Knochenskelett und Emil Heinrich Du Bois-Reymond: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:DuBois-Reymond.jpg|miniatur|Emil Heinrich du Bois-Reymond, Heliogravüre der Fotografie eines Gemäldes von [[Wikipedia:Max Koner|Max Koner]].]]
[[Datei:Hydroxylapatite-338779.jpg|mini|300px|[[Wikipedia:Hexagonales Kristallsystem|Hexagonaler]] [[Wikipedia:Hydroxylapatit|Hydroxylapatit-Kristall]] aus Cerro Huañaquino, Departamento Potosí, Bolivien (Größe: 1,3 x 0,5 x 0,4 cm)]]
[[Datei:Gray190.png|mini|300px|Menschlicher [[Schädel]] (Frontalansicht)]]
[[Datei:Schaedel-mensch-seitenansicht.jpg|thumb|300px|Der Schädel des Menschen in seitlicher Ansicht]]
[[Datei:EpiMetaDiaphyse.jpg|miniatur|Schematischer Aufbau eines Röhrenknochens]]


Das '''Knochenskelett''', das die ganze [[mensch]]liche [[Gestalt]] trägt, ist ein vollkommenes [[physisch]]es Bild der [[Ich-Organisation]]. Die Kochensubstanz besteht zu etwa 25% aus [[Wasser]], zu 30% aus organischen Stoffen, wovon 95% auf [[Wikipedia:Kollagen|Kollagen]] entfallen, und die restlichen 45% sind [[mineral]]ische Bestandteile, vornehmlich [[Wikipedia:Hexagonales Kristallsystem|hexagonales]] nanokristallines [[Wikipedia:Hydroxylapatit|Hydroxylapatit]] (Ca<sub>5</sub>[OH(PO<sub>4</sub>)<sub>3</sub>]<ref name="StrunzNickel">{{Literatur| Autor= [[Wikipedia:Karl Hugo Strunz|Hugo Strunz]], Ernest H. Nickel | Titel= Strunz Mineralogical Tables | Auflage= 9. | Verlag= E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller) | Ort= Stuttgart | Jahr= 2001 | Seiten= 466,467 | ISBN= 3-510-65188-X}}</ref>), das in die Kollagenmatrix eingebaut ist. Zu einem geringen Teil sind dabei die [[Phosphor|Phosphationen]] durch [[Kalk|Carbonationen]] (→ [[Kalk]]) ersetzt. Der kohlensaure Kalk gibt den irdischen Kräften den Ansatzpunkt, die '''Knochen''' zu formen, während der phosphorsaure Kalk offen für die [[Kosmos|kosmischen]] Kräfte ist {{Lit|{{G|316|49ff}}}}. Das rote '''Knochenmark''' ist das wichtigste [[blut]]bildende [[Organ]] des [[Mensch]]en, in dem die [[Wikipedia:Erythrozyt|roten Blutkörperchen]], die [[Wikipedia:Thrombozyt|Blutplättchen]] und die [[Wikipedia:Leukozyt|weißen Blutkörperchen]] entstehen.
'''Emil Heinrich Du Bois-Reymond''' (* [[Wikipedia:7. November|7. November]] [[Wikipedia:1818|1818]] in [[Wikipedia:Berlin|Berlin]]; † [[Wikipedia:26. Dezember|26. Dezember]] [[Wikipedia:1896|1896]] ebenda) war ein deutscher [[Wikipedia:Physiologe|Physiologe]] und theoretischer Mediziner, der als Begründer der experimentellen [[Wikipedia:Elektrophysiologie|Elektrophysiologie]] gilt. Besondere Bekanntheit erreichte er durch mehrere öffentlichkeitswirksame Reden über Wissenschaft, Philosophie und Kultur. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gehörte er zu den meistbeachteten Persönlichkeiten der internationalen Gelehrtenwelt.


== Das Knochensystem als physisches Abbild der Ich-Organistation ==
== Leben ==
Du Bois-Reymond gehörte einer angesehenen [[Wikipedia:Hugenotten in Berlin|Hugenottenfamilie]] an. Sein Vater, Félix Henri du Bois-Reymond (1782–1864), stammte aus St. Sulpice bei [[Wikipedia:Neuchâtel (Stadt)|Neuchâtel]] in der
Schweiz, das zu dieser Zeit preußisches Staatsgebiet war, und hatte sich in Berlin zum Regierungsrat und Abteilungsleiter im preußischen Außenministerium hochgearbeitet. Die Familie seiner Mutter Minette Henry gehörte zu den ältesten und angesehensten hugenottischen Familien in Berlin. Ihr Großvater [[Wikipedia:Daniel Chodowiecki|Daniel Chodowiecki]] war Vorsitzender der [[Wikipedia:Preußische Akademie der Künste|Akademie der Künste]] zu Berlin und ihr Vater, [[Wikipedia:Jean Henry|Jean Henry]], langjähriger Direktor der Kunstkammer und Bibliothekar des preußischen Königshauses. Der jüngere Bruder von Emil Heinrich Du Bois-Reymond war der Mathematiker [[Wikipedia:Paul du Bois-Reymond|Paul du Bois-Reymond]].


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Du Bois-Reymond erhielt 1837 die Hochschulreife am Berliner [[Wikipedia:Französisches Gymnasium Berlin|Französischen Gymnasium Berlin]]. Daraufhin widmete er sich in Berlin und Bonn dem Studium der [[Wikipedia:Theologie|Theologie]], [[Wikipedia:Philosophie|Philosophie]], [[Wikipedia:Mathematik|Mathematik]] und [[Wikipedia:Geologie|Geologie]]. In Berlin trat er in Kontakt mit dem [[Wikipedia:Anatomie|Anatom]]en und Physiologen [[Wikipedia:Johannes Peter Müller|Johannes Müller]] (1801–1858). Im Jahr 1839 begann Du Bois-Reymond ein Medizinstudium. Zur „tierischen Elektrizität“ kam er 1841, nachdem ihm sein Doktorvater, Carlo Matteucci, auf eine Abhandlung aufmerksam gemacht hatte. [[Wikipedia:Promotion (Doktor)|Promoviert]] wurde er 1843 mit einer Schrift über die Auffassungen der Griechen und Römer über [[Wikipedia:elektrische Fische|elektrische Fische]].
"Das Skelett ist das physische Bild der Ich-Organisation.
Die nach dem Leblos-Mineralischen hinstrebende menschlich-
organische Substanz unterliegt in der Knochenentstehung
ganz der Ich-Organisation. Im Gehirn ist das Ich als
geistige Wesenheit tätig. Seine formbildende, ins Physische
hinein wirkende Kraft wird aber da ganz vom ätherischen
Organisieren, ja von den Eigenkräften des Physischen
überwältigt. Dem Gehirn liegt die organisierende Kraft des
Ich nur leise zugrunde; sie geht im Lebendigen und in den
physischen Eigenwirkungen unter. Gerade das ist der
Grund, warum das Gehirn der Träger der geistigen Ich-
Wirkung ist, daß die organisch-physische Betätigung da von
der Ich-Organisation nicht in Anspruch genommen wird,
diese daher als solche völlig frei sich betätigen kann. Das
Knochenskelett dagegen ist zwar das vollkommene physische
Bild der Ich-Organisation; diese aber erschöpft sich in
dem physischen Organisieren, so daß von ihr als geistige
Betätigung nichts mehr übrigbleibt. Die Vorgänge in den
Knochen sind daher die am meisten unbewußten." {{Lit|{{G|27|43}}}}
</div>


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1845 gehörte er gemeinsam mit [[Wikipedia:Ernst Wilhelm von Brücke|Ernst Wilhelm von Brücke]] und [[Wikipedia:Heinrich Dove|Heinrich Dove]] zu den Gründern der [[Wikipedia:Deutsche Physikalische Gesellschaft|Physikalischen Gesellschaft]] in Berlin. Ein Jahr später [[Wikipedia:Habilitation|habilitierte]] sich Du Bois-Reymond mit der Arbeit ''Über die saure Reaktion der Muskelsubstanz nach ihrem Tode''. Zwischen 1848 und 1884 veröffentlichte er die beiden Bände seines Hauptwerkes, der ''„Untersuchungen über tierische Elektrizität“'', getrennt in mehrere Teile.<ref>Heinrich Boruttau: ''Emil du Bois-Reymond.'' (= Meister der
"Nun ist der Knochen, wenn er von der Ich-Organisation geformt ist, ein Organ, das von dieser aus ihrem Bereich entlassen wird. Er kommt in einen Zustand, in dem er nicht mehr innerlich ergriffen wird von der Ich-Organisation, sondern nur noch äußerlich. Er ist aus dem Wachstums- und Organisationsbereich herausgeführt und dient noch mechanisch der Ich-Organisation bei Ausführung der Körperbewegungen. Nur ein Rest von innerer Tätigkeit der Ich-Organisation durchsetzt ihn die ganze Lebenszeit hindurch, weil er ja doch auch Organisationsglied innerhalb des Organismus bleiben muss und aus dem Leben nicht herausfallen darf." {{Lit|{{G|27|68}}}}
Heilkunde, Band 3). Rikola Verlag, Wien, Leipzig, München, 1922</ref>
</div>


