Julius Breitenstein und Aporie: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Julius Breitenstein''' (* [[Wikipedia:1871|1871]] in [[Wikipedia:Hermannstadt|Hermannstadt]] in [[Wikipedia:Siebenbürgen|Siebenbürgen]]; † [[Wikipedia:4. Mai|4. Mai]] [[Wikipedia:1950|1950]] in [[Wikipedia:Wien|Wien]]) war [[Anthroposoph]] und enger Freund [[Rudolf Steiner]]s.
Unter '''Aporie''' ([[Wikipedia:Griechische Sprache|griech.]] ''ἀπορία'' (aporía), Ratlosigkeit, von gr. ''o πόρος'', der Weg, ''a poros'' eigtl. „Ausweglosigkeit“, "Weglosigkeit") versteht man ein in der Sache oder in den zu klärenden Begriffen liegendes Problem oder eine auftretende Schwierigkeit, weil man zu verschiedenen entgegengesetzten und widersprüchlichen Ergebnissen kommt.


Nach dem Tod seines Bruders ''Fritz Breitenstein'' heiratete Julius Breitenstein [[Wikipedia:1915|1915]] dessen Witwe Amalie. Alle drei waren schon seit den 1880iger Jahren mit Rudolf Steiner befreundet gewesen. Steiner schreibt dazu in «[[Mein Lebensgang]]»:
Bei [[Sokrates]] ist die Aporie eine unauflösbare theoretische Problemstellung, die die [[Wikipedia:paradox|paradox]]e Erkenntnis des eigenen Nichtwissens ermöglicht: Sokrates führt seine Gesprächspartner dabei mit Hilfe der [[Mäeutik]] in die Aporie, um sie so auf die Suche nach [[Wahrheit]] (griech. ''αλήθεια'') zu leiten. Insbesondere die frühen platonischen Dialoge als Zeugnisse dieser philosophischen Strategie enden sämtlich ''aporetisch''.


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Bei [[Aristoteles]] ist eine Aporie eine anzugehende Aufgabe, die am Anfang einer Untersuchung steht und das Ergebnis von in gleicher Weise überzeugenden Argumenten mit sich widersprechenden Schlussfolgerungen sind. Für Aristoteles ist [[Aporetik]] als die Kunst, unlösbare oder schwer zu lösende [[Aporem|Probleme]] zu durchdenken und zu erörtern, eine eigene Forschungsmethode.
"Und so
hatte ich denn außer dem andern sehr ausgebreiteten geselligen
Verkehr auch einen solchen mit Siebenbürgern.
Unter diesen waren Herr und Frau Breitenstein, die mir
damals befreundet wurden und die es in herzlichster
Weise geblieben sind. Sie haben seit langem eine führende
Stellung in der Wiener Anthroposophischen Gesellschaft." {{Lit|{{G|028|186}}}}
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Schon [[Wikipedia:1911|1911]] waren Amalie und Julius Breitenstein von Steiner in den Wiener Zweig der [[Theosophische Gesellschaft|Theosophischen Gesellschaft]] eingeführt worden. Schon bald hielt Julius Breitenstein selbst Einführungsvorträge und wirkte bei der Leitung des Zweiges mit. Ab etwa [[Wikipedia:1914|1914]] führten die Breitensteins ein Vegetarierheim.
In der [[Scholastik]] fand die ''aporetische Methode'' als ''[[Wikipedia:quaestio|Quaestio-Methode]]'' Eingang in die scholastische Philosophie des Mittelalters<ref>Hügli, Anton; Poul Lübcke (Hrsg.): ''Philosophielexikon.'' - 5. Auflage. - Rowohlt, Reinbek 2003: ''Aporie.''</ref>.


Wenn Steiner nach Wien kam, wohnte er meist bei Breitensteins, deren Wohnung in der Köstlergasse 8 über Jahre das Zentrum der anthroposophischen Bewegung in Wien war. Erst nach dem Tod Rudolf Steiners Tod bezog die Gesellschaft ab dem [[Wikipedia:1. April|1. April]] [[Wikipedia:1925|1925]] größere Räumlichkeiten in der Mariahilferstraße 22, III. Stiege, Halbstock, über dem damals sehr renommierten Café Siller. Während der Herrschaft des [[Wikipedia:Österreich in der Zeit des Nationalsozialismus |Nationalsozialismus in Österreich]] ab [[Wikipedia:1938|1938]] wurde die Wohnung der Breitensteins wieder zum vertraulichen Treffpunkt der [[Anthroposophen]] in Wien.
Aporie wird in der [[Wikipedia:Minne|Minne]]lyrik auch als Unvereinbarkeit gesehen, z.&nbsp;B. die Unvereinbarkeit zwischen minne und [[Wikipedia:Ehre|êre]], wie sie [[Wikipedia:Reinmar von Hagenau|Reinmar]] in seinen Liedern postuliert.


