Lachen und Paul Dirac: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Lachen''' ist eine allein dem [[Mensch]]en vorbehaltene [[Mimik|mimische]] Ausdrucksform, die meist durch erheiternde, komische Situationen ausgelöst wird, oder oft auch als erleichterte Reaktion auf überwundene Gefahren auftritt. Ganz allgemein hat Lachen eine befreiende, ja sogar gesundende Wirkung. Das eigentliche individuell typische Lachen und [[Weinen]] eines Menschen kommt erst mit dem voll ausgereiften Charakter zum Vorschein.
[[Datei:Paul Dirac, 1933.jpg|mini|Paul Dirac 1933]]


Für [[Rudolf Steiner]] ist das Lachen und [[Weinen]] ein unmittelbarer Ausdruck der
'''Paul Adrien Maurice Dirac''' (* [[8. August]] [[1902]] in [[w:Bristol|Bristol]]; † [[20. Oktober]] [[1984]] in [[w:Tallahassee|Tallahassee]]) war ein britischer [[Physiker]].
tiefinnersten  Geistigkeit  des  Menschen, des [[Ich]]s:


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Dirac war ein Mitbegründer der [[Quantenphysik]]. 1933 wurde er mit dem [[w:Nobelpreis für Physik|Nobelpreis für Physik]] ausgezeichnet. Eine seiner wichtigsten Entdeckungen ist in der [[Dirac-Gleichung]] von 1928 beschrieben, in der Einsteins [[Spezielle Relativitätstheorie]] und die Quantenphysik erstmals zusammengebracht werden konnten. Ferner legte er die Grundlagen für den späteren Nachweis von [[Antimaterie]].
"Das Ich nur kann sich ausdrücken im Lachen oder Weinen. Wir sehen daraus, daß wir es mit der tiefinnersten Geistigkeit des Menschen zu tun haben, wenn wir die Offenbarungen des Menschen im Lachen oder Weinen vor uns haben." {{Lit|{{G|59|56}}}}
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== Leben ==
"Daher können wir  es  auch begreiflich  finden,  daß  das Ich, das  den  Menschen  zum  Menschen  macht, in  gewisser  Weise  Voraussetzung  ist  des wahren  Lachens  und des wahren  Weinens." {{Lit|{{G|59|54}}}}
Dirac wurde in [[w:Bristol|Bristol]], [[w:Gloucestershire|Gloucestershire]], [[England]] geboren. Sein Vater Charles Dirac war Schweizer mit Wurzeln im französischsprachigen [[w:Saint-Maurice VS|Saint-Maurice]] im [[w:Kanton Wallis|Wallis]]; er unterrichtete in Bristol an Diracs Schule das Fach Französisch. Seine Mutter, Florence Holten, war die Tochter eines Seemanns aus [[w:Cornwall|Cornwall]]. Seine Kindheit war infolge des strengen und autoritären Verhaltens des Vaters unglücklich – ein Bruder nahm sich das Leben.
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Beim Lachen kann oder will das [[Ich]] nicht in ein richtiges Verhältnis mit einem Gegenstand
Dirac studierte zunächst 1921 [[Elektrotechnik]] in [[w:Bristol|Bristol]], wechselte dann zur Mathematik und bekam 1923 ein Stipendium für die [[w:Universität Cambridge|Universität Cambridge]], wo er bei [[w:Ralph Howard Fowler|Ralph Howard Fowler]] studierte. 1926 schloss er das Studium mit einer Dissertation zur [[Quantenmechanik]] ab.
oder einem [[Wesen]] treten, daher versucht es sich davon frei zu machen.


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[[Datei:Dirac,Paul 1963 Kopenhagen.jpg|mini|Paul Dirac mit seiner Frau Margit<br />Juli 1963 in Kopenhagen]]
"Das  Ich  muß  es  sein, was  im Lachen  oder  Lächeln  sich  zu  befreien  sucht  von  den
Gegenständen;" {{Lit|{{G|59|56}}}}
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Was das Ich erlebt setzt es dann fort auf den [[Astralleib]], der sich beim Lachen erweitert.  
Von 1932 bis 1969 war Dirac Professor des [[w:Lucasischer Lehrstuhl für Mathematik|Lucasischen Lehrstuhls für Mathematik]] an der [[w:Universität Cambridge|Universität Cambridge]]. 1937 heiratete er Margit (1904–2002), die Schwester des Physikers [[Eugene Wigner]]. Der Mathematiker [[w:Gabriel Andrew Dirac|Gabriel Andrew Dirac]] aus der ersten Ehe seiner Frau war sein Stiefsohn. Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] arbeitete Dirac an [[Gaszentrifuge]]n zur Urananreicherung. Ab 1970 war er an der [[w:Florida State University|Florida State University]] in [[w:Tallahassee|Tallahassee]] in Florida tätig.