== Das Skelett als Abbild kosmischer Bewegungen ==
Er wurde anschließend 1849 Assistent am Berliner Anatomischen Museum und zusätzlich Dozent für Anatomie an der Berliner [[Wikipedia:Akademie der Künste (Berlin)|Akademie der Künste]]. 1851 erfolgte die Wahl zum Ordentlichen Mitglied der [[Wikipedia:Königlich Preußische Akademie der Wissenschaften|Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften]] zu Berlin. Seit 1853 war er korrespondierendes Mitglied der [[Wikipedia:Accademia dei Lincei|Accademia dei Lincei]] in Rom. Im Jahre 1855 erhielt er die Professur für Physiologie an der Universität Berlin und wurde 1858 Nachfolger Müllers auf dem Lehrstuhl für Physiologie und als Direktor des Physiologischen Instituts an der [[Wikipedia:Humboldt-Universität zu Berlin|Universität Berlin]]. Einige Jahre später (1872) hielt Du Bois-Reymond seine berühmte Rede „Über die Grenzen des Naturerkennens“ vor der 45. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in Leipzig („[[Ignoramus et ignorabimus]]“). 1869 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der [[Wikipedia:Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte|Berliner Gesellschaft für Anthropologie]].


<div style="margin-left:20px">
== Werk ==
"Wenn Sie zum Beispiel das Skelett eines Säugetieres sich ansehen,
=== Elektrophysiologie ===
so haben Sie da die Rückgratknochen in ihrer Wirbelgestalt,
Du Bois-Reymonds entwickelte, konstruierte und verfeinerte mehrere wissenschaftliche Instrumente wie den [[Wikipedia:Galvanometer|Galvanometer]] oder das [[Wikipedia:Schlitteninduktorium|Schlitteninduktorium]] zur Erzeugung variabler Hochspannungen. Spätestens 1842 gelang ihm der Nachweis der „tierischen Elektrizität“. Sein Hauptverdienst liegt in der jahrelangen akribischen Arbeit, die sich durch beständige Exaktheit in den Messungen und einen großen Erfindungsreichtum und Geschick in der Konstruktion der Messgeräte ausdrückte. Du Bois-Reymonds Forschungen führten so mit dem [[Wikipedia:Elektrokardiogramm|Elektrokardiogramm]], dem [[Wikipedia:Elektroenzephalogramm|Elektroenzephalogramm]] und dem [[Wikipedia:Elektromyografie|Elektromyogramm]] zu einem Spezialzweig der [[Wikipedia:Medizinische Diagnostik|medizinischen Diagnostik]].
das sind durchaus Nachahmungen der Planetenbewegungen. Wenn
die Schlange noch so viele Wirbel hat, jeder einzelne ist ein irdisches
Abbild der Planetenbewegungen. An der einen Seite des Tieres übt
der Mond als der der Erde nächste Planet einen besonderen Einfluß
auf die tierische Gestalt aus. Seine Einwirkung ist besonders stark.
Das Skelett bildet sich aus zu den einzelnen Gliedmaßen; dann wirkt
das zusammen in der Wirbelgestalt. Nach dem Monde kommen die
anderen, in Spiralformen sich fortbewegenden Planeten, Venus und
Merkur, in Betracht. Dann kommen wir zur Sonne, sie wirkt gewissermaßen
in der Skelettbildung abschließend. Es ist da auch eine besondere
Stelle in der Rückgratbildung, wo die Sonne wirkt; denn da
fängt das Rückgrat an, nach der Kopfbildung hin zu tendieren. In der
Kopfbildung haben wir umgebildete Rückenwirbelknochen zu
sehen. Da, wo die Rückenknochen sich aufplustern - das ist richtig
nach dem Goethe-Gegenbaurschen Ausdruck - und sich umbilden
zu Kopfknochen, da haben wir dann die Wirkung des Saturn, Jupiter.
Wenn wir also das Skelett verfolgen von hinten nach vorn, dann
müssen wir, um die tierischen Knochen zu verstehen, vom Monde
bis zum Saturn gehen. Aber wir können mit Bezug auf die tierische
Gestalt nicht jene Gestaltung verfolgen, die im Planetensystem eingezeichnet
ist, sondern wir müssen auf die Bewegungen der Planeten
gehen. Was aber der Mensch in sein Drüsensystem hineinarbeitet,
das arbeitet das Tier hinein in seine ganze Gestalt. Und so können
wir vom Tiere sagen, es hat nicht die Möglichkeit, sich nach der
Gestaltung des Planetensystems zu richten, sondern es fängt gleich
bei der Bewegung an.


Diese Bewegung des Planetensystems hat man sich in älteren Zeiten
=== Erkenntnistheorie und Wissenschaftstheorie ===
dadurch vergegenwärtigt, daß man gesagt hat: Der Verlauf der
Planeten geht so vor sich, daß er durch die Tierkreisbilder geht. Man
wußte zum Beispiel von der Saturnbewegung anzugeben, wie der
Saturn durch die Tierkreisbilder durchgeht, und man wußte von jedem
der anderen Planeten dasselbe anzugeben. Man hat dadurch aus
der Erkenntnis des Tieres das, was tierische Gestalt ist, auf den Tierkreis
bezogen. Der Tierkreis hat schon seinen Namen zu Recht. Aber
das Wesentliche ist, daß das Tier die in den Äther hineingestalteten
Formen nicht mitmacht, sondern daß der Mensch allein sie mitmacht.
Und er kann sie mitmachen, weil er veranlagt ist zum aufrechten
Gang. Dadurch wird die planetarische Gestaltung in ihm
Vorbild, während es beim Tiere nur bis zu einer Nachbildung der
Bewegungen kommt." {{Lit|{{G|231|74f}}}}
</div>


== Bildung und Entwicklung des menschlichen Knochensystems ==
Schon in den 1840er Jahren formulierte Du Bois-Reymond die Eckpunkte seiner wissenschaftlichen Methodik. Zusammen mit seinen Freunden und Kollegen [[Wikipedia:Ernst Wilhelm von Brücke|Ernst Wilhelm von Brücke]] und [[Wikipedia:Hermann von Helmholtz|Hermann von Helmholtz]] vertrat er deutlich anti-[[Wikipedia:Vitalismus|vitalistische]] und [[Materialismus|materialistisch]]-mechanistische Positionen. Du Bois-Reymond war auch ein engagierter Verfechter des [[Wikipedia:Darwinismus|Darwinismus]]. Mit seiner „Molekeltheorie“<!-- sic! --> entwickelte Du Bois-Reymond dementsprechend eine rein physikalisch-mechanistische Theorie zur Erklärung elektrophysiologischer Messungen.


Das [[mensch]]liche Knochensystem, das [[geist]]ig schon veranlagt war, hat sich erst in der [[Atlantische Zeit|atlantischen Zeit]] allmählich zur festen [[Gestalt]] verdichtet, während sich das Skelett der [[Tiere]] bereits viel früher verfestigt hat.
==== „Über die Grenzen des Naturerkennens“ ====
Angeregt durch Fragestellungen und Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der zeitgenössischen Hirnforschung hielt Emil Du Bois-Reymond 1872 eine Rede „Über die Grenzen des Naturerkennens“. Darin thematisierte er erkenntnistheoretische Probleme im Zusammenhang mit dem [[Bewusstsein]] (gemeint ist damit im wesentlichen das „phänomenale Bewusstsein“ als qualitative Erfahrung, also die sogenannte „[[Wikipedia:Qualia|Qualia]]“<ref>Kurt Bayertz, Myriam Gerhard und Walter Jaeschke: ''Weltanschauung, Philosophie und Naturwissenschaft im 19. Jahrhundert. Der Materialismusstreit''. Meiner Verlag, 2007, ISBN 3787318267, S. 153</ref>) und dem freien Willen. In dieser Rede vor der 45.&nbsp;Versammlung der „Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte“ in Leipzig fällt auch der berühmte Ausspruch „[[Ignoramus et ignorabimus]]“ (lat. „Wir wissen es nicht und wir werden es niemals wissen“), der eine andauernde heftige Debatte über die Grenzen des Naturerkennens auslöste, die als „Ignorabimus-Streit“ bekannt ist. Emil Du Bois-Reymond galt zu jener Zeit als ein wissenschaftlicher Wortführer in Deutschland und auch international. Seine Thesen erhielten so eine besondere Aufmerksamkeit, obwohl sie inhaltlich wenig Neues boten und schon seit der Antike in der [[Wikipedia:Philosophie des Geistes|Philosophie des Geistes]] diskutiert werden.


