Thomas Samuel Kuhn und Fließgewässer: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Fließgewässer''' ist in der [[Hydrologie]] ein Sammelbegriff für alle oberirdisch fließenden [[Gewässer]] und bezeichnet einen '''Wasserlauf''' des Binnenlandes mit ständig oder zeitweilig fließendem [[Wasser]]. Fließgewässer sind [[Oberflächengewässer]]. Unterirdisch bewegtes (fließendes) [[Grundwasser]] ist kein Fließgewässer. Im Untergrund verlaufende oder in [[Ponor]]en im Untergrund verschwindende Höhlenflüsse ([[Karstgewässer]]) sind aber in der Zuordnung unklar, sie werden meist zu den Fließgewässern gerechnet.


'''Thomas Samuel Kuhn''' (* [[Wikipedia:8. Juli|8. Juli]] [[Wikipedia:1922|1922]] in [[Wikipedia:Cincinnati|Cincinnati]], [[Wikipedia:Ohio|Ohio]]; † [[Wikipedia:17. Juni|17. Juni]] [[Wikipedia:1996|1996]] in [[Wikipedia:Cambridge (Massachusetts)|Cambridge]], [[Wikipedia:Massachusetts|Massachusetts]]) war einer der bedeutensten [[Wissenschaftstheorie|Wissenschaftstheoretiker]] und [[Wikipedia:Wissenschaftsgeschichte|Wissenschaftshistoriker]] des [[Wikipedia:20. Jahrhundert|20. Jahrhundert]]s.
[[Datei:Gewaesserdiagramm.svg|mini|Klassifikation der Gewässer. Die Angaben zur Breite der natürlichen Fließgewässer sollen nur der Orientierung dienen und sind nicht als Definition zu verstehen.]]


Sein Hauptwerk «[[Wikipedia:The Structure of Scientific Revolutions|The Structure of Scientific Revolutions]]» ({{DeS|''Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen''}}) beschreibt die [[Entwicklung]] der [[Wissenschaft]]en als eine Abfolge von ruhigeren Phasen, die durch ein bestimmtes normatives [[Paradigma]] geprägt sind, und revolutionären Umbrüchen, die durch einen radikalen [[Paradigmenwechsel]] gekennzeichnet sind.  
In der Regel transportieren Fließgewässer das Wasser aus ihrem [[Einzugsgebiet]] gemäß der [[Schwerkraft]] bis zu ihrer [[Mündung (Gewässer)|Mündung]] in ein übergeordnetes Fließgewässer, einen See oder ein Meer. Im Gegensatz zu Fließgewässern enthalten [[Stillgewässer]] stehendes Wasser oder Wasser, das nur sehr langsam abfließt. Ein [[Wassergraben]] kann entweder ein Fließgewässer oder ein Stillgewässer sein.


Ein Paradigma funktioniert nach Kuhn,  
== Entstehung ==
Natürliche Fließgewässer können durch direkten, oberflächlichen oder oberflächennahen [[Abfluss]] von Niederschlagswasser, dem Gefälle folgend, entstehen. Zumindest in [[Humides Klima|humiden]] und [[Semihumides Klima|semihumiden]] Gebieten versickert das Niederschlagswasser aber regelmäßig überwiegend vorher im Boden und bildet Grundwasser-Horizonte, deren Abfluss als [[Quelle]]n zutage tritt. Der Abfluss wird dadurch verstetigt. Natürliche Fließgewässer sind, von Ausnahmefällen abgesehen, dann auf ganzer Länge natürlicher Grundwasser-[[Vorfluter]]; das bedeutet, dass auch abseits definierter Quellen auf ganzer Länge seitlich Grundwasser dem Gewässer zuströmen kann.


{{Zitat|... indem es dem Wissenschaftler sagt, welche Entitäten es in der Natur gibt und welche nicht, und wie sie sich verhalten. Durch diese Informationen entsteht eine Landkarte, deren Einzelheiten durch reife wissenschaftliche Forschung aufgehellt werden. Und da die Natur viel zu komplex und vielfältig ist, um auf gut Glück erforscht zu werden, ist diese Landkarte genauso wichtig für die kontinuierliche Weiterentwicklung der Wissenschaft wie Beobachtung und Experiment.|Thomas S. Kuhn|''Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen'', S. 121}}
Seltener entstehen Fließgewässer durch den abfließenden Wasserüberschuss von [[See]]n und [[Moor]]en oder das Schmelzwasser von [[Gletscher]]n. Dadurch gebildete Fließgewässer weisen einen eigenen Charakter mit Besonderheiten von Gewässerchemie, Abflussdynamik und Lebensgemeinschaft auf.<ref name="Schönborn">Wilfried Schönborn, Ute Risse-Buhl: ''Lehrbuch der Limnologie.'' Schweizerbarth Verlag, Stuttgart 2. Auflage 2013. ISBN 978-3-510-65275-4</ref>


Kuhn wandte sich damit auch gegen die von [[Wikipedia:Karl Popper|Karl Popper]] [[Falsifizierbarkeit]] als absoulutem Kriterium für die [[Wissenschaft]]lichkeit einer [[Theorie]], da deren Gültigkeit immer nur in Relation zu einem bestimmten vorausgesetzten Paradigmas gegeben sei.
== Kategorien von Fließgewässern ==
=== Einteilung nach Größe und weiteren Kriterien ===
Allgemeinsprachlich werden bei natürlichen Fließgewässern vier Größenordnungen unterschieden: [[Rinnsal]], [[Bach]], [[Fluss]] und [[Strom (Gewässer)|Strom]]. Dialektal gibt es zusätzlich den Begriff [[Ache]], der eine Größenordnung zwischen Bach und Fluss bezeichnet.
 
