuletzt zusammenschießt, ist ja schon vorher in der ganzen Wesenheit der Pflanze, wenn wir im Bilde bleiben, dar- innen. Wir werden in den vorhergehenden Schöpfungstagen den Menschen nicht finden, wenn wir uns nicht klarmachen, daß in Wirklichkeit nicht das Physische des Menschen dem Geistig-Seelischen vorangeht, sondern daß es umgekehrt ist, daß das Geistig-Seelische dem Physischen vorangeht. Das, was wir heute als den physischen Erdenmenschen vor uns haben, was wir zunächst als Mensch ansprechen, das haben wir uns etwa so vorzustellen, wie wenn wir eine kleine Masse Wasser haben, die wir durch Abkülilung zu Eis erstarren lassen. So wie Wasser erstarrt zu Eis, so haben wir uns etwa am sechsten Schöpfungstage durch das Werk der Elohim den seelisch-geistigen Menschen als erstarrend, gleichsam sich verdichtend zum Erdenmenschen vorzustellen. Also das Vorrücken zum sechsten Schöpfungstage ist ein Verdichten des geistig-seelischen Menschen zum dichten Erdenmenschen. Wir werden ganz naturgemäß den Menschen an den vorhergehenden sogenannten Schöpfungstagen nicht im Bereich dessen zu suchen haben, was sich zunächst wie physische Abfälle oder wie Gesetze der physischen Abfälle des Menschenwerdens übersinnlich bildet, sondern

[144]

wir werden den Menschen vorher in einem geistig-seelischen Zustande zu suchen haben. 'Wenn wir also im Sinne der Genesis davon sprechen, daß am ersten Tage vorhanden war das innerlich Regsame und das äußerlich sich Offenbarende, so dürfen wir den Menschen für diesen ersten Schöpfungstag nicht in dem Erdigen suchen, sondern im Umkreis der Erde als geistig-seelisches Wesen. Wir müssen sagen: sein Erdendasein bereitet sich vor als geistig-seelisches Wesen.
Ich will Ihnen heute zunächst die geisteswissenschaftlichen Resultate mit der Genesis ein wenig verbinden. Was bereitet sich denn in der allerersten Anlage vom Menschen vor, wenn uns die Genesis berichtet, daß durch kosmisches Sinnen die beiden Komplexe des sich innerlich Regenden und des sich äußerlich Offenbarenden entstehen? Wenn der Geist der Elohim webt, brütet durch diese Komplexe, was bereitet sich da vom Menschen vor? Das, was wir nennen können die Empflndungsseele im Sinne unserer heutigen Auseinandersetzungen auf dem Gebiet der Geisteswissenschaft, das, was wir heute als ein Innerliches anzusehen haben, das bereitet sich vor im Sinne der Genesis am sogenannten ersten Schöpfungstage bis zu dem Moment, wo es heißt: «Es werde Licht, und es ward Licht.» In alledem steckt darinnen sozusagen im geistigen Umkreise als Geistig-Seelisches vom Menschen die Empflndungsseele. Wir werden also sagen, um uns das zu verdeutlichen: Wir suchen in der Umgebung der Erde zuerst die Empflndungsseele und setzen sie an den Platz, der gewöhnlich genannt wird der erste der Schöpfungstage. - Da also, wo im Umkreise der Erde die Elohim und ihre dienenden Wesenheiten ihre Arbeiten entfalten, da, wo ein geistigseelisches Wesen webt, da haben wir, so wie heute etwa die Wolken im Luftkreise, ein Geistig-Seelisches vom Menschen in dieser geistig-seelischen Atmosphäre zu sehen, und zwar zunächst die Empflndungsseele des Menschen. Dann schreitet die Entwickelung des Menschen vor und wir haben, wenn wir den Menschen weiter verfolgen, das zu suchen, was wir Verstandes- oder Gemütsseele nennen. Die Empflndungsseele schreitet zur Verstandes- oder Gemütsseele vor, und wir haben im Umkreis der Erde diese gleichsam

[145]