<div style="margin-left:20px">
„Naturerkenntnis“ setzt Du Bois-Reymond mit der naturwissenschaftlichen Methodik gleich und diese wiederum mir der mechanistischen Physik seiner Zeit. Die namensgebenden Schlussworte lauteten:
"Erst nach und nach haben sich eingegliedert in diese menschliche
{{Zitat|Gegenüber den Rätseln der Körperwelt ist der Naturforscher längst gewöhnt, mit männlicher Entsagung sein „Ignoramus“ auszusprechen. Im Rückblick auf die durchlaufene siegreiche Bahn trägt ihn dabei das stille Bewußtsein, daß, wo er jetzt nicht weiß, er wenigstens unter Umständen wissen könnte, und dereinst vielleicht wissen wird. Gegenüber dem Rätsel aber, was Materie und Kraft seien, und wie sie zu denken vermögen, muß er ein für allemal zu dem viel schwerer abzugebenden Wahrspruch sich entschließen: „Ignorabimus“.|Quelle=Emil du Bois-Reymond: ''Über die Grenzen des Naturerkennens''. 1872, Seite 464}}
Gestalt die festen Teile. Ursprünglich waren im Menschenleibe,
Du Bois-Reymond bezweifelte in dieser Rede, dass die ontologischen Fragen nach dem Wesen der Grundbegriffe der Mechanik, Materie und Kraft, aber auch von Bewusstsein jemals wissenschaftlich geklärt werden können. Mit dieser [[Wikipedia:Skeptizismus|skeptizistischen]] Haltung trat er der damals unter Wissenschaftler verbreiteten Vorstellung entgegen, eine positivistische und materialistisch-darwinistischen Weltanschauung könne ein vollständiges Weltbild begründen aus dem sich eine [[Ethik]] ableiten lasse. Zugleich bekräftigte Du Bois-Reymond aber auch den Wert der Naturwissenschaft und die Möglichkeiten eines Erkenntnisgewinnes ''innerhalb'' ihrer Grenzen. Sein Hauptargument ist die Kritik an einem mechanistischen bzw. physikalistischen [[Wikipedia:Reduktionismus|Reduktionismus]], der zwingend aus der naturwissenschaftlichen Arbeitsweise hervorgehe, aber das [[Wikipedia:Qualia|Qualia]]-Problem niemals lösen könne. Das „Wissen“ im Rahmen eines reduktionistischen Mechanismus ist nach Du Bois-Reymond somit auch immer ebenso beschränkt wie die grundlegenden Möglichkeiten dieses Welterklärungsansatzes selbst.<ref>Andrea Reichenberger: ''Grenzen des Wissens? Der Ignorabimusstreit.'' S. 43</ref>
auch als er sich schon heruntergesenkt hatte, noch keine
Knochen. Die Knochen entwickelten sich aus weichen, knorpelartigen
Dingen, die wie Stränge den menschlichen Leib durchsetzten,
und diese wiederum waren aus ganz weichen Substanzen entstanden,
und diese weichen Substanzen aus flüssigen, diese aus luftförmigen,
die luftförmigen aus ätherischen und die ätherischen aus
astralischen, die sich aus geistiger Substantialität verdichtet hatten.
Alles Materielle ist zum Schluß aus dem Geistigen heraus entsprungen.
Im Geiste ist alles vorgebildet. Erst in der Zeit, die wir
schon angedeutet haben als den atlantischen Zeitraum, ist der
Mensch nach und nach dazu gekommen, sein Knochensystem, das
schon früher veranlagt war, herauszubilden." {{Lit|{{G|104|126}}}}
</div>


<div style="margin-left:20px">
Du Bois-Reymond Hauptanliegen in dieser Debatte war die Etablierung eines „epistemologischen Waffenstillstandes“ zwischen Wissenschaft, Religion und Philosophie. Insofern war diese Rede keine Abkehr vom reduktionistischen Physikalismus, den er jahrelang vehement vertrat, sondern lediglich eine Kritik an dem „Wahrheitsmonopol der Mechanik“.<ref>Andrea Reichenberger: ''Emil Du Bois-Reymonds Ignorabimus-Rede. Ein diplomatischer Schachzug im Streit um Forschungsfreiheit, Verantwortung und Legitimation der Wissenschaft''. In: K. Bayertz, M. Gerhard und W. Jaeschke (Hrsg.): ''Der Ignorabimus-Streit. Naturwissenschaft, Philosophie und Weltanschauung im 19. Jahrhundert.'' Meiner, Hamburg 2007, S. 66.</ref>
"Dasjenige, was wir zunächst äußerlich im Hauternährungsprozeß
auftreten sehen, können wir auf einer späteren, das heißt hier höheren
Stufe umgewandelt sehen in der festen Form der Knochenbildung.
- Es weist uns eine solche Betrachtung des menschlichen
Organismus darauf hin, daß unser Knochensystem früher als weiche
Substanz bestanden hat und sich erst im Laufe der Entwickelung
verfestigt hat. Das kann auch durch die äußere Wissenschaft nachgewiesen
werden, die uns lehren kann, wie gewisse Gebilde, die später
deutlich Knochen sind, im kindlichen Alter noch weich, knorpelhaft
auftreten und daß erst nach und nach aus einer weicheren, knorpelmäßigen
Masse durch Einlagerung von Ernährungsmaterial sich die
Knochenmasse bildet. Da haben wir ein Hinüberführen von einer
weichen in eine festere Substanz, wie es auch beim einzelnen Menschen
sich vollzieht. Wir haben also im Knorpel eine Vorstufe des
Knochens zu sehen und können sagen, daß uns die ganze Einlagerung
des Knochensystems in den Organismus als etwas erscheint,
was sozusagen ein letztes Resultat derjenigen Prozesse darstellt, die
uns in der Hauternährung vor Augen treten. Es werden also zuerst in
einfachster Weise die Ernährungsstoffe umgewandelt zu einer weichen,
biegsamen Substanz, und dann, wenn dies vorbereitet ist, kann
der Ernährungsprozeß sich abspielen, durch den gewisse Teile sich
erst verhärten zu Knochenmaterie, damit zuletzt die Form des
menschlichen Gesamtorganismus zum Vorschein kommt. Die Art,
wie uns die Knochen entgegentreten, gibt uns Anlaß zu sagen: Über
die Knochenbildung hinaus haben wir eigentlich dann kein weiteres
Fortschreiten der Ernährungsprozesse zur Verfestigung, soweit der
Mensch der gegenwärtigen Entwickelungsstufe in Betracht kommt.
Während wir auf der einen Seite im Blut die bestimmbarste, wandlungsfähigste
Substanz im Menschen haben, können wir andererseits
in der Knochensubstanz dasjenige erblicken, was völlig unbestimmbar
ist, was bis zu einem letzten Punkte sich verhärtet, verfestigt hat,
über den hinaus es keine weitere Umwandlung mehr gibt; sie hat es
bis zur starrsten Form gebracht. Wenn wir nun die früheren Betrachtungen
fortsetzen, dann müssen wir sagen: Das Blut ist das bestimmbarste
Werkzeug des Ich im Menschen, die Nerven sind es schon
weniger, die Drüsen noch weniger, und im Knochensystem haben
wir das, was am letzten Punkte seiner Evolution angelangt ist, was
ein letztes Umwandlungsprodukt darstellt in bezug auf die Bestimmbarkeit
durch das Ich. Deshalb geschieht alles, was zur Formung des
Knochensystems gehört, in der Weise, daß zuletzt die Knochen
Träger und Stütze eines weicheren Organismus sein können, in welchem
Lebens- und Ernährungs Vorgänge so ablaufen, daß das Blut in
seinen Bahnen in der rechten Weise verlaufen kann, damit das
menschliche Ich in ihm ein Werkzeug haben kann." {{Lit|{{G|128|120f}}}}
</div>


== Knochensubstanz ==
Kritik am „Ignorabimus“ formulierte im zwanzigsten Jahrhundert insbesondere der Mathematiker [[Wikipedia:David Hilbert|David Hilbert]], der Physiker [[Wikipedia:Ernst Mach|Ernst Mach]] und der [[Wikipedia:Wiener Kreis|Wiener Kreis]].


In seinem [[Kopf|Haupt]] wird der [[Mensch]] vornehmlich von den [[Kosmos|kosmischen]], in den [[Gliedmaßen]] überwiegend von den irdischen Kräften geformt. Durch den phosphorsaueren Kalk kann der [[Kosmos]] die Knochen formen, durch den kohlensauren Kalk können die irdischen Kräfte gestaltend eingreifen.
==== „Die sieben Welträtsel“ ====
Acht Jahre später griff Du Bois-Reymond die heftige Diskussion mit einer weiteren Rede „Die sieben Welträtsel“ auf, in der er die Frage nach dem Wesen der wichtigsten naturwissenschaftlichen Begriffe im Rahmen der naturwissenschaftlichen Erkenntnis als nicht beantwortbar ansah.


