Hand und Stein der Weisen: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Rechte Hand 2.JPG|mini|300px|Eine menschliche Hand]]
[[Bild:Lapis_philosophorum.jpg|thumb|300px|Wenn ein Monat vollendet ist, erscheint der allmächtige König, unser Stein, die vollkommene Arznei des dritten Grades, befähigt, durch ihre Projection alle Metalle zu verwandeln.]]
Die '''Hand''' (lat. ''manus'', abgeleitet von der indogermanischen Sprachwurzel *manu- ([[Mensch]], [[Mann]], [[Manu]] = "Stammvater der Menschheit"), wobei damit zugleich hingewiesen wird auf das erste geistige [[Wesensglieder|Wesensglied]] des Menschen, auf [[Manas]] oder [[Geistselbst]]) des Menschen ist weit mehr als ein bloß werkzeugartiges Greiforgan, wie es auch die [[Tiere]] haben. Sie konnten sich in ihrer gegenwärtigen Form nur dadurch entwickeln, dass sie durch die [[Aufrichtekraft]] des Menschen ganz der Schwere enthoben wurden. Anders als die [[Füße]], die dazu bestimmt sind die Last des aufgerichteten menschlichen [[Leib]]es zu tragen, sind die '''Hände''' ursprünglich nur dazu bestimmt, durch ihre lebendige [[Gestik]] Audrucksorgane für das innere [[seelisch]]e Erleben und den Charakter des Menschen zu sein. Was im Inneren des Menschen an geistig schöpferischen Impulsen lebt, das prägt er dann durch die Tätigkeit seiner Hände der äußeren [[materiell]]en Welt ein und schafft dadurch die Werke der bildenden [[Kunst]], ja die menschliche [[Kultur]] überhaupt. Und was der Mensch als Handelnder durch seine Hände heute tut, bestimmt sein [[Schicksal]], sein [[Karma]] morgen.
Den '''Stein der Weisen''' ([[Wikipedia:Latein|lat.]] ''Lapis philosophorum'', {{ArS| الإكسير }}, ''El Iksir'', von [[Wikipedia:Griechische Sprache|griech.]] ''xerion'' = Stein, wovon sich das [[Wikipedia:Deutsche Sprache|dt.]] Wort „[[Elixier]]“ ableitet), die ''große'' '''Tinktur''' ([[Wikipedia:Latein|lat.]] ''tingo'', färben), zuzubereiten, ist das [[Opus Magnum]], das Ziel und Meisterstück der [[Alchemie|alchemistischen]] Arbeit, durch die die rohe, zwar ursprünglich [[jungfräulich]]e, aber durch den [[Sündenfall]] verdorbene [[prima materia]] zur reinen, vollkommen durchgeistigten '''[[ultima materia]]''', eben dem Stein der Weisen, veredelt werden soll. Der Stein der Weisen wird oft auch bezeichnet als: ''Roter Löwe'' (''Roter Leu''), ''Roter Drache'', ''Großes Elixier'' oder ''Rotes Elixir'', ''Magisterium'', ''Rote [[Wikipedia:Tinktur|Tinktur]]'', ''[[Wikipedia:Panazee|Panazee]] des Lebens'', ''Astralstein'' oder ''Philosophischer Stein''. Der Schlüssel zur Bereitung des Steins der Weisen soll nach alchemistischer Tradition bereits in den 13 Absätzen der [[Tabula Smaragdina]] des [[Hermes Trismegistos]] gegeben sein.


Die [[Denken|Denkfähigkeit]] des Menschen schult sich ganz besonders durch die Tätigkeit der Hände. Das Greifen mit den Händen geht dem rein gedanklichen [[Begreifen]] voran. Die Hände sind darüberhinaus feine sensitive Empfindungsorgane. Häufiges Waschen förder diese subtile Empfindungsfähigkeit der Hände. Für den [[Hellsehen|hellsichtigen Blick]] erscheinen die Hände als ganz besonders wundervolle Gebilde. Sie senden [[ätherisch]]e Strahlungen aus durch die [[Finger]], den Handrücken und insbesondere auch durch die inneren Handflächen, die bei geistig entsprechend hochentwickelten Menschen durchaus eine belebende, heilende Wirkung haben können. Das ist die reale Grundlage des [[Segen|Segnens]] und [[Handauflegen]]s.
== Die geistigen Hintergründe der alchemistischen Arbeit ==


Die Hände des Menschen sind in aufsteigender Entwicklung begriffen. Sie sind dazu bestimmt, auf dem [[Neuer Jupiter|neuen Jupiter]] zu neuen Denkorganen zu werden. Sie werden dann so weit sein, dass sie, ähnlich wie heute das [[Gehirn]], die freie Tätigkeit der [[Äther]]- und [[Astral]]hände am [[Physischer Leib|physischen Leib]] zurückspiegeln und uns dadurch zu [[Bewusstsein]] bringen.  
Die Zubereitung des Steins der Weisen ist nicht, wie es oft missverständlich aufgefasst wird, primär auf bestimmte Hantierungen mit äußeren Substanzen ausgerichtet, sondern bedeutet vielmehr eine schrittweise zu entwickelnde geistige Arbeit, die einmal zur völligen Vergeistigung des [[Physischer Leib|physischen Leibes]] führen soll. Allerdings war die äußere alchemistische Arbeit dabei eine wichtige und notwendige Hilfe, um die inneren Wandlung herbeizuführen, und umgekehrt sollte die dadurch errungene geistige Kraft auf die äußeren Substanzen, mit denen man arbeitete, veredelnd zurückwirken. Wahre Alchemie berücksichtigt immer beide Aspekte: die praktische Experimentierkunst und den damit verbundenen geistigen [[Schulungsweg]].


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== Das Opus Magnum ==
"Unsere Hände sind ganz entschieden mit unserem Seelenwesen in irgendeinem Zusammenhang. Und wenn jemand ein lebendiges Gefühl hat für das, was in den Händen vorgeht, und er steht dem oder jenem Menschen gegenüber und spricht, so ist es nicht gleichgültig, wie er das, was er sagt, zum Ausdruck bringt in der Geste seiner Hände. Das hat etwas für sich. Nun will ich viele Zwischenglieder auslassen und es Ihrem eigenen Ermessen überlassen, dies zu ergänzen. Denken Sie sich einmal, es würde, nicht durch einen Vorgang von Seiten des Menschen aus, sondern durch einen Vorgang, der im Weltenwesen begründet ist, so sein, daß unsere Hände nicht so gebildet wären, daß wir sie völlig frei bewegen und sie ohne weiteres unserem Willen folgen lassen können, sondern sie wären so mit uns verbunden, daß wir sie ganz stillhalten müßten, sie wären angewachsen von Natur aus. Was wäre denn dann, wenn wir Hände hätten, aber sie nicht bewegen könnten? Selbst wenn wir Hände hätten, die wir nicht bewegen könnten, weil sie uns angewachsen wären, so würden wir doch den Willen entwickeln, sie zu bewegen. Wenn wir sie auch physisch nicht bewegen könnten, würden wir doch in jedem Augenblick, wo wir sie bewegen wollen, die Ätherhände heraufreißen und diese bewegen. Die physischen Hände würden still liegen, die Ätherhände würden sich bewegen. So machen wir es mit unserem Gehirn in Wirklichkeit. Gewisse Lappen unseres Gehirnes, die heute innerhalb unserer Schädeldecke eingeschlossen liegen, waren während der Mondenentwickelung noch frei beweglich. Heute sind sie festgebunden, können sich nicht physisch bewegen. Aber ätherisch bewegen sie sich, wenn wir denken. Das ätherische Gehirn bewegen wir, wenn wir denken. Wenn wir nicht diese feste Hirnschale bekommen hätten, die diese Gehirnlappen zusammenhält, dann würden wir mit unseren Gehirnlappen greifen und würden Gesten machen wie jetzt mit unseren Händen. Damit wir aber denken lernen konnten, dazu mußten erst unsere Gehirnlappen physisch festgehalten werden, und der ätherische Teil des Gehirns mußte die Möglichkeit bekommen, herausgerissen zu werden.
[[Bild:Gruener_Loewe.jpg|thumb|left|Durch die alchemistischen Prozeduren des [[Opus Magnum]] sollte der [[Grüner Löwe|grüne Löwe]], die ungeläuterte [[prima materia]], in den [[Roter Löwe|roten Löwen]], den [[Stein der Weisen]], verwandelt werden.]]
Die Bereitung des ''Steins der Weisen'' verläuft über vier grundlegende Stufen, die mit den [[Elemente|vier Elementen]] [[Erde]], [[Wasser]], [[Luft]] und [[Feuer]] korrespondieren, die durch die Aufnahme der [[Quintessenz|quinta essentia]], der [[Äther]]kräfte, schrittweise vergeistigt werden sollen.  
 
Der Ausgangsstoff für den ganzen Prozess ist die [[prima materia]], der noch ungeläuterte [[Stoff]], der oft auch als [[Jungfernerde]] oder [[Grüner Löwe|grüner Löwe]] oder [[Grüner Drache|grüner Drache]] bezeichnet wird. Um welchen konkreten Stoff es sich dabei handelt, wird meist nicht gesagt. Die '''''[[Schwärzung]]''''' ([[Wikipedia:Latein|lat.]] nigredo, [[Wikipedia:Griechische Sprache|griech.]] melanosis) dieses Urstoffes bildete den ersten Schritt des Großen Werkes. Als Symbol steht dafür der [[Rabe]]. Durch die fortgesetzte Läuterung des [[Stoff]]es wurde zunächst die '''''[[Weißung]]''''' ([[Wikipedia:Latein|lat.]] albedo, [[Wikipedia:Griechische Sprache|griech.]] leukosis), bei der sich symbolisch der Rabe zur weißen Taube verwandelt, und dann die '''''[[Gelbung]]''''' ([[Wikipedia:Latein|lat.]] citrinitas, [[Wikipedia:Griechische Sprache|griech.]] xanthosis) erreicht. Misslang die Gelbung, so stellte sich die vielfarbige [[cauda pavonis]], der sog. Pfauenschwanz, ein. Die letzte und höchste Stufe war die '''''[[Rötung]]''''' ([[Wikipedia:Latein|lat.]] rubedo, [[Wikipedia:Griechische Sprache|griech.]] iosis). Der Stoff rötet sich und ''wütet als roter Drache gegen sich selbst'', bis er sich ''in Blut verwandelt'', was anzeigt, dass der Verwandlungsprozess gelungen ist. Der so gewonnene ''Stein der Weisen'' ist nach der Beschreibung des [[Paracelsus]] leuchtend rubinfarbig, durchsichtig und sehr schwer. Darstellungen aus dem späteren Mittelalter lassen vielfach die Stufe der ''Gelbung'' aus, so dass man es dann nur mehr mit der Trias von ''nigredo'', ''albedo'' und ''rubedo'' zu tun hat.


Das, was wir sagen, ist kein Spiel der Phantasie. Es wird einmal eine Zeit kommen, wo unsere Hände festgewachsen sein werden, wo noch manches andere fest sein wird an unserem mittleren Körper, in der Nähe des Herzens, das jetzt frei an uns erscheint; das wird dann umschlossen sein von einer Hülle, so wie jetzt das Gehirn umschlossen ist von einer Hirnschale. Das wird in der Jupiterzeit sein. Das, wovon unsere Hände der sichtbare Ausdruck sind, ist etwas, was in Vorbereitung ist, einmal ein Denkorgan zu werden. Und wir haben davon vorläufig nur rudimentäre Organe, die gegenwärtig nicht ganz ausgewachsen sind, die klein bleiben. Wie wenn wir hier vorne an der Stirne nur Stücke hätten von der Hirnschale, so haben wir hinten unsere Schulterblätter liegen in der Fläche, die später einmal unser Zukunftsgehirn umschließen wird. Und Sie deuten die Schulterblätter im menschlichen Leibe richtig, wenn Sie sie ansehen als kleine Knochenstücke, die eigentlich zu einem Schädel gehören, der sich darüber schließt, nur ist das andere noch nicht ausgebildet.
In der Praxis verlief das alchemistische Magisterium zumeist über mehr als vier Stufen, da vorbereitende Arbeiten und auch gewisse Zwischenschritte notwendig waren. Die Zahl und Abfolge dieser Schritte variiert bei den verschiedenen Autoren. Alchemie ist eben keine abstrakte [[Wissenschaft]], sondern eine individuell zu handhabende [[Kunst]]. [[Wikipedia:Basilius Valentinus|Basilius Valentinus]] und [[Paracelsus]] sprechen, wie auch viele andere Autoren, von sieben Schritten, die mit den [[sieben Planeten]] zusammenhängen. Im [[Rosarium Philosophorum]] des [[Wikipedia:Arnaldus de Villanova|Arnaldus de Villanova]] wird die Zubereitung des Steins der Weisen in 10 Stufen beschrieben und [[Wikipedia:George Ripley|George Ripley]] (1659) nennt sogar 12 Stufen, die ihre deutliche Entsprechung in den zwölf Bildern des [[Tierkreis]]es haben. In allen Fällen war man sich bewusst, dass der [[Kosmos|kosmische]] Einfluss auf die Wandlung der irdischen Stoffe sehr bedeutsam ist. Das Opus Magnum kann nur gelingen, wenn es zur rechten Zeit, d.h. unter einer geeigneten kosmischen Konstellation, ausgeführt wird.


So haben Sie gleichsam einen zweiten Menschen in den ersten eingeschlossen. Und jetzt werde ich etwas scheinbar ganz Paradoxes sagen: Es gibt noch andere Organe im menschlichen Organismus, die auch solche Stücke sind von einer weiteren Hirnschale, die erst in noch späterer Zeit ausgebildet werden wird, Organe, die jetzt ganz winzig sind gegenüber dem übrigen Organismus, das sind die Kniescheiben. Die Kniescheiben haben es nur zu diesen kleinen Flächen gebracht. Sie sind bis jetzt nur Andeutungen von etwas, das in anderer Richtung später den Menschen zu einem Geistesorgan machen wird. Wir lernen den menschlichen Organismus deuten, wenn wir zum Beispiel - es ist nur ein herausgerissenes Beispiel - uns sagen lernen: Du hast eigentlich drei Schädeldecken; die eine ist leidlich ausgebildet, sie ist nach allen Seiten abgeschlossen; die zweite ist bis jetzt nur in zwei Stücken vorhanden, den Schulterblättern; die dritte Schädeldecke besteht gar nur in den Kniescheiben. - Die beiden letzteren, Schulterblätter und Kniescheiben, lassen sich denkend ergänzen, kugelig abrunden zu dem, was sie erst zum Teil sind. Dann bekommt man drei Gehirne. Wenig ausgebildet in unserem äußeren Menschen ist das, was einmal unser zweites Gehirn sein wird. Jetzt zeigt es sich äußerlich, nachher wird es innerliches Gehirn sein. Wenn Sie heute Gesten machen mit Ihren Händen, bereiten sie spätere Gedanken vor, Gedanken, die dann ganz so real auffassen werden die Vorgänge der elementarischen Welt, wie Sie jetzt mit den Gedanken Ihres Hauptes auffassen die Vorgänge der physischen Welt. So kurios und paradox es klingt: was außerhalb der Kniescheiben liegt, also die Unterschenkel, die Füße, sie sind ganz unvollkommene Organe, die zusammenhängen mit der Schwerkraft der Erde. Die Kniescheiben bereiten sich vor, im Zusammenhang mit dem, was sie heute geistig aus der Erde aufnehmen, einstmals, wenn sie nicht mehr als physische Organe vorhanden sind, geistige Organe zu werden und in die geistigen Welten hineinzuführen, wenn die Erde verwandelt sein wird in den späteren Venuszustand. Dazu muß die heutige physische Gestalt erst abfallen und etwas anderes an deren Stelle treten.
Typische Arbeitsschritte waren:


