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{{Dieser Artikel|behandelt den mathematischen Begriff. Zum Begriff der Architektur siehe [[Kurvatur]]. Zur Kurvatur des Magens siehe [[Magen]].}}
#REDIRECT [[Wachstum]]
'''Krümmung''' ist ein Begriff aus der [[Mathematik]], der in seiner einfachsten Bedeutung die lokale Abweichung einer [[Kurve (Mathematik)|Kurve]] von einer [[Gerade]]n bezeichnet. Der gleiche Begriff steht auch für das '''Krümmungsmaß''', welches für jeden Punkt der Kurve [[Quantität|quantitativ]] angibt, wie stark diese lokale Abweichung ist.
 
Aufbauend auf dem Krümmungsbegriff für Kurven lässt sich die Krümmung einer [[Fläche (Mathematik)|Fläche]] im dreidimensionalen [[Euklidischer Raum|Raum]] beschreiben, indem man die Krümmung von Kurven in dieser Fläche untersucht. Ein gewisser Teil der Krümmungsinformation einer Fläche, die [[gaußsche Krümmung]], hängt nur von der inneren Geometrie der Fläche ab, d. h. von der [[Erste Fundamentalform|ersten Fundamentalform]] (bzw. [[Metrischer Tensor|dem metrischem Tensor]]), die festlegt, wie die [[Länge (Mathematik)|Bogenlänge]] von Kurven berechnet wird.
 
Dieser intrinsische Krümmungsbegriff lässt sich verallgemeinern auf [[Differenzierbare Mannigfaltigkeit|Mannigfaltigkeiten]] beliebiger Dimension mit einem metrischen Tensor. Auf solchen Mannigfaltigkeiten ist der [[Paralleltransport]] längs Kurven erklärt und die [[Riemannscher Krümmungstensor|Krümmungsgrößen]] geben an, wie groß die Richtungsänderung von [[Vektor]]en beim Paralleltransport längs geschlossener Kurven nach einem Umlauf ist. Eine Anwendung ist die [[Allgemeine Relativitätstheorie]], welche Gravitation als eine Krümmung der [[Raumzeit]] beschreibt. Noch allgemeiner lässt sich dieser Begriff auf [[Prinzipalbündel|Hauptfaserbündel]] mit [[Zusammenhang (Differentialgeometrie)|Zusammenhang]] übertragen. Diese finden Anwendung in der [[Eichtheorie]], in welcher die Krümmungsgrößen die Stärke der [[Grundkräfte der Physik|fundamentalen Wechselwirkungen]] (z. B. des [[Elektrodynamik|elektromagnetischen Feldes]]) beschreiben.
 
== Krümmung einer Fläche ==
{{Hauptartikel|Gaußsche Krümmung|Mittlere Krümmung}}
Einer gewölbten [[Reguläre Fläche|regulären Fläche]] merkt man ihre Krümmung an einer nach außen [[Quadrat (Arithmetik)|quadratisch]] zunehmenden Abweichung der Fläche von ihrer [[Tangentialebene]] an. Eine ''verstärkte Krümmung'' macht sich dann als stärkere Abweichung von der Ebene bemerkbar.
 
In der [[Differentialgeometrie]] betrachtet man an jedem Punkt <math>p</math> die Krümmungsradien der Schnittkurven mit den in <math>p</math> errichteten Normalebenen (d.&nbsp;h. die Fläche senkrecht schneidenden Ebenen). Dabei wird den Krümmungsradien und Krümmungen das Vorzeichen bezüglich eines Einheitsnormalenvektorfeldes auf der Fläche, eingeschränkt auf die ebene Schnittkurve, zugeordnet. Unter diesen Krümmungsradien gibt es einen maximalen (<math>R_1</math>) und einen minimalen (<math>R_2</math>). Die [[Kehrwert]]e <math>k_1 = \tfrac1{R_1}</math> und <math>k_2 = \tfrac1{R_2}</math> werden als [[Hauptkrümmung]]en bezeichnet. Die entsprechenden Krümmungsrichtungen stehen senkrecht aufeinander.
 
Die gaußsche Krümmung <math>K</math> und die mittlere Krümmung <math>H</math> einer regulären Fläche in einem Punkt <math>p</math>  berechnen sich wie folgt:
:<math>K = \frac{1}{R_1} \cdot \frac{1}{R_2} = k_{1} \cdot k_{2}</math>
 
:<math>H = \frac{1}{2} \left( \frac{1}{R_1} + \frac{1}{R_2} \right) = \frac{1}{2} (k_{1} + k_{2})</math>
 
Die Gesamtkrümmung oder auch totale Krümmung einer Fläche ist das Integral der gaußschen Krümmung über diese Fläche:
 