<div style="margin-left:20px">
# Was ist [[Materie]] und [[Kraft]]?
"Wenn Sie ein menschliches Knochengebilde haben: Sie wissen ja,
# Woher kommt der Ursprung der Bewegung?
darin ist dasjenige, was dann erscheint als kohlensaurer Kalk. Es gibt
# Woher kommt das erste [[Leben]]?
dann aber auch phosphorsauren Kalk, beides hat seine starke Bedeutung
# Woher stammt der [[Wikipedia:Zweck|Zweck]] in der Natur?
für den Knochenbau. Durch den kohlensauren Kalk erhält der
# Woher stammt die bewusste Empfindung in den unbewussten Nerven?
Knochen die Eigentümlichkeit, der Erde zu unterliegen. Wäre die
# Woher kommt das vernünftige Denken und die Sprache?
Knochensubstanz nicht überhaupt durchsetzt von kohlensaurem Kalk,
# Woher stammt der „freie“, sich zum Guten verpflichtet fühlende [[Wille]]?
könnte die Erde nicht an den Knochen heran. Der kohlensaure Kalk
bildet für die Erde den substantiellen Angriffspunkt, um nach ihren
Bildungskräften den Knochen zu formen. Der phosphorsaure Kalk
bildet für den Kosmos den Angriffspunkt, um den Knochen zu formen.
Wenn Sie also zum Beispiel einen solchen Röhrenknochen haben
wie den menschlichen Oberschenkelknochen, dann würde dieser
Oberschenkelknochen seine Ausdehnung von oben nach unten nicht
haben können, wenn nicht dieses vermittelt würde durch den kohlensauren
Kalk. Er würde aber den Schenkelhals nicht haben, wenn dies
nicht vermittelt würde durch den phosphorsauren Kalk. Daran ändert
sich nichts durch die Tatsache, welche die Anatomen einwenden, daß
die Menge des phosphorsauren und kohlensauren Kalkes für ein Knochenrohr
und einen Schenkelhals sich im wesentlichen nicht unterscheiden.
Erstens ist es für eine feinere Untersuchung nicht ganz
richtig, sie unterscheiden sich, aber bei diesen Dingen kommt noch
ein anderes in Betracht. Der ganze menschliche Organismus ist darauf
angelegt, Aufbau- und Abbauprozesse zu haben. Prozesse, aus denen
sich etwas aufbaut, und Prozesse, durch die sich das, was beim Aufbau
nicht verwendet werden kann, abscheidet. Einen sehr bedeutenden
Unterschied zwischen solchen aufbauenden und abbauenden Kräften
in den Substanzen selber können Sie zum Beispiel beim Fluor konstatieren.
Der gewöhnliche Anatom würde sagen: Fluor spielt eine Rolle
beim Aufbau der Zähne, es findet sich auch im Harn, also Fluor da
und dort. Darum handelt es sich nicht. Beim Aufbau der Zähne spielt
Fluor eine positive Rolle; die Zähne können nicht aufgebaut werden
ohne Fluor. Im Harn findet sich das Fluor, das herausgebaut ist, das
abgebaut werden soll. Das Wesentliche ist, daß Sie unterscheiden, ob
irgend etwas an einer Stelle abgeschieden ist und deshalb sich bildet,
oder ob es absolut notwendig ist im Aufbau. Und so ist es. Wenn Sie
einen Knochenteil haben, der im wesentlichen aus dem Kosmos hereingebildet
ist, so ist der phosphorsaure Kalk aufbauend. In einem
andern Knochenteile findet sich der phosphorsaure Kalk als Abscheidung
- und umgekehrt: Beim Röhrenknochen ist der kohlensaure Kalk
aufbauend und findet sich als Abscheidung, wird abgeschieden nach
dem Teil hin, der aus dem Kosmos hereingebildet ist. Man muß sagen,
es kommt nirgends darauf an, ob der oder jener Stoff da ist, sondern
darauf kommt es an, was diese Stoffe für einen Weg machen, was sie
für eine Bedeutung haben an irgendeinem Orte des Organismus." {{Lit|{{G|316|49f}}}}
</div>


=== Entstehung der Knochensubstanz durch den luziferischen Einfluss ===
Die Fragen 1, 2, 5 und 7 sah Du Bois-Reymond als „[[Transzendenz|transzendent]]“ an.


Knochensubstanz entsteht, wenn der [[Geist]] in einen [[Astralleib]] „hineinsprüht“, der von den [[Ich]]-Kräften dominiert wird, ähnlich wie anderseits die [[Nerven]]substanz gebildet wird, wenn der Geist in einen [[Ätherleib]] hereinwirkt, in dem das [[Physisch]]e durch den [[luzifer]]ischen Einfluss das Übergewicht gewonnen hat. [[Muskel]]substanz entsteht, wenn der Geist in einen [[Astralleib]] hineinwirkt, der von den Kräften des Ätherleibs überwogen wird. Wirkt der Geist hingegen in die reine [[Äther]]substanz hinein, so entsteht nur [[Pflanzen]]materie und zerbirst er ins Leere, so bildet sich [[mineral]]ische [[Substanz]]:
Bekannt geworden ist in diesem Zusammenhang [[Wikipedia:Ernst Haeckel|Ernst Haeckel]]s Versuch, diese Fragen im Rahmen eines monistischen [[Wikipedia:Darwinismus|Darwinismus]] zu beantworten.


<div style="margin-left:20px">
=== Kulturgeschichte ===
"Wenn
Du Bois-Reymond sieht die Naturwissenschaft als das „absolute Organ der Cultur“ und das einzige menschliche Bestreben, das vorankommt.<ref>Gabriel Finkelstein: ''Kultur-Evolution bei Emil Du Bois-Reymond''. In: ''Evolutionsbiologie von Darwin bis heute''. Brömer/Hoßfeld/Rupke, ISSN 1435-7852</ref> Folglich bildet die Geschichte der Naturwissenschaft die eigentliche Geschichte der Menschheit. Diese Verherrlichung der Naturwissenschaft geht bei Du Bois-Reymond einher mit einer pessimistischen und ablehnenden Haltung gegenüber anderen Kulturgütern wie Politik, Kunst und Religion.
der Geist ins Leere hinein zerbricht, dann entsteht nämlich mineralische
Materie. Da muß also der Geist zunächst wirklich aus dem
Geiste heraus sich in sich selbst zerbrechen, und es entsteht dann mineralische
Materie. Nehmen Sie aber einmal an, es sei das nicht etwas,
was gleichsam im Weltall jungfräulich vor sich geht, sondern es sei
die Sache so, daß aus dem Geiste heraus dasjenige, was da zerbricht,
zerbirst, schon eine vorbereitete Welt findet, also sich hineinentwikkelt
jetzt nicht ins Leere, sondern, sagen wir, in schon vorhandene
Ätherleiblichkeit. Wenn es ins Leere sich hineinentwickelt, entsteht
mineralische Materie. Wir nehmen aber an, es entwickelt sich in vorhandene
Ätherleiblichkeit hinein. Solche zerberstende Geistigkeit, sie
plustert also in einen Ätherleib hinein; diese zerberstende Materie
und dieser Ätherleib seien als solche schon vorhanden. Also nicht ins
Jungfräuliche der Welt hinein, sondern in den Ätherleib hinein zerbirst
Geistigkeit in Materie. Dann entsteht nicht mineralische Materie,
sondern pflanzliche Materie. Wenn also Geist in Äthersubstanz hinein
zerbirst, dann entsteht Pflanzenmaterie [...]


Da, wo der physische Leib mit
==  Du Bois-Reymond-Preis ==
dem Ätherleib zusammentrifft und der Ätherleib durch das Übergewicht
des physischen Leibes überall beirrt ist, da ist es nicht so, wie
wenn der Geist einfach in Äthersubstanz hineinsprüht und zerbirst,
sondern da sprüht er in eine solche Leiblichkeit hinein, die zwar Ätherleiblichkeit
ist, aber über die das Physische das Übergewicht hat.
"Wenn nun Geist in eine solch vorbereitete Substanz hineinsprüht und
zerbirst, dann entsteht Nervensubstanz, Nervenmaterie [...]


Hier haben Sie drei Stufen von Stofflichkeit: zuerst die gewöhnliche
Seit 1999 vergibt die [[Wikipedia:Deutsche Physiologische Gesellschaft|Deutsche Physiologische Gesellschaft]] jährlich den Du Bois-Reymond-Preis an einen Nachwuchswissenschaftler auf dem Gebiet der Physiologie.
Stofflichkeit, die Sie draußen in der Sinneswelt antreffen, dann
die Stofflichkeit, die Sie in den Pflanzenkörpern finden, und dann
die Stofflichkeit, die Sie finden im menschlichen und im tierischen Leib
dadurch, daß da Unregelmäßigkeiten zustande gekommen sind [...]


