Die zwei Jesusknaben und Reim: Unterschied zwischen den Seiten

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Der '''Reim''' ist im weiteren Sinne eine Verbindung von Wörtern mit ähnlichem Klang. Im engeren Sinne ist der Reim der Gleichklang eines betonten [[Vokal]]s und der ihm folgenden Laute. Dieser Laut kann je nach Dichtungstradition am Anfang des Wortes ([[Wikipedia:Anlaut|Anlaut]]), in der Mitte oder am Ende stehen. Beispiel: lauf – sauf; laufen – saufen; Laufender – Saufender. In der linguistisch orientierten [[Lyrik]]theorie werden Reime als [[Wikipedia:Phonologie|phonologische]] Überstrukturierung aufgefasst.


Durch seine geisteswissenschaftlichen Forschungen kam [[Rudolf Steiner]] zu der Ansicht, dass zur Zeit der Zeitenwende nicht einer, sondern '''zwei Jesusknaben''' geboren worden sind, der [[Nathanischer Jesus|nathanische]] und der [[Salomonischer Jesus|salomonische Jesus]], die beide dem Geschlecht [[David]]s entstammen:
Das mittelhochdeutsche Wort ''rîm'' ist entlehnt aus dem Französischen: Das Substantiv ''rime'' für Reim stellt eine Rückbildung des Verbs ''rimer'' für „in Reihen ordnen, reimen“ dar (fränkisch und althochdeutsch ''rīm'' „Reihe“). Die englische Schreibweise ''rhyme'' beruht darauf, dass zu Zeiten der Einführung des Modernen Englisch fälschlicherweise eine Verbindung zum griechischen ''rhythmos'' angenommen wurde.


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== Geschichte ==
<sup>12</sup> Und David erkannte, daß der HERR ihn zum König über Israel bestätigt und sein Königtum erhöht hatte um seines Volkes Israel willen. <sup>13</sup> Und David nahm noch mehr Frauen und Nebenfrauen in Jerusalem, nachdem er von Hebron gekommen war, und es wurden ihm noch mehr Söhne und Töchter geboren. <sup>14</sup> Dies sind die Namen der Söhne, die ihm zu Jerusalem geboren sind: Schammua, Schobab, [[Nathan]], [[Salomo]], <sup>15</sup> Jibhar, Elischua, Nefeg, Jafia, <sup>16</sup> Elischama, Eljada, Elifelet. ([http://www.bibel-online.net/buch/10.2-samuel/5.html#5,14 2 Samuel 5,14])
Der Begriff „Reim“ bezeichnete bis ins 17. Jahrhundert den ganzen gereimten [[Vers]]. [[Wikipedia:Martin Opitz|Martin Opitz]] (1597–1639), Dichter des Barock und Verfasser der ersten deutschsprachigen Poetik, begründete die heutige Definition: „Ein reim ist eine vber einstimmung des lautes der syllaben vnd wörter zue ende zweyer oder mehrer verse /welche wir nach der art die wir vns fürgeschrieben haben zusammen setzen.“<ref>Martin Opitz: ''[http://www.zeno.org/Literatur/M/Opitz,+Martin/Theoretische+Schrift/Buch+von+der+deutschen+Poeterei/Das+7.+Capitel Buch von der deutschen Poeterei.]'' 7. Kapitel.</ref> Die ursprüngliche Bedeutung hat sich aber noch in Ausdrücken wie ''Kinderreim'' und ''Kehrreim'' erhalten.
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== Die Vorfahren der beiden Jesusknaben ==
In [[Wikipedia:Kaiserreich China|China]] wurde der Reim bereits zwischen dem 10. und dem 7. Jahrhundert v. Chr. verwendet, was durch das [[Wikipedia:Buch der Lieder (China)|Buch der Lieder]], die älteste Sammlung von Gedichten und die größte aus vorchristlicher Zeit, bezeugt ist.


Steiners Angaben über die beiden Jesusknaben mag auf den ersten Blick verblüffend und befremdend erscheinen, doch zeigt sich einer näheren Betrachtung, dass in den [[Evangelien]] zwei sehr unterschiedliche Geburtserzählungen gegeben werden. Die Geburtserzählung im [[Matthäus-Evangelium]] weicht deutlich von der des [[Lukas-Evangelium]]s ab; außerdem sind auch die Geschlechtsregister, die in beiden Evangelien angeben sind - und die im jüdischen Kulturkreis für gewöhnlich sehr gewissenhaft gepflegt wurden - wesentlich voneinander abweichend.  
Die heidnische und christliche [[Dichtung]] der [[Wikipedia:Spätantike|Spätantike]] im germanischen Sprachraum ist geprägt durch den [[Wikipedia:Stabreim|Stabreim]]. Der Endreim wurde vermutlich über die christlich-lateinische Hymnendichtung eingeführt. Das [[Wikipedia:Altes Testament|alte Testament]] kennt den Reim aber ebenso wenig wie die [[Dichter]] der griechischen und römischen Antike, die den Gleichklang der Laute als unschön ablehnten.


=== [[Matthäus-Evangelium]] ===
Der [[Wikipedia:Koran|Koran]], der im 7. Jahrhundert entstand, ist in [[Wikipedia:Reimprosa|Reimprosa]] abgefasst. Diese literarische Form, die durch Endreime am Satzende oder an [[Wikipedia:Syntax|syntaktischen]] Einschnitten ohne Bindung an ein Versmaß getragen wird, war damals auf der arabischen Halbinsel sehr verbreitet.


<div style="margin-left:20px">
Die geistliche und weltliche lateinische Dichtung des europäischen Mittelalters ist entweder akzentuierend und reimend, oder sie erscheint reimlos und quantitierend, d.&nbsp;h., es werden die antiken [[Wikipedia:Verslehre|Metren]] verwendet, vor allem der [[Wikipedia:Hexameter|Hexameter]]. Eine Ausnahme bildet der [[Wikipedia:Leoninischer Vers|leoninische Vers]], der die Quantitäten mit dem Reim verband.
 
Als erste in Endreimen abgefasste deutsche (althochdeutsche) Schriftdichtung gilt das [[Wikipedia:Evangelienbuch|Evangelienbuch]] [[Wikipedia:Otfrid von Weißenburg|Otfrids von Weißenburg]] (um 870). Seit dem 12. Jahrhundert tritt der Reim den Siegeszug in der Dichtung aller europäischen Volkssprachen an, und er behält seine vorherrschende Stellung, bis diese sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stark abschwächt. Die moderne Lyrik verzichtet häufig auf die klassischen poetischen Mittel von Reim und [[Wikipedia:Versmaß|Versmaß]] und verwendet den ''[[Wikipedia:Freier Vers|freien Vers]],'' der im 19. Jahrhundert in Frankreich als ''[[Wikipedia:vers libre|vers libre]]'' entwickelt wurde. Durch den völligen Verzicht auf die Regeln der Metrik nähert sich der ''freie Vers'' der [[Wikipedia:Prosa|Prosa]] an.
 
Versuche deutscher Dichter im 18. Jahrhundert, den Reim durch den [[Wikipedia:Blankvers|Blankvers]] und antike Metren zu ersetzen ([[Wikipedia:Friedrich Gottlieb Klopstock|Klopstock]], [[Wikipedia:Voss|Voss]], [[Wikipedia:Johann Wolfgang von Goethe|Goethe]], [[Wikipedia:Friedrich Schiller|Schiller]], [[Wikipedia:Friedrich Hölderlin|Hölderlin]]), bleiben eine – wenn auch sehr bedeutsame – Episode.
 
Sehr lebendig ist der Reim auch noch im 21. Jahrhundert innerhalb der [[Wikipedia:Rap|Rap]]-Poetry und beim [[Wikipedia:Spoken Word|Spoken Word]], wo er auf vielfältigste Weise und bei weitem nicht nur auf den Endreim beschränkt als Stilmittel verwandt wird.
 
== Funktion ==
Eine Funktion des Reims im Gedicht ist es, zusätzlich zu der [[Wikipedia:Verslehre|metrischen]] Struktur der Silben, eine Struktur der Reime zu eröffnen, und damit diese beiden Perzeptionsebenen zu einer übergeordneten komplexeren Ebene in Beziehung zu setzen. Reim dient also nicht bloß der ‚Gliederung‘, sondern die Reimstruktur bildet eine eigene ästhetische Dimension der Lyrik.
 