In der Fachsprache wird der Begriff ''Rinnsal'' nur selten verwendet. Bei der Betrachtung der verschiedenen Abschnitte von Flüssen von der Quelle bis zur Mündung ([[#Einteilung von Flüssen in Abschnitte|siehe unten]]) werden in der Regel nur die Bezeichnungen ''Bach'', ''Fluss'' und gegebenenfalls ''Strom'' angewendet. So wird etwa der Mittel- und Unterlauf der [[Weser]] als Strom eingestuft, ihre Quellflüsse [[Werra]] und [[Fulda (Fluss)|Fulda]] jeweils als Fluss und die Quellverläufe von beiden als Bäche.
 
Die Zuordnung von Fließgewässern zu den Kategorien ''Bach'', ''Fluss'' und ''Strom'' richtet sich vage nach den Größen Breite, Länge, Einzugsgebiet und [[Abfluss]], die jedoch nicht eindeutig festgelegt sind. Kriterien wie zum Beispiel die [[Schiffbarkeit]] (Tiefe) und historische Aspekte spielen ebenfalls eine Rolle.
 
Zur Definition von ''Strom'' wird oft, der [[DIN-Norm]] 4049 folgend, das Mündungsgewässer herangezogen. Dieser Begriffsbestimmung gemäß wäre ein Strom ein Fließgewässer, das ins Meer mündet. Danach wäre die in die Nordsee mündende [[Ems]] ein Strom, die deutlich mehr Wasser führenden [[Donau]]-Nebenflüsse [[Inn]] und [[Theiß]] jedoch nicht.
 
=== Fließgewässerordnungen ===
Ein weit verbreitetes fachsprachliches System zur Klassifizierung von Fließgewässern nach Größe ist die [[Flussordnungszahl]].<ref>A. N. Strahler (1952): ''Dynamic basis of geomorphology.'' Geological Society of America Bulletin 63: S. 923–938.</ref> In diesem System bilden die kleinsten Fließgewässer (in der Regel Quellabflüsse) die erste Ordnung. Vereinigen sich zwei Gewässer erster Ordnung, entsteht ein Fließgewässer zweiter Ordnung. Mit der Einmündung eines weiteren Gewässers zweiter Ordnung wird ein Gewässer dritter Ordnung erreicht usw. Zu beachten ist dabei, dass die Einmündung kleinerer Fließgewässer in ein Gewässer höherer Ordnung deren Ordnung nicht erhöht.
 
Verwirrenderweise ist von den so definierten Fließgewässerordnungen eine weitere Einteilung von Fließgewässern erster, zweiter, manchmal auch dritter Ordnung zu unterscheiden, die sich aus der deutschen Gesetzgebung ergibt; diese hat mit den Flussordnungszahlen nichts zu tun. Dabei geht es im Wesentlichen darum, wer die Verpflichtung zur Gewässerunterhaltung hat. Vergleiche dazu [[Ordnung (Gewässer)]].
 
=== Fließgewässertypen ===
{{Hauptartikel|Fließgewässertyp}}
Heute werden in Deutschland insgesamt fünfundzwanzig Fließgewässertypen unterschieden. Wichtige Parameter hierbei sind neben der Größe der Gewässer und dem Gefälle (vgl. [[Flusslängsprofil]]) auch die Ökoregion (z.&nbsp;B. Alpen, [[Mittelgebirge]], Norddeutsches Tiefland), die Höhenlage und die Geologie des Einzugsgebiets (karbonatisch oder silikatisch).<ref>Tanja Pottgiesser & Mario Sommerhäuser (2008): ''Beschreibung und Bewertung der deutschen Fließgewässertypen – Steckbriefe und Anhang.'' [http://www.wasserblick.net/servlet/is/18727/?lang=de online]</ref>
 
== Einteilung von Flüssen in Abschnitte ==
=== Oberlauf, Mittellauf, Unterlauf ===
{{Hauptartikel|Flusslängsprofil}}
Die Einteilung von Flüssen in die Abschnitte ''Oberlauf'', ''Mittellauf'' und ''Unterlauf'' richtet sich vor allem nach dem Gefälle, das im Oberlauf am größten ist und im Unterlauf am geringsten.
 
=== Längszonierung nach Fischregionen ===
Zusätzlich, und ergänzend zur hydrologischen Klassifizierung, werden Gewässer nach ihrer Lebensgemeinschaft (Fachausdruck: [[Biozönose]]) in Zonen eingeteilt. Das älteste gebräuchliche System teilt diese nach sogenannten Leitfischen in [[Fischregion]]en ein. Dabei unterscheidet man, von der Quelle an: [[Bachforelle|Forellen]]-, [[Europäische Äsche|Äschen]]-, [[Barbe]]n-, [[Brachse]]n- (oder Blei-) und [[Flunder]]-Region.
 
=== Limnologische Längszonierung ===
In der [[Limnologie]] werden Fließgewässer im [[Flusslängsprofil]] in das [[Krenal]] (Quellregion), das [[Rhithral]] (Bachregion) und das [[Potamal]] (Flussregion) aufgeteilt.<ref name="Schönborn" /> Dabei entspricht das Rhithral grob in etwa der Forellenregion, das Potamal den anderen Fischregionen (im Krenal leben keine Fische). Diese Zonierung geht auf den Limnologen [[Joachim Illies]] zurück,<ref>Joachim Illies (1961): ''Versuch einer allgemeinen biozönotischen Gliederung der Fließgewässer.'' Internationale Revue der gesamten Hydrobiologie 46: S. 205–213.</ref> sie wird bis heute angewandt und verfeinert.
 
