Angeloi und Intelligenz: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Intelligenz''' ([[Wikipedia:Latein|lat.]] ''intelligentia'' „Einsicht, Erkenntnisvermögen“, ''intellegere'' „verstehen“; abgeleitet von ''intus legere'', "darin lesen"; {{HeS|שָׂכַל|sakal}}) bezeichnet ''heute'' im weitesten Sinne die [[kognitiv]]en Fähigkeiten, Zusammenhänge zu erkennen, zu abstrahieren, optimale Strategien zur Problemlösung zu finden und aus den gewonnenen [[Erfahrung]]en zu [[lernen]]. Im einzelnen befähigt uns der '''Intellekt''' vor allem zum ''[[Raum|räumlichen]] [[Vorstellung]]svermögen'', zum ''[[Zählen]]'' und ''[[Rechnen]]'', zum ''[[Sprache|Sprachverständnis]]'' und zur ''Wortflüssigkeit'' und Gewandtheit im eigenen ''sprachlichen Ausdruck'', zum individuellen [[Gedächtnis]] als wesentlicher Grundlage unseres [[Ich-Bewusstsein]]s, zur raschen und aufmerksamkeitsgelenkten [[Wahrnehmung]] und insbesondere zum [[Logik|logischen]] [[Denken]]. Das [[Eigendenken]], das eigenständige, nicht auf [[Offenbarung]] bzw. [[Inspiration]] gegründete [[mensch]]liche [[Denken]], wie es bereits von [[Aristoteles]] angestrebt und dann zunächst vom [[Arabismus]] aufgegriffen wurde, entfaltete sich in [[Europa]] erst richtig, als die [[kosmische Intelligenz]] [[Michael (Erzengel)|Michael]] entsank und im [[Wikipedia:8. Jahrhundert n. Chr.|8. Jahrhundert n. Chr.]] in der Erdenregion ankam {{GZ||240|184}}.


[[Kategorie:Dritte Hierarchie|303]]
Die höchste Form und Quelle aller Intelligenz ist die [[kosmische Intelligenz]], die [[Rudolf Steiner]] knapp so charakterisiert:
[[Kategorie:Engel]]
 
{{GZ|Intelligenz sind die gegenseitigen Verhaltensmaßregeln der höheren Hierarchien. Was die tun, wie sie sich zueinander verhalten, wie sie zueinander sind, das ist kosmische Intelligenz.|237|168}}
 
Insofern sich diese kosmische Intelligenz in der gesamten Natur widerspiegelt, ist auch diese insofern als intelligent anzusehen, als sie sich entsprechend der von der kosmischen Intelligenz repräsentierten [[Ordnung]] gestaltet und verhält, bis hinab in den [[anorganisch]]en Bereich, unabhängig davon, ob damit [[Bewusstsein]] und [[Einsicht]] verbunden ist oder nicht. In diesem Sinn können auch vom Menschen entworfene tote bewusstlose [[Maschine]]n als „intelligent“ bezeichnet werden.
 
{{LZ|Klar, Intelligenz ist ein vage definierter Begriff, deren Gipfel im
allgemeinen Verständnis Genies wie Einstein oder Bach markieren
und nicht Schneckenhäuser. Für [[WikipediaEN:Andrew Adamatzky|Andy Adamatzky]] hat der Mensch
jedoch nicht das Vorrecht auf Intelligenz. Seine Forschung wirft
vielmehr die Frage auf, ob nicht sogar ein Schleimpilz intelligent ist,
der ohne auch nur einen einzigen Irrweg einzuschlagen den direkten
Weg durch ein Labyrinth zu einer Futterquelle findet8. »Jede Form
der Selbstorganisation, die Information verarbeitet, ist Intelligenz«,
sekundiert ein Kollege Adamatzkys, der japanische Forscher
Toshiyuki Nakagaki. Auch Information verarbeitende Maschinen,
Computer also, wirken oft intelligent, was sich der Forschungszweig
der »[[Künstliche Intelligenz|Künstlichen Intelligenz]]« zum Gegenstand gemacht hat.|Meier, S. 5 [https://books.google.at/books?id=boA5DwAAQBAJ&pg=PT16]}}
 
Die sinnliche Intelligenz des [[Mensch]]en ist ein durch das [[physisch]]e [[Gehirn]] zurückgeworfenes, flüchtiges irdisches [[mental]]es Schattenbild der kosmischen Intelligenz. Durch ihren reinen ''Bildcharakter'', aus dem die [[geist]]ige [[Wirklichkeit]] ausgelöscht ist, bildet sie eine wesentliche Grundlage für die Entwicklung der menschlichen [[Freiheit]].
 