Lyrik hat eine musikalische Dimension. Der Gleichlaut ist vergleichbar mit einem phonetischen Idiom, das die Rückkehr zu bzw. das Ausgehen von einem Referenzpunkt (s. [[Wikipedia:Kadenz (Verslehre)|Kadenz]]) ermöglicht. Er schmeichelt dem Ohr und wirkt nach dem ästhetischen Prinzip der Einheit in der Vielfalt vor allem dann überzeugend, wenn die Reimwörter in ihrer Bedeutung und ihren [[Wikipedia:Konnotation|Konnotation]]en weit auseinander liegen. Als Echo des Gedankens haben reimende Wörter oft für die Sinngebung der Dichtung ein besonderes Gewicht. Karl Kraus vertrat die Ansicht, dass ein Reim umso höher zu bewerten sei, je mehr Widerstand er zu überwinden hätte, sei es, dass ein einsilbiges Wort auf ein mehrsilbiges reimt oder die beiden Reimwörter aus verschiedenen sprachlichen Sphären stammen.<ref>''[http://www.lyrikmond.de/gedichte-schreiben/reimwiderstand.php Die Lehre vom Reimwiderstand nach Karl Kraus.]''</ref>
 
Gereimtes bleibt zudem besser im Gedächtnis haften, daher haben [[Wikipedia:Sprichwort|Sprichwörter]], [[Wikipedia:Wetterregeln|Wetterregeln]], [[Wikipedia:Merkspruch|Merkverse]], [[Wikipedia:Werbespruch|Werbesprüche]] und dergleichen oft die Form des Reims. So hat das Reimen von Botschaften auch einen pragmatischen Nutzen, z.&nbsp;B. bei den [[Wikipedia:Wandersänger|Wandersängern]] des Mittelalters und der Renaissance zur Übermittlung von Nachrichten.
 
Der Endreim markiert das Ende der Zeile und setzt die einzelnen Zeilen zueinander in Beziehung. Diese Funktion ist besonders wichtig in französischen Gedichten, in denen der Vers nur durch die Silbenzahl (z.&nbsp;B. im [[Wikipedia:Alexandriner|Alexandriner]] zwölf oder dreizehn [[Wikipedia:Silbe|Silben]]) bestimmt wird.
 
== Reimformen ==
Reime können nach ihrer Silbenzahl, der Stellung im Vers, ihrer phonologischen und morphologisch-lexikalischen Struktur und ihrem Reimschema beschrieben werden. Regelmäßige Reimschemata deuten in Zusammenhang mit bestimmten [[Wikipedia:Versdichtung|Versformen]] auf festgelegte lyrische [[Wikipedia:Strophenform|Strophenformen]] hin. Bertolt Brechts Gedicht ''Erinnerung an die Marie A.'' mag als Beispiel dienen:
<poem>{{Zitat|vor=|nach=|Und über uns im schönen Sommerhimmel
War eine Wolke, die ich lange <u>sah</u>
Sie war sehr weiß und ungeheuer oben
Und als ich aufsah, war sie nimmer <u>da</u>.|[[Wikipedia:Bertolt Brecht|Bertolt Brecht]] in [[Wikipedia:Erinnerung an die Matia A.|Erinnerung an die Marie A.]]}}</poem>
 
Das Reimpaar „sah/da“ beispielsweise ist einsilbig (Silbenzahl), endreimend (Stellung im Vers), rein (phonologisch) und reimt nur jede zweite Zeile (Reimschema). Morphologisch-lexikalisch weist es keine Besonderheiten auf. Formal steht Brechts Gedicht damit der [[Wikipedia:Volksliedstrophe|Volksliedstrophe]] nah.
 
=== Reime nach der Silbenzahl ===
{{Hauptartikel|Kadenz (Verslehre)|Katalexe}}
 
==== {{Anker|Männlicher Reim|Stumpfer Reim|Einsilbiger Reim}} Männlich oder stumpf, einsilbig ====
Die Zeile endet auf einer betonten Silbe.
<poem>{{Zitat|vor=|nach=|Es stand vor eines Hauses <u>Tor</u>
Ein Esel mit gespitztem <u>Ohr</u>.|[[Wikipedia:Wilhelm Busch|Wilhelm Busch]]}}</poem>
Der männliche Reim wird auch als ''Maskulinus'' bezeichnet.
 
==== {{Anker|Weiblicher Reim|Klingender Reim|Zweisilbiger Reim}} Weiblich oder klingend, zweisilbig ====
Beide Zeilen enden auf reimenden Silben, die erste ist betont, die zweite unbetont.
<poem>{{Zitat|vor=|nach=|Womit man denn bezwecken <u>wollte</u>,
dass sich der Esel ärgern <u>sollte</u>.|[[Wikipedia:Wilhelm Busch|Wilhelm Busch]]}}</poem>
Der weibliche Reim wird auch als ''Femininus'' bezeichnet.
 
==== {{Anker|Gleitender Reim|Reicher Reim|Dreisilbiger Reim}} Gleitend oder reich, dreisilbig ====
Beide Zeilen reimen auf drei Silben, deren erste betont ist.
<poem>{{Zitat|vor=|nach=|Wunderschön <u>Prächtige</u>,
Große und <u>Mächtige</u>|[[Wikipedia:Maria, Gnadenmutter zu Freyberg|Maria, Gnadenmutter zu Freyberg]] in [[Wikipedia:Des Knaben Wunderhorn|Des Knaben Wunderhorn]]}}</poem>
 
Zu Reimformen, die mehr als die letzte betonte Silbe einbeziehen, siehe [[Wikipedia:#Erweiterter Reim|erweiterter Reim]].
 
Das Merkmal der Silbenzahl beim Reim wird auch als [[Wikipedia:Reimgeschlecht|Reimgeschlecht]] bezeichnet. Wechseln männliche und weibliche Reime regelmäßig ab, so bezeichnet man das als [[Wikipedia:Reimalternanz|Reimalternanz]].
 
=== Reime nach der Stellung im Vers ===
 
==== {{Anker|Ausgangsreim}} Endreim ====
Beim Endreim oder auch '''Ausgangsreim''' stehen die Reimworte am Ende des Verses. Dies ist die im Deutschen und zahlreichen anderen Sprachen häufigste Reimform.
 
<poem>{{Zitat|vor=|nach=|Klingt im Wind ein Wiegen<u>lied</u>,
Sonne warm hernieder<u>sieht</u>,
Seine Ähren senkt das <u>Korn</u>,
Rote Beere schwillt am <u>Dorn</u>,
Schwer von Segen ist die <u>Flur</u> –
Junge Frau, was sinnst du <u>nur</u>?|[[Wikipedia:Theodor Storm|Theodor Storm]]: ''Juli''}}</poem>
 
==== Binnenreim ====
{{Hauptartikel|Binnenreim}}
Beim Binnenreim stehen die Reimworte ganz oder teilweise im Versinneren.
Nach der jeweiligen Stellung der Reimworte werden mehrere Formen unterschieden:
* [[Wikipedia:Innenreim|Innenreim]] oder Inreim: Reimworte am Versende und im Versinneren desselben Verses
* [[Wikipedia:Mittelreim|Mittelreim]]: Reimwörter im Inneren aufeinanderfolgender Verse. Eine spezielle Form des Mittelreims ist der [[Zäsurreim]], bei dem die Reimworte vor einer Zäsur stehen.
* [[Wikipedia:Mittenreim|Mittenreim]]: ein Wort am Versende reimt mit einem Wort im Inneren des folgenden oder vorangehenden Verses
* [[Wikipedia:Schalgreim|Schlagreim]]: Reimwörter folgen unmittelbar aufeinander. Spezielle Formen des Schlagreims sind:
** [[Wikipedia:Echogedicht|Echoreim]]: die Wiederholung der Reimsilben bildet ein Echo nach
** [[Wikipedia:Übergehender Reim|Übergehender]] oder überschlagender Reim: Reimworte sind durch ein Versende getrennt
 
==== Anfangsreim ====
Beim Anfangsreim oder auch '''Eingangsreim''' reimen die ersten Wörter zweier Verse.
<poem>{{Zitat|vor=|nach=|<u>Zeilen</u>, die sich hinten reimen,
nennt man darum ein Gedicht.
<u>Feilen</u> muss man da nicht lange.
Kennt man eine andre Form?|Michael Schönen}}</poem>
 