== Fließgewässersysteme ==
Fließgewässer werden zu Fließgewässersystemen geordnet, die jeweils nach dem größten Fluss bzw. Strom benannt werden, in den die anderen einmünden. Diese werden durch [[Fließgewässerkennziffer]]n, die jeweils alle Informationen über die Mündungsgewässer in sich tragen, hierarchisch geordnet. Die Benennung folgt nicht ausschließlich hydrologischen, sondern auch z.&nbsp;T. historischen Einteilungen. Hiernach wird z.&nbsp;B. die [[Eder]] als Nebenfluss der [[Fulda (Fluss)|Fulda]] geführt und der [[Inn]] als Nebenfluss der [[Donau]], obwohl es sich je um einen gleichberechtigten Zusammenfluss handelt. Die [[Regnitz]] wird gar als Nebenfluss des [[Main]]s eingeordnet, obwohl sie bei ihrer Mündung deutlich mehr Wasser führt als der Main selbst. Dieses ist der historischen Namensgebung geschuldet.
 
== Ökologischer Zustand ==
In der [[Europäische Union|Europäischen Union]] (EU) wird der [[Ökologie|ökologische]] [[Richtlinie 2000/60/EG (Wasserrahmenrichtlinie)#„Guter Zustand“|Zustand von Fließ- bzw. Oberflächengewässern]] (wie von [[Grundwasser]]) nach der ''[[Richtlinie 2000/60/EG (Wasserrahmenrichtlinie)|Richtlinie 2000/60/EG]]'' (EU-Wasserrahmenrichtlinie, WRRL) nach verschiedenen Kriterien analysiert und nach fünf Graden eingeteilt: „sehr gut“, „gut“, „mässig“, „unbefriedigend“, „schlecht“.<ref name="bmnt.gv.at_Wasser_Umweltziele">{{Internetquelle |url=https://www.bmnt.gv.at/wasser/wasser-oesterreich/plan_gewaesser_ngp/umsetzung_wasserrahmenrichtlinie/umweltziele.html |titel=Umweltziele - der gute Zustand für unsere Gewässer,  bmnt.gv.at |zugriff=2018-04-04 |sprache=de}}</ref><ref name="umweltbundesamt.de Sibylle Wilke">{{Literatur |Autor=Sibylle Wilke |Titel=Ökologischer Zustand der Fließgewässer |Sammelwerk=Umweltbundesamt |Datum=2013-10-18 |Online=https://www.umweltbundesamt.de/daten/wasser/fliessgewaesser/oekologischer-zustand-der-fliessgewaesser#textpart-2 |Abruf=2018-04-04}}</ref>
 
Nach einer Anfang April 2018 veröffentlichten Antwort der [[Bundesregierung (Deutschland)|deutschen Bundesregierung]] auf eine [[parlamentarische Anfrage]] von [[Bündnis 90/Die Grünen]] seien die meisten deutschen Flüsse und Bäche in einem ökologisch schlechten Zustand: In 93 %  lebten nicht mehr die eigentlich dort vorzufindenden [[Lebensgemeinschaft (Biologie)|Gemeinschaften aus Fischen, Pflanzen und Kleintieren]], 79 % seien durch menschlichen Ausbau "in ihrer Struktur deutlich bis vollständig verändert". Lediglich 6,6 % der bewerteten Fließgewässerabschnitte seien nach den EU-Kriterien in „gutem“, 0,1 % in „sehr gutem“ Zustand. Gewässer und [[Flussaue]]n gehörten in Deutschland lt. [[Umweltbundesamt (Deutschland)|Umweltbundesamt]] weiter zu den [[Rote Liste gefährdeter Arten|bedrohten]] [[Lebensraum|Lebensräumen]]. Als häufigste Gründe für einen mäßigen, unbefriedigenden oder schlechten Zustand der untersuchten Gewässer werden [[landwirtschaft]]liche Belastungen (z. B. aus [[Dünger|Düngung]] oder der Verwendung von [[Pflanzenschutzmittel|Spritzmitteln]]) sowie [[Flussbegradigung|Begradigung]]en, Verbauungen oder Unterbrechungen durch [[Wehr (Wasserbau)|Wehre]] genannt.<ref>{{Literatur |Titel=Ökologischer Zustand: Zu wenig Leben in deutschen Flüssen und Bächen |Sammelwerk=Spiegel Online |Datum=2018-04-02 |Online=http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/bundesregierung-zu-wenig-leben-in-deutschen-fluessen-und-baechen-a-1200865.html |Abruf=2018-04-04}}</ref>
 
== Temporäre Kenngrößen ==
Die Kenngrößen [[Einzugsgebiet]] und Länge stehen weitgehend fest; bei den Größen Breite, Tiefe, [[Abfluss]] und [[Fließgeschwindigkeit]] können relativ konstante Mittelwerte angegeben werden. Daneben gibt es noch einige weitere Parameter von Fließgewässern, die deutlichen Schwankungen unterliegen. Ihre Beobachtung gehört ebenfalls zu den Aufgaben von [[Hydrologie]] und [[Limnologie]].
 
'''Biologische Qualität''': Die biologische Qualität von Fließgewässern wird anhand des [[Saprobiensystem]]s in [[Gewässergüteklasse]]n eingeteilt. Eine aktuell weitgehend akzeptierte ökologische Klassifikation bietet das [[River Continuum Concept]].
 