Zu einer wirklichen [[Erkenntnis]] führt der auf den Intellekt gegründete [[Intellektualismus]] nicht; dazu ist der Intellekt auch gar nicht da, wie [[Rudolf Steiner]] nachdrücklich betont:
 
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"Ja, zu den alten Menschen
haben die Naturerscheinungen so gesprochen, daß sie ihnen
Geistiges offenbart haben. Aus jeder Quelle, aus jeder Wolke, aus jeder
Pflanze hat Geistiges gesprochen. Die Menschen haben dadurch, daß
sie in ihrer Art die Naturerscheinungen und Naturwesen kennenlernten,
das Geistige kennengelernt. Das ist nun nicht mehr der Fall. Ein
Zwischenzustand ist nur der Zustand des Intellektualismus. Denn dieser
Intellektualismus, was hat er denn als seine tiefste Eigentümlichkeit?
Daß man mit ihm, mit der reinen Intellektualität, überhaupt nichts
erkennen kann. Der Intellekt ist nämlich gar nicht zum Erkennen da.
Das ist der große Irrtum, dem sich der Mensch hingeben kann, daß
der Intellekt zum Erkennen da sei. Erkennen werden die Menschen
erst wiederum, wenn sie eingehen auf dasjenige, was der geisteswissenschaftlichen
Forschung zugrunde liegt, was zum mindesten durch
Imagination vermittelt wird. Erkennen werden die Menschen erst
wiederum, wenn sie sich sagen: In alten Zeiten haben aus den Naturerscheinungen
geistig-göttliche Wesenheiten gesprochen. Für den
Intellekt sprechen sie nicht. Für die höheren, für die übersinnlichen
Erkenntnisse werden zwar nicht die Naturerscheinungen unmittelbar
sprechen, denn die Natur wirkt als solche stumm, aber es werden zu
dem Menschen Wesenheiten sprechen, die ihm in Imaginationen erscheinen
werden, die ihn inspirieren werden, mit denen er intuitiv
vereinigt wird, und die er wiederum wird auf die Naturerscheinungen
beziehen können. - So kann man sagen: In alten Zeiten ist dem Menschen
durch die Natur das Geistige erschienen. In unserem Zwischenzustande
hat der Mensch den Intellekt. Die Natur bleibt geistlos. Der
Mensch wird sich hinaufschwingen zu einem Zustande, wo er wieder
erkennen kann, wo ihm zwar die Natur nicht mehr vom Göttlich-
Geistigen sprechen wird, wo er aber das Göttlich-Geistige in übersinnlicher
Erkenntnis ergreifen wird, und wo er dadurch wiederum
dieses Geistige auf die Natur wird beziehen können." {{Lit|{{G|200|86f}}}}
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Es gibt allerdings - vor allem für unsere gegenwärtige [[Kulturepoche]] und für die zukünftigen [[Kulturepoche]]n - noch eine andere Bedeutung der Intelligenz, die gewissermaßen ihre Kehrseite darstellt:
 
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„Wir werden als Menschheit einlaufen in eine Entwicklung der Intelligenz so, dass die Intelligenz wird die Neigung haben, nur das Falsche, den Irrtum, die Täuschung zu begreifen, und auszudenken nur [[das Böse]].
 