==== Pausenreim ====
Beim Pausenreim steht das Reimpaar am Anfang und am Ende der reimenden Verse. Der Vers mit dem Reimwort am Anfang erscheint deshalb reimlos und erweckt den Eindruck der Pause. Beispiele finden sich hauptsächlich in [[Minnesang|Minne-]] und [[Meistersang]].
<poem>{{Zitat|vor=|nach=|<u>wol</u> vierzec jar hab ich gesungen oder me
von minnen und als iemen <u>sol</u>.|[[Walther von der Vogelweide]]|ref=<ref>''Der Alterston.'' In: Walther von der Vogelweide: ''Die Lieder Walthers von der Vogelweide.'' Bd. 1: ''Die religiösen und die politischen Lieder.'' 3. Auflage. Hrsg. von Friedrich Maurer. Niemeyer, Tübingen 1967, S. 14.</ref>}}</poem>
 
=== Reime nach phonologischer Struktur ===
 
==== Reiner Reim ====
In einem reinen Reim stimmt die hörbare Lautfolge ab dem letzten betonten Vokal genau überein: ''H<u>erz</u>'' – ''Schm<u>erz</u>;'' ''R<u>ose</u>'' – ''D<u>ose</u>''
 
[[File:Schiller Musenalmanach 1800 254.jpg|thumb|''Das Lied von der Glocke'' (1800)]]
==== Unreiner Reim ====
{{Hauptartikel|Unreiner Reim}}
Beim '''unreinen Reim''' stimmt die hörbare Lautfolge der Reimsilben nur annähernd überein, Abweichungen treten in Klangfärbung und Betonung auf.
<poem>
<poem>
1 Stammbaum Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams:
:Wie ein Gebild aus Himmels <u>Höh’n</u>,
2 Abraham war der Vater von Isaak, Isaak von Jakob, Jakob von Juda und seinen Brüdern.
:mit züchtigen, verschämten Wangen
3 Juda war der Vater von Perez und Serach; ihre Mutter war Tamar. Perez war der Vater von Hezron, Hezron von Aram,
:sieht er die Jungfrau vor sich <u>stehn.</u>
4 Aram von Amminadab, Amminadab von Nachschon, Nachschon von Salmon.
::[[Friedrich Schiller]]: [[Das Lied von der Glocke]]</poem>
5 Salmon war der Vater von Boas; dessen Mutter war Rahab. Boas war der Vater von Obed; dessen Mutter war Rut. Obed war der Vater von Isai,
 
6 Isai der Vater des Königs David. David war der Vater von Salomo, dessen Mutter die Frau des Urija war.
Zu den Formen des unreinen Reims gehören insbesondere:
7 Salomo war der Vater von Rehabeam, Rehabeam von Abija, Abija von Asa,
* [[historischer Reim]]: war zur Zeit seiner Entstehung rein, ist es aber heute aufgrund anderer Sprechgewohnheiten nicht mehr (''prove'' – ''love;'' ''slay'' – ''shey'')
8 Asa von Joschafat, Joschafat von Joram, Joram von Usija.
* [[unebener Reim]]: zwar Gleichklang der reimenden Silben, jedoch unterschiedliche Betonung (''Zeit'' – ''Ewigkeit'')
9 Usija war der Vater von Jotam, Jotam von Ahas, Ahas von Hiskija,
* [[Assonanz (Verslehre)|Assonanz]]: nur die Vokale, aber nicht die Konsonanten stimmen überein (''wagen'' – ''laben'')
10 Hiskija von Manasse, Manasse von Amos, Amos von Joschija.
* [[Konsonanz (Verslehre)|Konsonanz]]: nur die Konsonanten, nicht aber die Vokale stimmen überein; die [[Vokalquantität]] bleibt erhalten (''wagen'' – ''Wogen'')
11 Joschija war der Vater von Jojachin und seinen Brüdern; das war zur Zeit des Babylonischen Exils.
* [[Endsilbenreim]]: reimt zwischen unbetonten oder nebentonigen Endsilben
12 Nach der Babylonischen Gefangenschaft war Jojachin der Vater von Schealtiël, Schealtiël von Serubbabel,
13 Serubbabel von Abihud, Abihud von Eljakim, Eljakim von Azor.
14 Azor war der Vater von Zadok, Zadok von Achim, Achim von Eliud,
15 Eliud von Eleasar, Eleasar von Mattan, Mattan von Jakob.
16 Jakob war der Vater von Josef, dem Mann Marias; von ihr wurde Jesus geboren, der der Christus (der Messias) genannt wird.
17 Im Ganzen sind es also von Abraham bis David vierzehn Generationen, von David bis zur Babylonischen Gefangenschaft vierzehn Generationen und von der Babylonischen Gefangenschaft bis zu Christus vierzehn Generationen. {{Bibel|Mat|1|1-17}}
</poem>
</div>


=== [[Lukas-Evangelium]] ===
==== Erweiterter Reim ====
{{Hauptartikel|Erweiterter Reim}}
Der „erweiterte Reim“ ist ein unscharfer Oberbegriff für Formen des Reims, bei denen die Übereinstimmung der Reimwörter über den, für den Endreim maßgeblichen Teil ab der letzten betonten Silbe, hinausgeht. Zu den erweiterten Reimformen zählen:


<div style="margin-left:20px">
* [[Doppelreim]]: Reim ab der vorletzten und der letzten betonten Silbe (''W<u>inde</u> w<u>ehen</u>'' – ''L<u>inde</u> g<u>ehen</u>'')
<poem>
* [[Mehrfachreim]]: Reim mit zwei oder mehr betonten Silben, also Verallgemeinerung des Doppelreims.
23 Jesus war etwa dreißig Jahre alt, als er zum ersten Mal öffentlich auftrat. Man hielt ihn für den Sohn Josefs. Die Vorfahren Josefs waren: Eli,
* [[vokalischer Halbreim]]: Reim mit dem letzten betonten und dem vorhergenden, unbetonten Vokal, also eine Abschwächung gegenüber dem Doppelreim. (''l<u>icht</u> w<u>ar</u>'' – ''s<u>icht</u>b<u>ar</u>'')
24 Mattat, Levi, Melchi, Jannai, Josef,
* [[rührender Reim]]: Reimt auch den [[Anlaut]] der Reimsilbe mit, das heißt auch die Konsonanten vor dem Vokal der betonten Reimsilbe klingen gleich. Spezialfälle des rührenden Reims:
25 Mattitja, Amos, Nahum, Hesli, Naggai,
** [[äquivoker Reim]]: reimt [[homophon]]e Wörter (''Wald'' – ''wallt,'' ''lehren'' – ''leeren'')
26 Mahat, Mattitja, Schimi, Josech, Joda,
** [[identischer Reim]]: Reim durch Wortwiederholung
27 Johanan, Resa, Serubbabel, Schealtiël, Neri,
* [[Schüttelreim]]: Doppelreim mit zwei Anfangslauten oder -lautgruppen, die den Platz tauschen
28 Melchi, Addi, Kosam, Elmadam, Er,
 
29 Joschua, Eliëser, Jorim, Mattat, Levi,
=== Reime nach morphologisch-lexikalischen Besonderheiten ===
30 Simeon, Juda, Josef, Jonam, Eljakim,
==== Gespaltener Reim ====
31 Melea, Menna, Mattata, Natan, David,
Der '''gespaltene Reim''' ist ein mehrsilbiger Reim, bei dem sich mindestens eines der Reimglieder auf zwei oder mehrere, meist kurze Worte erstreckt.
32 Isai, Obed, Boas, Salmon, Nachschon,
<poem>{{Zitat|vor=|nach=|Es gibt nichts <u>Gutes</u>
33 Amminadab, Admin, Arni, Hezron, Perez, Juda,
außer: Man <u>tut es</u>.|[[Erich Kästner]]}}</poem>
34 Jakob, Isaak, Abraham, Terach, Nahor,
 
35 Serug, Regu, Peleg, Eber, Schelach,
==== Gebrochener Reim ====
36 Kenan, Arpachschad, Sem, Noach, Lamech,
Der '''gebrochene Reim''' ist ein Reim, der durch ein [[morphologisches Enjambement]] (einen Zeilenwechsel mitten im Wort) möglich wird.
37 Metuschelach, Henoch, Jered, Mahalalel, Kenan,
<poem>{{Zitat|vor=|nach=|Ehe, ehe die so<u>mali</u>-
38 Enosch, Set, Adam; (der stammte von) Gott. {{Bibel|Luk|3|23-38}}  
braune Nacht die Sterne bleckt,
</poem>
schmelze, was mir als mo<u>rali</u>-
</div>
sches Gesetz im Halse steckt.|[[Peter Rühmkorf]] ''Das Zeitvertu-Lied''}}</poem>
 