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Dirac war von zurückhaltender Natur. Es machte ihm nichts aus, in Gesellschaft zu schweigen und auf Fragen nur sehr wortkarge, einer strikten Wahrheitsliebe verpflichtete Antworten zu geben, wovon zahlreiche Anekdoten verbreitet waren.
"... weil wir unseren physischen Leib weniger
in der Hand haben als unseren astralischen Leib,
ziehen wir unseren astralischen Leib für einen Augenblick
zurück aus dem physischen Leib, ja auch aus dem
Ätherleib heraus und bewahren ihn dadurch davor, daß
er sich berühren läßt von dem anderen Wesen. Dieses
Zurückziehen des astralischen Leibes, der sonst seine
Kraft im physischen Leibe verbraucht, um dessen Kräfte
zusammenzuhalten, stellt sich für das hellseherische Bewußtsein
so dar, daß der astralische Leib sich ausdehnt;
er geht gleichsam auseinander bei einer solchen Befreiung.
Wo wir uns über ein Wesen erheben, lassen wir
unseren astralischen Leib wie eine elastische Substanz
sich erweitern, schlaff werden, während wir ihn sonst
angespannt haben. Indem sich der astralische Leib erweitert,
befreien wir uns von irgendeinem Bande mit der
betreffenden Wesenheit; wir ziehen uns gleichsam in uns
selber zurück, erheben uns über die ganze Situation.
Und weil alles, was im astralischen Leibe geschieht, sich
im physischen Leibe ausdrückt, so drückt sich auch
dieses Zurückziehen des astralischen Leibes im physischen
Leibe aus; der Ausdruck der Erweiterung des astralischen Leibes im physischen Leibe ist das Lachen oder das Lächeln; so dass mit jedem Lachen oder Lächeln, das aus keiner anderen Stimmung als aus der geschilderten hervorgehen kann, verbunden ist ein elastisches Ausdehnen des astralischen Leibes. - Wir dürfen also sagen: Was durch das Ausdehnen des astralischen Leibes und seinen physiognomischen Ausdruck als Lachen oder Lächeln an der menschlichen Wesenheit auftritt, ist ein Sich-Erheben über das, was in der Umgebung geschieht, weil wir nicht Verständnis aufwenden wollen, und nach der ganzen Art, wie wir zu der betreffenden Sache stehen, dafür auch nicht Verständnis aufwenden sollen." {{Lit|{{G|59|50}}}}
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Dirac war überzeugter [[Atheismus|Atheist]]. Auf die Frage nach seiner Meinung zu Diracs Ansichten bemerkte [[Wolfgang Pauli]] in Anspielung auf das islamische Gottesbekenntnis:
"... das Weinen, das Traurigwerden - es ist ein Aspekt wenigstens
{{Zitat
des Ernstes, der Aspekt aber, der uns das enthüllt, was im Ernste überhaupt
|Text=Wenn ich Dirac richtig verstehe, meint er Folgendes: Es gibt keinen Gott und Dirac ist sein Prophet.}}
lebt - er ist ein Mehr-sich-zusammen-Pressen, es ist ein das
Seelisch-Geistige inniger mit dem Physisch-Leiblichen-Verbinden, als
es verbunden ist, wenn wir in gleichgültiger, weder humoristischer noch
ernster Stimmung sind. Humorvolle Stimmung, ein Weiten des Seelisch-
Geistigen; ernste Stimmung, ein In-sich-zusammen-Pressen der
geistig-seelischen Natur mit der physisch-leiblichen. Wir könnten ja
auch sagen, weil wir ja nicht uns pedantischen oder tantenhaften Lehren
hingeben dürfen über diese Dinge, in dem Lachen wird der Mensch
altruistisch, in dem Ernste wird der Mensch egoistisch.


Diese Behauptung wird Ihnen anfechtbar erscheinen. Gewiß, alle
== Leistungen ==
Behauptungen sind im Grunde genommen anfechtbar, weil sie nicht
1925 fand Paul Dirac in seiner Dissertation die klassische Entsprechung der neuen quantenmechanischen [[Kommutator (Mathematik)|Kommutatoren]] von [[Werner Heisenberg|Heisenberg]], [[Max Born|Born]] und Jordan mit den [[Poisson-Klammer]]n der klassischen Mechanik. 1926 entwickelte er eine abstrakte Fassung der [[Quantenmechanik]] („Transformationstheorie“), die die [[Matrizenmechanik]] Heisenbergs und die [[Wellenmechanik]] [[Erwin Schrödinger|Schrödingers]] als Spezialfälle enthielt. Somit konnte er unabhängig von Schrödinger die Äquivalenz beider Theorien zeigen. Die klassische [[Mechanik]] ergibt sich in seiner Theorie als Spezialfall der Quantenmechanik. Von Dirac stammt auch die Einführung des [[Wechselwirkungsbild]]s, das sowohl das Schrödinger- als auch Heisenberg-Bild verwendet.
für die ganze Welt, sondern immer nur für ein beschränktes Gebiet
gelten. Wenn ich sage: der Ernst macht egoistisch, so muß man natürlich
sich klar darüber sein, daß man ja gut predigen kann, der Mensch soll
den Egoismus bekämpfen; aber was kommt denn viel dabei heraus,
wenn der Mensch den Egoismus - ich will jetzt etwas recht Radikales
sagen - , wenn der Mensch den Egoismus bekämpft aus Egoismus, damit
man ihn recht unegoistisch finde, recht selbstlos finde, damit er sich seiber
auch, wenn er über sich nachdenkt, die Wollust, selbstlos zu sein,
verschaffen kann? Es ist viel besser, in solchen Dingen sich nicht Illusionen
hinzugeben, sondern sich klar darüber zu sein, daß, wenn jemand
so egoistisch ist, daß er einen Gefallen daran hat, viele Menschen zu
lieben, wenn das seinen Egoismus befriedigt, das für ihn eine bessere
Mitgabe ist, als wenn jemand so selbstlos ist, daß er wegen dieser
Selbstlosigkeit alle möglichen Arten des Eigenlobes einernten will oder
wenigstens sich beim Nachdenken über sich selbst sie sich selbst auch
geben wird. Diese Dinge müssen so betrachtet werden, wie sie der
Wirklichkeit der menschlichen Natur entsprechen, nicht wie man zur
Erhöhung der seelischen Wollust sie deuten oder definieren will. Worauf
es eben ankommt, ist, daß das Wechselspiel im Menschen zwischen
humorvoller Stimmung und ernster Stimmung das seelisch-geistige Leben
so unterhält, wie das physische Leben durch Einatmen und Ausatmen
unterhalten wird. Und wie das Ausatmen eine Art Hingabe an
die Außenwelt ist, wie das Ausatmen etwas ist, wo der Mensch sich
fremder wird, das Einatmen etwas ist, wo der Mensch seinem Egoismus
physisch frönt, so ist der Humor etwas, wo der Mensch in die Weiten
zerfließt, und es ist der Ernst etwas, wo der Mensch sich in sich
egoistisch sammelt." {{Lit|{{G|301|111f}}}}
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{{GZ|Nehmen wir einmal an, irgend etwas mache auf uns einen solchen
[[Datei:Diracb.jpg|mini|Paul Dirac an der Tafel]]
Eindruck, den wir im gewöhnlichen Leben eben einen komischen
Eindruck nennen. Was tut denn das in Wirklichkeit, was auf uns
einen komischen Eindruck macht? Etwas ganz Ähnliches tut es, wie
wenn wir — also physisch —, statt daß wir unser normales Quantum
einatmen, ein wenig draußen lassen und über die Umgebung verbreiten
würden. Unser Ich und unsern astralischen Leib, die strecken
wir gleichsam aus uns hervor. In dasjenige, was uns komisch vorkommt,
ergießen wir unser Ich und unseren astralischen Leib hinein.
Also denken Sie: Wenn Sie über irgend etwas lachen, so besteht
die Tatsache, die sich da abspielt, darinnen, daß Sie Ihr Ich
und Ihren astralischen Leib gewissermaßen darüber verbreiten. Sie
strecken den astralischen Leib und das Ich heraus und verbreiten es
darüber. Es ist ein geistiger Vorgang, der ja nicht so eine Abweisung
ist, wie wenn dieser astralische Leib in einem anderen Gefühl
etwas vom physischen Leibe mitzieht, wo auch dasjenige, was wir als
astralischen Leib haben, sich ergießt in die Umgebung, aber etwas
vom physischen Leibe mitzieht: es ist unartig, denn das, was mitgezogen
wird, ist die Zunge! Das tun unartige Kinder, die die
Zunge herausstrecken. Wenn wir lachen, lassen wir die Zunge zwar
drinnen; aber es ist schon eine ähnliche Verfassung des Astralleibes,
der herausgezogen wird, und sogar so stark herausgezogen wird,
daß er das einnebelt, was auf ihn einen komischen Eindruck macht.
Dem Lachen liegt eine Verbreiterung des astralischen Leibes sogar
bis zum Ätherleib zugrunde. Der unsichtbare Mensch verbreitert
sich, dehnt sich wie elastisch aus. Das ist also der Vorgang beim
Lachen.