'''Wasserstand''': In Abhängigkeit vom Wasserangebot (z.&nbsp;B. [[Niederschlag]]) kann der [[Pegel (Wasserstandsmessung)|Wasserpegel]] erheblich schwanken, es kann zu [[Hochwasser]]ereignissen oder [[Niedrigwasser]]ständen kommen. Aus [[Wasserstand]]s-Aufzeichnungen kann ein mittlerer Wasserstand bestimmt werden.
 
== Geschiebetransport ==
Je nach [[Fließgeschwindigkeit]] haben Fließgewässer die Fähigkeit, [[Geschiebe]] mitzutransportieren:<ref>Angaben nach Claus-Peter Hutter (Hrsg.): ''Quellen, Bäche, Flüsse und andere Fließgewässer'', Stuttgart/Wien 1996, S.&nbsp;40.</ref>
* Fließgeschwindigkeit bis 0,3 m/s: Bewegung von Grobsand bis 1,7 mm Durchmesser
* Fließgeschwindigkeit bis 0,7 m/s: Bewegung von Grobkies bis 9,2 mm Durchmesser
* Fließgeschwindigkeit bis 1,7 m/s: Bewegung von Geröll bis 1,5 kg Gewicht
* Fließgeschwindigkeit bis 2,0 m/s: Bewegung von Blöcken bis 20 cm Durchmesser
* Fließgeschwindigkeit ab 3,0 m/s (etwa 10 km/h): Bewegung auch größerer Objekte <!-- Logischer wäre dieselbe Grenze, also auch hier 2,0. Oder ist oben 2,0 ein Tippfehler? -->
 
== Grenzfälle ==
=== Trockenfallende Fließgewässer ===
Kleine, aber auch größere Gewässer können entweder ganzjährig Wasser führen oder vorübergehend trockenfallen, sogar Flüsse (siehe [[Karstgewässer]]). Speziell bei Karstgewässern werden Bereiche, in denen der oberirdische Abfluss regelmäßig versiegt, ''Bachschwinde'' oder ''[[Ponor]]'' genannt.
 
Trockenfallende (''temporäre'') Fließgewässer können ''periodisch'' wasserführend sein (z.&nbsp;B. regelmäßig im Hochsommer austrocknen) oder ''episodisch'', d.&nbsp;h. nur kurzzeitig überhaupt Wasser führen (z.&nbsp;B. nach starken Niederschlägen wie etwa [[Wadi]]s oder zur [[Schneeschmelze]]).
 
Natürlicherweise periodisch trockenfallende Bäche weisen eine eigenständige [[Biozönose|Lebensgemeinschaft]] mit spezialisierten Arten auf.<ref>Natur- und Umweltschutzakademie Nordrhein-Westfalen (Herausgeber) (2000): ''Gewässer ohne Wasser? Ökologie, Bewertung, Management temporärer Gewässer''. (= NUA Seminarbericht Band&nbsp;5) – Recklinghausen (Bitter Druck), 166 S.</ref>
 
=== Übergang zu stehenden Gewässern ===
Die Abgrenzung zwischen Fließgewässern und [[Stillgewässer|stehenden Gewässern]] (oder ''Standgewässern'') ist normalerweise trivial und unmittelbar einsichtig. Zahlreiche [[See]]n – sogenannte Flussseen – und andere Standgewässer werden aber von Fließgewässern durchflossen. Zusätzlich hat der Mensch sehr viele Fließgewässer, darunter fast alle größeren Flüsse Mitteleuropas, durch Dämme zur Wasserkraftgewinnung, zur Verbesserung der Schiffbarkeit oder zum Hochwasserschutz aufgestaut und die Fließgewässer so in eine Kette von [[Stauhaltung]]en umgewandelt oder sogar regelrechte [[Stausee]]n eingefügt. Dadurch ist es in vielen Fällen nicht einfach zu sagen, ob ein bestimmtes Gewässer als ein aufgestauter Fließgewässer-Abschnitt oder ein durchflossenes Standgewässer zu charakterisieren ist.
 
Zur Abgrenzung wird die [[Wassererneuerungszeit|Verweilzeit]] des Wassers im Standgewässer herangezogen, also die Zeit, bei der Zu- und Abfluss theoretisch das gesamte Wasservolumen des Sees einmal ausgetauscht haben. Bei Verweilzeiten bis zu drei Tagen handelt es sich um ein Fließgewässer. Verweilzeiten über dreißig Tage charakterisieren einen See. Der Wertebereich dazwischen bildet einen Übergangsbereich und ist nicht eindeutig zuzuordnen. Solche Gewässer weisen einige Eigenschaften von Standgewässern, andere von Fließgewässern auf. Auch ihre [[Biozönose]] besitzt Übergangscharakter.<ref>Jürgen Mathes, Gudrun Plambeck, Jochen Schaumburg: ''Das Typisierungssystem für stehende Gewässer in Deutschland mit Wasserflächen ab 0,5 km² zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie.'' In: Rainer Denecke & Brigitte Nixdorf (Hrsg.): ''Implementierung der EU-Wasserrahmenrichtlinie in Deutschland: Ausgewählte Bewertungsmethoden und Defizite.'' Brandenburgische Technische Hochschule Cottbus, Aktuelle Reihe 5/2002. {{ISSN|1434-6834}}</ref>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Fließgewässer}}
* {{WikipediaDE|Fließgewässer}}
* {{WikipediaDE|Strömungsretter|Fließwasserretter}} (ein für die Wildwasserrettung ausgebildeter Rettungsschwimmer)