==== Augenreim ====
Beim '''Augenreim''' gibt es eine Übereinstimmung nur vom Schriftbild her, die lautliche Entsprechung ist unvollständig oder fehlt.
<poem>{{Zitat|vor=|nach=|Greif im Aldi in der <u>Schlange</u>
Aus dem Wagen die <u>Orange</u>.
Aber ach, welche <u>Blamage</u>:
Jene sah schon bessre <u>Tage</u>.
Auch das falbe Cordon <u>Bleu</u>:
Nicht mehr nigelnagel<u>neu</u>.
Dieser Einkaufsvormit<u>tag</u>
Taugt noch als Gedichte-<u>Gag</u>.|[[Lino Wirag]]}}</poem>
 
==== Grammatischer Reim ====
{{Hauptartikel|Grammatischer Reim}}
Der '''grammatische Reim''' verbindet Wörter des gleichen Stammes, zum Beispiel ''Glaube'' – ''glauben,'' oder Flexionsformen desselben Wortes ohne Rücksicht auf Gleichklang.
<poem>{{Zitat|vor=|nach=|Es ist eine <u>Schande</u>,
sie so zu <u>schänden</u>.}}</poem>
 
==== Zwillingsreim ====
Eine Mischform aus gleichlautendem, mehrsilbigem und gespaltenem Reim ist der '''Zwillingsreim''' (nach [[Günter Nehm]]): Er reimt Wörter mit gleichem Buchstabenmaterial, die an jeweils anderer Stelle durchtrennt werden.
<poem>{{Zitat|vor=|nach=|Böse Diebe klauten Waren,
Böse die Beklauten waren.|Günter Nehm}}</poem>
 
==== Vexierreim ====
Der '''Vexierreim''' (von lat. ''vexare'' = plagen, vgl. [[Vexier]] und [[Vexierbild]]) steuert auf ein naheliegendes Reimwort (oft mit frivolem oder kompromittierendem Hintergrund) zu, bevor er ein anderes vergibt. In Liedform spricht man von einem [[Vexierlied]].
<poem>{{Zitat|vor=|nach=|Wir ziehen los mit ganz großen <u>Schritten</u>,
und Erwin faßt der Heidi von hinten an die <u>Schulter</u>.|aus dem [[Refrain]] des Stimmungsliedes ''[[Polonäse Blankenese]]'' (Interpret: [[Gottlieb Wendehals]])}}</poem>
 
Das erwartete Reimwort kann auch durch eine gesamte Phrase ersetzt werden:
<poem>{{Zitat|vor=|nach=|Denn jetzt kommt [[Tutti Frutti (Show)|Tutti Frutti]] auf [[RTL Television|RTL]],
da ham’ die Frauen fast nichts <u>drunter</u>.
Ich sitz’ in meinem Sessel, der Puls geht schnell,
und dann hole ich mir einen – <u>Beutel Kartoffelchips aus der Küche</u>.|Aus dem Lied ''So. 22:40 RTL [do it yourself]'' (Interpret: [[Norbert und die Feiglinge]])}}</poem>
 
=== Stabreim ===
{{Hauptartikel|Stabreim}}
Der Stabreim ist ein strenges Versilbungsprinzip der altgermanischen Sprachen, das sich der [[Alliteration]] bedient, das also gleiche Anlaute von betonten [[Stammsilbe]]n an bestimmten Positionen im Vers fordert. Vor allem im [[Altenglisch|Alt-]] und [[Mittelenglisch]]en, [[Altnordisch]]en, [[Altsächsisch]]en und [[Althochdeutsch]]en sind Dichtungen in Stabreimversen überliefert.
 
In den Literaturen der Neuzeit wird der Stabreim nur historisierend verwendet ([[Richard Wagner]]). Alliteration ist dagegen ein seit jeher und bis heute häufig gebrauchtes sprachliches Schmuckmittel, allerdings kann es nur im weitesten Sinne als Reim gelten, wenn es nicht mit metrischer Regelhaftigkeit eingesetzt wird.
 
=== Reimfolgen ===
Die '''Reimfolge,''' das heißt die Abfolge und Art der Korrespondenzen in einer Strophe oder einem Gedicht, wird in der Verslehre durch ein sogenanntes [[Reimschema]] in abstrahierender Form beschrieben. Dabei entspricht jedem Vers ein (Klein-) Buchstabe, für reimende Verse werden gleiche Buchstaben verwendet.
 
Nicht reimende Verse werden als [[Waise (Verslehre)|Waisen]] bezeichnet und im Reimschema mit {{Reim|x}} notiert.
 
==== Paarreim ====
Reim je zweier aufeinander folgender Verse. Zwei durch Paarreim verbundene Verse werden dementsprechend ''Reimpaar'' genannt.
 
Schema: {{Reim|aabb ccdd …}}
<poem>{{Zitat|vor=|nach=|{{Reim|a}}&nbsp;&nbsp; Ich geh’ im Urwald für mich hin…
{{Reim|a}}&nbsp;&nbsp; Wie schön, dass ich im Urwald bin:
{{Reim|b}}&nbsp;&nbsp; Man kann hier noch so lange wandern,
{{Reim|b}}&nbsp;&nbsp; Ein Urbaum steht neben dem andern.|[[Wikipedia:Heinz ERhardt|Heinz Erhardt]]}}</poem>
 
==== Kreuzreim, auch Wechselreim ====
{{Hauptartikel|Kreuzreim}}
Schema: {{Reim|abab cdcd …}}
<poem>{{Zitat|vor=|nach=|{{Reim|a}}&nbsp;&nbsp; Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
{{Reim|b}}&nbsp;&nbsp; so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
{{Reim|a}}&nbsp;&nbsp; Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
{{Reim|b}}&nbsp;&nbsp; und hinter tausend Stäben keine Welt.|[[Rainer Maria Rilke]]
}}</poem>
 
==== {{Anker|Umarmender Reim|Blockreim|Umschließender Reim|Eingebetteter Reim}} Umarmender Reim, Blockreim ====
Auch ''umfassender Reim, umschließender Reim'' oder ''eingebetteter Reim'' genannt.
 
Schema: abba cddc …
<poem>{{Zitat|vor=|nach=|a &nbsp;&nbsp; Ein reiner Reim ist sehr begehrt,
b &nbsp;&nbsp; doch den Gedanken rein zu haben,
b &nbsp;&nbsp; die edelste von allen Gaben,
a &nbsp;&nbsp; das ist mir alle Reime wert.|Goethe}}</poem>
 
Das heißt, ein Reimpaar fasst ein anderes ein, „umarmt“ es bildlich gesehen also.
 
==== Verschränkter Reim ====
Die Reimfolge ist beim verschränkten Reim: abc abc …. Man kann sich vorstellen, die Reimpaare seien wechselweise ineinander verschoben, also ‚verschränkt‘ worden.
 
<poem>{{Zitat|vor=|nach=|a &nbsp;&nbsp; Der Tag ist karg an liebesüßen Wonnen,
b &nbsp;&nbsp; Es schmerzt mich seines Lichtes eitles Prangen
c &nbsp;&nbsp; Und mich verzehren seiner Sonne Gluthen.
a &nbsp;&nbsp; Drum birg dich Aug’ dem Glanze ird’scher Sonnen!
b &nbsp;&nbsp; Hüll’ dich in Nacht, sie stillet dein Verlangen
c &nbsp;&nbsp; Und heilt den Schmerz, wie Lethes kühle Fluten|[[Wikipedia:Karoline von Günderrode|Karoline von Günderrode]]}}</poem>
 
==== Haufenreim ====
Beim Haufenreim wiederholt sich der Reim mehr als zweimal hintereinander.
 
{{Anker|Dreireim}}
Eine spezielle Form des Haufenreims ist der '''Dreireim''' mit drei aufeinanderfolgenden Reimen, der in der [[Stollenstrophe]] das Strophenende markiert (Schema: ababccc). Sonst ist der Dreireim selten.
 