Genau der entgegengesetzte Vorgang findet statt beim Weinen.
1928 stellte er auf Grundlage der Arbeit von [[Wolfgang Pauli]] über das [[Pauli-Prinzip|Ausschließungsprinzip]] <!-- Pauli, 1925 --> die nach ihm benannte [[Dirac-Gleichung]] auf,<ref>P.A.M. Dirac: ''The quantum theory of the electron''. In: ''Proceedings or the Royal Society'', Band 117, 1928, S. 610, Band 118, S. 351</ref> bei der es sich um eine relativistische, also auf der [[Spezielle Relativitätstheorie|speziellen Relativitätstheorie]] beruhende [[Wellengleichung]] 1.&nbsp;Ordnung zur Beschreibung des [[Elektron]]s handelt. Dirac fand sie, indem er von der relativistischen Wellengleichung 2.&nbsp;Ordnung von [[Charles Galton Darwin]] ausging (einer Weiterentwicklung der [[Klein-Gordon-Gleichung]]) und ein wenig mit „Gleichungen herumspielte“, das heißt, er suchte einen Ansatz für eine entsprechende Gleichung 1.&nbsp;Ordnung, die sich nur mit dem Einführen von [[Spinor]]en und Dirac-Matrizen gewinnen ließ und deren „Quadrat“ wieder die relativistische Wellengleichung ergibt. Sie lieferte z.&nbsp;B. eine theoretische Erklärung für den anomalen [[Zeeman-Effekt]] und die [[Feinstruktur (Physik)|Feinstruktur]] in der Atomspektroskopie und erklärte den [[Spin]], der bis dahin in der Quantenmechanik als grundlegendes, aber unverstandenes Phänomen bekannt war, als natürliche Folge seiner relativistischen Wellengleichung.
Da zieht sich der astralische Leib sogar mit dem Ätherleib zusammen,
preßt dadurch, daß er sich zusammenzieht, den physischen
Leib und preßt die Tränen heraus. Das ist ja viel leichter zu verstehen.
Aber Sie sehen: Lachen und Weinen und damit natürlich
auch Traurigsein — denn Traurigsein ist ja nur derselbe Seelenvorgang,
nur daß es eben nicht zu Tränen kommt —, Lachen, also
Heitersein und Traurigsein beruht auf Ausdehnung und Zusammenziehung
der unsichtbaren Wesenheit des Menschen, beruht also in
einer Kraftentfaltung der unsichtbaren Wesenheit des Menschen.|167|262f}}