seelische Verdünnung der Empflndungsseele zur Verstanden oder Gemütsseele am zweiten der sogenannten Schöpfungstage. Da also, wo der KIangäther einschlägt in das Erdenwerden, wo sich die oberen Stoffmassen von den unteren trennen, da gehört der oberen Sphäre, in ihr webend, ein Mensch an, der erst in der Empflndungsseele und Verstandes- oder Gemütsseele der Anlage nach vorhanden ist Als dritten Moment haben wir uns dann das Vorschreiten des Menschen bis zur Bewußtseinsseele zu denken, so daß wir uns den ganzen Vorgang, der uns durch die Genesis dargestellt wird, so zu denken hätten, daß sich an diesem dritten Schöpfungstage unten auf der Erde durch die Einwirkung des Lebensäthers herausentwickelt das Grüne, das Pflanzenhafte, wie wir es geschildert haben, artgemäß. Die Erde treibt aus sich hervor, freilich nur so, daß es übersinnlich wahrnehmbar werden kann, die Grundlage des Pflanzenlebens, und oben webt im Äther das, was wir als die Bewußtseinsseele in Verbindung mit Empflndungsseele und Verstandesoder Gemütsseele zu bezeichnen haben.
So webt im Umkreise des Erdenwerdens der seelisch.geistige Mensch. Er ist wie in der Substanz der verschiedenen geistigen Wesenheiten darinnen. Er hat im Grunde genommen bis dahin kein selbständiges Dasein. Es ist so, wie wenn er als Organ innerhalb der Elohim, der Archai und so weiter sich bildete, in deren Leibern als Glied derselben vorhanden wäre. Daher ist es natürlich, daß uns erzählt wird von diesen Wesenheiten, denn nur sie sind eigentlich Individualitäten in dieser Zeit des Erdenwerdens; denn mit dem Schicksal dieses` Wesenheiten wird auch das Schicksal der menschlichen Anlage geschildert. Aber es muß, wie Sie sich leicht denken können, wenn der Mensch einstmals wirklich die Erde bevölkern soll, etwas eintreten, was wir als eine allmähliche Verdichtung des Menschen bezeichnen können. Dieses Seelisch-Geistige muß sich nach und nach mit dem Leiblichen gleichsam umkleiden. Wir haben also am Ende dessen, was uns in der Bibel etwa als der dritte Schöpfungstag entgegentritt, einen geistig-seelischen Menschen in der Anlage, so wie wir heute sprechen von der Bewußtseinsseele, Verstandes- oder Gemütsseele und Empflndungsseele.

[146]

Das alles muß sich einkleiden, gleichsam versehen mit dem äußeren KIeide. Es muß der Mensch innerhalb dieser geistig-seelischen Sphären zunächst das Kleid des astralischen Leibes erhalten.
Versuchen wir uns einmal vorzustellen, was wir eigentlich damit sagen: Der Mensch muß sich jetzt nach diesem dritten Schöpfungstag mit dem astralischen Leib umkleiden. - Wo haben wir denn beim Menschen im heutigen Leben gleichsam abgesondert vor uns seinen Astralleib, so daß wir seine Gesetze studieren können? Nun, wir haben diesen Astralleib, wenn auch in einer ganz anderen Form, als er in der Zeit war, von der uns die Genesis berichtet, abgesondert im Menschen, wenn der Mensch schläft. Da läßr er seinen Äther- und physischen Leib im Bette liegen, und der Mensch selber ist dann im Astralleib, der das Ich birgt, vorhanden.
Erinnern Sie sich nun an so mancherlei, was ich Ihnen in verflossenen Jahren gesagt habe über das eigenartige Leben dieses Astralleibes im schlafenden Zustande. Erinnern Sie sich auch an das, was Sie darüber in meiner «Geheimwissenschaft» finden können. Dann werden Sie sich sagen: Wenn dieser Astralleib aus dem physischen und Ätherleib heraus ist, dann beginnen sich Verbindungen zu bilden, gleichsam Strömungen von diesem Astralleib aus nach der kosmischen Umgebung. Wenn Sie des Morgens aus dem schlafenden Zustande wiederum zum wachenden zurückkehren, so haben Sie während des schlafenden Zustandes die stärkenden Kräfte gleichsam gesogen aus dem ganzen Kosmos. In einer gewissen Beziehung war Ihr Astralleib während der Nacht durch seine Strömungen eingegliedert dem ganzen umgebenden Kosmos. Er war in Verbindung mit all den planetarischen Wesenheiten, die zu unserer Erde gehören. Er sandte seine Strömungen nach Merkur, Mars, Jupiter und so weiter, und in diesen planetarischen Wesenheiten sind die stärkenden Kräfte, die in den Astralleib hineinsenden, was wir nötig haben, um bei unserer Rückkehr in den physischen und Ätherleib den Wachzustand fortführen zu können. Gleichsam ausgegossen und vergrößert zu einem Weltendasein ist unser Astralleib während der Nacht. Das hellseherische Bewußtsein sieht beim Einschlafen den Astralleib sich aus dem physischen Leib in gewisser

[147]