Denken
== Literatur ==
Sie, was wir nun alles tun müßten, wenn wir die verschiedenen
* F. Krafft: ''Die wichtigsten Naturwissenschaftler im Portrait.'' Marixverlag, Wiesbaden 2007, ISBN 3865399118 
Bedingungen für die mannigfaltigen Stoffe in der Welt aufzählen
* Heinrich Boruttau: ''Emil du Bois-Reymond.'' (= Meister der Heilkunde, Band 3). Rikola Verlag, Wien, Leipzig, München
wollten! So mancherlei haben wir ja gestern durch den luziferischen
* Ferdinando Vidoni: ''Ignorabismus!. Emil du Bois-Reymond und die Debatte über die Grenzen wissenschaftlicher Erkenntnis im 19. Jahrhundert''. ISBN 3631433395
Einfluß entstehen sehen als Unregelmäßigkeiten, haben dann gesehen,
* Peter Ruff: ''Emil du Bois-Reymond''. Teubner Verlag, 1997, ISBN 3322005739
wie wiederum die Ätherleiblichkeit überwiegen kann die Astralleiblichkeit.
* Kurt Bayertz, Myriam Gerhard und Walter Jaeschke: ''Weltanschauung, Philosophie und Naturwissenschaft im 19. Jahrhundert. Der Ignorabimus-Streit.'' Meiner Verlag, 2007, ISBN 3787318267
Wenn in eine solche Astralleiblichkeit, die überwogen ist von
Ätherleiblichkeit, Geist hineinsprüht in gewisser "Weise, dann entsteht
Muskelmaterie [...]


Das Hauptsächlichste, das ich heute damit wollte, war, Ihnen zu
== Weblinks ==
zeigen, in welche Tiefen des Seins man hinuntersteigen muß, wenn
{{Wikiquote|Emil Du Bois-Reymond}}
man diese Dinge wirklich ergründen will. Wenn Sie nämlich Geist
{{Commonscat|Emil DuBois-Reymond}}
nun einsprühen lassen in das, was noch weiter materiell folgt, in das,
{{PND|118527665}}
wo das Ich hineinwirkt mit Überschuß in den Astralleib, wenn also
* [http://vlp.mpiwg-berlin.mpg.de/people/data?id=per64 Kurzbiografie] (englisch) im [[Wikipedia:Virtual Laboratory|Virtual Laboratory]] des [[Wikipedia:Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte|Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte]]
Geist hineinsprüht und zerstiebt in das, was ihm da entgegentritt in
* [http://vlp.mpiwg-berlin.mpg.de/library/search?-display=short&-sort=online,sql_year&-sortorder_online=desc&-max=25&-op_author=all&author=Du+Bois+Reymond digitale Quellen im Volltext] im [[Wikipedia:Virtual Laboratory|Virtual Laboratory]] des [[Wikipedia:Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte|Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte]]
jener Unregelmäßigkeit der Leiblichkeit, die zustande gekommen ist
* [http://vlp.mpiwg-berlin.mpg.de/library/data/lit28636 ''Über die Grenzen des Naturerkennens'']
dadurch, daß das Ich in seiner Ichlichkeit den Astralleib überwiegt,
* [http://vlp.mpiwg-berlin.mpg.de/library/data/lit28646 ''Die sieben Welträtsel'']
da entsteht — aber erst auf vielen Umwegen — Knochenmaterie." {{Lit|{{G|134|76f}}}}
</div>
 
Erst durch den [[luzifer]]ischen Einfluss, durch den das harmonische Zusammenwirken der [[mensch]]lichen [[Wesensglieder]] gestört wurde, ist die von den [[Elohim]] geschaffene [[Imagination]] der [[mensch]]lichen [[Gestalt]] von Knochenmaterie durchsetzt worden:
 
<div style="margin-left:20px">
"Nun,
sehen Sie, durch den luziferischen Einfluß sind die Imaginationen
gleichsam ausgespritzt worden mit zerberstendem Geist, das heißt
mit Materie, und das, was da geworden ist, steht heute da als menschliches
Knochensystem. Das Knochensystem ist der imaginierte Mensch,
ausgefüllt mit Materie. Aber zum eigentlichen höheren Menschen gehört
die Materie nicht, sondern die ist hineingeschossen in das, was
sonst nur imaginativ sein würde, dadurch, daß der luziferische Einfluß
gekommen ist. "Während man sonst also bequem durch einen
Menschen hindurchgehen könnte — wenn das nicht ein Unsinn
wäre —, sind diese Imaginationen erstens zusammengezogen worden
und dann extra noch ausgefüllt worden mit Knochenmaterie. Nun
stößt man sich an den Knochen, wenn man durch den Menschen hindurchgehen
würde. Er ist erst undurchdringlich geworden. — Das,
was von den Geistern der Bewegung gekommen ist, das ist ausgefüllt
mit Muskelmaterie, und das, was als Intuition wahrzunehmen wäre,
das ist ausgefüllt mit Nervenmaterie." {{Lit|{{G|134|80f}}}}
</div>
 
== Knochen, Sehnen und Bänder als Produkt der Erdentwicklung ==
In den Knochen, Sehnen und Bändern wirken die Kräfte, die uns mit der [[Erdentwicklung]] verbinden.


<div style="margin-left:20px">
== Einzelnachweise ==
"Während der Erdenzeit bekommt wiederum unser physischer Leib
<references />
das, was in ihm verlangt worden war auf dem Saturn, was ausgebildet
worden ist während der Sonnen- und Mondenzeit. Aber dadurch, daß
in diesem das Ich darinnen arbeitet, wird eingegliedert dem Menschen
dasjenige, was er nicht durch Saturn, Sonne und Mond hat, sondern nur
durch die Erdenentwickelung, was äußerer physischer Ausdruck des Ich
ist. Aus diesem geht im Tode das Ich heraus. Dasjenige, was uns von
Saturn, Sonne und Mond geblieben ist, hat im Erdenleben keinen Bestand,
das hat nichts mit den Kräften der Erdenentwickelung zu tun.
Die physischen Kräfte der Erdenentwickelung würden niemals unsere
Muskeln erzeugen, die mußten schon durch die physischen Kräfte der
Mondenentwickelung erzeugt werden; sie würden niemals unsere Nerven
und so weiter erzeugen. Aber während der Erdenentwickelung
durch die Impulse des Ich sind allerdings die Knochen zustande gekommen,
die Knochen sogar erst während der atlantischen Entwickelung,
durch die Salzablagerungen im Atlantischen Meere sind zustande gekommen
die Bänder, die Sehnen. Das alles ist eingegliedert nur durch
die Erdenkräfte. Da tragen wir die Erde in uns, in unseren Knochen,
Sehnen und Bändern. Darinnen lebt der Geist der Erde. Darinnen leben
dieselben Kräfte, die in allem mineralischen Natur- oder technischen
Walten der Erde vorhanden sind. In der Zusammenstellung unserer
Knochen, Sehnen und Bänder lebt alles das, was aus mineralisch-physischen
Naturwirkungen der Erde und technischen Wirkungen hervorgehen
kann. Wenn wir nun durch die Pforte des Todes gehen, lassen
wir unseren Saturn-, Sonnen-, Mondenteil zurück. Die werden dadurch,
daß sie nicht bestehen können in der Erde, zerstört. Knochen, Sehnen,
Bänder müssen die Kräfte der Erde selbst zerstören, gleichgültig, ob der
Mensch verwest oder verbrannt wird; das macht dabei keinen Unterschied,
das müssen die speziellen Kräfte der Erde zerstören." {{Lit|{{G|272|238f}}}}
</div>


[[Goethe]] hat etwas davon geahnt; darum lässt er am Ende von [[Faust II]] bei [[Johann Faust|Faust]]s Tod die [[Lemuren]] erscheinen:
{{DEFAULTSORT:Du Bois-Reymond, Emil}}
 
[[Kategorie:Philosoph]]
<center><table><tr><td>
[[Kategorie:Philosoph (19. Jahrhundert)]]
<poem>
[[Kategorie:Mediziner]]
Herbei, herbei! Herein, herein!
[[Kategorie:Physiologe]]
Ihr schlotternden Lemuren,
[[Kategorie:Hochschullehrer (Humboldt-Uni Berlin)]]
Aus Bändern, Sehnen und Gebein
[[Kategorie:Deutscher]]
Geflickte Halbnaturen!
[[Kategorie:Geboren 1818]]
            <small>Goethe: ''Faust II'', Großer Vorhof des Palasts</small> [http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/odyssee/Faust/FAUST2_Volltext.pdf#page=173]
[[Kategorie:Gestorben 1896]]
</poem>
[[Kategorie:Mann]]
</td></tr></table></center>
 
== Die zukünftige Belebung des Knochensystems ==
 
Künftig wird der [[Mensch]] mittels des [[Blut]]es das Knochensystem neu beleben und dadurch seinen [[Physischer Leib|physischen Leib]] immer mehr vergeistigen zum [[Geistesmensch]]en ([[Atma]]).
 