Das wussten ja die [[Geheimschüler]] und wussten namentlich die [[Eingeweihte]]n seit einer gewissen Zeit, dass die menschliche Intelligenz entgegengeht ihrer  Entwicklung nach dem Bösen hin, dass es immer mehr und mehr unmöglich wird, durch die bloße Intelligenz [[das Gute]] zu erkennen. Die Menschheit ist heute in diesem Übergange. Wir können sagen: Gerade noch gelingt es den Menschen, wenn sie ihre Intelligenz anstrengen und nicht ganz besonders wilde [[Instinkt]]e tragen, nach dem Lichte des Guten etwas hinzuschauen. Aber diese menschliche Intelligenz wird immer mehr und mehr die Neigung bekommen, [[das Böse]] auszudenken und das Böse dem Menschen einzufügen im Moralischen, [[das Böse]] in der Erkenntnis, den Irrtum.
 
Das war einer der Gründe, warum die [[Eingeweihte]]n sich die Männer der Sorge nannten, weil in der Tat, wenn man in dieser Einseitigkeit, wie ich es jetzt auseinandergesetzt habe, die Entwicklung der Menschheit betrachtet, so macht sie Sorge; Sorge gerade wegen der Entwicklung der Intelligenz. Es ist schließlich gar nicht umsonst, dass die Intelligenz dem gegenwärtigen Menschen so viel Stolz und Hochmut einflößen kann.“ {{Lit|{{G|296|89}}}}.
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"Es wäre natürlich eine völlig falsche Spekulation, zu glauben,
daß man etwa die Intelligenz unterdrücken soll. Die Intelligenz darf
nicht unterdrückt werden, aber es gehört für den Einsichtigen in der
Zukunft ein gewisser Mut dazu, der Intelligenz sich hinzugeben, weil
die Intelligenz die Versuchung bringt zum Bösen und zum Irrtum
und weil wir in der Durchdringung der Intelligenz mit dem Christus-Prinzip finden müssen die Möglichkeit, diese Intelligenz umzuwandeln.
Ganz und gar ahrimanisch würde die Intelligenz der Menschen,
wenn das Christus-Prinzip die Seelen der Menschen nicht durchdränge.
 
Sie wissen ja, wie vieles da ist, in der Entwickelung der Menschheit
ersichtlich ist, besonders in der Gegenwart, von dem, was für
den Einsichtsvollen schon zeigt, daß die Dinge sich so ankündigen, wie
ich sie eben charakterisiert habe. Man denke nur, was das dritte von
den Entwickelungsgliedern, die durch den Materialismus der Menschheit
drohen, über die Menschen heute schon bringt. Sehen Sie, wenn
Sie bedenken, mit wie viel Grausamkeiten die heutige Kulturentwickelung
durchsetzt ist, die sich kaum vergleichen lassen mit den
Grausamkeiten barbarischer Zeitalter, dann werden Sie kaum zweifeln
können, daß sich die Morgenröte für den Abstieg der Intelligenz
deutlich ankündigt. Man sollte nicht in oberflächlicher Weise die
sogenannten Kulturerscheinungen unseres Zeitalters betrachten, man
sollte wahrhaftig nicht daran zweifeln, daß die Menschen der Gegenwart
sich aufraffen müssen zu einem wirklichen Erfassen des Christus-Impulses, wenn sie einer heilsamen Entwickelung entgegengehen
wollen. Es ist zweierlei heute schon stark zu bemerken: Menschen,
die sehr intelligent sind und die einen deutlichen Hang zum Bösen
haben; und es ist auf der anderen Seite zu bemerken, wie viele Menschen
unbewußt diesen Hang zum Bösen dadurch unterdrücken, nicht
bekämpfen, daß sie ihre Intelligenz schlafen lassen. Schläfrigkeit der
Seele oder aber bei wachen Seelen ein starker Hang zum Bösen und
zum Irrtum, das ist in der Gegenwart durchaus zu bemerken." {{Lit|{{G|296|93f}}}}
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Durch den [[ahrimanisch]]en Einfluss droht das [[Denken]] immer stärker an das physische Gehirn gebunden, d.h. immer mehr [[Materialismus|materialisiert]] zu werden, wodurch der [[Mensch]] zu einem bloßen Denkautomaten herabsinken und sein [[unsterblich]] [[Geist]]ig-[[Seele|Seelisches]] verlieren würde.
 