Beziehung herausbegeben. Das ist freilich ein ungenauer Ausdruck. Wie in einer Spirale schlängelt sich der Astralleib aus dem physischen Leib heraus, wie eine spiralige Wolke schwebt er. Aber da`s, was man da sieht, ist nur der Anfang der Strömungen, die sich aus diesem astralischen Leib herausgliedern. Sie gehen tatsächlich in den Weltenraum hinaus und holen sich Kräfte, durchsaugen sich mit den Kräften der Planeten. Und wenn jemand Ihnen sagen wollte, daß der Astralleib das ist, was man mit grober HeIlsichtigkeit als eine Wolke gleichsam in der Nähe des physischen Leibes schweben sieht, dann sagt er Ihnen gar nicht die Wahrheit, denn dieser Astralleib ist während der Nacht ausgegossen über unser ganzes Sonnensystem. Er ist während des schlafenden Zustandes sozusagen in Verbindung mit den planetarischenWesenheiten. Darum sprechen wir auch von einem «astralischen» Leib. Alle übrigen Erklärungen für den Ausdruck astralischer Leib, der im Mittelalter geprägt worden ist, sind nicht richtig. Wir sprechen von Astralleib aus dem Grunde, weil er im schlafenden Zustande des Menschen in
gewisser innerer Verbindung ist mit den Sternen, mit der astralischen Welt, weil er in ihr ruht, weil er ihre Kräfte in sich aufnimmt.
Wenn Sie diesen Tatbestand, der heute noch der hellsichtigen Forschung sich ergibt, ins Auge fassen, dann werden Sie sich sagen: Dann müßten aber auch die ersten Strömungen, die diesen Astralleib bildeten, aus der Astralwelt, aus der Sternenwelt dem Menschen zufließen. Also müßte diese Sternenwelt vorhanden sein im Erdenwerden. - Wenn wir also sagen: Am sogenannten vierten Schöpfungstag ,1mkIeidete sich das, was fräher geistig-seelisch da war, mit den Gesetzen und Kräften des Astralleibes - so müssen an diesem vierten Schöpfungstage die Sterne, die astra, im Umkreise der Erde ihre Tätigkeit entfalten.
Das erzählt uns auch die Genesis. Wenn uns am sogenannten vierten Schöpfungstage das geschildert wird, was wir nennen können

[148]

geistigen oder astralischen Umgebung der Erde, mit der Tätigkeit der Sternenwelt, die zunächst zu unserer Erde gehört Also auch darin liegt in dem Berichte der Genesis ein tiefer Sinn, der in vollständiger Kongruenz steht zu dem, was uns die hellseherische Forschung heute von dem gegenwärtigen Menschen zu sagen hat. Wir werden noch sehen, daß allerdings in jener Zeit, von der die Genesis spricht, dieser Astralleib nicht so war, wie heute unser Astralleib in der Nacht ist, aber seine Gesetze waren dieselben. Das, was in ihm als Tätigkeit sich entfaltete, war dasselbe.
Wir werden also zu erwarten haben, daß für die nächste Zeit, die die Genesis als den fünften Schöpfungstag verzeichnet, eine weitere Verdichtung des Menschen eintritt. Der Mensch bleibt noch immer ein übersinnliches ätherisches Wesen, aber es tritt eine weitere Verdichtung ein, eine Verdichtung innerhalb des Atherischen. Der Mensch berührt noch immer nicht die Erde, er gehört sozusagen noch immer dem mehr geistig-ätherischen Umkreise der Erde an. Und da berühren wir etwas, was zu verstehen außerordentlich wichtig ist für das ganze Werden des Menschen im Zusammenhang mit der Erde. Wenn wir auf das dem Menschen nächste Reich, auf das tierische Reich, unseren Blick lenken, dann können wir uns die Frage vorlegen, die wir ja auch öfter schon gestreift haben: Warum sind denn diese Tiere eigentlich Tiere geworden, und warum ist der Mensch Mensch geworden? - Daß der Mensch sich erst aus der Tierheit herausentw`ickelt hat, wie die grobe materialistische Vorstellung der Gegenwart phantasiert, das kann ja nicht einmal eine oberflächliche abstrakte Vernunft zugeben, wenn Sie wirklich sich selber versteht. Wenn wir aber den Vorgang zeitlich betrachten, wenn wir gleichsam den Blick hinlenken auf das Erdenwerden, so müssen wir dennoch sagen: Bevor sichtbarlich der Mensch als Erdenwesen auftrat, sind die Tiere aufgetreten. - Damit der Mensch hat Mensch werden können auf der Erde, dazu war notwendig, daß er zu seiner Verdichtung die geeigneten Erdenverhältnisse angetroffen hat Nehmen Sie an, der Mensch wäre in der Zeit, die uns als der fünfte Schöpfungstag bezeichnet wird, ein Erdenwesen geworden, wie er es heute ist, das heißt so dicht, daß er als ein Erdenwesen