<div style="margin-left:20px">
"Als das Menschen-Ich hinabgestiegen war auf die Erde aus dem Schoße der Gottheit,
da mußte diese Verhärtungstendenz von ihm erobert werden.
Aber es gibt andere Wesen, die viel früher den Abschluß ihrer Entwickelung
schon erlangt hatten. Das sind die Vögel. Sie haben auch
ein Ich, aber ein solches, das viel mehr in der Außenwelt lebt. Sie
haben deshalb auch etwas nicht mitgemacht, was wichtig ist für alle
menschliche Höherentwickelung, für die okkulte Entwickelung des
Menschen. Sie haben nicht mitgemacht dasjenige, was seinen Ausdruck
findet in der Herausbildung gewisser Teile des Knochenbaues,
des Knochenmarkes, des innersten Inhaltes der Knochen. Vögel haben
viel hohlere Knochen als der Mensch und als die anderen Tiere;
sie haben einen viel älteren Zustand konserviert. Der Mensch ist
über diesen Zustand hinaus-, hinweggeschritten; auch die höheren
Tiere sind darüber hinweggeschritten. Es sendet der Mensch die
Kräfte des Ich bis in das Knochenmark hinein, und ein guter Teil der
okkulten Entwickelung besteht darin, durch Übungen darauf Rücksicht
zu nehmen, daß der Mensch jene passive, untätige Art, wie er
sich zu seinem Knochenmark verhält, verlebendigt, in eine bewußte
umändert. Heute kann er nur wirken auf den Inhalt der Knochenkapsel
seines Schädels, auf sein Gehirn. Aber vorbereiten wird sich
ein zukünftiger Zustand der Menschheit dadurch, daß er Gewalt
bekommen wird über das Element, das als halbflüssiges Element seine
Knochen durchsetzt. Die Konstruktion der Knochen hat dem
Menschen - und auch den Tieren - auf der Erde die Gestalt gegeben.
Daß der Mensch die Knochen so ausgebildet hat, gab ihm die Möglichkeit
seiner jetzigen Entwickelung. In Zukunft muß der Mensch
die Kräfte gewinnen, seine Knochen wieder zu beleben, ihnen die
Verhärtungstendenz zu nehmen und sie umzuwandeln. Er wird die
Herrschaft über sein Blut gewinnen, so daß in viel größerem Maße
die Kraft des Ich darin sein wird, und dieses Blut wird dann das Instrument
sein, mit dem der Mensch wirken kann bis in die Umgestaltung
der Knochensubstanz. Was ist denn die Knochenbildung
anderes als eine Vermineralisierung? Wenn der Mensch die Tendenz
zur Erweichung, die sich heute zur Unzeit als Rachitis ausdrückt,
beherrschen wird, wenn er das Blut so beherrschen wird, daß er wirken
kann bis in die Knochensubstanz, dann wächst er über die Mineralisierungstendenz
hinaus; er wird sich selbst die Gestalt geben,
er wird seinen physischen Leib umgestalten bis zu dem, was wir
Atma oder Geistesmensch nennen. Da besiegt der Mensch das Verhärtungsprinzip,
jenes starke Prinzip, das zum Tode führt, dessen
eigentliche Physiognomie ausgedrückt ist im menschlichen Skelett.
Es ist eine Intuition richtiger Art, wenn man den Tod im Bilde des
Skeletts anschaulich macht. Diese Physiognomie des Todes wird der
Mensch unter seine Herrschaft bringen. Er wird sie besiegen, wenn
er seine Gestalt, so wie er sie jetzt von außen durch die mechanische
Kraft der Muskeln beherrscht, von innen durch die Kraft des Geistes
beherrschen und sich selbst die Gestalt geben wird. Heute kann der
Mensch erst seine Gedanken bis in seine Knochen schicken; wenn
später seine Gefühle in den Knochen wirken werden und noch später
der bewußte Wille, dann wird er die Physiognomie des Todes
überwunden haben." {{Lit|{{G|101|59f}}}}
</div>
 
== Imaginationen des Knochensystems und Karma ==
 
Wenn das Knochenskelett nach dem [[Tod]] zu zerfallen beginnt, bleiben [[Imagination]]en des Knochensystems zurück. In diese ist, ebenso wie in die [[Inspiration]]en und [[Intuition]]en, die dem [[Muskel]]- und [[Nerven]]system zugrunde liegen, unser [[Karma]] eingeprägt, das nur durch uns selbst wieder aufgelöst werden kann.
 
<div style="margin-left:20px">
"Nun zeigt sich — und hier kommen wir zu der
genaueren Besprechung einer Sache, die ja in den allgemeineren geisteswissenschaftlichen
Vorträgen nur annähernd besprochen werden
kann —, daß, wenn der Mensch durch die Pforte des Todes geht,
nach und nach durch Verwesung oder Verbrennen oder wie immer,
sein Knochensystem zerfällt. Aber was bleibt, wenn das Knochensystem
materiell zerfällt, das ist die Imagination; die geht nicht
verloren. Die bleibt in denjenigen Substanzen, die wir auch an uns
haben, wenn wir durch die Pforte des Todes geschritten sind und
ins Kamaloka oder ins Devachan hineingehen. Wir behalten allerdings
eine Bildgestalt an uns zurück, die ja, wenn sie der wirklich
geschulte Hellseher betrachtet, nicht gerade ähnlich ist dem Knochensystem,
die aber, wenn sie der etwas weniger geschulte Hellseher auf
sich wirken läßt, sogar äußerlich in der Bildgestalt etwas Ähnliches
hat mit dem menschlichen Knochensystem, weswegen der Tod überhaupt
nicht ganz unrichtig unter der Imagination des Knochenskelettes
vorgestellt wird. Das beruht auf einer allerdings ungeschulten,
aber immerhin nicht ganz danebentreffenden Hellsichtigkeit. Und
beigemischt ist dieser Imagination das, was nun von den Muskeln
bleibt, wenn sie stofflich zerfallen: da verbleibt die Inspiration, von
der sie eigentlich nur der Ausdruck sind, denn sie sind eigentlich nur
stoffdurchtränkte Inspirationen. Die Inspiration bleibt uns, wenn
wir durch die Pforte des Todes geschritten sind. Das ist etwas sehr
Interessantes. Und ebenso bleibt uns die Intuition von dem Nervensystem,
wenn die Nerven selber ihrem Verfalls- oder Zerfallsprozeß
nach dem Tode entgegengehen. Das sind alles wirkliche Bestandteile
unseres astralischen und ätherischen Leibes [...]
 
Das ist nun ganz besonders interessant. Nicht um Sie zu überfüttern
mit Ergebnissen hellseherischer Forschung, sondern weil es
wirklich interessant ist, soll erwähnt werden, daß durch diese Ausstrahlung
aus den Knochen, wenn sie zerfallen, in gewissem Maße
tatsächlich der Mensch überall, wo er hinkommt, Bilder, das heißt
durch Imagination wahrnehmbare Geistesbilder von sich zurückläßt:
feine Schattenbilder bleiben überall von uns zurück, wo wir gewesen
sind. Und wenn Sie nachher aus diesem Saale gehen werden, so werden
für ein feineres, gutgeschultes Hellsehen auf den Bänken in gewisser
Weise noch immer feine Schattenbilder eine Zeitlang wahrzunehmen
sein, bis sie in den allgemeinen Weltenprozeß aufgenommen
sind — feine Schattenbilder von jedem Einzelnen, die ausgeströmt
sind von seinem Knochensystem. Auf diesen Imaginationen beruht
ja das Unangenehme, das man manchmal empfindet, wenn man in
ein Zimmer kommt, das vorher ein anderer, ein unangenehmer
Mensch bewohnt hat. Das beruht hauptsächlich auf den Imaginationen,
die er zurückgelassen hat. Man trifft ihn in einer gewissen Weise
in einer Art Schattenbild dort noch an [...]
 