{{Anker|Einreim|Reihenreim|Tiradenreim}}
Wird der Reim viermal oder öfter wiederholt und verknüpft alle Verse einer Strophe oder eines Gedichtabschnitts, so spricht man von '''Einreim,''' '''Reihenreim''' oder '''Tiradenreim.'''
<poem>{{Zitat|vor=|nach=|a &nbsp;&nbsp; Ich bin ein Bote und nichts mehr,
a &nbsp;&nbsp; Was man mir gibt, das bring’ ich her,
a &nbsp;&nbsp; Gelehrte und polit’sche Mär;
a &nbsp;&nbsp; Von Ali Bei und seinem Heer,
a &nbsp;&nbsp; Vom Tartar-Khan, der wie ein Bär
a &nbsp;&nbsp; Die Menschen frisst am schwarzen Meer
a &nbsp;&nbsp; (Der ist kein angenehmer Herr),
a &nbsp;&nbsp; Von Persien, wo mit seinem Speer
a &nbsp;&nbsp; Der Prinz Heraklius wütet sehr.
a &nbsp;&nbsp; Vom roten Gold, vom Sternenheer,
a &nbsp;&nbsp; Von Unschuld, Tugend, die noch mehr
a &nbsp;&nbsp; Als Gold und Sterne sind – … |[[Wikipedia:Mathias Claudius|Matthias Claudius]] aus der Ankündigung des Wandsbecker Boten}}</poem>
 
==== {{Anker|Schweifreim|Zwischenreim}} Schweifreim, auch Zwischenreim ====
Schema: aa b cc b …
<poem>{{Zitat|vor=|nach=|a &nbsp;&nbsp; Ja, ich weiß, woher ich stamme,
a &nbsp;&nbsp; Ungesättigt gleich der Flamme
b &nbsp;&nbsp; Glühe und verzehr’ ich mich.
c &nbsp;&nbsp; Licht wird alles, was ich fasse,
c &nbsp;&nbsp; Kohle alles, was ich lasse,
b &nbsp;&nbsp; Flamme bin ich sicherlich|[[Friedrich Nietzsche]] in [[Wikipedia:Ecce_homo_(Nietzsche)|Ecce homo]]}}</poem>
 
==== {{Anker|Kettenreim|Terzinenreim}} Kettenreim, auch Terzinenreim ====
{{Hauptartikel|Terzine}}
Die einzelnen Reimgruppen sind beim Kettenreim dadurch miteinander verknüpft, dass ein Wort der vorhergehenden Reimgruppe in der darauf folgenden Reimgruppe als Reimwort aufgenommen wird.
 
Schema: aba bcb cdc ded …
<poem>{{Zitat|vor=|nach=|a &nbsp;&nbsp; Auf halbem Weg des Menschenlebens fand
b &nbsp;&nbsp; ich mich in einen finstern Wald verschlagen,
a &nbsp;&nbsp; Weil ich vom rechten Weg mich abgewandt.
 
b &nbsp;&nbsp; Wie schwer ist’s doch, von diesem Wald zu sagen,
c &nbsp;&nbsp; Wie wild, rauh, dicht er war, voll Angst und Not;
b &nbsp;&nbsp; Schon der Gedank’ erneuert noch mein Zagen.
 
c &nbsp;&nbsp; Nur wenig bitterer ist selbst der Tod;
d &nbsp;&nbsp; etc.|[[Dante]] in der [[Göttliche Komödie|Göttlichen Komödie]]}}</poem>


Will man die Evangelien ernst nehmen und nicht nur für phantasievolle Dichtungen nehmen, so entsteht hier immerhin ein gewisser Erklärungsbedarf. Rudolf Steiners Darstellung mag im einzelnen sehr komplex und verwirrend erscheinen - aber das kann vielleicht insoferne wenig verwundern, als es hier um zentralste Ereignisse der Menschheitsentwicklung handelt, die nicht so leicht in ihrer ganzen Tiefe zu erfassen sind. Knapp zusammenfassend stellt Rudolf Steiner die Sache so dar:
==== Kehrreim ====
{{Hauptartikel|Refrain}}
Regelmäßige Wiederholung von Versen innerhalb von strophischen Gedichten und Liedern an entsprechender Position. Nach Position wird unterschieden:
* Endkehrreim
* Binnenkehrreim
* Anfangs- oder Gegenkehrreim


<div style="margin-left:20px;">
==== {{Anker|Körnerreim}} Körner ====
"Man betrachte zunächst Jesus von Nazareth. Dieser hatte ganz besondere Daseinsbedingungen. Im Beginne unserer Zeitrechnung sind zwei Jesus-Knaben geboren worden. Der eine stammte aus der nathanischen Linie des Hauses David, der andere aus der salomonischen Linie desselben Hauses. Diese beiden Knaben waren nicht ganz zu gleicher Zeit geboren, aber doch annähernd. In dem salomonischen Jesus-Knaben, den das Matthäus-Evangelium schildert, inkarnierte sich dieselbe Individualität, die früher als Zarathustra auf der Erde gelebt hat, so daß man in diesem Jesus-Kinde des Matthäus-Evangeliums vor sich hat den wiederverkörperten Zarathustra oder Zoroaster. So wächst heran, wie ihn Matthäus schildert, in diesem Jesus-Knaben bis zum zwölften Jahre die Individualität des Zarathustra. In diesem Jahre verläßt Zarathustra den Körper dieses Knaben und geht hinüber in den Körper des anderen Jesus-Knaben, den das Lukas-Evangelium schildert. Daher wird dieses Kind so plötzlich etwas ganz anderes. Die Eltern erstaunen, als sie es in Jerusalem im Tempel wiederfinden, nachdem in dasselbe der Geist des Zarathustra eingetreten war. Das wird dadurch angedeutet, daß der Knabe, nachdem er verlorengegangen war und in Jerusalem im Tempel wiedergefunden wurde, so gesprochen hat, daß ihn die Eltern nicht wiedererkannten, weil sie dieses Kind - den nathanischen Jesus-Knaben - eben nur so kannten, wie er früher war. Aber als es anfing zu den Schriftgelehrten im Tempel zu reden, da konnte es so sprechen, weil in dasselbe der Geist des Zarathustra eingetreten war. - Bis zum dreißigsten Jahre lebte der Geist des Zarathustra in dem Jesus-Jüngling, der aus der nathanischen Linie des Hauses David stammte. In diesem andern Körper reifte er heran zu einer noch höheren Vollendung. Noch ist zu bemerken, daß in diesem andern Körper, in dem jetzt der Geist des Zarathustra lebte, das Eigentümliche war, daß in dessen Astralleib der Buddha seine Impulse aus der geistigen Welt einstrahlen ließ.
'''Körner''' (auch: ''Körnerreime'') sind Verszeilen, deren Reim nicht in der eigenen Strophe, sondern erst in der (den) folgenden seine Entsprechung hat und die einzelnen Strophen und deren Aussagen miteinander durch Reimklang umschlingt. Körner spielen im [[Wikipedia:Meistersang|Meistersang]] eine Rolle.


Die morgenländische Tradition ist richtig, daß der Buddha als ein «[[Bodhisattva]]» geboren wurde, und erst während seiner Erdenzeit, im neunundzwanzigsten Jahre, zur Buddha-Würde aufgestiegen ist.
== Siehe auch ==


Asita, der große indische Weise, kam, als der Gotama Buddha ein kleines Kind war, in den Königspalast des Vaters des Buddha weinend. Dies aus dem Grunde, weil er als Seher hat wissen können, daß dieses Königskind der «Buddha» werden wird, und weil er sich als ein alter Mann fühlte, der es nicht mehr erleben wird, wie der Sohn des Suddhodana zum Buddha werden wird. Dieser Weise wurde in der Zeit des Jesus von Nazareth wiedergeboren. Es ist derselbe, der uns im Lukas-Evangelium als jener Tempelpriester vorgeführt wird, welcher in dem nathanischen Jesus-Knaben den Buddha sich offenbaren sieht. Und weil er dies sah, deshalb sagte er: «Laß, Herr, deinen Diener in Frieden fahren, denn ich habe meinen Meister gesehen!» Was er damals in Indien nicht sehen konnte, das sah er durch den Astralleib dieses Jesus-Knaben, der uns als der des Lukas-Evangeliums entgegentritt: den zum Buddha gewordenen Bodhisattva.
* {{WikipediaDE|Vers}}
* {{WikipediaDE|Reim}}
* {{WikipediaDE|Liste rhetorischer Stilmittel}}


Das alles war notwendig, damit der Leib zustande kommen konnte, welcher dann am Jordan die «Johannes-Taufe» empfing." {{lit|{{G|015|74ff}}}}
== Literatur ==
</div>