[149]

bezeichnet werden kann, was wäre dann geschehen? Wenn damals der Mensch gleichsam schon herabgestiegen wäre in das dichte Erdendasein, dann hätte er nicht die Gestalt und Wesenheit werden können, die er geworden ist, denn die Erdenverhältnisse waren damals noch nicht reif, um dem Menschen diese Gestalt zu geben. Der Mensch mußte im Geistigen warten und mußte die Erdenentwickelung sich selbst überlassen, weil sie ihm noch nicht die Bedingungen geben konnte für das irdische Dasein. Er mußte reif erst werden innerhalb einer geistig-seelischen, einer mehr ätherischen Sphäre. Hätte er nicht gewartet mit seinem Herabstieg auf die Erde, so wäre er eben mit einer tierischen Gestalt umkleidet worden. Deshalb sind die Tiere Tiere geworden, weil das seelisch- geistige Wesen, das Gatttingsseelenmäßige dieser Tierformen herab- gestiegen ist, als die Erde noch nicht reif war, noch nicht die Bedingungen hergeben konnte, die für die irdische Menschengestalt notwendig waren. Der Mensch mußte oben im Geistigen warten. Das, was Tier geworden ist, ist in bezug auf das Menschwerden gleichsam zu früh herabgestiegen. Die Erde war in jener Zeit, die uns bezeichnet wird als der fünfte Schöpfungstag, mit Luft und Wasser erfüllt. Der Mensch durfte nicht hetabsteigen und sich eine erdenhafte Leiblichkeit darin bilden. Die Tierwesen, die Gattungsseelen der Tiere, die da herabgestiegen sind, die wurden Wesen der Luft, Wesen des Wassers. Während also gewisse Gattungsseelen sich umkIeideten mit einem Leibe, der den Bedingungen des Luftkreises, der Wassersubstanz entnommen war, mußte der Mensch warten im Geistigen, um später seine menschliche Gestalt annehmen zu können.
Die Genesis erzählt den ganzen Hergang ungeheuer geistvoll. Was würde denn geschehen sein, wenn der Mensch zum Beispiel schon am fünften Schöpfungstage in die dichte Materie heruntergestiegen wäre? Dann hätte seiner physischen Menschlichkeit noch nicht diejenige Kraft verliehen werden können, die ihm dadurch geworden ist, daß die Elohim gleichsam zu ihrer Einheit empor- gestiegen sind. Wir haben ja von diesem Einswerden der Elohim gesprochen und haben gesagt, daß die Genesis das in wunderbarer 

[150]

Weise darstellt, indem sie vorher von den Elohim spricht und dann von Jahve-Elohim. Wir haben die Wesenheit der Elohim dadurch charakterisiert, daß wir gesagt haben: Sie woben in dem Wärmehaften, das Wärmehafte war ihr Element, gleichsam die Leiblichkeit, durch die sie sich unmittelbar ankündigten. - Als die Elohim am Ende jener Entwickelungsreihe, die uns durch die Genesis dargestellt wird, sich so weiterentwickelten, daß wir von einem Einheitsbewußtsein, von einem Jahve-Elohim sprechen können, da geschah auch eine Veränderung mit der Wesenheit dieser Elohim.
Und diese Veränderung liegt in der Linie, in welcher auch die Veränderung der übrigen Wesenheiten der Hierarchien liegt. Erinnern Sie sich, daß wir von dem Leib, -sagen wir der Throne, gesprochen haben. Wir sagten, daß er sich am Beginne unserer planetarischen Entwickelung hingeopfert hat zum Wärmeelement des alten Saturn. Wir haben ferner gesagt, daß wir die Leiblichkeit der Throne während der alten Sonne in dem luftartigen Element zu suchen haben, während des alten Mondes in dem Wasser und während unserer Erdenzeit im erdigen oder festen Element. Das war gleichsam das Avancement der Throne, daß sie aufgestiegen sind, indem sie ihre Wesenheit isimer mehr und mehr vom wärmehaften Zustand zum erdigen verdichtet haben.
Fragen wir uns jetzt: Wenn die Elohim ein ähnliches Avancement durchmachen, wenn sie gleichsam als Lohn für ihr Schaffen um eine Stufe hinaufsteigen durften, was mußte in dieser Beziehung mit ihnen geschehen? - Dann mußten sie, das liegt ja in der ganzen Gesetzmäßigkeit, vorschreiten zur nächsten Verdichtung. Ganz in derselben Gesetzmäßigkeit, wie die Throne in uralten Zeiten beim Übergang vom alten Saturn zur alten Sonne vom wärmehaften zum luftartigen Element fortgeschritten sind, so dürfen wir erwarten, daß da, wo die Elohim das Eiriheitsbewußtsein erreichten, sie auch in bezug auf ihre äußere Manifestation, auf ihr äußeres Weben in einer Leiblichkeit vom Wärmeelement zum Luftelement vorschreiten. Das war aber noch nicht beim fünften Schöpfungstage der Fall, sondern erst am Ende jener Entwickelungslinie, die uns in der Genesis berichtet wird. Hätte der Mensch also schon am