Wie lange bleibt es stehen? Ja, sehen Sie, das bleibt so lange stehen,
bis der Mensch kommt und es selber vernichtet durch Ausstrahlungen,
die geeignet sind, das zu vernichten. Und es hat kein anderer Mensch
in der Regel die Fähigkeit, diese vom Kosmos zurückgeworfenen
Ausstrahlungen zu vernichten, als der Mensch, der sie selber ausgestrahlt
hat. Und hier haben Sie die Technik des Karma, hier haben
Sie den Grund, warum wir alle diejenigen Dinge an Imaginationen,
Inspirationen, Intuitionen wiederum im Verlaufe unseres Karma
treffen müssen, die vom Kosmos zurückgewiesen sind. Die müssen
wir selber vernichten, denn der Kosmos nimmt nur das auf, was
denkerisch richtig, gefühlsmäßig schön und moralisch gut ist." {{Lit|{{G|134|87ff}}}}
</div>
 
=== Rudolf Steiners «Philosophie der Freiheit» und die Imagination des Knochensystems ===
 
<div style="margin-left:20px">
"Meine «[[Philosophie der Freiheit]]» ist wenig verstanden worden,
weil die Leute nicht verstanden haben, sie zu lesen. Sie haben sie so
gelesen, wie man ein anderes Buch liest, aber meine «Philosophie der
Freiheit» ist nicht so gemeint wie andere Bücher. Meine «Philosophie
der Freiheit» lebt zunächst in Gedanken, aber in richtig erlebten Gedanken.
Nichterlebte Gedanken, abstrakte, logische Gedanken, wie
man sie heute in der Wissenschaft ganz allgemein hat, die erlebt man im
Gehirn. Solche Gedanken, wie ich sie in meiner «Philosophie der Freiheit
» ausgesprochen habe - jetzt kommt das Paradoxe -, erlebt man als
ganzer Mensch in seinem Knochensystem. Richtig als ganzer Mensch in
seinem Knochensystem. Und das noch Paradoxere möchte ich aussprechen
— das ist natürlich selbstverständlich geschehen, nur haben Sie es
nicht beachtet, weil Sie es nicht in Zusammenhang damit gebracht
haben -: wenn die Menschen meine «Philosophie der Freiheit» verstanden haben, haben sie mehrmals im Laufe des Lesens, und besonders
wenn sie fertig waren, von Skeletten geträumt. Das hängt zusammen
moralisch mit der ganzen Stellung der «Philosophie der Freiheit» gegenüber
der Freiheit der Welt. Freiheit besteht schon darin, daß man
von den Knochen aus die Muskeln des Menschen in der äußeren Weit
fortbewegt. Der Unfreie folgt seinen Trieben und Instinkten. Der Freie
richtet sich nach den Forderungen und Erfordernissen der Welt, die er
zuerst lieben muß. Er muß ein Verhältnis gewinnen zu dieser Welt. Das
drückt sich in der Imagination des Knochensystems aus. Innerlich ist
das Knochensystem dasjenige, was die erlebten Gedanken eben erlebt.
Also erlebte Gedanken erlebt man mit dem Knochensystem, mit seinem
ganzen Menschen, namentlich mit seinem ganzen eigentlich erdenfesten
Menschen. Es hat Leute gegeben, die wollten Bilder malen aus
meinen Büchern; sie haben mir allerlei Sachen gezeigt. Sie haben die
Gedanken der «Philosophie der Freiheit» in Bildform vorführen wollen.
Wenn man ihren Inhalt so malen will, muß man dramatische Szenen
aufführen, welche von menschlichen Skeletten ausgeführt werden.
Geradeso wie die Freiheit selbst etwas ist, wobei man sich alles bloß
Instinktiven entledigen muß, so ist dasjenige, was der Mensch erlebt,
indem er die Gedanken der Freiheit hat, etwas, wobei er sich seines
Fleisches und Blutes entledigen muß. Er muß Skelett werden, muß
erdhaft werden, die Gedanken müssen wirklich erdhaft werden." {{Lit|{{G|316|113f}}}}
 
== Anmerkungen ==
 
<references/>
 
==Literatur==
#Rudolf Steiner/Ita Wegman: ''Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen'', [[GA 27]] (1991) {{Schriften|027}}
#Rudolf Steiner: ''Mythen und Sagen. Okkulte Zeichen und Symbole'', [[GA 101]] (1992), ISBN 3-7274-1010-8 {{Vorträge|101}}
#Rudolf Steiner: ''Die Apokalypse des Johannes'', [[GA 104]] (1985), ISBN 3-7274-1040-X {{Vorträge|104}}
#Rudolf Steiner: ''Eine okkulte Physiologie'', [[GA 128]] (1991), ISBN 3-7274-1281-X {{Vorträge|128}}
#Rudolf Steiner: ''Die Welt der Sinne und die Welt des Geistes'', [[GA 134]] (1990), ISBN 3-7274-1340-9 {{Vorträge|134}}
#Rudolf Steiner: ''Der übersinnliche Mensch, anthroposophisch erfaßt'', [[GA 231]] (1999), ISBN 3-7274-2310-2 {{Vorträge|231}}
#Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaftliche Erläuterungen zu Goethes «Faust»'', Band I: Faust, der strebende Mensch , [[GA 272]] (1981), ISBN 3-7274-2720-5 {{Vorträge|272}}
#Rudolf Steiner: ''Meditative Betrachtungen und Anleitungen zur Vertiefung der Heikunst'', [[GA 316]] (2003), ISBN 3-7274-3160-1 {{Vorträge|316}}
 
{{GA}}
 
== Weblinks ==
{{Commonscat|Bones|Knochen}}
{{Wikiquote}}
{{Wiktionary}}


[[Kategorie:Knochen|!]]
{{Wikipedia}}

Version vom 31. Juli 2017, 00:21 Uhr

Emil Heinrich du Bois-Reymond, Heliogravüre der Fotografie eines Gemäldes von Max Koner.

Emil Heinrich Du Bois-Reymond (* 7. November 1818 in Berlin; † 26. Dezember 1896 ebenda) war ein deutscher Physiologe und theoretischer Mediziner, der als Begründer der experimentellen Elektrophysiologie gilt. Besondere Bekanntheit erreichte er durch mehrere öffentlichkeitswirksame Reden über Wissenschaft, Philosophie und Kultur. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gehörte er zu den meistbeachteten Persönlichkeiten der internationalen Gelehrtenwelt.

Leben

Du Bois-Reymond gehörte einer angesehenen Hugenottenfamilie an. Sein Vater, Félix Henri du Bois-Reymond (1782–1864), stammte aus St. Sulpice bei Neuchâtel in der Schweiz, das zu dieser Zeit preußisches Staatsgebiet war, und hatte sich in Berlin zum Regierungsrat und Abteilungsleiter im preußischen Außenministerium hochgearbeitet. Die Familie seiner Mutter Minette Henry gehörte zu den ältesten und angesehensten hugenottischen Familien in Berlin. Ihr Großvater Daniel Chodowiecki war Vorsitzender der Akademie der Künste zu Berlin und ihr Vater, Jean Henry, langjähriger Direktor der Kunstkammer und Bibliothekar des preußischen Königshauses. Der jüngere Bruder von Emil Heinrich Du Bois-Reymond war der Mathematiker Paul du Bois-Reymond.

Du Bois-Reymond erhielt 1837 die Hochschulreife am Berliner Französischen Gymnasium Berlin. Daraufhin widmete er sich in Berlin und Bonn dem Studium der Theologie, Philosophie, Mathematik und Geologie. In Berlin trat er in Kontakt mit dem Anatomen und Physiologen Johannes Müller (1801–1858). Im Jahr 1839 begann Du Bois-Reymond ein Medizinstudium. Zur „tierischen Elektrizität“ kam er 1841, nachdem ihm sein Doktorvater, Carlo Matteucci, auf eine Abhandlung aufmerksam gemacht hatte. Promoviert wurde er 1843 mit einer Schrift über die Auffassungen der Griechen und Römer über elektrische Fische.

1845 gehörte er gemeinsam mit Ernst Wilhelm von Brücke und Heinrich Dove zu den Gründern der Physikalischen Gesellschaft in Berlin. Ein Jahr später habilitierte sich Du Bois-Reymond mit der Arbeit Über die saure Reaktion der Muskelsubstanz nach ihrem Tode. Zwischen 1848 und 1884 veröffentlichte er die beiden Bände seines Hauptwerkes, der „Untersuchungen über tierische Elektrizität“, getrennt in mehrere Teile.[1]

Er wurde anschließend 1849 Assistent am Berliner Anatomischen Museum und zusätzlich Dozent für Anatomie an der Berliner Akademie der Künste. 1851 erfolgte die Wahl zum Ordentlichen Mitglied der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Seit 1853 war er korrespondierendes Mitglied der Accademia dei Lincei in Rom. Im Jahre 1855 erhielt er die Professur für Physiologie an der Universität Berlin und wurde 1858 Nachfolger Müllers auf dem Lehrstuhl für Physiologie und als Direktor des Physiologischen Instituts an der Universität Berlin. Einige Jahre später (1872) hielt Du Bois-Reymond seine berühmte Rede „Über die Grenzen des Naturerkennens“ vor der 45. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in Leipzig („Ignoramus et ignorabimus“). 1869 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Berliner Gesellschaft für Anthropologie.

Werk

Elektrophysiologie

Du Bois-Reymonds entwickelte, konstruierte und verfeinerte mehrere wissenschaftliche Instrumente wie den Galvanometer oder das Schlitteninduktorium zur Erzeugung variabler Hochspannungen. Spätestens 1842 gelang ihm der Nachweis der „tierischen Elektrizität“. Sein Hauptverdienst liegt in der jahrelangen akribischen Arbeit, die sich durch beständige Exaktheit in den Messungen und einen großen Erfindungsreichtum und Geschick in der Konstruktion der Messgeräte ausdrückte. Du Bois-Reymonds Forschungen führten so mit dem Elektrokardiogramm, dem Elektroenzephalogramm und dem Elektromyogramm zu einem Spezialzweig der medizinischen Diagnostik.