* {{WikipediaDE|Thomas Samuel Kuhn}}
== Weblinks ==
{{Wiktionary|Fließgewässer}}
{{Wiktionary|Wasserlauf}}
* [http://www.fliessgewaesserbewertung.de fliessgewaesserbewertung.de] Informations- und Diskussionsportal zur Bewertung von Fließgewässern anhand des Makrozoobenthos
* [http://wasserblick.net WasserBLIcK] Bund- Länder- Informations- und Kommunikationsplattform


== Schriften ==
== Einzelnachweise ==
* ''The Copernican Revolution: Planetary Astronomy in the Development of Western Thought.'' Harvard University Press, Cambridge 1957.
<references/>
** deutsch: ''Die kopernikanische Revolution.'' Vieweg, Braunschweig 1980, ISBN 3-528-08433-2.
* ''[[Wikipedia:The Structure of Scientific Revolutions|The Structure of Scientific Revolutions]].'' University of Chicago Press, Chicago 1962.
** deutsch: ''Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 1967.
* ''The Essential Tension: Selected Studies in Scientific Tradition and Change.'' University of Chicago Press, Chicago 1977, ISBN 0-226-45806-7.
** deutsch: ''Die Entstehung des Neuen: Studien zur Struktur der Wissenschaftsgeschichte.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 1978, ISBN 3-518-07836-4.
* ''Black-Body Theory and the Quantum Discontinuity 1894–1912.'' Clarendon, Oxford 1978, ISBN 0-19-502383-8.
* ''The Road Since Structure: Philosophical Essays 1970–1993. With an autobiographical interview.'' University of Chicago Press, Chicago 2000, ISBN 0-226-45798-2.


== Literatur ==
{{Normdaten|TYP=s|GND=4017551-0}}
* [[Helmut Kiene]]: ''Grundlinien einer essentialen Wissenschaftstheorie. Die Erkenntnistheorie Rudolf Steiners im Spannungsfeld moderner Wissenschaftstheorien'', Urachhaus Vlg., Stuttgart 1984
* Daniela Bailer-Jones, Cord Friebe: ''Thomas Kuhn.'' Mentis, Paderborn 2009.
* Alexander Bird: ''Thomas Kuhn.'' Acumen, Chesham 2000.
* [[Wikipedia:Steve Fuller|Steve Fuller]]: ''Thomas Kuhn: A Philosophical History for Our Times.'' University of Chicago Press, Chicago 2000.
* Steve Fuller: ''Kuhn vs. Popper: the struggle for the soul of science.'' Icon, Duxford 2003 (Studie über den wissenschaftstheoretischen Streit zwischen Popper und Kuhn).
* [[Wikipedia:Paul Hoyningen-Huene|Paul Hoyningen-Huene]]: ''Die Wissenschaftstheorie Thomas S. Kuhns. Rekonstruktion und Grundlagenprobleme''. Vieweg, Braunschweig 1989 (engl.: ''Reconstructing Scientific Revolutions: Thomas Kuhn’s Philosophy of Science''. University of Chicago Press, 1993). [http://www.philos.uni-hannover.de/hoypub.html (Download, Buch Nr. 3)]
* Paul Hoyningen-Huene: ''Thomas S. Kuhn: Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen (The Structure of Scientific Revolutions, 1962).'' In: ''Interpretationen. Hauptwerke der Philosophie: 20. Jahrhundert.'' Reclam, Stuttgart 1992, S. 314–334.
* Paul Hoyningen-Huene: ''Thomas S. Kuhn.'' In: ''Journal for General Philosophy of Science.'' Band 28, 1997, S. 235–256. ([http://www.zeww.uni-hannover.de/083_Hoyningen_TSKuhn.pdf online]; PDF; 2,2&nbsp;MB). Abgerufen am 2. März 2013
* James A. Marcum: ''Thomas Kuhn’s revolution: an historical philosophy of science.'' Continuum, London 2005.
* Thomas Nickles (Hrsg.): ''Thomas Kuhn'' (Contemporary Philosophy in Focus). Cambridge University Press, Cambridge 2003.
* Uwe Rose: [http://webdoc.sub.gwdg.de/diss/2004/rose/rose.pdf ''Thomas S. Kuhn: Verständnis und Mißverständnis. Zur Geschichte seiner Rezeption.''] (PDF; 2,8&nbsp;MB). Dissertation. Universität Göttingen, 2004.
* David C. Stove: ''Scientific Irrationalism: Origins of a Postmodern Cult.'' Transaction Publishers, New Brunswick 2001.
* K. Brad Wray: ''Kuhn’s Evolutionary Social Epistemology.'' Cambridge University Press, Cambridge 2011.


{{SORTIERUNG:Kuhn, Thomas S}}
{{SORTIERUNG:Fliessgewasser}}
[[Kategorie:Wissenschaftstheorie]]
[[Kategorie:Fließgewässer|!]]
[[Kategorie:Philosoph]]
[[Kategorie:Physiker]]
[[Kategorie:US-Amerikaner]]


{{Personendaten
{{Wikipedia}}
|NAME=Kuhn, Thomas S.
|ALTERNATIVNAMEN=Kuhn, Thomas Samuel
|KURZBESCHREIBUNG=US-amerikanischer Physiker, Wissenschaftstheoretiker und -historiker
|GEBURTSDATUM=18. Juli 1922
|GEBURTSORT=[[Cincinnati]]
|STERBEDATUM=17. Juni 1996
|STERBEORT=[[Cambridge (Massachusetts)]]
}}

Aktuelle Version vom 20. August 2019, 07:35 Uhr

Der Mississippi River in Minneapolis, USA

Fließgewässer ist in der Hydrologie ein Sammelbegriff für alle oberirdisch fließenden Gewässer und bezeichnet einen Wasserlauf des Binnenlandes mit ständig oder zeitweilig fließendem Wasser. Fließgewässer sind Oberflächengewässer. Unterirdisch bewegtes (fließendes) Grundwasser ist kein Fließgewässer. Im Untergrund verlaufende oder in Ponoren im Untergrund verschwindende Höhlenflüsse (Karstgewässer) sind aber in der Zuordnung unklar, sie werden meist zu den Fließgewässern gerechnet.