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fünften Schöpfungstage in das feinere Element der Luft heruntersteigen dürfen, so wäre es ihm ergangen wie den Wesenheiten, die ihre Leiblichkeit in diesem Luftelement gesucht haben. Sie sind die in der Luft lebenden Tiere geworden, weil ihnen nicht die Kraft verliehen werden konnte, die notwendig ist, um den Sinn des Erdenwerdens herbeizuführen, die Kraft von Jahve-Elohim, nach dem Avancement der Elohim zu Jahve-Elohim. Der Mensch mußte also warten. Er durfte die Luft nicht aufnehmen. Als jene Gattungswesen herabstiegen, da mußte er warten, bis aus den Elohim Jahve-Elohim geworden war. Dann erst konnte ihm die Kraft gegeben werden, die JaIive-Elohimkraft. In dem Weben des Jahve-Elohim, in der Luft mußte er sich inkorporisieren, aber er durfte das elementarische Dasein der Luft erst in sich aufnehmen, als er es empfangen konnte von Jahve-Elohim. Wunderbar geistvoll erzählt uns das die Genesis, indem sie sagt: Es reifte der Mensch in einem mehr geistig-ätherischen Dasein heran und suchte die dichte Körperlichkeit erst dann, als die Elohim zu Jahve-Elohim emporgestiegen waren, als JahveElohim die irdische Wesenheit des Menschen bilden konnte, indem er dem Menschen die Luft einhauchte. - Es war der Ausfluß der zu Jahve-Elohim gewordenen Elohim selber, der mit der Luft in den Menschen einströmte.
Da haben wir wiederum eine solche Ausführung der Genesis, die so wunderbar sich zusanimenschließt mit dem, was uns die Geistesforschung der Gegenwart zeigt, und da haben Sie in der Genesis eine Evolutionslehre gegeben, gegen welche alle so stolzen Evolutionslehren der Gegenwart nichts sind als eine Phantasterei, als Dilettantismus. Denn die Genesis führt uns in das innere Werden hinein, zeigt uns, was da geschehen mußte im Übersinnlichen, bevor der Mensch zum sinnlichen Dasein fortschreiten durfte.
So also werden wir sagen dürfen: Der Mensch mußte noch im ätherischen Dasein verbleiben, während die anderen Wesenheiten schon sich physisch verdichteten im Luft- und Wasserkreis. Und weiter dürfen wir sagen: Es geschieht die Verdichtung des Menschen bis zum Ätherleib in derjenigen Zeitepoche, die wir in der Bibel den fünften Schöpfungstag nennen. - Da finden wir also den

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Menschen noch nicht unter den physischen Erdenwesen. Erst in der Zeit, die wir als den sechsten Schöpfungstag bezeichnen, haben wir den Menschen unter den eigentlichen Erdenwesen zu suchen. Da ist er sozusagen von dem Erdenwerden aufgenommen, und wir können sagen: Das, was wir heute als des Menschen physischen Leib bezeichnen, das entsteht zu jener Zeit, die in der Genesis als der sechste Schöpfungstag bezeichnet ist.
Jetzt aber müssen wir uns noch etwas klarmachen. Sie würden noch immer fehlgehen, wenn Sie nun glauben wurden, daß Sie mit gewöhnlichen Augen den Menschen hätten sehen können, der da am sechsten Schöpfungstage entstanden ist, oder gar mit den Händen angreifen, so daß Sie etwas gespürt hätten. 'Wenn ein Mensch mit den heutigen Sinnen damals überhaupt möglich gewesen wäre, so hätte er doch den eben entstandenen Erdenmenschen nicht wahrnehmen können. Der Mensch ist heute zu sehr geneigt, materialistisch zu denken. Daher denkt er sich gleich beim sechsten Schöpfungstag: Da war der Mensch ebenso vorhanden, wie er heute ist - Der Mensch war allerdings schon physisch vorhanden, aber physisch ist ja zum Beispiel auch das Weben der Wärme. Wenn Sie irgendwo in einen Raum hineinkommen und in diesem differenzierte Wärmeströmungen finden, die nicht so dicht sind wie Gas, so müssen Sie das auch schon physisches Dasein nennen, und es gab schon während der Saturnzeit physisches Dasein, wenn auch nur als Wärmesubstanz. Also den Menschen im dichten Fleisch zu suchen am sogenannten sechsten Schöpfungstage, das darf nimmermehr sein. Wir dürfen ihn als Erdenwesen suchen, im Physischen, wir müssen ihn jetzt sogar im Physischen suchen, aber nur in der feinsten physischen Manifestation, als Wärmemensch. Als jenes Ereignis eintrat, das mit dem schönen Worte bezeichnet wird «Die Elohim sprachen: Lasset uns den Menschen machen!», da wurde ein Wesen, das enipfänglich gewesen wäre, Wärmezustände wahrzunehmen, gewisse Differenzierungen in der Wärmesubstanz gefunden haben. Wenn es hingeschritten wäre über die Erde, die dazumal bedeckt war mit dem Gattungsmäßigen des Pflanzenhaften, des Tierhaften im Luft- und Wasserelement, dann hätte es sich