Sie sehen, es steckt viel darin in der okkultistischen Betrachtung der Welt. Denn das Wichtigste, was man sich aneignet, ist nicht, daß man weiß, das und das Buch gibt es, und das und das wird über die höheren Welten gesagt. - Das ist nicht das Wichtigste. Das muß man sich natürlich auch aneignen, weil man nur dadurch auf das Richtige kommt. Das Wichtigste aber ist eine gewisse Stimmungsart, eine gewisse Seelenverfassung, wodurch man lernt, sich in neuer Weise der Welt gegenüberzustellen und die Dinge in anderer Weise zu nehmen, als man sie vorher genommen hat. Das ist das Wichtige, daß man sich vorbereiten läßt durch das, was man da liest in innerlicher Beweglichkeit des Gedankenwebens, des Gedanken-in-sich-Erlebens, um dadurch alles, auch das, was physisch in der Welt gegeben ist, anders anzuschauen. Denn die Dinge sind in ihrer äußeren Form gar nicht so, wie sie wirklich sind, so paradox das klingt. Unser Schulterblatt ist nicht bloß Schulterblatt, wie Sie es äußerlich sehen; das ist eine Maja, das ist falsch. Das Schulterblatt ergänzt sich einem erst, wenn man darangeht, es wirklich zu erfassen als ein ausführlicheres Organ. Wenn man einen knieenden Menschen sieht, so kann man allmählich die Impression bekommen: Es ist ganz falsch, diese Kniescheiben wie sie da liegen, nur als kleine Teile zu betrachten; das ist ganz falsch. Der Mensch, der knieend betet, bereitet sich vor, in der Sphäre zu leben, die ihn einmal umschließen wird, wenn seine Kniescheiben sich dehnen werden, sich erweitern werden zu einer mächtigen Rundung wie eine Kugeloberfläche, wovon sie nur erst kleine Teile sind. Der betende Mensch zeigt einem schon in seiner Form das, was einst die Menschen werden sollen, wenn die Erde sich im Venus-Zustande befinden wird." {{Lit|{{G|156|80ff}}}}
[[Bild:Gruener_Drache.jpg|thumb|300px|Der [[Grüner Drache|grüne Drache]], d.h. die rohe ''[[prima materia]]'', wird durch ein antithetisches Paar überwältigt und fixiert.]]
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# '''[[calcinatio]]''': Durch längeres Erhitzen wird die Ausgangssubstanz oxidiert und pulversisiert.
# '''[[solutio]]''': Die [[Substanz]] wird aufgelöst oder, beispielsweise durch Schmelzen, verflüssigt ([[liquefactio]]), wobei ein sogenanntes ''[[Mercurialwasser]]'' entsteht.
# '''[[mortificatio]]''' und '''[[putrefactio]]''': Damit die Substanz später erneuert werden kann, muss sie zuvor getötet, d.h. vom Geist befreit, und zur Verwesung gebracht werden. Man lässt dazu für längere Zeit, meist 40 Tage, die Substanz im ''Bauch der Erde'' verwesen, wie einen Leichnam im Grab, der zur Mutter Erde zurückkehrt. Die rohe Stoff muss zuerst sterben und den in ihm waltenden Geist in seine eigentliche geistige Heimat, die überirdische Welt, entlassen, um später von dort in höherer Gestalt wieder auferstehen zu können. Die eintretende Schwärzung ([[nigredo]]), symbolisiert durch den schwarzen Raben, zeigt den [[Tod]] des Stoffes an, der damit in den Zustand der [[prima materia]] zurückgeführt wurde. Damit die Substanz wieder auferstehen und den in himmlischen Sphären geläuterten Geist empfangen kann, muss sie bis zum Weißen aufgehellt werden. Die [[Albedo]] tritt ein, symbolisch dadurch dargestellt, dass sich der schwarze Rabe nun in eine weiße Taube verwandelt. Manchmal wird die allmählich einsetzende  Aufhellung auch durch ein [[Rabenhaupt]] symbolisiert, das sich weiß färbt.
# '''[[reductio]]''': Nun muss der bei den vorangegangenen Prozessen verflüchtigte Geist dem aufbereiteten Stoff wieder zurückgegeben werden. Dazu wird die Substanz so lange mit „philosophischer Milch” [[lacta philosophica]] genährt, bis sie sich gelb färbt, also die ([[citrinitas]]) eintritt. Scheitert diese Prozedur, so zeigt sich die [[cauda pavonis]], der vielfarbige [[Pfauenschwanz]]. Die Erscheinung des Pfauenschweifes wird allerdings, sofern er sich nur vorübergehend zeigt, nicht von allen Autoren als negativ beschrieben, sondern wird vielfach auch als notwendiges Durchgangsstadium betrachtet, das anzeigt, dass das Große Werk auf dem rechten Weg ist.
# '''[[sublimatio]]''': Die Sustanz wird sublimiert und in einem zweiten Gefäß wieder als Feststoff niedergeschlagen und steigert sich dabei in einer sehr heftigen Reaktion zur Röte ([[rubedo]]). Sie streitet dabei als roter Drache gegen sich selbst und verwandelt sich in [[Blut]], woran die erfolgreiche Reduktion zu erkennen ist.
# '''[[coagulatio]]''' oder '''[[fixatio]]''': der von der Substanz aufgenommene Geist muss nun verdichtet und in der [[Materie]] fest verankert (fixiert) werden, womit sich das Grundprinzip der [[Alchemie]] zur Läuterung der Substanz, das «[[solve et coagula]]» (''löse'' und ''verdichte''), erfüllt. Gelegentlich schließt sich daran noch die '''[[fermentatio]]''', bei der durch Zugabe einer sehr geringen Menge [[Gold]]es der ganze Prozess beschleunigt wird.
#Der '''[[Lapis philosophorum]]''', die [[ultima materia]], die meist als schweres, dunkelrot glänzendes Pulver beschrieben und oft als [[Roter Löwe]] dargestellt wird, bildet den Endpunkt der Prozedur.
[[Bild:Sol_niger.jpg|thumb|Die [[Schwarze Sonne]] - bei den [[Alchemist]]en ein Symbol für die [[nigredo]], den Auflösungs- bzw. Absterbensprozess der [[Materie]].]]
Um mit Hilfe des so gewonnen philosophischen Steins unendle Metalle in Gold zu verwandeln, sind noch weitere Schritte nötig:


Dass die Äther-Hände höhere Erkenntnisorgane darstellen, ist der wahre Hintergrund für [[Zeichen]] und [[Griff]] in der [[Freimaurer|freimaurerischen]] Tradition:
* '''[[multiplicatio]]''': Die gewonnene Substanz des ''Steins der Weisen'' wird vervielfacht. [[Wikipedia:Raimundus Lullus|Raimundus Lullus]] gibt beispielsweise an, dass man aus einer [[Wikipedia:Unze|Unze]] des ''lapis'' aus Quecksilber 1000 Unzen "verdünnter Lapis-Substanz" erzeugen könnte; dieser Vorgang ließe sich dreimal wiederholen und jede Unze des so vervielfältigten ''lapis'' würde ausreichen, um 1000 Unzen Quecksilber in lauteres Gold zu verwandeln. {{Lit|Biedermann, S 360}}
* '''[[projectio]]''' oder '''[[Tingierung]]''': der pulverisierte ''Lapis'' wird in das verflüssigte unedle Metall eingestreut und dieses zu [[Gold]] [[Transmutation|transmutiert]].


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Nach einer anderen Darstellung sind ebenfalls sieben Stufen in folgender Reihung zu durchlaufen:
"Zeichen, Griff und Wort sind nicht nur bloße Erkennungszeichen, sondern sie haben einen tief okkulten Wert.


Das Zeichen, bei dem man den rechten Winkel bildet zwischen dem Daumen und der flachen Hand, hat zu tun mit der Hand als Erkenntnisorgan. Es wurde schon in dem letzten Zyklus darüber gesprochen, daß Hände und Füße Erkenntnisorgane sind und zwar bessere als das Gehirn.
#[[Calcinatio]] (Verkalkung),
#[[Sublimatio]] (Erhöhung),
#[[Solutio]] (Auflösung),
#[[Putrefactio]] (Fäulung),
#[[Destillatio]], (Zertriefung),
#[[Coagulatio]] (Gerinnung) und
#[[Tinctura]] (Anstrich) {{Lit|Biedermann, S 407}}


Das physische Gehirn ist gleichsam herauskristallisiert aus dem Ätherleib wie Eis aus Wasser. Man kann einen innigen Zusammenhang verspüren zwischen diesen beiden «Gehirnen» und wie das physische Gehirn eigentlich eine Art von Spiegelapparat ist für dasjenige, was im ätherischen Gehirn vor sich geht. Das erlebt man besonders dann, wenn man sich sehr anstrengt mit Dingen, die sich auf den physischen Plan beziehen, oder wenn man Erinnerungsvorstelungen in sich hervorrufen will: es ist dann immer - ob man davon weiß oder nicht - der Ätherleib in Mitleidenschaft gezogen, aber besonders auch das physische Gehirn, das wie ein Klotz im Äthergehirn liegt und verhindert, daß es der Beweglichkeit des Äthergehirns folgen kann. Man fühlt dann sehr deutlich, daß es nicht das Äthergehirn ist, das ermüdet; das könnte bis m alle Ewigkeit Gedanken und Erinnerungen hervorrufen, aber das physische Gehirn kommt nicht mit, wirkt wie ein Fremdkörper im Ätherleib. Dadurch spürt man die Ermüdung des physischen Gehirns um so mehr. - Und wenn man auch immer weiter denken könnte mit dem Äthergehirn, so würde man doch sich krank machen; der normale Zusammenhang würde durchbrochen werden, der physische Teil würde wie tot werden. Es ist unmöglich, den Parallelismus zwischen physischem und Äthergehirn in größerem Maße zu durchbrechen.
=== Das Opus minus ===


In unserem Gehirn haben wir also einen sehr getreuen Ausdruck des Äthergehirns in seinen Funktionen und Prozessen. Bei den Händen des menschlichen Ätherleibes ist der Zusammenhang mit den physischen Organen ein anderer. Ebenso wie beim Gehirn entsprechen auch den Händen gewisse Ätherprozesse des Ätherleibes, aber zwischen den physischen Händen und ihrer Aufgabe, und demjenigen, was ihnen im Ätherleibe entspricht, ist ein weit größerer Unterschied, als zwischen dem physischen Kopf und dem entsprechenden Ätherteil desselben. Was die Hände tun, ist viel mehr eine rein sinnliche Verrichtung, und was die Ätherorgane der Hände tun können, findet nur sehr wenig seine Offenbarung und seinen Ausdruck in demjenigen, was die physischen Hände tun. Diese Ätherhände sind in dem elementarischen oder Ätherleib wirkliche Geistorgane. Eine viel höhere, intuitivere spirituelle Handlung wird verrichtet gerade durch diejenigen [Äther]-Organe, die den Händen zugrunde liegen und in den Händen des physischen Leibes nur einen mangelhaften Ausdruck finden. Diese Ätherorgane führen schon in die übersinnliche Welt und können in dieser Beobachtungen anstellen. Etwas paradox könnte man sagen: das menschliche Gehirn ist das allerungeeignetste Wahrnehmungsorgan für die Welt; die Hände - ätherisch genommen - sind viel bedeutsamere und geschicktere Erkenntnisorgane als das Gehirn. Auf dem Wege zur Einweihung lernt man nicht besonders viel, wenn man lernt, von dem Gebrauch des physischen Gehirns überzugehen zu dem des Äthergehirns.
Durch das [[Opus minus]], das Kleine Werk, das viele Verfahrensschritte mit dem Opus Magnum gemein hat, wurde der [[silber]]machende Stein gewonnen.


Was die Hände zu verrichten haben, findet man in dem Zusammenhang mit den Lotusblättern in der Herzgegend, die ihre Kräfte so ausstrahlen, daß sie von dem Herzen in die Hände gehen und so die Ätherhand zum geistigen Erkenntnisorgan machen. Diese Unterschiede verstehen zu lernen, gibt einen Begriff von dem Sich-Einleben in die Initiation. Nicht das ist wichtig, daß man empfindet, wie das physische Gehirn das Äthergehirn ausfüllt, sondern daß man empfindet, wie ganz andere Organe in dem Menschen entstehen können. Was zuerst veranlagt war m dem sinnlich-physischen Menschen, so wie die Hände, verwandelt sich in den inneren Menschen, so daß er anderes damit erleben kann.
== Der [[Baum des Lebens]] und die Wirksamkeit des [[Lebensäther]]s ==


Wenn wir die Hände an den Kehlkopf legen, so daß der Daumen der rechten Hand beim Ohr liegt und die flache Hand unter dem Kinn in der Höhe des Kehlkopfes, dann schließen wir die Ätherströmungen des Hauptes aus und gestalten den übrigen Organismus zum Erkenntnisorgan.
=== Die "[[quinta essentia]]", der [[Lebensäther]] und der [[Baum des Lebens]] ===
[[Bild:Hermaphrodit.jpg|thumb|300px|Der [[Hermaphrodit]] als [[alchemistisch]]es Symbol für den [[Stein der Weisen]]. Der rote Flügel symbolisiert das ''Große Werk'' ([[Opus Magnum]]), im Zuge dessen unedle Metalle zu [[Gold]] verwandelt wurden; der weiße Flügel bezeichnet das Kleine Werk, durch das [[Silber]] erzeugt werden sollte.]]


In solcher Weise wird die Erkenntnis spiritualisiert, und wenn man in dieser Stellung aufrecht steht, ist es ein Hilfsmittel, um Erkenntnisse in spiritueller Art aufnehmen zu können. Der Kehlkopf steht in Zusammenhang mit dem Denken, das der Mensch während des Mondenzustandes entwickelte. Das Gehirndenken ist ein Erdenprodukt und kann nur die Welt der Sinne berühren, nicht die Welt des Geistes.
Von den vier [[Äther]]arten, die [[Rudolf Steiner]] beschrieben hat, ist der [[Lebensäther]] der höchste. In ihm kulminieren jene Kräfte, die auch als der [[Baum des Lebens]] bezeichnet werden. Der Baum des Lebens umfasst, wie [[Rudolf Steiner]] gezeigt hat, die beiden höchsten Ätherarten, also den Klangäther und den Lebensäther. Der Lebensäther ist erst im Zuge unserer [[Erdentwicklung]] entstanden; die anderen Ätherarten, der [[Wärmeäther|Wärme-]], [[Lichtäther|Licht-]] und [[Klangäther]], wurden bereits auf früheren Verkörperungen unserer [[Erde (Planet)|Erde]] gebildet. Der Klangäther, der auf dem [[Alter Mond|alten Mond]] entstanden ist, wirkt vor allem im [[Wasser]]element, und ist die eigentlich ordnende Kraft in allen [[Wikipedia:Chemische Reaktion|chemischen Verwandlungsprozessen]]. Die moderne [[Wikipedia:Quantenmechanik|Quantenmechanik]] gibt uns ein, freilich sehr abstraktes, Bild dieser ordnenden Kräfte. Der Lebensäther wirkt darüber hinaus unmittelbar gestaltend bis in das feste [[Erdelement]] hinein, das ebenfalls erst auf der Erde gebildet wurde. Mit diesen Lebensätherkräften, die den Klangäther durchwirken, hat es der [[Alchemist]] vorwiegend zu tun und wenn er von der [[quinta essentia]] spricht, die zwar prinzipell ''alle'' vier Ätherkräfte umfasst, so meint er doch vor allem die vereinigten Kräfte des Lebensäthers und des Klangäthers. Darauf hat auch [[Hermann Beckh]] sehr deutlich hingewiesen: 


Mit dem Griff, indem wir mit dem Daumen einen rechten Winkel bilden, verrichten wir ebenfalls etwas sehr Bedeutsames. Es wird dadurch in dem Verhältnis von Mensch zu Mensch etwas, was in unserer materialistischen Zeit in der brutalsten Art geschieht, ausgeschaltet. Wir machen nämlich die Strömungen feiner und verwandeln damit unsere Verhältnisse zur Außenwelt. Wenn wir eine bestimmte Stelle der Oberhand berühren mit dem so gebogenen Daumen, vereinigen sich die beiden Strömungen miteinander, und dadurch können wir einen wohltätigen, weitreichenden Einfluß zum Guten bewirken." {{Lit|{{G|265|284ff}}}}
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"Chymische Ausdrücke, wie „Stein der Weisen”, „Tinktur” erscheinen in älterer Literatur häufig als Bilder da, wo von Läuterung und Vergeistigung des Irdischen und Menschlichen die Rede ist. Zum Sprachgebrauch ist dabei hinzuzufügen, daß die beiden angeführten Worte nicht immer dasselbe bedeuten. So ist „Stein der Weisen" gewöhnlich die verwandelnde „Tinktur”, das Endprodukt des „chymischen Prozesses". Zuweilen aber auch die Anfangssubstanz, die prima materia, der Ausgangspunkt des chymischen Prozesses, die im Menschen und in der Erde verborgene, im Stofflichen überstofflich waltende geheimnisumwobene Substanz „Jungfernerde”. [[Jakob Böhme]], in dessen chymischem Wortschatz die „Tinktur” eine so bedeutsame Rolle spielt, verwendet dieses Wort nicht nur im Sinne der metallverwandelnden Substanz, sondern bringt es mit dem „jungfräulichen Geheimnis der Stoffeswelt” irgendwie zusammen, und zwar so, daß er mehr die übersinnlich-überstoffliche Seite, die lebensätherische Seite dieses Geheimnisses, wie wir auch sagen können, damit meint, als das schon mehr im Physisch-Stofflichen liegende Anfangsprodukt chymischer Prozesse. An den für die Alchymie so wichtigen Zusammenhang des Lebensäthers als der höchsten der vier Ätherarten mit der festen Erdenstofflichkeit als dem untersten der Elemente — nicht die „Elemente” der heutigen Chemie, sondern eher dasjenige, was der Chemiker und Physiker „Aggregatzustände der Materie” nennen würde, ist hier gemeint — läßt uns die ganze Art, wie Böhme das Wort Tinktur gebraucht, denken. Es steht dieses Geheimnis des Lebensäthers, des Lebens selbst, mit dem der Alchymie in einer innigen Beziehung." {{Lit|Beckh, S 10f}}
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Die Hände sind darüberhinaus subtile Denkorgane für das [[Schicksal]]:
=== Der [[Ätherleib]] des [[Christian Rosenkreutz]] und seine [[Inspiration|inspirierende]] Wirkung ===
 
Das Verständnis der Lebensätherkräfte wurde den [[Rosenkreuzer]]n durch die [[Inspiration|inspiriende]] Wirkung des [[Ätherleib]]s von [[Christian Rosenkreutz]] erleichtert. Diese inspiriende Wirkung ist auch da, und dann vielleicht sogar besonders stark, wenn Christian Rosenkreutz gerade nicht auf Erden verkörpert ist:


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"Mit derjenigen Kraft, die im Unterbewußtsein ruht ... legen wir von dem Momente ab, wo wir durch die Geburt ins Dasein treten, und noch mehr, wo wir anfangen, zu uns Ich zu sagen, unseren Lebensweg so an, daß er in einem bestimmten Augenblick die Wege des andern kreuzt. Die Menschen achten nur nicht darauf, was für merkwürdige Sachen herauskommen würden, wenn man einen bestimmten Lebensweg verfolgen würde, etwa den eines Menschen, der sich in einem bestimmten Augenblicke zum Beispiel verlobt. Wenn man sein Leben verfolgen würde, wie es sich entwickelt hat durch Kindheit und Jugend, von Ort zu Ort, bis der Mensch dazugekommen ist, sich mit dem andern zu verloben, dann würde man viel Sinnvolles in seinem Ablauf finden. Man würde dann finden, daß der Betreffende gar nicht so ohne weiteres dahingekommen ist, daß ihm etwas bloß zugestoßen ist, sondern daß er sich sehr sinnvoll hinbewegt hat bis dahin, wo er den andern gefunden hat. Das ganze Leben ist durchzogen von einem solchen Suchen, das ganze Schicksal ist ein solches Suchen. Allerdings müssen wir uns vorstellen, daß dieses Suchen nicht so abläuft, wie das Handeln unter gewöhnlicher Überlegung. Das letztere geht in gerader Linie vor sich; das Handeln im Unterbewußtsein geht stark und persönlich vor sich. Aber dann ist es etwas, was im Unterbewußtsein des Menschen sinnvoll vor sich geht. Es ist gar nicht einmal richtig, wenn man vom Unbewußten redet, man sollte Überbewußtes oder Unterbewußtes sagen, denn unbewußt ist es nur für das gewöhnliche Bewußtsein... Und so ist es auch für das, was uns im Leben führt, so daß unser Schicksal ein bestimmtes Gewebe ist, das uns führt, und das ist sehr, sehr bewußt. Dagegen spricht gar nicht, daß der Mensch oft mit seinem Schicksal so wenig einverstanden ist. Würde er alle Faktoren überschauen, so würde er finden, daß er schon einverstanden sein könnte. Eben weil das Oberbewußtsein nicht so schlau ist wie das Unterbewußtsein, beurteilt es die Tatsachen des letzteren falsch und sagt sich: Es ist mir etwas Unsympathisches zugestoßen -, während der Mensch aus einer tiefen Überlegung heraus das, was man im Oberbewußtsein unsympathisch findet, in Wirklichkeit gesucht hat. Eine Erkenntnis der tieferen Zusammenhänge würde es dahin bringen, einzusehen, daß ein Klügerer die Dinge sucht, die dann Schicksal werden. Worauf beruht das alles? Das beruht darauf - wenn man über solche Dinge redet, für die ja die gewöhnliche Sprache keine rechten Worte hat, kann man natürlich immer nur vergleichsweise sprechen, aber die Vergleiche meinen Wirklichkeiten -, es beruht darauf, daß unser gewöhnliches Kopfbewußtsein, auf das sich mancher Mensch viel einbildet, sozusagen ein Sieb ist. Es ist ein Vergleich, aber ein gültiger Vergleich, der auf eine Wirklichkeit hinweist. Unser Kopf bewußtsein ist ein Sieb. Wenn man in ein Sieb Wasser gießt, so rinnt es durch, es füllt das Sieb nicht. Diese Dinge, die da gedacht und überlegt werden und dann im Schicksalsgewebe zum Ausdruck kommen, gehen durch unser Kopf bewußtsein wie durch ein Sieb. Das ist der Grund, warum wir von ihnen im Oberbewußtsein nichts wissen. Das Kopfbewußtsein läßt sie durchgehen wie durch ein Sieb, aber der Mensch im Unterbewußtsein läßt sie nicht durchgehen. Nur weil sie im Oberbewußtsein durchgehen wie durch ein Sieb, weiß er von ihnen nichts; aber sie werden doch im Menschen aufgehalten.
"Eine ganz neue Weltbetrachtung konnte man beginnen, dank den Ausstrahlungen des wunderbaren Ätherleibes des Christian Rosenkreutz. Was nun bis zu unserer Zeit von den Rosenkreuzern gearbeitet wurde, ist äußere und innere Arbeit. Die äußere Arbeit hatte den Zweck, das, was hinter der Maja der Materie liegt, zu ergründen. Man wollte die Maja der Materie untersuchen. Dem gesamten Makrokosmos liegt ebenso ein Äther-Makrokosmos, ein Ätherleib zugrunde, wie der Mensch einen Ätherleib hat. Es gibt einen gewissen Grenzübergang von der gröberen zur feineren Substanz. Richten wir unsern Blick auf die Grenze zwischen physischer und ätherischer Substanz. Dem, was zwischen der physischen und der ätherischen Substanz liegt, ist nichts anderes auf der Welt ähnlich. Es ist weder Gold noch Silber, noch Blei, noch Kupfer. Da haben wir etwas, was nicht mit irgendeiner anderen physischen Substanz vergleichbar wäre, sondern es ist die Essenz von allem. Wir haben da eine Substanz, die in allen anderen physischen Substanzen enthalten ist, so daß die anderen physischen Substanzen als Modifikationen dieser einen Substanz betrachtet werden können. Diese Substanz hellseherisch anzuschauen, war das Bestreben der Rosenkreuzer. Sie sahen die Vorbereitung, die Ausbildung eines solchen Schauens in einer erhöhten Wirksamkeit der moralischen Kräfte der Seele, die dann diese Substanz sichtbar machte. In den moralischen Kräften der Seele erblickten sie die Kraft zu diesem Schauen. Diese Substanz ist von den Rosenkreuzern wirklich geschaut und entdeckt worden. Sie fanden, daß diese Substanz in einer bestimmten Form in der Welt lebt, im Makrokosmos sowie auch im Menschen. Draußen in der Welt, außerhalb des Menschen, verehrten sie sie als das große Gewand, als das Kleid des Makrokosmos. Im Menschen sahen sie sie entstehen, wenn eine harmonische Wechselwirkung zwischen Denken und Wollen vorhanden ist. Sie sahen die Kräfte des Wollens nicht nur im Menschen, sondern auch im Makrokosmos, zum Beispiel im Donner und Blitz. So sahen sie auch die Kräfte des Denkens einerseits in dem Menschen und dann draußen in der Welt, in dem Regenbogen, in der Morgenröte. Die Kraft, solche Harmonie zwischen Wollen und Denken zu erreichen in der eigenen Seele, suchten die Rosenkreuzer in den Ausstrahlungen dieses Ätherleibes des Dreizehnten, des Christian Rosenkreutz.
 
Es wurde festgesetzt, daß alle Entdeckungen, die sie machten, hundert Jahre lang als Geheimnis bei den Rosenkreuzern bleiben müßten und daß erst dann, nach hundert Jahren, diese Rosenkreuzer-Offenbarungen der Welt gebracht werden dürften. Erst nachdem hundert Jahre darüber gearbeitet worden war, durfte in entsprechender Weise darüber gesprochen werden. So wurde vom siebzehnten bis zum achtzehnten Jahrhundert vorbereitet, was 1785 in dem Werk «Die geheimen Figuren der Rosenkreuzer» zum Ausdruck kam." {{Lit|GA 130, S 65f}}
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=== Lebensäther und Kohlenstoff ===
 
Geht man von den [[vier Elemente]]n zu den [[Chemisches Element|chemischen Elementen]] über, so erkennt man, dass die meisten von ihnen unter irdischen Bedingungen als Feststoff vorliegen, also im [[Alchemie|alchemistischen]] Sinn als eine Variante des [[Erdelement]]s aufzufassen sind. Sie erweisen sich damit alle als mehr oder weniger geeignet, die [[Lebensäther]]kräfte in den Feinbau ihrer kristallinen Struktur aufzunehmen. Ein chemisches Element nimmt dabei aber eine ganz bevorzugte Stellung ein. Es ist der [[Kohlenstoff]], der wie kein anderes chemisches Element befähigt ist, den Lebensäther aufzunehmen. Darum bildet auch der Kohlenstoff und seine ungezählten Verbindungen die [[materiell]]e Basis allen irdischen Lebens. Auf die besondere Bedeutung des Kohlenstoffs wird weiter unten noch genauer eingegangen.
 
== Die Läuterung des [[Astralleib]]s ==


Wenn einmal wirklich in vernünftiger Weise Naturwissenschaft getrieben werden wird, dann werden sich die Menschen fragen: Wie stellen sich solche Dinge beim Tier dar, und wie beim Menschen? - Beim Tier sind diese Erlebnisse so, daß sie ganz durch das Tier durchgehen, da ist das ganze Tier ein Sieb. Beim Menschen werden sie zwar nicht im Haupte, nicht im Kopfe, aber doch durch den ganzen Menschen aufgehalten. Nur weil im gewöhnlichen Leben bloß der Kopf denkt und nicht der ganze Mensch, so denkt der Mensch sie unter gewöhnlichen Verhältnissen nicht mit. Nur wenn zum Beispiel Hysterie eintritt, die darin besteht, daß auch der andere Teil des Menschen zu denken anfängt - was ja durch krankhafte Verhältnisse eintreten kann, im allgemeinen aber nicht eintreten sollte -, dann kommen solche Ausnahmefälle vor, wo einmal mitgedacht wird, was sonst schicksalsmäßig verläuft, und wo der Mensch, wie man sagen könnte, «Schicksal macht» - wie jene Dame, die ja Schicksal gemacht hat. Also der Mensch hält die Sache doch auf, und da stellt sich etwas höchst Merkwürdiges heraus. Warum geht durch das ganze Tier die Sache durch, und warum wird sie beim Menschen aufgehalten?
Der [[Lebensäther]] steht an der Schwelle, wo die [[Äther]]welt in die [[Astralwelt]], also in die [[Seelenwelt]], übergeht. Tatsächlich überlappen sich sogar die drei niedersten Regionen der Seelenwelt mit den drei obersten Bereichen der [[Physisch-ätherische Welt|physisch-ätherischen Welt]] (→ [[Astralwelt#Die 7 Regionen der Astralwelt|Astralwelt]]). Störungen in der Astralsphäre, wirken dadurch sehr schnell auch in die Welt des Lebensäthers herein. Durch die [[luziferisch]]e [[Versuchung]] und den damit verbundenen [[Sündenfall]] wurde der [[Astralleib]] des [[Mensch]]en und die ganze Astralsphäre der [[Erde (Planet)|Erde]] in Unordnung gebracht. Das konnte nicht ohne Wirkungen für die [[Äther]]welt bleiben. Wie schon die [[Wikipedia:Genesis|Genesis]] schildert, sollte der Mensch von nun an nicht mehr von den Früchten des [[Baum des Lebens|Baums des Lebens]] essen, d.h. die Herrschaft über die Lebensätherkräfte verlieren.


Das ist aus dem Grunde, weil das Tier keine Hände hat, das heißt, die Gliedmaßen sind mit der Erde immer verbunden, sind Beine oder sie sind Flügel, was den Vorgang etwas anders macht. Aber daß der Mensch diejenigen Gliedmaßen, die beim Tier Beine sind, umgeformt hat, das macht es, daß seine Arme und Hände so eingeschaltet sind in seinen Organismus, daß er seine Gedanken in seinem Schicksal in sich aufhält. Man kann nur nicht mit den Händen denken, man kann nur das Schicksal mit ihnen aufhalten; daher übersieht der Mensch sein Schicksal. Die Hände sind geradeso Gedankenorgane, wie der ätherische Teil des Kopfes es ist. Der ätherische Kopfteil tut beim Denken etwas ganz ähnliches, wie der Mensch im Leben mit seinen Händen tut: Mit den Händen macht der Mensch in sich stocken den Strom des Handelns, der sein Schicksal durchzieht. Es ist für den Menschen so eingerichtet, daß nur die gröberen Verstandestätigkeiten der Hände und Arme zum Ausdruck kommen. Jeder Mensch weiß, daß er in den Händen, vor allem in den Fingerspitzen, einen besonderen Spürsinn hat; aber dieser Spürsinn stellt das Allergröbste in dieser Beziehung dar. Denn es handelt sich hier um etwas sehr Feines: das ist ein sehr schwaches, kaum glimmendes Denken, was die Menschen da entwickeln und bei künstlerischer Tätigkeit zum Ausdruck bringen können; aber die Hände sind eigentlich so eingeschaltet in den Gesamtorganismus des Menschen, daß sie das Denkorgan sind für das Schicksal. Der Mensch lernt im gegenwärtigen Entwickelungszyklus noch nicht mit den Händen denken. Würde er es lernen, würde er die Geheimnisse der Hände kennenlernen, so würde dies zu gleicher Zeit eine Einführung in die Erkenntnis der Grundgesetze des schicksalsmäßigen Zusammenhanges sein.
[[Bild:Jacob_Behme.jpg|thumb|Jakob Böhme (1575-1624), Portrait von Gottlob Glymann]]


Das sieht sehr sonderbar aus, aber es ist so. Wir haben hier einen der Punkte, wo Geisteswissenschaft auf der einen Seite sagt: In den Händen, die ein unterbewußtes Denken entwickeln, wird das Schicksal gedacht. - Die Naturwissenschaft achtet heute noch nicht darauf.
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"Die „Geheimwissenschaft” zeigt uns, wie in dem mit dem chemischen oder Klangäther verbundenen Lebensäther das vom Menschen im Sündenfall verlorene höhere Lebenselement liegt, der Baum des Lebens, der dem aus dem Paradies vertriebenen Menschen der Urschöpfung verloren ging. Auch die höhere, chymisch-magische Machtvollkommenheit über das Erdenelement ging damit verloren. So erscheint der über das Geheimnis der Alchymie für den heutigen Menschen gebreitete Schleier als eine mittelbare Folge des Menschheits-Falles. Ins Netz der Wirkungen verstrickt, bleibt da der Mensch dem Ursachengebiet und seiner Beherrschung entrückt. In der niederen Stoffeswelt waltende Mächte haben eine im Reiche der Ursachen, des höheren Äthers einstmals dem Menschen-Ich vorbehaltene Macht an sich zu reißen vermocht. In diese ganzen Weltenzusammenhänge und Menschheitszusammenhänge, in das ganze Geheimnis des Sündenfalles der Menschheit und des durch ihn bewirkten Verlustes gewisser höherer Erkenntnisse und Kräfte läßt uns Jakob Böhme in der Art, wie er von der Tinktur spricht, hineinschauen:
 
''Der Mensch war geschaffen, daß er soll ein Herr der Tinktur sein, und sie war ihm Untertan, er aber wurde ihr Knecht, dazu fremde. Also suchet er nur Gold, und findet Erde; darum, daß er den Geist verließ und ging „mit seinem Geist in die Wesenheit, hat ihn die Wesenheit gefangen und in den Tod geschlossen: daß wie die Tinktur der Erde im Grimm verschlossen liegt, bis ins Gericht Gottes, also auch lieget des Menschen Geist mit im Zorn verschlossen, er gehe denn aus und werde in Gott geboren.'' (''De incamatione Verbi.'')
 
Jakob Böhmes dunkle Worte deuten hin auf den Grund, warum dem Menschengeist, trotz aller Vielseitigkeit naturwissenschaftlicher Erkenntnisse, das eigentliche Naturgeheimnis in solche Fernen gerückt ist, warum das ganze Gebiet von einem so dichten Schleier verhüllt ist, so daß alles Reden von Alchymie heute noch immer fast wie phantastisches Irresein oder Schlimmeres anmutet." {{Lit|Beckh, S 12f}}
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Sie muß, wenn sie nur ganz grob die menschliche Organisation betrachtet, selbstverständlich darauf kommen zu sagen: Der Mensch ist ein vollkommeneres Tier. - Das ist er ja auch. Aber in dem, was man dabei nicht beachtet, liegt gerade der wesentliche Unterschied des Menschen vom Tier. Bedenken Sie einmal: Wie ist beim Tier das Haupt? Beim Tier ruht das Haupt unmittelbar über der Erde. Beim Menschen ruht das Haupt so, daß das, was beim Tier die Erde trägt, vom Menschen selbst getragen wird; die Schwerpunktslinie des Hauptes fällt, bevor sie die Erde trifft, in den menschlichen Organismus hinein, wenn ich mich grob ausdrücken will: Sie geht durch das Zwerchfell. Der Mensch steht zu sich selber so, wie das Tier zur Erde. Wenn wir die Schwerpunktslinie des Kopfes beim Tier nehmen, so fällt sie direkt auf die Erde, ohne durch das Zwerchfell und durch den Organismus durchzugehen. In der Orientierung des Organismus zum ganzen Kosmos liegt beim Menschen das Wesentliche, und mit dieser Orientierung hängt zusammen, daß seine Arme und Hände anders organisiert sind, als die entsprechenden Gliedmaßen beim Tier. Da wird die Naturwissenschaft von der einen Seite her in Zukunft arbeiten ; sie wird einmal fragen: Wie hängt es denn eigentlich beim Menschen mit dem Dynamischen, mit den Kräfteverhältnissen zum Weltenall zusammen, daß der Mensch aus dem Kosmos heraus nicht ein Vierbeiner, sondern ein Zweihänder ist? Das wird ihm aus dem Kosmos heraus organisiert! Und da arbeitet er sich entgegen, indem er aus dem Kosmos heraus so organisiert wird, daß die Schwerpunktslinie seines Kopfes in ihn selbst hereinfällt, und er seine eigene Erde wird. Indem er sich da seine Hände und Arme in einer besonderen Weise ausorganisiert, lebt er sich dadurch demjenigen entgegen, daß die Hände wieder ihrerseits das Schicksal ergreifen können, geradeso wie die Organisation des menschlichen Kopfes auch mit seiner aufrechten Stellung zusammenhängt. Der Mensch hat sein vollkommeneres Gehirn dadurch, daß die Schwerpunktslinie des Kopfes durch ihn durchgeht, nicht direkt auf die Erde fällt. Im Weltenall sind überall Kräfte, und wenn etwas anders orientiert ist, dann ist die Masse anders verteilt. Das wird man für die unorganische Natur zugeben, aber beim Menschen kann man es heute noch nicht beachten. Dadurch kommt man nicht darauf, wie das Materielle dem Geistigen im Menschen entgegenarbeitet, wie in ihm überall das Materielle das Geistige durchwirkt.
Damit der [[Alchemist]] die Herrschaft über den [[Lebensäther]] wiedergewinnen kann, muss er zuvor seinen [[Astralleib]], der seine [[Jungfräulichkeit]], d.h. seine Reinheit, verloren hat, läutern. Und zwar auf solche Weise, dass dabei die dunklen [[Astralkräfte]], die sein [[Seele]]nwesen durchziehen, nicht bloß herausgesetzt und der astralen Erdensphäre überantwortet werden, sondern dass sie schöpferisch verwandelt und durchlichtet werden. Dazu muss der Mensch sein [[höheres Selbst]], also das [[Geistselbst]] in [[anthroposophisch]]er Sprechweise, entwickeln. Nur dann beginnt auch die Astralsphäre unserer [[Erde (Planet)|Erde]] wieder jungfräulich zu werden - und nur dann ist eine wirksame [[Alchemie|alchymische]] Wandlung der Stoffeswelt möglich.