Auch die [[Atmung]] wird beeinflusst:
Seine Gleichung erlaubte es Dirac auch, die [[Löchertheorie]] zu formulieren und die Existenz des [[Positron]]s, des [[Antiteilchen]]s des Elektrons, vorherzusagen (er scheute aber zunächst vor der öffentlichen Postulierung eines neuen Teilchens zurück und identifizierte das negative Antiteilchen des Elektrons mit dem Proton).<ref>Dirac. In: ''Proc. Roy. Soc.'', A, 126, 1929, S. 360. ''Nature'', Band 126, 1930, S. 605. Dirac meinte später, damals ging man allgemein davon aus, Elektron und Proton wären die einzigen Elementarteilchen. [[Robert Oppenheimer]], [[Igor Tamm]] und [[Hermann Weyl]] kritisierten die Identifikation schon 1930 und auch Dirac wandte sich 1931 davon ab und postulierte ein neues Teilchen (Proc. Roy. Soc. A 133, 1931, S. 60). Der Name Positron taucht zuerst 1933 in einer Arbeit von Carl Anderson auf (Physical Review, Band 43, S. 491). Abraham Pais ''Paul Dirac. Aspects of his life and work'', S. 15f, in Pais u.&nbsp;a. ''Paul Dirac'', Cambridge University Press 1998</ref> Das Positron wurde darauf [[1932]] von [[Carl David Anderson]] als neues Teilchen in [[Kosmische Strahlung|kosmischer Strahlung]] nachgewiesen. Im [[Dirac-Bild]] der Quantenfeldtheorie besteht das Vakuum in Analogie zur Festkörperphysik aus einem bis zur [[Fermi-Energie|Fermigrenze]] gefüllten [[Dirac-See]] von Elektronen. Paarerzeugung im Vakuum ist die Anregung eines Elektrons aus diesem Dirac-See über die Fermigrenze hinaus – das hinterlassene „Loch“ in dem Diracsee ist das Positron.
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"Wenn beim lachenden Menschen der astralische Leib schlaff wird, und wenn der physische
Leib in seiner feineren Gliederung auch erschlafft, dann tritt so etwas ähnliches ein, wie wenn wir einen leeren Raum erzeugen, indem wir die Luft aus ihm auspumpen und diesen leergemachten Raum dann der äußeren Luft aussetzen: dann pfeift die Luft da hinein. Eine Art Freimachen der äußeren Leiblichkeit tritt also im Lachen ein, und dann dringt in einem langen Atemzuge die Luft nach innen." {{Lit|{{G|059|60}}}}
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== Siehe auch ==
Sein 1930 veröffentlichtes Buch ''[[The Principles of Quantum Mechanics]]'' (deutsch ''Die Prinzipien der Quantenmechanik'', 1930) war wegbereitend für den Gebrauch von [[Linearer Operator|linearen Operatoren]] als Verallgemeinerung („Transformationstheorie“) der Theorien von Heisenberg und Schrödinger. Mit ihr wurde auch das [[Delta-Funktion|Deltafunktional]] (eine spezielle [[Distribution (Mathematik)|Distribution]], auch Diracfunktion oder Deltafunktion genannt) sowie die [[Bra-Ket-Notation]] verwendet, in der <math>| \Psi \rang</math> einen Zustandsvektor im [[Hilbertraum]] eines Systems bezeichnet (z.&nbsp;B. Anfangszustand) und <math>\lang \Psi |</math> den zu ihm dualen Vektor (z.&nbsp;B. Endzustand in der Beschreibung eines physikalischen Prozesses). Das oben genannte Lehrbuch blieb bis heute ein Standardwerk und war in Diracs Augen so perfekt, dass er in seinen Vorlesungen einfach daraus vorlas.
* {{WikipediaDE|Lachen}}  
 
* [[Humor]]
Dirac schuf den Begriff des [[Boson]]s in Anerkennung der Verdienste von [[Satyendra Nath Bose]] um die [[Quantenstatistik]]. Er gilt mit [[Enrico Fermi]] als Erfinder der Statistik der Fermionen ([[Fermi-Dirac-Statistik]]), erkannte aber Fermis Priorität an.
* [[Witz]]
 
1931 postulierte er als erster die Existenz eines [[Magnetischer Monopol|magnetischen Monopols]],<ref>''Proceedings or the Royal Society'', A, Band 133, S. 60. ''Physical Review'', Band 74, 1948, S. 817</ref> also eines Teilchens mit magnetischer Ladung, ähnlich der elektrischen Ladung z.&nbsp;B. beim Elektron. Die Existenz eines solchen Teilchens, das bisher nicht beobachtet wurde, würde die Quantisierung der elektrischen Ladung erklären. Dahinter stecken letztlich topologische Ideen, die hier erstmals in der Quantenmechanik auftauchen.
 
In seiner „[[Large Number Hypothesis|Large number hypothesis]]“ versucht Dirac – plausibler als ähnliche Versuche Eddingtons – einen Zusammenhang zwischen der Größe der Fundamentalkonstanten und der gegenwärtigen Ausdehnung des Universums zu geben.<ref>''Nature'', Band 139, 1937, S. 323</ref> Daraus ergeben sich Spekulationen über die zeitliche Variation der Naturkonstanten, denen bis heute experimentell nachgegangen wird. Diracs großer Konkurrent auf dem Gebiet quantenmechanischer Formalismen, [[Pascual Jordan]], griff diese Ideen in einer eigenen Theorie der Gravitation mit variabler Gravitationskonstante auf.
 
In seiner Untersuchung der klassischen Theorie strahlender Elektronen von 1938 tauchten neben „runaway solutions“ auch erstmals Renormierungsideen auf.<ref>''Proceedings Roal Society'', Band 167, 1938, S. 148</ref> Das Auftreten divergenter Ausdrücke in der üblichen Renormierungstheorie der Quantenelektrodynamik, die dann in die Definition der „nackten“ Ladung und Masse zum Verschwinden gebracht werden, lehnte er aber zeitlebens ab.
 
[[Datei:The physicists Paul Dirac, Wolfgang Pauli and Rudolf Peierls, c 1953. (9660575591).jpg|mini|Paul Dirac, Wolfgang Pauli und [[Rudolf Peierls]], 1953 in Birmingham]]
 
Dirac ist auch der Erfinder vieler weiterer Formalismen der theoretischen Physik. Beispielsweise stammt von ihm die ursprüngliche Idee zu [[Pfadintegral]]en,<ref>''Physikalische Zeitschrift der Sowjetunion'', Band 3, 1933, S.&nbsp;64</ref> die als alternativer Zugang zur Quantenmechanik aber erst durch [[Richard Feynman]] „ernst genommen“ und ausgebaut wurden. In einer Arbeit aus dem Jahre 1949 erfand er die „light cone quantization“ (Lichtfrontformalismus) der Quantenfeldtheorie,<ref>''Reviews of modern physics''</ref> die in der Hochenergiephysik viel verwendet wird. In den 1950er Jahren versuchte Dirac dann, den von ihm postulierten [[Dirac-See]] als universellen [[Äther (Physik)|Äther]] auszulegen.<ref>P.A.M. Dirac: ''Is there an Aether?'' In: ''Nature'', Band 168, 1951, S. 906–907.</ref><ref>P.A.M. Dirac: ''The Stellung des Aethers in the Physik''. In: ''Naturwissenschaftliche Rundschau'', 6, 1953, S. 441–446</ref><ref>P.A.M. Dirac: ''Quantum mechanics and the aether''. In: ''The Scientific Monthly'', 78, 1954, S. 142–146</ref>
 