Klassifikation der Gewässer. Die Angaben zur Breite der natürlichen Fließgewässer sollen nur der Orientierung dienen und sind nicht als Definition zu verstehen.

In der Regel transportieren Fließgewässer das Wasser aus ihrem Einzugsgebiet gemäß der Schwerkraft bis zu ihrer Mündung in ein übergeordnetes Fließgewässer, einen See oder ein Meer. Im Gegensatz zu Fließgewässern enthalten Stillgewässer stehendes Wasser oder Wasser, das nur sehr langsam abfließt. Ein Wassergraben kann entweder ein Fließgewässer oder ein Stillgewässer sein.

Entstehung

Natürliche Fließgewässer können durch direkten, oberflächlichen oder oberflächennahen Abfluss von Niederschlagswasser, dem Gefälle folgend, entstehen. Zumindest in humiden und semihumiden Gebieten versickert das Niederschlagswasser aber regelmäßig überwiegend vorher im Boden und bildet Grundwasser-Horizonte, deren Abfluss als Quellen zutage tritt. Der Abfluss wird dadurch verstetigt. Natürliche Fließgewässer sind, von Ausnahmefällen abgesehen, dann auf ganzer Länge natürlicher Grundwasser-Vorfluter; das bedeutet, dass auch abseits definierter Quellen auf ganzer Länge seitlich Grundwasser dem Gewässer zuströmen kann.

Seltener entstehen Fließgewässer durch den abfließenden Wasserüberschuss von Seen und Mooren oder das Schmelzwasser von Gletschern. Dadurch gebildete Fließgewässer weisen einen eigenen Charakter mit Besonderheiten von Gewässerchemie, Abflussdynamik und Lebensgemeinschaft auf.[1]

Kategorien von Fließgewässern

Einteilung nach Größe und weiteren Kriterien

Allgemeinsprachlich werden bei natürlichen Fließgewässern vier Größenordnungen unterschieden: Rinnsal, Bach, Fluss und Strom. Dialektal gibt es zusätzlich den Begriff Ache, der eine Größenordnung zwischen Bach und Fluss bezeichnet.

In der Fachsprache wird der Begriff Rinnsal nur selten verwendet. Bei der Betrachtung der verschiedenen Abschnitte von Flüssen von der Quelle bis zur Mündung (siehe unten) werden in der Regel nur die Bezeichnungen Bach, Fluss und gegebenenfalls Strom angewendet. So wird etwa der Mittel- und Unterlauf der Weser als Strom eingestuft, ihre Quellflüsse Werra und Fulda jeweils als Fluss und die Quellverläufe von beiden als Bäche.

Die Zuordnung von Fließgewässern zu den Kategorien Bach, Fluss und Strom richtet sich vage nach den Größen Breite, Länge, Einzugsgebiet und Abfluss, die jedoch nicht eindeutig festgelegt sind. Kriterien wie zum Beispiel die Schiffbarkeit (Tiefe) und historische Aspekte spielen ebenfalls eine Rolle.

Zur Definition von Strom wird oft, der DIN-Norm 4049 folgend, das Mündungsgewässer herangezogen. Dieser Begriffsbestimmung gemäß wäre ein Strom ein Fließgewässer, das ins Meer mündet. Danach wäre die in die Nordsee mündende Ems ein Strom, die deutlich mehr Wasser führenden Donau-Nebenflüsse Inn und Theiß jedoch nicht.

Fließgewässerordnungen

Ein weit verbreitetes fachsprachliches System zur Klassifizierung von Fließgewässern nach Größe ist die Flussordnungszahl.[2] In diesem System bilden die kleinsten Fließgewässer (in der Regel Quellabflüsse) die erste Ordnung. Vereinigen sich zwei Gewässer erster Ordnung, entsteht ein Fließgewässer zweiter Ordnung. Mit der Einmündung eines weiteren Gewässers zweiter Ordnung wird ein Gewässer dritter Ordnung erreicht usw. Zu beachten ist dabei, dass die Einmündung kleinerer Fließgewässer in ein Gewässer höherer Ordnung deren Ordnung nicht erhöht.

Verwirrenderweise ist von den so definierten Fließgewässerordnungen eine weitere Einteilung von Fließgewässern erster, zweiter, manchmal auch dritter Ordnung zu unterscheiden, die sich aus der deutschen Gesetzgebung ergibt; diese hat mit den Flussordnungszahlen nichts zu tun. Dabei geht es im Wesentlichen darum, wer die Verpflichtung zur Gewässerunterhaltung hat. Vergleiche dazu Ordnung (Gewässer).