Das ist die eine Seite. Da können wir sagen: Wir lassen den Menschen ins Auge fassen, wie er auf seinem eigenen Zwerchfell ruht, und wir stehen darinnen, wenn wir bis zum Zwerchfell herab mit dem Unterbewußten denken, in dem Verstande des Schicksals, wie wir sonst nur in dem Verstande der überlegten Handlungen stehen. Aber nun steht der Mensch noch in anderer Weise im Leben darinnen; denn wir haben gesehen, daß er, wenn wir nicht nur einseitig sein Haupt betrachten, sondern seinen ganzen übrigen Organismus, daß er erwägend, aber unterbewußt erwägend, sein Schicksal bestimmt, sein Schicksal kennt.
In der [[Christliche Esoterik|christlichen Esoterik]] wurde der so geläuterte Astralleib stets als die [[Jungfrau Sophia]] verehrt. Sie entspricht, allerdings jetzt in christlich verwandelter Form, der «[[Isis]]» der [[Ägyptische Mysterien|ägyptischen Mysterien]]. Von [[Goethe]] wird sie im abschließenden [[Chorus Mysticus]] seiner [[Faust-Dichtung]] als das [[Ewig-Weibliche]] angesprochen, und [[Jakob Böhme]] sagt:


Es ist aber noch etwas anderes im Leben des Menschen der Fall. Wir verrichten Handlungen. Diese Handlungen verursachen uns im Leben eine gewisse Befriedigung oder auch Nichtbefriedigung. Denken Sie nur daran: Sie haben jemand irgendeine Wohltat erwiesen, das hat Ihnen eine Befriedigung gewährt; oder Sie mußten irgend etwas unternehmen, was eine Abwehr von irgend etwas ist, und das ist mit Unbefriedigung verknüpft und so weiter. Also Sie haben Verschiedenes, das der Mensch handelnd im Leben ausführt. Ja, wir führen nicht nur unsere Handlungen aus und empfinden darüber die bewußten Befriedigungen oder Nichtbefriedigungen. Das können wir am allerbesten sehen, wenn wir minder ins Leben eingreifende Handlungen geisteswissenschaftlich untersuchen. Eine Handlung ist es ja schon, wenn sie auch keine moralische Bedeutung zu haben braucht, wenn wir zum Beispiel Holz hacken. Es ist eine Handlung, was wir vollbringen, während wir Holz hacken; sie verursacht uns Ermüdung. Über die Ermüdung haben die Menschen allerlei Gedanken. Sie wissen aus dem letzten öffentlichen Vortrage, daß sich die Menschen vorstellen, daß sie von der Ermüdung einschlafen müßten, daß die Ursache des Einschlafens die Ermüdung sei. Von der Ermüdung weiß zwar jeder, daß sie wie als Begleiterscheinung von solchen Handlungen auftritt, wie es zum Beispiel Holzhacken ist. Aber diese Ermüdung ist von einer sehr tiefen Bedeutung, wenn man sie geisteswissenschaftlich untersucht. Die Ermüdung ist eigentlich gar nicht das, als was sie uns erscheint. Wir erleben sie als das, was wir Ermüdung nennen, aber sie ist etwas ganz anderes. Sie können sich auch leicht vorstellen, daß Ermüdung, die bei solchen Handlungen zutage tritt - mehr ins moralische oder intellektuelle Leben hineingehende Handlungen sind in dieser Beziehung nur verfeinert, es tritt bei ihnen nicht immer klar zutage, als wenn wir elementarere Handlungen betrachten wie zum Beispiel Holzhacken -, daß diese Ermüdung ein zwiespältiger Vorgang ist. Zunächst müssen wir sprießende, sprossende Lebenskräfte anwenden, die mit unserem Wachstum zusammenhängen, dann aber haben wir diese Kräfte verbraucht, und es findet ein Abbauprozeß in unserem Organismus statt. Dieser Abbauprozeß wird als Ermüdung erlebt. Aber diese Ermüdung ist in Wahrheit eine Betäubung, deren tiefere Bedeutung wir in Wirklichkeit als etwas ganz anderes als eine Folge - in diesem Falle des Holzhackens - erleben. Die Ermüdung ist für das gewöhnliche Leben nur eine Betäubung. Was wird in Wahrheit erlebt?
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"Das ist meine Jungfrau, die ich in Adam hatte verloren, da ein irdisch Weib aus ihr ward. Jetzt habe ich meine liebe Jungfrau aus meinem Leibe wiedergefunden. Nun will ich die nimmermehr von mir lassen. Der Leib ist der Seelen Spiegel und Wohnhaus, und ist auch eine Ursache, dass die pure Seele den Geist verändert, als nach der Lust des Leibes oder des Geistes dieser Welt." (Jacob Boehme: Vierzig Fragen von der Seelen, Frage 7, Abs. 14).  
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Natürlich kann man das nur aus der wirklichen geisteswissenschaftlichen Forschung heraus sagen. Wenn wir ermüdet sind nach dem Holzhacken, so zeigt sich an jenen Stellen, die wir als Stellen des Geistorganismus des Menschen kennen, und die man auch die Lotusblumen nennt - Näheres darüber finden Sie in dem Buche «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» -, eine richtige Ausstrahlung an einer der Lotusblumen. Es ist ein Erfolg da; der kommt dem Menschen nicht zum Bewußtsein. Dieser geistige Erfolg wird ihm nicht bewußt. Was ihm zum Bewußtsein kommt, ist das, was ihn betäubt, damit er das nicht an sich wahrnimmt, was als geistiger Erfolg da ist. Denn was da eigentlich ausstrahlt, ist wirklich ein Geistiges. Und man begreift es noch besser, wenn man, um die Geistigkeit dieser Ausstrahlungen ins Auge zu fassen, sagen wir, eine in moralischer Beurteilung exponierte Handlung betrachtet. Nehmen wir an, wir haben nicht bloß Holz gehackt, sondern etwas getan, was einer moralischen Beurteilung unterliegt. Eine solche moralische Beurteilung wird zwar gewöhnlich nur für das engumgrenzte Leben ins Auge gefaßt. Sie hat aber noch eine andere Bedeutung. Alles was der Mensch tut, hat einen Wert im ganzen Entwickelungsgang der Menschheit. Auch die einzelne Handlung hat einen Wert im gesamten Entwickelungsgang der Menschheit. Diese Beurteilung, wieviel eine Handlung wert ist in diesem Entwickelungsgang, faßt der Mensch im gewöhnlichen Bewußtsein ebensowenig auf, wie er die Handlungen des Schicksals durch seinen Kopf auffaßt. Aber er läßt diese Bewertung nicht wie durch ein Sieb durch sein Wesen durchgehen, sondern wie eine Strahlung und strahlt sie durch die Lotusblumen nach außen. Der Mensch übt fortwährend unterbewußt eine Beurteilung, eine Bewertung jeder einzelnen seiner Handlungen aus. Sie können ein engelgleiches Wesen sein und allen Menschen Gutes tun: Sie urteilen im Unterbewußtsein über den Wert solcher Handlungsweise für die Gesamtentwickelung der Menschheit, und zwar sehr objektiv, was manchmal recht anders ausfällt, als man im Oberbewußtsein glauben würde. Oder Sie können ein Dieb sein - womit ich natürlich jetzt nichts weiter meine -, aber Sie beurteilen, indem Sie die Diebeshandlung ausführen, diese ganz objektiv nach dem Wert im Gesamtentwickelungsprozeß der Menschheit. Und das strahlen Sie durch die Lotusblumen unweigerlich vor sich hin. So wie unsere Schicksalsurteile, die durch den Kopf wie durch ein Sieb durchgehen, von unseren Armen und Händen aufgehalten werden, so werden von uns mit Hilfe unserer astralen Lotusblumenorganisation unsere Urteile geleitet, die wir über unsere Handlungen fällen, und zwar auch über die Gedankenhandlungen; die werden wie ein Schein ausgestrahlt durch unsere Lotusblumenorganisation, kommen aus uns heraus. Und dieser Schein geht sehr weit. Er geht über in die Zeit, bleibt nicht im Räume. Deshalb sind ja die Lotusblumen so schwer vorzustellen, weil sie sich fortwährend bewegen und fortwährend den Übergang in die Zeit nehmen. Da wird Raum wirklich zur Zeit. Der Mensch wirft einen Schein vor sich selbst her, aber so, daß dieser Schein in die Zeit übergeht, ein fortwährender Schein wird, der weit über den Tod hinausgeht. Das ganze Leben hindurch urteilt im Unterbewußtsein einer in uns. Wie einer in uns unser Schicksal denkt, so urteilt einer über alle unsere Handlungen, und dieses Urteil strahlen wir als einen Schein aus.
== Die Vergeistigung des physischen Leibes ==


Das ist natürlich wieder, weil es eine imaginative Handlung ist, bildhaft ausgedrückt, aber dieser bildhafte Ausdruck entspricht einer Wirklichkeit. Das Leben ist so, wie wenn von einem Scheinwerferapparat ein Schein weithin ausgestrahlt wird. Sie müssen ihn sich nur nicht räumlich, sondern in der Zeit vorstellen. Sie haben heute zum Beispiel als vierzigjähriger Mensch etwas getan; ihr Leben läuft weiter, geht durch Ihr fünfzigstes, ihr sechzigstes Jahr durch, dann durch den Tod und weiter hinein in das Dasein, das Sie zwischen Tod und neuer Geburt zubringen. Und indem Sie dieses Dasein durchmachen, leben Sie sich Schritt für Schritt ein in das, was Sie in jenes Dasein durch Ihre Lotusblumen während Ihres Erdenlebens fortwährend hineinstrahlen. Sie treffen das alles an, was Sie in die Zukunft hineingestrahlt haben. Das ist etwa so, um es wieder bildlich auszudrücken, wie wenn Sie durch einen Scheinwerferapparat einen Schein erregen würden, der weithin strahlte, und Sie zögen dann längs dieses Scheines und sagten sich: Das ist da ausgestrahlt, das treffe ich alles wieder. Nur sind das die Urteile über Ihre Taten, welche Sie so treffen im Leben zwischen Tod und neuer Geburt. In dieser Beziehung ist der Mensch kein Sieb oder auch, wenn Sie wollen, ein Sieb: er läßt das durch, was er selber unterbewußt erzeugt.
Ein neues geistiges [[Wesensglied]] wird sich der Mensch durch die Vergeistigung des physischen Leibes erwerben, das von [[Rudolf Steiner]] als [[Geistesmensch]] bezeichnet wird und in den morgenländischen Weisheitslehren als [[Atma]] bekannt ist. Nicht zufällig ist der Ausdruck Atma mit unserem deutschen Wort Atem verwandt: Die Vergeistigung des physischen Leibes - gleichbedeutend mit der Bereitung des Steins der Weisen - hängt mit der systematischen Schulung des [[Atemprozess]]es wesentlich zusammen:


Wiederum ist also im Menschen etwas vorhanden, was ein fortdauernder Kritiker - wenn wir das Wort nicht im pedantisch-philiströsen Sinne gebrauchen wollen - seines eigenen Tuns ist, und was von ihm hineingeworfen wird in seine eigene Zukunft. Man kann auch hier, wenn man will, das Naturwissenschaftliche heranziehen. Dadurch daß der Mensch aufrecht gebaut ist und wiederum also in seinem gewöhnlichen Bewußtseinsapparat auf sich ruht wie auf der eigenen Erde, dadurch wird an den Stellen der Lotusblumen das aufgehalten, was ausgeht von seinem Wandel über die Erde im weitesten Sinne des Wortes. Da wird es aufgehalten, im rechten Winkel umgebrochen und in das Leben hinausgeschickt.
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"Um die Wende des 18. zum 19. Jahrhundert sickerte manches über okkulte Entwickelung durch. Da wurde viel von dem Stein der Weisen in öffentlichen Schriften geschrieben, aber man merkt, daß die Verfasser selbst nicht viel davon verstanden, wenn auch alles aus richtiger Quelle stammte. In einer Thüringer Staatszeitung erschien im Jahre 1796 ein Artikel über den Stein der Weisen, in dem unter anderm folgendes gesagt wurde: Der Stein der Weisen ist etwas, das man nur kennen muß, denn gesehen hat es jeder Mensch. Es ist etwas, was alle Menschen eine gewisse Zeit hindurch fast jeden Tag in die Hand nehmen, was man überall finden kann, nur wissen die Menschen nicht, daß es der Stein der Weisen ist. - Das ist eine geheimnisvolle Andeutung : überall soll der Stein der Weisen zu finden sein. Aber diese sonderbare Ausdrucksweise ist wörtlich wahr.


Wir sehen also: In einer komplizierten, aber durchaus überschaubaren Weise stellt sich das, was sonst nur mit dem allgemeinen Ausdruck «das Unbewußte» umfaßt wird, in das menschliche Leben herein. Gerade dadurch, daß der Mensch auf der einen Seite mit seinem Zwerchfell sich abschließt nach unten, ist er mit seinem Unterbewußtsein angegliedert an seinen Schicksalszusammenhang.
Die Sache ist nämlich so: Wenn die Pflanze ihren Leib bildet, nimmt sie die Kohlensäure auf und behält den Kohlenstoff zurück, aus dem sie sich ihren Körper aufbaut. Mensch und Tier essen nun die Pflanze, nehmen dadurch den Kohlenstoff in sich wieder auf und geben ihn im Atem als Kohlensäure wieder ab. So besteht ein Kreislauf des Kohlenstoffes. In der Zukunft wird es anders sein. Da wird der Mensch lernen, sein Selbst immer mehr zu erweitern und das, was er jetzt der Pflanze überläßt, das wird er selbst einmal zustande bringen. Wie der Mensch durch das Mineral- und Pflanzenreich hindurchgeschritten ist, so schreitet er auch wiederum zurück. Er selbst wird Pflanze, nimmt das Pflanzendasein in sich auf und wird den ganzen Prozeß in sich selbst durchmachen: er wird den Kohlenstoff in sich behalten und bewußt damit seinen Körper aufbauen, wie es heute die Pflanze unbewußt tut. Den notwendigen Sauerstoff bereitet er dann sich selbst in seinen Organen, verbindet ihn mit dem Kohlenstoff zur Kohlensäure und lagert dann in sich selbst den Kohlenstoff wieder ab. Damit kann er also an seinem körperlichen Gerüst selbst fortbauen. Das ist eine große perspektivische Idee der Zukunft. Dann tötet er nichts anderes mehr.


Beim Tier kommt dieses Ausstrahlen durch die Lotusblumen nicht in Betracht. Warum? Es hängt das wiederum mit der Orientierung des Tieres im Weltenall zusammen. Dadurch daß der Mensch sein Rückgrat vertikal gestellt hat, im rechten Winkel zu demjenigen des Tieres, dadurch entwickelt er vor allem das, was sich beim Tier gar nicht entwickeln kann, weil dessen Rückgrat horizontal und nicht senkrecht steht. Daher kann das Tier sich keinen «Kritiker» an die Seite stellen und auch nicht die Urteile über Handlungen im tierischen Leben in die Zukunft hineinsenden. Es wird viel herauskommen, wenn sich die Naturwissenschaft aufraffen wird, nicht nur bei dem trivialen Urteil stehenzubleiben, daß man die Gliedmaßen des Tieres in ihren Strukturen und Formen vergleicht mit den Gliedmaßen des Menschen, oder den Kopf der Tiere vergleicht mit dem des Menschen. Der Mensch hat zwar sein vollkommeneres Gehirn, aber sonst ist schließlich der Menschenkopf nicht gar so verschieden von dem Tierkopf, und deshalb konnte auch die materialistische Theorie den Menschen leicht an die Tierreihe angliedern. Aber was den Menschen vom Tiere unterscheidet, ist seine Orientierung im Weltenall. Wird man einmal diese studieren, dann wird man auch naturwissenschaftlich auf etwas ganz anderes kommen. Da wird auch die Geisteswissenschaft richtunggebend sein, wie sie richtunggebend für anderes ist, indem sie hinweist auf bestimmte Vorgänge des Lebens, die dann erst durchschaut werden können, wenn man durch die Geisteswissenschaft die betreffende Richtung erhält.
Nun ist bekanntlich Kohlenstoff und Diamant derselbe Stoff. Diamant ist kristallisierter, durchsichtiger Kohlenstoff. Also brauchen Sie nicht zu denken, daß der Mensch später als Schwarzer herumlaufen wird, sondern sein Leib wird aus durchsichtigem, und zwar weichem Kohlenstoff bestehen. Dann hat er den Stein der Weisen gefunden. Er verwandelt seinen eigenen Leib in den Stein der Weisen.