Erkenntnistheorie und Wissenschaftstheorie

Schon in den 1840er Jahren formulierte Du Bois-Reymond die Eckpunkte seiner wissenschaftlichen Methodik. Zusammen mit seinen Freunden und Kollegen Ernst Wilhelm von Brücke und Hermann von Helmholtz vertrat er deutlich anti-vitalistische und materialistisch-mechanistische Positionen. Du Bois-Reymond war auch ein engagierter Verfechter des Darwinismus. Mit seiner „Molekeltheorie“ entwickelte Du Bois-Reymond dementsprechend eine rein physikalisch-mechanistische Theorie zur Erklärung elektrophysiologischer Messungen.

„Über die Grenzen des Naturerkennens“

Angeregt durch Fragestellungen und Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der zeitgenössischen Hirnforschung hielt Emil Du Bois-Reymond 1872 eine Rede „Über die Grenzen des Naturerkennens“. Darin thematisierte er erkenntnistheoretische Probleme im Zusammenhang mit dem Bewusstsein (gemeint ist damit im wesentlichen das „phänomenale Bewusstsein“ als qualitative Erfahrung, also die sogenannte „Qualia[2]) und dem freien Willen. In dieser Rede vor der 45. Versammlung der „Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte“ in Leipzig fällt auch der berühmte Ausspruch „Ignoramus et ignorabimus“ (lat. „Wir wissen es nicht und wir werden es niemals wissen“), der eine andauernde heftige Debatte über die Grenzen des Naturerkennens auslöste, die als „Ignorabimus-Streit“ bekannt ist. Emil Du Bois-Reymond galt zu jener Zeit als ein wissenschaftlicher Wortführer in Deutschland und auch international. Seine Thesen erhielten so eine besondere Aufmerksamkeit, obwohl sie inhaltlich wenig Neues boten und schon seit der Antike in der Philosophie des Geistes diskutiert werden.

„Naturerkenntnis“ setzt Du Bois-Reymond mit der naturwissenschaftlichen Methodik gleich und diese wiederum mir der mechanistischen Physik seiner Zeit. Die namensgebenden Schlussworte lauteten:

„Gegenüber den Rätseln der Körperwelt ist der Naturforscher längst gewöhnt, mit männlicher Entsagung sein „Ignoramus“ auszusprechen. Im Rückblick auf die durchlaufene siegreiche Bahn trägt ihn dabei das stille Bewußtsein, daß, wo er jetzt nicht weiß, er wenigstens unter Umständen wissen könnte, und dereinst vielleicht wissen wird. Gegenüber dem Rätsel aber, was Materie und Kraft seien, und wie sie zu denken vermögen, muß er ein für allemal zu dem viel schwerer abzugebenden Wahrspruch sich entschließen: „Ignorabimus“.“

– Emil du Bois-Reymond: Über die Grenzen des Naturerkennens. 1872, Seite 464

Du Bois-Reymond bezweifelte in dieser Rede, dass die ontologischen Fragen nach dem Wesen der Grundbegriffe der Mechanik, Materie und Kraft, aber auch von Bewusstsein jemals wissenschaftlich geklärt werden können. Mit dieser skeptizistischen Haltung trat er der damals unter Wissenschaftler verbreiteten Vorstellung entgegen, eine positivistische und materialistisch-darwinistischen Weltanschauung könne ein vollständiges Weltbild begründen aus dem sich eine Ethik ableiten lasse. Zugleich bekräftigte Du Bois-Reymond aber auch den Wert der Naturwissenschaft und die Möglichkeiten eines Erkenntnisgewinnes innerhalb ihrer Grenzen. Sein Hauptargument ist die Kritik an einem mechanistischen bzw. physikalistischen Reduktionismus, der zwingend aus der naturwissenschaftlichen Arbeitsweise hervorgehe, aber das Qualia-Problem niemals lösen könne. Das „Wissen“ im Rahmen eines reduktionistischen Mechanismus ist nach Du Bois-Reymond somit auch immer ebenso beschränkt wie die grundlegenden Möglichkeiten dieses Welterklärungsansatzes selbst.[3]

Du Bois-Reymond Hauptanliegen in dieser Debatte war die Etablierung eines „epistemologischen Waffenstillstandes“ zwischen Wissenschaft, Religion und Philosophie. Insofern war diese Rede keine Abkehr vom reduktionistischen Physikalismus, den er jahrelang vehement vertrat, sondern lediglich eine Kritik an dem „Wahrheitsmonopol der Mechanik“.[4]

Kritik am „Ignorabimus“ formulierte im zwanzigsten Jahrhundert insbesondere der Mathematiker David Hilbert, der Physiker Ernst Mach und der Wiener Kreis.

„Die sieben Welträtsel“

Acht Jahre später griff Du Bois-Reymond die heftige Diskussion mit einer weiteren Rede „Die sieben Welträtsel“ auf, in der er die Frage nach dem Wesen der wichtigsten naturwissenschaftlichen Begriffe im Rahmen der naturwissenschaftlichen Erkenntnis als nicht beantwortbar ansah.

  1. Was ist Materie und Kraft?
  2. Woher kommt der Ursprung der Bewegung?
  3. Woher kommt das erste Leben?
  4. Woher stammt der Zweck in der Natur?
  5. Woher stammt die bewusste Empfindung in den unbewussten Nerven?
  6. Woher kommt das vernünftige Denken und die Sprache?
  7. Woher stammt der „freie“, sich zum Guten verpflichtet fühlende Wille?

Die Fragen 1, 2, 5 und 7 sah Du Bois-Reymond als „transzendent“ an.

Bekannt geworden ist in diesem Zusammenhang Ernst Haeckels Versuch, diese Fragen im Rahmen eines monistischen Darwinismus zu beantworten.

Kulturgeschichte

Du Bois-Reymond sieht die Naturwissenschaft als das „absolute Organ der Cultur“ und das einzige menschliche Bestreben, das vorankommt.[5] Folglich bildet die Geschichte der Naturwissenschaft die eigentliche Geschichte der Menschheit. Diese Verherrlichung der Naturwissenschaft geht bei Du Bois-Reymond einher mit einer pessimistischen und ablehnenden Haltung gegenüber anderen Kulturgütern wie Politik, Kunst und Religion.

Du Bois-Reymond-Preis

Seit 1999 vergibt die Deutsche Physiologische Gesellschaft jährlich den Du Bois-Reymond-Preis an einen Nachwuchswissenschaftler auf dem Gebiet der Physiologie.

Literatur

  • F. Krafft: Die wichtigsten Naturwissenschaftler im Portrait. Marixverlag, Wiesbaden 2007, ISBN 3865399118
  • Heinrich Boruttau: Emil du Bois-Reymond. (= Meister der Heilkunde, Band 3). Rikola Verlag, Wien, Leipzig, München
  • Ferdinando Vidoni: Ignorabismus!. Emil du Bois-Reymond und die Debatte über die Grenzen wissenschaftlicher Erkenntnis im 19. Jahrhundert. ISBN 3631433395
  • Peter Ruff: Emil du Bois-Reymond. Teubner Verlag, 1997, ISBN 3322005739
  • Kurt Bayertz, Myriam Gerhard und Walter Jaeschke: Weltanschauung, Philosophie und Naturwissenschaft im 19. Jahrhundert. Der Ignorabimus-Streit. Meiner Verlag, 2007, ISBN 3787318267

Weblinks

Commons: Emil DuBois-Reymond - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Heinrich Boruttau: Emil du Bois-Reymond. (= Meister der Heilkunde, Band 3). Rikola Verlag, Wien, Leipzig, München, 1922
  2. Kurt Bayertz, Myriam Gerhard und Walter Jaeschke: Weltanschauung, Philosophie und Naturwissenschaft im 19. Jahrhundert. Der Materialismusstreit. Meiner Verlag, 2007, ISBN 3787318267, S. 153
  3. Andrea Reichenberger: Grenzen des Wissens? Der Ignorabimusstreit. S. 43
  4. Andrea Reichenberger: Emil Du Bois-Reymonds Ignorabimus-Rede. Ein diplomatischer Schachzug im Streit um Forschungsfreiheit, Verantwortung und Legitimation der Wissenschaft. In: K. Bayertz, M. Gerhard und W. Jaeschke (Hrsg.): Der Ignorabimus-Streit. Naturwissenschaft, Philosophie und Weltanschauung im 19. Jahrhundert. Meiner, Hamburg 2007, S. 66.
  5. Gabriel Finkelstein: Kultur-Evolution bei Emil Du Bois-Reymond. In: Evolutionsbiologie von Darwin bis heute. Brömer/Hoßfeld/Rupke, ISSN 1435-7852


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