:<math>C = \int K\, dA = \int k_{1} k_{2}\, dA</math>
 
== Krümmung in der riemannschen Geometrie ==
{{Hauptartikel|Riemannscher Krümmungstensor|Schnittkrümmung}}
Da [[riemannsche Mannigfaltigkeit]]en im Allgemeinen in keinen Raum eingebettet sind, wird in diesem Teilgebiet der Differentialgeometrie eine Krümmungsgröße gebraucht, die unabhängig von einem umgebenden Raum ist. Dazu wurde der riemannsche Krümmungstensor eingeführt. Dieser misst, inwieweit die lokale Geometrie der Mannigfaltigkeit von den Gesetzen der euklidischen Geometrie abweicht. Aus dem Krümmungstensor werden weitere Krümmungsgrößen abgeleitet. Die wichtigste Krümmung der [[Riemannsche Geometrie|riemannschen Geometrie]] ist die Schnittkrümmung. Diese abgeleitete Größe enthält alle Informationen, die auch im riemannschen Krümmungstensor enthalten sind. Andere einfachere abgeleitete Größen sind die [[Ricci-Krümmung]] und die [[Skalarkrümmung]].
 
Eine Krümmung auf einer riemannschen Mannigfaltigkeit zeigt sich beispielsweise, wenn man das Verhältnis zwischen Kreisumfang und Radius innerhalb der Mannigfaltigkeit ermittelt und zu dem Wert <math>2\pi</math>, den man in einem [[Euklidischer Raum|euklidischen Raum]] erhält, in Verhältnis setzt.
 
Bemerkenswert ist, dass man zum Beispiel auf der Oberfläche eines [[Torus]] eine [[Metrischer Tensor|Metrik]] definieren kann, die keine Krümmung aufweist. Dies lässt sich aus der Tatsache ableiten, dass man einen Torus als [[Quotiententopologie|Quotientenraum]] aus einer ebenen Fläche bilden kann.
 
== Anwendung in der Relativitätstheorie ==
{{Hauptartikel|Raumkrümmung}}
In der [[Allgemeine Relativitätstheorie|allgemeinen Relativitätstheorie]] wird die [[Gravitation]] durch eine Krümmung der [[Raum-Zeit]] beschrieben, die von den [[Masse (Physik)|Massen]] der Himmelskörper verursacht wird. Körper und Lichtstrahlen bewegen sich auf den durch diese Krümmung bestimmten [[Geodäte|geodätischen Bahnen]]. Diese Bahnen erwecken den Anschein, dass eine [[Kraft]] auf die entsprechenden Körper ausgeübt werde.
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Krümmung}}
 
== Literatur ==
* Wolfgang Walter: ''Analysis II.'' Springer, 1991, 2. Auflage, ISBN 3-540-54566-2, S. 171–174.
* Konrad Köngisberger: ''Analysis 1.'' 2-te Auflage, Springer, 1992, ISBN 3-540-55116-6, S. 238–41, 257.
* Ilja Nikolajewitsch Bronstein, Konstantin Adolfowitsch Semendjajew, Gerhard Musiol, Heiner Mühlig: ''Taschenbuch der Mathematik''. Verlag Harri Deutsch, 7. Auflage 2008, ISBN 978-3-8171-2007-9, S. 251&nbsp;ff ({{Google Buch|BuchID=5L6BBwAAQBAJ|Seite=246|Linktext=Auszug aus der englischen Ausgabe (Google)|KeinText=ja}})
* Matthias Richter: ''Grundwissen Mathematik für Ingenieure.'' Vieweg+Teubner 2001, 2. Auflage 2008, ISBN 978-3-8348-0729-8, S. 230 ({{Google Buch|BuchID=5TvAFYMRRZ4C|Seite=230|Linktext=Auszug (Google)|KeinText=ja}})
* A. Albert Klaf: ''Calculus Refresher.'' Dover 1956, ISBN 978-0-486-20370-6, S. 151–168 ({{Google Buch|BuchID=3RuKAAAAQBAJ|Seite=151|Linktext=Auszug (Google)|KeinText=ja}})
* James Casey: ''Exploring Curvature.'' Vieweg+Teubner, 1996, ISBN 978-3-528-06475-4.
 
== Weblinks ==
{{Commonscat|Illustrations for curvature and torsion of curves|Grafische Illustrationen der Krümmung von Kurven}}
* [http://www.math.uni-muenster.de/u/urs.hartl/gifs/CurvatureAndTorsionOfCurves_DE.mw Animierte Illustrationen selbst erstellen: begleitendes Zweibein und Krümmungsfunktion] (Maple-Worksheet)
* {{MathWorld|urlname=Curvature|title=Curvature}}
* [https://www.encyclopediaofmath.org/index.php/Curvature ''Curvature''] in der Encyclopaedia of Mathematics
* {{Webarchiv | url=http://www3.villanova.edu/maple/misc/history_of_curvature/k.htm | wayback=20130430034359 | text=The History of Curvature}} (englisch)
* [http://www.mathpages.com/rr/s5-03/5-03.htm Curvature, Intrinsic and Extrinsic] auf MathPages.com (englisch)
 
{{Normdaten|TYP=s|GND=4128765-4}}
 
[[Kategorie:Mathematik]]
[[Kategorie:Relativitätstheorie]]
 
{{Wikipedia}}

Aktuelle Version vom 19. Dezember 2017, 09:14 Uhr

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