Fließgewässertypen

Heute werden in Deutschland insgesamt fünfundzwanzig Fließgewässertypen unterschieden. Wichtige Parameter hierbei sind neben der Größe der Gewässer und dem Gefälle (vgl. Flusslängsprofil) auch die Ökoregion (z. B. Alpen, Mittelgebirge, Norddeutsches Tiefland), die Höhenlage und die Geologie des Einzugsgebiets (karbonatisch oder silikatisch).[3]

Einteilung von Flüssen in Abschnitte

Oberlauf, Mittellauf, Unterlauf

Die Einteilung von Flüssen in die Abschnitte Oberlauf, Mittellauf und Unterlauf richtet sich vor allem nach dem Gefälle, das im Oberlauf am größten ist und im Unterlauf am geringsten.

Längszonierung nach Fischregionen

Zusätzlich, und ergänzend zur hydrologischen Klassifizierung, werden Gewässer nach ihrer Lebensgemeinschaft (Fachausdruck: Biozönose) in Zonen eingeteilt. Das älteste gebräuchliche System teilt diese nach sogenannten Leitfischen in Fischregionen ein. Dabei unterscheidet man, von der Quelle an: Forellen-, Äschen-, Barben-, Brachsen- (oder Blei-) und Flunder-Region.

Limnologische Längszonierung

In der Limnologie werden Fließgewässer im Flusslängsprofil in das Krenal (Quellregion), das Rhithral (Bachregion) und das Potamal (Flussregion) aufgeteilt.[1] Dabei entspricht das Rhithral grob in etwa der Forellenregion, das Potamal den anderen Fischregionen (im Krenal leben keine Fische). Diese Zonierung geht auf den Limnologen Joachim Illies zurück,[4] sie wird bis heute angewandt und verfeinert.

Fließgewässersysteme

Fließgewässer werden zu Fließgewässersystemen geordnet, die jeweils nach dem größten Fluss bzw. Strom benannt werden, in den die anderen einmünden. Diese werden durch Fließgewässerkennziffern, die jeweils alle Informationen über die Mündungsgewässer in sich tragen, hierarchisch geordnet. Die Benennung folgt nicht ausschließlich hydrologischen, sondern auch z. T. historischen Einteilungen. Hiernach wird z. B. die Eder als Nebenfluss der Fulda geführt und der Inn als Nebenfluss der Donau, obwohl es sich je um einen gleichberechtigten Zusammenfluss handelt. Die Regnitz wird gar als Nebenfluss des Mains eingeordnet, obwohl sie bei ihrer Mündung deutlich mehr Wasser führt als der Main selbst. Dieses ist der historischen Namensgebung geschuldet.

Ökologischer Zustand

In der Europäischen Union (EU) wird der ökologische Zustand von Fließ- bzw. Oberflächengewässern (wie von Grundwasser) nach der Richtlinie 2000/60/EG (EU-Wasserrahmenrichtlinie, WRRL) nach verschiedenen Kriterien analysiert und nach fünf Graden eingeteilt: „sehr gut“, „gut“, „mässig“, „unbefriedigend“, „schlecht“.[5][6]

Nach einer Anfang April 2018 veröffentlichten Antwort der deutschen Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage von Bündnis 90/Die Grünen seien die meisten deutschen Flüsse und Bäche in einem ökologisch schlechten Zustand: In 93 % lebten nicht mehr die eigentlich dort vorzufindenden Gemeinschaften aus Fischen, Pflanzen und Kleintieren, 79 % seien durch menschlichen Ausbau "in ihrer Struktur deutlich bis vollständig verändert". Lediglich 6,6 % der bewerteten Fließgewässerabschnitte seien nach den EU-Kriterien in „gutem“, 0,1 % in „sehr gutem“ Zustand. Gewässer und Flussauen gehörten in Deutschland lt. Umweltbundesamt weiter zu den bedrohten Lebensräumen. Als häufigste Gründe für einen mäßigen, unbefriedigenden oder schlechten Zustand der untersuchten Gewässer werden landwirtschaftliche Belastungen (z. B. aus Düngung oder der Verwendung von Spritzmitteln) sowie Begradigungen, Verbauungen oder Unterbrechungen durch Wehre genannt.[7]

Temporäre Kenngrößen

Die Kenngrößen Einzugsgebiet und Länge stehen weitgehend fest; bei den Größen Breite, Tiefe, Abfluss und Fließgeschwindigkeit können relativ konstante Mittelwerte angegeben werden. Daneben gibt es noch einige weitere Parameter von Fließgewässern, die deutlichen Schwankungen unterliegen. Ihre Beobachtung gehört ebenfalls zu den Aufgaben von Hydrologie und Limnologie.

Biologische Qualität: Die biologische Qualität von Fließgewässern wird anhand des Saprobiensystems in Gewässergüteklassen eingeteilt. Eine aktuell weitgehend akzeptierte ökologische Klassifikation bietet das River Continuum Concept.

Wasserstand: In Abhängigkeit vom Wasserangebot (z. B. Niederschlag) kann der Wasserpegel erheblich schwanken, es kann zu Hochwasserereignissen oder Niedrigwasserständen kommen. Aus Wasserstands-Aufzeichnungen kann ein mittlerer Wasserstand bestimmt werden.