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"Nun hat Ahriman sich die Intellektualität in einer Zeit angeeignet, als er sie nicht in sich verinnerlichen konnte. Sie blieb eine Kraft in seinem Wesen, die mit Herz und Seele nichts zu tun hat. Als kalt-frostiger, seelenloser kosmischer Impuls strömt von Ahriman die Intellektualität aus. Und ''die'' Menschen, die von diesem Impuls ergriffen werden, entwickeln eine Logik, die in erbarmungs- und liebeloser Art für sich selbst zu sprechen scheint - in Wahrheit spricht eben Ahriman in ihr -, bei der sich nichts zeigt, was rechtes, inneres, herzlich-seelisches Verbundensein des Menschen ist mit dem, was er denkt, spricht, tut." {{Lit|{{G|26|115}}}}
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"Man hat
heute die Meinung, wenn man von Materialismus spricht, daß der
Materialismus eine falsche Weltanschauung ist, daß er abzulehnen
ist, weil er nicht richtig ist. So einfach verhält sich die Sache nicht.
Der Mensch ist ein seelisch-geistiges Wesen, er ist ein leiblich-physisches
Wesen. Aber das Leiblich-Physische ist ein getreues Abbild des
Seelisch-Geistigen, insofern wir leben zwischen Geburt und Tod.
Und wenn die Menschen so verphilistert sind in den materialistischen
Gedanken, wie das geworden ist im Laufe des 19. Jahrhundertsund
bis in die Gegenwart hinein, dann wird immer mehr das Leiblich-
Physische ein Abdruck dieses Seelisch-Geistigen, das selbst in den
materialistischen Impulsen lebt. Dann ist es nicht etwas Falsches,
wenn man sagt, das Gehirn denkt, dann wird es richtig. Es werden
durch das Fest-darin-Stecken im Materialismus nicht bloß Menschen
erzeugt, die schlecht denken über das Leibliche, Seelische und Geistige,
sondern es werden materiell denkende und materiell fühlende
Menschen erzeugt. Das heißt, der Materialismus bewirkt, daß der
Mensch ein Denkautomat wird, daß der Mensch ein Wesen wird, das
als physisches Wesen denkt, fühlt und will. Und es ist nicht bloß die
Aufgabe der Anthroposophie, an die Stelle einer falschen Weltanschauung
eine richtige zu setzen — das ist eine theoretische Forderung
—, das Wesen der Anthroposophie heute besteht darin, daß
angestrebt wird nicht nur eine andere Idee, sondern eine Tat: das
Geistig-Seelische wieder herauszureißen aus dem Leiblich-Physischen,
den Menschen heraufzuheben in die Sphäre des Geistig-Seelischen,
damit er nicht ein Denk-, Fühl- und Empfindungsautomat sei.
Die Menschheit steht heute in der Gefahr — einiges soll auch morgen
im Zweigvortrag angedeutet werden —, das Seelisch-Geistige zu verlieren." {{Lit|{{G|300a|163f}}}}
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Eine der Nebenwirkungen der falsch angewandten Intelligenz ist auch, dass diese sich mit den dämonischen Kräften verbunden hat, welche die Katastrophen des 20. Jahrhunderts erst erklärbar machen.
 
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"Wenn die Menschen auch den Geist verleugnen, sie werden den Geist nicht los. Der Geist ist unabänderlich mit der Menschheit verbunden. Nur, wenn die Menschen dem Genius eines Zeitalters absagen, dann tritt an sie heran der Dämon dieses Zeitalters. Und als der Intellekt so weit war am Beginne des letzten Drittels des 19. Jahrhunderts, daß er ganz und gar nur dem Mechanismus des physischen Leibes folgte, selbst automatisch, mechanisch wurde und damit auf seine höchste Stufe kam, da benahm sich der Intellekt so, wie der Mensch sich benimmt, wenn er dem Genius absagt. Dann faßt ihn der Dämon des Zeitalters. Der Intellekt hatte sich getrennt von der Seele." {{Lit|{{G|255|166}}}}
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== Siehe auch ==
 
* [[Denken]]
* [[Opfer des Intellekts]]
 