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sagen können: Merkwürdige Dinge sind da wahrzunehmen. An gewissen Stellen sind Wärmeeindrücke wahrzunehmen, noch nicht etwa gasförmige Eindrücke, nur reine Wärmeeindiücke. Man findet gewisse Wärmeddferenzierungen im Umkreise der Erde. Da huschen Wärmewesen hin und her. - Der Mensch war eben noch nicht ein- mal ein gasiges Wesen, nur ein Wärmewesen war er. Denken Sie sich alles Feste weg, das an Ihnen ist, denken Sie sich auch weg alles Flüssige und alles Gasförmige, und stellen Sie sich von diesem Menschen, der Sie heute sind, nur das vor, was in Ihrem Blut als Wärme pulsiert, Ihre Blutswärme denken Sie sich, abstrahieren Sie von allem übrigen, dann haben Sie das, was danials entstand, als die Elohim das schöpferische Wort sprachen: Und der nächste Verdichtungszustand kommt erst nach den Schöpfungstagen. Das Einströmen dessen, was Jahve-Elohim geben konnte, der Luft, das kommt erst, nachdem dieser sechste Schöpfungstag war.
Die Menschen werden nicht eher ihren eigenen Ursprung verstehen, als bis sie sich entschließen werden, ihre Herkunft so vor- zustellen, daß ursprünglich im Erdenwerden ein Geistig.Seelisches vorhanden war, dann ein Astralisches, dann ein Ätherisches, daß dann von den physischen Zuständen zuerst der Wärmezustand vorhanden war und dann erst der Luftzustand. Und selbst für den Moment, wo uns nach den sechs Schöpfungstagen erzählt wird , solange sich die Menschen nicht entschließen, sich selbst für diesen Moment physisch einen Wärme- und Luftmenschen vorzustellen, solange sie glauben, daß da schon etwas vom Fleisch- menschen vorhanden war, so lange werden die Menschen ihren eigenen Ursprung nicht verstehen. Aus dem Feineren entsteht das Gröbere, nicht aus dem Gröberen das Feinere. Es ist ja für ein heutiges Bewußtsein sehr fremd, so zu denken, aber es ist die Wahrheit.
Wenn wir das ins Auge fassen, dann wird es uns auch begreiflich erscheinen, warum in so vielen Schöpfungsberichten davon die Rede ist, daß das Werden des Menschen als ein Herabsteigen aus

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dem Umkreise der Erde aufzufassen ist. Und wenn uns die Bibel selber, nachdem sie uns von den Schöpfungsragen gesprochen hat, von dem sogenannten Paradiese spricht, so müssen wir auch da etwas Tieferes dahinter suchen, und wir werden nur das Richtige finden, wenn wir uns geisteswissenschaftlich darüber verständigen. Es ist für den, der die Dinge kennt, wirklich recht eigentümlich, wenn unter den Bibelexegeten herumgestritren wird, ob an diesem oder jenem Orte der Erde das Paradies gelegen hat, von dem die Menschen dann ausgewandert sind. Nur zu deutlich ist in manchem Schöpfungsbericht, auch in der Bibel selber, enthalten, daß das Paradies überhaupt nicht auf dem Erdboden als solchem vorhanden war, daß es vielmehr erhaben über dem Erdboden, sozusagen in Wolkenhöhen war, und daß der Mensch, als er im Paradiese lebte, noch ein wärmehaft-gasiges Wesen war. Zweibeinig ist der Mensch wahrhaft damals noch nicht auf dem Erdboden herumgeschritten, das ist materialistische Phantastik. Wir haben uns also vorzustellen, daß der Mensch auch noch nach Ablauf der Schöpfungstage, wie sie gewöhnlich genannt werden, ein Wesen ist, das nicht dem Erdboden, sondern dem Erdenumkreise angehört.
Wie ist nun der Mensch sozusagen aus dem Umkreise auf den Erdboden herabgelangt, wie ist die weitere Verdichtung geschehen von jenem Zustand, in den ihn jahve-Elohim versetzt hat? Da kommen wir nun zu dem, was Sie ziemlich genau dargestellt finden in meiner «Geheimwissenschaft», da kommen wir zu dem, was wir den luziferischen Ein1lüß nennen. Wenn wir genauer charakterisieren wollen, was mit diesem luziferischen Einfluß gemeint ist, so müssen wir uns vorstellen, daß sich Wesenheiten, eben jene Wesen, die man als die luziferischen bezeichnet, gleichsam in den menschlichen Astralleib hineingossen, so daß der Mensch, wie er gebildet worden ist durch alle die Kräfte, die wir bisher geschildert haben im Erdenwerden, nachher in sich aufgenommen hat den luziferischen Einfluß. Wir werden diesen Eirifluß verstehen, wenn wir sagen: Des Menschen Begierdeleben, des Menschen Wunsch- leben, alles, was überhaupt im Astralleib verankert ist, das wurde durchsetzt von dem luziferischen Element, wurde dadurch, wenn