Jesus ist nicht mit [[Christus]] identisch. Der Geist des Christus zog erst mit der [[Jordan-Taufe]] in den Jesus ein, der aus dieser doppelten Abstammungslinie hervorgegangen ist.
* Bernhard Asmuth: ''Reim.'' In: Gert Ueding (Hrsg.): ''Historisches Wörterbuch der Rhetorik.'' Band&nbsp;7: ''Pos – Rhet.'' Niemeyer, Tübingen 2005, ISBN 3-484-68107-1, Sp.&nbsp;1115–1144.
* Ulrich Ernst, Peter-Erich Neuser (Hrsg.): ''Die Genese der europäischen Endreimdichtung.'' (= ''Wege der Forschung'' 444). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1977, ISBN 3-534-06717-7.
* Gerhard Grümmer: ''Spielformen der Poesie.'' 2. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1988, ISBN 3-323-00204-0.
* Rüdiger Zymner, Harald Fricke: ''Einübung in die Literaturwissenschaft. Parodieren geht über Studieren.'' (= ''UTB'' 1616 ''Literaturwissenschaft''). 5., überarbeitete und erweiterte Auflage. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2007, ISBN 978-3-8252-1616-0.
* [[Joachim Stiller]: [http://joachimstiller.de/download/aesthetik_material_poetik.pdf Materialien zur Poetik] PDF


==Literatur==
== Weblinks ==
#Rudolf Steiner: ''Die geistige Führung des Menschen und der Menschheit'', [[GA 15]] (1987), ISBN 3-7274-0150-8 {{Schriften|015}}
{{Commonscat|Rhymes}}
#Rudolf Steiner: ''Das Lukas-Evangelium'', [[GA 114]] (2001), ISBN 3-7274-1140-6 {{Vorträge|114}}
{{Wiktionary}}
#Rudolf Steiner: ''Das Matthäus-Evangelium'', [[GA 123]] (1988), ISBN 3-7274-1230-5 {{Vorträge|123}}


{{GA}}
== Einzelnachweise ==
<references />


==Weblinks==
[[Kategorie:Dichtung]]
#[http://www.anthroposophie.net/steiner/ga/bib_steiner_ga_015.htm GA 15: Die geistige Führung des Menschen und der Menschheit] - Der gesamte Text online.
[[Kategorie:Lyrik]]
#[[Bild:adobepdf_small.gif]] [http://geisteswissenschaft.home.att.net/PDF18.pdf GA 15: Die geistige Führung des Menschen und der Menschheit] - Der gesamte Text als PDF-Dokument.


[[Kategorie:Evangelien]] [[Kategorie:Jesus]] [[Kategorie:Christologie]]
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Version vom 19. August 2017, 22:14 Uhr

Der Reim ist im weiteren Sinne eine Verbindung von Wörtern mit ähnlichem Klang. Im engeren Sinne ist der Reim der Gleichklang eines betonten Vokals und der ihm folgenden Laute. Dieser Laut kann je nach Dichtungstradition am Anfang des Wortes (Anlaut), in der Mitte oder am Ende stehen. Beispiel: lauf – sauf; laufen – saufen; Laufender – Saufender. In der linguistisch orientierten Lyriktheorie werden Reime als phonologische Überstrukturierung aufgefasst.

Das mittelhochdeutsche Wort rîm ist entlehnt aus dem Französischen: Das Substantiv rime für Reim stellt eine Rückbildung des Verbs rimer für „in Reihen ordnen, reimen“ dar (fränkisch und althochdeutsch rīm „Reihe“). Die englische Schreibweise rhyme beruht darauf, dass zu Zeiten der Einführung des Modernen Englisch fälschlicherweise eine Verbindung zum griechischen rhythmos angenommen wurde.

Geschichte

Der Begriff „Reim“ bezeichnete bis ins 17. Jahrhundert den ganzen gereimten Vers. Martin Opitz (1597–1639), Dichter des Barock und Verfasser der ersten deutschsprachigen Poetik, begründete die heutige Definition: „Ein reim ist eine vber einstimmung des lautes der syllaben vnd wörter zue ende zweyer oder mehrer verse /welche wir nach der art die wir vns fürgeschrieben haben zusammen setzen.“[1] Die ursprüngliche Bedeutung hat sich aber noch in Ausdrücken wie Kinderreim und Kehrreim erhalten.

In China wurde der Reim bereits zwischen dem 10. und dem 7. Jahrhundert v. Chr. verwendet, was durch das Buch der Lieder, die älteste Sammlung von Gedichten und die größte aus vorchristlicher Zeit, bezeugt ist.

Die heidnische und christliche Dichtung der Spätantike im germanischen Sprachraum ist geprägt durch den Stabreim. Der Endreim wurde vermutlich über die christlich-lateinische Hymnendichtung eingeführt. Das alte Testament kennt den Reim aber ebenso wenig wie die Dichter der griechischen und römischen Antike, die den Gleichklang der Laute als unschön ablehnten.

Der Koran, der im 7. Jahrhundert entstand, ist in Reimprosa abgefasst. Diese literarische Form, die durch Endreime am Satzende oder an syntaktischen Einschnitten ohne Bindung an ein Versmaß getragen wird, war damals auf der arabischen Halbinsel sehr verbreitet.

Die geistliche und weltliche lateinische Dichtung des europäischen Mittelalters ist entweder akzentuierend und reimend, oder sie erscheint reimlos und quantitierend, d. h., es werden die antiken Metren verwendet, vor allem der Hexameter. Eine Ausnahme bildet der leoninische Vers, der die Quantitäten mit dem Reim verband.

Als erste in Endreimen abgefasste deutsche (althochdeutsche) Schriftdichtung gilt das Evangelienbuch Otfrids von Weißenburg (um 870). Seit dem 12. Jahrhundert tritt der Reim den Siegeszug in der Dichtung aller europäischen Volkssprachen an, und er behält seine vorherrschende Stellung, bis diese sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stark abschwächt. Die moderne Lyrik verzichtet häufig auf die klassischen poetischen Mittel von Reim und Versmaß und verwendet den freien Vers, der im 19. Jahrhundert in Frankreich als vers libre entwickelt wurde. Durch den völligen Verzicht auf die Regeln der Metrik nähert sich der freie Vers der Prosa an.

Versuche deutscher Dichter im 18. Jahrhundert, den Reim durch den Blankvers und antike Metren zu ersetzen (Klopstock, Voss, Goethe, Schiller, Hölderlin), bleiben eine – wenn auch sehr bedeutsame – Episode.

Sehr lebendig ist der Reim auch noch im 21. Jahrhundert innerhalb der Rap-Poetry und beim Spoken Word, wo er auf vielfältigste Weise und bei weitem nicht nur auf den Endreim beschränkt als Stilmittel verwandt wird.

Funktion

Eine Funktion des Reims im Gedicht ist es, zusätzlich zu der metrischen Struktur der Silben, eine Struktur der Reime zu eröffnen, und damit diese beiden Perzeptionsebenen zu einer übergeordneten komplexeren Ebene in Beziehung zu setzen. Reim dient also nicht bloß der ‚Gliederung‘, sondern die Reimstruktur bildet eine eigene ästhetische Dimension der Lyrik.

Lyrik hat eine musikalische Dimension. Der Gleichlaut ist vergleichbar mit einem phonetischen Idiom, das die Rückkehr zu bzw. das Ausgehen von einem Referenzpunkt (s. Kadenz) ermöglicht. Er schmeichelt dem Ohr und wirkt nach dem ästhetischen Prinzip der Einheit in der Vielfalt vor allem dann überzeugend, wenn die Reimwörter in ihrer Bedeutung und ihren Konnotationen weit auseinander liegen. Als Echo des Gedankens haben reimende Wörter oft für die Sinngebung der Dichtung ein besonderes Gewicht. Karl Kraus vertrat die Ansicht, dass ein Reim umso höher zu bewerten sei, je mehr Widerstand er zu überwinden hätte, sei es, dass ein einsilbiges Wort auf ein mehrsilbiges reimt oder die beiden Reimwörter aus verschiedenen sprachlichen Sphären stammen.[2]

Gereimtes bleibt zudem besser im Gedächtnis haften, daher haben Sprichwörter, Wetterregeln, Merkverse, Werbesprüche und dergleichen oft die Form des Reims. So hat das Reimen von Botschaften auch einen pragmatischen Nutzen, z. B. bei den Wandersängern des Mittelalters und der Renaissance zur Übermittlung von Nachrichten.