Wir sehen also, der Mensch ist so organisiert, daß mancherlei in ihm steckt, von dem man sagen kann, daß es auf der einen Seite gescheiter ist als er - manchmal auch raffinierter - in bezug auf die Schicksalsbeurteilung, und daß andererseits auch etwas in ihm steckt, was ein objektiverer Kritiker ist, als er selbst in seinem bewußten Leben ist. Im Menschen also steckt gewissermaßen schon das in komplizierter Weise, was man einen andern Menschen nennen kann, und im Leben kommt das auch zum Ausdruck. Der Mensch schaut seinen Handlungen in der Regel nicht zu. Der Kritiker in ihm bleibt unterbewußt, der wird erst bewußt zwischen Tod und neuer Geburt, wenn jener Schein überall Schritt für Schritt getroffen wird, von dem ich gesprochen habe. Bei einer vernünftigen, eingehenden Lebensbetrachtung jedoch kann man schon darauf kommen, wie dieser Kritiker in den einzelnen Menschen sich doch verschieden verhält." {{Lit|{{G|181|94ff}}}}
Diesen Prozeß muß derjenige, der sich okkult entwickelt, so viel als möglich vorausnehmen, das heißt er muß seinem Atem die Fähigkeit des Tötens nehmen, er muß ihn so gestalten, daß die ausgeatmete Luft wieder brauchbar wird, so daß er sie immer wieder einatmen kann. Und wodurch geschieht das? Dadurch, daß man in den Atmungsprozeß Rhythmus hineinbringt. Dazu gibt der Lehrer Anweisung. Einatmen, Atemanhalten und Ausatmen, darin muß, wenn auch nur für kurze Zeit, Rhythmus liegen. Mit jedem rhythmisch ausgeatmeten Atemzug wird die Luft verbessert, ganz langsam, aber sicher. Man kann fragen: Was macht das aus? - Hier gilt der Satz: Steter Tropfen höhlt den Stein. Jeder Atemzug ist solch ein Tropfen. Der Chemiker kann das noch nicht nachweisen, weil seine Mittel zu grob sind, um die feinen Stoffe wahrzunehmen, aber der Okkultist weiß, daß dadurch in der Tat der Atem lebensfördernd wird und mehr Sauerstoff enthält als unter gewöhnlichen Umständen. Nun wird aber der Atem gleichzeitig noch durch etwas anderes rein gemacht, nämlich durch Meditieren. Auch dadurch wird, wenn auch nur äußerst wenig, dazu beigetragen, daß die Pflanzennatur wieder hereingenommen wird in die menschliche Natur, so daß der Mensch zu dem Nicht-Toten kommt." {{lit|GA 95, 13.Vortrag}}
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== Händewaschen ==
Durch die Bereitung des Steins der Weisen kann es dem Adepten tatsächlich gelingen, die Bedeutung des physischen Todes im gewöhnlichen Sinn zu überwinden:


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"Es gibt Menschen, die sich oft die Hände waschen, und es gibt
"Der Stein der Weisen hat einen bestimmten Zweck, der von [[Cagliostro]] angegeben wurde: er sollte das menschliche Leben auf 5527 Jahre verlängern. Das erscheint dem Freigeist lächerlich. Tatsächlich ist es aber möglich, durch besondere Schulung das Leben ins Unermeßliche zu verlängern dadurch, daß der Mensch lernt, nicht mehr in seinem physischen Körper zu leben. Derjenige, der sich aber vorstellen wollte, daß den Adepten kein Tod im gewöhnlichen Sinne des Wortes treffe, der würde sich etwas Falsches darunter vorstellen. Auch wer glaubt, daß ein Adept nicht von einem Ziegelstein getroffen und erschlagen werden kann, auch der würde sich etwas Falsches vorstellen. Das würde allerdings nur dann gewöhnlich eintreten, wenn der Adept es zuläßt. Nicht um den physischen Tod handelt es sich, sondern um Folgendes. Der physische Tod desjenigen, der für sich selbst den Stein der Weisen erkannt und ihn herauszusetzen verstanden hat, ist für ihn nur ein scheinbares Ereignis. Für die anderen Menschen ist er ein wirkliches Ereignis, das einen großen Abschnitt in seinem Leben bedeutet. Für den, der in der Weise, wie Cagliostro es mit seinen Schülern gewollt hat, es versteht, den Stein der Weisen zu benützen, ist der Tod nur ein scheinbares Ereignis. Er bildet nicht einmal einen besonders wichtigen Abschnitt im Leben; er ist nämlich etwas, was nur für die anderen da ist, die etwa den Adepten beobachten können, und die sagen, daß er stirbt. Er selbst stirbt aber in Wirklichkeit gar nicht. Die Sache ist vielmehr so, daß der Betreffende gelernt hat, überhaupt nicht in seinem physischen Körper zu leben; daß er gelernt hat, alle diejenigen Vorgänge, die im Momente des Todes im physischen Körper plötzlich vor sich gehen, nach und nach während seines Lebens vor sich gehen zu lassen. Es hat sich mit dem Körper des Betreffenden alles schon vollzogen, was sich sonst im Tode vollzieht. Dann ist der Tod nicht mehr möglich, denn der Betreffende hat längst gelernt, ohne den physischen Körper zu leben. Er legt den physischen Körper in ähnlicher Weise ab, wie man einen Regenmantel auszieht, und zieht einen neuen Körper an, wie man einen neuen Regenmantel anzieht." {{Lit|GA 93, S 104f}}
solche, die waschen sich selten die Hände. Nun, in gewisser Beziehung
ist ein gewaltiger Unterschied zwischen den einen und den anderen.
Der Mensch ist hinsichtlich seiner verschiedenen Körperteile tatsächlich
ganz unterschiedlich vom Übersinnlichen durchdrungen. So sind
zum Beispiel nicht Brust und Oberschenkel in gleicher Weise vom
Ätherleib durchdrungen wie die Hände. Gerade von den Fingern aus
gehen mächtige Strahlen des Ätherleibes. Weil das bei den Händen so
ist, können wir gerade in den Händen ein wunderbar intimes Verhältnis
zum äußeren Leben entwickeln. Die Menschen, die sich oft die
Hände waschen, stehen in feinerer Beziehung zu ihrer Umgebung,
sind in feinerer Weise empfänglich für ihre Umgebung, weil durch
den im Blut materialisierten Geist die Wirkung ausgeübt wird, daß der
Mensch in seinen Händen sensitiver wird. Dickhäuter in bezug auf die
äußere Welt waschen sich nicht oft die Hände. Sehen Sie, wie wenig
solche robusten Leute zugänglich sind für die Eigentümlichkeiten ihrer
Mitmenschen, während die, welche sich öfter die Hände waschen,
geistig in ein intimeres Verhältnis zur Umwelt treten. Würde ein
Mensch versuchen, an einer anderen Stelle dasselbe bewirken zu wollen,
zum Beispiel an den Schultern, so würde sich zeigen, daß er, wenn
er diese auch so viel waschen würde, neurasthenisch werden würde.
Was den Händen gesund ist, ist den Schultern nicht gesund. Der Mensch
ist so organisiert, daß er dieses intime Verhältnis zur Umwelt durch
die Hände einzugehen vermag." {{Lit|{{G|127|110}}}}
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== Der Kohlenstoff als physische Grundlage der Ich-Entwicklung des Menschen ==
=== Die Trennung von Sonne, Mond und Erde ===
Am Beginn der [[Erdenentwicklung]], noch lange vor der [[Lemurische Zeit|lemurischen Zeit]], in die der [[Sündenfall]] fällt, waren [[Sonne]], [[Mond]] und [[Erde (Planet)|Erde]] noch ein gemeinsamer Himmelskörper, in dem die Menschenvorfahren gemeinsam mit den Wesenheiten der höheren [[Hierarchien]] lebten. Durch die verhärtenden Monden- und Erdenkräfte fanden die höheren Hierarchien aber bald nicht mehr die geeigneten Bedingungen, um in ihrer geistigen Entwicklung genügend rasch voranzuschreiten. Je dichter und spröder die Stofflichkeit ist, in der ein geistiges Wesen leben muss, umso mehr wird es in seiner geistigen Entwicklung zurückgehalten. Das ist die eine Seite; anderseits ist aber auch eine gewisse Dichte der Stofflichkeit notwendig, damit sich das Bewusstsein in rechter Weise entfalten kann. Je freier und unabhängiger ein geistiges Wesen werden soll, umso tiefer muss es in die dichteste Materie herabsteigen. Gerade das, was durch die eigenen geistigen Kräfte nicht oder nur schwer umgeformt werden kann, bildet gleichsam den notwendigen Spiegel, in dem sich das geistige Wesen selbst betrachten und sich seiner eigenen geistigen Kräfte bewusst werden kann. Jedes geistige Wesen bedarf eines ganz bestimmten Verhältnisses zwischen den bewusstseinsschaffenden materiellen und den geistbefreienden ätherischen Kräften, um sich in rechter Weise entwickeln zu können. Die höheren Hierarchien konnten in dem gemeinsamen, aus Sonne, Mond und Erde bestehenden Himmelskörper solche geeigneten Bedingungen nicht mehr finden. Unter der Führung des [[Christus]] zogen die höheren Hierarchien die feinsten Substanzen mit der Sonne heraus und schufen sich dadurch einen ihnen angemessenen Wohnsitz. Zurück blieb die Erde mit den noch darin befindlichen Mondenkräften. In dieser Welt lebte der Mensch in der Zeit vor dem Sündenfall.
=== Der Mondenaustritt und die Entstehung des Mineralreichs ===
Solange der Mond noch mit der Erdenwelt verbunden war, schritt die Verhärtung der Erde immer weiter fort. Die Erde wurde immer mehr zu einer zähflüssigen amorphen glasartigen Masse. Diese erstarrende Flüssigkeit war das materielle Abbild der dahinter wirkenden niederen [[begierde]]haften [[Astral]]kräfte des Mondes. Diese niedern Astralkräfte wirkten verdunkelnd auf das Geistige, das nun nur mehr sehr begrenzt in die Erdenwelt hereinwirken konnte. Für den [[Mensch]]en wurde es, wie schon früher beschrieben, immer schwerer, sich hier zu verkörpern. Und das, obwohl der Mensch damals, als er sich ja noch im [[Paradies]]eszustand befand, noch gar nicht einmal bis zum flüssigen Element herabgestiegen war, sondern nur bis zum Luftelement herunterreichte. Aber auch dieses war schon zu stark von den erstarrenden Mondenkräften erfasst.
Von einer eigentlichen irdischen [[Verkörperung]] des Menschen konnte damals noch nicht gesprochen werden, denn das feste Erdelement, das für eine irdische [[Inkarnation]] im eigentlichen Sinn nötig ist, gab es damals noch gar nicht. Der Mensch konnte zu dieser Zeit auch noch nicht sein eigenständiges Ich entfalten. Es lebte zwar der göttliche Ich-Funke in ihm, indem die 7 [[Elohim]] ihr [[Ich]] hingeopfert an die Menschheit hatten, aber das war eben noch kein individuelles Ich für jeden einzelnen Menschen, sondern es lebten in der gesamten Menschheit zunächst nur die 7 Facetten des göttlichen Ich-Seins.
=== Der [[Kristallhimmel]] und das [[Mineralreich]] ===
Mit dem Heraustritt des Mondes geschah eine gewaltige Umgestaltung der Erdenwelt. Jetzt erst entstand mit dem kristallinen [[Erdelement]] die höchste Ausprägung des [[Mineralreich]]s und jetzt erst begannen die wirklich irdischen Verkörperungen des Menschen – und jetzt erst wurde es möglich, dass jeder Mensch beginnen konnte, sein individuelles Ich zu entwickeln.
Das kristalline Erdelement ist ganz anders geartet als die erstarrende zähflüssige Mondensubstanz, die es bis dahin gegeben hatte. Die nun entstehende kristalline Erdensubstanz ist zwar härter und dichter als die alte mondenhafte Materie, aber sie ist völlig offen und durchsichtig für höchste geistige Kräfte, die aus kosmischen Bereichen kommen, die weit über die Grenzen unseres [[Planetensystem]]s hinausreichen in die Region des [[Tierkreis]]es, ja die letztlich sogar aus Bereichen kommen, die überhaupt jenseits von [[Raum]] und [[Zeit]] liegen. In den mittelalterlichen Mysterien sprach man zurecht vom [[Kristallhimmel]], der die Grenze zur überräumlichen und überzeitlichen Welt bildet.


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"Und es ist auch eine Tatsache,
"Wenn hier wiederholt von „Kristallkräften des Kosmos” gesprochen wurde, so waltet dabei die Anschauung, wie die im mineralischen Kristall zur sichtbaren Offenbarung kommenden Raumeskräfte und Formkräfte als übersinnliche Kraftwesenheit und Lichtwesenheit in einer höheren Daseinsebene existieren. Im Hannoverer Zyklus „[[GA 134|Die Welt der Sinne und die Welt des Geistes]]” wird geschildert, wie da, wo jene Ur-Kristall-Wesenheit in die Leere, in das „Jungfräuliche der Welt” hinein zerbirst oder zersprüht, das Physisch-Mineralische, wie mineralische Materie da entsteht. (Beim Zerbersten ins Ätherische und Astralische des Kosmos entsteht pflanzliche bzw. tierische Materie.) Wird dabei etwas von den übersinnlichen Formkräften gleichsam ins Sichtbare mitgenommen, so entsteht das Wunder des mineralischen Kristalls. Der hier von Rudolf Steiner gebrauchte Ausdruck „das Jungfräuliche der Welt”, für das Geheimnis der ursprünglichen, noch nicht stofflich erfüllten Raumeswelt, erinnert uns wieder an den „Stein der Weisen” des [[Novalis]] und das mit ihm sich berührende, im Eingang dieser Betrachtung erwähnte „jungfräuliche Geheimnis der Stoffeswelt”. Der in der Anthroposophie immer betonte Zusammenhang der Kristallkräfte, des Mineralischen überhaupt, mit dem oberen (überplanetarischen oder übersaturnischen) Sternhimmel — in einer älteren Geheimlehre sprach man noch vom „Kristallhimmel” — ist auch für die Alchymie von Bedeutung." {{Lit|Beckh S 21}}
daß es Menschen gibt, die sich oft und gern die Hände waschen, und
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auch wieder solche, die dies weniger gern tun. Eine solche Tatsache,
 
die scheinbar recht trivial ist, hängt wirklich mit den höchsten Erkenntnissen
Diese kristallbildenden Kräfte sind eng verwandt mit den [[Ich]]-Kräften, die sich die Menschen von nun an immer mehr zueigen machen konnten.
zusammen. Wenn der Hellseher die Hände des Menschen
ansieht, sind sie tatsächlich wunderbar verschieden von allen
andern Gliedern, selbst vom Gesicht. Aus den Fingern gehen hervor
und leuchten weit hinein in den umliegenden Raum strahlende Gebilde
des Ätherleibes, die sich bald glimmend, schwach, bald stechend in
den Raum hineinerstrecken. Je nachdem der Mensch froh oder betrübt
ist, strahlen seine Finger verschieden aus, und anders strahlt der
Handrücken aus und anders die innere Handfläche. Und für den, der
geistig zu beobachten versteht, ist die Hand, allerdings mit ihrem
Ätherteil und ihrem astralischen Teil, ein ganz wunderbares Gebilde.
Alles aber in unserer Umgebung, wenn es auch Stoff ist, ist die Offenbarung
des Geistes. Stoffliches ist so zum Geistigen zu denken wie
Eis zum Wasser; es ist aus dem Geistigen herausgebildet. Wenn Sie
wollen, sagen Sie, es ist verdichteter Geist. Treten wir also zu irgendeinem
Stoffe in eine Beziehung, so treten wir zu dem Geistigen in
dem Stoffe in eine Beziehung. Alle unsere Berührung mit dem Stoffe
ist in Wahrheit, soweit es Stoffliches ist, Maya. In Wahrheit ist es der
Geist, mit dem wir in irgendeine Beziehung kommen.


Die Art und Weise nun, wie wir mit dem Geiste im Wasser in
=== Der Kohlenstoff – der Stein der Weisen ===
Beziehung kommen, wenn wir unsere Hände waschen, ist so, daß
[[Bild:Koh-i-noor-diamant.jpg|thumb|Der [[Wikipedia:Koh-I-Noor|Koh-I-Noor]] („Berg des Lichts“), ein knapp 110-karätiger Diamant, ist heute Teil der Britischen Kronjuwelen.]]
man sagen muß, wenn man feinsinnig das Leben zu beobachten
Damit der [[Mensch]] sein [[Individuum|individuelles]] [[Ich]] entwickeln konnte, bedurfte er eines [[Physischer Leib|physischen Leibes]], der für die kosmischen kristallisierenden Kräfte in höchstem Maße offen war. Eine zentrale Rolle spielt dabei der [[Kohlenstoff]], das wunderbarste aller chemischen Elemente. Der Kohlenstoff kann eine solche Fülle verschiedenster chemischer Verbindungen eingehen wie kein anderes chemisches Element. Dadurch ist die Möglichkeit gegeben, dass der physische Leib des Menschen bis hinein in die Substanzen, die ihn erfüllen, immer individueller durchgestaltet wird.
versteht, daß es einen großen Einfluß hat auf die Gesamtstimmung
des Menschen, wie oft er sich die Hände wäscht. Es gibt Naturen,
die eine gewisse Vorliebe dafür haben, sich die Hände zu waschen;
die können gar nicht anders, wenn irgendein Schmutz an den Händen
sein könnte, als ihn wegzuwaschen. Das sind diejenigen Naturen,
die in einer ganz bestimmten Weise eine gewisse Beziehung
haben - oder bekommen - namentlich zu ihrer Umgebung. Die
beschränkt sich dann nicht bloß auf das Stoffliche, sondern es ist,
wie wenn feine Kräfte im Stoffe anfingen auf den Menschen zu
wirken, wenn er so die geschilderte Beziehung zwischen seinen
Händen und dem Element des Wassers herstellt. Solche Menschen
werden uns schon im Leben zeigen, daß sie in einer gewissen Weise
- und zwar im gesunden Sinne - sensiblere, sensitive Naturen werden,
feiner beobachten zum Beispiel, wenn ein Mensch mit brutalem
Sinn oder mit gutem Gemüt in ihrer Nähe steht, während
Menschen, welche Schmutz an ihren Händen dulden, tatsächlich
auch im Leben gröbere Naturen sind und in der Tat zeigen, daß sie
zwischen sich und den intimeren Beziehungen in ihrer Umgebung
etwas wie Wände aufrichten. Es ist das so, und Sie können es selbst,
wenn Sie wollen, ethnographisch beobachten. Gehen Sie durch die
Länder und versuchen Sie die Menschen zu beobachten. Es gibt die
Möglichkeit zu sagen, es werden da oder dort mehr die Hände
gewaschen. Untersuchen Sie, wie die Beziehungen zwischen den
Menschen sind, wie ganz anders Freund zum Freunde, Bekannter
zum Bekannten steht in Gegenden, wo die Hände mehr gewaschen
werden, als in Gegenden, wo die Menschen eine Mauer aufrichten
dadurch, daß sie weniger oft die Hände waschen.


