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* [http://www.anthroposophie.net/peter/roessel-majdan.htm Karl Rössel-Majdan ''Aufstand des Geistes gegen den Ungeist der Zeit''] Nachruf und Porträtfoto auf Anthroposophie.net
* [http://www.anthroposophie.net/peter/roessel-majdan.htm Karl Rössel-Majdan ''Aufstand des Geistes gegen den Ungeist der Zeit''] Nachruf und Porträtfoto auf Anthroposophie.net
* [http://www.dreigliederung.de/essays/2000-06-018.html ''Wir brauchen eine Stärkung der Kultur''] Interview mit Karl Rössel-Majdan am 27. Mai 1994
* [http://www.dreigliederung.de/essays/2000-06-018.html ''Wir brauchen eine Stärkung der Kultur''] Interview mit Karl Rössel-Majdan am 27. Mai 1994
 
* [http://www.comenius-institut.at Comenius Institut]
* [http://www.waldorf-hietzing.at Waldorfschulen Hietzing]


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Version vom 3. Februar 2010, 09:25 Uhr

Karl Rössel-Majdan

Karl Wilhelm Viktor Rössel-Majdan (* 2. Dezember 1916 in Wien; † 6. August 2000 ebenda) war ein österreichischer Kulturwissenschaftler, Schriftsteller, führender Gewerkschafter, Anthroposoph und unter dem Decknamen Georg Michael Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime.

Leben

Karl Rössel-Majdan wurde 1916 als erster Sohn des Opernsängers, Musikpädagogen und engagierten Anthroposophen Karl Rössel(-Majdan) (1885–1948) und seiner Gattin Margarete, geb. Soldan, mitten in der entbehrungsreichen Zeit des Ersten Weltkriegs geboren. Seine ersten Kindheitsjahre waren durch Unterernährung und heftige Fiebererkrankungen geprägt. Der Vater diente damals als Major in der k.u.k. Armee; für seine besonderen Verdienste in den Kämpfen um Majdan wurde er mit dem Maria-Theresien-Orden ausgezeichnet und durfte seitdem die Ehrenbezeichnung -Majdan seinem Namen anfügen. 1919 wurde Karl Rössel-Majdans jüngerer Bruder Viktor (1919-1944) geboren.

Karl Rössel-Majdan besuchte das Akademische Gymnasium in Wien und das Stiftsgymnasium St. Paul in Kärnten. Nach der 1935 bestandenen Matura studierte er an der Universität Wien Rechtswissenschaft (Dr. jur. 1939), Kunst- und Kulturgeschichte (Dr. phil. 1949) und Politikwissenschaft (Dr. rer. pol. 1951).

Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland 1938 baute Karl Rössel-Majdan ab 1939 eine illegale Studentengruppe auf. Gemeinsam mit Jacob Kastelic und anderen war er Mitbegründer der Großösterreichischen Freiheitsbewegung. Die erste entscheidende Zusammenkunft fand im November 1938 im Café Wunderer an der Hietzinger Brücke statt:

Wir trafen uns dann in Wien im Café "Wunderer" in Hietzing und haben dort vom Aufbau einer gemeinsamen Widerstandsbewegung gesprochen, einigten uns auf den Namen "Freiheitsbewegung" bzw. "Österreichische Freiheitsbewegung", später "Großösterreichische Freiheitsbewegung", weil man gedacht hat, der Aufstand soll Ungarn und die Tschechoslowakei und alles erfassen, wenn 's einmal soweit ist. Auf der Linie des Überparteilichen haben wir uns geeinigt. Meine Funktion war dabei Jugendberatung und staatsrechtliche Vorbereitung, d. h. neue Ideen auch in der Reform der Demokratie, damit nicht dasselbe wie vorher passiert und wieder irgendein Hitler daherkommt. [1]

Karl Rössel-Majdan, Foto aus dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes.