==Literatur==
 
* Christian J. Meier: ''Suppenintelligenz (TELEPOLIS): Die Rechenpower aus der Natur'', Heise Medien GmbH & Co. KG 2017, ISBN 978-3957881014, eBook ASIN B076CQBPMC
* Anton Hügli / Poul Lübcke (Hg.): ''Philosophielexikon''. Rowohlts Enzyklopädie, TB, Reinbek bei Hamburg 2005, S. 320
* Rudolf Steiner: ''Anthroposophische Leitsätze'', [[GA 26]] (1998), ISBN 3-7274-0260-1 {{Schriften|026}}
* Rudolf Steiner: ''Die neue Geistigkeit und das Christus-Erlebnis des zwanzigsten Jahrhunderts'', [[GA 200]] (2003), ISBN 3-7274-2000-6
* Rudolf Steiner: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Dritter Band'', [[GA 237]] (1991), ISBN 3-7274-2370-6 {{Vorträge|237}}
* Rudolf Steiner: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Sechster Band'', [[GA 240]] (1992), ISBN 3-7274-2401-X {{Vorträge|240}}
* Rudolf Steiner: ''Die Erziehungsfrage als soziale Frage. Die spirituellen, kulturgeschichtlichen und sozialen Hintergründe der Waldorfschul-Pädagogik''. ([[GA 296]]), ISBN 3-7274-2960-7 {{Vorträge|296}}
* Rudolf Steiner: ''Konferenzen mit den Lehrern der Freien Waldorfschule 1919 bis 1924'', [[GA 300]] a-c (1995), ISBN 3-7274-3000-1 {{Vorträge|300}}
 
{{GA}}
 
[[Kategorie:Grundbegriffe]] [[Kategorie:Philosophie]] [[Kategorie:Erkenntnistheorie]] [[Kategorie: Das Böse]]

Version vom 17. März 2018, 10:55 Uhr

Intelligenz (lat. intelligentia „Einsicht, Erkenntnisvermögen“, intellegere „verstehen“; abgeleitet von intus legere, "darin lesen"; hebr. שָׂכַל sakal) bezeichnet heute im weitesten Sinne die kognitiven Fähigkeiten, Zusammenhänge zu erkennen, zu abstrahieren, optimale Strategien zur Problemlösung zu finden und aus den gewonnenen Erfahrungen zu lernen. Im einzelnen befähigt uns der Intellekt vor allem zum räumlichen Vorstellungsvermögen, zum Zählen und Rechnen, zum Sprachverständnis und zur Wortflüssigkeit und Gewandtheit im eigenen sprachlichen Ausdruck, zum individuellen Gedächtnis als wesentlicher Grundlage unseres Ich-Bewusstseins, zur raschen und aufmerksamkeitsgelenkten Wahrnehmung und insbesondere zum logischen Denken. Das Eigendenken, das eigenständige, nicht auf Offenbarung bzw. Inspiration gegründete menschliche Denken, wie es bereits von Aristoteles angestrebt und dann zunächst vom Arabismus aufgegriffen wurde, entfaltete sich in Europa erst richtig, als die kosmische Intelligenz Michael entsank und im 8. Jahrhundert n. Chr. in der Erdenregion ankam (Lit.:GA 240, S. 184).

Die höchste Form und Quelle aller Intelligenz ist die kosmische Intelligenz, die Rudolf Steiner knapp so charakterisiert:

„Intelligenz sind die gegenseitigen Verhaltensmaßregeln der höheren Hierarchien. Was die tun, wie sie sich zueinander verhalten, wie sie zueinander sind, das ist kosmische Intelligenz.“ (Lit.:GA 237, S. 168)

Insofern sich diese kosmische Intelligenz in der gesamten Natur widerspiegelt, ist auch diese insofern als intelligent anzusehen, als sie sich entsprechend der von der kosmischen Intelligenz repräsentierten Ordnung gestaltet und verhält, bis hinab in den anorganischen Bereich, unabhängig davon, ob damit Bewusstsein und Einsicht verbunden ist oder nicht. In diesem Sinn können auch vom Menschen entworfene tote bewusstlose Maschinen als „intelligent“ bezeichnet werden.