Er untersuchte auch ganz allgemein hamiltonsche Systeme mit „constraints“ (Zwangsbedingungen), speziell um einen Zugang zur Quantisierung der Gravitation zu finden. Diese Arbeiten gingen später in der [[BRST-Symmetrie|BRST]]-Formulierung auf. Seine Untersuchung ausgedehnter Systeme in der Quantenfeldtheorie 1962<ref>''Proceedings Royal Society'', A, Band 268, S. 57</ref> ist ein Vorläufer der p-branes und bag-Modelle späterer Jahre.
 
== Werke ==
* ''[[The Principles of Quantum Mechanics]]'', Oxford: Oxford University Press, 1958, ISBN 0-19-852011-5 (zuerst 1930, ab 3. Auflage 1947 bra-ket Notation, 4. Aufl.1957)
* ''Lectures on quantum mechanics'' 1966
* ''General Theory of Relativity'', Princeton: Landmarks in Physics, 1996, ISBN 0-691-01146-X (zuerst 1975)
* ''Directions in physics'', 1978 (Vorlesungen Australien 1975)
* Dalitz (Hrsg.) ''Collected Works of P.A.M.Dirac (1924–1938)'', Cambridge 1996
 
Einige Aufsätze:
* ''Proceedings Royal Society'', Band 109, 1925, S. 642 (Zusammenhang klassischer Poisson-Brackett mit quantenmechanischer Kommutator)
* ''Physical interpretation of quantum dynamics'', [[Proceedings of the Royal Society]], Band 113, 1927, S. 621 (Transformationstheorie, seine allgemeine Formulierung der Quantenmechanik)
* ''On the theory of quantum mechanics'', Proceedings of the Royal Society Band 112, 1926, 661 (Fermi-Dirac und Bose-Statistik)
* [http://hermes.ffn.ub.es/luisnavarro/nuevo_maletin/Dirac_QED_1927.pdf ''Quantum theory of emission and absorption of radiation''] (zweite Quantisierung, Grundlagen Quantenfeldtheorie)
* [http://www.math.ucsd.edu/~nwallach/Dirac1928.pdf ''The quantum theory of the electron''] (PDF) Proceedings or the Royal Society Band 117, 1928, S. 610–624, Band 118, S. 351 (Diracgleichung, spin)
* ''A theory of electrons and positrons'', Proceedings of the Royal Society, Band 126, 1930, 360 (Löchertheorie)
* {{Webarchiv |url=http://dbserv.ihep.su/hist/owa/hw.part2?s_c=DIRAC+1931 |wayback=20080219045301 |text=''Quantized singularities of the electromagnetic field''}}, Proc.Roy.Soc. Band 133, 1931, S. 60 (magnetisches Monopol, Vorhersage Positron)
* Proceedings Cambridge Philosophical Society, Band 35, 1939, S. 416 (erstmals bra-ket Notation)
* Proceedings Cambridge Philosophical Society, Band 25, 1929, S. 62 (Dichtematrix, weniger abstrakt als bei [[John von Neumann]])


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Rudolf Steiner]]: ''Metamorphosen des Seelenlebens – Pfade der Seelenerlebnisse. Zweiter Teil'', [[GA 59]] (1984), ISBN 3-7274-0595-3 {{Vorträge|059}}
* Richard Dalitz, Rudolf Peierls: ''Paul Adrien Maurice Dirac, 8 August 1902–20 October 1984''. In: ''Biographical Memoirs of Fellows of the Royal Society of London'' 32. 1986, S. 137–185
* [[Rudolf Steiner]]: ''Gegenwärtiges und Vergangenes im Menschengeiste'', [[GA 167]] (1962), ISBN 3-7274-1670-X {{Vorträge|167}}
* Helge Kragh: ''Dirac''. Cambridge University Press, Cambridge 1990, ISBN 0-521-38089-8
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Erneuerung der pädagogisch-didaktischen Kunst durch Geisteswissenschaft'', [[GA 301]] (1991), ISBN 3-7274-3010-9 {{Vorträge|301}}
* Abraham Pais, Peter Goddard: ''Paul Dirac: the man and his work''. Cambridge University Press, Cambridge 2005, ISBN 0-521-01953-2.
* Abdus Salam, Eugene Wigner (Hrsg.): ''Aspects of quantum theory''. Cambridge University Press, Cambridge 1972, ISBN 0-521-08600-0. (darin u.&nbsp;a.: Eden, John Polkinghorne: ''Dirac in Cambridge''. Van Vleck: ''Travels with Dirac in the Rockies''. Jagdish Mehra ''The golden age of theoretical physics: Dirac’s scientific work from 1924–1933'')
* John Gerald Taylor: ''Tributes to Paul Dirac''. A. Hilger, Bristol 1987, ISBN 0-85274-480-3.
* Graham Farmelo: ''The Strangest Man: The Hidden Life of Paul Dirac, Quantum Genius.'' Faber and Faber, London 2009, ISBN 978-0-571-22278-0 (vor allem für seine Dirac Biografie erhielt er 2012 die Kelvin Medal des Institute of Physics)
**''„Der seltsamste Mensch.“ Das verborgene Leben des Quantengenies Paul Dirac''. Übersetzung Reimara Rössler. Springer, Heidelberg 2016, ISBN 3-662-49949-5.
* Howard Baer, Alexander Belyaev (Herausgeber): ''Proceedings of the Dirac Centennial Symposium. University of Florida, Tallahassee 6.–7. Dezember 2002'', World Scientific 2003 (unter anderem Monica Dirac über ihren Vater)
 