"Georg Michael", Karl Rössel-Majdans geheimer Deckname in der Widerstandsbewegung, unter dem er später auch seine Gedichte veröffentlichte, war zugleich Ausdruck der geistigen Gesinnung, die Karl Rössel-Majdan beseelte: mit dem michaelischen Feuerschwert des Geistes der drachengestaltigen Unmenschlichkeit und dem Ungeist der Zeit entgegenzutreten! Anläßlich seines 70. Geburtstages sprach Karl Rössel-Majdan über dieses Grundmotiv seines Lebens:

„Aufstand des Geistes!“ Warum habe ich das heute so genannt? Weil es mir, wenn ich einmal vor Ihnen persönlicher werden darf, eigentlich immer so vorkam, daß ich nichts anderes im Leben sah als einen Aufstand des Geistes gegen den Ungeist der Zeit. Manche empfinden das als aufrührerisch, viele waren mir böse, weil ich sie aus der Ruhe aufgerüttelt habe, einfach durch das Da-Sein oder So-Sein. Aber jeder hat eben sein Lebensgesetz, jeder tritt an nach seiner Schicksalsregel und die muß er nun leben können und immer ein Stück weiter kommen. Er muß sich in seiner Art weiterentwickeln, auch überwinden können. Es ist immer auch ein Aufstand gegen „Sich selbst“. Aber man kann ruhig sagen: ein Aufstand war es. Nicht ein Aufstand um des Aufstandes willen, sondern immer ein Aufstand aus dem tiefsten geistigen Erleben, aus dem tiefsten oft empörten Erleben über die Einschränkungen, über die Unterdrückung, die das Geistige in dieser Welt mitmachen muß. (Karl Rössel-Majdan: Aufstand des Geistes, Vortrag vom 2.12.1986)

1939 wurde Karl Rössel-Majdan zur Wehrmacht eingezogen und nach einer Verwundung in ein Lazarett eingeliefert, wo er laufend Informationen über Truppenbewegungen für die Widerstandsbewegung sammelte. Das führte schließlich am 22. Oktober 1940 zu seiner Verhaftung durch die Gestapo, nachdem die Widerstandsgruppe von Burgschauspieler Otto Hartmann verraten worden war. Karl Rössle-Majdans Mitgliedschaft konnte jedoch nicht bewiesen werden, da er in der Widerstandsbewegung nur unter seinem Decknamen Georg Michael geführt war. Während seiner Haft traf ihn ein schwerer Schicksalsschlag, als sein jüngerer Bruder Viktor nach schweren Misshandlungen in der NS-Haft starb. Am 29. Juni 1944 wurde Karl Rössel-Majdan vom Volksgerichtshof (dem sogenannten 2. "Blutsenat") daher "nur" wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt. Das war die höchste Haftstrafe, die zu dieser Zeit noch verhängt wurde; jedes höhere Strafmaß hätte automatisch die Köpfung bedeutet.

Im März 1945 gelang Karl Rössel-Majdan die Flucht aus dem Zwangsarbeitslager Wien-Lobau. Bis Kriegsende konnte er als „U-Boot“ bei einem Bekannten überleben und sich an den Kämpfen in Wien beteiligen. Lebensmittel erhielt er von seinem Vater, die von dessen Schülerin Hilde Rössel-Majdan stammten, die schon bald seine Frau werden sollte. 1946 wurde die gemeinsame Tochter Elisabeth geboren.

Nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes, setzte sich Karl Rössel-Majdan gemeinsam mit Julius Breitenstein und seinem Vater, Professor Karl Rössel-Majdan, für die Neubegründung der Anthroposophischen Gesellschaft in Österreich ein, die sich 1938 nach dem Einmarsch Hitlers selbst aufgelöst hatte, um dem drohenden Verbot zu entgehen. Die Zeit drängte, denn durch Erlass der Besatzungsmächte gab es eine Frist, innerhalb derer die von Hitler verbotenen Gesellschaften wieder anzumelden waren. Die neubegründete Anthroposophische Gesellschaft in Österreich (1913) wurde jedoch auf Betreiben zahlreicher Anthroposophen in Österreich von der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft in Dornach nicht als Landesgesellschaft anerkannt, was für lange Zeit zu einer bedauerlichen Spaltung der anthroposophischen Bewegung in Österreich führte. Karl Rössel-Majdan erzählt dazu in seinen Lebenserinnerungen:

Die meisten hatten Angst, man soll doch nicht wieder anmelden, sie verstanden das nicht. Ich hab’s dann als früherer Widerstandskämpfer übernommen, ich brauchte ja keine Angst zu haben, in die Geheimpolizei zu gehen - während die anderen behaupteten, dann werden wir nach Sibirien verschleppt. Ich schlug mich also durch zum Chef der Geheimpolizei, General Cubienko, kam endlich durch die Posten bis zu diesem obersten Boss der Geheimpolizei, NKWD hieß es damals und hab’ ihm gesagt, was da los sei: Die Leute haben Angst, denn die Anthroposophie ist das Gegenteil vom Materialismus und Sie bekennen sich doch im Kommunismus zum Materialismus ... „Was is Anthroposophie“, fragte er in gebrochenem Deutsch. Ich hab’ ihm darauf versucht zu schildern, zu erklären, „die Realität einer geistigen Welt“, usw. Darauf schaut er mich so an und sagt dann auf einmal: „Cha, cha, cha, cha! Firrchten wirr nicht grroßes katholisches Kirche, werden wir firrchten kleines Verein ...“. Ich kam mit der Nachricht zurück und dann haben wir uns gesagt: „Also dann, liebe Freunde, gründen wir doch das ... Es hat doch wirklich keinen Sinn länger noch zuzuwarten.“ Und da war wieder Angst, bei vielen. Wir aber haben gesagt, wir fühlen die Verpflichtung, die geistige Verpflichtung Steiner gegenüber. Und wer nicht will, der kommt halt später, wenn er sieht, es passiert nichts. Wir wollen es jetzt einmal versuchen. Es passierte nichts. Aber im „Westen“ wurde eine andere Gesellschaft gegründet. Das war die Spaltung in Österreich ... Wir kamen dann drauf, daß es einige Mitglieder gab, die das Abzeichen der NSDAP hatten ... Dann war uns auf einmal die Angst klar. (Karl Rössel-Majdan: Aufstand des Geistes, Vortrag vom 2.12.1986)

Ab 1946 arbeitete Rössel-Majdan beim ORF, zunächst als wissenschaftlicher Referent und in der Personalabteilung, später als Leiter der Abteilung für Rundfunkforschung und Hauptabteilungsleiter des Auslandsdienstes der Kurzwelle. Studienreisen führten ihn später nach Palästina und 1953 in die USA, wo er insbesondere das Leben der Indianern studieren konnte.

1948 bereiste Karl Rössel-Majdan gemeinsam mit seiner Gattin mit dem Motorrad die Schweiz, wo er Marie Steiner noch kurz vor ihrem Tod besuchen konnte. Sein Vater war schon vorher hingefahren, um im Nachlassstreit um Rudolf Steiners Werke Marie Steiner beizustehen.

Ab 1961 war Karl Rössel-Majdan auch in der Erwachsenenbildung tätig. Er hielt Vorträge zur Kulturgeschichte und entwickelte die von Rudolf Steiner begründete Sprachgestaltung in eigenständiger Form weiter. Er galt als engagierter Gewerkschafter und war sechzehn Jahre (1970-1986) Vorsitzender der Gewerkschaft Kunst, Medien, freie Berufe im ÖGB, daneben Generalsekretär der Arbeitsgemeinschaft für Kunst und Wissenschaft in Österreich, Vizepräsident der Österreichischen Künstlerunion. Auf Anregung seiner Tochter Elisabeth gründete Karl Rössel-Majdan 1972 das Comenius-Institut, wo seitdem seelenpflegebedürftige Menschen nach waldorfpädagogischer Methode betreut werden.