Diese Dinge gelten wie ein Naturgesetz. Andere Verhältnisse können
Zurecht nimmt der Kohlenstoff im Periodensystem der chemischen Elemente eine zentrale Stellung ein. In gewissem Sinn sind alle anderen chemischen Elemente als Modifikationen, als Variationen des Kohlenstoffs aufzufassen. Es ist hier nicht der Platz, dieses Thema ausführlicher zu behandeln, nur eine kurze Andeutung soll gegeben werden. So hat der Graphit beispielsweise metallischen Charakter, ist glänzend wie die Metalle und leitet den elektrischen Strom. Während aber dem Graphit nur die aller niedersten astralen Kräfte entsprechen, hängen die anderen Metalle, namentlich die sog. [[Planetenmetalle]], mit stufenweise höheren astralen Kräften zusammen, die den verschiedenen [[Planetensphären]] entsprechen: Das flüssige Quecksilber mit der Merkursphäre, das rötliche Kupfer mit der Venus usw. Die verschiedenen Farben der Metalle und Metallverbindungen entstehen dabei letztlich dadurch, dass die reinen kristallisierenden lichtoffenen kosmischen Kräfte durch niedrigere Astralkräfte teilweise verdunkelt werden, so wie [[Goethe]] in seiner [[Farbenlehre]] ja zurecht beschrieben hat, wie die [[Farben]] durch stufenweise Abdunklung des [[Licht]]s entstehen.
das wieder kaschieren. Wenn wir einen Stein durch die Luft
 
werfen, so bildet die Wurflinie eine Parabel. Wird der Stein aber von
[[Bild:Schwarzer-Diamant.jpg|thumb|left|Schwarzer Diamant - Die schwarze Färbung entsteht durch eine Vielzahl fein verteilter kleiner schwarzer Einschlüsse, die meist aus Graphit bestehen.]]
einem Windstoß erfaßt, dann ist die Parabel nicht da. Das zeigt also,
Schon in seinen äußeren mineralischen Erscheinungen zeigt der Kohlenstoff, dass seine Gestaltbarkeit von der niedersten mondenhaften Materie bis hin zur völlig geistoffenen Substanz reicht. Der schmutzige, schmierige Graphit steht am untersten Ende dieser Substanzreihe und der lichtoffene [[Diamant]] am obersten. Es gibt aber auch farbige Diamanten. Die Farben sind aber nicht, wie bei den meisten [[Mineral]]ien, durch [[metall]]ische Verunreinigungen bedingt, sondern entstehen oft durch Einschlüsse von [[Stickstoff]], dem materiellen Repräsentanten der [[astral]]en Kräfte, aber auch durch Kristallbaufehler. Braune Farbtöne treten dabei am häufigsten auf, aber es gibt gefärbte Diamanten in allen [[Regenbogenfarben]]. Sogar schwarze Diamanten gibt es, deren Schwärzung durch Graphiteinschlüsse entsteht.
daß man die Methodik kennen muß, um gewisse Verhältnisse richtig
 
zu beobachten. - Aber woher kommt das? Das kommt davon her,
In der Kristallstruktur des lupenreinen Diamanten zeigt sich gleichsam ein mineralisches Abbild der höchsten Ich-Kräfte, währen der dunkle, metallisch glänzende Graphit ein treffendes Bild der niedersten begierdenhaften Seelenkräfte ist. Die beinahe unzerstörbar scheinende feste Raumesgestalt des Diamanten ist ein irdisches Abbild der Ewigkeit, der Welt der Zeitlosigkeit und Dauer; der bewegliche, gleitfähige [[Graphit]], der aufgrund dieser Eigenschaft sogar ein perfektes Schmiermittel ist, bildet hingegen die Welt der Zeitlichkeit, der irdischen Vergänglichkeit ab.
daß sich dem hellseherischen Bewußtsein zeigt, wie das Geistig-Seelische
 
fein die Hände durchdringt. Das ist sogar in solchem Maße der
Die Aufgabe des Menschen im Laufe seiner wiederholten irdischen Inkarnationen besteht darin, gleichsam seine physische Leibessubstanz von ihrer ursprünglich graphitartigen Natur immer mehr zu einem diamantartigen Zustand zu veredeln, indem er die Stoffe, die seinen Leib erfüllen, immer mehr mit seiner individuellen Ich-Kraft durchdringt. In dem der Mensch das tut, bereitet er den "Stein der Weisen".
Fall, daß insbesondere eine Beziehung des Wassers zu den Händen
hergestellt wird. Für das menschliche Antlitz ist das schon weniger
der Fall, und am wenigsten für die andern Teile der menschlichen
Körperoberfläche. Das ist nun aber nicht so zu verstehen, daß es etwa
eine Opposition gegen alles Baden und Waschen darstellen sollte,
sondern es soll mehr ein Licht werfen auf die entsprechenden Verhältnisse." {{Lit|{{G|124|138ff}}}}
</div>


== Literatur ==
==Literatur==
#Hermann Beckh: ''Alchymie. Vom Geheimnis der Stoffeswelt.'', Rudolf Geering Verlag, Goetheanum Dornach, 1987, ISBN 3-7235-0429-9
#Hans Biedermann: ''Lexikon der magischen Künste'', VMA-Verlag, Wiesbaden 1998, ISBN 3-928127-59-4
#George Ripley: ''Liber Duodecim Portarum.'' In: ''Theatrum Chemicum''. Straßburg 1659. Bd. III. S. 797 ff.
#Rudolf Steiner: ''Die Tempellegende und die Goldene Legende'', [[GA 93]] (1982), Berlin, 16. Dezember 1904
#Rudolf Steiner: ''Vor dem Tore der Theosophie'', [[GA 95]] (1978), Dreizehnter Vortrag, Stuttgart, 3. September 1906
#Rudolf Steiner: ''Das esoterische Christentum und die geistige Führung der Menschheit'', [[GA 130]] (1995)


#Rudolf Steiner: ''Exkurse in das Gebiet des Markus-Evangeliums'', [[GA 124]] (1995), ISBN 3-7274-1240-2 {{Vorträge|124}}
{{Vorlage:GA}}
#Rudolf Steiner: ''Die Mission der neuen Geistesoffenbarung'', [[GA 127]] (1989), ISBN 3-7274-1270-4 {{Vorträge|127}}
#Rudolf Steiner: ''Okkultes Lesen und okkultes Hören'', [[GA 156]] (1987), Vierter Vortrag, Dornach, 6. Oktober 1914
#Rudolf Steiner: ''Erdensterben und Weltenleben'', [[GA 181]] (1967), Berlin, 12. März 1918
#Rudolf Steiner: ''Zur Geschichte und aus den Inhalten der erkenntniskultischen Abteilung der esoterischen Schule 1904 - 1914'', [[GA 265]], Berlin, 16. Dezember 1911


{{GA}}
== Weblinks ==
# [http://connect.to/christian-rosenkreutz Christian Rosenkreutz] - eine umfangreiche Materialsammlung unter besonderer Berücksichtigung der Angaben Rudolf Steiners
# [http://digicoll.library.wisc.edu/cgi-bin/HistSciTech/HistSciTech-idx?type=header&id=HistSciTech.GeheimeFiguren Geheime Figuren der Rosenkreuzer, aus dem 16ten und 17ten Jahrhundert] (1785)
# [[Bild:Adobepdf_small.gif]] [http://www.anthrowiki.info/jump.php?url=http://www.anthrowiki.info/ftp/bibliothek/alchemie/Geheime_Figuren_der_Rosenkreuzer.pdf Geheime Figuren der Rosenkreuzer, aus dem 16ten und 17ten Jahrhundert] (1785) als PDF-Dokument (ca. 15 MB)
# [[Bild:Adobepdf_small.gif]] [http://www.anthrowiki.info/jump.php?url=http://www.anthrowiki.info/ftp/bibliothek/alchemie/Fama_Fraternitatis.pdf Fama Fraternitatis]
# [[Bild:Adobepdf_small.gif]] [http://www.anthrowiki.info/jump.php?url=http://www.anthrowiki.info/ftp/bibliothek/alchemie/Confessio_Fraternitatis.pdf Confessio Fraternitatis]
#[[Bild:Adobepdf_small.gif]] [http://www.anthrowiki.info/jump.php?url=http://www.anthrowiki.info/ftp/bibliothek/alchemie/Johann_Valentin_Andreae_Chymische_Hochzeit_Christiani_Rosencreutz_Anno_1459.pdf Johann Valentin Andreae: ''Chymische Hochzeit des Christiani Rosencreutz Anno 1459'']
#[[Bild:Adobepdf_small.gif]] [http://www.anthrowiki.info/jump.php?url=http://www.anthrowiki.info/ftp/anthroposophie/Rudolf_Steiner/DIE_CHYMISCHE_HOCHZEIT_DES_CHRISTIAN_ROSENKREUTZ.pdf Rudolf Steiner: ''Die Chymische Hochzeit des Christian Rosenkreutz'']
#[http://www.hermetik.ch/ath-ha-nour/site/hermetikfamaanalyse.htm Eine Analyse der Fama Fraternitatis]
#[http://www.rosenkreuzer-orden.org/html/rosenkreuzer-archiv/die-symbolische-geschichte-der-rosenkreuzer.html Die symbolische Geschichte der Rosenkreuzer]
#[[Bild:Adobepdf_small.gif]] [http://www.anthrowiki.info/jump.php?url=http://www.anthrowiki.info/ftp/bibliothek/alchemie/CABALA_MINERALIS_Text.pdf Cabala mineralis] - ein in Bildern dargestellter Weg zur Bereitung des ''Steins der Weisen''.
# [http://www.lichtdernatur.de/dest/dest.html Die Kunst des Destillierens]
# [http://www.hermetik.ch/eidolon/ Eidolons Alchemie] ausführliche Infos zur Alchemie und ein Lexikon mit mehr als 1400 Stichworten


[[Kategorie:Mensch]][[Kategorie:Organismus]] [[Kategorie:Anatomie]]
[[Kategorie:Alchemie]] [[Kategorie:Schulungsweg]]

Version vom 26. Dezember 2010, 15:15 Uhr

Datei:Lapis philosophorum.jpg Den Stein der Weisen (lat. Lapis philosophorum, arab.  الإكسير , El Iksir, von griech. xerion = Stein, wovon sich das dt. Wort „Elixier“ ableitet), die große Tinktur (lat. tingo, färben), zuzubereiten, ist das Opus Magnum, das Ziel und Meisterstück der alchemistischen Arbeit, durch die die rohe, zwar ursprünglich jungfräuliche, aber durch den Sündenfall verdorbene prima materia zur reinen, vollkommen durchgeistigten ultima materia, eben dem Stein der Weisen, veredelt werden soll. Der Stein der Weisen wird oft auch bezeichnet als: Roter Löwe (Roter Leu), Roter Drache, Großes Elixier oder Rotes Elixir, Magisterium, Rote Tinktur, Panazee des Lebens, Astralstein oder Philosophischer Stein. Der Schlüssel zur Bereitung des Steins der Weisen soll nach alchemistischer Tradition bereits in den 13 Absätzen der Tabula Smaragdina des Hermes Trismegistos gegeben sein.

Die geistigen Hintergründe der alchemistischen Arbeit

Die Zubereitung des Steins der Weisen ist nicht, wie es oft missverständlich aufgefasst wird, primär auf bestimmte Hantierungen mit äußeren Substanzen ausgerichtet, sondern bedeutet vielmehr eine schrittweise zu entwickelnde geistige Arbeit, die einmal zur völligen Vergeistigung des physischen Leibes führen soll. Allerdings war die äußere alchemistische Arbeit dabei eine wichtige und notwendige Hilfe, um die inneren Wandlung herbeizuführen, und umgekehrt sollte die dadurch errungene geistige Kraft auf die äußeren Substanzen, mit denen man arbeitete, veredelnd zurückwirken. Wahre Alchemie berücksichtigt immer beide Aspekte: die praktische Experimentierkunst und den damit verbundenen geistigen Schulungsweg.

Das Opus Magnum

Durch die alchemistischen Prozeduren des Opus Magnum sollte der grüne Löwe, die ungeläuterte prima materia, in den roten Löwen, den Stein der Weisen, verwandelt werden.

Die Bereitung des Steins der Weisen verläuft über vier grundlegende Stufen, die mit den vier Elementen Erde, Wasser, Luft und Feuer korrespondieren, die durch die Aufnahme der quinta essentia, der Ätherkräfte, schrittweise vergeistigt werden sollen.

Der Ausgangsstoff für den ganzen Prozess ist die prima materia, der noch ungeläuterte Stoff, der oft auch als Jungfernerde oder grüner Löwe oder grüner Drache bezeichnet wird. Um welchen konkreten Stoff es sich dabei handelt, wird meist nicht gesagt. Die Schwärzung (lat. nigredo, griech. melanosis) dieses Urstoffes bildete den ersten Schritt des Großen Werkes. Als Symbol steht dafür der Rabe. Durch die fortgesetzte Läuterung des Stoffes wurde zunächst die Weißung (lat. albedo, griech. leukosis), bei der sich symbolisch der Rabe zur weißen Taube verwandelt, und dann die Gelbung (lat. citrinitas, griech. xanthosis) erreicht. Misslang die Gelbung, so stellte sich die vielfarbige cauda pavonis, der sog. Pfauenschwanz, ein. Die letzte und höchste Stufe war die Rötung (lat. rubedo, griech. iosis). Der Stoff rötet sich und wütet als roter Drache gegen sich selbst, bis er sich in Blut verwandelt, was anzeigt, dass der Verwandlungsprozess gelungen ist. Der so gewonnene Stein der Weisen ist nach der Beschreibung des Paracelsus leuchtend rubinfarbig, durchsichtig und sehr schwer. Darstellungen aus dem späteren Mittelalter lassen vielfach die Stufe der Gelbung aus, so dass man es dann nur mehr mit der Trias von nigredo, albedo und rubedo zu tun hat.

In der Praxis verlief das alchemistische Magisterium zumeist über mehr als vier Stufen, da vorbereitende Arbeiten und auch gewisse Zwischenschritte notwendig waren. Die Zahl und Abfolge dieser Schritte variiert bei den verschiedenen Autoren. Alchemie ist eben keine abstrakte Wissenschaft, sondern eine individuell zu handhabende Kunst. Basilius Valentinus und Paracelsus sprechen, wie auch viele andere Autoren, von sieben Schritten, die mit den sieben Planeten zusammenhängen. Im Rosarium Philosophorum des Arnaldus de Villanova wird die Zubereitung des Steins der Weisen in 10 Stufen beschrieben und George Ripley (1659) nennt sogar 12 Stufen, die ihre deutliche Entsprechung in den zwölf Bildern des Tierkreises haben. In allen Fällen war man sich bewusst, dass der kosmische Einfluss auf die Wandlung der irdischen Stoffe sehr bedeutsam ist. Das Opus Magnum kann nur gelingen, wenn es zur rechten Zeit, d.h. unter einer geeigneten kosmischen Konstellation, ausgeführt wird.

Typische Arbeitsschritte waren:

Der grüne Drache, d.h. die rohe prima materia, wird durch ein antithetisches Paar überwältigt und fixiert.
  1. calcinatio: Durch längeres Erhitzen wird die Ausgangssubstanz oxidiert und pulversisiert.
  2. solutio: Die Substanz wird aufgelöst oder, beispielsweise durch Schmelzen, verflüssigt (liquefactio), wobei ein sogenanntes Mercurialwasser entsteht.
  3. mortificatio und putrefactio: Damit die Substanz später erneuert werden kann, muss sie zuvor getötet, d.h. vom Geist befreit, und zur Verwesung gebracht werden. Man lässt dazu für längere Zeit, meist 40 Tage, die Substanz im Bauch der Erde verwesen, wie einen Leichnam im Grab, der zur Mutter Erde zurückkehrt. Die rohe Stoff muss zuerst sterben und den in ihm waltenden Geist in seine eigentliche geistige Heimat, die überirdische Welt, entlassen, um später von dort in höherer Gestalt wieder auferstehen zu können. Die eintretende Schwärzung (nigredo), symbolisiert durch den schwarzen Raben, zeigt den Tod des Stoffes an, der damit in den Zustand der prima materia zurückgeführt wurde. Damit die Substanz wieder auferstehen und den in himmlischen Sphären geläuterten Geist empfangen kann, muss sie bis zum Weißen aufgehellt werden. Die Albedo tritt ein, symbolisch dadurch dargestellt, dass sich der schwarze Rabe nun in eine weiße Taube verwandelt. Manchmal wird die allmählich einsetzende Aufhellung auch durch ein Rabenhaupt symbolisiert, das sich weiß färbt.
  4. reductio: Nun muss der bei den vorangegangenen Prozessen verflüchtigte Geist dem aufbereiteten Stoff wieder zurückgegeben werden. Dazu wird die Substanz so lange mit „philosophischer Milch” lacta philosophica genährt, bis sie sich gelb färbt, also die (citrinitas) eintritt. Scheitert diese Prozedur, so zeigt sich die cauda pavonis, der vielfarbige Pfauenschwanz. Die Erscheinung des Pfauenschweifes wird allerdings, sofern er sich nur vorübergehend zeigt, nicht von allen Autoren als negativ beschrieben, sondern wird vielfach auch als notwendiges Durchgangsstadium betrachtet, das anzeigt, dass das Große Werk auf dem rechten Weg ist.
  5. sublimatio: Die Sustanz wird sublimiert und in einem zweiten Gefäß wieder als Feststoff niedergeschlagen und steigert sich dabei in einer sehr heftigen Reaktion zur Röte (rubedo). Sie streitet dabei als roter Drache gegen sich selbst und verwandelt sich in Blut, woran die erfolgreiche Reduktion zu erkennen ist.
  6. coagulatio oder fixatio: der von der Substanz aufgenommene Geist muss nun verdichtet und in der Materie fest verankert (fixiert) werden, womit sich das Grundprinzip der Alchemie zur Läuterung der Substanz, das «solve et coagula» (löse und verdichte), erfüllt. Gelegentlich schließt sich daran noch die fermentatio, bei der durch Zugabe einer sehr geringen Menge Goldes der ganze Prozess beschleunigt wird.
  7. Der Lapis philosophorum, die ultima materia, die meist als schweres, dunkelrot glänzendes Pulver beschrieben und oft als Roter Löwe dargestellt wird, bildet den Endpunkt der Prozedur.
Die Schwarze Sonne - bei den Alchemisten ein Symbol für die nigredo, den Auflösungs- bzw. Absterbensprozess der Materie.