== Weblinks ==
{{Commonscat}}
{{Wikiquote}}
* {{nobel-ph|1933|Paul Dirac}}
* [http://www.nobel-winners.com/Physics/paul_adrien_maurice_dirac.html Biografie.] nobel-winners.com (englisch)
* {{MacTutor|id=Dirac}}
* [[David Olive]]: ''Paul Dirac and the pervasiveness of his thinking''. 2003, {{arXiv|hep-th/0304133v1}}
* [http://www.aip.org/history-programs/niels-bohr-library/oral-histories/4575-1 Interview mit Dirac, fünf Teile.] American Institute of Physics
 
'''Schriften'''
* [https://archive.today/20160830004531/http://www.lucasianchair.org/bibliographies/dirac-bibB.html Works by P. A. M. Dirac.] [[w:Lucasischer Lehrstuhl für Mathematik|Lucasian Chair]], Cambridge University (archivierte Website)
* [http://janus.lib.cam.ac.uk/db/node.xsp?id=EAD%2FGBR%2F0014%2FDRAC The Papers of Professor Paul Dirac.] Janus, University of Cambridge
* [http://prola.aps.org/abstract/RMP/v21/i3/p392_1 ''Forms of relativistic Dynamics''], 1949
* [http://www.iaea.org/inis/collection/NCLCollectionStore/_Public/10/435/10435135.pdf ''The relativistic electron wave equation''] (PDF) Budapest 1977, preprint
 
'''Video'''
* [https://av.tib.eu/media/11186 Dirac im Gespräch mit Friedrich Hund über Symmetrie in der Relativitätstheorie, Quantenmechanik und Elementarteilchenphysik]  [[IWF Wissen und Medien|Institut für den Wissenschaftlichen Film]], Göttingen 1982, zur Verfügung gestellt von der [[Technische Informationsbibliothek|TIB]]
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
{{Normdaten|TYP=p|GND=118679775|LCCN=n/50/28823|NDL=00437971|VIAF=17350683|GNDName=126413029}}


{{GA}}
{{SORTIERUNG:Dirac, Paul}}
[[Kategorie:Physiker (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Hochschullehrer]]
[[Kategorie:Paul Dirac| ]]
[[Kategorie:Brite]]
[[Kategorie:Geboren 1902]]
[[Kategorie:Gestorben 1984]]
[[Kategorie:Mann]]


[[Kategorie:Seelenleben]] [[Kategorie:Kommunikation]] [[Kategorie:Nonverbale Kommunikation]]
{{Wikipedia}}

Version vom 14. Februar 2020, 19:41 Uhr

Paul Dirac 1933

Paul Adrien Maurice Dirac (* 8. August 1902 in Bristol; † 20. Oktober 1984 in Tallahassee) war ein britischer Physiker.

Dirac war ein Mitbegründer der Quantenphysik. 1933 wurde er mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet. Eine seiner wichtigsten Entdeckungen ist in der Dirac-Gleichung von 1928 beschrieben, in der Einsteins Spezielle Relativitätstheorie und die Quantenphysik erstmals zusammengebracht werden konnten. Ferner legte er die Grundlagen für den späteren Nachweis von Antimaterie.

Leben

Dirac wurde in Bristol, Gloucestershire, England geboren. Sein Vater Charles Dirac war Schweizer mit Wurzeln im französischsprachigen Saint-Maurice im Wallis; er unterrichtete in Bristol an Diracs Schule das Fach Französisch. Seine Mutter, Florence Holten, war die Tochter eines Seemanns aus Cornwall. Seine Kindheit war infolge des strengen und autoritären Verhaltens des Vaters unglücklich – ein Bruder nahm sich das Leben.

Dirac studierte zunächst 1921 Elektrotechnik in Bristol, wechselte dann zur Mathematik und bekam 1923 ein Stipendium für die Universität Cambridge, wo er bei Ralph Howard Fowler studierte. 1926 schloss er das Studium mit einer Dissertation zur Quantenmechanik ab.

Paul Dirac mit seiner Frau Margit
Juli 1963 in Kopenhagen

Von 1932 bis 1969 war Dirac Professor des Lucasischen Lehrstuhls für Mathematik an der Universität Cambridge. 1937 heiratete er Margit (1904–2002), die Schwester des Physikers Eugene Wigner. Der Mathematiker Gabriel Andrew Dirac aus der ersten Ehe seiner Frau war sein Stiefsohn. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete Dirac an Gaszentrifugen zur Urananreicherung. Ab 1970 war er an der Florida State University in Tallahassee in Florida tätig.

Dirac war von zurückhaltender Natur. Es machte ihm nichts aus, in Gesellschaft zu schweigen und auf Fragen nur sehr wortkarge, einer strikten Wahrheitsliebe verpflichtete Antworten zu geben, wovon zahlreiche Anekdoten verbreitet waren.

Dirac war überzeugter Atheist. Auf die Frage nach seiner Meinung zu Diracs Ansichten bemerkte Wolfgang Pauli in Anspielung auf das islamische Gottesbekenntnis:

„Wenn ich Dirac richtig verstehe, meint er Folgendes: Es gibt keinen Gott und Dirac ist sein Prophet.“

Leistungen

1925 fand Paul Dirac in seiner Dissertation die klassische Entsprechung der neuen quantenmechanischen Kommutatoren von Heisenberg, Born und Jordan mit den Poisson-Klammern der klassischen Mechanik. 1926 entwickelte er eine abstrakte Fassung der Quantenmechanik („Transformationstheorie“), die die Matrizenmechanik Heisenbergs und die Wellenmechanik Schrödingers als Spezialfälle enthielt. Somit konnte er unabhängig von Schrödinger die Äquivalenz beider Theorien zeigen. Die klassische Mechanik ergibt sich in seiner Theorie als Spezialfall der Quantenmechanik. Von Dirac stammt auch die Einführung des Wechselwirkungsbilds, das sowohl das Schrödinger- als auch Heisenberg-Bild verwendet.