Der Endreim markiert das Ende der Zeile und setzt die einzelnen Zeilen zueinander in Beziehung. Diese Funktion ist besonders wichtig in französischen Gedichten, in denen der Vers nur durch die Silbenzahl (z. B. im Alexandriner zwölf oder dreizehn Silben) bestimmt wird.

Reimformen

Reime können nach ihrer Silbenzahl, der Stellung im Vers, ihrer phonologischen und morphologisch-lexikalischen Struktur und ihrem Reimschema beschrieben werden. Regelmäßige Reimschemata deuten in Zusammenhang mit bestimmten Versformen auf festgelegte lyrische Strophenformen hin. Bertolt Brechts Gedicht Erinnerung an die Marie A. mag als Beispiel dienen:

Und über uns im schönen Sommerhimmel
War eine Wolke, die ich lange sah
Sie war sehr weiß und ungeheuer oben
Und als ich aufsah, war sie nimmer da.

Das Reimpaar „sah/da“ beispielsweise ist einsilbig (Silbenzahl), endreimend (Stellung im Vers), rein (phonologisch) und reimt nur jede zweite Zeile (Reimschema). Morphologisch-lexikalisch weist es keine Besonderheiten auf. Formal steht Brechts Gedicht damit der Volksliedstrophe nah.

Reime nach der Silbenzahl

Männlich oder stumpf, einsilbig

Die Zeile endet auf einer betonten Silbe.

Es stand vor eines Hauses Tor
Ein Esel mit gespitztem Ohr.

Der männliche Reim wird auch als Maskulinus bezeichnet.

Weiblich oder klingend, zweisilbig

Beide Zeilen enden auf reimenden Silben, die erste ist betont, die zweite unbetont.

Womit man denn bezwecken wollte,
dass sich der Esel ärgern sollte.

Der weibliche Reim wird auch als Femininus bezeichnet.

Gleitend oder reich, dreisilbig

Beide Zeilen reimen auf drei Silben, deren erste betont ist.

Wunderschön Prächtige,
Große und Mächtige

Zu Reimformen, die mehr als die letzte betonte Silbe einbeziehen, siehe erweiterter Reim.

Das Merkmal der Silbenzahl beim Reim wird auch als Reimgeschlecht bezeichnet. Wechseln männliche und weibliche Reime regelmäßig ab, so bezeichnet man das als Reimalternanz.

Reime nach der Stellung im Vers

Endreim

Beim Endreim oder auch Ausgangsreim stehen die Reimworte am Ende des Verses. Dies ist die im Deutschen und zahlreichen anderen Sprachen häufigste Reimform.

Klingt im Wind ein Wiegenlied,
Sonne warm herniedersieht,
Seine Ähren senkt das Korn,
Rote Beere schwillt am Dorn,
Schwer von Segen ist die Flur
Junge Frau, was sinnst du nur?

Theodor Storm: Juli

Binnenreim

Hauptartikel: Binnenreim

Beim Binnenreim stehen die Reimworte ganz oder teilweise im Versinneren. Nach der jeweiligen Stellung der Reimworte werden mehrere Formen unterschieden:

  • Innenreim oder Inreim: Reimworte am Versende und im Versinneren desselben Verses
  • Mittelreim: Reimwörter im Inneren aufeinanderfolgender Verse. Eine spezielle Form des Mittelreims ist der Zäsurreim, bei dem die Reimworte vor einer Zäsur stehen.
  • Mittenreim: ein Wort am Versende reimt mit einem Wort im Inneren des folgenden oder vorangehenden Verses
  • Schlagreim: Reimwörter folgen unmittelbar aufeinander. Spezielle Formen des Schlagreims sind:
    • Echoreim: die Wiederholung der Reimsilben bildet ein Echo nach
    • Übergehender oder überschlagender Reim: Reimworte sind durch ein Versende getrennt

Anfangsreim

Beim Anfangsreim oder auch Eingangsreim reimen die ersten Wörter zweier Verse.

Zeilen, die sich hinten reimen,
nennt man darum ein Gedicht.
Feilen muss man da nicht lange.
Kennt man eine andre Form?

Michael Schönen

Pausenreim

Beim Pausenreim steht das Reimpaar am Anfang und am Ende der reimenden Verse. Der Vers mit dem Reimwort am Anfang erscheint deshalb reimlos und erweckt den Eindruck der Pause. Beispiele finden sich hauptsächlich in Minne- und Meistersang.

wol vierzec jar hab ich gesungen oder me
von minnen und als iemen sol.

Reime nach phonologischer Struktur

Reiner Reim

In einem reinen Reim stimmt die hörbare Lautfolge ab dem letzten betonten Vokal genau überein: HerzSchmerz; RoseDose

Das Lied von der Glocke (1800)

Unreiner Reim

Beim unreinen Reim stimmt die hörbare Lautfolge der Reimsilben nur annähernd überein, Abweichungen treten in Klangfärbung und Betonung auf.

Wie ein Gebild aus Himmels Höh’n,
mit züchtigen, verschämten Wangen
sieht er die Jungfrau vor sich stehn.
Friedrich Schiller: Das Lied von der Glocke

Zu den Formen des unreinen Reims gehören insbesondere:

  • historischer Reim: war zur Zeit seiner Entstehung rein, ist es aber heute aufgrund anderer Sprechgewohnheiten nicht mehr (provelove; slayshey)
  • unebener Reim: zwar Gleichklang der reimenden Silben, jedoch unterschiedliche Betonung (ZeitEwigkeit)
  • Assonanz: nur die Vokale, aber nicht die Konsonanten stimmen überein (wagenlaben)
  • Konsonanz: nur die Konsonanten, nicht aber die Vokale stimmen überein; die Vokalquantität bleibt erhalten (wagenWogen)
  • Endsilbenreim: reimt zwischen unbetonten oder nebentonigen Endsilben

Erweiterter Reim

Der „erweiterte Reim“ ist ein unscharfer Oberbegriff für Formen des Reims, bei denen die Übereinstimmung der Reimwörter über den, für den Endreim maßgeblichen Teil ab der letzten betonten Silbe, hinausgeht. Zu den erweiterten Reimformen zählen:

  • Doppelreim: Reim ab der vorletzten und der letzten betonten Silbe (Winde wehenLinde gehen)
  • Mehrfachreim: Reim mit zwei oder mehr betonten Silben, also Verallgemeinerung des Doppelreims.
  • vokalischer Halbreim: Reim mit dem letzten betonten und dem vorhergenden, unbetonten Vokal, also eine Abschwächung gegenüber dem Doppelreim. (licht warsichtbar)
  • rührender Reim: Reimt auch den Anlaut der Reimsilbe mit, das heißt auch die Konsonanten vor dem Vokal der betonten Reimsilbe klingen gleich. Spezialfälle des rührenden Reims:
  • Schüttelreim: Doppelreim mit zwei Anfangslauten oder -lautgruppen, die den Platz tauschen

Reime nach morphologisch-lexikalischen Besonderheiten

Gespaltener Reim

Der gespaltene Reim ist ein mehrsilbiger Reim, bei dem sich mindestens eines der Reimglieder auf zwei oder mehrere, meist kurze Worte erstreckt.

Es gibt nichts Gutes
außer: Man tut es.

Gebrochener Reim

Der gebrochene Reim ist ein Reim, der durch ein morphologisches Enjambement (einen Zeilenwechsel mitten im Wort) möglich wird.

Ehe, ehe die somali-
braune Nacht die Sterne bleckt,
schmelze, was mir als morali-
sches Gesetz im Halse steckt.

Peter Rühmkorf Das Zeitvertu-Lied

Augenreim

Beim Augenreim gibt es eine Übereinstimmung nur vom Schriftbild her, die lautliche Entsprechung ist unvollständig oder fehlt.

Greif im Aldi in der Schlange
Aus dem Wagen die Orange.
Aber ach, welche Blamage:
Jene sah schon bessre Tage.
Auch das falbe Cordon Bleu:
Nicht mehr nigelnagelneu.
Dieser Einkaufsvormittag
Taugt noch als Gedichte-Gag.

Grammatischer Reim

Der grammatische Reim verbindet Wörter des gleichen Stammes, zum Beispiel Glaubeglauben, oder Flexionsformen desselben Wortes ohne Rücksicht auf Gleichklang.

Es ist eine Schande,
sie so zu schänden.

Zwillingsreim

Eine Mischform aus gleichlautendem, mehrsilbigem und gespaltenem Reim ist der Zwillingsreim (nach Günter Nehm): Er reimt Wörter mit gleichem Buchstabenmaterial, die an jeweils anderer Stelle durchtrennt werden.