Geschiebetransport

Je nach Fließgeschwindigkeit haben Fließgewässer die Fähigkeit, Geschiebe mitzutransportieren:[8]

  • Fließgeschwindigkeit bis 0,3 m/s: Bewegung von Grobsand bis 1,7 mm Durchmesser
  • Fließgeschwindigkeit bis 0,7 m/s: Bewegung von Grobkies bis 9,2 mm Durchmesser
  • Fließgeschwindigkeit bis 1,7 m/s: Bewegung von Geröll bis 1,5 kg Gewicht
  • Fließgeschwindigkeit bis 2,0 m/s: Bewegung von Blöcken bis 20 cm Durchmesser
  • Fließgeschwindigkeit ab 3,0 m/s (etwa 10 km/h): Bewegung auch größerer Objekte

Grenzfälle

Trockenfallende Fließgewässer

Kleine, aber auch größere Gewässer können entweder ganzjährig Wasser führen oder vorübergehend trockenfallen, sogar Flüsse (siehe Karstgewässer). Speziell bei Karstgewässern werden Bereiche, in denen der oberirdische Abfluss regelmäßig versiegt, Bachschwinde oder Ponor genannt.

Trockenfallende (temporäre) Fließgewässer können periodisch wasserführend sein (z. B. regelmäßig im Hochsommer austrocknen) oder episodisch, d. h. nur kurzzeitig überhaupt Wasser führen (z. B. nach starken Niederschlägen wie etwa Wadis oder zur Schneeschmelze).

Natürlicherweise periodisch trockenfallende Bäche weisen eine eigenständige Lebensgemeinschaft mit spezialisierten Arten auf.[9]

Übergang zu stehenden Gewässern

Die Abgrenzung zwischen Fließgewässern und stehenden Gewässern (oder Standgewässern) ist normalerweise trivial und unmittelbar einsichtig. Zahlreiche Seen – sogenannte Flussseen – und andere Standgewässer werden aber von Fließgewässern durchflossen. Zusätzlich hat der Mensch sehr viele Fließgewässer, darunter fast alle größeren Flüsse Mitteleuropas, durch Dämme zur Wasserkraftgewinnung, zur Verbesserung der Schiffbarkeit oder zum Hochwasserschutz aufgestaut und die Fließgewässer so in eine Kette von Stauhaltungen umgewandelt oder sogar regelrechte Stauseen eingefügt. Dadurch ist es in vielen Fällen nicht einfach zu sagen, ob ein bestimmtes Gewässer als ein aufgestauter Fließgewässer-Abschnitt oder ein durchflossenes Standgewässer zu charakterisieren ist.

Zur Abgrenzung wird die Verweilzeit des Wassers im Standgewässer herangezogen, also die Zeit, bei der Zu- und Abfluss theoretisch das gesamte Wasservolumen des Sees einmal ausgetauscht haben. Bei Verweilzeiten bis zu drei Tagen handelt es sich um ein Fließgewässer. Verweilzeiten über dreißig Tage charakterisieren einen See. Der Wertebereich dazwischen bildet einen Übergangsbereich und ist nicht eindeutig zuzuordnen. Solche Gewässer weisen einige Eigenschaften von Standgewässern, andere von Fließgewässern auf. Auch ihre Biozönose besitzt Übergangscharakter.[10]

Siehe auch

Weblinks

 Wiktionary: Fließgewässer – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wiktionary: Wasserlauf – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
  • fliessgewaesserbewertung.de Informations- und Diskussionsportal zur Bewertung von Fließgewässern anhand des Makrozoobenthos
  • WasserBLIcK Bund- Länder- Informations- und Kommunikationsplattform

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Wilfried Schönborn, Ute Risse-Buhl: Lehrbuch der Limnologie. Schweizerbarth Verlag, Stuttgart 2. Auflage 2013. ISBN 978-3-510-65275-4
  2. A. N. Strahler (1952): Dynamic basis of geomorphology. Geological Society of America Bulletin 63: S. 923–938.
  3. Tanja Pottgiesser & Mario Sommerhäuser (2008): Beschreibung und Bewertung der deutschen Fließgewässertypen – Steckbriefe und Anhang. online
  4. Joachim Illies (1961): Versuch einer allgemeinen biozönotischen Gliederung der Fließgewässer. Internationale Revue der gesamten Hydrobiologie 46: S. 205–213.
  5. Umweltziele - der gute Zustand für unsere Gewässer, bmnt.gv.at. Abgerufen am 4. April 2018.
  6.  Sibylle Wilke: Ökologischer Zustand der Fließgewässer. In: Umweltbundesamt. 18. Oktober 2013 (https://www.umweltbundesamt.de/daten/wasser/fliessgewaesser/oekologischer-zustand-der-fliessgewaesser#textpart-2).
  7.  Ökologischer Zustand: Zu wenig Leben in deutschen Flüssen und Bächen. In: Spiegel Online. 2. April 2018 (http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/bundesregierung-zu-wenig-leben-in-deutschen-fluessen-und-baechen-a-1200865.html).
  8. Angaben nach Claus-Peter Hutter (Hrsg.): Quellen, Bäche, Flüsse und andere Fließgewässer, Stuttgart/Wien 1996, S. 40.
  9. Natur- und Umweltschutzakademie Nordrhein-Westfalen (Herausgeber) (2000): Gewässer ohne Wasser? Ökologie, Bewertung, Management temporärer Gewässer. (= NUA Seminarbericht Band 5) – Recklinghausen (Bitter Druck), 166 S.
  10. Jürgen Mathes, Gudrun Plambeck, Jochen Schaumburg: Das Typisierungssystem für stehende Gewässer in Deutschland mit Wasserflächen ab 0,5 km² zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie. In: Rainer Denecke & Brigitte Nixdorf (Hrsg.): Implementierung der EU-Wasserrahmenrichtlinie in Deutschland: Ausgewählte Bewertungsmethoden und Defizite. Brandenburgische Technische Hochschule Cottbus, Aktuelle Reihe 5/2002. ISSN 1434-6834


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