„Klar, Intelligenz ist ein vage definierter Begriff, deren Gipfel im allgemeinen Verständnis Genies wie Einstein oder Bach markieren und nicht Schneckenhäuser. Für Andy Adamatzky hat der Mensch jedoch nicht das Vorrecht auf Intelligenz. Seine Forschung wirft vielmehr die Frage auf, ob nicht sogar ein Schleimpilz intelligent ist, der ohne auch nur einen einzigen Irrweg einzuschlagen den direkten Weg durch ein Labyrinth zu einer Futterquelle findet8. »Jede Form der Selbstorganisation, die Information verarbeitet, ist Intelligenz«, sekundiert ein Kollege Adamatzkys, der japanische Forscher Toshiyuki Nakagaki. Auch Information verarbeitende Maschinen, Computer also, wirken oft intelligent, was sich der Forschungszweig der »Künstlichen Intelligenz« zum Gegenstand gemacht hat.“ (Lit.: {{{2}}})

Die sinnliche Intelligenz des Menschen ist ein durch das physische Gehirn zurückgeworfenes, flüchtiges irdisches mentales Schattenbild der kosmischen Intelligenz. Durch ihren reinen Bildcharakter, aus dem die geistige Wirklichkeit ausgelöscht ist, bildet sie eine wesentliche Grundlage für die Entwicklung der menschlichen Freiheit.

Zu einer wirklichen Erkenntnis führt der auf den Intellekt gegründete Intellektualismus nicht; dazu ist der Intellekt auch gar nicht da, wie Rudolf Steiner nachdrücklich betont:

"Ja, zu den alten Menschen haben die Naturerscheinungen so gesprochen, daß sie ihnen Geistiges offenbart haben. Aus jeder Quelle, aus jeder Wolke, aus jeder Pflanze hat Geistiges gesprochen. Die Menschen haben dadurch, daß sie in ihrer Art die Naturerscheinungen und Naturwesen kennenlernten, das Geistige kennengelernt. Das ist nun nicht mehr der Fall. Ein Zwischenzustand ist nur der Zustand des Intellektualismus. Denn dieser Intellektualismus, was hat er denn als seine tiefste Eigentümlichkeit? Daß man mit ihm, mit der reinen Intellektualität, überhaupt nichts erkennen kann. Der Intellekt ist nämlich gar nicht zum Erkennen da. Das ist der große Irrtum, dem sich der Mensch hingeben kann, daß der Intellekt zum Erkennen da sei. Erkennen werden die Menschen erst wiederum, wenn sie eingehen auf dasjenige, was der geisteswissenschaftlichen Forschung zugrunde liegt, was zum mindesten durch Imagination vermittelt wird. Erkennen werden die Menschen erst wiederum, wenn sie sich sagen: In alten Zeiten haben aus den Naturerscheinungen geistig-göttliche Wesenheiten gesprochen. Für den Intellekt sprechen sie nicht. Für die höheren, für die übersinnlichen Erkenntnisse werden zwar nicht die Naturerscheinungen unmittelbar sprechen, denn die Natur wirkt als solche stumm, aber es werden zu dem Menschen Wesenheiten sprechen, die ihm in Imaginationen erscheinen werden, die ihn inspirieren werden, mit denen er intuitiv vereinigt wird, und die er wiederum wird auf die Naturerscheinungen beziehen können. - So kann man sagen: In alten Zeiten ist dem Menschen durch die Natur das Geistige erschienen. In unserem Zwischenzustande hat der Mensch den Intellekt. Die Natur bleibt geistlos. Der Mensch wird sich hinaufschwingen zu einem Zustande, wo er wieder erkennen kann, wo ihm zwar die Natur nicht mehr vom Göttlich- Geistigen sprechen wird, wo er aber das Göttlich-Geistige in übersinnlicher Erkenntnis ergreifen wird, und wo er dadurch wiederum dieses Geistige auf die Natur wird beziehen können." (Lit.: GA 200, S. 86f)

Es gibt allerdings - vor allem für unsere gegenwärtige Kulturepoche und für die zukünftigen Kulturepochen - noch eine andere Bedeutung der Intelligenz, die gewissermaßen ihre Kehrseite darstellt:

„Wir werden als Menschheit einlaufen in eine Entwicklung der Intelligenz so, dass die Intelligenz wird die Neigung haben, nur das Falsche, den Irrtum, die Täuschung zu begreifen, und auszudenken nur das Böse.