Nach dem Zusammenbruch des [[Wikipedia:Österreich in der Zeit des Nationalsozialismus |NS-Regimes]], setzte sich [[Karl Rössel-Majdan]] gemeinsam mit Julius Breitenstein und seinem Vater, [[Professor Karl Rössel-Majdan]], für die Neubegründung der [[Anthroposophische Gesellschaft|Anthroposophischen Gesellschaft]] in Österreich ein, die sich 1938 nach dem Einmarsch [[Wikipedia:Adolf Hitler|Hitlers]] selbst aufgelöst hatte, um dem drohenden Verbot zu entgehen. Die Zeit drängte, denn durch Erlass der Besatzungsmächte gab es eine Frist, innerhalb derer die von Hitler verbotenen Gesellschaften wieder anzumelden waren. Die neubegründete [[Anthroposophische Gesellschaft in Österreich (1913)]] wurde jedoch auf Betreiben zahlreicher [[Anthroposoph]]en in Österreich von der [[Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft|Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft]] in [[Wikipedia:Dornach SO|Dornach]] nicht als Landesgesellschaft anerkannt, was für lange Zeit zu einer bedauerlichen Spaltung der anthroposophischen Bewegung in Österreich führte.
In der [[Rhetorik]] ist die ''aporia'' eine [[Wikipedia:Rhetorische Figur|Redefigur]], die die Zweifelhaftigkeit einer Aussage durch den Sprecher verdeutlicht.


Nachdem die zehn Jahre ältere Amalie Breitenstein schon [[Wikipedia:1942|1942]] verstorben war, heiratete Julius Breitenstein später in hohem Alter nochmals. Nach langer Krankheit starb er an den Folgen eines Schlaganfalls am [[Wikipedia:4. Mai|4. Mai]] [[Wikipedia:1950|1950]] in [[Wikipedia:Wien|Wien]].
Aporetische Struktur und Funktion hat im weiteren Sinn auch das [[Koan]] in der zenbuddhistischen [[Meditation]].  


==Literatur==
== Siehe auch ==


#Rudolf Steiner: ''Mein Lebensgang'', [[GA 28]] (2000), ISBN 3-7274-0280-6; '''Tb 636''', ISBN 978-3-7274-6361-7 {{Schriften|028}}
* [[Wikipedia:Paradoxon|Paradoxon]]


{{GA}}
* [[Wikipedia:Antinomie|Antinomie]]


== Weblinks ==
==Weblinks==
{{Wiktionary}}


* {{Biographie|95}}
== Einzelnachweise ==
<references/>
[[Kategorie:Griechische Philosophie]]
[[Kategorie:Philosophie]]
[[Kategorie:Grundbegriffe]]
[[Kategorie:Rhetorik]]
[[Kategorie:Logik]]


[[Kategorie:Biographie]] [[Kategorie:Anthroposoph]]
{{Wikipedia}}

Version vom 13. Juni 2018, 18:44 Uhr

Unter Aporie (griech. ἀπορία (aporía), Ratlosigkeit, von gr. o πόρος, der Weg, a poros eigtl. „Ausweglosigkeit“, "Weglosigkeit") versteht man ein in der Sache oder in den zu klärenden Begriffen liegendes Problem oder eine auftretende Schwierigkeit, weil man zu verschiedenen entgegengesetzten und widersprüchlichen Ergebnissen kommt.

Bei Sokrates ist die Aporie eine unauflösbare theoretische Problemstellung, die die paradoxe Erkenntnis des eigenen Nichtwissens ermöglicht: Sokrates führt seine Gesprächspartner dabei mit Hilfe der Mäeutik in die Aporie, um sie so auf die Suche nach Wahrheit (griech. αλήθεια) zu leiten. Insbesondere die frühen platonischen Dialoge als Zeugnisse dieser philosophischen Strategie enden sämtlich aporetisch.

Bei Aristoteles ist eine Aporie eine anzugehende Aufgabe, die am Anfang einer Untersuchung steht und das Ergebnis von in gleicher Weise überzeugenden Argumenten mit sich widersprechenden Schlussfolgerungen sind. Für Aristoteles ist Aporetik als die Kunst, unlösbare oder schwer zu lösende Probleme zu durchdenken und zu erörtern, eine eigene Forschungsmethode.

In der Scholastik fand die aporetische Methode als Quaestio-Methode Eingang in die scholastische Philosophie des Mittelalters[1].

Aporie wird in der Minnelyrik auch als Unvereinbarkeit gesehen, z. B. die Unvereinbarkeit zwischen minne und êre, wie sie Reinmar in seinen Liedern postuliert.

In der Rhetorik ist die aporia eine Redefigur, die die Zweifelhaftigkeit einer Aussage durch den Sprecher verdeutlicht.

Aporetische Struktur und Funktion hat im weiteren Sinn auch das Koan in der zenbuddhistischen Meditation.

Siehe auch

Weblinks

 Wiktionary: Aporie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Hügli, Anton; Poul Lübcke (Hrsg.): Philosophielexikon. - 5. Auflage. - Rowohlt, Reinbek 2003: Aporie.


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