Paul Dirac an der Tafel

1928 stellte er auf Grundlage der Arbeit von Wolfgang Pauli über das Ausschließungsprinzip die nach ihm benannte Dirac-Gleichung auf,[1] bei der es sich um eine relativistische, also auf der speziellen Relativitätstheorie beruhende Wellengleichung 1. Ordnung zur Beschreibung des Elektrons handelt. Dirac fand sie, indem er von der relativistischen Wellengleichung 2. Ordnung von Charles Galton Darwin ausging (einer Weiterentwicklung der Klein-Gordon-Gleichung) und ein wenig mit „Gleichungen herumspielte“, das heißt, er suchte einen Ansatz für eine entsprechende Gleichung 1. Ordnung, die sich nur mit dem Einführen von Spinoren und Dirac-Matrizen gewinnen ließ und deren „Quadrat“ wieder die relativistische Wellengleichung ergibt. Sie lieferte z. B. eine theoretische Erklärung für den anomalen Zeeman-Effekt und die Feinstruktur in der Atomspektroskopie und erklärte den Spin, der bis dahin in der Quantenmechanik als grundlegendes, aber unverstandenes Phänomen bekannt war, als natürliche Folge seiner relativistischen Wellengleichung.

Seine Gleichung erlaubte es Dirac auch, die Löchertheorie zu formulieren und die Existenz des Positrons, des Antiteilchens des Elektrons, vorherzusagen (er scheute aber zunächst vor der öffentlichen Postulierung eines neuen Teilchens zurück und identifizierte das negative Antiteilchen des Elektrons mit dem Proton).[2] Das Positron wurde darauf 1932 von Carl David Anderson als neues Teilchen in kosmischer Strahlung nachgewiesen. Im Dirac-Bild der Quantenfeldtheorie besteht das Vakuum in Analogie zur Festkörperphysik aus einem bis zur Fermigrenze gefüllten Dirac-See von Elektronen. Paarerzeugung im Vakuum ist die Anregung eines Elektrons aus diesem Dirac-See über die Fermigrenze hinaus – das hinterlassene „Loch“ in dem Diracsee ist das Positron.

Sein 1930 veröffentlichtes Buch The Principles of Quantum Mechanics (deutsch Die Prinzipien der Quantenmechanik, 1930) war wegbereitend für den Gebrauch von linearen Operatoren als Verallgemeinerung („Transformationstheorie“) der Theorien von Heisenberg und Schrödinger. Mit ihr wurde auch das Deltafunktional (eine spezielle Distribution, auch Diracfunktion oder Deltafunktion genannt) sowie die Bra-Ket-Notation verwendet, in der einen Zustandsvektor im Hilbertraum eines Systems bezeichnet (z. B. Anfangszustand) und den zu ihm dualen Vektor (z. B. Endzustand in der Beschreibung eines physikalischen Prozesses). Das oben genannte Lehrbuch blieb bis heute ein Standardwerk und war in Diracs Augen so perfekt, dass er in seinen Vorlesungen einfach daraus vorlas.

Dirac schuf den Begriff des Bosons in Anerkennung der Verdienste von Satyendra Nath Bose um die Quantenstatistik. Er gilt mit Enrico Fermi als Erfinder der Statistik der Fermionen (Fermi-Dirac-Statistik), erkannte aber Fermis Priorität an.

1931 postulierte er als erster die Existenz eines magnetischen Monopols,[3] also eines Teilchens mit magnetischer Ladung, ähnlich der elektrischen Ladung z. B. beim Elektron. Die Existenz eines solchen Teilchens, das bisher nicht beobachtet wurde, würde die Quantisierung der elektrischen Ladung erklären. Dahinter stecken letztlich topologische Ideen, die hier erstmals in der Quantenmechanik auftauchen.

In seiner „Large number hypothesis“ versucht Dirac – plausibler als ähnliche Versuche Eddingtons – einen Zusammenhang zwischen der Größe der Fundamentalkonstanten und der gegenwärtigen Ausdehnung des Universums zu geben.[4] Daraus ergeben sich Spekulationen über die zeitliche Variation der Naturkonstanten, denen bis heute experimentell nachgegangen wird. Diracs großer Konkurrent auf dem Gebiet quantenmechanischer Formalismen, Pascual Jordan, griff diese Ideen in einer eigenen Theorie der Gravitation mit variabler Gravitationskonstante auf.

In seiner Untersuchung der klassischen Theorie strahlender Elektronen von 1938 tauchten neben „runaway solutions“ auch erstmals Renormierungsideen auf.[5] Das Auftreten divergenter Ausdrücke in der üblichen Renormierungstheorie der Quantenelektrodynamik, die dann in die Definition der „nackten“ Ladung und Masse zum Verschwinden gebracht werden, lehnte er aber zeitlebens ab.

Paul Dirac, Wolfgang Pauli und Rudolf Peierls, 1953 in Birmingham

Dirac ist auch der Erfinder vieler weiterer Formalismen der theoretischen Physik. Beispielsweise stammt von ihm die ursprüngliche Idee zu Pfadintegralen,[6] die als alternativer Zugang zur Quantenmechanik aber erst durch Richard Feynman „ernst genommen“ und ausgebaut wurden. In einer Arbeit aus dem Jahre 1949 erfand er die „light cone quantization“ (Lichtfrontformalismus) der Quantenfeldtheorie,[7] die in der Hochenergiephysik viel verwendet wird. In den 1950er Jahren versuchte Dirac dann, den von ihm postulierten Dirac-See als universellen Äther auszulegen.[8][9][10]

Er untersuchte auch ganz allgemein hamiltonsche Systeme mit „constraints“ (Zwangsbedingungen), speziell um einen Zugang zur Quantisierung der Gravitation zu finden. Diese Arbeiten gingen später in der BRST-Formulierung auf. Seine Untersuchung ausgedehnter Systeme in der Quantenfeldtheorie 1962[11] ist ein Vorläufer der p-branes und bag-Modelle späterer Jahre.