Um mit Hilfe des so gewonnen philosophischen Steins unendle Metalle in Gold zu verwandeln, sind noch weitere Schritte nötig:

  • multiplicatio: Die gewonnene Substanz des Steins der Weisen wird vervielfacht. Raimundus Lullus gibt beispielsweise an, dass man aus einer Unze des lapis aus Quecksilber 1000 Unzen "verdünnter Lapis-Substanz" erzeugen könnte; dieser Vorgang ließe sich dreimal wiederholen und jede Unze des so vervielfältigten lapis würde ausreichen, um 1000 Unzen Quecksilber in lauteres Gold zu verwandeln. (Lit.: Biedermann, S 360)
  • projectio oder Tingierung: der pulverisierte Lapis wird in das verflüssigte unedle Metall eingestreut und dieses zu Gold transmutiert.

Nach einer anderen Darstellung sind ebenfalls sieben Stufen in folgender Reihung zu durchlaufen:

  1. Calcinatio (Verkalkung),
  2. Sublimatio (Erhöhung),
  3. Solutio (Auflösung),
  4. Putrefactio (Fäulung),
  5. Destillatio, (Zertriefung),
  6. Coagulatio (Gerinnung) und
  7. Tinctura (Anstrich) (Lit.: Biedermann, S 407)

Das Opus minus

Durch das Opus minus, das Kleine Werk, das viele Verfahrensschritte mit dem Opus Magnum gemein hat, wurde der silbermachende Stein gewonnen.

Der Baum des Lebens und die Wirksamkeit des Lebensäthers

Die "quinta essentia", der Lebensäther und der Baum des Lebens

Der Hermaphrodit als alchemistisches Symbol für den Stein der Weisen. Der rote Flügel symbolisiert das Große Werk (Opus Magnum), im Zuge dessen unedle Metalle zu Gold verwandelt wurden; der weiße Flügel bezeichnet das Kleine Werk, durch das Silber erzeugt werden sollte.

Von den vier Ätherarten, die Rudolf Steiner beschrieben hat, ist der Lebensäther der höchste. In ihm kulminieren jene Kräfte, die auch als der Baum des Lebens bezeichnet werden. Der Baum des Lebens umfasst, wie Rudolf Steiner gezeigt hat, die beiden höchsten Ätherarten, also den Klangäther und den Lebensäther. Der Lebensäther ist erst im Zuge unserer Erdentwicklung entstanden; die anderen Ätherarten, der Wärme-, Licht- und Klangäther, wurden bereits auf früheren Verkörperungen unserer Erde gebildet. Der Klangäther, der auf dem alten Mond entstanden ist, wirkt vor allem im Wasserelement, und ist die eigentlich ordnende Kraft in allen chemischen Verwandlungsprozessen. Die moderne Quantenmechanik gibt uns ein, freilich sehr abstraktes, Bild dieser ordnenden Kräfte. Der Lebensäther wirkt darüber hinaus unmittelbar gestaltend bis in das feste Erdelement hinein, das ebenfalls erst auf der Erde gebildet wurde. Mit diesen Lebensätherkräften, die den Klangäther durchwirken, hat es der Alchemist vorwiegend zu tun und wenn er von der quinta essentia spricht, die zwar prinzipell alle vier Ätherkräfte umfasst, so meint er doch vor allem die vereinigten Kräfte des Lebensäthers und des Klangäthers. Darauf hat auch Hermann Beckh sehr deutlich hingewiesen:

"Chymische Ausdrücke, wie „Stein der Weisen”, „Tinktur” erscheinen in älterer Literatur häufig als Bilder da, wo von Läuterung und Vergeistigung des Irdischen und Menschlichen die Rede ist. Zum Sprachgebrauch ist dabei hinzuzufügen, daß die beiden angeführten Worte nicht immer dasselbe bedeuten. So ist „Stein der Weisen" gewöhnlich die verwandelnde „Tinktur”, das Endprodukt des „chymischen Prozesses". Zuweilen aber auch die Anfangssubstanz, die prima materia, der Ausgangspunkt des chymischen Prozesses, die im Menschen und in der Erde verborgene, im Stofflichen überstofflich waltende geheimnisumwobene Substanz „Jungfernerde”. Jakob Böhme, in dessen chymischem Wortschatz die „Tinktur” eine so bedeutsame Rolle spielt, verwendet dieses Wort nicht nur im Sinne der metallverwandelnden Substanz, sondern bringt es mit dem „jungfräulichen Geheimnis der Stoffeswelt” irgendwie zusammen, und zwar so, daß er mehr die übersinnlich-überstoffliche Seite, die lebensätherische Seite dieses Geheimnisses, wie wir auch sagen können, damit meint, als das schon mehr im Physisch-Stofflichen liegende Anfangsprodukt chymischer Prozesse. An den für die Alchymie so wichtigen Zusammenhang des Lebensäthers als der höchsten der vier Ätherarten mit der festen Erdenstofflichkeit als dem untersten der Elemente — nicht die „Elemente” der heutigen Chemie, sondern eher dasjenige, was der Chemiker und Physiker „Aggregatzustände der Materie” nennen würde, ist hier gemeint — läßt uns die ganze Art, wie Böhme das Wort Tinktur gebraucht, denken. Es steht dieses Geheimnis des Lebensäthers, des Lebens selbst, mit dem der Alchymie in einer innigen Beziehung." (Lit.: Beckh, S 10f)

Der Ätherleib des Christian Rosenkreutz und seine inspirierende Wirkung

Das Verständnis der Lebensätherkräfte wurde den Rosenkreuzern durch die inspiriende Wirkung des Ätherleibs von Christian Rosenkreutz erleichtert. Diese inspiriende Wirkung ist auch da, und dann vielleicht sogar besonders stark, wenn Christian Rosenkreutz gerade nicht auf Erden verkörpert ist:

"Eine ganz neue Weltbetrachtung konnte man beginnen, dank den Ausstrahlungen des wunderbaren Ätherleibes des Christian Rosenkreutz. Was nun bis zu unserer Zeit von den Rosenkreuzern gearbeitet wurde, ist äußere und innere Arbeit. Die äußere Arbeit hatte den Zweck, das, was hinter der Maja der Materie liegt, zu ergründen. Man wollte die Maja der Materie untersuchen. Dem gesamten Makrokosmos liegt ebenso ein Äther-Makrokosmos, ein Ätherleib zugrunde, wie der Mensch einen Ätherleib hat. Es gibt einen gewissen Grenzübergang von der gröberen zur feineren Substanz. Richten wir unsern Blick auf die Grenze zwischen physischer und ätherischer Substanz. Dem, was zwischen der physischen und der ätherischen Substanz liegt, ist nichts anderes auf der Welt ähnlich. Es ist weder Gold noch Silber, noch Blei, noch Kupfer. Da haben wir etwas, was nicht mit irgendeiner anderen physischen Substanz vergleichbar wäre, sondern es ist die Essenz von allem. Wir haben da eine Substanz, die in allen anderen physischen Substanzen enthalten ist, so daß die anderen physischen Substanzen als Modifikationen dieser einen Substanz betrachtet werden können. Diese Substanz hellseherisch anzuschauen, war das Bestreben der Rosenkreuzer. Sie sahen die Vorbereitung, die Ausbildung eines solchen Schauens in einer erhöhten Wirksamkeit der moralischen Kräfte der Seele, die dann diese Substanz sichtbar machte. In den moralischen Kräften der Seele erblickten sie die Kraft zu diesem Schauen. Diese Substanz ist von den Rosenkreuzern wirklich geschaut und entdeckt worden. Sie fanden, daß diese Substanz in einer bestimmten Form in der Welt lebt, im Makrokosmos sowie auch im Menschen. Draußen in der Welt, außerhalb des Menschen, verehrten sie sie als das große Gewand, als das Kleid des Makrokosmos. Im Menschen sahen sie sie entstehen, wenn eine harmonische Wechselwirkung zwischen Denken und Wollen vorhanden ist. Sie sahen die Kräfte des Wollens nicht nur im Menschen, sondern auch im Makrokosmos, zum Beispiel im Donner und Blitz. So sahen sie auch die Kräfte des Denkens einerseits in dem Menschen und dann draußen in der Welt, in dem Regenbogen, in der Morgenröte. Die Kraft, solche Harmonie zwischen Wollen und Denken zu erreichen in der eigenen Seele, suchten die Rosenkreuzer in den Ausstrahlungen dieses Ätherleibes des Dreizehnten, des Christian Rosenkreutz.

Es wurde festgesetzt, daß alle Entdeckungen, die sie machten, hundert Jahre lang als Geheimnis bei den Rosenkreuzern bleiben müßten und daß erst dann, nach hundert Jahren, diese Rosenkreuzer-Offenbarungen der Welt gebracht werden dürften. Erst nachdem hundert Jahre darüber gearbeitet worden war, durfte in entsprechender Weise darüber gesprochen werden. So wurde vom siebzehnten bis zum achtzehnten Jahrhundert vorbereitet, was 1785 in dem Werk «Die geheimen Figuren der Rosenkreuzer» zum Ausdruck kam." (Lit.: GA 130, S 65f)

Lebensäther und Kohlenstoff

Geht man von den vier Elementen zu den chemischen Elementen über, so erkennt man, dass die meisten von ihnen unter irdischen Bedingungen als Feststoff vorliegen, also im alchemistischen Sinn als eine Variante des Erdelements aufzufassen sind. Sie erweisen sich damit alle als mehr oder weniger geeignet, die Lebensätherkräfte in den Feinbau ihrer kristallinen Struktur aufzunehmen. Ein chemisches Element nimmt dabei aber eine ganz bevorzugte Stellung ein. Es ist der Kohlenstoff, der wie kein anderes chemisches Element befähigt ist, den Lebensäther aufzunehmen. Darum bildet auch der Kohlenstoff und seine ungezählten Verbindungen die materielle Basis allen irdischen Lebens. Auf die besondere Bedeutung des Kohlenstoffs wird weiter unten noch genauer eingegangen.

Die Läuterung des Astralleibs

Der Lebensäther steht an der Schwelle, wo die Ätherwelt in die Astralwelt, also in die Seelenwelt, übergeht. Tatsächlich überlappen sich sogar die drei niedersten Regionen der Seelenwelt mit den drei obersten Bereichen der physisch-ätherischen Welt (→ Astralwelt). Störungen in der Astralsphäre, wirken dadurch sehr schnell auch in die Welt des Lebensäthers herein. Durch die luziferische Versuchung und den damit verbundenen Sündenfall wurde der Astralleib des Menschen und die ganze Astralsphäre der Erde in Unordnung gebracht. Das konnte nicht ohne Wirkungen für die Ätherwelt bleiben. Wie schon die Genesis schildert, sollte der Mensch von nun an nicht mehr von den Früchten des Baums des Lebens essen, d.h. die Herrschaft über die Lebensätherkräfte verlieren.

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"Die „Geheimwissenschaft” zeigt uns, wie in dem mit dem chemischen oder Klangäther verbundenen Lebensäther das vom Menschen im Sündenfall verlorene höhere Lebenselement liegt, der Baum des Lebens, der dem aus dem Paradies vertriebenen Menschen der Urschöpfung verloren ging. Auch die höhere, chymisch-magische Machtvollkommenheit über das Erdenelement ging damit verloren. So erscheint der über das Geheimnis der Alchymie für den heutigen Menschen gebreitete Schleier als eine mittelbare Folge des Menschheits-Falles. Ins Netz der Wirkungen verstrickt, bleibt da der Mensch dem Ursachengebiet und seiner Beherrschung entrückt. In der niederen Stoffeswelt waltende Mächte haben eine im Reiche der Ursachen, des höheren Äthers einstmals dem Menschen-Ich vorbehaltene Macht an sich zu reißen vermocht. In diese ganzen Weltenzusammenhänge und Menschheitszusammenhänge, in das ganze Geheimnis des Sündenfalles der Menschheit und des durch ihn bewirkten Verlustes gewisser höherer Erkenntnisse und Kräfte läßt uns Jakob Böhme in der Art, wie er von der Tinktur spricht, hineinschauen:

Der Mensch war geschaffen, daß er soll ein Herr der Tinktur sein, und sie war ihm Untertan, er aber wurde ihr Knecht, dazu fremde. Also suchet er nur Gold, und findet Erde; darum, daß er den Geist verließ und ging „mit seinem Geist in die Wesenheit, hat ihn die Wesenheit gefangen und in den Tod geschlossen: daß wie die Tinktur der Erde im Grimm verschlossen liegt, bis ins Gericht Gottes, also auch lieget des Menschen Geist mit im Zorn verschlossen, er gehe denn aus und werde in Gott geboren. (De incamatione Verbi.)

Jakob Böhmes dunkle Worte deuten hin auf den Grund, warum dem Menschengeist, trotz aller Vielseitigkeit naturwissenschaftlicher Erkenntnisse, das eigentliche Naturgeheimnis in solche Fernen gerückt ist, warum das ganze Gebiet von einem so dichten Schleier verhüllt ist, so daß alles Reden von Alchymie heute noch immer fast wie phantastisches Irresein oder Schlimmeres anmutet." (Lit.: Beckh, S 12f)

Damit der Alchemist die Herrschaft über den Lebensäther wiedergewinnen kann, muss er zuvor seinen Astralleib, der seine Jungfräulichkeit, d.h. seine Reinheit, verloren hat, läutern. Und zwar auf solche Weise, dass dabei die dunklen Astralkräfte, die sein Seelenwesen durchziehen, nicht bloß herausgesetzt und der astralen Erdensphäre überantwortet werden, sondern dass sie schöpferisch verwandelt und durchlichtet werden. Dazu muss der Mensch sein höheres Selbst, also das Geistselbst in anthroposophischer Sprechweise, entwickeln. Nur dann beginnt auch die Astralsphäre unserer Erde wieder jungfräulich zu werden - und nur dann ist eine wirksame alchymische Wandlung der Stoffeswelt möglich.

In der christlichen Esoterik wurde der so geläuterte Astralleib stets als die Jungfrau Sophia verehrt. Sie entspricht, allerdings jetzt in christlich verwandelter Form, der «Isis» der ägyptischen Mysterien. Von Goethe wird sie im abschließenden Chorus Mysticus seiner Faust-Dichtung als das Ewig-Weibliche angesprochen, und Jakob Böhme sagt:

"Das ist meine Jungfrau, die ich in Adam hatte verloren, da ein irdisch Weib aus ihr ward. Jetzt habe ich meine liebe Jungfrau aus meinem Leibe wiedergefunden. Nun will ich die nimmermehr von mir lassen. Der Leib ist der Seelen Spiegel und Wohnhaus, und ist auch eine Ursache, dass die pure Seele den Geist verändert, als nach der Lust des Leibes oder des Geistes dieser Welt." (Jacob Boehme: Vierzig Fragen von der Seelen, Frage 7, Abs. 14).

Die Vergeistigung des physischen Leibes

Ein neues geistiges Wesensglied wird sich der Mensch durch die Vergeistigung des physischen Leibes erwerben, das von Rudolf Steiner als Geistesmensch bezeichnet wird und in den morgenländischen Weisheitslehren als Atma bekannt ist. Nicht zufällig ist der Ausdruck Atma mit unserem deutschen Wort Atem verwandt: Die Vergeistigung des physischen Leibes - gleichbedeutend mit der Bereitung des Steins der Weisen - hängt mit der systematischen Schulung des Atemprozesses wesentlich zusammen:

"Um die Wende des 18. zum 19. Jahrhundert sickerte manches über okkulte Entwickelung durch. Da wurde viel von dem Stein der Weisen in öffentlichen Schriften geschrieben, aber man merkt, daß die Verfasser selbst nicht viel davon verstanden, wenn auch alles aus richtiger Quelle stammte. In einer Thüringer Staatszeitung erschien im Jahre 1796 ein Artikel über den Stein der Weisen, in dem unter anderm folgendes gesagt wurde: Der Stein der Weisen ist etwas, das man nur kennen muß, denn gesehen hat es jeder Mensch. Es ist etwas, was alle Menschen eine gewisse Zeit hindurch fast jeden Tag in die Hand nehmen, was man überall finden kann, nur wissen die Menschen nicht, daß es der Stein der Weisen ist. - Das ist eine geheimnisvolle Andeutung : überall soll der Stein der Weisen zu finden sein. Aber diese sonderbare Ausdrucksweise ist wörtlich wahr.

Die Sache ist nämlich so: Wenn die Pflanze ihren Leib bildet, nimmt sie die Kohlensäure auf und behält den Kohlenstoff zurück, aus dem sie sich ihren Körper aufbaut. Mensch und Tier essen nun die Pflanze, nehmen dadurch den Kohlenstoff in sich wieder auf und geben ihn im Atem als Kohlensäure wieder ab. So besteht ein Kreislauf des Kohlenstoffes. In der Zukunft wird es anders sein. Da wird der Mensch lernen, sein Selbst immer mehr zu erweitern und das, was er jetzt der Pflanze überläßt, das wird er selbst einmal zustande bringen. Wie der Mensch durch das Mineral- und Pflanzenreich hindurchgeschritten ist, so schreitet er auch wiederum zurück. Er selbst wird Pflanze, nimmt das Pflanzendasein in sich auf und wird den ganzen Prozeß in sich selbst durchmachen: er wird den Kohlenstoff in sich behalten und bewußt damit seinen Körper aufbauen, wie es heute die Pflanze unbewußt tut. Den notwendigen Sauerstoff bereitet er dann sich selbst in seinen Organen, verbindet ihn mit dem Kohlenstoff zur Kohlensäure und lagert dann in sich selbst den Kohlenstoff wieder ab. Damit kann er also an seinem körperlichen Gerüst selbst fortbauen. Das ist eine große perspektivische Idee der Zukunft. Dann tötet er nichts anderes mehr.