Böse Diebe klauten Waren,
Böse die Beklauten waren.

Günter Nehm

Vexierreim

Der Vexierreim (von lat. vexare = plagen, vgl. Vexier und Vexierbild) steuert auf ein naheliegendes Reimwort (oft mit frivolem oder kompromittierendem Hintergrund) zu, bevor er ein anderes vergibt. In Liedform spricht man von einem Vexierlied.

Wir ziehen los mit ganz großen Schritten,
und Erwin faßt der Heidi von hinten an die Schulter.

aus dem Refrain des Stimmungsliedes Polonäse Blankenese (Interpret: Gottlieb Wendehals)

Das erwartete Reimwort kann auch durch eine gesamte Phrase ersetzt werden:

Denn jetzt kommt Tutti Frutti auf RTL,
da ham’ die Frauen fast nichts drunter.
Ich sitz’ in meinem Sessel, der Puls geht schnell,
und dann hole ich mir einen – Beutel Kartoffelchips aus der Küche.

Aus dem Lied So. 22:40 RTL [do it yourself] (Interpret: Norbert und die Feiglinge)

Stabreim

Hauptartikel: Stabreim

Der Stabreim ist ein strenges Versilbungsprinzip der altgermanischen Sprachen, das sich der Alliteration bedient, das also gleiche Anlaute von betonten Stammsilben an bestimmten Positionen im Vers fordert. Vor allem im Alt- und Mittelenglischen, Altnordischen, Altsächsischen und Althochdeutschen sind Dichtungen in Stabreimversen überliefert.

In den Literaturen der Neuzeit wird der Stabreim nur historisierend verwendet (Richard Wagner). Alliteration ist dagegen ein seit jeher und bis heute häufig gebrauchtes sprachliches Schmuckmittel, allerdings kann es nur im weitesten Sinne als Reim gelten, wenn es nicht mit metrischer Regelhaftigkeit eingesetzt wird.

Reimfolgen

Die Reimfolge, das heißt die Abfolge und Art der Korrespondenzen in einer Strophe oder einem Gedicht, wird in der Verslehre durch ein sogenanntes Reimschema in abstrahierender Form beschrieben. Dabei entspricht jedem Vers ein (Klein-) Buchstabe, für reimende Verse werden gleiche Buchstaben verwendet.

Nicht reimende Verse werden als Waisen bezeichnet und im Reimschema mit [x] notiert.

Paarreim

Reim je zweier aufeinander folgender Verse. Zwei durch Paarreim verbundene Verse werden dementsprechend Reimpaar genannt.

Schema: [aabb ccdd …]

[a]   Ich geh’ im Urwald für mich hin…
[a]   Wie schön, dass ich im Urwald bin:
[b]   Man kann hier noch so lange wandern,
[b]   Ein Urbaum steht neben dem andern.

Kreuzreim, auch Wechselreim

Hauptartikel: Kreuzreim

Schema: [abab cdcd …]

[a]   Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
[b]   so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
[a]   Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
[b]   und hinter tausend Stäben keine Welt.

Umarmender Reim, Blockreim

Auch umfassender Reim, umschließender Reim oder eingebetteter Reim genannt.

Schema: abba cddc …

a    Ein reiner Reim ist sehr begehrt,
b    doch den Gedanken rein zu haben,
b    die edelste von allen Gaben,
a    das ist mir alle Reime wert.

Goethe

Das heißt, ein Reimpaar fasst ein anderes ein, „umarmt“ es bildlich gesehen also.

Verschränkter Reim

Die Reimfolge ist beim verschränkten Reim: abc abc …. Man kann sich vorstellen, die Reimpaare seien wechselweise ineinander verschoben, also ‚verschränkt‘ worden.

a    Der Tag ist karg an liebesüßen Wonnen,
b    Es schmerzt mich seines Lichtes eitles Prangen
c    Und mich verzehren seiner Sonne Gluthen.
a    Drum birg dich Aug’ dem Glanze ird’scher Sonnen!
b    Hüll’ dich in Nacht, sie stillet dein Verlangen
c    Und heilt den Schmerz, wie Lethes kühle Fluten

Haufenreim

Beim Haufenreim wiederholt sich der Reim mehr als zweimal hintereinander.

Eine spezielle Form des Haufenreims ist der Dreireim mit drei aufeinanderfolgenden Reimen, der in der Stollenstrophe das Strophenende markiert (Schema: ababccc). Sonst ist der Dreireim selten.

Wird der Reim viermal oder öfter wiederholt und verknüpft alle Verse einer Strophe oder eines Gedichtabschnitts, so spricht man von Einreim, Reihenreim oder Tiradenreim.

a    Ich bin ein Bote und nichts mehr,
a    Was man mir gibt, das bring’ ich her,
a    Gelehrte und polit’sche Mär;
a    Von Ali Bei und seinem Heer,
a    Vom Tartar-Khan, der wie ein Bär
a    Die Menschen frisst am schwarzen Meer
a    (Der ist kein angenehmer Herr),
a    Von Persien, wo mit seinem Speer
a    Der Prinz Heraklius wütet sehr.
a    Vom roten Gold, vom Sternenheer,
a    Von Unschuld, Tugend, die noch mehr
a    Als Gold und Sterne sind – …

Matthias Claudius aus der Ankündigung des Wandsbecker Boten

Schweifreim, auch Zwischenreim

Schema: aa b cc b …

a    Ja, ich weiß, woher ich stamme,
a    Ungesättigt gleich der Flamme
b    Glühe und verzehr’ ich mich.
c    Licht wird alles, was ich fasse,
c    Kohle alles, was ich lasse,
b    Flamme bin ich sicherlich

Kettenreim, auch Terzinenreim

Die einzelnen Reimgruppen sind beim Kettenreim dadurch miteinander verknüpft, dass ein Wort der vorhergehenden Reimgruppe in der darauf folgenden Reimgruppe als Reimwort aufgenommen wird.

Schema: aba bcb cdc ded …

a    Auf halbem Weg des Menschenlebens fand
b    ich mich in einen finstern Wald verschlagen,
a    Weil ich vom rechten Weg mich abgewandt.

b    Wie schwer ist’s doch, von diesem Wald zu sagen,
c    Wie wild, rauh, dicht er war, voll Angst und Not;
b    Schon der Gedank’ erneuert noch mein Zagen.

c    Nur wenig bitterer ist selbst der Tod;
d    etc.

Kehrreim

Regelmäßige Wiederholung von Versen innerhalb von strophischen Gedichten und Liedern an entsprechender Position. Nach Position wird unterschieden:

  • Endkehrreim
  • Binnenkehrreim
  • Anfangs- oder Gegenkehrreim

Körner

Körner (auch: Körnerreime) sind Verszeilen, deren Reim nicht in der eigenen Strophe, sondern erst in der (den) folgenden seine Entsprechung hat und die einzelnen Strophen und deren Aussagen miteinander durch Reimklang umschlingt. Körner spielen im Meistersang eine Rolle.

Siehe auch

Literatur

  • Bernhard Asmuth: Reim. In: Gert Ueding (Hrsg.): Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Band 7: Pos – Rhet. Niemeyer, Tübingen 2005, ISBN 3-484-68107-1, Sp. 1115–1144.
  • Ulrich Ernst, Peter-Erich Neuser (Hrsg.): Die Genese der europäischen Endreimdichtung. (= Wege der Forschung 444). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1977, ISBN 3-534-06717-7.
  • Gerhard Grümmer: Spielformen der Poesie. 2. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1988, ISBN 3-323-00204-0.
  • Rüdiger Zymner, Harald Fricke: Einübung in die Literaturwissenschaft. Parodieren geht über Studieren. (= UTB 1616 Literaturwissenschaft). 5., überarbeitete und erweiterte Auflage. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2007, ISBN 978-3-8252-1616-0.
  • [[Joachim Stiller]: Materialien zur Poetik PDF

Weblinks

Commons: Rhymes - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wiktionary: Reim – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Martin Opitz: Buch von der deutschen Poeterei. 7. Kapitel.
  2. Die Lehre vom Reimwiderstand nach Karl Kraus.
  3. Der Alterston. In: Walther von der Vogelweide: Die Lieder Walthers von der Vogelweide. Bd. 1: Die religiösen und die politischen Lieder. 3. Auflage. Hrsg. von Friedrich Maurer. Niemeyer, Tübingen 1967, S. 14.


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