Werke

  • The Principles of Quantum Mechanics, Oxford: Oxford University Press, 1958, ISBN 0-19-852011-5 (zuerst 1930, ab 3. Auflage 1947 bra-ket Notation, 4. Aufl.1957)
  • Lectures on quantum mechanics 1966
  • General Theory of Relativity, Princeton: Landmarks in Physics, 1996, ISBN 0-691-01146-X (zuerst 1975)
  • Directions in physics, 1978 (Vorlesungen Australien 1975)
  • Dalitz (Hrsg.) Collected Works of P.A.M.Dirac (1924–1938), Cambridge 1996

Einige Aufsätze:

  • Proceedings Royal Society, Band 109, 1925, S. 642 (Zusammenhang klassischer Poisson-Brackett mit quantenmechanischer Kommutator)
  • Physical interpretation of quantum dynamics, Proceedings of the Royal Society, Band 113, 1927, S. 621 (Transformationstheorie, seine allgemeine Formulierung der Quantenmechanik)
  • On the theory of quantum mechanics, Proceedings of the Royal Society Band 112, 1926, 661 (Fermi-Dirac und Bose-Statistik)
  • Quantum theory of emission and absorption of radiation (zweite Quantisierung, Grundlagen Quantenfeldtheorie)
  • The quantum theory of the electron (PDF) Proceedings or the Royal Society Band 117, 1928, S. 610–624, Band 118, S. 351 (Diracgleichung, spin)
  • A theory of electrons and positrons, Proceedings of the Royal Society, Band 126, 1930, 360 (Löchertheorie)
  • Quantized singularities of the electromagnetic field (Memento vom 19. Februar 2008 im Internet Archive), Proc.Roy.Soc. Band 133, 1931, S. 60 (magnetisches Monopol, Vorhersage Positron)
  • Proceedings Cambridge Philosophical Society, Band 35, 1939, S. 416 (erstmals bra-ket Notation)
  • Proceedings Cambridge Philosophical Society, Band 25, 1929, S. 62 (Dichtematrix, weniger abstrakt als bei John von Neumann)

Literatur

  • Richard Dalitz, Rudolf Peierls: Paul Adrien Maurice Dirac, 8 August 1902–20 October 1984. In: Biographical Memoirs of Fellows of the Royal Society of London 32. 1986, S. 137–185
  • Helge Kragh: Dirac. Cambridge University Press, Cambridge 1990, ISBN 0-521-38089-8
  • Abraham Pais, Peter Goddard: Paul Dirac: the man and his work. Cambridge University Press, Cambridge 2005, ISBN 0-521-01953-2.
  • Abdus Salam, Eugene Wigner (Hrsg.): Aspects of quantum theory. Cambridge University Press, Cambridge 1972, ISBN 0-521-08600-0. (darin u. a.: Eden, John Polkinghorne: Dirac in Cambridge. Van Vleck: Travels with Dirac in the Rockies. Jagdish Mehra The golden age of theoretical physics: Dirac’s scientific work from 1924–1933)
  • John Gerald Taylor: Tributes to Paul Dirac. A. Hilger, Bristol 1987, ISBN 0-85274-480-3.
  • Graham Farmelo: The Strangest Man: The Hidden Life of Paul Dirac, Quantum Genius. Faber and Faber, London 2009, ISBN 978-0-571-22278-0 (vor allem für seine Dirac Biografie erhielt er 2012 die Kelvin Medal des Institute of Physics)
    • „Der seltsamste Mensch.“ Das verborgene Leben des Quantengenies Paul Dirac. Übersetzung Reimara Rössler. Springer, Heidelberg 2016, ISBN 3-662-49949-5.
  • Howard Baer, Alexander Belyaev (Herausgeber): Proceedings of the Dirac Centennial Symposium. University of Florida, Tallahassee 6.–7. Dezember 2002, World Scientific 2003 (unter anderem Monica Dirac über ihren Vater)

Weblinks

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Schriften

Video

Einzelnachweise

  1. P.A.M. Dirac: The quantum theory of the electron. In: Proceedings or the Royal Society, Band 117, 1928, S. 610, Band 118, S. 351
  2. Dirac. In: Proc. Roy. Soc., A, 126, 1929, S. 360. Nature, Band 126, 1930, S. 605. Dirac meinte später, damals ging man allgemein davon aus, Elektron und Proton wären die einzigen Elementarteilchen. Robert Oppenheimer, Igor Tamm und Hermann Weyl kritisierten die Identifikation schon 1930 und auch Dirac wandte sich 1931 davon ab und postulierte ein neues Teilchen (Proc. Roy. Soc. A 133, 1931, S. 60). Der Name Positron taucht zuerst 1933 in einer Arbeit von Carl Anderson auf (Physical Review, Band 43, S. 491). Abraham Pais Paul Dirac. Aspects of his life and work, S. 15f, in Pais u. a. Paul Dirac, Cambridge University Press 1998
  3. Proceedings or the Royal Society, A, Band 133, S. 60. Physical Review, Band 74, 1948, S. 817
  4. Nature, Band 139, 1937, S. 323
  5. Proceedings Roal Society, Band 167, 1938, S. 148
  6. Physikalische Zeitschrift der Sowjetunion, Band 3, 1933, S. 64
  7. Reviews of modern physics
  8. P.A.M. Dirac: Is there an Aether? In: Nature, Band 168, 1951, S. 906–907.
  9. P.A.M. Dirac: The Stellung des Aethers in the Physik. In: Naturwissenschaftliche Rundschau, 6, 1953, S. 441–446
  10. P.A.M. Dirac: Quantum mechanics and the aether. In: The Scientific Monthly, 78, 1954, S. 142–146
  11. Proceedings Royal Society, A, Band 268, S. 57


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