1981 begründete Karl Rössel-Majdan die private Stiftung Kuratorium für künstlerische und heilende Pädagogik, die er bis zu seinem Tod als Präsident aktiv leitete. Danach übernahm seine Tochter Elisabeth Rössel-Majdan die Leitung des Kuratoriums. Das Kuratorium ist der gemeinsame Rechtsträger einer Reihe freier, privater Bildungseinrichtungen, in denen auf waldorfpädagogischer Grundlage die Basis für ein freies Geistesleben geschaffen werden soll. Durch die Initiative Karl Rössel-Majdans entstanden so:

Karl Rössel-Majdan setzte sich unermüdlich für die weitere Entfaltung der Anthroposophie in Österreich ein und griff insbesondere Steiners Ideen zur Sozialen Dreigliederung auf, um die Kultur als dritte unabhängige Kraft neben Wirtschaft und Politik im sozialen Leben zu stärken. Seit 1948, nach dem plötzlichen Tod seines Vaters, war Karl Rössel-Majdan Hauptvortragender der Anthroposophischen Gesellschaft in Österreich (1913). In seinen zahlreichen Vorträgen, Kursen, Seminaren und Rundfunksendungen wußte er die Menschen für seine Ideale durch seine lebendige, bildhafte und zugleich logisch präzise Sprache zu begeistern.

Karl Rössel-Majdan starb am 6. August 2000 in Wien.

Auszeichnungen

Werke

als Autor
  • Verlogene Demokratie. Zeitgemäße Betrachtungen auf Grund der Staats- und Gesellschaftsauffassung Jakob Burckhardts. Braumüller, Wien 1949.
  • „Ich bin der Mensch von heut ...“ Eine Auswahl besinnlicher und heiterer Verse. Europäischer Verlag, Wien 1950.
  • Das internationale Rundfunkrecht. Mit einem Abriß der Rundfunksoziologie. Dissertation an der Universität Wien, Wien 1952.
  • Der Rundfunk. Vorgeschichte und Wesen. Eine kulturwissenschaftliche Untersuchung. Braumüller, Wien 1953.
  • Ich und Uncle Sam, Verlag des Internationalen Studienzentrums, Wien 1956.
  • Rundfunk und Kulturpolitik. Ein Beitrag zur Kultursoziologie. Westdeutscher Verlag, Köln/Opladen 1962.
  • Vom Wunder der menschlichen Stimme. Sprachgestaltung. Troxler, Wien 1975.
  • Aufstand des Geistes, autobiografischer Vortrag, gehalten am 2.12.1986 in Wien (unveröffentlicht)
  • Österreichische Künstler-Union. Die Europäische Gemeinschaft und die Kultur. Ein Beitrag zur Orientierung der österreichischen Kulturpolitik. Hrsg. und Verleger: Österreichische Künstler-Union, Wien 1990.
  • Georg Michael 75 Karl Rössel-Majdan. Das lyrische Werk, Festschrift des Kuratoriums für künstlerische und heilende Pädagogik, Wien 1991
  • Vom Wunder der menschlichen Stimme. Stimmbildung (gemeinsam mit KS Hilde Rössel-Majdan), Kuratorium für künstlerische und heilende Pädagogik, Wien 2007.
als Herausgeber
  • Kultur als 3. Kraft. Leitlinien zur Kulturpolitik. Verlag des Österreichischen Gewerkschaftsbundes, Wien 1980.
  • Waldorfpädagogik als Alternative. Intensivpädagogik in Kindergarten, Tagesheim, Internat und Schule. Festschrift aus Anlaß der Jubiläumstagung „10 Jahre Comenius-Institute“ (5.–11. Juni 1981). Hrsg. Kuratorium für Künstlerische und Heilende Pädagogik. Wien 1981.

Literatur

Weblinks


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