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ich mich so ausdrücken darf, vehementer, leidenschaftlicher, dringlicher an Begierdenhaftigkeit gemacht, wurde in sich geschlossener gemacht. Kurz, das, was wir heute mit dein Ausdrucke Egoismus bezeichnen, dieses innerlich in sich Abgeschlossen.sein.Wollen, dieses Darauf-Schauen, daß man womöglich innerlich behaglich sich fühlt, das drang mit dem luziferischen Element in den Menschen etn. Alles Gute und Schlimme, was unter diesem von innerlichem Behagen LIiirchsetztsein verstanden werden kann, drang mit dem luziferischen EinIluß in den Menschen ein. Ein fremder Einfluß war es also zunächst Aus dem Astralleib, wie er vorher war in der Zeit, wo er geformt worden ist von den Strömungen, die da aus der Sternenwelt hereinströmten, aus der Form, die da der AstralIeib an- genommen hat, wurde jetzt ein anderer Astralleib, ein solcher, der von dem luziferischen Einfluß durchdrungen war. Die Folge davon war, daß der Luftwärmeleib des Menschen zusammengezogen wurde, weiter zusammengedichtet wurde. Da entstand erst das, was man den Fleischesmenschen nennt, da entstand erst die weitere Verdichtung des Menschen. So daß wir sagen können: Das Vor-Luziferische des Menschen ist in dem elementarischen Dasein von Wärme und Luft enthalten, und in das Flüssige und in das Feste des Menschen hat sich hineingeschlichen der luziferische Einfluß. - Da ist er hineingedrungen, da lebt er drinnen. In allem, was fest, was flüssig ist, lebt der Iuziferische Einfluß. Und es ist gar nicht eigentlich bildlich gesprochen, sondern bezeichnet ziemlich klar, ziemlich richtig den Tatbestand, wenn ich sage: Durch diese durch den luziferischen Eirfluß bewirkte Zusammenpressung des MenschenIeibes wurde der Mensch schwerer und sank herunter aus dem Umkreise auf den Erdboden. - Das war der Austritt aus dem Paradiese, wie er bildlich dargesteIlt wird. Der Mensch bekam erst sozusagen die Schwere, die Gravitationskraft, um aus dem Umkreise der Erde auf den Erdboden herabzusinken. Das ist das Herabsteigen des Menschen auf den physischen Erdboden, das ist das, was den Menschen heruntergebracht hat bis zur Erde, während er vorher in ihrem Umkreise gewohnt hat. Wir müssen also diesen luziferischen Einfluß unter die wahrhaftigen Bildekräfte des Menschen zählen.

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Deshalb tritt uns auch ein merkwürdiger Parallelismus entgegen zwischen den Schilderungen des rein geisteswissenschaftlich Forschenden und denen der Bibel. Sehen Sie doch einmal, wie in meiner «Geheimwissenschaft» alles ferngehalten ist, was leicht hätte entstehen können, wenn man irgend etwas von den Schilderungen der Genesis selber herangezogen hätte. Ich möhte sagen: Davor habe ich mich wohl gehütet bei der Darstellung meiner «Geheimwissenschaft». — Ich habe nur die geisteswissenschaftlichen Forschungen zu Rate gezogen. Da kommt dann an einer bestimmten Stelle, von ganz anderer Seite her geschildert, der luziferische Einfluß heraus. Wenn man ihn aber gefunden hat, dann trifft man damit in der geisteswissenschaftlichen Schilderung genau jene Zeitepoche, die uns in der Bibel geschildert wird als die sogenannte Verführung des Menschen durch die Schlange, durch Luzifer. Wir finden dann diesen Parallelismus nachträglich heraus. So wahr die Schwere und Elektrizität und der Magnetismus Kräfte sind, die heute in gröberem Stile teilnehmen an der Erdenbildung, so wahr ist das, was wir luziferischen Einfluß nennen, eine Kraft, ohne welche das Erdenwerden nicht hätte vor sich gehen können. Und wir müssen unter die die Erde konstituierenden Kräfte diesen luziferischen Einfluß hinzuzählen. Namentlich morgenländische Schöpfungsberichte verlegen daher das Paradies auch - nicht so fein, wie es in der Bibel geschieht — in den Umkreis der Erde, nicht auf den Erdboden selbst, und sie fassen die Vertreibung aus dem Paradiese als ein Herabsteigen aus dem Erdenumkreis auf die Erdenoberfläche auf. So also stellt sich uns auch auf diesem Gebiete, wenn wir nur die Worte zu verstehen wissen, die volle Kongruenz heraus zwischen der geisteswissenschaftlichen Forschung und der Bibel.
Aber betrachten wir jetzt noch ein anderes Moment. Wir haben ja hervorgehoben, daß der Geistesforscher es nicht so leicht hat wie jene Wissenschaft, die so ziemlich nach dem Grundsatz vorgeht, in der Nacht sind alle Kühe grau, und die die verschiedensten Vorgänge auf dieselbe Ursache zurückführt. Der seelische Forscher muß da, wo sich Wolken bilden, ganz etwas anderes sehen als da, wo sich auf dem Erdboden Wasser bildet. Wir haben gesprochen