Nun ist bekanntlich Kohlenstoff und Diamant derselbe Stoff. Diamant ist kristallisierter, durchsichtiger Kohlenstoff. Also brauchen Sie nicht zu denken, daß der Mensch später als Schwarzer herumlaufen wird, sondern sein Leib wird aus durchsichtigem, und zwar weichem Kohlenstoff bestehen. Dann hat er den Stein der Weisen gefunden. Er verwandelt seinen eigenen Leib in den Stein der Weisen.

Diesen Prozeß muß derjenige, der sich okkult entwickelt, so viel als möglich vorausnehmen, das heißt er muß seinem Atem die Fähigkeit des Tötens nehmen, er muß ihn so gestalten, daß die ausgeatmete Luft wieder brauchbar wird, so daß er sie immer wieder einatmen kann. Und wodurch geschieht das? Dadurch, daß man in den Atmungsprozeß Rhythmus hineinbringt. Dazu gibt der Lehrer Anweisung. Einatmen, Atemanhalten und Ausatmen, darin muß, wenn auch nur für kurze Zeit, Rhythmus liegen. Mit jedem rhythmisch ausgeatmeten Atemzug wird die Luft verbessert, ganz langsam, aber sicher. Man kann fragen: Was macht das aus? - Hier gilt der Satz: Steter Tropfen höhlt den Stein. Jeder Atemzug ist solch ein Tropfen. Der Chemiker kann das noch nicht nachweisen, weil seine Mittel zu grob sind, um die feinen Stoffe wahrzunehmen, aber der Okkultist weiß, daß dadurch in der Tat der Atem lebensfördernd wird und mehr Sauerstoff enthält als unter gewöhnlichen Umständen. Nun wird aber der Atem gleichzeitig noch durch etwas anderes rein gemacht, nämlich durch Meditieren. Auch dadurch wird, wenn auch nur äußerst wenig, dazu beigetragen, daß die Pflanzennatur wieder hereingenommen wird in die menschliche Natur, so daß der Mensch zu dem Nicht-Toten kommt." (Lit.: GA 95, 13.Vortrag)

Durch die Bereitung des Steins der Weisen kann es dem Adepten tatsächlich gelingen, die Bedeutung des physischen Todes im gewöhnlichen Sinn zu überwinden:

"Der Stein der Weisen hat einen bestimmten Zweck, der von Cagliostro angegeben wurde: er sollte das menschliche Leben auf 5527 Jahre verlängern. Das erscheint dem Freigeist lächerlich. Tatsächlich ist es aber möglich, durch besondere Schulung das Leben ins Unermeßliche zu verlängern dadurch, daß der Mensch lernt, nicht mehr in seinem physischen Körper zu leben. Derjenige, der sich aber vorstellen wollte, daß den Adepten kein Tod im gewöhnlichen Sinne des Wortes treffe, der würde sich etwas Falsches darunter vorstellen. Auch wer glaubt, daß ein Adept nicht von einem Ziegelstein getroffen und erschlagen werden kann, auch der würde sich etwas Falsches vorstellen. Das würde allerdings nur dann gewöhnlich eintreten, wenn der Adept es zuläßt. Nicht um den physischen Tod handelt es sich, sondern um Folgendes. Der physische Tod desjenigen, der für sich selbst den Stein der Weisen erkannt und ihn herauszusetzen verstanden hat, ist für ihn nur ein scheinbares Ereignis. Für die anderen Menschen ist er ein wirkliches Ereignis, das einen großen Abschnitt in seinem Leben bedeutet. Für den, der in der Weise, wie Cagliostro es mit seinen Schülern gewollt hat, es versteht, den Stein der Weisen zu benützen, ist der Tod nur ein scheinbares Ereignis. Er bildet nicht einmal einen besonders wichtigen Abschnitt im Leben; er ist nämlich etwas, was nur für die anderen da ist, die etwa den Adepten beobachten können, und die sagen, daß er stirbt. Er selbst stirbt aber in Wirklichkeit gar nicht. Die Sache ist vielmehr so, daß der Betreffende gelernt hat, überhaupt nicht in seinem physischen Körper zu leben; daß er gelernt hat, alle diejenigen Vorgänge, die im Momente des Todes im physischen Körper plötzlich vor sich gehen, nach und nach während seines Lebens vor sich gehen zu lassen. Es hat sich mit dem Körper des Betreffenden alles schon vollzogen, was sich sonst im Tode vollzieht. Dann ist der Tod nicht mehr möglich, denn der Betreffende hat längst gelernt, ohne den physischen Körper zu leben. Er legt den physischen Körper in ähnlicher Weise ab, wie man einen Regenmantel auszieht, und zieht einen neuen Körper an, wie man einen neuen Regenmantel anzieht." (Lit.: GA 93, S 104f)

Der Kohlenstoff als physische Grundlage der Ich-Entwicklung des Menschen

Die Trennung von Sonne, Mond und Erde

Am Beginn der Erdenentwicklung, noch lange vor der lemurischen Zeit, in die der Sündenfall fällt, waren Sonne, Mond und Erde noch ein gemeinsamer Himmelskörper, in dem die Menschenvorfahren gemeinsam mit den Wesenheiten der höheren Hierarchien lebten. Durch die verhärtenden Monden- und Erdenkräfte fanden die höheren Hierarchien aber bald nicht mehr die geeigneten Bedingungen, um in ihrer geistigen Entwicklung genügend rasch voranzuschreiten. Je dichter und spröder die Stofflichkeit ist, in der ein geistiges Wesen leben muss, umso mehr wird es in seiner geistigen Entwicklung zurückgehalten. Das ist die eine Seite; anderseits ist aber auch eine gewisse Dichte der Stofflichkeit notwendig, damit sich das Bewusstsein in rechter Weise entfalten kann. Je freier und unabhängiger ein geistiges Wesen werden soll, umso tiefer muss es in die dichteste Materie herabsteigen. Gerade das, was durch die eigenen geistigen Kräfte nicht oder nur schwer umgeformt werden kann, bildet gleichsam den notwendigen Spiegel, in dem sich das geistige Wesen selbst betrachten und sich seiner eigenen geistigen Kräfte bewusst werden kann. Jedes geistige Wesen bedarf eines ganz bestimmten Verhältnisses zwischen den bewusstseinsschaffenden materiellen und den geistbefreienden ätherischen Kräften, um sich in rechter Weise entwickeln zu können. Die höheren Hierarchien konnten in dem gemeinsamen, aus Sonne, Mond und Erde bestehenden Himmelskörper solche geeigneten Bedingungen nicht mehr finden. Unter der Führung des Christus zogen die höheren Hierarchien die feinsten Substanzen mit der Sonne heraus und schufen sich dadurch einen ihnen angemessenen Wohnsitz. Zurück blieb die Erde mit den noch darin befindlichen Mondenkräften. In dieser Welt lebte der Mensch in der Zeit vor dem Sündenfall.

Der Mondenaustritt und die Entstehung des Mineralreichs

Solange der Mond noch mit der Erdenwelt verbunden war, schritt die Verhärtung der Erde immer weiter fort. Die Erde wurde immer mehr zu einer zähflüssigen amorphen glasartigen Masse. Diese erstarrende Flüssigkeit war das materielle Abbild der dahinter wirkenden niederen begierdehaften Astralkräfte des Mondes. Diese niedern Astralkräfte wirkten verdunkelnd auf das Geistige, das nun nur mehr sehr begrenzt in die Erdenwelt hereinwirken konnte. Für den Menschen wurde es, wie schon früher beschrieben, immer schwerer, sich hier zu verkörpern. Und das, obwohl der Mensch damals, als er sich ja noch im Paradieseszustand befand, noch gar nicht einmal bis zum flüssigen Element herabgestiegen war, sondern nur bis zum Luftelement herunterreichte. Aber auch dieses war schon zu stark von den erstarrenden Mondenkräften erfasst.

Von einer eigentlichen irdischen Verkörperung des Menschen konnte damals noch nicht gesprochen werden, denn das feste Erdelement, das für eine irdische Inkarnation im eigentlichen Sinn nötig ist, gab es damals noch gar nicht. Der Mensch konnte zu dieser Zeit auch noch nicht sein eigenständiges Ich entfalten. Es lebte zwar der göttliche Ich-Funke in ihm, indem die 7 Elohim ihr Ich hingeopfert an die Menschheit hatten, aber das war eben noch kein individuelles Ich für jeden einzelnen Menschen, sondern es lebten in der gesamten Menschheit zunächst nur die 7 Facetten des göttlichen Ich-Seins.

Der Kristallhimmel und das Mineralreich

Mit dem Heraustritt des Mondes geschah eine gewaltige Umgestaltung der Erdenwelt. Jetzt erst entstand mit dem kristallinen Erdelement die höchste Ausprägung des Mineralreichs und jetzt erst begannen die wirklich irdischen Verkörperungen des Menschen – und jetzt erst wurde es möglich, dass jeder Mensch beginnen konnte, sein individuelles Ich zu entwickeln.

Das kristalline Erdelement ist ganz anders geartet als die erstarrende zähflüssige Mondensubstanz, die es bis dahin gegeben hatte. Die nun entstehende kristalline Erdensubstanz ist zwar härter und dichter als die alte mondenhafte Materie, aber sie ist völlig offen und durchsichtig für höchste geistige Kräfte, die aus kosmischen Bereichen kommen, die weit über die Grenzen unseres Planetensystems hinausreichen in die Region des Tierkreises, ja die letztlich sogar aus Bereichen kommen, die überhaupt jenseits von Raum und Zeit liegen. In den mittelalterlichen Mysterien sprach man zurecht vom Kristallhimmel, der die Grenze zur überräumlichen und überzeitlichen Welt bildet.

"Wenn hier wiederholt von „Kristallkräften des Kosmos” gesprochen wurde, so waltet dabei die Anschauung, wie die im mineralischen Kristall zur sichtbaren Offenbarung kommenden Raumeskräfte und Formkräfte als übersinnliche Kraftwesenheit und Lichtwesenheit in einer höheren Daseinsebene existieren. Im Hannoverer Zyklus „Die Welt der Sinne und die Welt des Geistes” wird geschildert, wie da, wo jene Ur-Kristall-Wesenheit in die Leere, in das „Jungfräuliche der Welt” hinein zerbirst oder zersprüht, das Physisch-Mineralische, wie mineralische Materie da entsteht. (Beim Zerbersten ins Ätherische und Astralische des Kosmos entsteht pflanzliche bzw. tierische Materie.) Wird dabei etwas von den übersinnlichen Formkräften gleichsam ins Sichtbare mitgenommen, so entsteht das Wunder des mineralischen Kristalls. Der hier von Rudolf Steiner gebrauchte Ausdruck „das Jungfräuliche der Welt”, für das Geheimnis der ursprünglichen, noch nicht stofflich erfüllten Raumeswelt, erinnert uns wieder an den „Stein der Weisen” des Novalis und das mit ihm sich berührende, im Eingang dieser Betrachtung erwähnte „jungfräuliche Geheimnis der Stoffeswelt”. Der in der Anthroposophie immer betonte Zusammenhang der Kristallkräfte, des Mineralischen überhaupt, mit dem oberen (überplanetarischen oder übersaturnischen) Sternhimmel — in einer älteren Geheimlehre sprach man noch vom „Kristallhimmel” — ist auch für die Alchymie von Bedeutung." (Lit.: Beckh S 21)

Diese kristallbildenden Kräfte sind eng verwandt mit den Ich-Kräften, die sich die Menschen von nun an immer mehr zueigen machen konnten.

Der Kohlenstoff – der Stein der Weisen

Der Koh-I-Noor („Berg des Lichts“), ein knapp 110-karätiger Diamant, ist heute Teil der Britischen Kronjuwelen.

Damit der Mensch sein individuelles Ich entwickeln konnte, bedurfte er eines physischen Leibes, der für die kosmischen kristallisierenden Kräfte in höchstem Maße offen war. Eine zentrale Rolle spielt dabei der Kohlenstoff, das wunderbarste aller chemischen Elemente. Der Kohlenstoff kann eine solche Fülle verschiedenster chemischer Verbindungen eingehen wie kein anderes chemisches Element. Dadurch ist die Möglichkeit gegeben, dass der physische Leib des Menschen bis hinein in die Substanzen, die ihn erfüllen, immer individueller durchgestaltet wird.

Zurecht nimmt der Kohlenstoff im Periodensystem der chemischen Elemente eine zentrale Stellung ein. In gewissem Sinn sind alle anderen chemischen Elemente als Modifikationen, als Variationen des Kohlenstoffs aufzufassen. Es ist hier nicht der Platz, dieses Thema ausführlicher zu behandeln, nur eine kurze Andeutung soll gegeben werden. So hat der Graphit beispielsweise metallischen Charakter, ist glänzend wie die Metalle und leitet den elektrischen Strom. Während aber dem Graphit nur die aller niedersten astralen Kräfte entsprechen, hängen die anderen Metalle, namentlich die sog. Planetenmetalle, mit stufenweise höheren astralen Kräften zusammen, die den verschiedenen Planetensphären entsprechen: Das flüssige Quecksilber mit der Merkursphäre, das rötliche Kupfer mit der Venus usw. Die verschiedenen Farben der Metalle und Metallverbindungen entstehen dabei letztlich dadurch, dass die reinen kristallisierenden lichtoffenen kosmischen Kräfte durch niedrigere Astralkräfte teilweise verdunkelt werden, so wie Goethe in seiner Farbenlehre ja zurecht beschrieben hat, wie die Farben durch stufenweise Abdunklung des Lichts entstehen.

Schwarzer Diamant - Die schwarze Färbung entsteht durch eine Vielzahl fein verteilter kleiner schwarzer Einschlüsse, die meist aus Graphit bestehen.

Schon in seinen äußeren mineralischen Erscheinungen zeigt der Kohlenstoff, dass seine Gestaltbarkeit von der niedersten mondenhaften Materie bis hin zur völlig geistoffenen Substanz reicht. Der schmutzige, schmierige Graphit steht am untersten Ende dieser Substanzreihe und der lichtoffene Diamant am obersten. Es gibt aber auch farbige Diamanten. Die Farben sind aber nicht, wie bei den meisten Mineralien, durch metallische Verunreinigungen bedingt, sondern entstehen oft durch Einschlüsse von Stickstoff, dem materiellen Repräsentanten der astralen Kräfte, aber auch durch Kristallbaufehler. Braune Farbtöne treten dabei am häufigsten auf, aber es gibt gefärbte Diamanten in allen Regenbogenfarben. Sogar schwarze Diamanten gibt es, deren Schwärzung durch Graphiteinschlüsse entsteht.

In der Kristallstruktur des lupenreinen Diamanten zeigt sich gleichsam ein mineralisches Abbild der höchsten Ich-Kräfte, währen der dunkle, metallisch glänzende Graphit ein treffendes Bild der niedersten begierdenhaften Seelenkräfte ist. Die beinahe unzerstörbar scheinende feste Raumesgestalt des Diamanten ist ein irdisches Abbild der Ewigkeit, der Welt der Zeitlosigkeit und Dauer; der bewegliche, gleitfähige Graphit, der aufgrund dieser Eigenschaft sogar ein perfektes Schmiermittel ist, bildet hingegen die Welt der Zeitlichkeit, der irdischen Vergänglichkeit ab.

Die Aufgabe des Menschen im Laufe seiner wiederholten irdischen Inkarnationen besteht darin, gleichsam seine physische Leibessubstanz von ihrer ursprünglich graphitartigen Natur immer mehr zu einem diamantartigen Zustand zu veredeln, indem er die Stoffe, die seinen Leib erfüllen, immer mehr mit seiner individuellen Ich-Kraft durchdringt. In dem der Mensch das tut, bereitet er den "Stein der Weisen".

Literatur

  1. Hermann Beckh: Alchymie. Vom Geheimnis der Stoffeswelt., Rudolf Geering Verlag, Goetheanum Dornach, 1987, ISBN 3-7235-0429-9
  2. Hans Biedermann: Lexikon der magischen Künste, VMA-Verlag, Wiesbaden 1998, ISBN 3-928127-59-4
  3. George Ripley: Liber Duodecim Portarum. In: Theatrum Chemicum. Straßburg 1659. Bd. III. S. 797 ff.
  4. Rudolf Steiner: Die Tempellegende und die Goldene Legende, GA 93 (1982), Berlin, 16. Dezember 1904
  5. Rudolf Steiner: Vor dem Tore der Theosophie, GA 95 (1978), Dreizehnter Vortrag, Stuttgart, 3. September 1906
  6. Rudolf Steiner: Das esoterische Christentum und die geistige Führung der Menschheit, GA 130 (1995)
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
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Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

  1. Christian Rosenkreutz - eine umfangreiche Materialsammlung unter besonderer Berücksichtigung der Angaben Rudolf Steiners
  2. Geheime Figuren der Rosenkreuzer, aus dem 16ten und 17ten Jahrhundert (1785)
  3. Geheime Figuren der Rosenkreuzer, aus dem 16ten und 17ten Jahrhundert (1785) als PDF-Dokument (ca. 15 MB)
  4. Fama Fraternitatis
  5. Confessio Fraternitatis
  6. Johann Valentin Andreae: Chymische Hochzeit des Christiani Rosencreutz Anno 1459
  7. Rudolf Steiner: Die Chymische Hochzeit des Christian Rosenkreutz
  8. Eine Analyse der Fama Fraternitatis
  9. Die symbolische Geschichte der Rosenkreuzer
  10. Cabala mineralis - ein in Bildern dargestellter Weg zur Bereitung des Steins der Weisen.
  11. Die Kunst des Destillierens
  12. Eidolons Alchemie ausführliche Infos zur Alchemie und ein Lexikon mit mehr als 1400 Stichworten