Das wussten ja die Geheimschüler und wussten namentlich die Eingeweihten seit einer gewissen Zeit, dass die menschliche Intelligenz entgegengeht ihrer Entwicklung nach dem Bösen hin, dass es immer mehr und mehr unmöglich wird, durch die bloße Intelligenz das Gute zu erkennen. Die Menschheit ist heute in diesem Übergange. Wir können sagen: Gerade noch gelingt es den Menschen, wenn sie ihre Intelligenz anstrengen und nicht ganz besonders wilde Instinkte tragen, nach dem Lichte des Guten etwas hinzuschauen. Aber diese menschliche Intelligenz wird immer mehr und mehr die Neigung bekommen, das Böse auszudenken und das Böse dem Menschen einzufügen im Moralischen, das Böse in der Erkenntnis, den Irrtum.

Das war einer der Gründe, warum die Eingeweihten sich die Männer der Sorge nannten, weil in der Tat, wenn man in dieser Einseitigkeit, wie ich es jetzt auseinandergesetzt habe, die Entwicklung der Menschheit betrachtet, so macht sie Sorge; Sorge gerade wegen der Entwicklung der Intelligenz. Es ist schließlich gar nicht umsonst, dass die Intelligenz dem gegenwärtigen Menschen so viel Stolz und Hochmut einflößen kann.“ (Lit.: GA 296, S. 89).

"Es wäre natürlich eine völlig falsche Spekulation, zu glauben, daß man etwa die Intelligenz unterdrücken soll. Die Intelligenz darf nicht unterdrückt werden, aber es gehört für den Einsichtigen in der Zukunft ein gewisser Mut dazu, der Intelligenz sich hinzugeben, weil die Intelligenz die Versuchung bringt zum Bösen und zum Irrtum und weil wir in der Durchdringung der Intelligenz mit dem Christus-Prinzip finden müssen die Möglichkeit, diese Intelligenz umzuwandeln. Ganz und gar ahrimanisch würde die Intelligenz der Menschen, wenn das Christus-Prinzip die Seelen der Menschen nicht durchdränge.

Sie wissen ja, wie vieles da ist, in der Entwickelung der Menschheit ersichtlich ist, besonders in der Gegenwart, von dem, was für den Einsichtsvollen schon zeigt, daß die Dinge sich so ankündigen, wie ich sie eben charakterisiert habe. Man denke nur, was das dritte von den Entwickelungsgliedern, die durch den Materialismus der Menschheit drohen, über die Menschen heute schon bringt. Sehen Sie, wenn Sie bedenken, mit wie viel Grausamkeiten die heutige Kulturentwickelung durchsetzt ist, die sich kaum vergleichen lassen mit den Grausamkeiten barbarischer Zeitalter, dann werden Sie kaum zweifeln können, daß sich die Morgenröte für den Abstieg der Intelligenz deutlich ankündigt. Man sollte nicht in oberflächlicher Weise die sogenannten Kulturerscheinungen unseres Zeitalters betrachten, man sollte wahrhaftig nicht daran zweifeln, daß die Menschen der Gegenwart sich aufraffen müssen zu einem wirklichen Erfassen des Christus-Impulses, wenn sie einer heilsamen Entwickelung entgegengehen wollen. Es ist zweierlei heute schon stark zu bemerken: Menschen, die sehr intelligent sind und die einen deutlichen Hang zum Bösen haben; und es ist auf der anderen Seite zu bemerken, wie viele Menschen unbewußt diesen Hang zum Bösen dadurch unterdrücken, nicht bekämpfen, daß sie ihre Intelligenz schlafen lassen. Schläfrigkeit der Seele oder aber bei wachen Seelen ein starker Hang zum Bösen und zum Irrtum, das ist in der Gegenwart durchaus zu bemerken." (Lit.: GA 296, S. 93f)

Durch den ahrimanischen Einfluss droht das Denken immer stärker an das physische Gehirn gebunden, d.h. immer mehr materialisiert zu werden, wodurch der Mensch zu einem bloßen Denkautomaten herabsinken und sein unsterblich Geistig-Seelisches verlieren würde.