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von den Cherubimen als den dirigierenden Mächten bei der Wolkenbildung, und wir haben gesprochen von den Seraphimen als den dirigierenden Mächten bei dem, was als das Blitzesfeuer aus der Wolke herausquillt Wenn Sie sich nun vorstellen, daß die Vertreibung aus dem Paradiese in Wahrheit zurückftihrt auf ein Herab steigen aus dem Umkreise, dann haben Sie fast bis zur Wörtlichkeit geschildert, wie der Mensch durch seine eigene Schwere herabfällt aus dem Umkreise der Erde und zurücklassen muß die Kräfte und Wesenheiten, die die Wolken und den Blitz bilden, die Chertibime mit dem blitzenden Schwert. Der Mensch fällt gleichsam herab aus dem Erdenukkkreise, aus jenem Gebiete, wo die Cherubime walten mit den feurigen Blitzesschwertern. Da haben Sie bis zur Wörtlichkeit das wiedergegeben durch die Geisteswissenschaft, was uns bei der Vertreibung aus dem Paradies dargestellt wird, wenn gesagt wird: Die Gottheit stellte hin vor das Paradies die Cherubime mit der Flamme des wirbelnden Schwertes. - 'Wenn Sie das ins Auge fassen, dann können Sie es fast, man möchte sagen, mit Händen greifen, wie jene alten Seher, welche uns die Genesis geschenkt haben, mit voller Seherkraft hineinschauten in die geheimnisvollen Vorgänge in diesem Weben und 'Wesen des Menschen in Ätherhöhen, bevor er herabgefallen war aus jenen Regionen, wo die Seraphime und Cherubime walten. Mit einer solchen Realistik schildert die Bibel, die nicht etwa bloße Vergleiche darstellen will oder bloß grobsinnliche Bilder, sondern die uns berichten will, was sich dem hellseherischeu Bewußtsein ergibt.
Die Menschen von heute kennen nur schlecht die Vorstellungen alter Zeiten. Heute kritisiert man so viel an der Bibel herum, als ob sie so naiv wäre, daß sie uns erzählte: Das, was einst das Paradies war, das war ein großer Garten, schön hübsch mit Bäumen beetzt, Löwen und Tiger gingen darin herum, mitten drinnen die Menschen. - Nun ja, dann ist es leicht, Kritik zu üben, und ein frivoler Kritiker brachte es dahin, darauf aufmerksam zu machen: Wenn das wirklkh so gewesen wäre, wie wäre es dem Menschen ergangen, wenn er in seiner Naivität einmal die Hand einem solchen Löwen hingereicht hätte? - Man kann leicht kritisieren, wenn

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man sich zuerst ein phantastisches Bild zurechtmacht, das in der Genesis gar nicht gemeint ist Solche Anschauungen, die entstanden nämlich erst in den letzten Jahrhunderten. Die Menschen wissen nicht viel von den Vorstellungen früherer Jahrhunderte. Die Scholastiker des zwölften Jahrhunderts wurden ein sonderbares Gesicht machen, wenn sie hetite wiederkämen und hören könnten, was sie selbst über die Bibel gesagt haben sollen. Keinem der Scholastiker ist es eingefallen, solche Vorstellungen über den Bibelbericht zu haben, wie man sie heute hat. Das könnten die Menschen heute wissen, wenn sie wirklich lernen wollten. Man brauchte nur die Schriften der Scholastiker wirklich zu studieren, dann würde man schon sehen, wie da deutlich ausgesprochen ist, daß es sich um etwas anderes handelt. Wenn auch das Bewußtsein davon, daß man es im Bibelbericht mit einer Wiedergabe hellseherischer Forschung zu tun hat, schon in gewisser Weise geschwunden war, so war doch noch etwas ganz anderes vorhanden als das, was vom sechzehnten, siebzehnten Jahrhundert an als eine grobsinnliche Exegese Platz gegriffen hat So etwas zu behaupten, wäre niemandem in den ersten Jahrhunderten des Mittelalters eingefallen. Heute ist es leicht, die Bibel zu kritisieren. Man darf nur nicht wissen, daß die Vorstellungen, die man heute bekämpft, erst vor ein paar Jahrhunderten entstanden sind. Und diejenigen, die heute am meisten gegen die Bibel streiten, die bekämpfen ein phantastisches Produkt von Menschenvorstellungen und nicht die Bibel. Es ist ein Kämpfen gegen etwas, was es gar nicht gibt, was erst zusammenphantasiert worden ist. Demgegenüber hat Geisteswissenschaft die Aufgabe, durch das Verkünden geisteswissenschaftlicher Resultate auf den wahren Sinn der Bibel wieder hinzudeuten und dadurch jene großen Eindrücke zu ermöglichen, die unsere Seele überkommen müssen, wenn wir verstehen lernen, was in so monumentaler Prägung aus alten Zeiten zu uns herübertönt.