"Nun hat Ahriman sich die Intellektualität in einer Zeit angeeignet, als er sie nicht in sich verinnerlichen konnte. Sie blieb eine Kraft in seinem Wesen, die mit Herz und Seele nichts zu tun hat. Als kalt-frostiger, seelenloser kosmischer Impuls strömt von Ahriman die Intellektualität aus. Und die Menschen, die von diesem Impuls ergriffen werden, entwickeln eine Logik, die in erbarmungs- und liebeloser Art für sich selbst zu sprechen scheint - in Wahrheit spricht eben Ahriman in ihr -, bei der sich nichts zeigt, was rechtes, inneres, herzlich-seelisches Verbundensein des Menschen ist mit dem, was er denkt, spricht, tut." (Lit.: GA 26, S. 115)

"Man hat heute die Meinung, wenn man von Materialismus spricht, daß der Materialismus eine falsche Weltanschauung ist, daß er abzulehnen ist, weil er nicht richtig ist. So einfach verhält sich die Sache nicht. Der Mensch ist ein seelisch-geistiges Wesen, er ist ein leiblich-physisches Wesen. Aber das Leiblich-Physische ist ein getreues Abbild des Seelisch-Geistigen, insofern wir leben zwischen Geburt und Tod. Und wenn die Menschen so verphilistert sind in den materialistischen Gedanken, wie das geworden ist im Laufe des 19. Jahrhundertsund bis in die Gegenwart hinein, dann wird immer mehr das Leiblich- Physische ein Abdruck dieses Seelisch-Geistigen, das selbst in den materialistischen Impulsen lebt. Dann ist es nicht etwas Falsches, wenn man sagt, das Gehirn denkt, dann wird es richtig. Es werden durch das Fest-darin-Stecken im Materialismus nicht bloß Menschen erzeugt, die schlecht denken über das Leibliche, Seelische und Geistige, sondern es werden materiell denkende und materiell fühlende Menschen erzeugt. Das heißt, der Materialismus bewirkt, daß der Mensch ein Denkautomat wird, daß der Mensch ein Wesen wird, das als physisches Wesen denkt, fühlt und will. Und es ist nicht bloß die Aufgabe der Anthroposophie, an die Stelle einer falschen Weltanschauung eine richtige zu setzen — das ist eine theoretische Forderung —, das Wesen der Anthroposophie heute besteht darin, daß angestrebt wird nicht nur eine andere Idee, sondern eine Tat: das Geistig-Seelische wieder herauszureißen aus dem Leiblich-Physischen, den Menschen heraufzuheben in die Sphäre des Geistig-Seelischen, damit er nicht ein Denk-, Fühl- und Empfindungsautomat sei. Die Menschheit steht heute in der Gefahr — einiges soll auch morgen im Zweigvortrag angedeutet werden —, das Seelisch-Geistige zu verlieren." (Lit.: GA 300a, S. 163f)

Eine der Nebenwirkungen der falsch angewandten Intelligenz ist auch, dass diese sich mit den dämonischen Kräften verbunden hat, welche die Katastrophen des 20. Jahrhunderts erst erklärbar machen.

"Wenn die Menschen auch den Geist verleugnen, sie werden den Geist nicht los. Der Geist ist unabänderlich mit der Menschheit verbunden. Nur, wenn die Menschen dem Genius eines Zeitalters absagen, dann tritt an sie heran der Dämon dieses Zeitalters. Und als der Intellekt so weit war am Beginne des letzten Drittels des 19. Jahrhunderts, daß er ganz und gar nur dem Mechanismus des physischen Leibes folgte, selbst automatisch, mechanisch wurde und damit auf seine höchste Stufe kam, da benahm sich der Intellekt so, wie der Mensch sich benimmt, wenn er dem Genius absagt. Dann faßt ihn der Dämon des Zeitalters. Der Intellekt hatte sich getrennt von der Seele." (Lit.: GA 255, S. 166)

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.